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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 0 - Rollenspielintro

  1. #21
    Toll gelaufen. Da könnte man in Ruhe Kekse essen und sich die Füße im Meerwasser kühlen - aber warum sollte man, wenn man sich auch von Militär-Omas aus dem Village werfen lassen kann.
    Halt doch bitte einmal den Mund, Will!
    Celina war gerade erst bewusst geworden, dass sie mit der alten McAldrin noch nie persönlich gesprochen hatte.
    Trotzdem: Sie einfach mit den im Hole ansässigen Dieben und Bettlern gleichzusetzen - sie, die Tochter einer anständigen und angesehenen Familie - das ging zu weit! Was bildete sich diese... "Militär-Oma" eigentlich ein, so etwas grundlos zu unterstellen!?

    Aber der alten Dame gegenüber unhöflich zu werden, würde auch nichts helfen. Jetzt galt es erst einmal, den eigenen Ruf zu retten, ohne dabei in Schwierigkeiten zu geraten. Man wollte schließlich im Village bleiben.
    Ihre Wut zügelnd, aber mit deutlich weniger warmen Lächeln, antwortete Celina: "Nun, ich kann Ihnen beruhigt versichern, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Es tut mir aufrichtig Leid, einen derart falschen Eindruck gemacht zu haben, geehrte Mrs McAldrin. Ebenso bitte ich um Entschuldigung, mich bislang nicht persönlich bei Ihnen vorgestellt zu haben."
    Pass auf, dass du nicht ausrutschst, Prinzessin...

    "Mein Name ist Celina Blair. Mein Vater, Aaron Blair, ist ein britischer Diplomat, welcher seit Jahren beiden Seiten zum Vorteil gereichende Beziehungen zur australischen Regierung pflegte und dessen Name auch im hiesigen Militär kein unbekannter ist. Aus diesem Grunde wurde mir ein Platz hier im Village zuteil und ich habe bereits mehrere Monate hier verbracht."
    Beeindruckend, was man so an großen Reden über Daddys Taten halten kann, um sich selbst aus der Scheiße zu ziehen.
    Will, du sollst nicht so viel fluchen!
    Jaja, ich lasse ja schon davon ab, die zarten Ohren Ihrer Hoheit zu belästigen.
    Darum bemüht, sich nichts von ihren inneren Dialogen (oder Monologen???) anmerken zu lassen, warf Celina Mrs Thomas einen hilfesuchenden Blick zu. Mit dieser hatte sie schon das ein oder andere Mal gesprochen und sie stets für eine vernünftige Frau gehalten. Vielleicht würde sie die Situation mit entschärfen und McAldrin beruhigen und von Celinas Aufrichtigkeit überzeugen können?

    Geändert von Zitroneneis (07.08.2013 um 00:40 Uhr)

  2. #22
    Gerade als die beiden Männer zu Ende geredet hatten, öffnete sich die Tür der Bar und zwei Soldaten traten ein. Sie blickten in den staubigen Raum und erblickten den Barmann, der hinter dem Tresen stand. Ihr Blick wanderte über den Tresen bishin zu den beiden Herren. Dann traten sie ein und postierten sich direkt vor dem Barmann. "Was kann ich für sie tun, meine Herren?", fragte dieser, während er argwönisch seine linke Augenbraue hebte "Ich dachte, ihr Soldaten müsst euren Dienst bis in die späten Abendstunden verrichten." "Ruhe, Barmann, der General hat befohlen, dass wir hier aufräumen und das Gesindel rausschmeißen. Das hat hier im Village nichts zu suchen und wir haben erfahren, dass vor allem in diesem Drecksloch immer wieder derartiges Pack anzutreffen ist."

    Kaum hatten sie geendet, hoben sie bereits ihre Waffen und richteten sie auf die beiden Herren, die sich gerade aus dem Staub machen wollten. "Stehengeblieben! Niemand verlässt den Raum, bevor wir nicht seine Identität sichergestellt haben." Als ob die Worte nicht genug gewesen wären, machten die Soldaten ihre Waffen mit einem lauten klicken scharf; falls jemand irgendeine Bewegung machen sollte, wären sie wohl bereit, zu schießen. "Meine Herren, wir sind hier nicht im Hole. Waffennutzung hier im Village würde nur für Aufsehen sorgen und ich glaube nicht, dass der General soetwas begrüßen würde." "Genau, ganz genau." die beiden verdächtigen Personen schienen aus ihrer Angststarre aufgetaut zu sein. "Ihr wollt hier doch keinen Ärger machen." "Schnauze, elendes Gesindel! Nur noch eine einzige Bewegung!"

    Einer der beiden Soldaten wandte sich ab und begann die Bar nach weiteren Personen abzusuchen. "Hier ist niemand mehr. Lass uns die beiden hier abführen, die sehen schon so aus, als wären sie aus diesem Loch gekrabbelt. Papiere haben sie sicher auch keine, die sind mit Sicherheit aus dem Hole." "Heda, mitkommen!" sagte der zweite Soldaten zu den beiden Männern "Aber wir..." "MITKOMMEN!" die Waffe wieder im Anschlag verließen die Soldaten zusammen mit den beiden Männern im Schlepptau die Bar, die jetzt praktisch leer war.

    "Anscheinend geht denen die Hitze reichlich aufs Gemüht. Es dauert nicht mehr lange, bis die irgendwas richtig dummes anstellen, also das Militär." "Das scheint der Fall zu sein." Matt schälte sich aus der Dunkelheit, die sich in einer der Ecken breitgemacht hatte. "Es scheint, ich sollte Village und Hole für eine Weile meiden, zumindest, bis sich alles wieder ein wenig beruhigt hat." "Es gibt da diesen Raum im Gemeinschaftszentrum. Der wurde erst kürzlich renoviert und ist vor allem gut besucht. Eine Person mehr, oder weniger erregt da sicher kein Aufsehen." "Das werd ich mir auf jeden Fall ansehen." mit den Worten machte Matt Anstalten, die Bar zu verlassen.

    "Was ist mit der Bezahlung? Vergiss nicht, dass du mir noch was schuldig..." *kling* Der Barmann konnte seinen Satz nichtmal beenden, als ein kleines Säckchen mit Münzen auf seinem Tresen landete. "Stimmt so!" mit diesen Worten öffnete Matt die Tür und verließ die Bar. "Verrückter Junge! Der könnte wohl bei seiner eigenen Hinrichtung dem Henker das Beil unter den Augen wegklauen." lachte der Barmann.

    Matt machte sich auf den Weg zum Gemeinschaftszentrum.

    Geändert von R.F. (07.08.2013 um 00:43 Uhr)

  3. #23
    "Das hier ist das Gemeinschaftszentrum", fing Nikis Betreuer an zu erklären, "hier treffen sich verschiedene Leute aus allen Bereichen von Camp Hope."
    "C-Camp Hope? Bereiche? Äh... wie läuft das alles hier eigentlich?", fragte er, seine Überforderung mit Kopfkratzen signalisierend.
    "Weißt du echt gar nichts? Was haben die vorherigen Betreuer in den sechs Wochen mit dir gemacht?"
    "Äh... a-also ich habe die meiste Zeit mich nur untersuchen lassen, glaube ich. Ab und zu w-wurde mir was zum Lesen gebracht, aber d-das war nicht so spannend..."
    "Oh je... na ja. Ich erklär es dir grob. Wir befinden uns hier auf einem geschlossenen Bereich, der uns vor der Außenwelt schützt. Allgemein bekannt auf Camp Hope."
    "U-und die Bereiche?"
    "Es gibt fünf Bereiche. Sector Alpha, unsere Militärbasis; Sector Beta, wo du herkommst; The Village, wo die ganzen Bonzen sich tagein tagaus vollaufen lassen; The Hole, wo der ganze Rest hinkommt... und zu guter Letzt hier, das Gemeinschaftszentrum."
    "I-Ist dieses Hole der Ort, den man v-von meinem Fenster aus sieht...?", fragte Niki, als ob er es nicht schon wüsste.
    "Ja. Aber ich hab' dir gesagt, halt dich von dort fern", gab sein Betreuer einen warnenden Ton, "da ist nichts, was für dich geeignet wäre."
    "G-Gut, i-ich will da eh nicht hin..."

    Was natürlich gelogen war. Nicht, dass er voll scharf drauf war, mal so richtig im nächsten Loch die Sau rauszulassen, aber seine Neugier weckte den innersten Forschergeist in ihm. Irgedwie zog es ihn dorthin, obwohl er wusste, dass es für ihn dort zu gefährlich gewesen wäre. Möglicherweise identifizierte er sich mit den Leuten dort, oder es war irgendwas Magisches. Auf jeden Fall kam er sich selber komisch mit seinem Interesse zu diesem Ort vor.

    "Also, hast du genug gesehen?", unterbrach sein Betreuer ihn in seinem Gedankengang.
    "W-Was? N-Nein, natürlich nicht!!", antworte Niki ohne groß nachzudenken, "Ich will hier noch a-auf jeden Fall bleiben!"
    "Wirklich? Aber hier gibt es doch nichts Spannendes...", murmelte der Betreuer vor sich hin, "...nur irgendwelche versifften Penner oder überhebliche Snobs."
    "K-Können wir uns nicht z-zumindest noch dort umschauen? I-In diesem Gebäude da..." Niki zeigte auf das große Gebäude in der Mitte.
    "Das Gemeinschaftszentrum selbst? Na ja...", dachte er nach, "...schön. Aber ich werde mit dir sicher nicht überall hingehen."

