@BDraw:
Wenn Teil VII eine arg absurde Story mitbringt, was ist dann erst mit Teil XIII. Wenn ich heute (nach über 15 Jahren, als ich mit FF VII in die Reihe eingestiegen bin) noch mal ein altes Spiel wiederhole, dann habe ich entweder wirklich die Nostalgiebrille auf, denn ich finde diese Spiele in der Regel besser. Das letzte Mal habe ich aus Neugierde mit Freunden mal wieder Teil VIII angespielt (die erste CD komplett), am nächsten Teil XIII bis zum Crystarium und ich muss sagen, wenn es eine Nostalgiebrille gäbe, so wäre mir diese schon implantiert - denn selbst Teil VIII, den ich als schwächsten PS1-Teil in Erinnerung halte, war ich überrascht wie gut dieses Spiel doch eigentlich war. Genau das gleiche passierte mir, als ich die VITA HD-Neuauflage von Teil X gespielt habe - wie gut mir der 10. Teil dann doch gefallen hat, trotz seiner Druchhänger und anderen Probleme... Weder Teil X-2, noch Teil XIII konnte ich sonderlich begeistert spielen (obwohl ich mich mit Ex-Freundin damals durch Teil XIII durchgequält habe). Witzigerweise geht es meinen Kumpels auch nicht anders.Zitat
Dank VITA und PSone Classics kann ich auch meinen All-Time-Favourite Final Fantasy IX immer wieder spielen. Es ist nach wie vor das beste Videospiel für mich, es gibt einfach kein Besseres. Und ich war damals beim ersten Durchgang 16 Jahre...
Was zeichnet also ein Final Fantasy aus und WARUM sind so viele Menschen durch eine Nostalgiebrille gezeichnet? Das ist eine gute Frage. Ich möchte mal einen Erklärversuch liefern, den ich nach etlichen Gesprächen und etwas Recherche erarbeitet habe:
Zu der Tatsache, dass man, wenn man später einsteigt und die alten Teile nachholt diesen nicht viel abgewinnen kann: Stimmt nicht immer so wirklich. Ich und viele andere sind mit Teil VII eingestiegen und haben danach aber die ganz alten Teile nachgeholt. Und ihnen haben Teil IV, V und VI alle drei ziemlich gut gefallen damals. Und sogar Teil I und II kamen an. Teil IV hatte für mich eine Story und Charaktere, die deutlich besser waren als bei manchen neueren Teilen. Und Teil IX ist für mich die unangefochtene Nummer 1, trotzdem konnte ich auch neueren Spielen einiges abgewinnen, insbesondere Teil XII, den ich sehr sehr gut fand und der meiner Meinung nach unterschätzt wird, weil die Anzahl und Länge der Cutscenes und damit die Storyquantität deutlich eingebüßt hat.
Was macht also ein Final Fantasy für die Nostalgiker aus? Die besondere Atmosphäre anscheinend. Aber wodurch wird diese erzeugt? Die Spielewelt? Mag auf einige Teil zutreffen, aber die Spielewelt ist in jedem Ableger trotz der wiederkehrenden Elemente komplett anders. Mal ist sie unspektakulär (eine einfache Weltkarte mit einer Hand voll Dörfer und nur Höhlen als Verließen), dann ist sie mal wieder besonders reizvoll, wie Spira mit seinen rauen bizarren Landschaften oder eine mediterrane Landmasse mit beeindruckend orientalischen Städten wie in XII. Trotz immer wiederkehrender Elemente wie Chocobos und ähnlichem, die es auch in Teil XIII gibt. Also sind es nicht die vielen Details, die das Spiel oberflächlich zwar als Final Fantasy ausweisen, aber theoretisch auch in einem Egoshooter Platz finden könnten.
Am Kampfsystem und der Spielmechanik (weniger Weltkarte) kann es auch nicht liegen, denn die Spiele wurden nach jedem Teil mehr oder weniger umstruktiert. Was geblieben ist: Dass sie Geschichten erzählen und das mehr oder weniger rundenbasierte Kampfsystem. Das wird sich aber jetz bei Teil XV grundlegend ändern...
