Sei doch bitte nicht so phantasielos. Niemand hat von einer eins zu eins Umsetzung gesprochen, und man müsste auch nicht alles davon nehmen. Aber mit Dialogen, Cutscenes, Rückblenden usw. kann man da schon viel machen. Muss auch nicht passiv bleiben, das lässt sich durch Entscheidungsmöglichkeiten bei Dialogen und ein bisschen Bewegung sehr leicht und angenehm interaktiver gestalten. Fähige Autoren können so etwas generell fließend und nahtlos einbinden, ohne dass es Überhand nimmt und eine inflationäre Wirkung auf die Haupthandlung hätte. Xenosaga ist da ein schlechtes Beispiel.
Ausschmückendes Hintergrundwissen, ganz genau. Du magst darauf offenbar keinen Wert legen, aber es haben nunmal nicht alle Spieler die gleichen Präferenzen wie du.Zitat
Wenn ein paar Freunde auf ihrer Tour an einer Raststätte Halt machen und dort Burger verdrücken, dann mag das oberflächlich betrachtet "belanglos" sein, ist aber erstens ein Detailgrad, den das Genre bisher nur selten an den Tag gelegt hat und FFXV damit vom Einheitsbrei abheben könnte, und zweitens können solche Details unheimlich vielsagend in Bezug auf die Persönlichkeit der Charaktere sein: Was bestellen und essen sie wie, Extrawünsche, wer richtet sich nach wem, wer ist vorlaut/bestimmend, wer eher zurückhaltend usw. usf. Es muss nicht immer direkt um die Welten-Errettung gehen, und genau genommen gibts da auch nur einen begrenzen Rahmen, was man an Charakter-Interaktion alles unterbringen kann. Die kleinen Momente, einzelne Gesten und alltäglich scheinende Kommentare und Vorkommnisse, das sagt oft mehr als der größte und wichtigste Bombast und eignet sich darüber hinaus wunderbar, um die bedeutenderen Fragen zu kontrastieren. Von Rollenspielen, bei denen die Geschichte nur an der Oberfläche der Charaktere kratzt, hab ich eigentlich die Nase voll. Gogeta hat noch ein paar weitere Beispiele daraus erwähnt.
Ganz unabhängig davon, ob und wenn ja wie viel von solchen Dingen im Hauptspiel FFXV noch zu sehen sein wird, das umfassendere Zeug aus Brotherhood oder dem DLC-Kram kommt darin nicht vor, und das stört mich. Damals bekam man alles aus einem Guss, heute muss man sich die Inhalte medienübergreifend zusammensuchen.
Hat hier nie jemand behauptet, und das schreib ich auch nicht zum ersten Mal. Der grobe Story-Inhalt von Kingsglaive, nämlich die Invasion der Hauptstadt, war aber zu irgendeinem Zeitpunkt für FFXV und - damals natürlich noch in völlig anderer Form und mit Noctis in der Hauptrolle - auch schon für Versus vorgesehen (die Invasionsszenen sieht man zum Teil in den Trailern, der Saal in Versus mit dem Amano-Artwork taucht nun in Kingsglaive auf etc.) und wurde dann für das Spiel gestrichen. Sie haben es rausgenommen, weil dieser Part zu groß geworden ist. So weit hätten die Entwickler es aber gar nicht erst kommen lassen müssen, wenn der Integrität als erzählerisches Einzelwerk mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre. Ich hätte das in kleinerer, vereinfachter Form lieber in FFXV gehabt, als am Anfang mit der Truppe mitten im Nirgendwo zu beginnen.Zitat
Wenn man es richtig angeht, lässt sich die Essenz dessen in grade mal 5 zusätzlichen Stunden Spielzeit unterbringen, und die hätten bei einem 60-Stunden-RPG nun auch keinen so gewaltigen Unterschied mehr gemacht. Erst recht wenn man bedenkt, wie sehr diesmal die Spielzeit von vielen einfach nur durch die monströs weitläufigen Gebiete und Laufwege in die Länge gezogen werden wird. Wären sie diesbezüglich ein bisschen bescheidener gewesen, hätten sie die paar Stunden im Nu wieder raus. Und nein, Nyx würde in so einer all-inclusive Variante der Story gar nicht existieren müssen, obwohl das umso cooler geworden wäre.Zitat
