Geschlecht: weiblich Alter: 24 Größe: 1,65 m Rasse: Dunmer Haare: schwarz Augen: rot Aussehen: schlank, zierlich Sternzeichen: Atronarch Skills: One-handed: Adept Archery: Adept Sneak: Adept Alchemy: Adept Light Armor: Apprentice Destruction: Apprentice Restoration: Apprentice Rest: Novice Spells: Healing Healing Hands Flames Frost Rune Geschichte: Der Abend dämmerte, als Neria zusammen mit Jofnir, dem Schäfer, und ihrer Herde blökender Schützlinge den Gutshof erreichten. Beide waren erschöpft und froh, sich bald den Staub von der Haut waschen zu können und außerdem froh, dass sie all ihre Tiere heil und gesund wieder mitgebracht hatten. Jofnir hatte vor ein paar Tagen einige Wölfe gesehen und vielleicht (aber da war er sich nicht sicher) auch einen Kobold, als er die Schafe auf den Weidegrund am Waldrand getrieben hatte, und so war sie mitgeschickt worden, um sich im Zweifelsfalle der Sache anzunehmen. „Soll sich das Aschlandmädchen drum kümmern“, hatte die alte Hlan nur gesagt. Das Aschlandmädchen: das war sie, Neria, und die abfällige Bezeichnung verdankte sie ihrem Nachnamen: Eraishah, der tatsächlich von irgendwelchen nomadischen Vorfahren stammte. Als spiele das heute noch eine Rolle. Ganz Morrowind war nichts mehr als Asche. Asche, in der man erstickte. Aber es gab Leute, die fielen immer wieder auf die Füße. Hier in und um Cheydinhal handelte es sich dabei zumeist um Leute, deren Sippen sich im Dunstkreis des alten Fürstenhauses Hlaalu bewegten, und eine davon war Vidresi Hlan. Neria hielt sie für eine verbitterte alte Vettel, die bis heute in der dritten Ära feststeckte und der Welt im allgemeinen den Verlust ihrer früheren Privilegien nicht verzeihen konnte, nachdem Azura, das Schicksal oder schlicht ein beleidigter Meteorit beschlossen hatte, die große Zivilisation der Dunmer (jedenfalls sagte Hlan, dass sie groß gewesen sei) ohne viel Federlesens umzuhusten. Dabei bist du ganz schön weich gefallen, überlegte das 'Aschlandmädchen' und ließ den Blick kurz über das ordentlich gekalkte Gefache des Haupthauses schweifen, während sie Jofnir dabei half, die Schafe im Pferch zu verstauen. Neria selbst hätte gern so gelebt. Oft wünschte sie sich, die Muße zu haben, ihren eigenen Interessen nachgehen zu können. Mehr zu lesen. Zu reisen. Neues zu sehen und vor allem: zu einem Ort zurückkehren zu können, an den sie hingehörte. Aber das sollte wohl nicht sein. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen, da lagen die Prioritäten anders. Also hing sie auf Hlans Hof fest, und es wäre falsch zu behaupten, dass es ihr schlecht erginge. Das Essen war anständig, die Unterkunft auch. Die Bezahlung... na ja. Dafür, dass sie ihre Tage hauptsächlich damit verbrachte, mit einem Bogen in der Hand in der Botanik herumzustehen, war die Bezahlung vermutlich auch anständig. Kurzum: Sie hatte eine gewisse Sicherheit an diesem Ort. Aber manchmal, und das empfand sie als durchaus paradox, wuchs auf diesem sicheren Grund die Saat der Angst. Immer öfter ertappte sich Neria dabei, wie sie sich mit ihrem Leben arrangierte, wie sie dieses Gefühl, dass dies nicht alles gewesen sein konnte, ein ums andere Mal energisch beiseite schob. Zumeist gestand Neria es sich nicht ein, aber die Wahrheit war: Sie fürchtete sich, ihr Stückchen