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Neuling
Himmelsrand, Einsamkeit
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»Willkommen im Hafen von Einsamkeit«, brummte ein abgewetzter Nord in wetternassem Wollumhang und ließ von einem dicken Tau ab, dessen Sitz um einen Pfosten des Stegs er wohl gerade prüfte. »‘n Anlegeplatz gibt’s für fünf’n’dreißig Septime ‘n Tag«, verkündete er gleich darauf, rieb die in dicken Handschuhen steckenden Hände an- und verschränkte anschließend die Finger vor dem Mund ineinander. Lange seufzend stieß er einen schwall Wasserdampf aus, der sich in seinem strohigen Bart als Reif niederschlug und zu den graupeligen Kristallen aus der grauen Luft gesellten, die sich dort verfangen hatten. »Un‘er is‘ für nich‘ Geschäftstreib‘nde auf ‘ne Woche Anlegedauer b‘fristet«, setzte er nach, senkte die Hände und zog derart laut Rotz in der Nase hoch, dass es Amelia eiskalt den Rücken hinablief. Schaudernd wandte sie ihren ob der direkten, unfreundlichen Art ohnehin schon entgeisterten Blick von seinem zerklüfteten Gesicht ab, ließ ihn stattdessen die Uferböschung hinauf zur Straße gleiten. Zunächst dieser nach Süden folgend fand sie irgendwo im zwielichtigen Dunst der Mittagszeit die Konturen eines Wachturms und huschte im Anschluss über die Klippen nach Norden zur Stadtmauer, die hoch über den schroffen Felsen thronte.
»Sagen wir vierzig Septime – und vergessen die Frist«, erwiderte Natalios und die Bretonin vernahm das leise Klimpern von Münzen, als ihr Onkel nach dem Geldsäckel an seinem Gürtel griff.
Kurz pausierte der Nord. »Aye, mei‘ Herr.« Gierige Leichtigkeit schwang in der Stimme des Hafenmeisters mit und sie glaubte, das Funkeln in seinen Augen beim Geräusch des Geldes in ihrem Nacken brennen zu spüren. Sachte den Kopf schüttelnd entfernte sie sich etwas von der Gruppe, während diese die restlichen Formalitäten klärte. Vorsichtig setzte sie einen kleinen Schritt vor den anderen auf den von Nässe schimmernden, schmierigen Planken der Stege. Unbekümmert trottete Rasvan neben ihr her. Weder der schneidende Wind, noch die Flocken oder die Nässe auf dem Holz schienen dem weißen Halbwolf etwas auszumachen. Beneidenswert, wie Amelia fand. Mit den Händen unter den Stoff des Umhangs vor Brust und Bauch ineinander verschränkt, wartete sie auf den Rest der Gruppe, wanderte mit den Augen aber über die Taue und Takelage der anderen angelegten Schiffe. Vereinzelt machte sie Männer der zugehörigen Mannschaften in den Seilen oder auf den Decks aus. Niemand beachtete ihre kleine, zierliche Gestalt, wie sie wohl reichlich verloren wirkend unnütz in der Gegend stand.
»Wäre das auch geschafft«, seufzte ihr Onkel, legte ihr im Vorbeigehe eine Hand in den Rücken und mit sanftem Druck verleitete er sie dazu, neben ihm zu gehen. Schwere, dumpf polternde Schritte, die selbst die dicken Planken der Stege zum Knarzen brachten, gingen von ihren gepanzerten Begleitern aus, als diese hinter ihnen folgten. Erst jetzt fiel ihr auf, dass ihre Wachen die Umhänge vor den Harnischen zusammengezogen hatten. Zweifelsohne um die Wappen zu verbergen.
»Ich will es ihm nicht verübeln«, gestand sie und hob die Hände vor den Mund. Vergeblich hauchte sie gegen diese, die Wärme ihres Atems verklang noch ehe er sie erreichte. Natalios Schmunzeln hörte sie nur leise neben sich.
»Dass er Geldnöte hat, nehme ich ihm auch nicht übel«, erwiderte ihr Onkel als sie gemeinsam die Treppen zum Ufer hinaufstiegen und anschließend auf den steilen, verschneiten Weg zur Stadt einbogen. Der Wind hier, zwar dicht an den Klippen, aber doch deutlich über dem Wasser und aus Richtung der Bucht ungeschützt, schnitt deutlich schärfer und verbiss sich schmerzhaft in ihre freien Hautstellen im Gesicht und an den Ohren. »Aber es ist kein Freischein für Unfreundlichkeit.«
»Wohl wahr«, nickte sie und folgte einer Stadtwache mit den Augen, als sie von oberhalb die Straße hinabstieg. Ein rotbrauner, abgetragener Überwurf lag über der gefütterten Rüstung, verdeckte das gesteppte Wams. Ein Rundschild, ebenfalls rotbraun gestrichen und mit einem gezeichneten Wolfskopf darauf pendelte mit dem linken Arm an der Seite des Gerüsteten. Zwar beäugte der Mann die Bretonen misstrauisch, aber offenbar stand ihm in diesem Wetter nicht der Sinn danach, sich mit Fremden draußen zu befassen. Zumindest deutete Amelia seinen unverhohlenen Blick in Verbindung mit der an ihnen vorbeiführenden Laufbahn so.
