Gut, also ich hatte jetzt gestern Abend immerhin noch 3 1/2 Stunden spielen können und bin genau bis zum Einstieg von Kapitel 2 gekommen.

Insgesamt gefällt mir das Spiel erstaunlicherweise. Nach all dem, was ich hier gelesen habe, dachte ich, es sei schon ein fast langweilig und generisches Spiel. Aber beim Spielen fühlte es sich fast so an wie FF VIII.
Überrascht bin ich auch, dass es wirklich rund läuft. Zwar ist meine PS4 bei diesem Spiel richtig laut und der Lüfter dreht während dem Spiel immer mal wieder random hoch bis zum Anschlag, aber das Spiel läuft butterweich. Es gibt keine Framerateeinbrüche. Grafisch finde ich es komisch. Stellenweise sieht das Spiel fantastisch aus, aber teilweise - gerade in den Zwischensequenzen - stechen die "pixeligen" Haare schon etwas zu sehr ins Auge. Zudem sind teilweise Texturen (nicht alle) extrem niedrig aufgelöst und es matscht. Und an wenigen Stellen kommt es zu Pop-Ups, die jedoch sanft einfaden (Büsche, Gräser). Aber ich spiele es momentan an einem Computermonitor, wo ich am Schreibtisch davor sitze - dadurch sieht automatisch jedes Spiel hässlicher aus, als vorm 50-Zoll-Fernseher.

Ich muss zugeben, dass mich die "Boygroup" nicht stört. Ich dachte nach dem Lesen von diesem Thread, dass es ein einziges Fermdschämen wird, aber irgendwie haben die Dialogbuchautoren es geschafft, die Burschen sehr sympathisch und eher "normal" wirken zu lassen. Das war bei dem überdrehten Single-Spieler Vorgänger nicht so. Noctis hat sogar deutlich mehr Charakter. Durch die vielen kleinen Details in den Dialogen wird er wirklich greifbar. Er scheint auch charakterlich auf Zack zu sein, hat seine Eigenheiten, aber auch einen gesunden Sarkasmus. Ignis ist ein komsicher Kauz, Gladio erinnert mich an jemanden, den ich kenne und Prompto ist... Prompto. Allerdings nervt er mich nicht, was ich aufgrund des japanischen Trailers erwartet habe. Das liegt vielleicht auch am (angenehmeren) deutschen Sprecher. Auch Prompto handelt bis jetzt vollkommen nachvollziehbar und fügt sich gut in die Gruppe ein. Zudem sind die Dialoge wunderbar geschrieben. Und die Situationskomik ist richtig gut. Schon am Anfang, wo sie die Karre schieben und dann Final Fantasy XV kommt - ist eher ein Augenzwinkern und lässt einen sogar die "Bromance"-Fassung von "Stand by Me" von Florence and the Machine ertragen. Die Sprachausgabe des Viergespanns passt übigens wunderbar und ist wirklich sehr überzeugend.

Das gilt NICHT für Cid. Cindy finde ich ja irgendwie noch sehr passend, weil sie das Klischee wunderbar bedient, aber bei Cid hört man am Sprecher, dass er nicht genau weiß, wie er mit dieser Figur umgehen soll. Der Rest der Sprecher erledigt seinen Job allerdings ganz fein.

Die Story beginnt bisher vielversprechend. Neben den sympathischen Charakteren mag ich auch die Spielewelt. Die Grenze sieht mit ihren Plattenbauten und Grenzposten aus wie in Europa und lässt dieses Roadtrip-Feeling aufkommen. Ein typisches Fantasy-Setting ist das nicht - sogar noch weniger als bei FF VIII. Aber durch die eher vertrauten architektonischen Elemente und dieser typischen Gegenwartsbezüge, fühle ich mich irgendwie dort auch mit den passenden Charakteren als Spieler gut aufgehoben. Daher finde ich diesen Schritt absolut in Ordnung.

Die Musik ist bisher auch vielversprechend. Da waren schon einige Ohrwürmer dabei.

Das Kampfsystem spielt sich richtig gut. Ich fand's bis jetzt ("normal") auch nicht zu schwer und es macht einfach Spaß zwischen Parieren, Warp-Angriff und Kombos hin und her zu wechseln. Ein wenig erinnert mich die Steuerung an den Witcher. Im Tutorium hatte ich die Assoziation sogar recht deutlich. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Echtzeitkampfsystem mal so viel Spaß macht und sich so richtig flüssig spielen lässt. Ich kenne bisher die sperrigen Typen ala Star Ocean und Tales. Da war ich richtig überrascht, dass es so (FF XV) auch geht. Daher finde ich auch das Kämpfen nicht schlimm.

Die Hol- und Bring-Quests könnten wirklich mehr Abwechslung bieten. Aber ganz so farblos wie an allen Ecken und Enden bemängelt sind sie aber nicht. Auch die Nebenfiguren wie dieser Jäger Dave haben eine Persönlichkeit und sogar eine eigene Geschichte. Dass es besser geht, zeigt The Witcher 3. Hier sind die Questgeber, wie der liegengebliebene Händler mit seinem Wagen noch deutlich aufwendiger in Szene gesetzt. Dennoch - so ein stupides No-Name-NSC sagt das und belohnt einen dafür (wie es auch in Tales vorkommt), was dann mit zwei Dialogzeilen abgefrühstückt wird - so was gibt es in FF XV bisher auch nicht.

Insgesamt ein fesselndes und sehr überzeugendes Spielerlebnis. Auch wenn man sich die bisherigen Nutzer-Reviews auf Amazon usw. durchliest, findet man an sich nur Positives. FF XV ist also doch das erhoffte Spiel geworden - nach dem ich bereits den Einstieg bei FF XIII furchtbar fand mit seinen actionlastigen Fremdschämmomenten, geht es FF XV deutlich ruhiger an. Es wirkt wesentlich weniger "japanisch überdreht" und ist trotzdem spannend. Die Figuren sind sympathisch und das ganze hat eher positive Vibes und wesentlich weniger dystopische Elemente (selbst die Robo-Krieger sind nicht wirklich dystopisch - im Ggs. zur Purgation aus FF XIII, wo einfach mal tausende von Leuten getötet werden sollen). Ich mag so ein positives, leichtgängiges Spielgefühl lieber. Natürlich wird es wahrscheinlich nicht so mitreißend wie FF IX, ABER es wirkt trotzdem gut erzählt. Das einfach mal vier Burschen im noch nicht ganz besten Alter gemeinsam ein roadtripähnliches Fantasy-Abenteuer durchleiden, ist unverbraucht und hält noch so viele Möglichkeiten offen, dass ich mir gut vorstellen kann, dass dieses Spiel für mich ein Hit werden könnte. Vorallem da die Geschichte einerseits einfach aber doch tiefgründig zu sein scheint. Das heißt, sie verzettelt sich nicht (so wie FF VII und FF VIII), bietet aber genug Inhalt und Hintergründe, um einen immer mitzureißen. Von daher könnte das Spiel sogar besser als FF X sein. Ich denke auch, wenn es weiterhin "Versus" genannt worden wäre, wären die Meinungen (und auch die Reviews) über dieses Spiel noch besser. Auf jeden Fall überrascht mich die positive Resonanz nicht.

Wenn man sich vorstellt, aus welchem klassischen Fantasy-Feld-Wald und Wiesen-Setting dieses Spiel abstammt, dann ist dies schon beachtlich. Vier Krieger des Lichts, die in einer ganz klassischen Welt bis hin zu dem hier...