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Thema: now watching / now reading #8

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  1. #11
    UMETSU-RUN

    Teil 1.1 - Megazone 23 Part II (1986)
    Umetsu-Duties:
    - Animation Director
    - Character Designer
    - Key Animation

    Zum Aufwärmen für Galilei Donna - Yasuomi Umetsus kommender TV-Offenbarung (alle Daumen sind gedrückt dass es nicht saugen wird) - dachte ich mir, dass so ein kleiner Run quer durch die "großen" Projekte des von mir so heiß und innig und hart geliebten ungekrönten Action-Exploitation-Anime-Königs vielleicht eine nette Idee wäre, um a) Zeit totzuschlagen, b) schonmal ordentlich Hype aufzubauen und c) noch einmal genau festzuhalten, warum ich seine Arbeit so bewundere, bzw. was für mich seine Arbeit überhaupt auszeichnet.

    Umetsu startete damals als Key Animator bei so unbekannten kleinen Projekten wie Akira, Harmageddon und Mobile Suit Gundam Z bevor er mit seiner ersten richtigen großen Regiearbeit betraut wurde: Dem Nachfolger zu einem aus Segmenten einer gedroppten TV-Serie zusammengeschnippelten und direkt auf Video veröffentlichten Cyberpunk-Spektakel namens Megazone 23. Und bei Gott, ist es glorreich. Also, der Nachfolger. Der erste Teil allerdings auch. Im Tag-Team mit dem späteren Gantz-Regisseur und Macross Plus-Actionchoreografen Ichiro Itano ballerte er in 1986 einen der am derbsten unterhaltsamsten Sci Fi-Filme heraus die ich je gesehen habe. Whooo, was'n abgefucktes Spektakel. Aber zunächst braucht man Kontext, d.h. die Zusammenfassung der Story von Teil 1: Megazone 23 dreht sich um einen Motorrad-fahrenden und ständig Blödsinn machenden Spät-Teenager namens Shogo, der ein ziemlich normales Leben führt im Cyberpunk-Japan der 80er (srsly): Er ist ein typischer Delinquent, baut dauernd Scheiße, hängt Bullen in der Fußgängerzone ab und bringt Tussis die er heiß findet - in diesem Falle die Tänzerin Yui - lustig in Lebensgefahr, was allerdings dann wieder so charmant rüberkommt dass er ihre Nummer kriegt. Äh.

    JEDENFALLS stolpert er eines Tages in die Garage seines Kumpels, der einen brandneuen Prototypen des Militärs probefahren soll - ein badass aussehendes Motorrad namens Garland. Leider hat besagter Kumpel damit den Vertrag mit dem Militär gebrochen, was man dadurch merkt dass ein Dutzend Anzugträger die Hütte umstellen und Shogos Kumpel mit Blei vollpumpen. Shogo gelingt die Flucht mit dem Garland, welcher sich als Schlüssel zu einer weitreichenden Verschwörung herausstellt. Spoiler: Matrix hat sich EINIGES vom Plot der OVA abgeschnitten. Große Stücke.

    Nun, während der erste Teil größenteils vom Super Dimension Fortress Macross-Regisseur Haruhiko Mikimoto gehelmt wurde (auch die Charakter-Designs, die ich für meinen Teil absolut hinreißend finde <3) und einem eher vorkommt wie eine sehr sehr gute Macross-Sidestory, wechselt Teil 2 in ganz andere Gänge. Sowohl optisch als auch plottechnisch als auch vom ganzen Ton und der Stimmung her. Starten wir zunächst mit der Farbpalette und den Charakter Designs. Hikimoto wählte für die Optik von Megazone 23 einen typischen 80er-Stil: relativ natürlich wirkende Proportionen und bewusst jugendliche Erscheinungsbilder der Charaktere mit, äh, rundlich wirkenden Gesichtern, etwas pompös wirkende Frisuren, willnichtsagenaberdoch-bonbonfarbene Optik drumherum und extremer Fokus auf Augen- und Mundpartie was charakterliche Touches angeht. Will sagen: Part 1 sieht so aus...