»Sybille erwartet uns, Herr?«, wandte sich Lida an Natalios, als der Stadtsoldat gerade so in Hörweite sein mochte.
»Sie weiß, dass wir auf dem Weg zu ihr sind«, erwiderte der Angesprochene und schien wohl gar nicht bemerkt zu haben, was die Magierin eigentlich bezweckte. Amelia schenkte dem entgegenkommenden Wächter ein mildes Lächeln, nickte ihm zu und ließ ihn die für ihn deutlich unbequeme Situation damit entschärfen, dass er seinen starrenden Blick abwandte. Hatte die Wache bis dahin noch etwas unentschlossen gewirkt, so blieb nun wenig Zweifel, dass sie sie nicht behelligen würde. Ein Paradebeispiel für die Macht, die Namen allein entfalten konnten, und wie sie in ihrer Heimat schon so manches mehr gesehen hatte.
»Wir werden im Palast unterkommen, Nat?«, wandte sich die Adelige an ihren Ohm.
»So hatte es Sybille in ihrem Brief geschrieben, ja.«
»Gut. Der Weg zur Stadt deucht mir nämlich reichlich lang zu sein.«
Natalios lachte auf. »Das ist er, ja. Aber es ist nicht mehr allzu weit.« Er hob die Linke und deutete auf eine Ansammlung von Häusern am Straßenrand. Einem hoch aufragenden, dunklen Wachturm gegenüber duckten sie sich furchtsam von einzelnen, kahlen Bäumen umringt in eine Senke im Abhang. Kinder spielten im Schnee und im Hintergrund, umringt von den Gebäuden und einem vom Pferdeatem dampfenden Stall, hievte ein älterer Nord Heu quer über den Platz. Der Wind trug eine sich in der Kälte schnell verflüchtigende Note von Dung mit sich, die Amelia die Hand vor die Nase heben ließ. »Der Weg von den Ställen zum Stadttor ist kürzer als der zum Hafen«, erklärte der zweite Adelige.
Erleichtert seufzte sie und beobachtete die vier Jungen und das Mädchen, wie sie sich gegenseitig durch das tiefe, pulvrige Weiß hetzten und gegenseitig mit diesem bewarfen. Ihre hellen Stimmen und die gegenseitigen Rufe, sie wären doch alle langsamer als wer auch immer gerade rief, schwangen auf den Windböen zu den Bretonen hinüber. Schmunzelnd verlangsamte Amelia ihre Schritte, ließ sich vom Rest ihrer Gruppe überholen und blieb letztlich einen Moment stehen, um dem kindlichen Treiben zwischen blätterlosen, störrischen Sträuchern und überfrorenen Baumstämmen zuzuschauen. Dass die Echos ihres wilden Chors gespenstisch und leicht verzerrt von den Klippen hinter Amelia auf den Böen ritten, blendete die Adelige weitestgehend aus und schob die Schuld an dem leichten Anflug von Gänsehaut auf ihren Armen der Kälte zu, die ihre gierig grabschenden Finger unter die schichten ihrer Kleidung schoben.
Die fünf Knirpse bemerkten sie indes gar nicht und setzten ihre Schlacht im Schnee fort. »Du bist«, rief einer der Jungen, als er einen anderen erwischte und stiebend zu Fall brachte. Vom Anblick des Gestürzten vereinnahmt, als er sich weißgepudert abklopfte und schnaufte, verlor die Bretonin die Übrigen aus den Augen und suchte sie anschließend ebenso wie der neue Fänger vergeblich im Gestrüpp und zwischen den großen, dunkelgrauen Felsen am Wegesrand. Das tat sie, bis der zuvor Gefällte plötzlich lospreschte und auf ein Gebüsch zu rannte. »Seh Dich!«, rief er glucksend und hüpfte munter durch den Schnee, als hätte es seinen Sturz nie gegeben.
Noch im selben Augenblick sprang das Mädchen in einer Woge aus Flocken aus dem zugeschneiten Strauch und rannte quer über die Straße. Abwechselnd kichernd und aufgeregt kreischend schaute sie über die Schulter zurück zu ihrem Verfolger, hielt blindlings auf Amelia zu. Obwohl diese das bemerkte, faszinierte sie das unbekümmerte Spiel zu sehr und überlagerte sich mit so mancher Erinnerung aus ihren eigenen wilden Jahren, als dass sie reagieren konnte. Als das Mädchen letztlich doch wieder nach vorn schaute, war es bereits zu spät. Aus vollem Lauf stieß es mit der Bretonin zusammen und riss sie nieder.
