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Ehrengarde
30. Juli 2013, 23:55
The Village, Grenzgebiet zu Sektor Alpha
Die Kühle der Nacht genießend stand Aileen am vereinbarten Treffpunkt am Strand und zupfte ihren Ausschnitt zurecht. Es war ein wirliklich netter Ausschnitt, der tiefste, den sie hatte, an einem wirklich netten Kleid, dem man es fast nicht ansah, dass die junge Frau ihre Tage im Hole verbrachte. Sie hatte eine volle Woche gebraucht, Abe von der Wichtigkeit dieses Kleiderkaufes zu überzeugen und inzwischen hatte es seinen enormen Preis mehr als wieder eingetragen. Zudem war es eine Eintrittskarte bis an den Rand von Sektor Alpha, denn wenn man flink war und den Kontakt mit den Einsässigen vermeidete, konnte man in angemessener Kleidung schadlos das Village durchqueren. Die kleineren Abwetzungen fielen im Halbdunkel der Nachtbeleuchtung nicht weiter auf. Aileen zog es ohnehin vor, in der Nacht zu arbeiten. Die Hitze der letzten Tage hatte ihr zunehmend auf den Kreislauf geschlagen und ihr Schwindel und Übelkeit verursacht. Alleine der Gedanke an die aufgeheizte kleine Wellblechhütte, die sie sich mit Abe teilte, trieb sie geradezu aus dem Hole heraus. Was sie jedoch ebenfalls lockte, war der Profit. Mit etwas Glück würde sich heute die Investion der letzten Nächte lohnen.
Schon schälte sich die breitschultrige Gestalt aus dem Dunkeln, die sie erwartet hatte. "Wie schön, dich zu sehen. Noch dazu so pünklich dazu. Du weißt ja gar nicht, wie viele Männer eine Frau warten lassen. " Begrüßte Aileen ihre Verabredung lächelnd.
Private Sheng grinste verlegen. Es war nicht zu übersehen, wie aufgeregt er war. Er war offenbar noch am überlegen, wie viel Körperkontakt er in seine Begrüßung mit einbringen durfte, als Aileen ihm die Entscheidung abnahm, indem sie in einer vorsichtigen Umarmung ihre Wange an seine legte.
"Wollen wir etwas am Strand spazieren gehen?", bot sie an.
Mit einem zustimmenden Geräusch folgte der Private ihr über den weißen Sand und legte nach kurzem Zögern einen Arm um ihre Tallie. Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. Aileen duldete seine Berührung, wenn auch nur auf Grund des verräterischen Geräusches klimpernden Metalls in seinen Taschen.
"Diese Nacht ist wunderschön!", sagte sie und lachte vergnügt, "Lass uns an einen Ort gehen, der geschützter und einsamer ist, was meinst du?"
***
31.Juli 2013, 03:10
The Hole
Abe hob den Kopf, als er eine ihm vertraute Stimme vernahm. Sie gehörte Aileen, die sich mit tiefem Ausschnitt und honigsüßem Lächeln ihren Weg zu der kleinen Hütte bahnte, die wenigen Nachbarn, welche sich zu dieser Uhrzeit noch herumtrieben, freundlich grüßend, als befände sie sich in einer Straße voller gepflegter Vorgärten und schnuckeliger Einfamilienhäuser, nicht im Vorort der Hölle. War das ein Wasserkanister, den sie da verhüllt an ihrer rechten Seite mit sich schleppte? Abe betrachtete zuerst ihr aufreizendes Kleid, dann den selbstgefälligen Zug in ihrem Lächeln. Sie hatte Ware. Mehr als Wasser. Ohne Umschweife stand er auf und zog sich die kleine Wellblechhütte zurück.
Aileen folgte ihm, stellte den Kanister neben sich und verschloss den Eingang
"Was hast du dabei?", fragte Abe. Nicht, 'Woher hast du es', oder 'Wie hast du es beschafft.' Er wollte wirklich nichts weniger wissen, als das. Ihr Ausschnitt sprach Bände.
Statt einer Antwort nahm Aileen ihr Hüfttuch ab, wickelte es aus und ließ eine ansehnliche Menge Munition auf das Lager fallen. Richtige Munition, Militärqualität, nicht das improviserte Zeug. Abe verzog das Gesicht. "Das ist viel zuviel, Ai."
"Im Gegenteil, mein Lieber. Es ist nie genug. Du kennst ja die Preise."
"Ich meine es ernst, dein Kontakt wird unvorsichtig. Triff dich nicht wieder mit ihm, die Sache wird mir zu gefährlich."
Aileen seufzte. "Okay, sieh halt zu, dass du das Zeug schnellst möglich verschacherst."
