Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
Square Enix ist in dieser Hinsicht auch nicht so schlimm, das stimmt. Aber ein beträchtlicher Teil der RPG-Landschaft ist heute einfach sehr stark in diesen Anime-Otaku-Sog geraten, und Individualität fehlt da einfach oft. Mit Fananbiederung meine ich natürlich auch, dass man durch bewährte Mittel versucht, sichere Verkaufszahlen zu erzielen, statt irgendetwas auszuprobieren, das Risiken mit sich trägt. Gerade das hat Final Fantasy aber immer ausgemacht und ich sehe Square Enix trotz all der Versagen immer noch als sehr wichtige Firma an, da sie zu den Entwicklern gehören, die noch ihren eigenen Weg gehen. ATLUS macht das auch, Falcom macht das. Aber viele Entwickler verlassen sich halt auf bekannte Prinzipien und Elemente (GUST, Tales, Shining, vermutlich auch Phantasy Star) und erreichen für mich auch kein Niveau, was ich als wirklich gut bezeichnen würde.
Ich weiß nicht; ich würde nicht sagen, dass ausgerechnet das die Serie immer ausgemacht hätte. Das ist eher eine neuere Erscheinung, die nach Teil 9 begann. Klar, in Final Fantasy gab es immer eine neue Spielwelt mit neuer Story, neuen Charakteren, neuer Musik, neuer Grafik oft mit ganz anderem Stil und Setting, und auch bei den Gameplaydetails mit anderem Abilitysystem usw. Aber das Grundgerüst blieb immer das gleiche und diese Verlässlichkeit habe ich damals sehr gemocht. Dann kam FFX und fing damit an, viele Konventionen über den Haufen zu werfen, und dann wurde XI ein MMORPG und es gab schon kein Zurück mehr, damage done. Das ist aber nicht, was die Reihe ursprünglich beliebt oder erfolgreich gemacht hat. Sicherlich hat Square bzw. Square Enix immer mal wieder Innovationen eingebaut, die das ganze Genre beeinflusst haben - und das sicherlich nicht immer zum Positiven. Aber ich würde es wirklich begrüßen, wenn sie bei den ständigen Veränderungen mal einen Gang runterschalten und das eine oder andere FF wieder etwas traditioneller machen und sich nicht mit Elementen überschlagen, die für ein komplett anderes Spielgefühl sorgen sollen. Tales übertreibt es in der anderen Richtung etwas und bietet kaum sinnvolle Neuerungen, was gerade bei dem höheren Output an Spielen und den Anime-Klischees problematisch wird. Aber generell gesprochen finde ich das recht sympathisch: Wenn man einen Teil mag, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man mit dem nächsten auch was anfangen kann und man findet sich darin sofort zurecht. Vergleich das mal mit den letzten ~sechs Final Fantasies, unterschiedlicher geht es eigentlich kaum. Wenn man einen Rahmen findet, der für die Serie gut funktioniert, dann spricht imho nichts dagegen, auch mehr oder weniger dabei zu bleiben. Das soll keine Innovation ausschließen, aber eben wie so oft gesagt mehr Evolution statt radikale Revolution sein, denn bei letzterer ist die Gefahr zu groß, dass auch vieles auf der Strecke bleibt, was die Spieler gemocht haben, wie in der FF-Serie leider inzwischen oft genug geschehen. Und mit so einem Rahmen könnte man die Spiele vermutlich auch schneller produzieren und die einst obligatorischen drei FFs pro Generation wären kein Ding der Unmöglichkeit mehr. Ich sag nur 10 Jahre für Versus.