    Sie machten sich auf zum Gebäude, dieses Mal mit getrennten Händen. Niki lief ein bisschen abseits, um sich ein paar andere Dinge aus nächster Nähe anschauen zu können. Er achtete dabei immer auf eine ideale Entfernung zu seinem Betreuer, um nicht für irgendwas gescholten zu werden. Nach kurzer Zeit standen sie auch schon im Inneren. Das Erdgeschoss bot viele Sitzgelegenheiten, sowie ein klitzekleines Café, welches unscheinbar in einer Ecke herumweilte und nicht gut besucht war. Für gewöhnlich verbrachte man hier auch nicht viel Zeit, als dass man sich hier zu Wasser und Brot hinsetzen wurde, aber es gab ja immer irgendwelche Leute.

    "Ich sitze hier und gönn' mir meine Lektüre. Gehe nicht zu weit weg, klar? Wir haben dir einen Transmitter angebracht und wissen daher natürlich immer, wo du dich aufhältst. Spätestens in zwei Stunden bist du hier und wir kehren zurück. Hast du das soweit verstanden?"
    "J-ja, denke schon. Zwei Stunden...", nuschelte er und kramte Rileys Taschenuhr hervor, "...okay, dann weiß ich Bescheid."
    "Gut. Wenn du zu spät kommst, streiche ich dein Abendessen, damit du's weißt. Und nun hau schon ab, bevor ich's mir anders überlege."

    Niki ließ sich das nicht zweimal sagen. Er flüchtete aus der Sichtweite seines Betreuers. Das erste, wohin er ging, war natürlich wieder nach draußen. Nur dort würde er seine unbefriedigte Neugierde stillen können. Ihm war unbehagen bei dem Gedanken, sich zwanghaft in solch gefährliches Gebiet zu begeben, aber was hatte er denn schon Besseres zu tun? Sich suspekte Chemikalien in die Adern pumpen lassen? Sicher nicht. Dann doch lieber in einem verkommenden, anarchischen Loch die Hucke vollkriegen. So einfach ist das Leben.

    Geändert von Ligiiihh (07.08.2013 um 01:14 Uhr)

  4. #24
    Dolores konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Die Alte wurde langsam auch schon senil. Selbst wenn sie Celina - was an sich schon relativ unwahrscheinlich war - im Village noch nie gesehen hatte, sah diese nun wirklich nicht aus, wie man sich einen Bewohner des Holes vorstellen würde. Aber mit Granny McAldrin wollte man es sich in der Öffentlichkeit auf keinen Fall verscherzen, weshalb sie sich erst einmal zurückhielt, bis die Blicke von beiden Frauen plötzlich auf sie geheftet waren. Einer leicht verzweifelt, der andere empört nach Antworten suchend.
    "Ich kann zumindest bestätigen, dass diese junge Dame schon seit einiger Zeit hier im Village wohnt.", meinte Dolores besänftigend, setzte nach einem hörbaren Schnauben von Granny aber einen strengen Blick an Celina gewandt auf. "Man kann allerdings nie vorsichtig genug sein und gerade Mrs.McAldrin weiß mit all ihrer Lebenserfahrung am besten, wie misstrauisch man heutzutage sein muss." Was sogar der Wahrheit entsprach wenn man außer Acht ließ, dass sie vielleicht langsam Alzheimer bekam.

    Dolores bemerkte, dass die alte McAldrin immer noch ein wenig verstimmt ihre Lippen kräuselte und das Mädchen nicht aus den Augen ließ. "Ich weiß, das Gesprächsthema war keine geschickte Wahl.", sagte sie also beschwichtigend. "Aber ich bin sicher die Kleine wollte nur endlich einmal mit dir ins Gespräch kommen, Prudence. Jeder hier weiß schließlich, wie wichtig du für das Village bist. Man kann es ihr doch nicht verübeln, dass du ein Vorbild für die Damenschaft hier bist."
    Dolores lächelte Celina aufmunternd zu und hoffte inständig, die würde nicht allzu ernst nehmen, was sie gerade von sich gegeben hatte. Es missfiel ihr, so unfassbar zu übertreiben, aber aus irgendeinem Grund wollte sie es dem Mädchen wirklich ersparen, die alte McAldrin gegen sich zu haben.

  5. #25
    Celina warf Mrs Thomas einen dankbaren Blick zu, bevor sie sich wieder Mrs McAldrin zuwandte.
    "Das ist in der Tat wahr. Es ist allseits bekannt, wie sehr Sie sich im Village engagieren und dass Ihnen am Herzen liegt, die Ordnung hier aufrecht zu erhalten und der hier ansässigen Jugend die richtigen Werte zu vermitteln.
    Dass Sie einer Ihnen Unbekannten nicht blind vertrauen ist äußerst vorbildlich und bestätigt, dass Ihr guter Ruf nur allzu berechtigt ist."


    Höre ich da etwa eine kleine Spitze, Prinzessin.
    Das bildest du dir nur ein, Will.
    Versöhnlich lächelnd fuhr Celina fort: "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs McAldrin. Ich hoffe inständig, dass sie mir mein plumpes Auftreten von vorhin vergeben können, denn es liegt keinesfalls in meiner Absicht, Ihnen zu nahe zu treten."

    Aah, dieses Dauergrinsen macht mich wahnsinnig, Prinzessin! Wenn du weiter in jeder Situation wie ein Honigkuchenpferd grinst, versuchen die Leute irgendwann dich aufzuessen.
    Nicht jeder ist so zuckerabhängig, wie du.
    Gut für süße Prinzessinnen wie dich. Obwohl... vielleicht solltest du hoffen, dass die Militär-Oma Honigkuchenpferde mag.

  6. #26
    Jul saß vor ihrer Wellblechhütte welche sich am südlichen Ende des "The Hole" genannten Bereiches der Insel befand und kaute auf einigen Beeren herum. Sie war es satt. Nicht nur die Beeren. Auch ihr Dasein auf dieser Insel, dem angeblichen "Camp Hope". Zu Anfang noch fand sie diesen Namen passend. Eine kleine Gruppe Überlebender richtete sich hier ein Lager ein, man hatte noch Hoffnung auf ein neues Leben, einen Wiederaufbau der Welt. Doch mittlerweile war es bereits etliche Monate her und das Leben hatte sich stark verändert. Das Militär herrschte mit einem strengen Regime über die Insel – war sie nicht damals aus Deutschland weg gegangen um eben jenem strengen Regime zu entkommen? –, die Insel war in Bezirke aufgeteilt worden und da Jul weder zum Militär gehörte noch wissenschaftliche Erfolge vorzuweisen hatte, wurde sie zusammen mit den meisten anderen in das sogenannte Hole – Das Loch – gesteckt worden. Die Hoffnung in diese Insel hatte sie schon seit langem verloren. Das einzige, was sie davon abhielt ihren Lebenswillen auch noch zu verlieren, war der feste Glaube daran, dass sie es irgendwann alleine schaffen würde von hier weg zu kommen, eines Tages würde sie einfach weg sein. Doch bis es so weit war, war Jul darauf bedacht sich stets im Hintergrund zu halten. "Nur keine Aufmerksamkeit errregen!" war eines ihrer höchsten Gebote. Aus diesem Grunde war sie auch sehr froh darüber, dass ihre Hütte etwas abseits war, geschützt vor zu vielen neugierigen Blicken und dennoch ein perfekter Ausgangspunkt um das Treiben der übrigen Inselbewohner zu beobachten.

    An diesem Nachmittag fiel ihr Blick auf Shelley, aus deren Hütte kurz zuvor eine Leiche getragen wurde. Bereits die dritte in dieser Woche. Jul schnaubte verächtlich. 'Diese Shelley… bildet sich ein allen und jedem helfen zu müssen. Ich versteh' sie nicht.' Während sie einen Schluck aus ihrem Kaffeebecher nahm (um genau zu sein war es kein Kaffee, aber immerhin etwas was diesem recht ähnlich kam und genügte um Juls Laster zu befriedigen), sah sie, wie der junge Franzose sich zu ihr gesellte und Shelley ihm ein Lächeln zukommen ließ. 'Der ist wohl alles recht um aus diesem Loch raus zu kommen, was?' Jul konnte das nicht weiter mit ansehen. Sie legte den Becher in ihre Hütte, zog sich ihre Turnschuhe an und begann eine Runde über die Insel zu laufen, zumindest so weit, wie sie kam. Als sie an Shelley und Gabriel vorbei kam, grunzte sie ihnen mürrisch zu.