Niemand hat sie gezwungen, das auszuweiten. Das ist eine grundsätzliche Frage nach dem Ansatz für das Projekt. Sie haben sich bewusst dagegen entschieden, die Story als Einheit zusammenzuhalten, um Kram in verschiedene Medien auszulagern und im Zuge dessen zu erweitern. Deshalb ist "reinquetschen" hier der völlig falsche Begriff, denn so wie sich jenes Material jetzt darstellt, hätte es selbstverständlich nicht ausgesehen, wäre es Teil des Spiels gewesen/geblieben. Und das ärgert mich auch deshalb, weil es so typisch für Square Enix ist: Sich zu viel vornehmen, den Hals nicht voll genug kriegen können vor lauter Gigantomanie, und sich dann zu verheben, sodass die Pläne geändert werden.Zitat
Traurigerweise passt das einwandfrei mit der heutigen Medienlandschaft zusammen, denn wirtschaftlich und werbetechnisch wird Kingsglaive wohl kaum negative Auswirkungen auf FFXV haben, im Gegenteil. Aber an Kompromissbereitschaft fehlte es hier. Wenn es nicht mehr ins Spiel passt, dann verändert man es eben so, dass es - oder zumindest der Kern dessen - drin bleiben kann. Da sie diesen Weg nicht eingeschlagen haben, schließe ich daraus, dass für Square Enix FFXV als RPG nicht eisern und unnachgiebig an erster Stelle stand: Nur allzu gerne werden die Verantwortlichen das Ganze inzwischen als multimediales Megaprojekt betrachten, nur allzu gerne wurde es zu einem solchen erweitert, da es auf diese Weise heutzutage erfolgversprechender ist.
Zitat
Wie oft noch? Darum geht es nicht.Zitat
Er hat wortwörtlich gesagt, dass Kingsglaive ein tieferes Verständnis von FFXV ermöglichen werde und andersherum.Zitat
Beide Geschichten können auch für sich alleine stehen und ergeben Sinn, aber man verpasst einen gehörigen Batzen an Inhalt, wenn man einen Teil weglässt, zumal es dabei um parallele Handlungen geht. Herr der Ringe würde technisch gesehen auch noch funktionieren, wenn man ab The Two Towers ausschließlich bloß noch die Reise von Frodo, Sam und Gollum verfolgt, aber zu wissen, was anderswo abgeht, macht es um einiges interessanter und spannender.
Manche Leute mögen ein dezentes Maß an Fanservice in ihren Spielen. Wobei Fanservice wirklich kein sehr treffendes Wort ist für Szenen, die eingehende Persönlichkeitsentwicklungselemente umfassen. Das mit den Büchern ist nur eine Möglichkeit - Es gibt genug Genrevertreter, die darauf bedacht sind, solche Dinge im Spiel selbst zu bringen. Und was das Ziel angeht: Richtig, das ist ein wesentlicher Punkt, aber ich weiß nicht, wie man das so positiv sehen kann. Hier wurde geplant, die durch eigenes Verschulden entstandenen Kosten in gewisser Weise auf die Kunden umzulegen, und wahrscheinlich wird die Rechnung aufgehen. Alles zu Ungunsten des Spiels als Gesamtwerk. Hätten sie uns nach all den Jahren wenigstens einfach nur das gegeben, und dann erst nach einer Weile Zusatzmaterial in Form von Tie-in-Film und Ähnlichem nachgeliefert, sodass zumindest klar ist, dass das nicht konkret das Spiel in der Entwicklung gemindert hat, würde mich das kaum stören. Aber alles gleichzeitig als Bestandteile eines zusammenhängenden Narrativs, nee, da bin ich eindeutig gegen jede Form von Zersplitterung.Zitat