Die Sache ist viel banaler. Es liegt einfach an der Beschaffenheit, dem Aufbau, der Zwischenmenschlichkeit. Final Fantasy Spiele haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie mitreißend waren. Schuld daran ist ein Mann, der mal gesagt hat, er liebe das Geschichtenerzählen. Zwar sind Teil 10 und 12 nicht mehr von diesem Mann erzählt worden, aber auch hier wurde mit einem ähnlichen Rezept behutsam vorgegangen. Um die mitreißende Wirkung zu entfalten muss ein menschlicher Konflikt oder eine Reihe dieser hergestellt werden. Dann muss der Weg der Konfliktlösung möglichst plastisch, sprich: durch starke Charaktere in möglichst lebendigen Dialogen dargestellt werden. Das ganze sollte sich in ein umrahmendes Szenario fügen lassen, Rahmenhandlung und Spielewelt. Abschließend sollte das ganze mit kleinen Details aufgebessert, aber nicht erschlagen werden.
Das haben die alten Teile meisterhaft bewiesen. Solchen Charakteren von Cecil bis Balthier und ihren Schicksale wollte man einfach folgen. Man kann nicht warten und ist immer gespannt wie's weitergeht. Die alten Teile waren aber keine perfekten Spiele, jedoch meilenweit davon entfernt eine arg absurde Story zu bieten. Teil VII hatte eine teilweise schiefgelaufene Übersetzung, ebenso litt Teil VIII unter stellenweise schlechtem Deutsch. Logiklücken waren in Teil VIII (und auch Teil VII) auch nicht zu übersehen. Die Auflösung zum Schluss von Teil VIII war schon sehr hahnebüchen. Aber im Vergleich zu heutigen Spielen waren diese deutlich weniger. Wenn ich da z.B. so an die Assassin's Creed-Reihe denke... Oder Harry Potter Band VII... Da gibt es auch teils arg absurde Auflösungen. Oder erst die neuesten Final Fantasies der XIIIer Reihe. Macht alles keinen Sinn, hat schwache Charaktere und ist auch noch schlecht erzählt. Der Trend ging auch zu weniger Handlung. Das konnte man in Teil XII schon beobachten, obwohl es hier lediglich an der Durchführung, aber noch nicht an der Handlung an sich haperte. Deswegen reiht es sich meiner Meinung noch in die alte Riege ein. Es war einfach noch dieses Rezept da. Dieses Rezept was Sakaguchi bis heute bei seinen Spielen (auch "The Last Story") eingesetzt hat.
Teil VII, VIII, IX, X, etc. haben erstens einen anderen Bezug zur Handlung, als es moderne Spiele vermögen. Und sie haben eine ganz tolle Figurendarstellung. Nochmal zu Teil IX: Die Charaktere waren (neben den ausgezeichneten Dialogen und der fantastischen Übersetzung) so plastisch und rund, dass man sich diese im echten Leben vorstellen möchte. Ich war hin und weg - sogar zu Tränen konnte mich das Spiel rühren und das hat sonst kein Spiel geschafft. Die neuen Teile, wie XIII bieten allesamt interessante Ansätze, diese werden jedoch nur als Szenario eingesetzt und nicht im Ansatz ausgereizt. Wie bei Actionfilmen mit interessantem Szenario, wo in der Kritik steht: "Aus dieser Thematik hätte man so sehr viel mehr rausholen können." Und genau das ist das Problem.
Ich stelle das jetzt so dar, als hätte dieses Erzähltalent nur Final Fantasy. Aber es gibt noch mehr Spiele, die einen begeistern konnten. Nicht nur früher, sondern auch heute (The Last of Us, räusper). So war Lufia (II) für das SNES mit allen Zutaten ausgestattet - trotz langweiliger Spielwelt und Dungeongleichförmigkeit konnte dieses Spiel das Interesse über seine 25 Spielstunden halten und ist für mich eines der besten Spiele der SNES-Ära - oberflächlich nichts besonderes. Auch Chrono Trigger und Terranigma natürlich. Auch die PSOne-Ära hatte neben Final Fantasy noch einige andere Highlights, ebenso die PS2-Ära. Erst in der HD-Ära nehmen diese Spiele rapide ab und die Nieschenspiele die in die Fußstapfen treten wollen alla Atelier Roronia sind zu albern. Dafür gibt es aktuell die charmanten Abenteuer eines Hamburger Entwicklerstudios, die diese Atmosphären in ihren Spielen herbringen - ich freu mich schon tierisch auf Silence - The Whispered World 2 und das Bremer Pendant "Book of Unwritten Tales 2" steht shcon auf meiner Einkaufsliste...
