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Young Imperial Combo
Dolores zögerte einen kleinen Augenblick lang. Das Gemeinschaftszentrum war prinzipiell offen für alle und ein Besuch dort verwirrte sie immer in höchstem Maße. Einerseits konnte sie schon so etwas wie Mitleid für die Leute im Hole verspüren, die sich dort auch meist in größeren Zahlen aufhielten und oft nicht viel zu lachen hatten. Andererseits hielt sie sie doch alle für Gesindel - und zweifellos waren auch die meisten von ihnen Gauner, egal ob freiwillig oder nicht - dem man in jedem Fall am besten aus dem Weg ging.
Eigentlich hatte sie aber nichts Besseres zu tun und Celina schien nach guter Gesellschaft zumute zu sein. Und sie sollte verdammt sein, wenn sie gerade so etwas ausschlagen würde - Dolores Thomas, die ihren aktuellen Lebensstil nur damit finanziert hatte, eine gute Gesellschaft zu sein!
"Ich trinke gerne einen Tee mit dir, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich die Einladung nicht ausschlagen muss und selbst bezahle. Immerhin hast du vorhin im Gegensatz zu mir anscheinend schon Geld für viel zu teure Kekse ausgegeben." Sie zwinkerte Celina zu und sah sich noch einmal kurz zu ihren Hecken um. Ethan schien die Arbeit beendet zu haben und ins Haus gegangen zu sein, in jedem Fall erwartete er aber offenbar keine schnelle Rückkehr seiner Lebensgefährtin. Also machten sich die beiden Damen auf den Weg ins Gemeinschaftszentrum.
Dolores stellte etwas überrascht fest, dass Celina ebenfalls eine angenehme Gesellschaft war - sie konnte sich gewählt ausdrücken, war überaus höflich und hatte mehr zu erzählen als nur Klatsch und Tratsch über die Bewohner des Villages. Nicht, dass Dolores etwas gegen Klatsch und Tratsch hatte - sie wusste gerne über alles Bescheid - aber ohne solche Themen fühlte sich die ganze Konversation irgendwie.. ehrlicher an. Nicht so falsch wie alles andere, was man sonst so im Village erlebte.
Schon von weitem konnte man erkennen, dass sich im Gemeinschaftszentrum ungefähr doppelt so viele Leute tummelten, wie das Village Einwohner hatte. Dies war nicht weiter ungewöhnlich, aber irgendwie schien das Treiben an diesem Tag hektischer und unkontrollierter zu sein als sonst. Dolores presste ihre Lippen aufeinander. War es wirklich so eine gute Idee, hier nun in Ruhe einen Tee trinken zu wollen? War es überhaupt möglich durch diese ganzen fremden Menschen zu laufen - Aufsicht hin oder her - ohne am Ende bis auf die Knochen ausgeraubt und nach Gosse müffelnd herauszukommen?
Celina blieb auch untentschlossen stehen, sagte aber erst einmal eine ganze Weile nichts und sah aus als wäre sie in tiefe Gedanken versunken. Dolores hüstelte einmal laut und das Mädchen sah sie an, als hätte sie eben erst gemerkt, dass sie auch noch da war. "Oh, ähm. Ja, das sieht ja ziemlich überfüllt aus.", meinte Celina etwas verlegen. Dolores nahm einfach an, es wäre ihr peinlich sie nun umsonst hierher geführt zu haben, also zuckte sie mit den Schultern und sagte mit einer energischen Kopfbewegung: "Nun, jetzt sind wir schon hier, jetzt sehen wir auch was die uns zu bieten haben." Sie war selbst nicht besonders überzeugt, aber sie wollte dem Kind die Verlegenheit ersparen.
Als die beiden näher herantraten, bemühte Dolores sich, mit möglichst erhobenem Haupt voranzuschreiten und gleichzeitig jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Dabei fiel ihr in der Entfernung das blaue Leuchten eines Haarschopfes auf. Offenbar eine Dame mit sehr eigenem Modegeschmack. Wo bekam man heutzutage überhaupt so eine Farbe her? Bestimmt nur geklaut oder aus irgendeinem Giftzeug gemischt. Plötzlich schien die Frau ihren Blick zu bemerken und Dolores drehte sich schnell wieder weg. Kein Blickkontakt verdammt.
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