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Thema: Das Dorf Gottes 2-Tag 3

  1. #1

    Das Dorf Gottes 2-Tag 3

    Ansich hätte dies ein schöner Sonntag werden können, zumindest versprach das Wetter dies. Früh am morgen war jedoch der Pfarrer nicht auffindbar. Ob er rechtzeitig zurück sein würde um den Gottesdienst zu halten? Doch auf dem Dorfplatz hatte diesmal nicht nur er etwas hinterlassen:

    Gleich zwei Leichen lagen dort: Die eine war die füllige Patricia Andars, welcher ein Messer in der Kehle, genau in der Lücke zwischen Brustpanzer und Helm steckte. Die andere tote Person war Rekon Alyas Nascia, der Schaum vom Mund lief. Außerdem lagen neben ihm Teile seiner Habe. Es schien als habe er das Dorf verlassen wollen. Der Grund dafür enthüllte sich denjenigen Bewohnern die sich den zwei Zetteln zuwandten. Der Eine stamme wie üblich vom Pfarrer, welcher diesmal Tyrell Flynt (Ligi) nominierte, sonst aber kein Wort verlor. Der Andere war von ihrem-nun ehemaligen-Hauptmann- Ross Fäller geshrieben worden, in welchen er Einiges enthüllte: Nicht nur das er herausgefunden hatte, dass Rekon Lumianer war, noch dazu war er Inquisitor der katholischen Kirche gewesen. Er hatte nie die Lumianer gesucht, sondern hatte die Aufgabe eine Gruppe von Alchemisten und Kräutermischern aufzuspüren. Da Rekon kein solcher Heide war hatte er aus Scham und getreu seinem Befehl das Dorf verlassen. Der Kirche waren die Lumianer egal. Wer der neue Hauptmann werden solle würde auf einem weiteren Zettel im Hauptmannsbüro stehen.

    Über all dem Trubel ging beinahe unter, dass
    Viktoria Valeria von Eichenstein, welche man nie hatte abstimmen sehen das Dorf verlassen hatte und der Versuchung erlegen war durch den Wald der Hölle im Dorf zu entrinnen. Doch dort erwartete die junge Frau ein Rudel Wölfe und beendete ihr Leben. Man würde nie erfahren wer sie wirklich war-mit einer Ausnahme. Ein Beewohner hatte noch in der Nacht ihre leere Heimstadt erblickt und die Gelegenheit genutzt sie zu plündern und Informationen aus ihr zu ziehen. Doch was hatte er erfahren?


    Der Tag beginnt und endet Montag um 21h!

    RF,Ocin, Wetako und Himbeereis sind leider ausgeschieden. Ich bitte RF einen Nachfolger zu benennen.

  2. #2
    "...durfte ich mit eigenen Augen sehen, dass die Vermutungen des Mannes in schwarz tatsächlich zutrafen. Während meiner Nachforschungen wurde ich zum Hauptmann des Dorfes ernannt. Das wiederum erlaubte es mir, einen Blick auf die verdächtigsten der Dorfbewohner zu werfen, was mich letztlich auf die Spur eines gewissen Konrad Elkarst brachte. Ich konnte seine wahre Identität als verfluchter Ketzer nachweisen, doch während eines Gerangels gelang ihm die Flucht in die Tiefen des Waldes. Es ist zwar fragwürdig, ob er dort wieder herauskommen wird, dennoch halte ich es für angebracht, in nächster Zeit die Posten im Grenzland verstärkt nach ihm Ausschau halten zu lassen. Anbei habe ich hier noch ein Bild von ihm, das in seinem Haus gefunden wurde.

    Weiterhin musste ich leider erfahren, dass sich vor kurzem eine Sekte hier eingeschleußt hatte, deren Ziel es ist, die Bevölkerung mittels brutaler Morde zu vertreiben. Leider war es mir nicht möglich, herauszubekommen, wer hinter dieser Sekte steckt, stattdessen schöpft die Bevölkerung mittlerweile Verdacht und wenn ich nicht schleunigst aus dem Dorf verschwinde, werden sie wohl mich als nächstes an den Galgen bringen. Aus diesem Grunde werde ich nun zu euch zurückkehren, mein König. Ich bitte darum, dass eine Truppe der tapfersten Inquisitionssoldaten bereitgestellt wird, um dieser Sekte Einhalt zu gebieten. Alle nötigen Informationen sollen sie dann erfahren, wenn ich am Hofe angekommen bin.

    Ergebens, Ross Fäller, königlicher Inquisitor
    "

    Ross faltete den Brief, steckte und steckte ihn in einen Briefumschlag, welchen er sogleich versiegelte und zu dem anderen Brief lag. Diese beiden Nachrichten würde wohl die letzten sein, die Ross aus Düsterwald senden würde, denn er wusste, dass ihm nur noch die heutige Nacht blieb und dass er fliehen musste, wenn er nicht gehenkt werden wollte.
    Der Eilbote, den Ross zu sich gerufen hatte, wartete bereits an der Tür des Hauptmannshauses und war sichtlich nervös. Nervös, weil er Angst hatte, von einem der Lumianer verhext zu werden. Ross gab ihm die Briefe und der Bote eilte sofort, sichtlich erleichtert, Düsterwald verlassen zu können, in Richtung Waldpfad.

    Heute Nacht würde er es nur noch ein einziges Mal versuchen und dann würde er sich ebenfalls aufmachen. Ross sattelte das Pferd, welches dem alten Hauptmann gehört hatte und brachte es an einen nur schwer einsehbaren Ort nahe des Waldrandes. Danach nahm er seine Axt, nur zur Sicherheit, schließlich war es des Nachts gefährlich hier in Düsterwald geworden. Mit seiner Axt in der Hand ging er zum Haus von Rekon, wo er sogleich anklopfte.

    "Wer da?" "Die Inquisition! Aufmachen!", es gab ein leises Knarren und die Tür ging einen Spalt auf. Rekons Kopf war es, der nun aus der Tür herausragte "Ross, du bist es. Ich dachte schon, irgendwas von einer Inquisition gehört zu haben. Mensch, mach mir doch nicht so eine Angst. Du weißt doch, nachts streifen diese Lumianer umher und töten unschuldige Menschen!" im faden Schein der Nacht und des Lichts, das von Rekons Hütte nach Außen drang, konnte man deutlich Ross ernste Miene erkennen und Rekon schien sichtlich verwirrt "Ist irgendwas nicht in Ordnung, Ross?" "Lass mich rein. Der König hat mich damit beauftragt, das Dorf von jeglichem Ketzervolk zu befreien und wenn du nicht als Vaterlandsverräter hingerichtet werden willst, gehorchst du jetzt besser." Rekon wurde langsam nervös und dann sagte er "Aber Ross. Wir kennen uns doch schon so lange, wir haben uns doch schon seit unserer Kindheit gut verstanden. Erinnerst du dich nicht? Ich würde niemals etwas tun, was irgend jemandem schaden würde, du musst mir doch glauben!" "Ich bitte dich, lass mich um der alten Tage Willen herein, damit ich sehen kann, dass du kein Ketzer bist!" Ross stimme war fordernd, aber auch ein bisschen wehmütig. Es war klar, dass Ross das nicht gerne tat, aber er musste es tun, nicht nur seines Vaterlands wegen, sondern auch weil er seine Familie wiedersehen wollte und wenn er heute nur einen Unschuldigen finden würde, wüsste er wenigstens, wem er in seiner Abwesenheit den Hauptmannstitel übergeben könnte.

    Nach einigem Zögern öffnete Rekon die Tür und Ross trat ein. Die ganze Hütte war voller verschiedenster Waffen, Waffen eines Jägers. Allesamt waren sie in gewisser Weise wunderschön, wunderschön aber auch tötlich. "Siehst du? Hier ist nichts! Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts zu verbergen habe..." kurzes Zögern "...kann ich dir einen tee anbieten? Dann können wir vielleicht noch mal in Ruhe darüber reden. Und morgen lachen wir dann über die ganze Sache, nicht wahr?" doch Ross schien ihn nicht weiter zu beachten, sondern sah sich weiter die Einrichtung an, bis ihm eine freie Stelle an der Wand auffiel "Was ist das?" fragte er "Es sieht so aus, als ob da mal was gehangen hatte. Von der Länge nach zu urteilen, könnte das ein Schwert gewesen sein. Hast du es verloren?" langsam konnte man Rekon seine Nervosität ansehen "Ja, aber das hab ich vor ein paar Tagen im Wald verloren, lustige Geschichte, weißt du?" Rekon versuchte zu lachen, aber es gelang ihm nur bedingt "Mach nur, ich hab noch etwas Zeit. Ich würde gerne wissen, wie du dein Schwert verloren hast."

    "Öhm, lustige Geschichte...weißt du...ich war im Wald und dann..." Rekon schlich langsam und zitternd um Ross herum, bis er hinter seinem Rücken war "und da war dieser Bär...weißt du, es war ein wirklich großer Bär..." hinter Rekon war eine Kommode, auf der ein spitzer und geschärfter Langdolch lag, den Rekon nun fest umgriff "der war mit Sicherheit zwei Meter groß...und jedenfalls" Rekon schlich sich langsam, den Dolch in der Hand, an Ross heran "...er hat mir das Schwert aus der Hand geschlagen!" Rekon ließ seine Dolchhand blitzschnell nach vorne gleiten, als Jäger wusste er, wo man zustechen musste, um zu töten. Doch leiter war Ross schneller, er drehte sich um und schaffte es gerade noch so, den Dolch mit dem Axtgriff abzufangen, sodass die Klinge im Holz stecken blieb.