Davon abgesehen meine ich, eine Fananbiederung auf einer ganz anderen Ebene auch und erst recht bei Square Enix und damals Square zu erkennen: Der Grafik Wahn. Jedes Final Fantasy muss perfekter als perfekt aussehen, und da fließt so viel Entwicklungszeit rein, dass ich es inzwischen als eher störend empfinde. Teilweise geht das sogar so weit, dass dafür andere, eigentlich viel wichtigere Elemente vernachlässigt werden, was unter anderem zum Versagen von XIV Version 1 führte und, wie ich behaupte, auch in XIII ein großes Problem gewesen sein muss (man erinnere sich an die Rumblings im Hintergrund bezüglich der neuen Engine usw.). Hier hat Square (Enix) die Messlatte für das ganze Genre sehr hoch gelegt, vielleicht sogar zu hoch, was zum Verschwinden mancher Reihen mit beitrug, aber tatsächlich und langfristig sorgt das bei mir nicht notwendigerweise für mehr Spielspaß (nach spätestens drei Stunden hat man sich immer dran gewöhnt) und für eine gute RPG-Erfahrung ist das nicht so sagenhaft wichtig. Wichtig ist, ein schönes Design-Konzept zu haben, dem man die Liebe zum Detail ansieht, aber nicht, wie viele Polygone jetzt der Blumentopf am Wegesrand hat und wie viele Shader und Effekte dabei zum Einsatz kommen, diesen zu rendern. Um ein richtig schönes Spiel zu machen, muss man auf technischer Ebene imho ganz und gar nicht state-of-the-art sein, das ist nur ein Werkzeug das dazu beitragen kann, wenn die Leute, die es benutzen, wissen was sie tun. Aber nicht umsonst finde ich inzwischen manch ein Indie-Game grafisch-atmosphärisch-visuell viel ansprechender als diverse Multi-Millionen-Blockbuster-Spiele, an denen tausende von Entwicklern mitwirkten, selbst wenn sich hinter ersteren nicht selten pixeliges Retro-Design verbirgt. Und diese Messlatte, das Niveau das SE vorgelegt hat, das hat genug Spieler schon damals angefixt, sodass sie sich nur noch schwer mit spürbar weniger zufrieden geben würden - glaubt zumindest SE. Das ist auch eine Form von Anbiederung an die Fans. Es sollte natürlich schon gut und ansprechend aussehen, aber das tun andere Spiele auch mit weit weniger Aufwand. Dieser dekadente Bombast-Aspekt steht im Weg.
Wirklich innovativ und mutig fände ich nicht, die neusten crazy Gameplay-Umwälzungen in top-notch-HD zu erleben, sondern zum Beispiel mal wieder ein FF mit märchenhafter Optik und phantasievoll-unrealistischen Charakteren wie in IX oder gar in-game Amano-Style zu bekommen. Oder hey, eine klassische begehbare Weltkarte mit steuerbarem Luftschiff einzubauen Aber da SE denkt, dass sie damit das weltweite Publikum verschrecken könnten oder das eine oder andere für zu unrealistisch halten (was im Falle der Karte der größte Schwachsinn überhaupt ist, wie ich schon oft erläutert habe, da ihr bisheriger Ansatz tausend mal unrealistischer ist), trauen sie sich nicht. Dabei würde ich das Risiko sehr viel geringer einschätzen als bei den krassen Gameplay-Änderungen, die sogar schon mit Grundprinzipien des Genres herumexperimentierten.
DAS war es, was in der Serie früher immer Bestand hatte: die Oberflächlichkeiten und den Modus ändern, alles neu und anders machen und doch beim selben Schema bleiben. Sakaguchi meinte mal, dass mit jedem neuen Final Fantasy das jeweilige Team versuchen sollte, ihre Version des besten FFs zu machen (was übrigens immer auch jedes Sequel ausgeschlossen hat, aber seis drum). Aber die Definition, was alles ein Final Fantasy sein kann, wurde inzwischen so dermaßen weit ausgedehnt, dass es ein Stück weit an Bedeutung verloren hat. Nicht falsch verstehn, ich denke auch, dass sie ihren eigenen Weg gehen können sollen und jedes neue Spiel einen individuellen Touch braucht, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie das derzeit noch immer passiert. Und ich denke auch, dass ein ziemlicher Murks dabei herauskommen würde, wenn man "die Fans" das nächste neue FF machen ließe (bei dem dann wahrscheinlich so eine Art durchgeknallter FFVII Fanfic bei herauskäme, was ich, und das sage ich als jemand der VII für den besten Teil der Reihe