Ergebnis 1 bis 1 von 1

Thema: Controller

  1. #1

    Controller

    Schreiben als Teil meines Lebens zu integrieren, das fällt mir immer noch schwer. Lesen ebenso. Mit letzterem habe ich zu spät angefangen und ersteres leidet häufig an schlimmen Blockaden. Mehr von beidem dürfte das beste Gegenmittel sein!
    Diesen Text habe ich heute geschrieben. Oder gestern angefangen. Jedenfalls habe ich ihn heute fertiggeschrieben und reingezeichnet. Ich will mir angewöhnen in kürzerer Zeit besseren Text zu produzieren.
    ---
    Vielleicht war es Schicksal, dass Hawk durch die Gänge hetzte und nicht darüber nachdenken konnte, wozu eigentlich. Vor einer Ecke machte er halt und presste sich ganz dicht an die Wand. Im toten Winkel befand sich eine Überwachungskamera. Das sagte ihm sein Unterbewusstsein. Alles was er tat, geschah unterbewusst. Deshalb war er ein guter Soldat.

    Hawk zog eine EMP-Granate aus seinem Gürtel. Ein gedämpfter Knall, danach ein Klangteppich, als ob Glas in Zeitlupe zerspringt. Die Kamera war für den Moment lahmgelegt. Er rannte los, die SOCOM-Pistole im Anschlag, tiefer in das metallische Labyrinth des Minotaurus. Jenseits der Kamera wartete ein Aufzug. Dieser kannte nur eine Richtung: runter. In dem kleinen Quader monologisierte er über seine Mission, wie ein Theaterschauspieler, dessen Text nichts mit seinem echten Leben zu tun hat. Plötzlich Stillstand. Das Licht fiel aus. Ein zischendes Geräusch versprach nichts Gutes. Hawk hätte sofort einen beißenden Geruch wahrgenommen, wenn er hätte riechen können. Als wäre es eine tausendfach erlebte Situation, aktivierte er einen Leuchtstab und setzte eine Gasmaske auf. Statt dem Ursprung der giftigen Chemikalie nachzugehen, öffnete er ein Schachtgitter in der Decke und entkam der Falle. Ein Glück, dass jeder Aufzug, selbst die, die als Falle gedacht sind, einen Notausgang besitzen.

    Hawk kroch durch einen Lüftungsschacht, der zwischen zwei Stockwerken lag. An dessen Ende führte ein weiteres Gitter nach unten in einen Laborraum. Darin stritt ein Mann im Anzug mit zwei Wissenschaftlern über ein Virus. Komisch, laut Karte sollte dort nichts sein. Er hatte offenbar ein geheimes Stockwerk entdeckt, in dem vielleicht alle offenen Fragen geklärt werden würden. Ihn interessierte das alles zwar nicht, warum auch, aber es war wichtig fortzuschreiten. Gespräche zwischen Unbekannten sind ein unzweifelhaftes Indiz für Fortschritt. Als die Männer den Raum verlassen hatten, stieß Hawk das Gitter auf und ließ sich herab. Das Labor war voller Computer, Reagenzgläser und Klemmbretter mit Dokumenten, aber alles sah nach Staffage aus. Wurde hier wirklich gearbeitet? Wenn man keinen Moment innehielt, funktionierte die Illusion wahrscheinlich. Hawk durchsuchte einen Schreibtisch, auf dem ein kleiner Gegenstand auffällig funkelte. Es war ein Schlüssel in Form einer Gewehrkugel. Ihr Projektil war grün, ihre Hülse silbern. Ein Symbol seines Onkels, seines Ziehvaters - egal. An ihr war ein Etikett befestigt:
    "Where my master's thousand eyes come along, I go along."
    Ein Rätsel. Er müsste es nicht lösen. Er müsste nur darauf warten, zur Lösung gebracht zu werden. Sonst befand sich nichts weiter in dem Labor. Keine aufschlussreichen Informationen, die Licht in den Streit der drei Männer gebracht hätten, keine Gebrauchsgegenstände. Es war ernüchternd. Die Anzahl der nützlichen Gegenstände in einem Raum, sollte proportional zu seiner Größe verlaufen.

    Vor dem Labor war es merkwürdig ruhig. Es gab keine Wachposten, keine Kameras, die Hawks Schritte mit einem Alarm quittiert und ihm gleich ein ganzes Batallion Feinde auf den Hals gehetzt hätten. Hinter einer Wand hallten verschwommen Wortfetzen. Er drückte sein Ohr an sie, in der Hoffnung, etwas zu verstehen. Plötzlich brachen zwei mächtige Arme durch die gebürstete Innenfassade und umklammerten Hawk. Er befreite sich mit unkontrollierten Zuckungen, jeder Bewegung, zu der er fähig war. Mit einer eleganten Rolle drehte er sich der kolossalen Figur entgegen, die ihn beinahe zerquetscht hatte.
    "Wolltest wohl Mäuschen spielen, häh? Dein Pech, denn ich bin der Kammerjäger!", knurrte der Mensch gewordene Panzer.
    Hawk fackelte nicht lange, fingerte nacheinander fünf große, grüne Handgranaten aus seinem Gürtel und schleuderte sie auf seinen Gegner, wie ein Pitcher beim Wurftraining. Als sich der Rauch der Explosionen verzogen hatte, lag der Hüne am Boden. Vom Zücken der Wurfgeschosse bis dahin vergingen keine zehn Sekunden. Ein enttäuschender Kampf, aber sehr effizient. Hinter der durchbrochenen Wand kauerte einer der Wissenschaftler, die Hawk zuvor im Labor belauscht hatte. Hawk verlangte unmotiviert Antworten, doch ehe er sie bekam, krümmte sich sein ängstliches Gegenüber röchelnd vor ihm. Keine Antworten also.
    Auf einem Schreibtisch befand sich ein Kommunikationsgerät, mit dem er seine Basis kontaktierte und seinen Fortschritt berichtete. Danach rannte er im Kreis, zerlegte mit seinen restlichen Granaten Teile des Mobiliars - Topfpflanzen, Stühle und Wasserspender; der Rest war unzerstörbar -, verschoss seine sämtliche Munition und lief weiter aufgescheucht im Kreis. Dann ging das Licht aus. Morgen würde Hawk wieder vor dem Kommunikationsgerät stehen, mit seinen restlichen Granaten und seiner sämtlichen Munition, und befolgen, was ihm unterbewusst aufgetragen würde.

    Geändert von Owly (16.05.2013 um 12:24 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •