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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 0 - Rollenspielintro

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Dolores konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Die Alte wurde langsam auch schon senil. Selbst wenn sie Celina - was an sich schon relativ unwahrscheinlich war - im Village noch nie gesehen hatte, sah diese nun wirklich nicht aus, wie man sich einen Bewohner des Holes vorstellen würde. Aber mit Granny McAldrin wollte man es sich in der Öffentlichkeit auf keinen Fall verscherzen, weshalb sie sich erst einmal zurückhielt, bis die Blicke von beiden Frauen plötzlich auf sie geheftet waren. Einer leicht verzweifelt, der andere empört nach Antworten suchend.
    "Ich kann zumindest bestätigen, dass diese junge Dame schon seit einiger Zeit hier im Village wohnt.", meinte Dolores besänftigend, setzte nach einem hörbaren Schnauben von Granny aber einen strengen Blick an Celina gewandt auf. "Man kann allerdings nie vorsichtig genug sein und gerade Mrs.McAldrin weiß mit all ihrer Lebenserfahrung am besten, wie misstrauisch man heutzutage sein muss." Was sogar der Wahrheit entsprach wenn man außer Acht ließ, dass sie vielleicht langsam Alzheimer bekam.

    Dolores bemerkte, dass die alte McAldrin immer noch ein wenig verstimmt ihre Lippen kräuselte und das Mädchen nicht aus den Augen ließ. "Ich weiß, das Gesprächsthema war keine geschickte Wahl.", sagte sie also beschwichtigend. "Aber ich bin sicher die Kleine wollte nur endlich einmal mit dir ins Gespräch kommen, Prudence. Jeder hier weiß schließlich, wie wichtig du für das Village bist. Man kann es ihr doch nicht verübeln, dass du ein Vorbild für die Damenschaft hier bist."
    Dolores lächelte Celina aufmunternd zu und hoffte inständig, die würde nicht allzu ernst nehmen, was sie gerade von sich gegeben hatte. Es missfiel ihr, so unfassbar zu übertreiben, aber aus irgendeinem Grund wollte sie es dem Mädchen wirklich ersparen, die alte McAldrin gegen sich zu haben.

  2. #2
    Celina warf Mrs Thomas einen dankbaren Blick zu, bevor sie sich wieder Mrs McAldrin zuwandte.
    "Das ist in der Tat wahr. Es ist allseits bekannt, wie sehr Sie sich im Village engagieren und dass Ihnen am Herzen liegt, die Ordnung hier aufrecht zu erhalten und der hier ansässigen Jugend die richtigen Werte zu vermitteln.
    Dass Sie einer Ihnen Unbekannten nicht blind vertrauen ist äußerst vorbildlich und bestätigt, dass Ihr guter Ruf nur allzu berechtigt ist."


    Höre ich da etwa eine kleine Spitze, Prinzessin.
    Das bildest du dir nur ein, Will.
    Versöhnlich lächelnd fuhr Celina fort: "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs McAldrin. Ich hoffe inständig, dass sie mir mein plumpes Auftreten von vorhin vergeben können, denn es liegt keinesfalls in meiner Absicht, Ihnen zu nahe zu treten."

    Aah, dieses Dauergrinsen macht mich wahnsinnig, Prinzessin! Wenn du weiter in jeder Situation wie ein Honigkuchenpferd grinst, versuchen die Leute irgendwann dich aufzuessen.
    Nicht jeder ist so zuckerabhängig, wie du.
    Gut für süße Prinzessinnen wie dich. Obwohl... vielleicht solltest du hoffen, dass die Militär-Oma Honigkuchenpferde mag.

  3. #3
    Jul saß vor ihrer Wellblechhütte welche sich am südlichen Ende des "The Hole" genannten Bereiches der Insel befand und kaute auf einigen Beeren herum. Sie war es satt. Nicht nur die Beeren. Auch ihr Dasein auf dieser Insel, dem angeblichen "Camp Hope". Zu Anfang noch fand sie diesen Namen passend. Eine kleine Gruppe Überlebender richtete sich hier ein Lager ein, man hatte noch Hoffnung auf ein neues Leben, einen Wiederaufbau der Welt. Doch mittlerweile war es bereits etliche Monate her und das Leben hatte sich stark verändert. Das Militär herrschte mit einem strengen Regime über die Insel – war sie nicht damals aus Deutschland weg gegangen um eben jenem strengen Regime zu entkommen? –, die Insel war in Bezirke aufgeteilt worden und da Jul weder zum Militär gehörte noch wissenschaftliche Erfolge vorzuweisen hatte, wurde sie zusammen mit den meisten anderen in das sogenannte Hole – Das Loch – gesteckt worden. Die Hoffnung in diese Insel hatte sie schon seit langem verloren. Das einzige, was sie davon abhielt ihren Lebenswillen auch noch zu verlieren, war der feste Glaube daran, dass sie es irgendwann alleine schaffen würde von hier weg zu kommen, eines Tages würde sie einfach weg sein. Doch bis es so weit war, war Jul darauf bedacht sich stets im Hintergrund zu halten. "Nur keine Aufmerksamkeit errregen!" war eines ihrer höchsten Gebote. Aus diesem Grunde war sie auch sehr froh darüber, dass ihre Hütte etwas abseits war, geschützt vor zu vielen neugierigen Blicken und dennoch ein perfekter Ausgangspunkt um das Treiben der übrigen Inselbewohner zu beobachten.