hält, sehr bescheuert fände). Auf das Risiko hin, jetzt etwas arrogant zu klingen, aber ich glaube die wenigsten Spieler machen sich so viele Gedanken um das alles, die einzelnen Spielsysteme oder die Themen des Settings und der Story, wie wir hier im Forum und unseren seitenlangen Diskussionen. Und da draußen hat bestimmt auch nicht jeder Fan seine favorisierten Ideen bis ganz zu Ende gedacht und würde, wenn er die Möglichkeit hätte, schnell und leichtfertig Dinge in den Raum werfen, die langfristig gesehen einer Spieleproduktion von solcher Größe eher schaden würden. Insofern ist die leitende und führende Hand der eigentlichen Entwicklerfirma schon unerlässlich, wo optimalerweise auch Leute sitzen, die wissen, was technisch überhaupt machbar ist und was nicht (*hust* Was bei SE ja auch nochmal so eine Sache ist, wenn ich da an die Aussage über Städte in HD denke). Aber ich glaube nicht, dass es sich negativ auswirken würde, wenn man die Spieler ein Stück weit mehr mit einbezieht. Ich weiß nicht, ob du das jetzt auch anbiedern nennen würdest, aber so etwas wie Umfragen mit Auswahl etwa zur "Richtungsbestimmung" oder auch mal Design-Aktionen (wie bei zwei Kostümen aus X-2 International zum Beispiel) fände ich nicht verkehrt. Und wenn sie sich im Vorfeld mal ganz unverbindlich umgehört hätten, ich glaube kaum ein Fan hätte das Konzept eines FFXIII damals so unterschreiben wollen, und dann wären solche Fehler auch einfach nicht passiert. Das gleiche gilt erst recht für das alte FFXIV, wo fundamental von den Spielern geforderte Sachen zum Release einfach fehlten. Ich würde das nicht als Anbiedern bezeichnen. Es gibt eben so eine Art Genre-"Grundbedürfnisse", die den Entwicklern aber nicht immer klar sind - und den Spielern vielleicht auch erst, wenn sie ihnen mal verwehrt bleiben. Ich wünschte lediglich, dass Square Enix damit vorsichtiger umgehen und dem mehr Bedacht schenken würde, als etwa der Grafikqualität. Ich glaube ich bin auch nicht der einzige, der wahnsinnig gerne in einem Haupt-FF mal wieder ein Luftschiff selbst steuern würde, oder auch mal wieder eine etwas größere Party hätte. Mit mehr Kontakt zu den Kunden könnten sie solche Wünsche überhaupt erstmal wahrnehmen und die Spiele besser machen, ohne unbedingt auf alles genau hören zu müssen. Das gilt speziell für Fälle wie die genannten, wo es um Elemente geht, die die Serie früher mal hatte und die aus eher fadenscheinigen Gründen wegrationalisiert worden sind.
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Hm, das ist aber nicht so wirklich die Lösung. Ein Director sollte schon viele Freiheiten genießen. Wenn das Spiel durch ihn dann trotzdem schlecht wird, war es einfach die falsche Entscheidung, diese Person in solch eine Position zu befördern. Den "Schaden zu minimieren" ist jetzt nichts, was mich enthusiastisch stimmen würde.
Ja, okay, es ist halt Square Enix Blödheit, wenn sie Dilettanten so wichtige Schlüsselpositionen in der Entwicklung der Spiele überlassen, aber damit rechnet ja erstmal keiner. Oder zumindest würde man davon ausgehen, dass so jemand nach einem Patzer erstmal nur noch Kleinkram machen darf. Aber würde mich kaum wundern, wenn ein Toriyama derzeit schon die nächsten halbgaren Pläne für Final Fantasy XVI zusammenspinnt >_>' Ich würde bei sowas auch gegenseitige Quality-Checks befürworten, wo auch die anderen Regisseure mal drübergucken und Vorschläge machen können, ohne groß reinzureden. Das kann helfen, allzu deutliche Shortcomings zu identifizieren. Denn ich glaube schon, dass man da vieles gar nicht mehr wahrnimmt, wenn man so sehr im Arbeitsmodus drinnen ist und tagtäglich nichts anderes als dieses eine Spiel sieht. Da geht der Blick für das Gesamtbild bestimmt verloren. Aber ob dieses Komitee das da vor einiger Zeit gegründet wurde in dieser Form seinen Zweck erfüllt, halte ich mindestens für fraglich, zumal Toriyama ein Teil davon ist. Umso mehr, wenn dann aller Unterredung zum Trotz noch die Sturheit obsiegt, etwa bei der Frage, wie viel Lightning die Welt wirklich braucht.