  7. #27
    Mh. Wer sich im Village versteckt, der muss eben mit den Folgen leben. Immer noch nicht vollständig überzeugt, beschloss Prudence, die junge Frau trotzdem im Augenwinkel zu behalten. Schließlich kannte sie inzwischen so gut wie jede Person im Village - wer sich noch nicht bei ihr vorgestellt hatte, kann so gute Manieren auch nicht haben. Als Antwort grummelte sie vor sich hin und wandte sich an Dolores. "Ich hoffe doch sie und ihren...Mann bei dem Konzert der lieben Mädchen anzutreffen" fragte sie mit spitzer Stimme. Schließlich hatte sich dieses ungleiche Paar schon öfter nicht auf den gesellschaftlichen Events des Villages blicken lassen. Sträflich von einer Frau, ihren Mann so gesellschaftlich zu blamieren. "Es wäre schließlich ganz ENTZÜCKEND, sie dort in der Menge zu sehen. Für die Mädchen natürlich, die sich freuen, ihren Familien eine Freude zu bereiten. Aber das können sie ja LEIDER nicht nachvollziehen." Mit einem Blick auf Dolores Unterleib seufzte sie laut auf. "Achja, ich würde ja auch gerne wieder im Kreis meiner LIEBEN Familie sein, aber das ist ja LEIDER nicht möglich.". Dolores lächelte Prudence an. "Oh ja, ich habe von ihrer Enkelin gehört. Sehr traurig." An Celina gewandt ergänzte sie: "Ihre Enkelin starb, als sie ganz alleine sieben Flüchtlinge geschmug..." "RUHE! Ich sprach davon, dass meine Familie die Sicherheit des Camps garantiert!" zischte Granny sie an. "Ich wünsche ihnen einen schönen Tag, Miss Blair, Miss Thomas" Sie wandte sich um und trippelte davon, in Richtung des Gemeinschaftszentrums. Ein Spaziergang würde ihr gut tun.

  8. #28
    Abraham erwachte davon, dass Aileen würgend über einem Eimer hing. Er schälte sich aus den dünnen Decken und kniete sich neben sie, um ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten.
    Dem Sonnenstand nach zu urteilen war es in etwa Mittag oder früher Nachmittag. "Verdammte Hitze... die macht mich völlig fertig.", Keuchte Aileen zwischen zwei Würgreizen.
    "Ich denke eher, du bist krank. Für den Rest der Munition könnte ich Medizin bekommen. Oder Desinfektionsmittel und dafür einen Arzt oder ähnliches ..."
    "NEIN, nein ich bin nicht krank!", rief sie im gleichen Tonfall, in dem sie als Kind Spinat verweigert hatte und warf Abe unter schweißnassen Harsträhnen einen agressiven Blick zu. Kurz darauf wurde ihr Blick glasig und sie senkte ihr Haupt erneut über den Eimer um hingabevoll ihren Mageninhalt darin zu entleeren. Passenderweise spukte sie inzwischen nur noch Galle.
    "Sei vernünftig. Das geht jetzt schon seit Tagen so", seufzte Abe. er griff nach einem Lederband und band seiner Freundin die Haare zu einem Knoten, da ihm so langsam der Arm einschlief.
    Aileen schüttelte stur den Kopf. "Auf gar keinen Fall."
    "Wie du willst." er zog sich ein nach Hole-Maßstäben frisches Shirt über, wusch sich Gesicht und Hände über der Wasserschüssel und machte sich dann zum Pinkel auf den Weg nach draußen.
    "Abe!"
    "Hm?"
    "Trotzdem danke."
    "Hm." In ein paar Tagen würde sie ohnehin auf das Angebot zurückkommen.

    Abraham schritt nach draußen in die brennende Sonne und hielt ihr die Hand entgegen, um sein Gesicht vor dem gleißenden Licht zu schützen.
    "Gott ist das heiß", fluchte er und setzte sich dann auf den staubigen Boden neben eine flache Badewanne voll mit schmutzigem Wasser. Wobei der Schutz hier hauptsächlich aus Erde, Pflanzenresten und allgemein Dreck bestand, nichts giftiges, aber trinken würde das wohl niemand. Deswegen klatschte Abraham sich auch nur eine Hand voll davon ins Gesicht. Das Nass selbst war zwar pisswarm, aber der leichte Wind sorgte dafür, dass sein Gesicht etwas abkühlte.
    Mit einem kurzen Seitenblick schaute er zur Hütte hinüber. Sorgen machte er sich zwar, aber er kannte auch Aileens Dickkopf. Was soll man da machen? Spätestens, wenn es schlimmer werden würde, würde sie zum Arzt gehen, seine einzige Möglichkeit war, ihr irgendwie so zu helfen, bis sie sich dahingehend alleine in Bewegung setzte.
    Ohne groß darüber nachzudenken stürzte er seinen Kopf in die Wasserwanne, schüttelte ihn unter Wasser und schoss dann wieder nach oben. Er hatte jetzt erstmal eine andere Aufgabe, und zwar, die Munition an den Mann zu bringen.

    Geändert von Streicher (07.08.2013 um 18:19 Uhr)

  9. #29
    Je weiter sich Gabriel und Shelley in Richtung Glaspalast begaben, desto schwächer wurden die unangenehmen Gerüche um sie herum, desto klarer die Luft. Die Hitze war nach wie vor erdrückend, doch man hatte sich daran - wie an so Vieles - inzwischen einfach gewöhnt.

    "Bist du schon lange hier?", wollte der Villager wissen und Shelley schüttelte den Kopf. "Naja - je nachdem, wie du lange definierst. Etwa zwei Monate, wenn mich mein Zeitgefühl nicht täuscht. Und du? Du kommst aus dem Village, oder?" Sie bekam ein leicht verspätetes Nicken als Antwort, nachdem der Franzose zuvor noch in seinen Taschen gewühlt hatte und ihr nun eine zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmte Zigarette präsentierte. "Nein, ich rauche nicht. Danke!" Bei der täglichen Verpestung, der sie ausgesetzt war, hätten Nikotin und Co. ihren Zustand wohl auch nicht mehr wesentlich verschlechtert, doch spürte sie schlicht und einfach nicht das Bedürfnis, zu rauchen.

    "Oui!", hörte sie den Franzosen sagen und damit ihre Frage wieder aufgreifen. "Village. Ein Jahr Hole, dann Village." "Oh - erst Hole, dann Village? Wie hast du den Sprung geschafft? Hast du Tipps für mich?" Sie grinste Gabriel leicht an, der scheinbar gerade antworten wollte, als eine sportliche Frau an ihnen vorbei joggte und Shelley sich sicher war, dass ihr mürrisches Grunzen ihnen galt, wenngleich sie sich auch nicht erklären konnte, warum. Da ihr Begleiter ebenso verwundert schien, sparte sie sich die Frage, ob er die Frau kennen würde.

    "Ich saß im Hole fest, wie du. Aber dann lernte ich einen Geschäftsmann kennen, Hugh Jackman. Heute lebe ich b..." - "Sorry, H-Hugh J-ackman? DER Hugh Jackman?" Die Lippen des Franzosen formten sich zu einem charmanten Grinsen, als er nickte. Und sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass er die Wahrheit erzählte. Gabriel war nicht der Erste, der behauptete, den Schauspieler nach Einbruch der Apokalypse getroffen zu haben. Auch Ian... Ian. Shelley hatte sich selbst versprochen, sich die wiederkehrenden Gedanken an Ian zu verbieten. Bislang gelang ihr das gut - und das hier sollte keine Ausnahme werden.

    "Tut mir Leid, ich hab dich unterbrochen. Was war mit Hu... Mr. Jackman?" Das Grinsen auf Gabriels Gesicht blieb standhaft. Offenbar amüsierte ihn ihre Verwirrtheit, die Tatsache, dass es ihr nach langer, gesprächsfreier Zeit kaum möglich war, Gedanken von Unterhaltungen zu trennen. "Ich lebe jetzt bei ihm. Und arbeite für ihn. Fischen, Tabak anbauen und... verkaufen!" Er hob erklärend den Rucksack an. "Ich verstehe. Vielleicht passiert mir sowas ja auch mal." Sie lachte kurz etwas. "Ich hoffe dann auf Justin Long, oder... Scott Mechlowicz oder so." Es beeindruckte sie, welch befreiende Wirkung dieses Gespräch auf ihren Gemütszustand hatte.

    Der Glaspalast erhob sich schließlich fast direkt vor den zwei Gestalten, ließ sie beinahe vergessen, woher sie kamen. Allein der Anblick war es wert, jeden Tag vorbeizuschauen. Doch mit etwas Pech würde Shelley Niemanden finden, der ihre Hilfe benötigte und schon wäre die aufgebesserte Laune dahin. Doch sich jetzt bereits mit derartigen Gedanken zu belasten, war überflüssig. Die erste Hürde würde es sein, durch die Menschenmassen zu kommen, die vom Hole ins Zentrum und vom Zentrum ins Hole strömten, ohne sich dabei beklauen zu lassen. Dies waren die seltenen Situationen, in der die Ersatzkrankenschwester froh war, dass es Wachen gab.