    An diesem Nachmittag fiel ihr Blick auf Shelley, aus deren Hütte kurz zuvor eine Leiche getragen wurde. Bereits die dritte in dieser Woche. Jul schnaubte verächtlich. 'Diese Shelley… bildet sich ein allen und jedem helfen zu müssen. Ich versteh' sie nicht.' Während sie einen Schluck aus ihrem Kaffeebecher nahm (um genau zu sein war es kein Kaffee, aber immerhin etwas was diesem recht ähnlich kam und genügte um Juls Laster zu befriedigen), sah sie, wie der junge Franzose sich zu ihr gesellte und Shelley ihm ein Lächeln zukommen ließ. 'Der ist wohl alles recht um aus diesem Loch raus zu kommen, was?' Jul konnte das nicht weiter mit ansehen. Sie legte den Becher in ihre Hütte, zog sich ihre Turnschuhe an und begann eine Runde über die Insel zu laufen, zumindest so weit, wie sie kam. Als sie an Shelley und Gabriel vorbei kam, grunzte sie ihnen mürrisch zu.

  4. #4
    Mh. Wer sich im Village versteckt, der muss eben mit den Folgen leben. Immer noch nicht vollständig überzeugt, beschloss Prudence, die junge Frau trotzdem im Augenwinkel zu behalten. Schließlich kannte sie inzwischen so gut wie jede Person im Village - wer sich noch nicht bei ihr vorgestellt hatte, kann so gute Manieren auch nicht haben. Als Antwort grummelte sie vor sich hin und wandte sich an Dolores. "Ich hoffe doch sie und ihren...Mann bei dem Konzert der lieben Mädchen anzutreffen" fragte sie mit spitzer Stimme. Schließlich hatte sich dieses ungleiche Paar schon öfter nicht auf den gesellschaftlichen Events des Villages blicken lassen. Sträflich von einer Frau, ihren Mann so gesellschaftlich zu blamieren. "Es wäre schließlich ganz ENTZÜCKEND, sie dort in der Menge zu sehen. Für die Mädchen natürlich, die sich freuen, ihren Familien eine Freude zu bereiten. Aber das können sie ja LEIDER nicht nachvollziehen." Mit einem Blick auf Dolores Unterleib seufzte sie laut auf. "Achja, ich würde ja auch gerne wieder im Kreis meiner LIEBEN Familie sein, aber das ist ja LEIDER nicht möglich.". Dolores lächelte Prudence an. "Oh ja, ich habe von ihrer Enkelin gehört. Sehr traurig." An Celina gewandt ergänzte sie: "Ihre Enkelin starb, als sie ganz alleine sieben Flüchtlinge geschmug..." "RUHE! Ich sprach davon, dass meine Familie die Sicherheit des Camps garantiert!" zischte Granny sie an. "Ich wünsche ihnen einen schönen Tag, Miss Blair, Miss Thomas" Sie wandte sich um und trippelte davon, in Richtung des Gemeinschaftszentrums. Ein Spaziergang würde ihr gut tun.

  5. #5
    Abraham erwachte davon, dass Aileen würgend über einem Eimer hing. Er schälte sich aus den dünnen Decken und kniete sich neben sie, um ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten.
    Dem Sonnenstand nach zu urteilen war es in etwa Mittag oder früher Nachmittag. "Verdammte Hitze... die macht mich völlig fertig.", Keuchte Aileen zwischen zwei Würgreizen.
    "Ich denke eher, du bist krank. Für den Rest der Munition könnte ich Medizin bekommen. Oder Desinfektionsmittel und dafür einen Arzt oder ähnliches ..."
    "NEIN, nein ich bin nicht krank!", rief sie im gleichen Tonfall, in dem sie als Kind Spinat verweigert hatte und warf Abe unter schweißnassen Harsträhnen einen agressiven Blick zu. Kurz darauf wurde ihr Blick glasig und sie senkte ihr Haupt erneut über den Eimer um hingabevoll ihren Mageninhalt darin zu entleeren. Passenderweise spukte sie inzwischen nur noch Galle.
    "Sei vernünftig. Das geht jetzt schon seit Tagen so", seufzte Abe. er griff nach einem Lederband und band seiner Freundin die Haare zu einem Knoten, da ihm so langsam der Arm einschlief.
    Aileen schüttelte stur den Kopf. "Auf gar keinen Fall."
    "Wie du willst." er zog sich ein nach Hole-Maßstäben frisches Shirt über, wusch sich Gesicht und Hände über der Wasserschüssel und machte sich dann zum Pinkel auf den Weg nach draußen.
    "Abe!"
    "Hm?"
    "Trotzdem danke."
    "Hm." In ein paar Tagen würde sie ohnehin auf das Angebot zurückkommen.