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Aus diesem Grund mag ich Sakaguchis Spiele selbst dann gern, wenn sie ihre Macken haben. Sie wirken einfach aufrichtig und ehrlich.
Ja. Und das räume ich sogar einem Spiel wie Blue Dragon ein, das ich eigentlich nicht sonderlich gemocht habe. Mehr Herz und Seele im Kern als Final Fantasy XIII hatte es für meine Begriffe dennoch. Und trotz aller positiven Vibes und Sympathien muss ich doch sagen, dass Tabata für mich weitgehend noch ein unbeschriebenes Blatt ist, da er ja auch noch nie ein so großes Projekt geleitet hat, und es mir schwer fällt, einzuschätzen, ob er es drauf hat, FFXV so einen stimmigen "Kern" in seinem eigenen Stile zu geben. Aber es sieht tendenziell schon danach aus. Wenn ich bei diesem Stand der Entwicklung und Infos vergleiche, was wir damals von FFXIII wussten, dann stimmt mich das zumindest optimistisch (zum Beispiel wie bei XIII das Thema Städte immer totgeschwiegen wurde und ich meine Befürchtung immer betonte, die keiner wahrhaben wollte, bis dann erst ganz kurz vorm Release klar wurde, dass ich damit leider richtig lag... wohingegen in XV schon bestätigt ist, dass es vier große Städte und mehrere kleinere Orte ähnlich wie in XII geben wird). Auch glaube ich, dass Nomura als Entwickler gewiss ein wertvollerer Mentor für Tabata ist als es Kitase für Toriyama war. Und wenn dann noch ein Soundtrack von der wahrscheinlich großartigsten Komponistin der ganzen Branche dazu kommt...
Also die Zutaten und Umstände sind da, die Sterne stehen richtig. Bleibt zu hoffen, dass sie es nicht auf die eine oder andere Art vermasseln, denn auch da gibt es Stolpersteine genug. Bei dem Kampfsystem habe ich noch Zweifel, die es auszuräumen gilt, und dass die Party komplett männlich wird ist ja inzwischen leider mehrfach definitiv bestätigt worden. Das finde ich wirklich SEHR schade. Vielleicht nicht game-breaking, gerade bei einem Action-RPG das sich auf den Protagonisten konzentriert, aber ein großer Verlust nichtsdestotrotz, da ich wirklich Wert auf ansprechende weibliche Charaktere in der Gruppe lege und für meinen Geschmack Kerle in den Spielen bisweilen recht anstrengend sein können (das sagt jemand, der Vanille mochte, haha). Da fehlt mir dann so eine Art "weibliche Note und Besonnenheit" und ich befürchte unfreiwillig komische Bromance-Untertöne und jede Menge Pseudo-Coolness und Gehabe. Tja, und ob es noch was mit einem Luftschiff wird, da habe ich sehr große Zweifel. Warum können die das nicht mal in nem Interview fragen? Anstelle des schnöden Autos und immer mehr Details darüber, das ich zwar für einen ganz netten Kniff und mal was anderes halte, aber das mich bestimmt nicht für die gesamte Spiellänge überzeugt.

Grobe Spielzeit wurde ja jetzt auch bekannt gegeben, und keine Überraschungen da mit den absolut standardmäßigen 40 Stunden (für mich dann wohl wieder so 80 bis 100). Geht schon in Ordnung. Kann mir aber vorstellen, dass sie den Punkt gegenüber den alten Versus-Plänen nach der Umbenennung nochmal mit ein paar mehr Orten und Dungeons aufgestockt haben. Ich würde ja eigentlich behaupten, dass ich auch nichts gegen mal ein kurzweiligeres und kürzeres FF hätte, aber so eine Aussage bleibt mir nach knapp zehn Jahren Wartezeit dann doch im Halse stecken.