Der kurze Schmerz in den Beinen und dem Bauch wich schon nach wenigen Herzschlägen der brennenden Kälte des über sie hereinbrechenden Schnees. Schnaufend, bald mit rasselnden Atemzügen kämpfte sich Amelia in eine sitzende Position hoch, stützt die Hand auf den raugefrorenen Boden und stand auf. Erst danach vernahm sie das leise Schluchzen des kleinen Mädels neben sich. Die Mundwinkel zum Kinn gezogen hockte es auf dem Boden, eine kleine Schramme zeichnete die Wange ihres aufgeplusterten, sommersprossigen Gesichts und dicke Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln.
Keiner der vier Burschen schien es zu wagen, sich der leicht als solche zu erkennenden Adeligen und ihrem Pechvogel zu nähern. Eine zweifelsfrei typische Reaktion. Kurzerhand hockte sich Amelia vor das Mädchen, klopfte sich nicht einmal ab und richtete stattdessen die schneeverkleisterte Fellkleidung des Sprösslings. »Verzeiht«, raunte die Kleine und schlang die Arme um die Knie. »‘s war kei-«
»Nichts passiert«, unterbrach die Bretonin sie und gewann ihr Lächeln wieder, obgleich der unter ihre Kleidung geratene Schnee und die über ihre Haut rinnenden eisigen Tropfen dieses zu verzerren versuchten. Mit großen Augen starrte sie das Kind nun an. Eine freundliche und nachsichtige Blaublütige schien sie wohl dann doch nicht allzu oft zu sehen. Kurz legte eben diese ihre schlanken Finger an die Wange des Mädchens wo sich der Schmiss hellrot auf der blassen Haut abzeichnete. Nichts weiter Schlimmes, die Kälte würde es zunächst ohnehin betäuben. Vorsichtig nahm sie ihre Finger von dem Kind und formte anschließend mit beiden Händen eine lose Kugel. Lider geschlossen, konzentrierte sie sich einen Moment und sammelte etwas Mana in den Fingern, wie sie es sonst auch bei den Übungen mit ihrem Onkel tat. Gleich darauf ließ sie es in die Luft herausfließen und formte es zwischen ihren Händen.
Erst dann öffnete Amelia die Augen und beobachtete zufrieden den vom schwachen leuchten zwischen den Fingern der Bretonin gefangenen Ausdruck auf dem von zahllosen Pünktchen gezeichneten, kindlichen Gesicht. Wenig später endete das Spektakel und sie öffnete die Hände. Zum Vorschein kam eine gletscherblaue Blütenknospe aus Eis, die sie vorsichtig mit der Linken aufhob während sie ihr mit der Rechten noch einen schlanken Stiel verlieh und sie anschließend dem Mädchen reichte. Mit offenstehendem Mund nahm sie das zerbrechliche Pflänzchen entgegen, doch kaum hatte Amelia ihre Schöpfung aus den Fingern gegeben, begann erst der eigentliche Trick.
Nochmals sammelte sie etwas magische Energie und sandte sie dem Blümchen zu. Leise knirschend lösten sich die Blütenblätter voneinander und quollen auf, bis die Eisblume in voller frostig-schöner Entfaltung stand. »Sei in Zukunft etwas vorsichtiger«, lächelte Amelia das Kind an und erhob sich. Obgleich die Menge an Magie kleiner war, als was sie sonst bei Übungen mit Natalios in Eispfeile oder ähnliches verwandelte, die Finesse und Detailstufe der Übung verlangte nach deutlich größerem Fokus. So atmete sie erst noch einmal tief durch und suchte ihr Gleichgewicht im Angesicht schmerzlich in den Schläfen stechenden Schwindels, bevor sich Amelia daran machte, zur stehengebliebenen Gruppe um ihren Ohm aufzuschließen.
Ebenso wie diese, hatte auch Rasvan das Geschehen beobachtet und kam nun schwanzwedelnd auf sein Frauchen zu. Offenbar schien er die Situation als ungefährlich, aber kein Spiel eingestuft zu haben. »Alles gut«, flüsterte sie ihm zu als er ihr um die Beine strich und sie ihm durchs Fell fuhr. Kurz darauf schwappten auch wieder fröhliche Kinderrufe von hinten über sie hinweg und zauberten ihr ein breiteres Lächeln auf die kalten, vom Schnee benetzten Lippen, trieben Wärme in ihr Herz, das der Eisblume gleich auf magische Weise aufzublühen begann und wenigstens temporär die eisigen Schauer ihres Leibes verdrängte.
»Vorsicht, Herrin, sonst lernen Euch die Menschen dieses Landes noch lieben.« Ein bäriges Lächeln umspielte Koljas rauen Lippen im dichten Bart, bevor er sich abwandte und die Führung auf ihrem Weg zur Stadt übernahm. Das Schaben und Rasseln seiner Rüstung, welches jeden Schritt begleitete, dämpfte der schwere Umhang, ebenso wie bei ihren anderen gerüsteten Begleitern. Beinahe klang es wie das Knirschen des Schnees unter ihren schweren Schritten.