    Abraham schritt nach draußen in die brennende Sonne und hielt ihr die Hand entgegen, um sein Gesicht vor dem gleißenden Licht zu schützen.
    "Gott ist das heiß", fluchte er und setzte sich dann auf den staubigen Boden neben eine flache Badewanne voll mit schmutzigem Wasser. Wobei der Schutz hier hauptsächlich aus Erde, Pflanzenresten und allgemein Dreck bestand, nichts giftiges, aber trinken würde das wohl niemand. Deswegen klatschte Abraham sich auch nur eine Hand voll davon ins Gesicht. Das Nass selbst war zwar pisswarm, aber der leichte Wind sorgte dafür, dass sein Gesicht etwas abkühlte.
    Mit einem kurzen Seitenblick schaute er zur Hütte hinüber. Sorgen machte er sich zwar, aber er kannte auch Aileens Dickkopf. Was soll man da machen? Spätestens, wenn es schlimmer werden würde, würde sie zum Arzt gehen, seine einzige Möglichkeit war, ihr irgendwie so zu helfen, bis sie sich dahingehend alleine in Bewegung setzte.
    Ohne groß darüber nachzudenken stürzte er seinen Kopf in die Wasserwanne, schüttelte ihn unter Wasser und schoss dann wieder nach oben. Er hatte jetzt erstmal eine andere Aufgabe, und zwar, die Munition an den Mann zu bringen.

    Geändert von Streicher (07.08.2013 um 17:19 Uhr)

  6. #6
    Je weiter sich Gabriel und Shelley in Richtung Glaspalast begaben, desto schwächer wurden die unangenehmen Gerüche um sie herum, desto klarer die Luft. Die Hitze war nach wie vor erdrückend, doch man hatte sich daran - wie an so Vieles - inzwischen einfach gewöhnt.

    "Bist du schon lange hier?", wollte der Villager wissen und Shelley schüttelte den Kopf. "Naja - je nachdem, wie du lange definierst. Etwa zwei Monate, wenn mich mein Zeitgefühl nicht täuscht. Und du? Du kommst aus dem Village, oder?" Sie bekam ein leicht verspätetes Nicken als Antwort, nachdem der Franzose zuvor noch in seinen Taschen gewühlt hatte und ihr nun eine zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmte Zigarette präsentierte. "Nein, ich rauche nicht. Danke!" Bei der täglichen Verpestung, der sie ausgesetzt war, hätten Nikotin und Co. ihren Zustand wohl auch nicht mehr wesentlich verschlechtert, doch spürte sie schlicht und einfach nicht das Bedürfnis, zu rauchen.

    "Oui!", hörte sie den Franzosen sagen und damit ihre Frage wieder aufgreifen. "Village. Ein Jahr Hole, dann Village." "Oh - erst Hole, dann Village? Wie hast du den Sprung geschafft? Hast du Tipps für mich?" Sie grinste Gabriel leicht an, der scheinbar gerade antworten wollte, als eine sportliche Frau an ihnen vorbei joggte und Shelley sich sicher war, dass ihr mürrisches Grunzen ihnen galt, wenngleich sie sich auch nicht erklären konnte, warum. Da ihr Begleiter ebenso verwundert schien, sparte sie sich die Frage, ob er die Frau kennen würde.

    "Ich saß im Hole fest, wie du. Aber dann lernte ich einen Geschäftsmann kennen, Hugh Jackman. Heute lebe ich b..." - "Sorry, H-Hugh J-ackman? DER Hugh Jackman?" Die Lippen des Franzosen formten sich zu einem charmanten Grinsen, als er nickte. Und sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass er die Wahrheit erzählte. Gabriel war nicht der Erste, der behauptete, den Schauspieler nach Einbruch der Apokalypse getroffen zu haben. Auch Ian... Ian. Shelley hatte sich selbst versprochen, sich die wiederkehrenden Gedanken an Ian zu verbieten. Bislang gelang ihr das gut - und das hier sollte keine Ausnahme werden.

    "Tut mir Leid, ich hab dich unterbrochen. Was war mit Hu... Mr. Jackman?" Das Grinsen auf Gabriels Gesicht blieb standhaft. Offenbar amüsierte ihn ihre Verwirrtheit, die Tatsache, dass es ihr nach langer, gesprächsfreier Zeit kaum möglich war, Gedanken von Unterhaltungen zu trennen. "Ich lebe jetzt bei ihm. Und arbeite für ihn. Fischen, Tabak anbauen und... verkaufen!" Er hob erklärend den Rucksack an. "Ich verstehe. Vielleicht passiert mir sowas ja auch mal." Sie lachte kurz etwas. "Ich hoffe dann auf Justin Long, oder... Scott Mechlowicz oder so." Es beeindruckte sie, welch befreiende Wirkung dieses Gespräch auf ihren Gemütszustand hatte.

    Der Glaspalast erhob sich schließlich fast direkt vor den zwei Gestalten, ließ sie beinahe vergessen, woher sie kamen. Allein der Anblick war es wert, jeden Tag vorbeizuschauen. Doch mit etwas Pech würde Shelley Niemanden finden, der ihre Hilfe benötigte und schon wäre die aufgebesserte Laune dahin. Doch sich jetzt bereits mit derartigen Gedanken zu belasten, war überflüssig. Die erste Hürde würde es sein, durch die Menschenmassen zu kommen, die vom Hole ins Zentrum und vom Zentrum ins Hole strömten, ohne sich dabei beklauen zu lassen. Dies waren die seltenen Situationen, in der die Ersatzkrankenschwester froh war, dass es Wachen gab.