    Rekon schrieh auf und versuchte mit wirbelnden Handbewegungen seinen Dolch wieder zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Stattdessen schaffte Ross es, mit einer geschickten Drehung, den Axtstil in Rekons Bauch zu rammen, bevor er ihn mit einem gezielten Schlag ans Kinn zu Boden schlug. Rekon spuckte Blut und versuchte aufzustehen, der Dolch war ebenfalls zu Boden gefallen, doch gerade als er danach greifen wollte, trat Ross ihn mit einem gezielten Fusstritt außer Reichweite. Rekon stand zitternd auf, indem er sich seinen Kamin entlang hochzog und versuchte nun, sich einen Schürhaken zu schnappen und damit nach Ross zu schlagen. Doch bevor es soweit kommen konnte, hatte Ross ihm die Axt seitlich in den Hals und ihn gegen die Wand gedrückt. Für einen Moment lang bekam Rekon keine Luft mehr, dann sprach Ross zu ihm "Nicht ich werde dich töten. Stattdessen sollst du morgen am Galgen deine rechte Strafe bekommen. Sieh diese letzte Zeit, die dir noch bleibt, deine Galgenfrist, als letztes Geschenk einer guten Freundschaft an." Ross ließ den Druck, den er mit seiner Axt auf Rekons Hals ausübte, sinken, bevor er diese wieder herunterschwang. Rekon stürzte zu Boden, die Hände auf den kalten Fussboden, mit gesenkten Blick, nach Luft schnappend. "Außerdem will ich nicht, dass deine Tochter mit den gleichen Schrecken aufwachen muss, wie es schon Luise tun musste. Ich gebe dir die Möglichkeit, dich noch einmal von ihr zu verabschieden, also vermassel es nicht, ihr zu liebe."

    Danach nahm sich Ross Zettel und Stift und schrieb etwas auf. Diesen Zettel gab er dann den noch immer nach Luft ringenden Rekon. "Gib diesen Zettel morgen den Dorfbewohnern. Möge Gott deiner Seele gnädig sein." In dem Zettel stand, dass Ross Rekon enttarnt hatte und welche Ziele er als Inquisitor in Düsterwald gehabt hatte. Außerdem stand dort auch noch etwas davon, dass er Tyrell Flynt (Ligiiihh) zum neuen Hauptmann ernenne.

    Danach verließ Ross Rekons Haus, ging dorthin, wo er das Pferd bereitgestellt hatte, ritt auf und verließ Düsterwald. Vielleicht würde er eines Tages wiederkommen. Mit der offenen Frage im Kopf, was aus dem Dorf werden würde, ritt er durch die Nacht auf dem Weg zum König und zu seiner Familie, vor allem letztere konnte er nun wirklich gebrauchen.

    Geändert von R.F. (05.04.2013 um 21:13 Uhr)

  3. #3
    Der Schatten der Nacht, das Licht am Tag und das Grau am Abend. Ich bin ein Mann mit einer negativen Vergangenheit, was mich zu dieser Sekte führte...
    Rekon wurde enttarnt und lag auf dem Boden. Ihm schmerzte der ganze Körper von dem Kampf mit Ross. Niemals hätte er gedacht, dass es so weit kommen könnte. Er kannte Ross seit seiner Kindheit. Zwar war Rekon eine lange Zeit außerhalb von Düsterwald, um auf einer nahegelegenden Burg dem Herrscher zu dienen, doch kam er wieder zurück, da er das Dorfleben besser fand. Diese Nacht, die dritte Nacht nach dem Beginn des grausamen Spieles. Rekon wusste genau Bescheid. Ein seltsames Wesen, welches sich Legirudeus nannte und die Form eines Bären hatte sprach in der ersten Nacht zu ihm. Dazu kam noch, dass Asmotheyx auch genau wusste, was los war. Drei Gehirne waren in Rekon vereint, doch war er nicht im Stande, dies für sich zu nutzen. Er hatte versagt. Auf ganzer Linie. Niemals hätte er erwartet, dass soetwas geschieht. Doch es geschah: Auf einmal stand Ross vor der Tür und durchsuchte Rekons Haus und entdeckte den Ort, wo einmal ein Schwert hing. Rekon versuchte ihn mit einem seiner Dolche umzubringen, so wie er es mit Maria tat. Maria... die nonnigste Nonne des Dorfes. Ihr Blut klebte an seinen Händen. Er hat sie getötet. Nur er. Wie konnte Rekon nur, obwohl er zwei Geister in sich trägt, es so vermasseln? Noch nie war er so nervös wie zu dem Zeitpunkt. Lange Zeit lag er auf dem kalten Boden. Als er dann aufgestanden ist, hat er Mina einen Zettel geschrieben. "Mina... Es tut mir Leid. Ich bin einer von ihnen. Von den Lumianern. Sie töten die Dorfbewohner und dann töten die Dorfbewohner einen aus ihrer Mitte. So ist auch Merete gestorben... Bitte verzeih mir. Ich muss gehen. Geh zu Luise oder Noel. Bei ihnen bist du gut aufgehoben." Danach schrieb er zum letzten Mal in sein Tagebuch, bevor er sich zur Flucht begab.

    "Aufzeichnung der dritten Nacht des Spieles der Götter: Der Inquisitor, Ross, hat mich besucht und enttarnt. Ich kann nicht weiter in Düsterwald leben. Zum ersten wegen der Enttarnung. Zum zweiten, weil das Blut Marias an allein meinen Händen klebt und ich es nicht aushalte, jeden Tag im selben Dorf zu leben, in dem ich einen Menschen getötet habe. Ich hätte mich niemals dieser Sekte anschließen sollen. Das Spiel der Götter ist für mich vorbei. Ich muss fliehen, um zu leben. Ich hoffe, dass ich eines Tages mit reinem Gewissen nach Düsterwald zurückkehren kann."

    Rekon packte seine Sachen und ging aus dem Haus. Den Brief an Mina hat er auf den Tisch gelegt. Das Tagebuch hatte er dabei. Doch irgendetwas hinderte ihn daran, weiter zu gehen. Etwa ein viertes Wesen? Nein, das wäre mehr als nur seltsam. Irgendwas war nicht normal. Auf einmal lief Schaum aus seinem Mund und er wurde ohnmächtig. Oder mehr noch: Er starb an den Folgen einer Vergiftung. Woher diese kam? Irgendwas wurde in sein Abendmahl gemischt. Er lag nun, befreit von allen Sorgen des Lebens, auf dem Dorfplatz von Düsterwald. Seine Sachen sind überall verstreut. Die Tagebuchseite, die er gerade erst beschrieben hatte, fiel aus dem Tagebuch heraus. Der Brief von Ross ebenfalls. Jetzt lagen drei Zettel auf dem Dorfplatz. Der Brief von Ross, der Todesbericht von Viktoria und die Tagebuchseite von Rekon.

    Ein einfacher Lumianer ist gestorben.

    Geändert von Zirconia (06.04.2013 um 12:40 Uhr)

  4. #4
    Völlig verunsichert und verschreckt hatte Viktoria sich in ihrer Kammer verbarikadiert. In ihrem Kopf waren nur noch Bilder von toten unschuldigen Menschen.
    Sie sang vor sich hin und sah rote, unterlaufene Augen die um sie herum schweben.
    Sie wollte, dass sie sie in Ruhe ließen.
    Völlig verwirrt stolperte sie, sich selbst hörend, wie sie laut schrie, in Richtung Fenster.
    "Was wollt ihr von mir??? Ich habe nie jemandem etwas angetan????"
    Sie schlug um sich und völlig neben der Spur erbickte sie das Veilchenbett, das direkt unter ihrem Kammerfenster lag.
    Sie atmete schwer und wieder liefen Tränen über ihre Wangen.
    Dann rannte sie zum Dorfplatz. "Ich bin die rote Viola!", rief sie jedem zu den sie traf. Auf dem Dorfplatz angekommen, schrie sie es laut heraus, "ICH BIN DIE ROTE VIOOOLAAA"
    Als sie sich umsah, sah sie ihre Mutter die sie wütend anstarrte.
    Jetzt kannte sie ihr Geheimnis. Jeder kannte es.
    Sie rannte zurück. Ihre Mutter lief ihr hinterher und ihr Gesicht schien vor Wut zu glühen.
    Heiße Tränen und lautes Schluchzen, drangen aus Viktorias Leib.
    Doch das spürte sie nicht mehr.
    "Viktoria! Bleib stehen. Dein Vater hätte so etwas nie gewollt! Er wollte das du eine anständige, junge Dame wirst!"
    Viktoria hielt inne. Sie sah zurück, ihre Mutter stand nun hinter ihr. Noch immer brannte Wut in ihrem Gesicht.
    "Mein Vater, war glücklich wenn wir es auch waren. Du hast uns unglücklich gemacht in dem du mich gezwungen hast, so zu leben, wie ich es nicht für richtig halte..."
    "Viktoria Valeria von Eichenstein!"
    "NEIN! Es ist vorbei, ich möchte nicht mehr so leben!! Du hast mir all die Jahre nichts erlaubt und du schützt mich nichtmal jetzt, wo so viele Menschen in unserem Dorf umkommen. Ich soll auch in dieser Zeit in der Schneiderei sitzen und meine Arbeit erledigen. Was bist du eigentlich für eine Mutter?!" Wieder floß ein Schwall von Tränen aus ihren Augen. "Das ist vorbei! Ich mache das nicht mehr mit"
    Die letzten Worte waren nur noch ein Flüstern.
    Dann lief Viktoria weiter.
    Ihre Mutter blieb sprachlos zurück.
    Hatte sie doch alles getan, was gut für ihre Tochter sein sollte, dennoch war es falsch. Sie sah es ein, senkte die tränennassen Augen auf ihre Füße und hoffte das Viktoria nach dieser Nacht zurückkehren würde....dann würde sie alles anders machen.

    Viktoria war inzwischen tief im Wald angelangt und so sehr sie merkte, dass sie eine Pause von ihrem schnellen Laufen brauchte, sie raste weiter.
    Sie spürte nichts mehr. Ihre Gedanken kreisten nur noch um ihr Dorf. Die Menschen die starben. Unschuldige!
    Tränen floßen, ihr Gesicht glühte vor Auffregung, doch sie lief und lief.
    Plötzlich blieb ihr Fuß an etwas hängen und es rieß ihr den Boden weg.
    Schreiend lag sie dort. Unglaubliche Schmerzen zogen sich durch ihren Fuß bis rauf in ihren Oberschenkel.
    Vor Schock blieb sie eine Weile liegen.
    Dann setzte sie sich vorsichtig und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf,
    Sie war an einer Wurzel hängen geblieben und weitere Wurzeln hatten ihr anscheinend tief in das Fleisch ihres Oberschenkel geschnitten.
    Sie weinte wieder auf,
    So viel Leid und Schmerz auf einmal zu tragen.