»Wäre das so schlimm?«, fragte sie und versuchte vergeblich, die letzten Reste des Schnees aus den Falten ihrer Gewänder zu klopfen.
»Die Liebe der Nord mag innig sein, aber sie ist ebenso wild wie ihr Land. Eine fragile Eisblume mag zwischen ihren groben Händen schnell zerbrechen«, erwiderte der Hauptmann unterdessen Amelia ihre Mühen einstellte und resigniert die Arme unter ihren schweren, roten Umhang zurückzog.
»Solch Weisheit. Ich werde sie berücksichtigen.« Kurzes, heiteres Schnaufen folgte ihren Worten. Tänzelnd schwang der kurze, das obere Kopfhaar zusammenhaltende Pferdeschwanz hin und her, als seine Schultern in stillem Lachen bebten. Kolja wusste, dass er ihren leichten Spott nicht ernst nehmen brauchte, dafür kannte er sie bereits zu lang.
Erschrocken zuckte sie plötzlich zusammen und sah über die Schulter. Irgendetwas machte sich an ihrer Kapuze zu schaffen. Mit geschlossenen Lidern seufzte sie und schüttelte kurz das Haupt, bevor sie die Augen erneut öffnete und ihren Onkel anlächelte. Natalios drückte den fellgefütterten, weiten Überwurf von unten nach oben durch und klopfte den darin gefangenen Schnee heraus. Ein verschmitztes Lächeln zupfte an einem seiner Mundwinkel unter dem blonden, leicht rötlich eingefärbten Schnauzer und schenkte ihr ein Zwinkern. Irritiert und verwirrt von der Geste wandte sie sich letztlich nach vorn, um nicht noch einmal der Länge nach im weißen Pulver zu ihren Füßen zu landen und folgte dem schwer gerüsteten Hauptmann weiter die steile Straße hinauf. Die Zwillinge Bedrich und Franos sowie Lida folgten hinter ihr und Natalios.
»Ein wenig Wohlwollen von den Menschen hier kann uns sicher nicht schaden«, erklärte ihr Ohm schließlich. »Aber vielleicht sollten wir es langsam angehen lassen.«
»Gewiss, Nat«, räumte Amelia ein und lächelte, indessen sie ihren verrutschten, bis zum Gürtel reichenden Zopf erneut um ihren Hals und Schal wickelte.
»Auf direktem Wege zum Blauen Palast, Herr?«, wechselte der dunkelhaarige Kolja daraufhin das Thema.
»Es wird später Zeit bleiben, die Stadt zu besichtigen. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass wir einen Platz im Palast bekommen und uns einrichten können.«
»Gut.«
Damit erreichten sie auch schon die deutlich breitere und ebenmäßigere Straße, die oberhalb des Gehöftes mit den Ställen und spielenden Kindern, direkt unterhalb bedrohlich wirkender, weit aufragender und schroffer Felswände zur Stadt führte. Zu ihrer Linken verlor sich der Weg irgendwann zwischen Bäumen, Felsen und dem leichten, grauen Geriesel in der Luft, wirkte mehr gespenstisch als alles andere. Zu ihrer Rechten schob sich die Straße am Wachturm vorbei, eingepfercht zwischen scharfen Klippen zu beiden Seiten und hielt direkt auf ein geöffnetes Torhaus zu, hinter dem der festgetrampelte, braun verfärbte Schnee der stärker begangenen Straße einfach weiter geradeaus und leicht bergauf führte. Wie weit, das vermochte Amelia nicht zu erkennen.
»Lügner«, murmelte sie und stieß ein leises Schnaufen aus.
Ihr Onkel schien die Anspielung zu bemerken und lachte verhalten. »Zugegeben, der Weg zur Stadt ist von den Ställen womöglich doch nicht kürzer als bis zum Hafen. Die Karten sind recht ungenau und ich war nur einmal hier, vor etlichen Jahren.«
»Hm. Schon gut.« Sie atmete durch und verdrängte den Ärger ob des langen Marsches. Ihre erste Reise soweit fern der Heimat und in einem fremden Land sollte Grund für Aufregung bieten und nicht an langen Fußwegen leiden. Zumal sie auf diesem Wege etwas vom Land sah und es zukünftig wohl noch so manche längere Wanderung geben mochte.
Der Weg bis zum eigentlichen Stadttor, das hinter dem ersten und am Ende einer langen Mauer zu ihrer Rechten auftauchte, verstrich letztlich schneller, als Amelia es befürchtet hatte und die Tatsache, dass die Straße deutlich flacher als der Weg zum Hafen verlief, löste ihren unsinnigen Ärger letztlich ganz auf wie die Sonne Morgennebel.
