Offensichtlich gab es auch im Hole anständige Menschen.
Was erwartest du, wenn im Village auch Gestalten wie Miss "isch flüche auf Français" Blaukopf landen?
Na, das ist ein Argument...

Der Junge im Schal, wohl ebenfalls Engländer, wenngleich mit Sicherheit aus ganz anderem Milieu als Celina, wirkte nicht gerade bedrohlich. Sein Kommentar über die Unterwelt stimmte sie allerdings aufmerksam. Vielleicht sollte sie Abstand von ihm halten, um nicht in schmutzige Geschäfte verwickelt zu werden.
David Stevens, wie der Amerikaner sich gerade vorstellte, machte dagegen einen ziemlich sympathischen Eindruck und seine Flut-Theorie, so beunruhigend sie auch war, klang plausibel.
Freundlich lächelnd ergriff Celina seine Hand. "Blair. Celina Blair." Sie hielt kurz inne und fügte dann mit leicht säuerlichem Lächeln hinzu: "Mittlerweile hätte ich wohl mein Psychologie-Studium begonnen, hätte ich nicht vor einem Jahr recht unfreiwillig 'die Möglichkeit, Teil der Geschichte zu werden' ergriffen. Und... nun, irgendwie bin ich hier gelandet." Der Wein mochte sie etwas aufgelockert haben, aber sie war bei Weitem nicht angetrunken genug, um leichtfertig und fröhlich über die Details ihrer Reise zu sprechen. Die Menge an Alkohol, die dafür notwendig wäre, würde sie wahrscheinlich entweder ins Koma oder gar in ein frühes Grab senden.
Gleichermaßen erwähnte sie ihr Elternhaus bewusst nicht. Natürlich hatte es ihre Eintrittskarte ins Village gesichert und natürlich vermochte es dort Eindruck zu schinden, wenn man die Tochter eines bekannten Diplomaten war. Aber das einem Gegenüber zu erzählen, das zwangsweise ins Hole gesteckt wurde, würde wohl kaum einen guten Eindruck hinterlassen.
Stattdessen fuhr sie also fort: "Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr Stevens." Dann blickte sie besorgt aus dem Fenster. "Eine Evakuierungsmaßnahme also? Ja, dieses Unwetter sieht in der Tat übel aus..." Plötzlich war Celina froh, dass sie sich heute ins Gemeinschaftszentrum begeben hatte, ohne zuvor eine offizielle Einladung erhalten zu haben. Sollte es wirklich zu Überschwemmungen kommen... nun, sie wollte nicht noch einmal ganz alleine in einer Notlage auf den unwahrscheinlichen Fall einer Rettung ausharren.
Du hättest doch mich, Prinzessin.
Ja. Das ist wohl auch das Einzige, was solche Situationen schlimmer machen könnte...

Nachdenklich wandte Celina sich erneut Mr Stevens und damit zwangsläufig auch dem suspekten Jungen im Schal zu. "Das ist plausibel. Aber ob das alles ist, was hinter dieser Veranstaltung steckt? Mr Vantowers wirkte ja ziemlich angespannt bei seiner Rede. Und diese ganze Geheimniskrämerei und das Reden von nachhaltigen Veränderungen, Geschichte, Demokratie..." Dann machte sie eine weitläufige Geste in den Raum und fügte hinzu: "Abgesehen davon, dass dieses Gebäude noch weitaus mehr Menschen fassen würde, als anwesend sind, ginge es in erster Linie um eine Evakuierung."
Es sei denn, natürlich, man hätte absichtlich nur ein paar Leute eingeladen und den Rest sich selbst überlassen. Um länger mit Vorräten versorgt zu sein und weniger Gesindel aushalten zu müssen. Aber sicher würde so was in dieser demokratischen Idylle niemals vorkommen.
"Aber wozu dient diese Repräsentantenwahl, Wil- äh wirklich?" Jetzt fing sie schon wieder an, laut mit Will zu sprechen. Mit entschuldigendem Lächeln in Richtung von Mr Stevens und dem Jungen im Schal hustete Celina ein paar Mal und hoffte, dass ihre Selbstgespräche dadurch niemandem auffielen.
Immerhin war ihre Frage nicht vollkommen aus dem Kontext gestellt worden.