Sicherheit zu verlieren, und genau deshalb klammerte sie sich an die Abhängigkeit zu Vidresi Hlan. Und Vidresi sorgte dafür, dass ihre Angestellten es immer spürten, wie sehr sie sie in der Hand hatte. Wie ein kratziges Kleidungsstück drängte sich dieses Wissen immer wieder ins Bewusstsein. Die verdrießliche Alte zog ihre Lebenskraft daraus wie ein Vampir aus dem Blut seines Opfers. Neria selbst konnte sich dem noch relativ gut entziehen. Ihre Pflichten führten sie häufig weg aus Vidresis direktem Blickfeld, wenn sie auf den Koppeln und Feldern nach dem Rechten sah. Andere hatten weniger Glück, und so kam es, dass das Gespräch auch an diesem Abend irgendwann auf ihre launische Herrin kam, als die Bediensteten nach getanem Tagwerk im Gesindehaus beisammen saßen. Heute war Junia an der Reihe gewesen, wieder einmal. Da sie für den Haushalt im Herrenhaus zuständig war, geriet die junge Kaiserliche übermäßig oft in die Schusslinie, einfach dadurch, dass sie am ehesten greifbar war. So war es oft abends. Alle beklagten sich, wie Personal das nun mal so tut, aber nichts änderte sich jemals. Das war der Lauf der Dinge. Schon immer. Bis es aus Junia schließlich herausplatzte: „Ich wünschte, jemand würde der alten Hexe endlich das Maul stopfen. Für immer! Ich würde wirklich viel dafür geben...“ Die anderen sahen sie erschrocken an und beeilten sich, die Lautstärke des Gesprächs zu dämpfen. „Junia! Das kannst du doch nicht sagen!“ entsetzte sich Jofnir in heiserem Flüsterton. Nach einem Moment der peinlichen Stille lebte das Gespräch wieder auf, dieses mal mit unverfänglicheren Themen. Neria beteiligte sich nicht daran. Ihr Blick blieb aber noch lange auf Junia ruhen, und nahm nach dem ersten Erschrecken einen zusehends nachdenklichen Ausdruck an. Sie hatte nicht vorgehabt, in diese Richtung zu denken, aber je länger sie es tat, umso... interessanter wurde die Überlegung. Vielleicht floss ja doch schwarzes Aschlandblut durch ihre Adern. In der Nacht hörte die Dunkelelfin, wie sich Junia auf ihrem Lager hin und her warf, und schließlich aufstand und die Hütte verließ. Das Mädchen war noch immer so aufgebracht, dass es keine Ruhe fand. Neria sah ihr schweigend nach, dann drehte sie sich mit dem Gesicht zur Wand. Junia blieb nichts anderes übrig, als sich so herumschubsen zu lassen, weil sie nicht wusste, wohin sie sonst gehen sollte. Neria selbst wusste es auch nicht, aber sie sagte sich, dass sie trotzdem von hier verschwinden würde. Sie sagte es sich immer wieder, ohne, dass sie irgendetwas tat, um das Vorhaben wirklich umzusetzen. Ein paar Wochen später stand Neria mit versteinertem Gesicht in Vidresi Hlans Arbeitszimmer und ließ das Donnerwetter über sich ergehen. Goblins hatten es tatsächlich geschafft, einige Schafe aus der Herde zu stehlen, während Neria eine andere Stelle der Ländereien überprüft hatte. Daraufhin hatte sie tagelang nach dem Bau der grünen Mistviecher gesucht, nur um jetzt zugeben zu müssen, dass sie nicht mehr genug Spuren hatte finden können. Jetzt war sie also hier und ließ sich von Vidresi als Nichtsnutz beschimpfen. Um die Schafe ging es schon lange nicht mehr. Die grässliche Alte hatte einen Grund gefunden, Neria zu demütigen, und tat das jetzt eben, weil sie es für ihr Recht hielt. Ich muss