Ein unüberwindbares Bollwerk, so ragte das riesige, granitgraue Torhaus aus groben Steinquadern vor ihnen auf, gesäumt von Türmen, die jene des vorgelagerten Portals und jenen an den Stallungen nochmals überragten und Schwindel über die Bretonin brachten. Ihren Kopf leicht in den Nacken gelegt, folgte sie den Bauwerken nur kurz mit den Augen, bevor sie sich wieder auf die Wachen am geöffneten Durchgang konzentrierte. Mit ihren roten Überwürfen, den runden Schilden und die Gesichter verdeckenden Helmen boten sie einen einschüchternden Kontrast zu Kolja und den anderen bretonischen Gerüsteten.
»Wer seid Ihr und was wollt Ihr in Einsamkeit?«, begehrte prompt einer der Männer blechern unter seinem Kopfschutz hervor zu wissen und rückte demonstrativ das runde, von einem Eisenring umfasste Holz in seiner linken Hand zurecht. »Ärger hoffentlich nicht.« Auch wenn Amelia die Augen der Männer durch die Sehschlitze kaum zu erkennen vermochte, dem grauen Zwielicht des trüben Wetters sei Dank, so glaubte sie dennoch den skeptischen Blick auf sich und ihren Begleitern ruhen zu spüren, trieb ihr eine dünne, glühende Lanze durch die plötzlich unruhige Brust.
»Gewiss keinen Ärger«, erwiderte Natalios und verlor einen großen Teil der Wärme in seiner Stimme. Für die Wachen bliebe der plötzliche Wandel unbemerkt, aber der jungen Adeligen jagte es dennoch einen Schauder über den Nacken. »Wir sind auf dem Weg zum Blauen Palast und werden erwartet. Mehr müsst Ihr nicht wissen.«
»Ist dem so?« Die Worte des Torwächters klangen in Amelias Ohren ätzend, aber das mochte nur ihr so gehen. Als unfreundlich dürften sie aber wohl alle empfinden. »Und woher soll ich das Vertrauen nehmen, Euch dies zu glauben?« Rasvan, der sich in seiner Neugier für das unbekannte Land bislang ruhig verhalten hatte, schien mit den Wolfssinnen seiner Mutter inzwischen allerdings auch bemerkt zu haben, dass eine gewisse Spannung, einem fernen, zunächst noch dunkel am Horizont drohenden Gewitter gleichkommend, in der Luft lag. Seine Ohren standen hoch, der Blick starr auf die unter roten Überwürfen mit bronzenen Broschen des Wolfswappens der Stadt steckenden Wächter gerichtet und dickt an Amelias Hüfte geschmiegt. Unwillkürlich griff sie mit der Linken in das Fell zwischen seinen Ohren, um ihn zu beruhigen. Es würde gewiss nichts passieren, davon ging sie aus, obgleich sich dennoch eine leicht zitternde Unruhe in ihre Eingeweide schlich.
»Wie oft kommt es vor, dass bretonischer Adel nach Einsamkeit reist?«, hielt ihr Ohm ungerührt dagegen, offenkundig unwillig ihre genauen Beweggründe preiszugeben. »Wir werden von der Hofmagierin des Jarls erwartet. Lasst uns warten und sprecht mit ihr, bevor Ihr uns einlasst. Ich bin sicher, sie wird Euch für Euren Eifer belohnen.«
Seiner Nichte entlockte diese Bemerkung, die nicht frei von einer feinen, kaum zu bemerkenden Note spitzer Ironie daherkam, ein kurzes Japsen in Heiterkeit. Den Wachen hingegen schien dies gar nicht zugefallen, strafften sie doch merklich die Schultern, wuchsen dabei noch einige Fingerbreiten über die ohnehin schon kleineren Bretonen hinaus und machten unmissverständlich klar, welchem Volk sie entstammten – wenn denn nach ihren rauen, ungehobelt klingenden Worten überhaupt noch Zweifel geblieben waren. Dennoch schwiegen sie.
Es dauerte einen weiteren Moment, dann nickte der rechte, etwas größere der Beiden seinem Kameraden zu und trat zur Seite. »Willkommen in Einsamkeit, mein Herr«, brummte er noch, als die sechs Neuankömmlinge an ihm vorbeischritten. »Genießt Euren Aufenthalt am Hof.«
Niemand ging weiter auf die Bemerkung ein, stattdessen verdrängte die quellwassergleich aufkeimende Aufregung in Amelias Brust die meisten Gedanken an das Geschehen und ließ ihren Blick in Neugier durch die Straßen- und Häuserfluchten der Stadt schweifen, als sie durch die dicken Wälle hindurchschritten und die Hauptstadt von Himmelsrand endlich betraten. Überwältigend brandete die Geräuschkulisse aus hunderten und aberhunderten Kehlen auf sie ein, drückte schwer auf die Ohren nieder und reicherte sich mit dem Duft zahlloser Leiber an, der trotz der betäubenden Kälte nicht verschwinden wollte. Nach all der Zeit auf See und umgeben von salziger Gischt befand Amelia den Odem von Schweiß, altem Leder und den üblichen Düften großer Märkte für eine zumindest vorrübergehend willkommene Abwechslung.