    Sich die Stofftaschen eng an den Körper haltend, schob sie sich vor und sah dabei regelmäßig nach hinten, um Gabriel nicht aus den Augen zu verlieren. Knapp neben einer größeren, sich angeregt unterhaltenden Menschentraube, offenbar bestehend aus Personen unterschiedlicher Herkunft und Unterbringung, konnte sie eine schmale Gestalt in einer langen, fast etwas zu groß wirkenden Jacke ausmachen, die Gefahr lief, von vorbeieilenden, wesentlich schwerfälligeren Leuten bei Seite gestoßen und anschließend totgetrampelt zu werden. Doch die Gestalt, die sich bei genauerem Hinsehen als ein kleiner, asiatischer Junge entpuppte, stand ganz unbesorgt da und blickte eher neugierig in Richtung des Übels, dem Shelley und ihre Begleitung gerade entflohen. Etwas besorgt näherte sie sich, warf dabei einen weiteren Blick nach hinten und sah, dass Gabriel ihr nach wie vor folgte, griff den Jungen dann vorsichtig am Saum seiner Jacke und sprach laut, um die Massen zu übertönen.

    "Spinnst du? Was machst du hier? Wenn du einfach in der Gegend rumstehst, wirst du noch überrannt!"

    Geändert von MeTa (07.08.2013 um 21:47 Uhr)

  10. #30
    Mit einem überaus freundlichem Lächeln auf den Lippen wartete Dolores geduldig, bis Prudence McAldrin weit genug entfernt war. Über die Alte konnte man denken was man wollte, aber sie hatte Ohren wie ein Luchs.
    "Du musst dir über Mrs. General keine Gedanken machen.", meinte sie schließlich an Celina gewandt. "Sie vergisst zwar kein negatives Detail - und davon findet sie immer eine Menge - aber sie bemüht sich trotzdem sehr, ihr Gesicht zu wahren. Es braucht schon einiges, um es sich komplett mit ihr zu verscherzen, und die beste Methode dafür ist in jedem Fall nicht zu viel Zeit mit ihr aufzuwenden. Irgendetwas findet sie immer, das ihr nicht gefällt, eher früher als später." Aber glücklicherweise wusste Dolores, wie man ein Gespräch mit Prudence schnell beenden konnte, auch wenn es natürlich nicht die feine Art und auch nicht immer zu empfehlen war. Umgekehrt kannte die Alte schließlich auch einen von Dolores' wunden Punkten, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was in Wahrheit dahinter steckte.
    Niemand im Village wusste, dass Mrs. Thomas eigentlich gar nicht Mrs. Thomas war, aber natürlich gab es Gerede. Und wenn die alte Schachtel nicht bald aufhörte ganz absichtlich von ihrer perfekten Familie (bis auf die Enkelin natürlich) zu sprechen, würde Dolores irgendwann der Kragen platzen. Es war wichtig, Mrs. Thomas zu sein und Mrs. Thomas zu bleiben. Sie hatte keinen Mann, der sich wie ein Waschlappen von der ersten Kreatur anfallen hatte lassen, die sich an seine Fersen geheftet hatte. Und sie hatte keine Tochter, die vollkommen verrückt gespielt hatte und wahrscheinlich schon vor der Katastrophe irgendwo ausgerutscht war und sich das Genick gebrochen hatte. Oh wie leicht es doch war ihnen einfach die Schuld an allem zu geben, statt sich irgendeinem Verlustgefühl hinzugeben.

    Dolores atmete tief durch. Ja, jetzt war ihr wieder etwas wohler. Sie räusperte sich kurz, da sie Celina für kurze Zeit vollkommen vergessen hatte und sagte: "Nun, wie auch immer, wir sollten jedenfalls nicht mehr hier herumstehen bevor Mrs. McAldrin zurückkommt, sonst beschuldigt sie uns noch ernsthaft, wir hätten sie in der Zwischenzeit bestohlen."

  11. #31
    Ein wenig angespannt blickte Celina der alten Mrs McAldrin nach.
    Jetzt, nachdem sie einige Worte mit ihr gewechselt hatte, war die junge Frau im Nachhinein froh, die... "Militär-Oma"... nicht schon früher kennengelernt zu haben.
    So arrogant zu werden, bloß weil alle männlichen Verwandten hochrangige Soldaten waren...

    So ganz anders, als eine kleine Prinzessin, die ins Village gekommen ist, weil Daddy Kontakte hatte.
    Ich beleidige zumindest keine Leute, bloß weil ich sie nicht kenne. Und hier im Village gibt es Kekse, also ziehst du auch deine Vorteile aus der Situation.
    Jaaa - nur dass du deine Zeit anstatt Spaß zu haben und Kekse zu essen, lieber mit den Versuchen verbringst, alte Weiber zu befreunden. Und dabei kläglich scheiterst.
    Warum beschwerst du dich? Die Situation ist doch gut ausgegangen und immerhin werden ich nicht mehr wie eine Verrückte angestarrt.
    Was auch immer. Ich bin trotzdem hungrig - und du auch.


    Tatsächlich merkte Celina, wie in diesem Moment ihr Magen knurrte. Aber hatte sie tatsächlich Hunger? Oder war das nur eine weitere Einbildung, hervorgerufen durch ihren imaginären Freund.
    Hätte sie damals, vor einem Jahr sofort ihr Psychologie-Studium begonnen, könnte sie diese Frage beantworten.
    Wäre sie damals in England geblieben, wüsste sie wohl, was mit ihrer Familie geschehen wäre.
    Falls du überlebt hättest.
    Ja, und Will wäre vermutlich auch nicht bei ihr.

    Aber darüber sollte sie sich jetzt besser keine Gedanken machen. Mrs Thomas schlug gerade vor, den Standpunkt zu wechseln, um in keine weiteren Unannehmlichkeiten mit der Alten zu geraten.
    Süß lächelnd erwiderte Celina: "Nun, im Alter werden viele Menschen... besonders äh... besonders."
    Besonders übel?
    "Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass wir vielleicht einen anderen Ort aufsuchen sollten, um keinen weiteren... Trubel... zu verursachen.", fuhr sie fort. Dann wandelte sich ihr Lächeln in ein offenes, freundliches. "Wie ich hörte, gibt es im Gemeinschaftszentrum ein kleines Café, das ich leider bisher noch nicht besucht habe. Vielleicht sind Sie daran interessiert, sich auf einen Tee einladen zu lassen? Als kleines Dankeschön für Ihre Unterstützung vorhin?"

    Da kann man nur hoffen, dass all deine Freundschafsschließungsversuche so erfolgreich verlaufen, wie vorhin mit Mrs Militär-Oma.
    Würdest du einmal damit aufhören, meine Sätze zu kommentieren?
    Hmm. Vielleicht. Aber nur, wenn wir uns endlich an diese Kekse ranmachen.
    Also gut. Ein Keks, wenn wir im Gemeinschaftszentrum sind. Und nur, wenn du dich zusammennimmst.
    Ja, Mama...

  12. #32
    Niki spürte ein sanftes, aber dennoch bemerkbares Ziehen an dem Rand seines Schulterbereiches. Er drehte sich zu der verantwortlichen Person um und erblickte eine braunhaarige Frau, deren ernstes Gesicht voll und ganz anzusehen war.

    "Spinnst du? Was machst du hier? Wenn du einfach in der Gegend rumstehst, wirst du noch überrannt!"

    Ihre Stimme drang wie ein perfekter Pfeil durch ihn durch. Zuerst wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er machte einen kurzen Schritt nach vorne, um unbemerkt von ihr loszukommen, dann blickte er ziellos durch die Gegend, bis seine Augen wieder ihr Gesicht trafen und ein Wegdrehen nicht mehr möglich war.

    "I-Ist schon gut, i-ich will h-hier eigentlich nur g-gucken u-und-"
    "Bitte?", unterbrach sie ihn mit einem Wort, "Das kann doch nicht dein Ernst sein! Hier gibt es nichts zu gucken!"
    Niki dachte nicht darüber nach, was er antworten sollte, ihm blieb auch keine Zeit: "I-Ich wollte mir nur diesen Bereich da a-anschauen..."
    "Diesen Bereich anschauen?", und sie kombinierte dann in Sekundenschnelle, "Warte, du gehörst hier definitiv nicht hin. Komm sofort mit mir mit!"

    Und als sie ihn an der Hand packte, gab es kein Zurück mehr. Mühevoll richtete er sein Gesicht zurück zum Eingang des Holes, eine Rush Hour mit zahlreichen Personen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und es fühlte sich nicht richtig an, jetzt einfach wegzugehen, obwohl er sich durchaus bewusst war, wie recht die braunhaarige Frau mit ihrer Aussage hatte. Er gehörte dort nun wirklich nicht hin. Oder doch? Er hatte einfach keine Zeit, über alles mehr als einmal nachzudenken.

    "So", setzte sie an zu reden, als sie dann aus ihrer Sicht weit weg genug von dem Menschenauflauf waren, "woher kommst du eigentlich? The Village? So siehst du eigentlich gar nicht aus... aber aus The Hole stammst du sicher nicht!"
    "Ich äh... ich... ähm... komme, glaube ich, von dort...", überlegte er und zeigte in Richtung eines Überganggebäudes.
    "Aus New-WHO?", wunderte sie sich, "Was macht ein Kind in New-WHO?"
    "Äh... nun... ich war dort auf Intensiv, glaube ich...", vermutete er, selbst darüber im Unklaren, weshalb er dort lebte, "...und die wollen mich aber noch dort behalten, um sicher zu gehen, d-dass es mir gut geht... denke ich... v-vielleicht...?"