hier weg, dachte sie nur, ich muss endlich hier weg, für immer! Weg von diesem Hof und von diesem verfluchten, dummen Miststück! Weg von diesem... Und wenn sie dann weg war? Vidresi würde das sicher nicht kümmern. Sie würde weitermachen wie bisher, aber für Neria würde es keine Gerechtigkeit geben. Sie konnte nur weglaufen. Plötzlich sah sie rot. Du hast uns alle jetzt lange genug gequält. Die Alte hatte sich abgewandt und die Arme zu einer theatralischen Geste erhoben, um zu einer neuen Tirade anzusetzen, als Neria nach einer schweren, steinernen Statuette griff und sie Vidresi ohne weiteres Zögern über den Schädel zog. Die Stille, die auf das Knacken der alten Knochen folgte, dehnte sich, bis der tote Körper dumpf auf dem Boden aufschlug. Ruhe. Endlich Ruhe, war alles, was Neria in dem Moment einfiel. Sie musste verschwinden, und zwar schnell. Was auch immer sie bisher davon abgehalten hatte, die Fäden waren radikal und endgültig durchtrennt. Sie warf die Statuette zur Seite und öffnete die Tür... nur, um in Junias entgeistertes Gesicht zu starren. Die Kaiserliche musste an der Tür gelauscht haben (als sei es eine Herausforderung gewesen, das Gebrüll der Alten zu verstehen), und sie erfasste jetzt mit einem Blick die Szenerie. Sie starrte Neria an, und Neria starrte zurück. Kreidebleich und mit zitternden Lippen brachte Junia schließlich heraus: „Du musst abhauen. Sofort!“ Neria nickte nur, und machte Anstalten, sich wortlos an der Dienstmagd vorbeizuschieben. „Warte“, rief Junia. Sie kramte tief in ihrem Beutel und förderte ein kleines, in ein Stück Stoff eingeschlagenes Objekt zutage, dass sie der Dunmer in die Hand drückte: „Viel Glück.“ Einem Impuls folgend, drückte Neria sie kurz und wortlos an sich, dann machte sie, dass sie davonkam. Ohne noch einmal zurückzublicken lief sie, bis sie sich tief in den Wäldern wiederfand. Ihr war klar, dass sie Cyrodiil am besten verließ. Morrowind war keine Option, und um die Kerngebiete des Dominions zu erreichen, hätte sie erst noch die komplette Provinz durchqueren müssen. Zu gefährlich. Sie überlegte. Himmelsrand schien ihr die beste Möglichkeit. Neria lief, bis es schließlich dämmerte, und die ganze Zeit fühlte sie sich seltsam leicht. Sie empfand keine Reue, noch nicht einmal echte Schuld. Eher... Euphorie. Es war so leicht gewesen, und wenn sie es nur schaffte, nicht geschnappt zu werden, dann hatte sie sich in einem kurzen Augenblick so ziemlich jeden Ärgers entledigt, den sie überhaupt hatte. Natürlich tauchten jetzt neue Probleme auf, zum Beispiel, wie sie es nur mit den Kleidern, die sie am Leibe trug, über einen frostigen Pass nach Himmelsrand schaffen sollte. Wie sie die Grenzpatrouillen umgehen könnte. Und wo sie eigentlich unterkommen sollte. Es ist mir fast schon gleichgültig. Wenn es so weit ist, wird sich schon eine Lösung finden. Für die Nacht richtete sich Neria in einem hohlen Baumstamm ein, den sie mit Tannenreisig und etwas Moos gegen die Kälte ausstopfte. Erst jetzt, verkrochen in ihrem Bau wie ein Fuchs nach einem erfolgreichen Raubzug, fiel ihr das kleine Paket wieder ein, das Junia ihr bei ihrem überhasteten Abgang noch zugesteckt hatte. Neria wickelte es vorsichtig aus und war überrascht, darin einen schweren, granatbesetzten Goldring zu finden. Er