    Als sie aufwachte, wurde sie durch ein Geräusch geweckt.
    Es war inzwischen dunkel und sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, jedoch hatte es gut getan, da sie den Schmerz, der sich jetzt wieder glühend durch ihr Bein zog, verdrängen konnte.
    Da knisterte es wieder hinter einem Busch.
    Das große Gesicht eines Wolfs tauchte dahinter auf.
    Viktoria schrie und versuchte ihren kaputten Fuß, aus der Wurzel zu ziehen.
    Sie zerrte an ihm und der Schmerz flammte erneut auf.
    Viktoria wimmerte auf und der Wolf kam noch immer langsam und bedrohlich auf sie zu.
    Er leckte sich die Lippen.
    Sie versuchte noch einmal, ihren Fuß zu befreien.
    Schaffte es, erhob sich und drehte sich um, als sie noch eine Menge weiterer Wölfe vor sich stehen sah.
    Unvermittelt schrie sie auf.
    Angst und Schmerz vermischten sich und dann stürzten alle Wölfe auf sie ein.
    Viktoria schrie vor Schmerz auf, als sie spürte wie die Zähne der Wölfe sich in ihr Fleisch bohrten.
    Ihr letzter Gedanke an ihr Dorf, wurde von heftigen Schmerzen unterstrichen.
    Dann nahm sie nichts mehr wahr.

  5. #5
    http://www.youtube.com/watch?v=sWAuh...=results_video

    "Noel ist dein Name, richtig Junge?"

    "......"

    "Jetzt, wo dieser dreckige Verräter nicht mehr da ist, werde ich dich das Morden lehren. Verstanden?!"

    "......."

    "Valan war zu weich. Er hatte die falschen Ideen von dem, was wir tun. Du darfst unsere Ziele nicht als Menschen ansehen. Sieh in ihnen einzig die Dämonen, die wir von dieser Welt tilgen. Sieh in ihnen nur dein Ziel und töte! Töte immer weiter, bis diese Welt ein wundervoller Ort voll von Frieden und Licht ist!"

    "...töten... ist nicht unsere Aufgabe."

    "Wie bitte?!"

    "Unsere Aufgabe ist es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Nicht zu töten.





    Ich glaube, solche Sätze waren es, mit denen es anfing.
    ... nein, es begann wohl schon mit Valans Tod.
    Ich weigerte mich, weiter für die Organisation zu töten.
    mehr noch, ich wollte austreten. Schließlich war das Einzige, dass mich dort hielt, mein Bruder gewesen. Ohne seine Prämisse, sein Ideal, wollte ich nicht mehr morden. Ich würde keine Teufel mehr in die Hölle zurückschicken, ich würde Menschen umbringen. Und auch, wenn ich die Menschen zu diesem Zeitpunkt schon verachtete, hasste ich sie nicht. Traurigerweise war ich ein effektiver Killer. Einer der besten überhaupt. Also halfen sie meiner Motivation nach.


    Hm... ich kann mich erinnern, warum ich düstere Tage so mag. Ich habe schließlich nie etwas anderes gesehen als hohe, graue Wände und eine immerschwarze Decke. Ich wollte nicht morden und habe mich geweigert, den Männern als Killer zu dienen. Also haben sie mich nächtelang mit Eisenknüppeln und Hammern halbtot geprügelt, bis ich vor Schmerzen nicht mehr einschlafen konnte und blutiges Pipi nur so aus mir herausfloss.

    Anfangs habe ich Deus, der mein einziger Freund war, gefragt:
    "Warum? Warum mutet Gott mir so eine Hölle zu?
    Warum hasst er mich so sehr, dass er mich derartig leiden lässt?"

    Doch er antwortete nicht.

    Aber irgendwann verstand ich es. Die Männer von Gottes Augen zerrten andere Kinder vor mich, und ich habe sie immer wieder mit einem Schläger verprügelt, bis sie sich nicht mehr rührten.

    Und alle lachten. Also lachte auch ich. Nur Deus lachte nie...
    Und dabei dachte ich mir: Das hat alles System, genau so funktioniert die Welt.
    Gott möchte, dass wir töten, damit wir weiterexistieren können. Wenn Gott uns dafür geschaffen hat... dann liegt der einzige Sinn unserer Existenz darin, zu töten.
    Immer weiter böse Menschen ermorden, damit diese Welt noch schöner wird!

    Es ist nichts Schlimmes, zu töten. Es ist ein perfekter Kreis, der die Welt in Bewegung hält. Darum fand ich es nicht mehr furchtbar.
    Blutgeruch, Schmerzensschreie, das wundervolle Geräusch von berstenden Knochen, die liebevolle Wärme innerer Organe...
    all das lernte ich zu lieben!






    Mit stechenden Kopfschmerzen erwachte Noel in seinem Bett, erschöpft lehnte er mit dem Rücken an der Wand, hielt sich mit der Hand seine erhitzte Stirn.
    Ruhig atmete er einige Sekunden durch. Seine Alpträume waren in den letzten Tagen wieder schlimmer geworden. Dabei dachte er, als er nach Düsterwald gezogen war, sie wären endlich vorbei.

    Still dachte er über seinen Traum nach. Über die Bilder längst vergangener Tage. Die Bilder von Gewalt und Finsternis.

    "... Was war ich damals doch dumm."


    Nach einigen Minuten hatte sich der junge Mann angekleidet und nahm abwesend eine mahlzeit in seiner kleinen, spährlich eingerichteten Küche zu sich. Deus war gerade nicht hier, vielleicht streunte er irgendwo in den umliegenden Wäldern herum. Mit tiefen Augenringen und eingefallenem Gesicht sah Noel sich ein letztes Mal in seinem kleinen Haus um, bevor er aufstand.
    Es war vielleicht nicht schön. Doch es war für zwei Jahre seine Heimat in einem friedlichen Dorf gewesen. Die einzigen zwei Jahre seines Lebens, die er hatte genießen können.
    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf zog sich noel seinen Mantel über, goss eine klarsichtige Flüssigkeit aus einer kleinen Flasche über den Holzboden seiner Küche und ließ beim verlassen des Hauses ein Streichholz fallen.

    Die lodernden Flammen, die wenige Minuten später fast den gesamten Bau verzerrt hatten, erschienen ihm so wunderschön endgültig. Kränklich lächelnd wandte er sich ab und setzte sich Richtung Dorfmitte in Bewegung, sinnierte etwas über das, was nun noch kommen würde.
    Er würde nicht in Düsterwald bleiben, soviel war sicher. Und mit Luise Konrad zu suchen, war ebenfalls entfallen. Natürlich... für ihn gab es kein Glück. Es war töricht, das anzunehmen.
    Doch wo sollte er hin? Wieder durch die Lande ziehen und eine neue Heimat suchen?
    Nein, keinesfalls... die kleine Elfe war hier. Er konnte sie nicht vergessen.
    Also blieb nur eine Möglichkeit. Er musste einen Schluss-Strich ziehen.

    Auf dem Dorfplatz angekommen, war die erste Emotion, die Noel empfand, Verwunderung. Es war Totenstill, abgesehen von dem starken Wind, der durch die Straßen wehte, war keine Menschenseele zu sehen. Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Alarmiert näherte Noel sich dem Schild - Um eine erste Leiche zu entdecken. Wenn man es noch so nennen konnte.

    Der Körper Rekons' war fast vollständig zu blauem Sternenstaub zerfallen. Nur seine Brust, Hals und Kopf waren intakt, ein schockierter Gesichtsausdruck spiegelte sich in seinen Augen wieder. Ein Lumianer.

    Der unauffällige Kerl also... ich habe ihn nicht einmal wahrgenommen. Gut gespielt, Abschaum. Und dch wohl nicht gut genug, wurdest du ja offensichtlich von deinen eigenen Mannen Schachmatt gesetzt. Welche Ironie.

    Neben ihm lag die Leiche von Patricia Andars.
    Kein Verlust.
    Als nächstes wanderte Noels Blick ungerührt von Rekons Tod zum Schild - Tyrell war der neue Hauptmann. Der Neue? Offensichtlich war Ross ein Inquisitor des Königs.
    Soso, Ross... nun, glücklicherweise warst du tatsächlich kein Lumianer. Ich hoffe, du bist wohlauf, Kerl. Inquisitoren kann es nie genug geben.

    Gleichsam war Tyrell vom Schwätzer nominiert wurden.

    Die letzte, interessante Information war, dass ein guter Avatar, Viktoria, geflohen ist. Warum auch immer.
    Das sieht nicht gut für uns aus.

    "Das tut es in der Tat nicht, Noel."

    Ruhig wandte Noel sich um. Deus' Stimme erkannte er sofort. Dass sein Gesicht darauf die Züge verlor und er zurückschreckte, war weniger erwartet. Vor ihm stand ein Mann mittleren Alters, er hatte ziemlich verwahrloste Kleidung und einen kurzen, grauen Kinnbart, welcher seine unordentliche, ergraute Mähne unterstrich. Ein angedeutetes Lächeln mit spitzen Zähnen verriet Noel, dass es tatsächlich sein alter Freund war.
    Nach wenigen Sekunden hatte der rothaarige Bursche seine Fassung wieder und beäugte seinen Gegenüber mit einer Mischung aus Verwunderung und Amüsement.
    "Dem wolfsein überdrüssig geworden?"

    "Posauns' nicht heraus, was ich hier mache, ist ein fataler Regelbruch."

    Stumm wandten sich die beiden wieder dem Schild und der Leiche zu.
    "Ein Regelbruch? Warum bist du überhaupt in dieser Gestalt hier?"

