Zitat Zitat von Diomedes
Ich habe sagen wollen, dass genau das so einfach wahrscheinlich nicht immer ist. Wie kommen die Interviews zustande? Wer wird zu Presseevents eingeladen und wer nicht? Werden die Fragen vorher ausgewählt oder z.T. ignoriert? Wie viel erzählen die Entwickler von sich aus?
Was als Zusammenfassung in Stichpunkten oder in Form eines Q&A bei uns ankommt, ist ja keine vollständige Wiedergabe des Interviews und schon gar kein Bericht über den Ablauf. Was dich beschäftigt, interessiert sicher auch viele andere, aber offensichtlich ist es nicht ganz so leicht, dass man sich einfach einen Termin geben lässt oder ne freundliche E-Mail schreibt. Wenn als große Neuigkeiten nur irgendwelche halbgaren Informationen zu Charakteren oder Monstern oder meinetwegen dem Auto durchsickern, oder wie damals Details über Snow's Schuhgröße, dann liegt das sicher nicht allein daran, dass all den vielen engagierten Journalisten keine besseren Fragen einfallen. Z.B. könnte es daran liegen, dass man nur mit denen sprechen wollte, die genau solche Fragen stellen. Oder daran, dass gesagt wurde "Bitte nur eine Frage zu dem Kampfsystem". Oder daran, dass die Entwickler sich über solche Details lange ausgesprochen haben, und danach nicht mehr viel Zeit blieb für interessantere Themen.
Solche und andere Dinge können da eine Rolle spielen. Vielleicht ist es wirklich so, dass nur die richtigen Fragen gestellt werden müssten, damit auch mal brauchbare Informationen herauskommen, und Tabata persönlich will ich da jetzt auch nichts unterstellen, um den geht es mir hier jetzt auch nicht in erster Linie. Aber ich habe so leicht den Verdacht, dass da ein bisschen mehr dahintersteckt, weil dieses Problem der seichten Interviews und kritiklosen Recherche und Duskussion schon seit einer ganzen Weile zum Videospieljournalismus dazugehört und auch schon seit einer ganzen Weile regelmäßig negativ auffällt.
Das was du sagst, hat auf jeden Fall Hand und Fuß. Als ich im August das Interview mit Hideo Baba hatte, durften wir alles fragen und mussten die Fragen nicht vorher einsenden. Allerdings gab es natürlich auch keine großen neuen Enthüllungen. Baba hat zwar größtenteils frei gesprochen und auch Details erwähnt, die vorher noch nicht bekannt waren, aber wenn es um noch nicht enthüllte Informationen zum bisher unveröffentlichten Tales of Zestiria ging, hat er auch offen gesagt, dass er dazu im Moment nichts sagen kann/darf.

Bei Square Enix ist das noch ein bisschen anders. Für ein Interview mit Naoki Yoshida (bei dem ich nicht dabei war) mussten wir die Fragen zum Beispiel vorher per Mail an Square Enix bzw. die entsprechende PR-Person senden. Die sagen einem dann eventuell, welche Frage unzulässig sind, wobei das glaube ich auch nicht allzu streng gehandhabt wird. Und Yoshida ist ja auch jemand, der bisweilen mehr sagt als er eigentlich darf, aber irgendwo sein natürlich auch seiner Redefreiheit Grenzen gesetzt.

Bei Final Fantasy XV ist das sicherlich noch wesentlich strenger. Dass in den Interviews oft die gleichen Fragen/Antworten kamen, ist sicherlich kein Zufall. Meist ist es ja so, dass in den Interviews kleinere Sachen beleuchtet werden, oder halt Dinge, die nicht direkt mit dem Inhalt zu tun haben. Viel Vertiefung der bisher enthüllten Informationen, aber nicht viel bahnenbrechend Neues. Wobei Tabata ja durchaus auch einige neue Sachen in den Interviews enthüllt hat und auch nicht alle ihm gestellten Fragen immer hundertprozentig diplomatisch waren. Aber man merkt halt schon, dass viele Fragen auch nicht gestellt oder beantwortet wurden. Bei Kotaku schreiben die Redakteure das sogar öfters – das es auf bestimmte Fragen keine Antworten gab. Ist also immer eine Sache von dem, was die PR-Abteilung für Entscheidungen fällt, und die haben meistens einen ganz konkreten Plan, zu welchem Zeitpunkt wem und auf welche Weise Informationen enthüllt werden, wie große Enthüllungen am besten viele Leute erreichen, wie man den Informationsfluss kontinuierlich aufrecht erhält (oder auch nicht^^) und so weiter.

Zitat Zitat
Allerdings, bevor ich da falsch verstanden werde, finde ich die Erklärung auch erbärmlich. Man versteckt sich hinter solchen Ausflüchten ohne einzuräumen, dass man einfach andere Prioritäten hat. Natürlich sind auf der PS3 frei begehbare Städte möglich, natürlich kann man in einem Action-KS realisieren, dass mehr als ein Charakter gesteuert werden kann. Haben andere schon mehrfach bewiesen. Es wäre einfach ehrlicher, wenn gesagt würde "das war uns nicht so wichtig" statt es so klingen zu lassen wie ein "wäre schön gewesen, ging aber nicht". Wenn es nicht geht, dann nur, weil die Prioritäten woanders lagen oder es an fachlicher Kompetenz mangelte.
Ja.