sah alt aus. Wie ein Familienerbstück oder so etwas. Jedenfalls nichts, das ein junges Mädchen wie Junia am Finger tragen würde, und tatsächlich hatte sie bis heute vormittag nicht gewusst, dass sich so etwas in Junias Besitz befand. Jetzt war es jedenfalls ihrer. Sie lächelte unwillkürlich. Wurde sie überhaupt gejagt? Suchte man bereits nach ihr? Mochte sein, dass sie doch noch erwischt wurde, aber bisher hatte es ihr mehr Lohn als Strafe eingebracht, diese alte Rabenvettel zu erschlagen. Neria war so aufgekratzt, dass es noch eine ganze Weile dauerte, bis sie schließlich einschlief. Mit einem Ohr lauschte sie stets auf ihre Umgebung, fragte sich, ob es ihr gelungen war, ihre Fährte gut genug zu verwischen. Ihr Schlaf währte auch nicht lange – als sie die Augen aufschlug, schlängelte sich gerade die erste Dämmerung durch das Blätterdach des Waldes. Noch etwas desorientiert setze sie sich auf. Dann erst bemerkte sie ein kleines Stück Papier, das in ihrer Hand lag. Sie stoppte mitten in der Bewegung und starrte den Zettel an, als könne er sie jederzeit anspringen und beißen. Gestern Abend war er noch nicht dagewesen, dessen war Neria sich sicher. Sie hatte kein Papier gehabt, auch in Junias Päckchen war keines dabei gewesen. Ganz langsam, all ihren Mut zusammennehmend, faltete sie es auseinander. Fünf Worte standen darauf, und jedes davon dröhnte in ihrem Hirn nach, als sie sie las: Wir wissen, wer du bist. Sie flüsterte den Satz mehrmals leise vor sich hin, während sie versuchte, sich wieder zu beruhigen. Sie musste nachdenken: Offenbar war jemand hier gewesen, während sie geschlafen hatte, hatte ihr dieses Papier in die Hand gedrückt und war wieder gegangen. Jemand spielte mit ihr, und so lange sie nicht mehr wusste, gab es nur eine sinnvolle Sache, die sie tun konnte: In Bewegung bleiben. Neria krabbelte aus ihrem Baumstamm, fest entschlossen, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, jedoch kam sie kaum zwei Schritte weit, bis jemand sie von hinten packte und ihr ein stinkendes Tuch auf Mund und Nase drückte. Die Dunkelelfin hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit, sich wirklich zu erschrecken, bevor sie ohnmächtig wurde. Etwas kitzelte ihre Nase. Neria schlug die Augen auf und lag still, während sie darauf wartete, dass ihr verschwommener Blick sich klärte. Ihr Gesicht lag in weichem Moos, ein paar niedrige Tannen und etwas Gestrüpp wuchsen hier und dort, ein paar Schritte weiter konnte sie bearbeitete Steine ausmachen, ähnlich wie Menhire, aber nicht ganz. Aber alles in allem wirkte es wie eine alte, verfallene Kultstätte. Nerias Blick fiel schließlich auf ein kleines Objekt, das sich viel näher befand: In Reichweite steckte ein Dolch vor ihr im Boden, die Klinge vielleicht zu zwei Dritteln in der Erde vergraben. Sie musste nur die Hand ausstrecken, um ihn zu erreichen. Genau das tat sie. Zunächst etwas zittrig, dann mit Entschlossenheit legten sich ihre Finger um den lederumwickelten Griff, und sie zog die Waffe aus dem Boden. Die Klinge war leicht gebogen, scharf geschliffen und von gutem Stahl. Nicht zu schwer. Neria richtete sich mit einer fließenden Bewegung in die Hocke auf und musste kurz innehalten, als ihr noch einmal schwarz vor Augen wurde. Dann stand sie auf und sah sich um. Sie befand sich tatsächlich in einer Art kreisförmigem Raum, oder mehr in einem Atrium. Es gab keine Decke, und der Blick auf den Nachmittagshimmel war frei. Sie packte den Dolch fester, als eine Gestalt sich hinter einer Dornenhecke aufrichtete und aus den Schatten ins Licht trat. „Ihr seid endlich wach. Gut.