    "Um dir einige Dinge zu erklären. Wir sind jetzt in der Endphase des Spieles. Wie du gemerkt haben dürftest, ist das Dorf tot."

    "Es ist... stiller."

    "Das haben wir so gedreht. Unbewusste Manipulation, sämtliche Dorfbewohner sind geflohen. Nun sind nur noch die überlebenden Avatare hier.
    Das wären du, Tyrell, Goldlöckchen, Peter und Luise.


    Noel schwieg einen Moment. Düsterwald war also tatsächlich an seinem Untergang angekommen, egal wie das Spiel ausging. Verdammte Deuses.

    "Noch fünf also... wie viele Lumianer?"

    "Zwei. Außerdem der Schwätzer und der Alchemist. Und ein Bürger."

    "Wirst du sie mir verraten?"

    "Bedaure. Dass ich dir überhaupt schon so viel erzähle, wird mich meinen Kopf kosten, so es herauskommt. Aber eines kann ich dir verraten."

    "Und das wäre?"

    "Der, den ihr Schwätzer nennt. Er steht vor dir."

    Noels Augen weiteten sich für einen Moment.
    "Bitte?"

    "Exakt. Das Roulette der Deuses ließ dir diese Rolle zukommen. Ich war so nett und hab dir das abgenommen."

    Kurz wollte Noel seinem Impuls folgen, Deus das Gesicht mit der Faust zu massieren. Aber wenn er es genau bedachte, war es ihm so sogar recht. So musste er selbst sich nicht die Mühe machen.

    "Aber tust du das nicht mit Wissen über die Lumianer? Und warum hast du MICH nominiert, Fellfresse?!"

    "Nein. Ich habe Nominierung 1 und 3 vollkommen nach Zufall getroffen. Und was dich angeht... du lebst, nicht wahr? Das war der Sinn."
    Deus grinste geheimnisvoll und Noel entschied, es dabei zu belassen. Was kümmerte es ihn jetzt noch.

    "Erzähl mir etwas über die vier Avatare dieser Nacht."

    Sofort leistete Deus der Anweisung folge und ratterte mechanisch eine Aufzählung herunter.
    "Rekon. Einfacher Lumianer. Aufgedeckt von Ross, ermordet durch die eigene Seite.

    Viktoria. Floh in den Wald, wurde von meinen Wölfen zerfressen und getötet.
    Guck nicht so, das musste ich wegen den Regeln tun!

    Patricia. Heiler. Getötet durch die Lumianer.

    Ross. Wie es da steht, er war ein Inquisitor des Königs. Begab sich zurück zur Hauptstadt."


    Soweit nicht viele, neue Erkenntnisse.
    Also, wir sind nun noch fünf... Und Luise geht es gut. Das ist das Wichtigste.
    Tyrell... Lumi... Peter...

    Nach Ausschuss würde ich sagen, Tyrell und Peter.
    Doch Lumi... sie hat... sie hat Brunhild nominiert. Könnte das etwas bedeuten?
    Und Tyrell wurde als neuer Hauptmann gewählt... kannte Ross seine gute Gesinnung?


    "Was wirst du tun, wenn es zuende ist, Noel? Das Spiel."

    "Huh?"
    Noel schreckte aus seinem Gedankengang auf, die Frage kam unerwartet.

    "Nun, immerhin... werden auch wir uns bald voneinander verabschieden. Das Spiel ist dann zuende und meine Existenz hier nicht länger vonnöten."

    "...hmh."
    Das wurde Noel herade zum ersten Mal richtig klar.
    Sein bester Freund und einziger Begleiter würde ihn bald verlassen.
    Vielleicht hatte er ihn oft als nervig und störend empfunden, aber Noel konnte nicht leugnen, dass er in den vergangenen Jahren noch öfter sehr glücklich war, den sarkastischen Gott bei sich zu haben.

    "Ich... weiß noch nicht genau. Ich habe bei diesem Spiel auf ganzer Linie versagt, in allem, was ich versucht habe. Doch das ist egal, es zählt nicht. Denn dabei, Luise zu beschützen, werde ich nicht versagen.

    "So? Du hast das Mädchen immer noch nicht aufgegeben?"

    "Das Dorf ist nicht mehr. Es gibt niemanden mehr, der die kleine Elfe beschützen könnte. Und ich brauche ihre Zuneigung nicht, um sie zu beschützen. Du weißt es doch, oder Deus?
    'Der Held und die Elfe'... ich habe dieses Lied geschrieben, um es wahr zu machen.
    Entweder das, oder... ich werde gehen, sobald ich sicher bin, dass Luise behütet aufwachsen kann."


    "Hmr... verstehe. Alter Idealist.

    "Hm!"
    Noel grinste entspannt.
    "Verschwinde, bevor ich dich den Flöhen zum Frass vorwerfe."

    "Nun, dann... wir sehen uns später."

    Und im nächsten Moment, nur kurz hatte Noel nicht hingesehen, war der Mann verschwunden. Stumm wanderte sein Bick zum immergrauen Himmel, als er die Augen schloss und für einen Moment die Stille, welche nur durch den sanften Klang des Windes unterstrichen wurde, genoss.

    Geändert von Holo (07.04.2013 um 22:37 Uhr)

  6. #6
    Tyrells Augen öffneten sich langsam, als der Tag seinen hellen Schleier über das Dorf warf. Die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen, kitzelten in seinen Augen. Er lag auf einem Teppich mit einer papierdünnen Decke über ihn. Neben ihm lag Luise, die schlaftrunken sich aufrichtete und mit ihren kleinen Händen zart über ihre Augen strich. Am gestrigen Tage ließ sich Tyrell noch von ihr behandeln, Noels aggressiver Anfall auf ihn hinterließ schmerzhafte Einschnitte in seinem Halsbereich. Sein Hals war umwickelt, die dunklen Stellen zeigten Außenstehenden, dass er guten Grund dazu hatte, seinen Hals zu bedecken.

    Wieso er an diesem Abend nicht nach Hause ging? Nun, es war spät und Luise sorgte sich um Tyrells Leben, da er womöglich noch Opfer der Lumianer werden könnte, sollte er zu später Stunde noch sich draußen aufhalten. Also entschied er sich kurzerhand dazu, die Nacht in der Apotheke zu verbringen. Tyrell wusste nicht, ob Adalbert davon wusste, aber beide schlichen sich leise am späten Morgen davon, um nicht Adalbert zu wecken. Es war Sonntag, Medizin wurde also nur an Leute herausgegeben, die es wirklich nötig hatten, aber in diesem kleinen Dorf war dies äußerst selten der Fall.

    Auf dem Dorfplatz war bereits eine kleine Aufruhr vorhanden, die Tyrell und Luise dazu veranlassten, sich das Ganze näher zu betrachten. Schockiert erfuhren beide, dass gleich drei neue Nachrichten ihren Lauf durch's Dorf nahmen, und diese nicht besonders gut. Drei Tote hatte das Dorf zu beklagen, und nur einer von ihnen tatsächlich der Lumianer-Sekte zugehörig. Rekon war der Bösewicht, der laut Tagebuch-Eintrag jeden Moment bereut, sich dieser Sekte angeschlossen zu haben. "Wer würde das nicht bereuen...?", dachte sich Tyrell in diesem Moment, "Diesen Machenschaften fehlt jeglicher Sinn und vor allem Rechtfertigung, sie überhaupt zu erdenken..." Tyrell kratzte sich einmal am Kopf. Er war infolgedessen nun Hauptmann und wusste nicht, wie er damit umzugehen hatte. Er war noch recht jung und hatte sich nie großartig mit organisatorischen Dingen beschäftigt. Als er aber kurz zur Seite schaute und in Luises Gesicht sah, welche ja seit dem ersten Tag darauf bestand, dass er das Schicksal des Dorfes in die Hand nehmen sollte, seufzte er einmal. Was soll's. Nach vorne schauen und das Beste draus machen.

    "Oh je, was sollen wir nur aus diesem Dorf machen. Die Leute, die sich anfangs noch dazu entschieden, zum Schicksal dieses Dorfes beizutragen, haben sich nun drastisch reduziert. Die anderen Dorfbewohner scheinen ja nicht interessant genug zum Töten zu sein, aber diese würden sich offensichtlich auch nur treulos unterwerfen, wenn die Lumianer Oberhand übernehmen würden... Gott, es braucht weniger Feiglinge hier, aber da kann ich wohl lange Hilfe erflehen..."

    Er schlenderte kurz durch's Dorf, als er die Taverne von außen betrachtete. "Brunhilde... hätte ich mich nur stärker für dich eingesetzt... dann wäre diese heimtückische Luminitsa jetzt nicht Inhaber deines stolzen Werkes... was hat sie überhaupt vor? Kommt einfach ins Dorf und mischt sich in unsere Angelegenheiten ein, ohne irgendwann auch nur seriös zu wirken. Aber nicht mit mir... wenn ich sie mir vorknöpfe, hat sie besser eine gute Ausrede parat, um meinen Verdacht auf Noel weiterzulenken...!"