    Sich die Stofftaschen eng an den Körper haltend, schob sie sich vor und sah dabei regelmäßig nach hinten, um Gabriel nicht aus den Augen zu verlieren. Knapp neben einer größeren, sich angeregt unterhaltenden Menschentraube, offenbar bestehend aus Personen unterschiedlicher Herkunft und Unterbringung, konnte sie eine schmale Gestalt in einer langen, fast etwas zu groß wirkenden Jacke ausmachen, die Gefahr lief, von vorbeieilenden, wesentlich schwerfälligeren Leuten bei Seite gestoßen und anschließend totgetrampelt zu werden. Doch die Gestalt, die sich bei genauerem Hinsehen als ein kleiner, asiatischer Junge entpuppte, stand ganz unbesorgt da und blickte eher neugierig in Richtung des Übels, dem Shelley und ihre Begleitung gerade entflohen. Etwas besorgt näherte sie sich, warf dabei einen weiteren Blick nach hinten und sah, dass Gabriel ihr nach wie vor folgte, griff den Jungen dann vorsichtig am Saum seiner Jacke und sprach laut, um die Massen zu übertönen.

    "Spinnst du? Was machst du hier? Wenn du einfach in der Gegend rumstehst, wirst du noch überrannt!"

    Geändert von MeTa (07.08.2013 um 20:47 Uhr)

  7. #7
    Mit einem überaus freundlichem Lächeln auf den Lippen wartete Dolores geduldig, bis Prudence McAldrin weit genug entfernt war. Über die Alte konnte man denken was man wollte, aber sie hatte Ohren wie ein Luchs.
    "Du musst dir über Mrs. General keine Gedanken machen.", meinte sie schließlich an Celina gewandt. "Sie vergisst zwar kein negatives Detail - und davon findet sie immer eine Menge - aber sie bemüht sich trotzdem sehr, ihr Gesicht zu wahren. Es braucht schon einiges, um es sich komplett mit ihr zu verscherzen, und die beste Methode dafür ist in jedem Fall nicht zu viel Zeit mit ihr aufzuwenden. Irgendetwas findet sie immer, das ihr nicht gefällt, eher früher als später." Aber glücklicherweise wusste Dolores, wie man ein Gespräch mit Prudence schnell beenden konnte, auch wenn es natürlich nicht die feine Art und auch nicht immer zu empfehlen war. Umgekehrt kannte die Alte schließlich auch einen von Dolores' wunden Punkten, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was in Wahrheit dahinter steckte.
    Niemand im Village wusste, dass Mrs. Thomas eigentlich gar nicht Mrs. Thomas war, aber natürlich gab es Gerede. Und wenn die alte Schachtel nicht bald aufhörte ganz absichtlich von ihrer perfekten Familie (bis auf die Enkelin natürlich) zu sprechen, würde Dolores irgendwann der Kragen platzen. Es war wichtig, Mrs. Thomas zu sein und Mrs. Thomas zu bleiben. Sie hatte keinen Mann, der sich wie ein Waschlappen von der ersten Kreatur anfallen hatte lassen, die sich an seine Fersen geheftet hatte. Und sie hatte keine Tochter, die vollkommen verrückt gespielt hatte und wahrscheinlich schon vor der Katastrophe irgendwo ausgerutscht war und sich das Genick gebrochen hatte. Oh wie leicht es doch war ihnen einfach die Schuld an allem zu geben, statt sich irgendeinem Verlustgefühl hinzugeben.

    Dolores atmete tief durch. Ja, jetzt war ihr wieder etwas wohler. Sie räusperte sich kurz, da sie Celina für kurze Zeit vollkommen vergessen hatte und sagte: "Nun, wie auch immer, wir sollten jedenfalls nicht mehr hier herumstehen bevor Mrs. McAldrin zurückkommt, sonst beschuldigt sie uns noch ernsthaft, wir hätten sie in der Zwischenzeit bestohlen."

  8. #8
    Ein wenig angespannt blickte Celina der alten Mrs McAldrin nach.
    Jetzt, nachdem sie einige Worte mit ihr gewechselt hatte, war die junge Frau im Nachhinein froh, die... "Militär-Oma"... nicht schon früher kennengelernt zu haben.
    So arrogant zu werden, bloß weil alle männlichen Verwandten hochrangige Soldaten waren...

    So ganz anders, als eine kleine Prinzessin, die ins Village gekommen ist, weil Daddy Kontakte hatte.
    Ich beleidige zumindest keine Leute, bloß weil ich sie nicht kenne. Und hier im Village gibt es Kekse, also ziehst du auch deine Vorteile aus der Situation.
    Jaaa - nur dass du deine Zeit anstatt Spaß zu haben und Kekse zu essen, lieber mit den Versuchen verbringst, alte Weiber zu befreunden. Und dabei kläglich scheiterst.
    Warum beschwerst du dich? Die Situation ist doch gut ausgegangen und immerhin werden ich nicht mehr wie eine Verrückte angestarrt.
    Was auch immer. Ich bin trotzdem hungrig - und du auch.


    Tatsächlich merkte Celina, wie in diesem Moment ihr Magen knurrte. Aber hatte sie tatsächlich Hunger? Oder war das nur eine weitere Einbildung, hervorgerufen durch ihren imaginären Freund.
    Hätte sie damals, vor einem Jahr sofort ihr Psychologie-Studium begonnen, könnte sie diese Frage beantworten.
    Wäre sie damals in England geblieben, wüsste sie wohl, was mit ihrer Familie geschehen wäre.
    Falls du überlebt hättest.
    Ja, und Will wäre vermutlich auch nicht bei ihr.

    Aber darüber sollte sie sich jetzt besser keine Gedanken machen. Mrs Thomas schlug gerade vor, den Standpunkt zu wechseln, um in keine weiteren Unannehmlichkeiten mit der Alten zu geraten.
    Süß lächelnd erwiderte Celina: "Nun, im Alter werden viele Menschen... besonders äh... besonders."
    Besonders übel?
    "Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass wir vielleicht einen anderen Ort aufsuchen sollten, um keinen weiteren... Trubel... zu verursachen.", fuhr sie fort. Dann wandelte sich ihr Lächeln in ein offenes, freundliches. "Wie ich hörte, gibt es im Gemeinschaftszentrum ein kleines Café, das ich leider bisher noch nicht besucht habe. Vielleicht sind Sie daran interessiert, sich auf einen Tee einladen zu lassen? Als kleines Dankeschön für Ihre Unterstützung vorhin?"

    Da kann man nur hoffen, dass all deine Freundschafsschließungsversuche so erfolgreich verlaufen, wie vorhin mit Mrs Militär-Oma.
    Würdest du einmal damit aufhören, meine Sätze zu kommentieren?
    Hmm. Vielleicht. Aber nur, wenn wir uns endlich an diese Kekse ranmachen.
    Also gut. Ein Keks, wenn wir im Gemeinschaftszentrum sind. Und nur, wenn du dich zusammennimmst.
    Ja, Mama...

  9. #9
    Niki spürte ein sanftes, aber dennoch bemerkbares Ziehen an dem Rand seines Schulterbereiches. Er drehte sich zu der verantwortlichen Person um und erblickte eine braunhaarige Frau, deren ernstes Gesicht voll und ganz anzusehen war.

    "Spinnst du? Was machst du hier? Wenn du einfach in der Gegend rumstehst, wirst du noch überrannt!"

    Ihre Stimme drang wie ein perfekter Pfeil durch ihn durch. Zuerst wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er machte einen kurzen Schritt nach vorne, um unbemerkt von ihr loszukommen, dann blickte er ziellos durch die Gegend, bis seine Augen wieder ihr Gesicht trafen und ein Wegdrehen nicht mehr möglich war.

    "I-Ist schon gut, i-ich will h-hier eigentlich nur g-gucken u-und-"
    "Bitte?", unterbrach sie ihn mit einem Wort, "Das kann doch nicht dein Ernst sein! Hier gibt es nichts zu gucken!"
    Niki dachte nicht darüber nach, was er antworten sollte, ihm blieb auch keine Zeit: "I-Ich wollte mir nur diesen Bereich da a-anschauen..."
    "Diesen Bereich anschauen?", und sie kombinierte dann in Sekundenschnelle, "Warte, du gehörst hier definitiv nicht hin. Komm sofort mit mir mit!"

    Und als sie ihn an der Hand packte, gab es kein Zurück mehr. Mühevoll richtete er sein Gesicht zurück zum Eingang des Holes, eine Rush Hour mit zahlreichen Personen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und es fühlte sich nicht richtig an, jetzt einfach wegzugehen, obwohl er sich durchaus bewusst war, wie recht die braunhaarige Frau mit ihrer Aussage hatte. Er gehörte dort nun wirklich nicht hin. Oder doch? Er hatte einfach keine Zeit, über alles mehr als einmal nachzudenken.

    "So", setzte sie an zu reden, als sie dann aus ihrer Sicht weit weg genug von dem Menschenauflauf waren, "woher kommst du eigentlich? The Village? So siehst du eigentlich gar nicht aus... aber aus The Hole stammst du sicher nicht!"
    "Ich äh... ich... ähm... komme, glaube ich, von dort...", überlegte er und zeigte in Richtung eines Überganggebäudes.
    "Aus New-WHO?", wunderte sie sich, "Was macht ein Kind in New-WHO?"
    "Äh... nun... ich war dort auf Intensiv, glaube ich...", vermutete er, selbst darüber im Unklaren, weshalb er dort lebte, "...und die wollen mich aber noch dort behalten, um sicher zu gehen, d-dass es mir gut geht... denke ich... v-vielleicht...?"

    Die Blicke der Frau schauten in alle Richtungen, die zu einem verwirrten Gesichtsausdruck führten. Sie sagte erst mal nichts, dachte mehr oder weniger laut, was Niki nicht zur Kenntnis nahm, und versuchte, sich aus seinen Aussagen etwas zusammen zu reimen.

    "Warte, du wirst in Sector Beta gerade behandelt...? Wer sind denn deine Eltern oder Angehörigen...?"
    "I-Ich habe gerade nur einen neuen Betreuer zugeteilt bekommen, d-der hat mich hierher gebracht, aber sonst..."
    "Du kennst hier absolut niemanden und trotzdem wirst du dort gepflegt? Seit wann nehmen sie in diesem Loch hier Patienten auf?"
    "K-Keine Ahnung", sagte Niki. Und nicht, weil er keine Antwort wusste, sondern allgemein nicht verstand, worauf sie sich genau bezog.

