Die Konzept-Illustration ist wirklich hübsch! Ich wünschte nur, sie würden endlich mal etwas abwechslungsreicheres, exotischeres an Umgebungen zeigen. Bis jetzt wirkt mir alles zu sehr nach Einheitsbrei. Wenn es das ist, was sie unter dem Realismus-Ansatz verstehen, dann kann ich darauf gerne verzichten und laufe lieber in aktiven Vulkanen, durchs ewige Eis, im Magen eines riesigen Monsters, im Inneren von Kristallen oder auf dem Mond herum.
Ich sehe das im Prinzip wie N_Snake und Dio und habe viel lieber einzelne, für sich stehende, komplett neue und in sich abgeschlossene Werke. Auch wenn ich verstehen kann, dass das heutzutage vielleicht nicht mehr automatisch noch wirtschaftlich ist und Sequels für das Unternehmen Sinn machen, wäre ich schon sehr gegen eine von Vornherein geplante Trilogie. Dann doch lieber zwei einzelne Fortsetzungen ähnlich wie bei FFXIII und die Hoffnung, dass sie es diesmal richtig hinkriegen (haha!) oder sogar den Vorgänger signifikant verbessern. XIII-2 empfand ich im Vergleich zu X-2 in Bezug auf die jeweiligen Vorgänger immerhin als einen gewissen Fortschritt, zumindest auf einigen Gebieten.
Wenn es von Anfang an eine Trilogie werden soll, verheben sie sich damit nur. Selbst ein Unternehmen wie Square Enix könnte das nicht ohne Weiteres stemmen. Das letzte Mal, als der Laden gleich drei bedeutende Neuheiten einer Serie auf einmal angekündigt hat, durchliefen zwei davon im Laufe der Entwicklung massive Änderungen und auf die eine warten wir jetzt schon seit zehn Jahren. Das von dir erwähnte Xenosaga ist eigentlich sogar das beste Beispiel dafür, wie katastrophal und unplanmäßig so etwas laufen kann. Das sollten ursprünglich mal vier oder mehr Teile werden, aber die Produktion wurde total durchgeschüttelt. So wie die Story jetzt dort steht, ist das Ende eher unbefriedigend und viele Charakter-Hintergründe konnten nicht ausreichend wie von den Autoren erdacht beleuchtet werden. Die Spiele erschienen auch zeitlich in viel größeren Abständen als vorgesehen. Das wäre bei Square Enix ganz bestimmt auch ein Given, nur exponentiell gesteigert mit deren aktuellen track record an Verschiebungen. Fände es doof, wenn sich dann letztenendes ein Final Fantasy Teil über zwei verschiedene Konsolengenerationen ziehen würde und zwischen den "Häppchen" von diesem einen Teil vielleicht schon sogar das nächste nummerierte Hauptspiel erscheint.
Denn es wäre im Grunde nur ein Teil, und das bringt mich zu dem anderen und noch viel größeren Problem, das ich mit der Idee habe. Ich mag keine Konzepte, die gleich von Anfang an so auf mehrere Parts ausgelegt sind - zumindest dann nicht, wenn es unrealistisch ist, dass die alle wirklich zeitnah erscheinen (mit jeweils maximal einem Jahr dazwischen). Ist bei Filmen übrigens genau das Gleiche. Ich lege Wert darauf, auf einen einzigen Titel in dieser langen Reihe verweisen zu können, und nicht aufzählen zu müssen "FFXIII, XIV, XV, XVI-1 bis XVI-3, XVII..." Das ist einfach bescheuert. Man hätte alle zusammen zu betrachten, doch bei drei Spielen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass einem irgendetwas daran nicht passt. Vor allem der Inhalt würde mir Sorgen machen, weil das wohl relativ offene Enden bedeuten würde, ohne dieses schöne klassische Zufriedenheitsgefühl des vollständigen Abenteuers als Einheit (das in letzter Zeit sowieso schon kompromittiert wurde). Mehr noch, es fördert die Bequemlichkeit der Entwickler: Nicht mehr genug Zeit und Budget für diesen Storypart oder jenes Gameplay-Feature? Kein Problem, verschieben wir einfach auf den nächsten Teil... nur fraglich, ob das dann noch weiter auf die Warteliste gesetzt und vielleicht nie mehr realisiert wird. An XIV Version 1 hat man ja gesehen was dabei herauskommt, wenn Square Enix wesentliche Schritte der Entwicklung in die längerfristige Zukunft verlegt!
Das geht völlig gegen alles, wofür Final Fantasy nach alten Sakaguchi-Maßstäben steht, nämlich mit jedem neuen Spiel das beste von allen in der Serie machen zu wollen. Mich nervt ja schon sowas wie diese Geschichte mit Metal Gear Solid V, Ground Zeroes und Phantom Pain. Das sind zwei Spiele. Den Prolog hätte man auch locker in die Hauptsache einbauen können, was viel runder gewirkt hätte. Nun stelle man sich vor, man wird für ein Final Fantasy dreimal zur Kasse gebeten, den Vollpreis zu zahlen, während keines dieser Drittel die ganze Erfahrung bietet oder einen sehr zufrieden zurücklässt. Das Recycling würde weit negativer auffallen als schon in den "normalen" Sequels.