    Geändert von Ligiiihh (08.04.2013 um 00:22 Uhr)

  7. #7
    Das Morgengrauen beendete eine schlaflose Nacht.
    Nachdem Luise am vergangenen Abend Tyrells Wunde versorgt, ihm einen Schlafplatz angeboten und ihrem Vater das Abendessen gebracht hatte, war sie in ihr Zimmer geschlichen. Dort hatte sie sich auf den Boden gekniet, die Augen geschlossen und die Figurine des Erzengels Raphael fest an ihre Brust gepresst.
    Sie hatte nicht gewusst, wofür sie hätte sollen.
    Vielleicht für all die Toten.
    Für Merete, die unschuldige Einzelgängerin.
    Für Maria, die nonnige aber herzliche Nonne.
    Für Brunhild, die so etwas wie eine Mutter gewesen war.
    Doch der Gedanke daran hinterließ einen bitteren Geschmack in Luises Mund und schnürte ihre Brust zu.
    Ihr eigenes Wort hatte Meretes, ihr Schweigen Brunhilds Tod herbeigeführt.
    Und wer konnte wissen, ob nicht gerade ihr offenkundiges Vertrauen in Maria, zu deren Ermordung geführt hatte?
    So sehr Luise sich auch bemühte, ihr wollten so einfach keine Worte einfallen, welche sie in ihr Gebet einbetten konnte. Und sie verdiente es nicht, um Verzeihung zu bitten. Nicht bei all der Schuld, welche sie selbst trug.
    Genausowenig wollte sie aber für eine gerechte Bestrafung all der Schuldigen beten. Die vergangenen zwei Tage hatten sie zumindest eine bittere Lektion gelehrt: Solange Menschen sich einbildeten, Gerechtigkeit ausüben zu können, würde es nur in der Hinrichtung Wehrloser enden.
    Ein nie gekannter Hass flammte in Luise auf. All diese selbstgefälligen, scheinfreundlichen Gesichter, welche ohne das geringste Anzeichen von Reue ihre Nächsten verurteilten... ob sie nun Lumianer waren oder nicht, solche Menschen waren es, welche das Gift in der Gemeinschaft verbreiteten.
    Noch gut hatte Luise Marias Worte im Kopf:
    Was andere uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.
    Ross, der sich selbst zum Hauptmann vorgeschlagen hatte, und unter dessen Führung alles den Bach hinunterlief.
    Peter, der immer so gottgefällig handelte und dann die freundliche Wirtin ohne jegliche Begründung an den Galgen wünschte.
    Und Noel.
    Noel...
    Noel, der Luise versprochen hatte, sie zu beschützen.
    Noel, der sie angefleht hatte, in seine Menschenkenntnis zu vertrauen.
    Noel, der sobald er seinen Irrtum erkannt hatte, direkt den nächsten Mord hatte begehen wollen.
    Worte konnten nicht beschreiben, welcher Zorn sich in Luise aufbaute, während sie diese drei Gesichter vor sich sah. Es war das erste Mal, dass sie so fühlte. Und es machte ihr Angst.

    Nachdem das Mädchen lange dort auf dem Boden gekniet hatte, war sie zu einem Entschluss gekommen.
    Was auch kommen würde, wer auch immer sich als Lumianer herausstellen würde oder nicht - diese drei würden nicht einfach so davon kommen.
    Und wenn es Luise ihr Leben kostete.
    Langsam hatte sie sich erhoben und war in ihr Nachtgewand geschlüpft. Aber kein Auge hatte sie zu tun können. Vielleicht würde das hier ihre letzte Nacht sein. Vielleicht würde man in der Nacht auch sie ermorden. Oder man würde am folgenden Tag zu der Entscheidung kommen, dass sie an den Galgen gehörte.
    Seltsamerweise hatte Luise keine Furcht bei dem Gedanken verspürt.
    Nur Bedauern, dass Adalberts Apotheke dann niemanden mehr hätte.
    Schließlich hatte sie das einsame Wachliegen nicht mehr ertragen können, hatte sich wieder angekleidet und war in die Apotheke gegangen, wo Tyrell anscheinend schon eine ganze Weile am Schlafen gewesen war.
    Leise hatte sie sich neben ihn gesetzt. Die Nacht war schon weit vorangeschritten, in wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen. Gedankenverloren verbrachte Luise den Rest der Nacht damit, den in ihrem Schoß schlafenden Kürbis zu kraulen. Sie selbst tat kein Auge zu.

    Im Morgengrauen erwachte nun auch Tyrell. Um ihre Schlaflosigkeit nicht erklären zu müssen, gähnte Luise und rieb sich die Augen. Anscheinend kaufte Tyrell ihre gespielte Müdigkeit ab und beide beschlossen, zuerst auf den Dorfplatz zu gehen.
    Die heutigen Neuigkeiten nahm Luise ungewöhnlich ruhig auf. So viele ihr wichtigen Menschen hatten sie in den vergangen Tagen verlassen. So viele Löcher hatten sich in sie gefressen. Sie war auf alles gefasst gewesen. Irgendwie erschien ihr der Tod dreier weiterer Menschen nicht mehr so schockierend. Es war etwas geworden, das eben passierte. Das man hinnehmen musste.
    Ein wenig grimmige Zufriedenheit machte sich jedoch in ihr breit, als sie sah, dass Ross verschwunden war. Und Tyrell zu seinem Nachfolger ernannt hatte.
    Was sie dagegen überraschte, war Rekon von einem Pfeil durchbohrt vorzufinden. Anscheinend war er Lumianer gewesen, was sie ja bereits vermutet hatte. Aber wo sich doch gestern niemand ihrer Wahl angeschlossen hatte, wer konnte der mysteriöse Mörder sein?
    Mehr zu sich selbst als zu Tyrell murmelte Luise: "Ob Noel das getan hat?" Ein leises, bitteres Lachen, welches ihr selbst Angst einjagte, entwich ihrem Mund. Das würde ihm ähnlich sehen. Vielleicht war das seine Art, ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Oder sie zu beschützen.
    Tyrell sprach gerade seinen Verdacht gegen Lumi aus. Luise war nach den vergangenen Tagen alles andere als sicher, was Sektenangehörigkeit betraf. Allerdings wollte sie sich dieser Anschuldigung, für die sie selbst keine Begründung sah, nicht anschließen.
    Als Tyrell seine Rede beendet hatte, sprach Luise leise und tonlos: "Ich weiß nicht... ich w-weiß nicht, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Und e-erst recht weiß ich nicht, wer Lumianer ist und wer nicht. Aber..." Ihre Augen blitzten zornig auf und ihre Stimme begann zu zittern. "Was i-ich weiß ist, d-dass gestern j-jemand Unschuldiges e-ermordet wurde. V-von ihren eigenen G-gästen, die sie f-freundlich bewirtet hat. V-vielleicht i-ist Peter (Layana) kein L-lumianer - trotzdem hat er ohne auch nur den Versuch einer Rechtfertigung Brunhild für den Galgen nominiert. U-und das kann ich nicht ertragen. I-ich möchte glauben, dass e-er zu den Lumianern gehört. D-denn sonst w-würde das wohl bedeuten, d-dass unser Dorf vekommen und von seinen eigenen guten Menschen verflucht ist..." Sie hoffte, dass andere sich ihr anschließen würden. Immerhin würde dann kein völlig Unschuldiger gehenkt werden.
    Und was Noel betraf - wenn er tatsächlich so gut war, wie er behauptete, würden ihn sicher bald die Lumianer holen. Oder er würde sterben in dem noblen Versuch, Luise zu beschützen.
    Ihr war es mittlerweile gleich. Nur sein Gesicht wollte sie nicht mehr sehen.
    Ohne sich umzublicken ging sie zurück zur Apotheke. Adalbert brauchte sie. Und ihm konnte sie bedingungslos vertrauen.

    Geändert von Zitroneneis (09.04.2013 um 22:41 Uhr)

  8. #8
    "Wobei...", dachte sich Tyrell, "...nein, was tue ich da. Das Böse liegt vor meinen Augen, aber ich habe zu vorschnell gehandelt, sodass das Offensichtliche an mir vorbeiflog. Ich würde doch lieber Noel (Nonsense) heute als unseren heutigen Kandidaten aufstellen... bei ihm habe ich so ein unsicheres Gefühl. Was, wenn er wieder nur uns eine Farce auferlegt hat?" Tyrell legte seine Hände zusammen, während er nachdenklich mit ein Spiel zwischen den Fingern ausübte. "Er... er ist ein ziemlich übler Mensch... gestern hätte er mich fast umgebracht. Es spielt keine Rolle, ob er Lumianer ist, oder nicht. Die Gefahr ist nicht gebannt, wenn alle von ihnen tot sind und er allein noch lebt. Das Dorf ist besser ohne ihn dran und ich bin überzeugt davon, dass diese Entscheidung durchaus gerechtfertigt ist. Wie auch immer, ich traue dem Braten nicht."

    Er schaute sich ein wenig um. War jemand seiner Meinung? Oder stünde er letztenendes alleine mit seiner Wahl da? Zweifel kamen über ihn, als er darüber nachdachte, ob man sich mit ihm als Hauptmann vereinbaren könnte. Grün hinter den Ohren war er, sicherlich. Doch hoffte er, dass jemand dieselben Gedankengänge wie er beschreiten würde.

  9. #9
    Sich ruhig den sanften Wind durch die roten Haare wehen lassend, wartete Noel mit den Händen tief im Mantel vergraben darauf, dass sich die anderen Avatare zeigen würden. Es dauerte eine ganze Weile, bis die gespenstische Stille des ausgestorbenen Dorfes durch Schritte unterbrochen wurde. Wie verschlafen öffnete Noel die Augen und sah, wie Tyrell und Luise auf ihn zukamen.

    Luise.

    Schlug sein Herz auch nur einen Augenblick schneller? Nein.
    Verspürte er das gnadenlose und doch wundervolle Gefühl der Nervosität? Nein.
    Seine Wangen blieben blass und kühl, und ihre roten Haare erschienen ihm auf einmal nicht schöner als welkes Blätterwerk.
    Sie trug die Kette nicht. Wahrscheinlich hatte das Mädchen sie einfach irgendwohin geschmissen.
    Kaum wunderte Noel sich darüber, dass ihm dieser Fakt absolut egal war.
    Als er die Kette abgegeben hatte, so schien ihm, hatte er noch etwas Anderes verloren.

    Still wartete er ab, was Tyrell vorhatte. Die drei schenkten sich keine Blicke oder gar gegenseitige Worte.
    Wenig später waren auch die letzten beiden Avatare angekommen: Lumi und Peter.
    Damit waren sämmtliche Spieler versammelt und es konnte beginnen. Oder enden.