    Sie bemusterte ihn ein wenig. Ihr stachen augenscheinlich seine seltsamen Haar- und Augenfarben auf. Und seine Haut war ungewöhnlich kreidebleich bei diesem Wetter. Die braunhaarige Frau überlegte dann noch kurz, was sie sagen wollte und setzte das Gespräch dann fort.

    "Okay, wie auch immer", sie sah ihre Begleitung, einem Franzosen, von Weitem zuwinken "Du kommst, denke ich, alleine zurecht?"
    Und gerade, als sie sich gerade gaaaanz gemächlich von ihm abwenden wollte, antwortete er: "N-N-Nein, g-ganz und gar nicht...!"
    "Uh... okay?", füllte sie den Überraschungsmoment mit Worten. "Was ist das für ein Junge?", fragte sie sich kleinlaut denkend.
    Niki überlegte kurz, was er sagen sollte. Er zögerte zunächst, dann machte er seinen Mund auf: "K-Kannst du mich etwas herumführen...? I-Ich möchte nur wissen, w-wie die Welt hier um mich herum funktioniert."

    Mit einem seltsamen Blick von der Seite schaute sie ihn an. Niki kam sich selbst ja schon ein bisschen merkwürdig vor, aber was mussten wohl andere Leute davon halten, auf einen bleichen, grauhaarigen Jungen mit asiatischen Gesichtszügen in abgetragener Kleidung zu treffen, der in Sector Beta lebt, ohne irgendjemanden auf der Insel zu kennen und auch offenbar sonst nichts von Camp Hope wusste?

    Geändert von Ligiiihh (08.08.2013 um 02:13 Uhr)

  10. #10
    Was ist heute bloß los? Erst die dritte Kittelleiche, dann Gabriel und jetzt dieser seltsame Junge.
    "Wie heißt du überhaupt?" "Du k-kannst mich... Niki nennen..." - "Okay, Niki! Ich bin Shelley. Also... gleich zu Anfang: In meine Unterkunft wurden alleine gestern und heute drei Leichen von Ärzten oder Wissenschaftlern getragen. Wenn du aus Sektor Beta kommst, hast du hier also noch weniger zu suchen als jeder andere."

    Shelley wandte sich um und sah zu Gabriel, winkte ihn heran. Sie begann, ihr gesamtes Wissen von Wallis et Futuna mit Niki zu teilen, während ihre Begleitung dazu stieß. "Es gibt das Gemeinschaftszentrum, da kommst du gerade her. Da treffen sich alle, um zu handeln.. und so. Da hinten..." - sie deutete mit den Fingern in eine ungefähre Himmelsrichtung - "...ist das Village. Da wohnen die Reichen mit guten Familien oder Angehörigen, die Soldaten sind. Dann gibt es noch Sektor Alpha und Beta. I-oh... Gabriel, das ist Niki."

    Der Franzose beugte sich zum kleinen Vietnamesen herunter und begrüßte ihn mit einem Handschütteln. Fast etwas ungeduldig wartete Shelley ab, bevor sie schließlich weiter sprach. "In Alpha wohnen die Soldaten und - naja... Beta kennst du wohl besser als wir." "U-und w-was ist jetzt.... das hier?" Sie sah Niki eindringlich an. "Das Hole. Hier kommt der ganze Rest hin. Der... "Abschaum", quasi. Gewalt, Morde, zwielichtige Geschäfte sind hier ganz normal... und die Soldaten..." - sie senkte die Lautstärke ihrer Stimme enorm - "..., die eigentlich für Ordnung sorgen sollten, machen es eigentlich nur schlimmer. Du hast keine Chance im Hole, wenn die Leute nicht wissen, wer du bist."

    Shelley war in Gedanken. Er wusste scheinbar nichts über die Insel, so interessiert sog er die Informationen auf. Zumindest bestätigte das seine Geschichte. "Ich werd' dich nicht rumführen. Ins Hole lass' ich dich nicht gehen, ins Village gehe ich nur in Begleitung eines Villagers und... Alpha und Beta habe ich selbst noch nie gesehen. Aber wir wollten gerade ins Gemeinschaftszentrum... Gabriel und ich. Also, wenn du mitkommen willst... da ist es sowieso viel interessanter. Im Gegensatz zum Hole gibt es da mehr als Sch - m - mehr Schönes." Ihr war durchaus bewusst, dass Gabriel der Villager war, der Niki und ihr einen Ausflug ins Village hätte spendieren können. Doch seine neu gewonnene Bekanntschaft bereits jetzt auszunutzen, kam ihr - selbst mit, durch das Leben im Hole, täglich sinkenden Maßstäben - einfach zu dreist vor.