Wie gesagt, lieber immer eines nach dem anderen imho und alle Kräfte alleine darauf konzentrieren - nicht nur die produktionstechnischen, sondern gerade auch die kreativen. Natürlich gäbe es theoretisch die Möglichkeit, dass man eine eng zusammenhängende Trilogie inhaltlich, also gerade was Setting, Story, Handlung und Charaktere angeht, kohärenter gestalten könnte. Aber das geht auch, wenn man jede Fortsetzung für sich macht und dabei ein entsprechendes Feingefühl an den Tag legt, ggf. noch bestehende Handlungsfäden wieder aufnimmt oder neue hinzuerfindet, die aber einwandfrei zum bisherigen Stil und dem etablierten Universum passen sollten (also bei einer Welt voller Potential wie Pulse nicht plötzlich mit Zeitreisen angetanzt zu kommen, zum Beispiel).
Da gäbe es durchaus einen imho ganz guten Kompromiss, mit dem ich viel besser klarkäme: Wieder sind Filme das Vorbild. Viele Trilogien haben einen für sich stehenden, abgeschlossenen ersten Teil, der im Erfolgsfall mit gleich zwei Sequels belohnt wird, die direkt aneinander anschließen, wobei der zweite Teil in einem Cliffhanger endet (vgl. Star Wars, Fluch der Karibik, Zurück in die Zukunft usw.). Bei einem so aufgebauten Final Fantasy könnte man immer noch sagen, dass nur der erste Teil der eigentliche Vertreter des "Erbes" der Serie ist (und wäre dann auch nur normal nummeriert, also "Final Fantasy XVI" und nicht XVI - Part 1 oder sowas), der wie gehabt auch für sich alleine stehen kann, aber dieser würde dennoch in zwei (nicht von Anfang an vorgesehenen) Sequels logisch fortgeführt werden, die Square Enix gleichzeitig produziert und genau aufeinander abstimmt. Ein großer Vorteil davon wäre, dass sie erstmal die Lage checken können. Zwei Spiele von vornherein sind gewiss einfacher zu planen und zu überschauen als drei auf einmal! Wenn die Entwicklung des ersten, eigentlichen Hauptteils optimal flutscht, das Spiel entsprechend gut beim Publikum ankam und in der Konsolengeneration noch massig Saft und viele Jahre Zeit stecken, könnten sie so etwas angehen, ohne das Risiko zu haben, (wieder einmal) die ganze Integrität der Serie aufs Spiel zu setzen. Denn den Hauptteil hätten wir ja schon. Wenn das, was folgt, wieder mehr oder weniger enttäuscht, wäre es nicht mehr als zwei weitere Einträge in die Lackluster Sequels der Firma, und so viel schlimmer als Lightning Returns könnte es gar nicht sein :P Wenn sie zwischendrin merken, dass sie sich damit zu viel vorgenommen haben und es hinten und vorne doch nicht passt, ließen sich jene zwei Nachfolger auch einfach zu einem einzigen XVI-2 oder so zusammenfassen.
Das Gameplay sollte sich zwischen diesen drei Teilen nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Den Sprung von XIII zu XIII-2 empfand ich noch als eine klare Weiterentwicklung in dieser Hinsicht, der Schritt von XIII-2 zu Lightning Returns jedoch ist eher wild, abgehoben und völlig anders. Natürlich ginge es total gegen Square Enix Aktionismus-Wahn, hier in einer hypothetischen Trilogie nicht zu viel zu verändern, doch genau das fordere ich in einem solchen Fall und damit ließe sich ferner einiges an Aufwand einsparen. Tatsächlich sollte es ja nach offiziellen Aussagen sogar so etwas wie die Existenzberechtigung von Lightning Returns sein, dass das Spiel kein XIII-3 ist, sondern Neuland betritt. Aber ein konventionelleres XIII-3, das sich besser einfügt, hätte mir wesentlich mehr zugesagt.
Trotz allem finde ich es arm, dass sie inzwischen so sehr auf die Sequels/Ableger setzen, selbst wenn ich an einigen davon viel Freude hatte. Als die Reihe ihren Anfang nahm, wurde dieser mutige und innovative Weg eingeschlagen, mit jedem Titel eine neue Geschichte in einer anderen Welt zu erzählen (was hätte man am ersten Final Fantasy auch groß fortsetzen sollen?). Quasi eine andere Art von Serie, jedes Mal aufs Neue frisch und ohne die Last eines permanent pflegebedürftigen Kanons (unter dem schon Franchises wie Suikoden oder medienübergreifend sogar Star Trek zusammengebrochen sind). Dafür habe ich Final Fantasy bis zum Erscheinen von X-2 immer tief bewundert. Jetzt gewissermaßen durch die Hintertür doch eine Spielereihe direkter Sequels daraus zu machen, ja kleine Serien innerhalb der Serie zu etablieren, das kommt irgendwie dem Wegwerfen und im Müll Zerschreddern eines Qualitätssiegels gleich.
Natürlich können auch die Fortsetzungen ihren Reiz haben, speziell mag ich es immer gerne, wenn alte aber veränderte/weiterentwickelte und gänzlich neue Charaktere zusammen in eine Gruppe gemixt werden und man mehr über die Welt und Mythologie erfährt sowie neue, zuvor unzugängliche Orte in einem bereits bekannten Rahmen erkundet. Aber das ist es nicht wert, so viel aufs Spiel zu setzen. Nennt mich konservativ und altmodisch was das angeht, aber in dieser Beziehung würde ich Final Fantasy viel lieber bei seinen Wurzeln sehen. Ich hätte schon ein gewisses Interesse an einem XV-2, und bin längst darüber hinaus, mich noch groß an der generellen Existenz direkter Sequels in dieser Reihe zu stören, allerdings habe ich einige Sorgen, dass sie es damit übertreiben und jedes einzelne Haupt-FF auf die eine oder andere Weise weitergeht. Es wäre schon schön, nach so langer Zeit mal wieder ein Final Fantasy zu spielen, das bereits in sich komplett ist und einfach so stehen gelassen wird.

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