»So viel zum Thema Wohlwollen sammeln«, spöttelte sie letztlich aber doch noch, ohne die Augen von den dunkleren Gassen zwischen den hohen, engstehenden Gebäuden aus ebenso dunklem Stein wie die Wälle und Fachwerk zu lösen. Hohe Giebel türmten sich überall auf, die Schindeln ihrer Dächer bereits verdeckt von festgefrorenem Schnee des längst angebrochenen, hier im Norden winterlich daherkommenden Herbstes verdeckt.
»Die Wachen werden darüber hinwegkommen, sobald sie von Sybille entsprechende Weisungen erhalten. Sie müssen nicht wissen, weswegen genau wir hier sind«, erwiderte Natalios.
»Ich weiß, Nat. Ich weiß.« Sie dämpften ihre Stimmen, als sie im Getümmel der Menschen eintauchten, die jetzt zur Nachmittagszeit unverändert emsig ihren Wegen nachgingen. Den Gerüsteten in ihren schweren, blauen Mänteln, dem blonden Bretonen mit auffällig gut gepflegtem Schnauzer und Ziegenbart und der jungen Frau unter ihrer rubinroten Wolle schenkten sie jedoch kaum Beachtung. Stattdessen mussten Kolja, Bedrich und Franos – bullig, wie sie waren – einen Weg durch die Mengen Bahnen, während Lida und Rasvan dicht bei den beiden Adeligen blieben. »Sie erschienen mir ohnehin recht knausrig mit Wohlwollen, ja Etiketten allgemein, umzugehen«, fügte Amelia nach einem Moment hinzu und versuchte sich erste Wegmarken zu suchen, an denen sie sich orientieren konnte – sie mochte es nicht, blind auf die Ortskenntnis anderer angewiesen zu sein.
Beherztes Lachen quittierte ihren Kommentar und entstammte mehr als nur einer Kehle. »Du hast einen wahrhaft eigenen Weg mit Worten, Lia«, räusperte sich Natalios schließlich, indessen sie an einem Laden vorbeikamen, der Amelias Interesse weckte. Glänzende Gewänder stand auf dem im seichten Wind zwischen den Mauerwerken schwingenden Schild, das vom Vordach hing. Hier würde sie sicherlich mehr als einmal untertauchen. »Wie sonst niemand«, fuhr ihr Ohm fort, »vermagst Du es freundlich zu klingen und gleichzeitig beleidigend zu sein.« Kurz pausierte er und fing sich letztlich gänzlich zurück in ruhiger Ernsthaftigkeit auf. »Himmelsrand ist derzeit ein gefährliches Pflaster. Misstrauen und Vorsicht an den Toren sind dieser Tage besser als Nachsicht auf den Straßen dahinter.«
Amelia rang es einen Moment des Schweigens ab, währenddessen sie noch eine Taverne und eine Handvoll weiterer Geschäfte bemerkte. Offenkundig mussten sie sich hier im Händlerviertel der Stadt befinden. Leinen mit bunten Wimpeln spannten sich zwischen Dachfirsten, Giebelbalken und Vordächern von einer Seite der Hauptstraße zur anderen und setzten sich einem farbenfrohen Spinnennetz gleich auch in den Seitengassen fort. Die Menschen mussten wohl gerade erst ein Fest gefeiert haben – Vielleicht den Abschluss der Ernte oder etwas in der Art.
Gleich darauf schalte sie sich selbst ob ihrer initialen Verwunderung, immerhin ergab es Sinn, sich als Händler nahe an den Toren niederzulassen. Irgendwo voraus verbreiterte sich das Areal nochmals, bevor es sich im Hintergrund an hohe Mauern schmiegte und eine steil den Berg hinaufgewundene Straße zu einer Art Festung führte. »Ist es um dieses Land wirklich so schlecht bestellt, Nat?« Mitleid und ein seltsames Gefühl von Schwere, von dem sie nicht recht wusste, woher es kam, hängten sich bleiern an die Zunge der Bretonin.