  11. #11
    Gabriel stand leicht irritiert vor dem kleinen Jungen, er sah so unbeholfen und verloren aus. Er gehörte nicht an diesen Ort, zu viele Menschen, zu unübersichtlich. Wenn man bedachte, dass er so klein war... Shelley hatte Recht, der kleine Niki sollte nicht ins Hole, Sektor Alpha war Sperrzone und in Beta hatten zumindest die beiden Erwachsenen keinen Zutritt.
    „Wenn der Platz hier bereits so voll ist, dann wird das Gemeinschaftszentrum überlaufen... wir könnten direkt ins Village gehen. Der kleine Niki würde bestimmt gerne einen Strand sehen, oder?“
    Gabriel beugte sich während des letzten Satzes zu Niki hinab und lächelte ihn offenherzig an.
    „J-ja... gerne“
    „Bevor du wieder zurück musst solltest du auch etwas von den Insel sehen können.“
    Shelley schaute mit einem Stirnrunzeln zu Gabriel
    „Aber...“ sie klopfte auf ihre Stofftasche und hätte vermutlich noch weiter ausgeholt wenn Gabriel nicht seine Hand gehoben und sie unterbrochen hätte
    „Ach... darum kannst du dich auch bestimmt im Village kümmern.“
    Gabriel hielt Niki seine Hand hin welche der kleine Asiate sofort umschloss und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ging der junge Franzose voran.

    Der breite Sandstrand war bereits aus der Entfernung zu sehen, das Meer welches immer wieder den Sand benetzte spiegelte und brach das Licht der Sonne. An der Klang der Wellen hatte sich Gabriel bereits seit längerem gewöhnt, er liebte es geradezu dem Meer zuzuhören und es zu spüren wenn er sich in das kühle Nass begab.
    „Wow... hier wirkt es ja richtig friedlich und angenehm.“
    „Oui, im Vergleich zum Hole ist es fast schon leer und einsam hier.“
    „H-h-hier wohnst... du?“
    Gabriel lächelte Niki an, ihm überkam fast schon eine Art schlechtes Gewissen das Glück zu haben sich hier aufhalten zu dürfen.
    „Um genau zu sein...“ der Franzose deutete auf ein Stelzenhaus, welches nicht weit entfernt war. „...dort hinten.“
    Während Gabriel mit seinem Zeigefinger auf eine der Stelzenhäuser deutete, sah er aus dem Augenwinkel etwas, was ihn immer sehr beunruhigte.
    Er war schon mehrmals mit der alten Frau die sich näherte aneinandergeraten und wollte es unter allen Umständen vermeiden mehr Kontakt mit ihr zu haben, als es notwendig war.
    „Merde... schaut ihr nicht in die Augen! Nicht in die Augen schauen!“
    Die tappenden Schritte des Großmütterchens McAldrin wurden lauter und kamen näher. Für Gabriel war sie so etwas wie der Teufel, der sich in das Kostüm einer alten Frau gezwängt hat.
    Wortlos wollte er, zusammen mit seinen Begleitern, an Granny McAldrin vorbei, doch etwas musste er sagen, sonst hieße es drei Tage später wieder, dass Hugh Jackman asoziale Arbeiter ins Village holte.
    „Guten Tag Miss McAldrin“
    Das was Gabriel eigentlich wollte, zog die alte Hexe gnadenlos durch. Keines Blickes und keines Wortes billigend setzte sie stur ihren Weg fort. Aber die Drei konnten ganz genau die stechenden Blicke von Prudence in ihren Nacken spüren. Er sah es bereits auf sich zukommen, in spätestens zwei Tagen würde es neue Gerüchte geben.

    Es dauerte nur wenige Minuten um zu der Hütte zu kommen und wie sich Gabriel es bereits denken konnte... Hugh saß immer noch Dachterrasse und ließ sich die Sonne auf den nackten Oberkörper scheinen.
    „Oh mein Gott, das ist Hugh Jackman! Hugh. Jackman!“
    Von der Terrasse erklang ein lautes Grunzen „Huh... huh... wer ruft mich?“ der ehemalige Schauspieler zog sich den Strohhut vom Kopf und schaute sich um, brauchte ein, zwei Sekunden bis der die kleine Gruppe entdeckte.
    „Je suis de retour“
    „Jaja, wie auch immer Kleiner, sag mir mal lieber wen du da mitgebracht hast.“
    Hugh stand gemächlich auf und drückte sich die Hände in Hüfte, wartete geduldig auf eine Antwort.
    „Die junge Frau hier heißt Shelley und war gerade auf dem Weg ins Gemeinschaftszentrum. Dann haben wir den Kleinen hier getroffen, Niki, er sagte, dass er die Insel sehen wollte...“
    „Und da hast du dir gedacht, wo ist es schöner als Zuhaus?“ Hugh schien zuerst wenig angetan, doch als er anfing ins heiteres Lachen auszubrechen fiel die Anspannung der Situation schnell ab.
    „Worauf wartet ihr drei denn dann noch? Führ unsere Gäste herum Gabriel!“
    Die Züge des jungen Franzosen hoben sich sichtlich an als er Niki und Shelley herumführte, ihnen die Räumlichkeiten des Hauses zeigte, vom Arbeitsraum, über die Schlafzimmer bis hin zum Bad, bei dessen Anblick Shelley große Augen bekam.
    „Man... was ich dafür geben würde ein richtiges Bad nehmen zu können...“
    „Wenn du magst... ich weiss wie es im Hole ist. Die meisten würden dafür jemanden umbr...“
    Gabriel schaute nach hinten, sah den kleinen Niki der sich im Haus immer noch umsah“
    „...Die meisten würden jemanden dafür... verschwinden lassen.“