    ... und Part 2 sieht dann so aus:


    Nun, äh, nachdem ihr euch vom Schleudertrauma erholt habt, können wir ja beruhigt die Umetsu-Charakter-Palette durchgehen: eher dunkler gehaltene, naturalistische Farbpalette, kantige Gesichtszüge, deutlichst hervorgehobene Falten in den Klamotten, obligatorische Biker-Punks - ja, es gibt Biker-Punks im zweiten Teil, und, nein, im ersten Teil gab's die noch nicht (zumindest nicht in dem Ausmaß) - und ein eindeutiger Fokus auf Handbewegungen der Charaktere. Umetsu liebt Hände, soviel kann man auf jeden Fall sagen. Egal, ob in Kite, in seinem Robot Carnival-Segment oder zu einem sehr großen Anteil auch hier - Handbewegungen sind immer mit einer derartigen Detailliebe animiert dass man fast meinen könnte der Mann hätte einen Fetisch dafür. Und Falten in den Klamotten. Oh mein Gott, soviele Falten <3

    Aber, wir vergessen doch etwas hier, oder? Ich meine: Der plötzliche Artstyle-Wechsel kann nicht alles gewesen sein, oder? Da muss doch noch was anderes passiert sein?
    Nun, wie gesagt ist Megazone 23 eigentlich nichts weiter als - bös ausgedrückt - zusammengeschnipselte Segmente einer nicht fertig erstellten TV-Serie. Da allerdings auf jeden Fall noch Bedarf an, naja, Plot war (Teil 1 endet mit einem Cliffhanger), schob man halt Teil 2 nach, verlor allerdings dabei so bummelig die Hälfte des ursprünglichen Teams, unter anderem Haruhiko Mikimoto. Also, wie setzt man eine eher klassisch inszenierte Cyberpunk-Space Opera fort, die zwar eine unfassbar cheesige Sexszene und ein, zwei Szenen hatte in denen etwas Blut floss, aber ansonsten im Grundton recht positiv daherkam?

    Nun, ich hab' erwähnt dass der Regisseur des Ganzen später Gantz machen würde? Und jeder weiß, was für Wellen Kite damals schlug wegen der expliziten Sex- und Gewaltszenen?
    Nun, Megazone 23 Part 2 beginnt eigentlich noch ähnlich vom Ton her wie Part 1 - abgesehen vielleicht von einer Bikergang aus Delinquenten die ein Dutzend Polizisten vermöppt und dem, naja, recht drastischen Wechsel im Artstyle. Aber dann kommt die 13-Minuten-Marke, eine Space-Schlacht in Space findet statt, es gibt ein paar recht gorig ausfallende Pilotentode (weil Real Robot-Genre und so), typischer Stuff, sowas gab's schon in Do You Remember Love? - und dann folgt eine der g(l)orreichsten Splatterszenen die ich je in einem Anime gesehen habe. HO. LY. SHIT.

    Und es hört hier nicht auf! Wie wäre es damit? Wir nehmen die cheesy Sexszene aus Teil 1 (in deren Hintergrund zumindest noch Exposition gedroppt wurde - zusätzlich zu den Titten), machen sie noch sinnfreier, noch cheesiger und vor allen Dingen sleazy wie die Nacht schwarz ist!

    Was im Klartext bedeutet: "Umetsu-san, nimm diese recht klassisch gehaltene Cyberpunk-Space Opera mit einem hübschen Twist und mach' daraus einen Paul Verhoeven-Film!" Der Film hat einen Plot, bestimmt, irgendwo, aber entgleist so wunderbar in einer Tirade aus Bikergang-Schlachten, Gore-Sequenzen, nackter Titten, Delinquenten-Klischees, cooler Mecha-Fights, Punk-Chicks mit Bazookas, typischer Umetsu-WTF-ery (der Dialog zwischen Shogo und der Bord-KI der titulären Megazone 23 namens Eve wäre hier ein Beispiel), dass man dem Film nicht einmal böse sein kann. Dafür ist er zu heftigst unterhaltsam. Ein spaßiger, brutaler, sleazy Cyberpunk-Clusterfuck mit einem immens hohen Bodycount, einem arschtretend guten Soundtrack und einer wunderschön sich selbst derailenden Story. Die Tatsache die einzig wirklich wehtut ist, dass (wohl aufgrund von Budget-Problemen) ein paar Szenen echt heftig scheiße animiert sind, wodurch sie im ansonsten sehr gut animierten Rest irgendwie negativ herausstechen - ich meine, manchmal scheinen ganze Cels zu fehlen, hier und da versagt die Farbgebung, dann wird man zumindest teilweise wieder mit einer schönen Handanimation oder Gore vertröstet. Es ist komisch, fällt aber eigentlich nur wirklich auf wenn man ganz genau hinsieht. Und außerdem: Exploitation wäre langweilig ohne Fehler

    8 von 10 obligatorischen Sexszenen

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (15.09.2013 um 22:22 Uhr)

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