Shelley stand - ihren Körper unter dem großen Badehandtuch verbergend - auf der Dachterrasse und ließ sich den Meereswind durch die feuchten Haare wehen. "Ich komme, Gabriel!", rief sie dem Franzosen strahlend entgegen, der gerade erst aus dem Meer kam und offenbar erfolgreich gewesen war. Sie genoss den Moment, schloss für eine Weile die Augen. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal Zeit unter solch luxuriösen Umständen verbringen durfte, mit so großzügigen und freundlichen Personen.

Es war alles wie früher, bloß hatte sie die Schönheit dieser Momente - der täglichen, kleinen Glücksmomente - natürlich nie so wertschätzen können, wie jetzt. Momente, die einen am Leben hielten, dafür sorgten, dass man nach tage- und wochenlangem Zweifeln doch wieder einen Sinn darin sah, weiterzukämpfen.

Ihre Ansprüche waren wohl nur bedingt gesunken. Natürlich wusste sie, dass es nicht jeden Tag etwas Gutes zu Essen und ein heißes Bad geben konnte. Nicht jeden Tag hatte sie die Gelegenheit, mit netten Menschen an einem Strandfeuer zu sitzen, zweifellos. Doch in den Träumen war immer noch alles wie früher. Ihr Unterbewusstsein wollte sich nicht damit abfinden, dass dies die Welt war, wie sie für immer und ewig bleiben sollte. Und so hoffte dieser winzig kleine - und doch so bestimmende - Teil in ihr, dass die Welt so werden würde, wie sie war, dass Kinder wieder in heilen Verhältnissen aufwuchsen konnten, dass irgendwer in ihr das Feuer entfachte, welches Ian auf einen Schlag hat verpuffen lassen und dass sie wieder die werden konnte, die sie selbst immer mehr vermisste. Das einfache, aber glückliche Mädchen mit Wünschen und Träumen, das nicht bei allem was es tat daran denken musste, was für sie herausspringen könnte.

Shelley verließ die Terrasse, um zu Niki, Hugh und Gabriel stoßen zu können. Alles, was sie jetzt wollte, waren ein gutes Essen und ehrliche Gespräche.