Ich hoffe und glaube aber, dass Final Fantasy XV eine Kehrtwende vollziehen kann. Und dann würden auch wieder die Verkaufszahlen von Final Fantasy steigen. Es liegt nicht daran, dass die FF-Fans alle zu alt sind und die neuen Produkte nicht mehr kaufen weil sie sie doof finden. Sondern auch daran, dass die neue Zielgruppe diese auch doof findet. Und ich denke, dass man mit einem gut geschriebenen RPG wie FF VII in aktuellem technischen Gewand einen ähnlichen Erfolg aufweisen kann, wie Anno 97. Denn Spiele aus dieser Ära haben durch ihre vorher besprochenen Vorteile eines: Unterhaltungswert. Und das kennt man bei vielen neueren Spielen nicht mehr. Nostalgie hin oder her! Es ist wie mit alten Trickserien im Fernsehen. Alfred J. Kwak, Kaptain Balu, Ducktales oder die Gummibärenbande sind einfach gehaltvoller als der Krachbämmbumm-Cartoon-Chaos-Quatsch, der heute so läuft. Nostalgie hin oder her!
Apropos FF XV: Die Entwickler könnten jetzt mal wirklich hinne machen. Hätte man Lightning Returns einfach ausgelassen und die Leute mit der Fertigstellung von XV beschäftigt, wäre es jetzt vielleicht nicht nur bei 60, sondern bei 70%. Und ich teile auch Enkidus (Ich hoffe der Richtige) Meinung: Macht die begehbaren Areas in den Städten halt einfach kleiner. Was nutzen mir Stadtviertel und Hochhausschluchten, wenn ich sowieso nichts tun kann. Weder Häuser betreten, noch für die Story irgendetwas relevantes erledigen. Hauptsache Ihr stellt das Spiel jetzt endlich fertig. Ich glaube nämlich, dass FF XV wieder viel gut machen kann, was die Vorgänger verkackt haben und dass es vielleicht das nächste mitreißende Spiel von SquareEnix werden kann. Aber macht halt fertig jetzt!

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Ich habe nirgends jemanden dafür kritisiert, dass er Spiel xy nicht mag / lieber mag / etc., das steht mir zum Einen nicht zu und ist zum Anderen sehr fruchtlos, wie du richtig festgestellt hast. Ich habe mich gegen den spezifischen Kritikpunkt "Das ist kein Final Fantasy mehr!" ausgesprochen, da das nach meinem Verständniss eine sehr hohle Phrase ist und damit ein schlichtweg unzulängliches Argument, sofern nicht ein halbwegs brauchbarer Konsens besteht, was denn "das" Final Fantasy jetzt ist.

Ich wollte dir damit nur zu verstehen geben, dass die Leute, die so einen Hass gegen die FF-Reihe im Moment schieben nicht alle verblendete Blödmänner mit Nostalgiebrille sind (und dass die meisten durchaus gute Ansatzpunkte mit dem haben, was sie bemäkeln)

? Ich hätte hier und da vielleicht noch ein wenig kürzen können, ja, das wurde ja auch im nächtlichen Delirium verfasst. Aber ist jetzt nicht so, dass die Hälfte oder auch nur ein Fünftel davon redundant wäre. Würde ich das künstlich auf einen vorher festgelegten Umfang begrenzen, mich also permanent selbst beschneiden und mäßigen, liefe das einerseits dem Gedankenfluss entgegen und imho wichtige Punkte würden unter den Tisch fallen. Andererseits käme das ebensowenig Verständlichkeit und Stil zugute, da dann kein Platz mehr für verdeutlichende Umschreibungen oder Beispiele bleibt und das Ganze dadurch letztenendes nicht mehr sonderlich fundiert wäre. Gewiss ist es eine Kunst, sehr konzise und trotzdem präzise Aussagen zu tätigen - eine Kunst in der ich nicht allzu gut bin. Jedoch passiert es wenn überhaupt nur extrem selten, dass ich mal auf Posts stoße, die das, was ich mit tausend Worten sage, wirklich in nur hundert unterbringen könnten.