“ Eine einfache Feststellung. Neria starrte die Gestalt an, deren Gesicht hinter einer ausladenden Kapuze verborgen blieb. Misstrauisch folgte die Elfin jeder Bewegung, die der vermummte Mann machte, sagte jedoch nichts. „Wachsam wie eine Schneekatze, das gefällt mir“, fuhr die Gestalt fort, und Neria glaubte, so etwas wie ein Lächeln in der Stimme auszumachen. „Ihr wisst, warum Ihr hier seid?“ „Ihr werdet es mir sicherlich gleich sagen“, fauchte sie, aber ihre Gedanken rasten. Wer würde ihr das antun? Wenn er einfach ein kaiserlicher Häscher war, der sie für den begangenen Mord zur Strecke bringen sollte, dann würde er wohl kaum so ein Schauspiel abziehen. Vielleicht ein Söldner. Einer von den Leuten, die zu irre und unberechenbar für die Legion waren. Sie spannte sich, bereit, den Unbekannten in dem Moment anzuspringen, in dem er eine falsche Bewegung machte. „Oh... nein. Nicht doch“, sagte der Kapuzenmann mit gespieltem Tadel in der Stimme und deutete auf eine Stelle, die halb im Schatten lag. Neria wurde einer weiteren Person gewahr, die dort lag. Ein Mensch, der gefesselt und geknebelt war. Diesen kurzen Augenblick der Ablenkung nutzte der Unbekannte, und plötzlich war er hinter ihr, hatte einen Arm um ihren Hals geschlungen und die andere Hand wie einen Schraubstock um ihre Finger gelegt, die den Dolch hielten. „Sieh genau hin. Sieh ihn dir an. Willst du auch so enden?“ Neria wand sich, was dazu führte, dass der Fremde ihr den Fuß in ihre Kniekehle trieb. Sie stürzte schwer auf die Knie. „Ganz ruhig, Schneekatze.“ Er veränderte seinen Griff um ihren Hals, packte ihr Kinn und zwang ihren Kopf wieder herum, so dass sie den Gefesselten ansehen musste. „Wir wissen, wer du bist“, wiederholte er die Worte, die sie auf dem Papier gelesen hatte. Das alles führte dazu, dass Neria ihre Gegenwehr für einen perplexen Moment lang aufgab. „Was wollt Ihr?“, spuckte sie. „Nur, was uns zusteht.“ „Uns?“ „Ja, uns, Schneekatze.“ Er machte eine Pause, und als die Dunkelelfin keine Anstalten machte, wieder das Wort zu ergreifen, fuhr er fort: „Du hast getötet. Oh, keine Sorge. Ich verurteile dich nicht. Es war krude, das wohl. Nicht sehr elegant, aber effektiv. Aber... eigentlich war es nicht deine Angelegenheit. Der Tod von Vidresi Hlan gehörte uns, und du hast ihn gestohlen. Dieses süße Bauernmädchen wollte, dass die Alte stirbt, aber sie hat uns darum gebeten, nicht dich.“ Neria bäumte sich auf, als sie begriff, von wem der Fremde sprach: „Junia? Lasst sie in Ruhe! Sie hat mit all dem nichts zu tun!“ „An diesem Punkt“, antwortete der Mann, „irrt Ihr Euch. Eure teure Junia hat uns gerufen. Sie hat unsere Mutter angefleht, ihr Leiden zu beenden. Meine Familie sollte die Matrone Hlan töten. Aber dazu kam es nicht, denn Ihr seid uns zuvorgekommen.“ „Eure... Familie? Was soll das alles? Wer seid Ihr?“ Neria kämpfte darum, die Ruhe zu bewahren, aber dieser Irre hinter ihr machte das nicht gerade leicht. „Habt Ihr denn noch nie von der Dunklen Bruderschaft gehört?