    Tyrell sah sich um und murmelte etwas, bevor er einige Meter auf und ab schritt und zu sprechen begann.
    Das Böse liegt vor meinen Augen, aber ich habe zu vorschnell gehandelt, sodass das Offensichtliche an mir vorbeiflog. Ich würde doch lieber Noel heute als unseren heutigen Kandidaten aufstellen... bei ihm habe ich so ein unsicheres Gefühl. Was, wenn er wieder nur uns eine Farce auferlegt hat?
    Er... er ist ein ziemlich übler Mensch... gestern hätte er mich fast umgebracht. Es spielt keine Rolle, ob er Lumianer ist, oder nicht. Die Gefahr ist nicht gebannt, wenn alle von ihnen tot sind und er allein noch lebt. Das Dorf ist besser ohne ihn dran und ich bin überzeugt davon, dass diese Entscheidung durchaus gerechtfertigt ist. Wie auch immer, ich traue dem Braten nicht."

    Schneidend suchte der Bengel Noels Blick. Dieser erwiederte ihn nur ungerührt, als Luise das Wort erhob.
    "Ich weiß nicht... ich w-weiß nicht, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Und e-erst recht weiß ich nicht, wer Lumianer ist und wer nicht. Aber..."Was i-ich weiß ist, d-dass gestern j-jemand Unschuldiges e-ermordet wurde. V-von ihren eigenen G-gästen, die sie f-freundlich bewirtet hat. V-vielleicht i-ist Peter kein L-lumianer - trotzdem hat er ohne auch nur den Versuch einer Rechtfertigung Brunhild für den Galgen nominiert. U-und das kann ich nicht ertragen. I-ich möchte glauben, dass e-er zu den Lumianern gehört. D-denn sonst w-würde das wohl bedeuten, d-dass unser Dorf vekommen und von seinen eigenen guten Menschen verflucht ist..."
    Damit hatten seine beiden "Mitstreiter" gesprochen. Die Lumianer würden sich einer Nominierung anschließen.

    Jetzt war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Was Noel tun sollte.
    Wer in diesem Spiel den Sieg davontragen sollte. Und wie sein Leben enden würde.
    Intensiv verlor sich der Junge in Überlegungen.
    Ein Lumianer und ein Nicht-Lumianer waren nun nominiert.

    Ich will nicht, dass die kleine Elfe stirbt. Das will ich nicht. Also muss ich das Dorf unterstützen, oder? Tyrell ist kein Lumianer. Der Bengel ist einer von uns. Das kann ich sagen, da er eine Nacht mit Luise verbracht hat... spätestens jetzt.

    Also sind die Lumianer...

    Bitter biss Noel sich auf die Lippe.

    Sie muss da... irgendwie hineingerutscht sein.
    Wie ich...


    Was sollte er tun? Noel wusste, dass er Luise nach wie vor schützen wollte, zumindest vor den Lumianern. Doch gleichsam konnte er Lumi nicht einfach ans Messer liefern. Außerdem hatte er mit dem Gedanken gespielt, sein Leben durch den Strick zu beenden. Das wäre nun die Gelegenheit. Es gab für ihn keinen Grund mehr, zu existieren. Er wollte einfach nicht mehr, hatte keine Kraft mehr. Aber dann würde er Luise schutzlos mit den Lumianern zurücklassen. Und diese würden sie wohl töten. Ausgeschlossen.

    Die einzige Chance, ihr Leben zu retten, ist einen Lumianer zu hängen. Also Peter...?
    Allerdings war das vielleicht sinnlos. Lumi und Peter brauchten nur beide ebenfalls Noel zu nominieren. dann wäre es aus.

    Verfluchter, närrischer Bengel, du reisst uns alle ins Verderben und zertörst vielleicht unsere letzte Chance!
    Mit zornigem Blick beäugte er Tyrell, der einen Verband um den Hals trug und ihn als Lumianer verdächtigte.

    Nun, verübeln kann ich es dem Kind nicht... es geht nicht anders. Ich muss Luise schützen. Also kann ich nur Peter nominieren.
    Und was Lumi angeht... sie wird überleben. Das muss ich ebenfalls schaffen. Ich habe viel wieder gutzumachen. Peter muss der Kopf der Lumianer sein.
    Wenn er fällt, kann ich das Mädchen vielleicht noch aus der Bluthölle befreien,
    bevor sie so wird wie ich. Vielleicht. Ich muss diese Chance nutzen.


    Eigentlich wollte Noel sterben. Er wusste nicht, was er nach dem Spiel mit sich anfangen sollte und jede Sekunde in dieser Welt brachte ihm nur noch mehr Leid und Hass. Es reichte. 19 Jahre waren eine lange Zeit. Und obgleich er der Meinung war, er brauche Luise Zuneigung nicht, zerfrass ihn genau das fehlen Dieser mehr und mehr und ihm kamen Zweifel an der Richtigkeit seines "Liedes"...

    Es ist in Ordnung. Ich werde der Held sein, der ich immer für Mama werden wollte. Und wenn es nur eine geringe Chance ist... ich rette beide. Luise und Lumi. Und auch den unerträglichen Bengel.

    Schwer atmete Noel aus, bevor er die Augen öffnete und aus seinem Gedankengang erwachte, vier Augenpaare voller Abneigung, Hass, Missgunst und Misstrauen wandten sich ihm zu, als er mehr als kraftlos und leise zu sprechen begann.
    "Ich habe kein Recht mehr, eigenständig zu nominieren... immerhin habe ich alles falsch gemacht. Aber wenn... Luise sagt, Peter(Layana) sei ein Lumianer, vertraue ich ihr. Ich nominiere Peter. Den letzten Lumianer. Wenn er stirbt, ist es vorbei... da bin ich sicher."
    Schwächlich sank Noel an einem nahegelegenen Baum in sich zusammen und wartete die Reaktionender Lumianer ab, betend, dass Lumi noch genug Menschlichkeit in sich trug, das Richtige zu tun.

    Leben oder sterben?
    Letztendlich war es Noel egal. Er wollte nur noch verenden.
    Endlich schlafen.

    Geändert von Holo (08.04.2013 um 15:07 Uhr)

  10. #10
    Peter erwachte an diesen Morgen, bzw. vielmehr war es schon Nachmittag, mit starken Kopfschmerzen. Au, das war dann gestern eindeutig zu viel von Brunis guten Braukünsten. Brunhild! Peter schreckte hoch und stieß sich den Kopf an einem Holzbalken, der über seinem Bett hing. "Verflixt nochmal!" Behäbig stand Peter auf und seufzte. Er erinnerte sich nur noch schemenhaft an den vergangen Abend. Aber eines würde er so schnell nie wieder vergessen: Sie hatten Brunhild an den Galgen gebracht. Brunhild, die Wirtin und gute Seele des Dorfes. Und er war mit Schuld gewesen an ihrem Tod. Und das nur weil er auf diesen Noel gehört hatte. Dabei war er ihm doch schon immer suspekt vorgekommen. "Dieser Bursche mit seiner verhexten Zunge. Auf den werd ich bestimmt nicht mehr hören!"

    Nachdem er sich gewaschen und angezogen hatte ging Peter in Richtung Dorfmitte. Aufgrund der durchzechten Nacht hatte er den Sonntagsgottesdienst verschlafen. Das erste Mal in seinem Leben. Peter fühlte sich miserabel. Er hoffte, den Pfarrer anzutreffen um bei ihm noch die Beichte ablegen zu können. Doch bevor er dazu kam den Pfarrer zu finden, traf er Noel, Luise und Tyrell auf dem Dorfplatz. Die Stimmung war angespannt. Anscheinend waren wieder in dieser Nacht gleich zwei Bewohner gestorben, Patricia und Rekon. "Es werden immer mehr" murmelte er. Außerdem hatten Ross und Viktoria das Dorf verlassen. Außer ihnen vieren und dem Mädchen Lumi war niemand mehr übrig geblieben. Ob das Dorf noch irgendwie zu retten ist? Peter war sich nicht sicher, und seine Zuversicht sank, als Luise und Noel ihn anklagten.

    Er wandte sich dem Mädchen zu: "Luise, bitte, überdenke deine Entscheidung. Ich bin kein Lumianer, glaube mir! Ich bereue meine Entscheidung von gestern zutiefst. Ich habe doch nur für Brunhild gestimmt, weil ich dem da (er zeigte dabei auf Noel) vertraut habe. Aber damit ist jetzt vorbei!" Er dreht sich zu Noel um. "Du! Du bist Schuld an der Scheiße, in welches dieses Dorf geraten ist!" rief er ihm entgegen. "Du kleines Miststück, hast uns alle an der Nase herum geführt! Ich hätte auf meinen Bauch hören sollen. Ich wusste gleich, dass du nichts gutes für unsere Dorf bedeuten kannst. Deshalb klage ich dich, Noel (Nonsense), an der Grund allen Übels zu sein. Und ich hoffe, dass mit deinem Abschied diese Sekte besiegt ist und in Düsterwald endlich wieder Frieden einkehren kann." Peter zitterte am ganzen Leid, während (verbal) er auf Noel losging. Seine rechte Hand war nur noch weniger Millimeter von Noels Gesicht entfernt. Doch er nahm all seine Beherrschung zusammen und fasste ihn nicht an.

    Geändert von Layana (08.04.2013 um 22:01 Uhr) Grund: Sig ausgeschaltet

  11. #11
    Mit dicken Augenringen mischte sich Lumi in die Konversation ein. "Der Mörder ist unter uns..."
    Stille. Das übriggeblieben halbe Dutzend sah sich gegenseitig misstrauisch an.
    "Und wenn ich mir das alles so ansehe...", sie dachte an wenige Stunden zuvor. Eine Maske. Die der Schwester der Rothaarigen. Etwas Mysteriöses ging von ihr aus, etwas Finsteres. Sie konnte nicht anders, als sie zumindest für den Moment in der Taverne zu verstecken. Anzustarren obwohl sie sie selbst nicht sehen konnte. Sie schluckte. "... würde ich meine linke Arschbacke drauf wetten, dass jemand war, von dem wir es am wenigsten erwarten."