    Die Blicke der Frau schauten in alle Richtungen, die zu einem verwirrten Gesichtsausdruck führten. Sie sagte erst mal nichts, dachte mehr oder weniger laut, was Niki nicht zur Kenntnis nahm, und versuchte, sich aus seinen Aussagen etwas zusammen zu reimen.

    "Warte, du wirst in Sector Beta gerade behandelt...? Wer sind denn deine Eltern oder Angehörigen...?"
    "I-Ich habe gerade nur einen neuen Betreuer zugeteilt bekommen, d-der hat mich hierher gebracht, aber sonst..."
    "Du kennst hier absolut niemanden und trotzdem wirst du dort gepflegt? Seit wann nehmen sie in diesem Loch hier Patienten auf?"
    "K-Keine Ahnung", sagte Niki. Und nicht, weil er keine Antwort wusste, sondern allgemein nicht verstand, worauf sie sich genau bezog.

    Sie bemusterte ihn ein wenig. Ihr stachen augenscheinlich seine seltsamen Haar- und Augenfarben auf. Und seine Haut war ungewöhnlich kreidebleich bei diesem Wetter. Die braunhaarige Frau überlegte dann noch kurz, was sie sagen wollte und setzte das Gespräch dann fort.

    "Okay, wie auch immer", sie sah ihre Begleitung, einem Franzosen, von Weitem zuwinken "Du kommst, denke ich, alleine zurecht?"
    Und gerade, als sie sich gerade gaaaanz gemächlich von ihm abwenden wollte, antwortete er: "N-N-Nein, g-ganz und gar nicht...!"
    "Uh... okay?", füllte sie den Überraschungsmoment mit Worten. "Was ist das für ein Junge?", fragte sie sich kleinlaut denkend.
    Niki überlegte kurz, was er sagen sollte. Er zögerte zunächst, dann machte er seinen Mund auf: "K-Kannst du mich etwas herumführen...? I-Ich möchte nur wissen, w-wie die Welt hier um mich herum funktioniert."

    Mit einem seltsamen Blick von der Seite schaute sie ihn an. Niki kam sich selbst ja schon ein bisschen merkwürdig vor, aber was mussten wohl andere Leute davon halten, auf einen bleichen, grauhaarigen Jungen mit asiatischen Gesichtszügen in abgetragener Kleidung zu treffen, der in Sector Beta lebt, ohne irgendjemanden auf der Insel zu kennen und auch offenbar sonst nichts von Camp Hope wusste?

    Geändert von Ligiiihh (08.08.2013 um 03:13 Uhr)

  13. #33
    Was ist heute bloß los? Erst die dritte Kittelleiche, dann Gabriel und jetzt dieser seltsame Junge.
    "Wie heißt du überhaupt?" "Du k-kannst mich... Niki nennen..." - "Okay, Niki! Ich bin Shelley. Also... gleich zu Anfang: In meine Unterkunft wurden alleine gestern und heute drei Leichen von Ärzten oder Wissenschaftlern getragen. Wenn du aus Sektor Beta kommst, hast du hier also noch weniger zu suchen als jeder andere."

    Shelley wandte sich um und sah zu Gabriel, winkte ihn heran. Sie begann, ihr gesamtes Wissen von Wallis et Futuna mit Niki zu teilen, während ihre Begleitung dazu stieß. "Es gibt das Gemeinschaftszentrum, da kommst du gerade her. Da treffen sich alle, um zu handeln.. und so. Da hinten..." - sie deutete mit den Fingern in eine ungefähre Himmelsrichtung - "...ist das Village. Da wohnen die Reichen mit guten Familien oder Angehörigen, die Soldaten sind. Dann gibt es noch Sektor Alpha und Beta. I-oh... Gabriel, das ist Niki."

    Der Franzose beugte sich zum kleinen Vietnamesen herunter und begrüßte ihn mit einem Handschütteln. Fast etwas ungeduldig wartete Shelley ab, bevor sie schließlich weiter sprach. "In Alpha wohnen die Soldaten und - naja... Beta kennst du wohl besser als wir." "U-und w-was ist jetzt.... das hier?" Sie sah Niki eindringlich an. "Das Hole. Hier kommt der ganze Rest hin. Der... "Abschaum", quasi. Gewalt, Morde, zwielichtige Geschäfte sind hier ganz normal... und die Soldaten..." - sie senkte die Lautstärke ihrer Stimme enorm - "..., die eigentlich für Ordnung sorgen sollten, machen es eigentlich nur schlimmer. Du hast keine Chance im Hole, wenn die Leute nicht wissen, wer du bist."

    Shelley war in Gedanken. Er wusste scheinbar nichts über die Insel, so interessiert sog er die Informationen auf. Zumindest bestätigte das seine Geschichte. "Ich werd' dich nicht rumführen. Ins Hole lass' ich dich nicht gehen, ins Village gehe ich nur in Begleitung eines Villagers und... Alpha und Beta habe ich selbst noch nie gesehen. Aber wir wollten gerade ins Gemeinschaftszentrum... Gabriel und ich. Also, wenn du mitkommen willst... da ist es sowieso viel interessanter. Im Gegensatz zum Hole gibt es da mehr als Sch - m - mehr Schönes." Ihr war durchaus bewusst, dass Gabriel der Villager war, der Niki und ihr einen Ausflug ins Village hätte spendieren können. Doch seine neu gewonnene Bekanntschaft bereits jetzt auszunutzen, kam ihr - selbst mit, durch das Leben im Hole, täglich sinkenden Maßstäben - einfach zu dreist vor.

  14. #34
    Gabriel stand leicht irritiert vor dem kleinen Jungen, er sah so unbeholfen und verloren aus. Er gehörte nicht an diesen Ort, zu viele Menschen, zu unübersichtlich. Wenn man bedachte, dass er so klein war... Shelley hatte Recht, der kleine Niki sollte nicht ins Hole, Sektor Alpha war Sperrzone und in Beta hatten zumindest die beiden Erwachsenen keinen Zutritt.
    „Wenn der Platz hier bereits so voll ist, dann wird das Gemeinschaftszentrum überlaufen... wir könnten direkt ins Village gehen. Der kleine Niki würde bestimmt gerne einen Strand sehen, oder?“
    Gabriel beugte sich während des letzten Satzes zu Niki hinab und lächelte ihn offenherzig an.
    „J-ja... gerne“
    „Bevor du wieder zurück musst solltest du auch etwas von den Insel sehen können.“
    Shelley schaute mit einem Stirnrunzeln zu Gabriel
    „Aber...“ sie klopfte auf ihre Stofftasche und hätte vermutlich noch weiter ausgeholt wenn Gabriel nicht seine Hand gehoben und sie unterbrochen hätte
    „Ach... darum kannst du dich auch bestimmt im Village kümmern.“
    Gabriel hielt Niki seine Hand hin welche der kleine Asiate sofort umschloss und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ging der junge Franzose voran.

    Der breite Sandstrand war bereits aus der Entfernung zu sehen, das Meer welches immer wieder den Sand benetzte spiegelte und brach das Licht der Sonne. An der Klang der Wellen hatte sich Gabriel bereits seit längerem gewöhnt, er liebte es geradezu dem Meer zuzuhören und es zu spüren wenn er sich in das kühle Nass begab.
    „Wow... hier wirkt es ja richtig friedlich und angenehm.“
    „Oui, im Vergleich zum Hole ist es fast schon leer und einsam hier.“
    „H-h-hier wohnst... du?“
    Gabriel lächelte Niki an, ihm überkam fast schon eine Art schlechtes Gewissen das Glück zu haben sich hier aufhalten zu dürfen.
    „Um genau zu sein...“ der Franzose deutete auf ein Stelzenhaus, welches nicht weit entfernt war. „...dort hinten.“
    Während Gabriel mit seinem Zeigefinger auf eine der Stelzenhäuser deutete, sah er aus dem Augenwinkel etwas, was ihn immer sehr beunruhigte.
    Er war schon mehrmals mit der alten Frau die sich näherte aneinandergeraten und wollte es unter allen Umständen vermeiden mehr Kontakt mit ihr zu haben, als es notwendig war.
    „Merde... schaut ihr nicht in die Augen! Nicht in die Augen schauen!“
    Die tappenden Schritte des Großmütterchens McAldrin wurden lauter und kamen näher. Für Gabriel war sie so etwas wie der Teufel, der sich in das Kostüm einer alten Frau gezwängt hat.
    Wortlos wollte er, zusammen mit seinen Begleitern, an Granny McAldrin vorbei, doch etwas musste er sagen, sonst hieße es drei Tage später wieder, dass Hugh Jackman asoziale Arbeiter ins Village holte.
    „Guten Tag Miss McAldrin“
    Das was Gabriel eigentlich wollte, zog die alte Hexe gnadenlos durch. Keines Blickes und keines Wortes billigend setzte sie stur ihren Weg fort. Aber die Drei konnten ganz genau die stechenden Blicke von Prudence in ihren Nacken spüren. Er sah es bereits auf sich zukommen, in spätestens zwei Tagen würde es neue Gerüchte geben.