»Nun, ich kenne mich selbst gewiss nicht besonders gut aus und Hochfels ist dieser Tage sicherlich kein viel friedlicheres Pflaster … Aber ja. Der Bürgerkrieg hier im Norden hinterlässt tiefe Wunden.« Mehr als ein knappes Nicken gab sie nicht zur Bestätigung ab und suchte unwillkürlich das Haupt ihres weißen Halbwolfs, der wachsam neben ihr trottete und jeden zu nahe kommenden Streuner aus der Meute um sie herum mit einem drohenden Knurren davon abhielt, seiner Herrin zu nahe zu kommen. »Es wäre sinnvoll, am Hofe mit Meinungen zu diesem Thema großzügig hinter dem Berg zu halten, Amelia.«
Dass sich der übliche, erhabene und weise Tonfall des Lehrmeisters Natalios, ihrem Mentor seit Kindertagen, in seine Worte schlich, entging ihr nicht. »Weshalb?«, fragte sie dennoch. »Weshalb genau, meine ich.«
»Zunächst, weil Du noch weit weniger über die Geschehnisse in diesem Land weißt, als ich.« Eine Note von Tadel und noch mehr der Schulmeisterlichkeit schwangen in seiner Antwort mit. »Und zum anderen, weil es am Hofe hier mehr noch als in anderen Landesteilen ein sensibles Thema sein wird, von dem wir besser die Finger lassen, wenn wir nicht darauf angesprochen werden.«
»Jarl Elisif – So lautete ihr Name doch, nicht? – ist direkt betroffen«, stellte sie mehr fest, als dass sie fragte und sich mental direkt selbst nochmals Bestätigung auf ihre Unsicherheit gab. All die neuen Eindrücke und der unverhofft imposante Anblick eines weiteren, gigantischen Torbogens, der von der hoch liegenden Festung zu ihrer Linken über die Stadt zu den östlichen Wehrmauern führte wie der natürliche Felsbogen sich über die Bucht spannte, zerstreuten ihre Gedanken und Erinnerungen an all die Dinge, die ihr Natalios im Vorfeld erzählt hatte, in alle Winde.
»Ulfric Sturmmantel hat ihren Gatten, den eigentlichen Großkönig Himmelsrands, getötet, ja.«
Amelia schluckte schwer und ließ das Thema letztlich fallen, wandte den Blick stattdessen hinauf, als sie unter den riesigen Bogen aus gemauertem Stein hindurchschritten und offenkundig noblere Stadtteile erreichten. Weit weniger geschäftig, von größeren Häusern und ausladenden Straßen mit Büschen und Sträuchern gezeichnet, die im Sommer zweifelsfrei wohl beschnitten und blühend für farbenprächtige Abwechslung sorgten, unterschied sich das Bild doch deutlich von den engen Gassen und dichten Gebäuden abseits der Hauptstraße.
»Meinst Du, es gibt am Hofe einen Historiker, der Zeit erübrigen kann?«, hakte sie nach, als sie gerade die abschüssige Straße zwischen so manche Villa hinabschritten und vermochte zum ersten Mal einen Blick auf das Ziel ihrer Wanderung zu erhaschen. In diesem Augenblick überkam sie auch die Erkenntnis, warum genau das große Bauwerk Blauer Palast genannt wurde. Prunkvoll mochte es ob des tristen Steins des Mauerwerks nicht genannt werden, aber imposant nichtsdestotrotz. Die ganze Breite des monumentalen Klippenbogens ausfüllend, erhob sich die Fürstenresidenz mit spitzen, tiefblauen Dächern, Türmen und sogar einem großen Dom in den Himmel.
Natalios belustigtes Schmunzeln ging in ihrem abwesenden Mustern, halb staunend, halb enttäuscht, unter. »Da ist sie wieder, die Neugier meiner Schülerin.« Amelia hörte es kaum, blieb zu vereinnahmt vom Anblick und ihren Gedanken. Obgleich der Sitz der mächtigsten Frau Himmelsrands und ihrer Vorgänger, empfand die Bretonin den Palast keinesfalls als außerordentlichen groß oder schön. So manche Villa entlang der Straße, die sie hinabschritten und auf der sie nun doch mehr als nur vereinzelte Blicke der sporadischer verstreuten Anwohner erhielten, besaß mehr architektonische Finesse als das Äußere des Palastes. Selbst Nevenaste, die Burg ihrer Familie – eine Burg – besaß mehr Feingefühl als dieser Klotz.
»Sybille ist nicht nur Hofmagierin, sondern auch Historikerin«, fügte ihr Ohm einen Moment später hinzu und riss Amelias Aufmerksamkeit schließlich doch noch an sich. Hoffnungsvoller und die erste Enttäuschung mit ihrem neuen Heim für die nächsten Tage und vermutlich Wochen rasch beiseiteschiebend, wandte sie sich ihm zu. »Allerdings«, fuhr er gedehnt fort, »ist sie eine beschäftigte Frau und nicht unbedingt … einfach. Ich bezweifle aber nicht, dass sie so manches lehrreiches Buch für Dich erübrigen können wird.«
»Es soll mir genügen«, nickte die junge Adelige und setzte ein zufriedeneres Schmunzeln auf. »Wir sind ja ohnehin nicht für Geschichte hier.«
»Nein, in der Tat. Dennoch soll auch dafür Zeit bleiben, wenn Du Dich dafür interessierst, keine Sorge. Geschichte – egal welche oder wessen – ist wichtig.«
»Ich interessiere mich für viel zu viele Dinge, Nat, das weißt Du,« feixte sie und wandte sich mit etwas mehr Wohlwollen in ihrem Blick erneut dem Blauen Palast zu, die neugierigen Blicke der Anwohner und Adeligen dieser palastnahen Stadtteile soweit möglich ignorierend. Eigentlich hätte sie es wohl gewöhnt sein müssen, immerhin wollten auch in ihrer Heimat die Menschen auf den Straßen einen Blick auf sie erhaschen, wenn sie sich unter das Volk mischte – soweit dies mit einer Entourage aus schwer gerüsteten Leibwächtern denn gelang. Allerdings gelang ihr dies in dieser fremden, unwirtlichen Umgebung dann doch nicht vollkommen.