    Im Schnelldurchlauf ging sie die Opfer der letzten Nacht durch: Die bärenstarke Patricia hatte es hingerafft, Horst hatte seinen feigen Arsch aus dem Dorf verdünisiert, ein Typ mit dem sie nie was zu tun hatte hatte einen Pfeil in die Fresse gekriegt und da war das verschwundene Mädchen mit der Maske.
    Ja. Jemand hatte gründliche Arbeit geleistet.
    "Nur Psychopath ist imstand für sowas.", flüsterte sie. Al lder Sarkasmus war ihr irgendwie letzte Nacht abhanden gekommen, als sie in Präsenz dieser merkwürdigen Maske über Brunhilda nachdachte. Hatte sie ihr tatsächlich diese Schenke inklusive des gottverdammten Köters vermacht. Niemandem anderen, der es eher verdient hätte. Lumi und Gastronomie. Lumi und Ordnung halten. Je mehr sie drüber nachdachte, desto mehr deprimeirte sie die Situation in der sie sich befand. Doch zum Weinen reichte es nicht mehr, all das hatte sie letzte Nacht bereits erledigt. Sie war dann doch nichts weiter als ein Mädchen, das mit der Gesamtsituation überfordert war.

    Noel war immer noch zu offensichtlich der Bösewicht. Er war ein Hanswurst der einen Gottkomplex hatte, aber sonst schien er an sich in Ordnung zu sein.
    Pjotr, der sich nun ebenfalls Lumis Wortschatz bediente um seine sonst eher stoisch zurückgehaltenen Gefühle zu zeigen - Pjotr schien auch ein guter Kerl zu sein, ja.
    Tyril. Der war ihr suspekt gewesen, von Anfang an. Aber gerade das warf sie auch aus der Bahn. Denn niemand der so offensichtlich einen auf gebrechlich machte konnte jemanden wie Patricia überwältigen, oder?
    Rothaar. Der Anblick vor Lumis geistigem Auge, wie dieses zierliche Wesen auf Patricia herumklettert, sich von Gliedmaß zu gliedmaß schwang, mit epochaler Musik im Hintergrund spielend, die schwachstelle suchend mit einem - was konnte sie schon großartig als Waffe tragen? - Zahnstocher oder so. Ja, das zauberte ein Lächeln über ihr Gesicht.

    "Japp, japp, japp...", Lumi hockte nun im Schneidersitz. Es schien fast als hätte sie seit Stunden nicht mehr geblinzelt, zumidnest fühlte sich ihr gesundes Auge extrem trocken an. "Ich frage mich bei all die Sache: Warum töten wir Leute die Leute töten, nur um zu zeigen dass Leute zu töten falsch ist?" Pause. Djángo kletterte auf ihren Schoß. Er war abenso sichtlich mitgenommen, obwohl er die gefühlte halbe Vorratskammer im Alleingang gefressen hatte. "Erst wollen sie alle Märtyringe spielen als wären sie der beschissene Jesus von Naserett, spielen sich auf als ach so wichtig und plötzlich stürzen sich alle auf einen um irgendwas zu beweisen, entweder sich selbst oder demjenigen, der der bessere unsichtbare Freund ist." Sie schloss die Augen, atmete laut aus. "Ihr Leute seid alle gleich - Christen, Heidis, scheiße - alle selbe mischuggene Mischpoke." Langsam stand sie auf, wühlte in ihrem Beutel und zückte das Kartendeck. Sie mischte es, diesmal nicht kusntvoll wie sonst immer, sondern wie ein besoffener Mitspieler bei einer Skatrunde, und reichte den fertig gemischten Stapel wieder Noel. "Abheben, bitte." Er tat wie geheißen, setzte den halben Stapel auf ihrer Hand ab, tat die andere Hälfte wieder obendrauf. Sie zog.

    Oh kacke, das war nicht geplant.

    Schnell mischte sie nochmals, hektischer, wieder ließ sie vom verwirrt dreinschauenden Noel abheben, zog.

    "Bassza meg...", entfuhr es ihr. Selbe Karte. Die Karten logen nie. Fast nie. Nur wenn sie es wollte. Nur dieses Mal... "Es tut mir leid, Noel (Nonsense)..." Mit zittrigen Händen drckte sie ihm das Herz Ass in die Hand. "Ich... ich..." Lumi schluckte, schaute ihm kurz in die Augen und ergänzte "Tut mir leid wegen Karten.", bevor sie zurück zur Taverne trottete. Müde, von jeglicher Freude befreit in diesem Moment.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (08.04.2013 um 20:04 Uhr)

  12. #12
    Das Dorf entscchloss sich Noel (Nonsense) dem Galgen zu überantworten. Doch sollte das die richtige Entscheidung sein?

  13. #13
    "Warum tötest du so viele Menschen, Kind?"

    "Weil ich es will. Nein. Weil Gott es will."

    "Du bist so jung... und doch ist dein Blick der eines gnadenlosen Jagdhundes, und dein Fell ist bespritzt und durchtränkt von dem Blut deiner zahllosen Lämmer. Warum nur tust du dir und den Menschen das an?"

    "Hihi... du bist lustig, Onkel. Was für eine dumme Frage. Ich existiere nur, um zu töten. Wir alle existieren nur aus diesem einen Grund. Ich habe soviele Menschen getötet... fünfhundert? Tausend? Aber Gott will es so. Also sei nicht traurig, dass ich deine Frau und deine Töchter ermordet habe... du wirst sie bald wiedersehen und die Welt dreht sich weiter. Ist das nicht wundervoll, hm?"

    "Irgendwann, mein Junge... wirst auch du von der Finsternis verschluckt werden und sterben. Und dann wirst du erkennen, dass der Tod nichts wundervolles an sich hat, noch irgendeinen Sinn. Er ist nur leer und endgültig. Dass du das auf diesem Wege feststellen wirst...
    Du tust mir so unendlich leid."





    Stumm beschritt Noel den engen Pfad zwischen den Dorfbewohnern, welcher zum Schafott führte, die Hände durch einen Strick vor sich zusammengebunden.
    Zwei Dinge waren seltsam:
    Es war bereits Abend, der Nachthimmel war schwärzer, als ihn der junge Mann je zuvor erlebt hatte. Es regnete finstere Tropfen auf den stillen Dorfplatz herab.
    Und sämtliche Dorfbewohner waren in Minuten wieder aufgetaucht und hatten sich, als wäre nie etwas gewesen, auf dem Platz versammelt.

    Beides, so schätzte Noel, war nur eine weitere Laune der Deuses.

    Er wurde gewählt. Erst durch Tyrell. Dann durch Peter. Und schließlich... durch Lumi.
    Es war nun Zeit für ihn, zu gehen. Noel war zufrieden. Endlich konnte er schlafen. Alles, was ihm blieb, war zu beten, Luise würde überleben.

    Da Noel nur noch sein dünnes Hemd trug, war er bereits bis auf die Haut durchnässt. Doch die Kälte spürte er gar nicht. Er war nicht einmal nervös.
    Nein, anders gesagt... konnte man wohl meinen, Noel war das Erste Mal seit 19 Jahren mit sich und der Welt im reinen. Schlurfend kam er an Lumi vorbei. Ruckartig blieb er stehen, woraufhin sich die Wache, die ihn zog, mit argwöhnischer Miene umwandte. Tonlos flüsterte er dieser etwas zu.
    "Nur einen Moment, bitte."

    Dann wandte sich der junge Mann mit seinem Blick dem blondgelockten Mädchen zu, dass er in kürzester Zeit so mögen gelernt hatte.
    Warm lächelnd beugte er sich etwas auf ihre Augenhöhe herab.
    "Lumi... der Abend mit dir neulich hat mich wahrhaft aufgemuntert. Du bist ein sehr interessanter Mensch. Bewahre dir das."
    Sein Blick wurde wieder etwas ernster.
    "Du bist hier in eine unschöne Sache hineingerutscht, Mädchen. Egal, was du bist... dieses Spiel endet Morgen. Bitte versuche, zu überleben. Ich wollte ja auf dich aufpassen wie ein großer Bruder oder so Etwas... dafür war ich ziemlich erbärmlich, was?"
    Mühsam zwang er sich zu einem schwachen Lächeln, bevor er wieder aufstand und dem zitternden Mädchen ein letztes Mal in die Augen sah.
    "Danke, Blondlocke."
    Ohne eine Reaktion zu erwarten bekundete Noel der Wache stumm, dass es weitergehen könne, und so setzte er seinen letzten Weg fort. Sein Blick traf Tyrell und Peter. Vielleicht Lumianer. Vielleicht nicht. Letztendlich war keiner von ihnen Schuld. Nur die Deuses trugen eine Schuld daran.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Noel bei den hölzernen Stufen der Tribüne an und bestieg emotionslos das Schafott, starrte der Masse einen Moment lang ins Angesicht, bevor sein Blick melancholisch zum dunklen Wolkenhimmel wanderte.
    Noel de'chrones'tulem... was habe ich in meinem Leben erreicht? Warum habe ich existiert? Ich bin ein Nichts.
    Still kicherte Noel in sich hinein.

    Es tut mir leid, Noel. Das alles.
    Deus saß direkt hinter des Henkers Freund auf der Bühne und beobachtete mit düsterem Blick, wie dieser Noels Hals bearbeitete.

    Tz... sei nicht albern, Köter. Was soll dir schon leid tun?

    Zu viel, um es in der dir verbleibenden Lebensspanne aufzuzählen, mein Freund. Letztendlich haben wir beide versagt. Ich habe Valan versprochen, dich bei diesem Spiel zu beschützen. Ich bin ein Gott, und habe es doch nicht einmal fertiggebracht, einen einzigen Menschen zu beschützen. Es tut mir leid.

    Noel suchte den Blick seines Freundes nicht, aber er lächelte.
    Was ist los, Köter? Auf einmal so ernst?
    Du hast dich für nichts zu entschuldigen. Ich wollte es so.
    Für mein Schicksal bin ich selbst verantwortlich. Also halt die Schnauze und sieh zu. Bist doch nur grummlig, weil deine Privilegien flöten gehen, ist es nicht so?"