    Die kleine Führung dauerte nicht lange, nur wenige Minuten verbrachten sie innerhalb des Hauses ehe sie an den Strand gingen, sich dem kleinen Grillplatz näherten den Hugh bereits am vorbereiten war.
    „Brauchen wir noch irgendwas Hugh?“
    „Sofern wir uns nicht von Dosenfutter ernähren wollen... ja. Wenn du willst kannst du ja dein Glück versuchen.“ Hugh deutete auf das Meer, welches sich nur wenige Meter weit weg von der Hütte befand.
    „Gut gut... ihr beiden... wenn irgendwas ist, keine Angst...“ er senkte etwas die Stimme „...auch wenn er aussieht wie ein gegrillter Eremit, Hugh ist ganz lieb und beißt nicht. Wenn ihr etwas braucht oder wollt, fragt ihn einfach.“
    Shelley und Niki nickten fast zeitgleich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und damit verschwand Gabriel auch wieder in der Stelzenhütte.

    Geändert von BIT (08.08.2013 um 14:54 Uhr) Grund: Sighunter! - BIT

  12. #12
    Dolores zögerte einen kleinen Augenblick lang. Das Gemeinschaftszentrum war prinzipiell offen für alle und ein Besuch dort verwirrte sie immer in höchstem Maße. Einerseits konnte sie schon so etwas wie Mitleid für die Leute im Hole verspüren, die sich dort auch meist in größeren Zahlen aufhielten und oft nicht viel zu lachen hatten. Andererseits hielt sie sie doch alle für Gesindel - und zweifellos waren auch die meisten von ihnen Gauner, egal ob freiwillig oder nicht - dem man in jedem Fall am besten aus dem Weg ging.
    Eigentlich hatte sie aber nichts Besseres zu tun und Celina schien nach guter Gesellschaft zumute zu sein. Und sie sollte verdammt sein, wenn sie gerade so etwas ausschlagen würde - Dolores Thomas, die ihren aktuellen Lebensstil nur damit finanziert hatte, eine gute Gesellschaft zu sein!
    "Ich trinke gerne einen Tee mit dir, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich die Einladung nicht ausschlagen muss und selbst bezahle. Immerhin hast du vorhin im Gegensatz zu mir anscheinend schon Geld für viel zu teure Kekse ausgegeben." Sie zwinkerte Celina zu und sah sich noch einmal kurz zu ihren Hecken um. Ethan schien die Arbeit beendet zu haben und ins Haus gegangen zu sein, in jedem Fall erwartete er aber offenbar keine schnelle Rückkehr seiner Lebensgefährtin. Also machten sich die beiden Damen auf den Weg ins Gemeinschaftszentrum.

    Dolores stellte etwas überrascht fest, dass Celina ebenfalls eine angenehme Gesellschaft war - sie konnte sich gewählt ausdrücken, war überaus höflich und hatte mehr zu erzählen als nur Klatsch und Tratsch über die Bewohner des Villages. Nicht, dass Dolores etwas gegen Klatsch und Tratsch hatte - sie wusste gerne über alles Bescheid - aber ohne solche Themen fühlte sich die ganze Konversation irgendwie.. ehrlicher an. Nicht so falsch wie alles andere, was man sonst so im Village erlebte.

    Schon von weitem konnte man erkennen, dass sich im Gemeinschaftszentrum ungefähr doppelt so viele Leute tummelten, wie das Village Einwohner hatte. Dies war nicht weiter ungewöhnlich, aber irgendwie schien das Treiben an diesem Tag hektischer und unkontrollierter zu sein als sonst. Dolores presste ihre Lippen aufeinander. War es wirklich so eine gute Idee, hier nun in Ruhe einen Tee trinken zu wollen? War es überhaupt möglich durch diese ganzen fremden Menschen zu laufen - Aufsicht hin oder her - ohne am Ende bis auf die Knochen ausgeraubt und nach Gosse müffelnd herauszukommen?
    Celina blieb auch untentschlossen stehen, sagte aber erst einmal eine ganze Weile nichts und sah aus als wäre sie in tiefe Gedanken versunken. Dolores hüstelte einmal laut und das Mädchen sah sie an, als hätte sie eben erst gemerkt, dass sie auch noch da war. "Oh, ähm. Ja, das sieht ja ziemlich überfüllt aus.", meinte Celina etwas verlegen. Dolores nahm einfach an, es wäre ihr peinlich sie nun umsonst hierher geführt zu haben, also zuckte sie mit den Schultern und sagte mit einer energischen Kopfbewegung: "Nun, jetzt sind wir schon hier, jetzt sehen wir auch was die uns zu bieten haben." Sie war selbst nicht besonders überzeugt, aber sie wollte dem Kind die Verlegenheit ersparen.
    Als die beiden näher herantraten, bemühte Dolores sich, mit möglichst erhobenem Haupt voranzuschreiten und gleichzeitig jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Dabei fiel ihr in der Entfernung das blaue Leuchten eines Haarschopfes auf. Offenbar eine Dame mit sehr eigenem Modegeschmack. Wo bekam man heutzutage überhaupt so eine Farbe her? Bestimmt nur geklaut oder aus irgendeinem Giftzeug gemischt. Plötzlich schien die Frau ihren Blick zu bemerken und Dolores drehte sich schnell wieder weg. Kein Blickkontakt verdammt.

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