    Es dauerte nur wenige Minuten um zu der Hütte zu kommen und wie sich Gabriel es bereits denken konnte... Hugh saß immer noch Dachterrasse und ließ sich die Sonne auf den nackten Oberkörper scheinen.
    „Oh mein Gott, das ist Hugh Jackman! Hugh. Jackman!“
    Von der Terrasse erklang ein lautes Grunzen „Huh... huh... wer ruft mich?“ der ehemalige Schauspieler zog sich den Strohhut vom Kopf und schaute sich um, brauchte ein, zwei Sekunden bis der die kleine Gruppe entdeckte.
    „Je suis de retour“
    „Jaja, wie auch immer Kleiner, sag mir mal lieber wen du da mitgebracht hast.“
    Hugh stand gemächlich auf und drückte sich die Hände in Hüfte, wartete geduldig auf eine Antwort.
    „Die junge Frau hier heißt Shelley und war gerade auf dem Weg ins Gemeinschaftszentrum. Dann haben wir den Kleinen hier getroffen, Niki, er sagte, dass er die Insel sehen wollte...“
    „Und da hast du dir gedacht, wo ist es schöner als Zuhaus?“ Hugh schien zuerst wenig angetan, doch als er anfing ins heiteres Lachen auszubrechen fiel die Anspannung der Situation schnell ab.
    „Worauf wartet ihr drei denn dann noch? Führ unsere Gäste herum Gabriel!“
    Die Züge des jungen Franzosen hoben sich sichtlich an als er Niki und Shelley herumführte, ihnen die Räumlichkeiten des Hauses zeigte, vom Arbeitsraum, über die Schlafzimmer bis hin zum Bad, bei dessen Anblick Shelley große Augen bekam.
    „Man... was ich dafür geben würde ein richtiges Bad nehmen zu können...“
    „Wenn du magst... ich weiss wie es im Hole ist. Die meisten würden dafür jemanden umbr...“
    Gabriel schaute nach hinten, sah den kleinen Niki der sich im Haus immer noch umsah“
    „...Die meisten würden jemanden dafür... verschwinden lassen.“

    Die kleine Führung dauerte nicht lange, nur wenige Minuten verbrachten sie innerhalb des Hauses ehe sie an den Strand gingen, sich dem kleinen Grillplatz näherten den Hugh bereits am vorbereiten war.
    „Brauchen wir noch irgendwas Hugh?“
    „Sofern wir uns nicht von Dosenfutter ernähren wollen... ja. Wenn du willst kannst du ja dein Glück versuchen.“ Hugh deutete auf das Meer, welches sich nur wenige Meter weit weg von der Hütte befand.
    „Gut gut... ihr beiden... wenn irgendwas ist, keine Angst...“ er senkte etwas die Stimme „...auch wenn er aussieht wie ein gegrillter Eremit, Hugh ist ganz lieb und beißt nicht. Wenn ihr etwas braucht oder wollt, fragt ihn einfach.“
    Shelley und Niki nickten fast zeitgleich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und damit verschwand Gabriel auch wieder in der Stelzenhütte.

    Geändert von BIT (08.08.2013 um 15:54 Uhr) Grund: Sighunter! - BIT

  15. #35
    Dolores zögerte einen kleinen Augenblick lang. Das Gemeinschaftszentrum war prinzipiell offen für alle und ein Besuch dort verwirrte sie immer in höchstem Maße. Einerseits konnte sie schon so etwas wie Mitleid für die Leute im Hole verspüren, die sich dort auch meist in größeren Zahlen aufhielten und oft nicht viel zu lachen hatten. Andererseits hielt sie sie doch alle für Gesindel - und zweifellos waren auch die meisten von ihnen Gauner, egal ob freiwillig oder nicht - dem man in jedem Fall am besten aus dem Weg ging.
    Eigentlich hatte sie aber nichts Besseres zu tun und Celina schien nach guter Gesellschaft zumute zu sein. Und sie sollte verdammt sein, wenn sie gerade so etwas ausschlagen würde - Dolores Thomas, die ihren aktuellen Lebensstil nur damit finanziert hatte, eine gute Gesellschaft zu sein!
    "Ich trinke gerne einen Tee mit dir, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich die Einladung nicht ausschlagen muss und selbst bezahle. Immerhin hast du vorhin im Gegensatz zu mir anscheinend schon Geld für viel zu teure Kekse ausgegeben." Sie zwinkerte Celina zu und sah sich noch einmal kurz zu ihren Hecken um. Ethan schien die Arbeit beendet zu haben und ins Haus gegangen zu sein, in jedem Fall erwartete er aber offenbar keine schnelle Rückkehr seiner Lebensgefährtin. Also machten sich die beiden Damen auf den Weg ins Gemeinschaftszentrum.

    Dolores stellte etwas überrascht fest, dass Celina ebenfalls eine angenehme Gesellschaft war - sie konnte sich gewählt ausdrücken, war überaus höflich und hatte mehr zu erzählen als nur Klatsch und Tratsch über die Bewohner des Villages. Nicht, dass Dolores etwas gegen Klatsch und Tratsch hatte - sie wusste gerne über alles Bescheid - aber ohne solche Themen fühlte sich die ganze Konversation irgendwie.. ehrlicher an. Nicht so falsch wie alles andere, was man sonst so im Village erlebte.

    Schon von weitem konnte man erkennen, dass sich im Gemeinschaftszentrum ungefähr doppelt so viele Leute tummelten, wie das Village Einwohner hatte. Dies war nicht weiter ungewöhnlich, aber irgendwie schien das Treiben an diesem Tag hektischer und unkontrollierter zu sein als sonst. Dolores presste ihre Lippen aufeinander. War es wirklich so eine gute Idee, hier nun in Ruhe einen Tee trinken zu wollen? War es überhaupt möglich durch diese ganzen fremden Menschen zu laufen - Aufsicht hin oder her - ohne am Ende bis auf die Knochen ausgeraubt und nach Gosse müffelnd herauszukommen?
    Celina blieb auch untentschlossen stehen, sagte aber erst einmal eine ganze Weile nichts und sah aus als wäre sie in tiefe Gedanken versunken. Dolores hüstelte einmal laut und das Mädchen sah sie an, als hätte sie eben erst gemerkt, dass sie auch noch da war. "Oh, ähm. Ja, das sieht ja ziemlich überfüllt aus.", meinte Celina etwas verlegen. Dolores nahm einfach an, es wäre ihr peinlich sie nun umsonst hierher geführt zu haben, also zuckte sie mit den Schultern und sagte mit einer energischen Kopfbewegung: "Nun, jetzt sind wir schon hier, jetzt sehen wir auch was die uns zu bieten haben." Sie war selbst nicht besonders überzeugt, aber sie wollte dem Kind die Verlegenheit ersparen.
    Als die beiden näher herantraten, bemühte Dolores sich, mit möglichst erhobenem Haupt voranzuschreiten und gleichzeitig jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Dabei fiel ihr in der Entfernung das blaue Leuchten eines Haarschopfes auf. Offenbar eine Dame mit sehr eigenem Modegeschmack. Wo bekam man heutzutage überhaupt so eine Farbe her? Bestimmt nur geklaut oder aus irgendeinem Giftzeug gemischt. Plötzlich schien die Frau ihren Blick zu bemerken und Dolores drehte sich schnell wieder weg. Kein Blickkontakt verdammt.

  16. #36
    Wie lange war es jetzt bereits her, dass Shelley das letzte Mal vor Zufriedenheit kaum mit dem Grinsen aufhören konnte? Eine Ewigkeit. Doch jetzt war es mal wieder soweit. Ein wunderschöner Strand, eine schick eingerichtete Hütte, Hugh Jackman und die Aussicht auf ein heißes Bad. Wenn sie nicht mal das strahlen lassen würde, könnte sie sich auch gleich den nächsten Dieben im Hole ins Messer werfen.

    So sehr sie auch versuchte, an etwas anderes zu denken, so wenig bekam sie die Vorfreude auf warmes Wasser aus dem Kopf. Na los, jetzt frag ihn endlich!, wies sie sich in Gedanken selbst an und starrte immer noch leicht fassungslos auf den Ex-Schauspieler, der ihren Blick nur kurz darauf erwiderte. "Kann ich dir helfen, Shelley?"

    Schon skurril. Die Tatsache, dass er mit ihr sprach, schockierte sie mehr als das plötzliche Auftauchen der Zombies sie damals schockiert hatte. Jedenfalls fühlte sich das jetzt so an. "Mister..." - "Hugh!" - "Mister... ne, nur Hugh... ich will nicht a-aufdringlich sein... oder klingen, aber... ich meine, Sie se-duuu siehst ja wie ich aussehe und... drinnen gibt es eine Badewanne und ich wollte nur wissen, ob es möglich wäre, dass ich unter Umständen Ih-deine... also, die Badewanne benutze?!" Bereits zu Beginn ihrer Ausführungen hatte Hugh wohl ziemlich sicher geahnt, worauf sie hinauswollte und spätestens ab der Hälfte begann er, zu grinsen, ließ sich aber nicht die Freude nehmen, ihr elendig verhaspelndes Auftreten bis zum Ende zu begutachten. "Fühl' dich heute Abend wie zu Hause!" Etwas Sicherheit kehrte zurück, genauso wie ihr Strahlen. "Danke,.... Hugh!"

