Dass nur Noctis spielbar ist, finde ich richtig, richtig übel. Ein großer Turn-Off für mich. Dass sie das Charakterwechsel-Feature schon angeteasert hatten, macht es umso schlimmer. Party-Variation und Management hat in der Serie immer eine große Rolle gespielt, aber jetzt sind wir tatsächlich dort angekommen, wo ich Final Fantasy nie sehen wollte - bei einer einzigen Figur. In der Hinsicht war ja sogar XIII purer Luxus. Die anderen Charaktere außer Noctis sind nicht viel mehr als eine Extension der Hauptfigur, ein bisschen billige NPC-Unterstützung, ein Special Move. Aber nichts Eigenständiges und daher verlieren sie für mich durch so einen Schnitt auch massiv an Wert. Dass XV ein Action-RPG ist macht es ein bisschen besser, aber nicht viel. Nichts außer dem zusätzlichen Aufwand hätte dagegen gesprochen, die anderen ebenfalls einsetzen zu können. Dass das System um Noctis herum aufgebaut wurde mag stimmen, ist als Argument in diesem Zusammenhang aber gewaltiger Bullshit. Und das sage ich nicht nur, weil es auch Action-RPGs mit einer Charakterauswahl gibt und sich das immer wunderbar spielte.
So sehr wie der Fokus für XV seit jeher auf der Hauptfigur lag, ging ich auch davon aus, dass man hauptsächlich ihn spielt und das Ability-System sich weitgehend auf ihn bezieht, er unter normalen Umständen der stärkste von allen ist usw. Aber die anderen wurden in bisherigem Material (teils zurückreichend bis Versus) mit anderen Waffenklassen und Fähigkeiten gezeigt. Da war zum Beispiel einer eine Art Sniper mit Schusswaffe, und man konnte richtig zielen. Ich hatte das immer so verstanden, dass es im Spiel bestimmte (Kampf-)Situationen gibt, wo diese speziellen Fähigkeiten, die Noctis nicht besitzt, zum Einsatz kommen (war mal die Rede davon und wurde vielleicht auch im Video gezeigt, dass besagter Schütze einen explosiven Behälter abknallt und in der folgenden Explosion die Brücke zerstört bzw. die Umgebung beeinflusst wird, woraus man Vorteile ziehen konnte). Und sei es nur dafür. Oder sogar wenn es nur bei der Erkundung wäre. Aber es bringt enorm viel Abwechslung rein, wenn das Eigenschaften von den anderen sind, die sonst zu Beiwerk verkommen (analog dazu hatte ich ja schon Bedenken zu ihrer Bedeutung für die Story geäußert). Dagegen ist es richtig billig, Noctis alles können zu lassen und die anderen nur mit ein paar Gambits abzuspeisen.
Ich ging von einem deutlichen Übergewicht von Noctis Wichtigkeit aus, aber nicht davon, dass er das totale Monopol hat. Was ist, wenn ein Spieler ihn nicht leiden kann? Bäm, plötzlich wird das ganze Spiel viel weniger zugänglich. Und dass das bei genug Leuten der Fall ist, konnte man ehrlich gesagt schon 2006 absehen. Geht eben in Richtung Emo-Ecke, für manchen zu sehr, und dabei hilft der komplett schwarze Aufzug nicht gerade. Final Fantasy hat nur noch einen Player Character. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen! Was ist, wenn das in Zukunft ähnlich läuft? Nur noch eine Figur für jeden neuen Teil? Nein, danke. Ich sprach davon, große Parties um die zehn Leute zu mögen. Die Auswahl machts, wo sich jeder seine eigene Gruppe aus seinen Favoriten zusammensuchen kann. Mit sechs wäre ich gut klargekommen. Drei oder vier in einem FF wären schon sehr wenig (weiß noch, wie mich das in X-2 und XIII-2 gestört hat, und das waren nichtmal Hauptteile). Aber ein einziger?! Fuck. Das erinnert eher an Lightning Returns. Da können noch so viele Gambits und Einstellmöglichkeiten oder Kombos für die anderen vorhanden sein, ohne direkte Kontrolle ist es einfach etwas völlig anderes.
Und wer sagt, dass das das letzte wesentliche Feature war, das sie aus dem ursprünglichen Versus gestrichen haben? Das stand schon recht weit oben auf meiner Liste, aber das könnte ein Dominostein gewesen sein, der eine ganze Reihe weiterer zu Fall bringt. Wenn sie sich schon nicht mehr an die Gameplay-Versprechungen von einst gebunden fühlen. Das war eigentlich das, was mir Versus damals so unheimlich interessant erscheinen ließ. Für die Kämpfe eine crazy umfassende Mischung aus Kingdom Hearts, Dirge of Cerberus, Mech Warrior, und das alles unter Einbeziehung des Environments mit ein paar strategisch zerstörbaren Elementen und mit Party/Charakterwechsel bzw. ohnehin dem typischen Flavor eines Haupt-FFs. Kingdom Hearts Kämpfe sind zum Teil weg, Charakterwechsel weg, und damit höchstwahrscheinlich auch die Shooter-Elemente weg. Vielleicht wird es dann bis zum Release totgeschwiegen (weil SE ja nie näher darauf eingegangen ist, als wäre es nicht deutlich genug, die genannten Sachen im Trailer zu zeigen), und erst beim Zocken oder gar erst beim The End-Bildschirm stellt man fest, dass es gar keine steuerbaren Roboter gab, in die man seamless hineinklettern und damit auf die Gegner losgehen kann. Oder lenkbare Geschütze, mit denen man ganze Feindesgruppen niedermäht. Oder andere Fahrzeuge und Waffensysteme. So viele Features, die geplant und bis zur Reife umgesetzt wurden (und sei es nur auf PS3). Wäre das alles vorhanden, gäbe es so viele Möglichkeiten für den Spieler und so viel Abwechslung, dass das Spiel das Prädikat "Next-Gen" wirklich verdient hätte und damit so ziemlich alle anderen Genrevertreter dieser Gewichtsklasse bei weitem übertrumpft. Schicke HD-Grafik ist es nicht wert, dass man so vieles aufgibt. Was bleibt, wäre nur ein Rumpf-Versus/XV, das im Vergleich geradezu eintönig, konventionell und streamlined wirkt und dem Spieler letztenendes doch kaum Freiheiten einräumt. In der Bewegung vielleicht, dank weiter Gebiete ohne Schlauchlevel. Aber nicht in allem anderen.

Dass man springen kann ist gut. Aber wäre ja noch übler gewesen, wenn dem nicht so wäre. Das sollte inzwischen längst Standard sein, und das nicht nur in einem Action-RPG.