Es war eine goldene Regel der beiden, dass die eigene Hütte stehts clean blieb. Tatsächlich besaßen weder Aileen noch Abe irgendwelche Waffen. Selbst Abes Wurfmesser waren ihm gleich bei ihrem "Einzug" ins Hole abgenommen worden, seinen Beteuerungen, er benutze diese nur für Vorführungen, zum Trotz. Er trauerte ihnen noch heute hinterher - sie waren Familienerbstücke gewesen und bis dato nie für etwas anderes als die Unterhaltung anderer benutzt worden. Inzwischen hatte sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Kampf entweiht und zerkratzt.
"Brauchst du was bestimmtes?", fragte Abe.
Aileen schritt nachdenklich den kleinen Raum ab, den sie sich mit Abe teilte. Er umfasste nicht viel mehr als zwei Matratzen, eine Kochstelle, einen kleinen Tisch, drei zu Sitzen umfunktionierten Baumstämmen, sowie einer Menge Regalbretter. Alleine die Matratzen waren im Hole ein Vermögen wert, genau so wie das Kleid, das Aileen am Leib trug. Die Irin zögerte, bevor sie ihrem Gefährten antwortete. "Nähzeug, wenn du es bekommst. Wenn möglich sogar Stoff - Irgend welche alten Sachen, die man noch vernähen kann."
Abe hob eine Augenbraue. Das war ungewöhnlich. Aber notierte es sich im Geiste zu den anderen Sachen, die sie dringend benötigten und ging nicht näher darauf ein.
Aileen zog eine abgewetzte Jeans und ein graues unscheinbares Top aus einem Kleiderstapel .
"Lass uns an die Arbeit gehen."
Ein paar Stunden später, als sich die beiden die Erde vom Leib gewaschen hatten und erschöpft auf ihre Lager sanken, war sämtliche Munition verkauft oder in den üblichen Verstecken vergraben.
***
31.Juli 2013, 05:45
The Hole, in Aileens und Abrahams Hütte
In der Dunkelheit der Hütte spürte Abe, wie Aileen zu ihm unter die Decke kroch und sich an ihn schmiegte. Ihre Hand schob sich unter seinen Hosenbund und im Nacken spürte er den Druck ihrer Zähne. Für gewöhnlich nahm sie sich ohne große Umschweife das, was sie gerade wollte. Abe und Sex stellten in diesem Zusammenhang keine Ausnahme dar. Nicht, dass Abe groß etwas dagegen gehabt hätte. Auch, wenn die kleinen Zusammentreffen zwischen den beiden ihre langjährige Verbindung in gleichem Maße verkomplizierten, wie sie sie vertieften, fand er sie alles andere als unangenehm und die Hitze in der kleinen Wellblechhütte machte das Einschlafen ohnehin schwer. Er genoss die Heftigkeit ihres Atems und die Weichheit ihrer Haut, als er nach Aileen griff und sie mit seinem Gewicht tief in das Lager drückte.
Als die beiden voneinander abließen, fand keinerlei weitere Liebkosung statt. Sie drehten sich - wie gewohnt - mit den Rücken zueinander, um zu schlafen. So, als wäre nie etwas zwischen ihnen passiert. Während Aileen bereits nach wenigen Sekunden in einen erschöpften Schlaf fiel, lag Abe noch etwas wach, lauschte den ersten Geräuschen des Morgens und dachte an Irland. Ob Alistair und die anderen noch am Leben waren? Schon seit über einem Jahr waren Aileen und er von ihrer Wahlfamilie getrennt. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Ihm kam in den Sinn, dass es ein reines Wunder war, dass Irenbande nie etwas über die kleinen nächtlichen Treffen zwischen ihm und seiner Sandkastenfreundin erfahren hatte. Die beiden hatten es stets geheim gehalten. Aileens Beweggründe hierfür kannte er nicht. Seine eigenen waren recht simpel: Er wollte nicht fälschlicherweise für ihren Lebensgefährten gehalten werden. In Aileens Leben gab es keinen Mann. Entweder das, oder sehr viele - je nachdem, wie man es auslegen wollte. Abe hatte sich nie sonderlich dafür interessiert, was sie diesbezüglich trieb, solange die junge Frau wohlbehalten wieder nach Hause kam. Er folgte in dieser Hinsicht seiner eigenen Regel, die er auch jedem anderen Mann nahelegen würde:
Er vermied es nach Möglichkeit, sein Herz an Aileen zu verschenken, denn er bezweifelte, dass er dafür irgendeine Form der Gegenleistung zu erwarten hatte.
Geändert von Ty Ni (06.08.2013 um 20:36 Uhr)
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