    Shelley drehte sich um und war drauf und dran, in die Hütte zu gehen, als ihr die dicke Stofftasche an der Seite auffiel. Schmutzwäsche. Vielleicht könnte sie die ja noch waschen? Ob Hugh eine Waschmaschine hatte? Einige Villager hatten eine, aber die Strandhütte sah nicht so aus. Sollte sie ihn einfach fragen? Das wäre ja noch dreister. Sie war ohnehin schon unverschämt genug gewesen, ihn nach der Badewanne zu fragen, ohne dabei ihre Hilfe bezüglich des Essens anzubieten. Erst mal baden.

    Sie trat nun doch in die Hütte, lief lächelnd an Gabriel vorbei, welcher wohl gerade die Fischer-Utensilien zusammensuchte, und begab sich dann ins Bad, schloss die Tür. Zur Wanne eilend und am Hahn drehend, stellte sie fest, dass das Wasser tatsächlich warm zu sein schien. Perfekt. Der beste Tag aller Zeiten.

    Shelley kramte die letzten sauberen Kleidungsstücke aus dem Beutel, ließ das Wasser ein und hing eben jene frische Kleidung sauber auf den Rand des Waschbeckens. Sie entkleidete sich und blickte in den großen Spiegel auf der gegenüberliegenden Seite des Badezimmers, musterte sich. Erstaunlich, wie ihr es ihrem Körper gelang, nicht erschreckend abgemagert auszusehen. Ein weiteres kleines Trostpflaster für ihr - noch heute morgen - sorgenvolles Gemüt. Abgesehen von ein paar winzigen, blauen Flecken an den Oberschenkeln und Dreck im Gesicht und an den Händen, war sie zufrieden. So zufrieden, wie sie eben mit sich sein konnte.

    Sie stieg in die - sich langsam füllende - Wanne, seufzte entspannt auf und versprach sich selbst, nach dem Bad etwas weniger egoistisch zu sein. Schließlich waren Gabriel und Hugh die ersten Menschen hier, die nett zu ihr waren, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.

  17. #37
    Etwas unsicher war Celina schon, als sie das überfüllte Gemeinschaftszentrum sah. Bunt gemischt liefen hier Bewohner aller Sektoren in emsigem Treiben durcheinander.
    Angst, Prinzessin?
    Nicht wirklich.

    So ganz behagte ihr der Gedanke trotzdem nicht, hier den Nachmittag zu verbringen.
    Sicher, nicht alle Bewohner des Alpha-Sektors war Holes waren streitlustige Soldaten.
    Nicht alle Bewohner des New-WHOs waren Wissenschaftler, die unschuldige Passanten entführen und an ihnen experimentieren wollten.
    Und nicht alle Bewohner des Holes waren leprakranke Kriminelle, die versuchen würden, sie auszurauben und weiß Gott was noch mit ihr anzustellen.
    Aber Celina war überzeugt, dass jeweils ein Exemplar von jeder Sorte mehr war, als sie jemals auch nur von Weitem erspähen wollte.

    Die junge Frau wurde durch Mrs Thomas’ Hüsteln aus ihren Gedanken gerissen und stammelte verlegen einen ziemlich offensichtlichen Kommentar bezüglich der Menschenmasse.
    Dieses gedankliche Abdriften musste wirklich aufhören!
    Und dabei habe ich gar nichts gesagt.
    Ja, Will. Und wenn das so bleibt, gibt es gleich Kekse.


    Immerhin schien sich Mrs Thomas nicht allzu sehr an der Menschenmenge zu stören, also entspannte Celina sich etwas.
    "Vielleicht gibt es hier auch ein weniger überfülltes Plätzchen", meinte sie hoffnungsvoll.
    Während die beiden Frauen näher traten, fiel Celina eine blauhaarige Frau auf, welches sich mit Zeichenblock und Bleistift auf die Wiese gesetzt hatte. Ganz sicher war sie sich nicht, aber Celina glaubte, schon einmal irgendwo gesehen zu haben.
    Bist du schon so senil, wie die Militär-Oma? Das Mädel hängt doch auch im Village rum.
    Jetzt, wo du es sagst... ich habe sie dort wohl schon herumlungern sehen. Aber wie kommt so jemand an einen Platz im Village?
    Du bist doch auch reingekommen.
    Meine Güte! Selbst du musst zugeben, dass sie dort hervorsticht. Diese Haarfarbe... und die Stechereien erst...
    Weiß nicht. So auffällig kann sie wohl nicht sein. Du vergisst sie ja anscheinend schon, wenn du dich umdrehst. Vielleicht ist sie ja eine wandelnde Amnesie-Wolke? Oder du wirst doch einfach alt.

    Celina tat so, als hätte sie den letzten Satz nicht gehört und setzte ihren Gang zum Gemeinschaftszentrum fort. Als sie relativ nah an der jungen Frau vorbeischritt, glaubte sie ein leises Fluchen zu hören - auf Französisch.
    Warum gab es im Village so viele Franzosen? War der Kerl, der bei Mr Jackman lebte nicht auch Franzose? Vielleicht gehörten sie ja zusammen?
    Wobei auch das Fragen aufwarf.
    Fragen, die Celina nicht weiter verfolgen wollte. Im Grunde konnte es ihr auch egal sein. Die Haarfarbe war seltsam aber keine allzu große Beleidigung für’s Auge und die junge Frau schien nicht besonders interessiert an Gesellschaft.
    Zudem bemerkte Celina Mrs Thomas’ skeptischen Gesichtsausdruck. Schnelles Weitergehen war wohl angesagt.

    Im Gegensatz zum restlichen Gemeinschaftszentrum war das kleine Café überraschend leer. An den wenigen Tischen hatte bis auf einen Mann im Kittel, der ein Buch las und zwischendurch an einer Tasse nippte, niemand Platz genommen.
    Celina war unschlüssig, ob das in dieser Situation gut oder schlecht war, allerdings sprachen die sauberen Tische und das gepflegte Äußere der Kellnerin dafür, dass man hier wohl immerhin etwas trinken konnte, ihne sich Herpes einzufangen.
    "Nun, das sieht doch wie ein halbwegs ordentlicher Ort aus", bemerkte Celina erleichtert. "Ich werde mich sicher nicht beschweren, ein wenig abseits vom Trubel zu sitzen. Und Wert auf Ordnung scheint man hier auch zu legen."
    Die Karte war natürlich bei Weitem nicht so umfangreich wie sie hätte sein können, aber einige Teesorten waren doch vertreten.
    Und anscheinend akzeptierte man hier, wenn Gäste mitgebrachte Speisen verzehrten.
    "Mrs Thomas", begann Celina, nachdem sie sich eine Tasse Earl Grey mit Milch bestellt hatte. "Kann ich Ihnen, wenn es kein Tee sein soll, denn wenigstens einen Keks anbieten? Ich habe so viele, dass ich sie schwerlich alleine verzehren kann."
    Hey, was soll das denn!? Besorgt um deine Figur, Prinzessin?
    Ganz ruhig, Will. Du bekommst deinen Anteil auch noch.

    Celina stellte die Keksschachtel in die Mitte des Tischs und nahm sich selbst einen. Sie schmeckten in der Tat nicht übel, sobald man sie nicht mehr in der prallen Sonne aß. Obwohl ihr etwas Melone dennoch lieber gewesen wäre.
    Als jedoch eine dampfende Tasse vor ihr abgestellt wurde, war aller Unmut verflogen.
    Langsam hob Celina die Tasse an die Lippen und seufzte zufrieden.
    "Fast wie zu Hause..."

  18. #38
    Niki war hin und weg. Die Schönheit des Strandes schmeichelte seinen Wangen, die plötzlich ganz rot wurden. Er fühlte sich ein wenig falsch und war jeder Sekunde dankbar, in der er dies hier genießen konnte. Er schaute in jede mögliche Richtung, beobachtete, wie Shelley etwas zierlich wirkend sich mit Mister Jackman unterhielt und anschließend von dannen zog. Dann setzte er sich hin, seine Knie umschließend, und starrte in die Weiten des Ozeans, bis hin zum unendlich lang wirkenden Horizont.

    "Alexis...", sprach er leise in das Rauschen der Meereswellen, nichts erwartend.
    Ein starker Schulterschlag war zu spüren, als Hugh die Ruhe Nikis unterbrach: "Kleiner! Gibt's da was umsonst?"
    "Uh... uhm... i-ich war so lange nicht mehr draußen... d-da will ich eigentlich nur alles mal anschauen..."
    "Verstehe! Und...", setzte er zu fragen an, "...mal 'ne komische Frage. Du kennst mich nicht, oder?"
    "Nun äh... ich...", faselte Niki, von der Frage etwas verwirrt, "...S-Sie heißen Hugh Jackman und s-sind ein Freund v-von Herrn Gabriel...?"
    Hugh lachte selbstironisch: "Ha ha, schon gut, Kleiner! Du schaust wohl nicht so viele Filme?"
    "Meine Eltern haben mir früher nie erlaubt, ins Kino zu gehen... manchmal durfte ich fernsehen..."
    "Oh, so sieht's aus... Kleiner, ich unterhalte mich gerne, aber ich glaube, ich mache uns erstmal ein kleines Strandlagerfeuer! Kommst du mit?"