“, fragte ihr Entführer mit leichtem Unglauben in der Stimme, „Von denen, die man ruft, wenn sonst kein Ausweg mehr möglich scheint?“ Er machte eine Pause. „Nein, sorgt Euch nicht um Junia. Sie hat den Auftrag gegeben, und sie hat die vereinbarte Bezahlung geleistet. Nur... nicht an uns.“ Neria spürte, wie alle Kraft sie plötzlich verließ, und wurde vom Griff des Assassinen aufgefangen, als sie in sich zusammensackte. „Ich sehe, Ihr beginnt zu begreifen. Kluge Schneekatze, aber daran hatte ich auch keinen Zweifel. Das Problem ist... Ihr schuldet uns einen Tod. Die Bruderschaft verlangt Wiedergutmachung.“ Die Dunkelelfin sammelte sich wieder ein bisschen. „Was also wollt Ihr dann von mir?“ „Die Frage ist eher: Was willst du? Willst du weiter weglaufen, gejagt wie ein Tier? Oh, und sorge dich nicht um die Legion oder sonstige kaiserliche Häscher. Ich lasse dich laufen, wenn du willst. Ich gebe dir sogar einen Vorsprung. Und dann folge ich dir. Du wirst laufen, du wirst bei jedem knackenden Ast über deine Schulter schauen, du wirst keinen Moment des Friedens mehr haben. Und dann, am Ende, werde ich dich stellen – wenn du halb verrückt vor Angst und Paranoia bist, und vielleicht werde ich dein Leid dann schnell beenden. Vielleicht, wenn ich gerade in gnädiger Stimmung bin. Oder...“ Er machte eine Kunstpause, während der seine Worte einsinken konnten „...oder du hörst dir mein Angebot an. Willst du es hören?“ Eine Pause entstand, als Neria versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. „Sprecht“, brachte sie schließlich heraus. „Du tötest für mich. Für die Bruderschaft. Heute noch. Du könntest ein Teil von uns sein, hättest einen Platz, an dem du willkommen bist, und musst nie wieder weglaufen. Du willst doch eine Familie haben, Schneekatze. Einen Ort, an den du gehörst. Wir bilden dich aus, machen dich schneller, stärker und besser.“ Schneller, stärker und besser. Neria atmete tief durch, spürte mit einem Mal sehr intensiv den Körper, der sie im Klammergriff hielt. So voller Leben, voller Kontrolle, und hart wie Stein. Eine Ahnung von dem, was sie sein könnte. Einen Platz, an dem du willkommen bist. Augenblicke dehnten sich zu Zeitaltern, aber Neria wog in diesen Momenten nicht einmal mehr die beiden Optionen ab. Sie war nur überwältigt von der Möglichkeit, welche der Fremde ihr bot. „Ihn dort?“ „Ganz recht, Schneekätzchen.“ Der Bruder festigte noch einmal kurz seinen Griff, bevor er sie losließ. „Wir wussten bereits, wer du bist, Neria.“ Sie lächelte, als sie den Dolch hob und auf den Gefesselten im Schatten zuging. Wer er war? Was er getan hatte, um hier zu enden? Gleichgültig. Nicht einmal eine halbe Stunde war vergangen, nachdem sie ihr Werk vollbracht und der Unbekannte sie verlassen hatte, bis sie vor der Dunklen Tür stand und die rituellen Worte sprach, die zu sagen er ihr aufgetragen hatte. Als sie die Pforte durchschritt, hatte sie endlich das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Ob dem tatsächlich so war, das musste die Zeit zeigen. Aber endlich hatte Neria Hoffnung, und diese Hoffnung war so rot wie Blut. "Zugelassen" by KingPaddy
Geändert von KingPaddy (07.03.2017 um 00:23 Uhr)
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