»Das ist mir nur allzu gut bewusst. Aber genau deswegen hängst Du ja schon vierzehn Jahren an meiner Backe und quälst mich mit Fragen.« Den grimmigen Seitenblick aus übertrieben zu ärgerlichen Schlitzen zusammengekniffenen Augen heraus, den seine Nichte ihm zuwarf, ignorierte Natalios geflissentlich mit starr auf den immer näher rückenden Palast und seine Wächter ausgerichtetem Gesicht und gehobenem Kinn. Oder er nahm ihn gar nicht erst wahr. Manchmal wusste die Bretonin den Unterschied nicht wirklich zu erkennen.
Aber letztlich wandte sich Amelia ebenfalls nach vorn und spürte unvermittelt neuerliche, heiße Aufregung in ihr Herz fahren, wie sie dieses höher schlagen ließ und mit blitzartigen Stichen quälte. Ein verspieltes, träumerisches Schmunzeln stahl sich auf ihre schmalen, von der Kälte trocken gewordenen Lippen. Besuche an den Höfen großer Fürsten oder gar Könige zählte sie nur wenige in ihrem bisherigen Leben. So verdrängte dieser hier mit rauschendem Blut in ihren Adern vorübergehend jeden Bedarf zu Reden und vertrieb ihre klaren Gedanken weit außerhalb ihrer Reichweite.
»Dann wollen wir mal. Hoffentlich ist Sybille nicht zu beschäftigt und wir stehen nicht zu lange unangenehm im Rampenlicht«, seufzte Natalios gerade in dem Moment, als sie auf das hohe, wuchtige Torhaus des Palastes zuhielten. Aus irgendeinem Grund erschien es Amelia fehl am Platze, zu wuchtig und unpassend, schob es sich über die Mauern der umliegenden Palastteile hinaus. Selbst der Stein schimmerte heller, als wäre es nachträglich eingepasst worden.
»Herr Natalios Gael Belton Val Nurinia und seine Nichte Amelia Melina Yoni Val Nevenas aus dem Geschlecht der Nevenas, Herren über Neven und Burg Nevenaste in Hochfels auf dem Weg zu Sybille Stentor, Hofmagierin. Sie werden erwartet«, stellte unaufgefordert Kolja seine adeligen Schützlinge vor, als sie die vier Wächter am Tor erreichten. Obwohl ihre Rüstungen nicht wesentlich anders aussahen, als jene der Soldaten am Stadttor, so wirkten sie mit stählernen Blättchen verstärkt und schweren Schulterkappen aus glänzendem Metall schwerer gepanzert. Offenkundig mussten sie zum engeren Kreis der fürstlichen Wachen gehören. Ihre Helme baumelten an ihren Gürteln, den von ihren Schulden versteckten Schwertern gegenüber.
»Aye. Eure Namen sind bekannt«, erwiderte der kleinere, schlankere Wächter mit pockennarbigem, wettergegerbtem Gesicht. »Tretet ein, mein Herr«, nickte er anschließend Natalios zu und trat zur Seite. »Hrundal wird Euch in den Palast begleiten.« Daraufhin setzten sie sich erneut in Bewegung und folgten einem blonden Nord von kraftstrotzender Statur, die selbst Kolja im Vergleich wie ein Zündholz aussehen ließ. »Herrin«, nickte ihr der sicherlich in seinen hohen Dreißigern, vielleicht sogar frühen Vierzigern befindliche, kleine Wächter noch zu, als sie an ihm vorüberging. Wenigstens kannten die Palastwachen die nötigen Etiketten und sie nickte sie ihm zwar nicht zu, aber gewährte ihm ein so hauchfeines Zupfen an den Mundwinkeln, dass er es zumindest als freundliche Erwiderung erahnen konnte.
Dann erreichten sie auch schon die andere Seite des Torhauses und schickten sich an, den verschneiten, friedlich schlafenden und doch irgendwie verwildert erscheinenden Hof zu durchqueren. Nadelfeine Stiche neuerlicher Enttäuschung mischten sich unter die heiß pochende Aufregung, während Amelia deutlich steifer auf dem Weg zum kuppelversehenen Haupthaus den Blick über die schmucklosen Fassaden der Seitenschiffe gleiten ließ. Einen gewissen Charme besaß dieses Anwesen, das spürte sie tief im Bauch, aber was für einen, wusste sie noch nicht genau zu bestimmen. Neugier würde es aber zumindest für den Anfang noch spannend machen.
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Geändert von Bahaar(iger_ZA) (13.08.2017 um 12:54 Uhr)
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