    Als ob "Nein" jetzt wirklich eine Antwortmöglichkeit gewesen wäre. Niki nickte mit dem Grinsen eines kleinen, verspielten Kindes und folgte Hugh ein paar Meter weiter zu einem Steinkreis. Dort kramte Hugh einen Zündstab aus dem dortigen Fundus heraus, den er Niki von allen Seiten präsentierte.

    "Dieses Baby hier ist super praktisch. Du glaubst gar nicht, wie viel mich das gekostet hat. So ist die Welt verkommen..."
    "S-Sollten wir dann nicht lieber sparsam damit umgehen...?", fragte er, bevor Hugh noch irgendwas anstellen konnte.
    "Hm? Na ja, aber was sein muss, muss sein, Kleiner. Wenn du nicht zufällig Sushi rollen kannst, würde ich schon gerne meinen Fisch gegrillt haben."
    "W-Warten Sie! I-Ich habe da etwas...!", hielt er Hugh davon ab, den Zündstab einzusetzen. Er legte mehrere Stöcke zusammen und nahm sich selektiv zwei Steine aus der Umgebung in die Hände. Er stieß sie mehrmals gegeneinander, wie man es aus Filmen kannte.
    "Kleiner, sowas funktioniert doch nur in Filmen", meinte Hugh ungläubig, "ich meine, ich muss es wissen. Ich war ja mal-"

    Und PING! Mehrere Funken sammelten sich in dem Holzhaufen, den Niki vorher ausgelegt hatte. Er hielt seine Hände verdeckt drüber, pustete mehrmals, versuchte es kurz wieder mit den Steinen und pustete weiter. Dann war ein lautes Flackergeräusch zu hören. Niki zog verschreckt die Hände zur Seite, wedelte sie ein bisschen in der Luft und bemusterte dann sein Ergebnis.

    "Ehehe... i-ich denke, das geht...? I-Ich meine, es ist nicht so groß geworden, wie erhofft, a-aber..."
    "Kleiner!", unterbrach Hugh ihn in seiner Selbstkritik, "Das ist ja Wahnsinn! Unglaublich...! Du hast was drauf, Junge!"
    Verlegen legte Niki seine rechte Hand hinter seinen Kopf: "D-Da habe ich nur Wissen a-aus meiner Bildung angewendet, w-weiter nicht..."
    Hugh pfeifte kurz, nach Gabriel Ausschau haltend: "Ey, Kumpel! Bist du hier? Schau mal, was der Junge kann! Der hat aus dem Nichts Feuer gezaubert! Starke Sache, was?"

  19. #39
    Die Vöglein zwitscherten weiter ihre Lieder, und Prudence genoss die Natur. Herrlich. Fast wie zu Hause. Genüsslich schlenderte sie über einen verschlungenen Pfad in Richtung des Gemeinschaftszentrums. Schon von weitem konnte sie diesen..diesen...Kriminellen Ausländer sehen. Der, der sich bei dem berühmten Filmschauspieler eingenistet hatte und auf seine Kosten lebte. Ja dieser Schauspieler, der nun verschiedene Kräuter anbaute und Fische fing und sich allgemein ganz vorzüglich in der Gemeinschaft engagierte. Und ausgerechnet dieser stattliche Mann hatte sich...so einen arbeitsscheuen Afrikaner in sein Haus geholt. Das KONNTE Prudence nicht gut heißen! Und wie er schon da lief! Mit einer schmutzigen Freundin anscheinend auch noch...und war das da ein Kind? Prudence konnte das Gesicht des kleinen Jungen nicht sehen, aber er war ganz sicher das Produkt aus einer Liebesnacht in jungen Jahren. Wie alt mochte dieser Iraker bei der Zeugung wohl gewesen sein?! Nunja. Gute Sitten sind eben nicht in allen Ländern zuhause. Auf das gemurmelte „Guten Tag Miss McAldrin“ ging sie gar nicht ein und stolzierte erhobenen Hauptes weiter ihren Weg. Nicht einmal die einfachsten Regeln der Kommunikation beherrschte dieser langhaarige Marokkaner!! Unfassbar! "Miss"?! Sah sie etwa aus wie eine alte, verbitterte Jungfer! Sie war Mrs. General McAldrin, eine stolze australische Frau!

    Am Gemeinschaftszentrum angekommen gönnte sich die alte Dame eine Pause auf einer der Bänke nahe einer großen Wiese. Sie schloss gerade die Augen, als sie die Worte "Merde! Merde Zombies!" hinter sich hören konnte. Vorgetragen in einem Tonfall, der doch sehr eindeutig klang. Als ihre bösen Blicke nichts halfen, stand sie auf und näherte sich der Quelle dieser Schimpftirade, einer jungen Frau mit blau gefärbten Haaren und zerrissener Kleidung. Überall um sie herum lagen Zigarettenstummel, zerknülltes Papier und sonstiger Müll. Was für eine Schande! "JUNGE DAME!" polterte Prudence los. "Was soll das denn?! Räume sofort deinen Müll hier weg! Und wie siehst du eigentlich aus?. Sie war schließlich nicht umsonst Ehefrau eines Generals.

    Geändert von Caro (08.08.2013 um 20:58 Uhr)

  20. #40
    Alice hatte sich vor gut einer halben Stunde im zeichnen eines kleinen, grauhaarigen Jungen verloren, den sie zuvor nahe des Gemeinschaftszentrums gesehen hatte. Wenn sie auch sonst keine Antriebe und Motivationen mehr besaß, wenn der Zeichnergeist sie packte, war sie wie eine Besessene. Sie war gerade dabei, letzte Details ihres Werkes mit dem Bleistift einzuarbeiten, als eine unsanfte Stimme sie in noch unsanfterem Ton aus der Ekstase riss.

    "JUNGE DAME! Was soll das denn?! Räume sofort deinen Müll hier weg! Und wie siehst du eigentlich aus?

    Einige Atemzüge lang starrte Alice der spießig gekleideten Leiche entgegen, die sie soeben angebrüllt hatte, nicht sicher, wie sie reagieren sollte, während sie im Mund noch einen Bleistift klemmen hatte.

    "...Äh... meinen Sie misch?"
    Keine Sekunde später wurde ihr klar, dass das eine sinnlose Frage war. Die Oma, so senil sie vielleicht auch war, hatte sicher nicht mit den Grashalmen hinter ihr gesprochen. Der empörte Blick Selbiger bestätigte ihren Gedankengang.

    Alice zog es vor, zuvorderst nachzudenken, um wen es sich bei ihrem Gegenüber handelte. Ihre Synapsen arbeiteten, denn sie hatte das Gefühl, diese Frau, wenn man sie noch so nennen konnte, von irgendwoher zu kennen. Etwa eine halbe Minute dauerte es, bis es in ihrem blauhaarigen Köpfchen knallte.

    Ah, das ist die alte Heuschrecke, die im Village immer mit kleinen Kindern rumhängt und gute Miene macht, obwohl sie jedem x-beliebigen, armen Schwein ein Eisenrohr in den Arsch rammen würde, wenn es nur ihren Zielen dient. Dafür braucht es nicht viel Menschenkenntnis. Was will die von mir?

    Alice hatte nicht die geringste Lust, die Sache totzuschweigen, also legte sie, ohne großartig ihre Worte abzuwägen, los.
    "Gans ruig, Jo'anna Booysón, isch räum das schon aúf, wenn isch ier fertíg bin! Kúnst ist nunmal ein Durscheinandér, aber davon verschte'en Sie wohl níx! Und main Ausse'en hat Sie überaupt níscht zu ínteressieren! Isch glaubé, so wie Sie ausse'en, wären Sie sogar für blaue Haaré dankbar!"
    Dem letzten Satz ließ Alice die vordere Hälfte ihrer Zunge folgen, wohlbedacht, dass die Granny auch schön das Piercing sehen konnte.
    Die Reaktion war angenehm und doch nicht; Das Biest tobte und zeterte unverständlichen Kram in einer anderen Sprache als Englisch, so dass sie es, dem Herrn sei dank, nicht verstehen konnte. Dennoch dünkte es Alice, dass es das gewesen war mit ihrem friedlichen Nachmittag auf einer friedlichen Wiese.
    Angefressen packte sie zuerst den Müll, dann ihr Zeichenset und schließlich das fast fertige Bild des Jungen in ihren kleinen Rucksack, ließ es sich aber nicht nehmen, einer spontan Eingebung folgend beim Aufstehen von der Wiese eine Zigarette anzuzünden, kräftig daran zu ziehen und - bevor diese reagieren konnte - mit voller Seele den Rauch in das vor Falten überlaufende Gesicht des Störenfriedes zu blasen.
    "Tu peux toujours te gratter!"
    Mit diesem gefluchten Satz sauste der blauhaarige Wildfang Richtung Gemeinschaftszentrum davon, hoffend, dort einen neuen Platz zum Zeichnen für den restlichen Tag zu finden.

    Geändert von BIT (09.08.2013 um 11:35 Uhr) Grund: Sig aus! - BIT

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