    Ein solch offensichtlich neckender Tonfall war sonst nicht Noels Art, doch jetzt erschien er ihm passend. Deus schüttelte ein letztes Mal grinsend den Kopf, bevor er schwieg.

    Noel hatte bis jetzt gekniet, doch nun war es Zeit, sich zu erheben. Langsam wurde der Strick um seinen Hals fester gezurrt. Die letzten Augenblicke.
    Friedlich lächelnd schloss Noel die Augen... und summte leise, ganz entspannt eine Melodie.
    "Hm-hm.....hmmmmm.....hm-hm-hmmm...."
    Entgeistert öffnete er die Augen, ihm kam donnerartig wieder in den Sinn, was nie vergessen werden durfte. Panisch suchte er mit den Augen das Puplikum ab - Da fand er sie. Nah an der Bühne stand seine kleine Elfe.

    Ich hatte in meinem Leben nur einen Traum. Ein Traum, der mich hat diese Hölle überstehen lassen. Ein Traum, an dem ich mit jedem Atemzug meines Daseins festgehalten habe.
    Der Held und die Elfe... das ist mein Traum. Und er wird in Erfüllung gehen! Ich kann nicht gehen, ohne mir diesen einen Wunsch erfüllt zu haben!


    Verstört schoss Noels Blick zu Deusexus. Dieser nickte nur, das altbekannte, zähnebleckende Lächeln auf den Lippen.
    Verstehe. Du willst also, dass ich die Regeln breche? Du weißt, dass mich das meinen Status als Gott kosten wird?

    Ich bitte dich darum, Deus. Ich weiß... ich habe mich bei dir viel zu selten bedankt. Aber das ist mein letzter Wunsch an dich. Bitte.

    Ja ja, schon gut, heul nicht rum!
    Kläffend winkte Deusexus mit der Pfote ab.
    Ich mochte es eh nie, ein Gott zu sein!

    Es geschah alles in einer Sekunde. Des Henkers Whore wollte gerade den Strick hochziehen, als Noels Dolch in seinen gefesselten Händen erschien. Sofort reagierte der trainierte Junge und schnitt sich die Fesseln wie auch den Strick um seinen Hals los. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Menge, sofort kamen zwei Wachen die Tribüne heraufgestürmt.
    Noel schwang seinen Dolch übermütig, offensichtlich die rechte Seite der Wache anpeilend, so dass diese ihre Verteidigung auf diese konzentrierte - Genau wie geplant. der rothaarige Junge verpasste ihm einen kräftrigen Knietritt genau in die linke Seite, jammernd stürzte der Mann von der Bühne.
    Die zweite Wache war schneller - Gnadenlos bohrte er seine Lanze durch Noels linke Schulter, der Bibliothekar kniff die Zähne zusammen. Schmerz war er gewohnt, aber das brutale Eindringen eines metallischen Fremdkörpers war dennoch ein göttergefälliger Pein. Mit einem eleganten Schnitt ins Bein brachte er den Mann zu Fall. Anschließend zog er sich die metallene Spitze der Speerwaffe aus dem Körper, es waren bestialische Schmerzen, aber er ertrug sie. Wie am Vorabend sprang er von der Bühne, mitten in die Masse an Leuten herein. Panisch fuhren die Dorfbewohner sogleich auseinander, doch eine Gestalt blieb wie angewurzelt stehen - Luise.

    Weitere wachen von überall näherten sich bereits.
    DEUS!

    Ja ja, schon dabei...

    Gerade, als die Männer Noel und Luise erreicht hätten, hielten sie inne. Um die beiden war sicherlich ein Fleck von etwa fünf Metern, und niemand konnte ihn betreten.

    Gut gemacht, Deus.
    Keuchend und am Ende seiner Kräfte stand Noel, sich die blutende Schulter haltend, vor der zitternden Luise, welche ihn mit einem seltsamen Blick ansah.
    Nun war es soweit.
    Einige Minutenlang beruhigte sich Noel. Schnell kehrte, ob Deus' Werk oder nicht, auf dem Platz wieder eine Totenstille ein und das Mädchen wie auch der blasse Mann sahen sich einfach nur in die Augen. Als er sich beruhigt hatte, begann Noel, gefasst zu sprechen.
    "Kleine Elfe..."
    Er lächelte sie an. Das ehrlichste Lächeln, dass er im Stande war, mit der schmerzenden Schulter hervorzubringen.
    "Erfüll mir einen... einzigen Wunsch, ja?"
    Stumm riss Noel sich das Hemd vom Leib, offenbarrte seinen dünnen, blassen und mit Narben übersäten Oberkörper. Anschließend ließ er sich, gleich einer Marionette, vor dem rothaarigen Mädchen auf die Knie fallen.
    Ihren Augen nicht eine Sekunde lang ausweichend fuhr die Hand mit seinem Dolch langsam zu ihr. Wieder ging ein Ruck durch die Umstehenden, verzweifelt versuchten die Wachen, zu ihm zu kommen, doch Irgendetwas hinderte sie daran.
    Was Noel dann aber tat, hatte wohl niemand erwartet:
    Ruhig umschloss er Luise' rechte Hand mit den seinigen, drückte ihr den Dolch in die Hand, bevor er monoton zu sprechen begann.
    "Töte mich."

    Das junge Mädchen rang sichtlich darum, die Fassung nicht zu verlieren. Ihre Gesichtszüge waren eine eisige Maske, die Noel reglos anstarrte.
    Aber unter all dem Eis, tief in Luises grauen Augen konnte man Zweifel erblicken. Und Angst. Angst vor dem jungen Mann, Angst vor der nahenden Zukunft... und vielleicht auch Angst vor dem, was sie selbst zu werden drohte. Doch selbst jene, welche die Furcht nicht in den Augen der jungen Apothekerin erkennen konnte - jeder konnte sie in ihrer Stimme hören. Eine dünne, zerbrechliche, bebende Stimme. Verzweifelt um Fassung ringend. Die Stimme eines kleinen Mädchens, das versuchte, erwachsen zu sein.
    "W-was soll das!? H-hast du n-nicht schon genug a-angerichtet?" Die Hände, welche den Dolch hielten zitterten leicht. "Musst du mich am Ende mit in den Dreck ziehen!?"

    Ein entschuldigender Blick huschte über Noels Gesicht, als er leicht den Kopf senkte und etwas traurig lächelte.
    "Natürlich, wie egostisch von mir, dir jetzt noch so etwas aufzubürden, kleine Elfe..."

    Er fuhr sich mit der anderen Hand entschuldigend durchs Haar wie jemand, dem etwas äußerst unangenehm war.
    Dann erschlafften seine Gesichtszüge wieder und er suchte Luise' Augen.
    "Luise. Ich bin vor zwei Jahren in dieses Dorf gekommen.
    Ich hatte bis dahin mein Leben nur in Finsternis verbracht... als ein Mörder der Sekte "Gottes Augen" habe ich hunderten Menschenleben ein Ende bereitet... aber ich wollte das nicht mehr. Ich wollte endlich frei sein und in Frieden leben. Also kam ich nach Düsterwald. Und ich traf dich."

    Ein warmes Lächeln umspielte Noels Lippen, als seine Erinnerung zurückfuhr zu jenem Tag im Sommer.
    "Du... warst regelrecht erschrocken wegen meinem Tatoo und meiner unheimlichen Erscheinung... aber recht schnell hast du mich, gemäß deinem sanften Wesen, wie einen Freund behandelt. Und ich, der ich an diesem Ort eigentlich nur bis zu meinem Lebensabend vor mich hinvegetieren wollte, erfuhr tiefste Glückseeligkeit durch ein Gefühl, dass ich bis dahin nicht kannte.
    Du hast mich... an diesem Tag an ein Lied erinnert, dass ich in meiner Kindheit geschrieben habe, weißt du? Ein Lied, welches in der Hölle, in der ich gefangen war, mein einziger Traum war..."

    Wieder zogen sich Noels Mundwinkel ein Stück höher, als er die Augen schloss und leise, beinahe flüsternd begann, ein Lied zu singen.

    Der Wolfsjunge mit rotem Haar
    Geboren aus der Dunkelheit
    Wo Trauer ward, nur Qual und Leid
    Tritt hinaus ans Dämmerlicht
    Wo Morgensonn‘ zwischen Ästen bricht
    Und Gesang drang an sein Ohr
    Lockt zaghaft sacht sein Herz hervor

    Geschwind lief er vom fremden Klang
    Betört des Waldesweg entlang
    Wie von selbst sein Lauf ihn führt
    Zu dem, was hat sein Herz berührt

    Zwischen Gräserhalmen, Sträucherstauden
    Konnte er seinem Blick kaum glauben
    In den blauen Wassermassen
    War des Liedes Quell zu sehn:
    Eine Elfe, so märchenhaft schön

    Mit grauem Aug lächelt ihn sie an,
    ihr Lachen ward sein Liebesbann
    „Mann der Nacht, komm her zu mir,
    lass den Tage in dein Herz,
    ich will heilen deine Wunden,
    lass vergessen dich den Schmerz!“

    Und er lief zum Ufer, hin zu ihrer Arm‘
    Ließ sich von der Liebe fang‘
    Er wollt' an ihrer Seite gehn
    Um zum ersten Mal das Licht zu sehn

    Auch nachdem Noel geendet hatte, öffnete er seine Augen noch nicht wieder. Erst nach einigen Minuten der seltsamen Stille sah er Luise wieder lächelnd wie ein kleines Kind ins Gesicht.
    "Du bist die Elfe, Luise.
    Ich liebe dich."

    Einige Sekunden herrschte Ruhe, doch Noel entschied, sie zu brechen.
    "Ich konnte es dir nie zeigen... ich bin einfach kein Mensch, der mit solchen Gefühlen groß etwas anzufangen vermochte, weißt du?
    Aber das war in Ordnung. Ich wollte dich nur beschützen. Dann wäre ich schon zufrieden gewesen.

    Aber wie uns die jüngsten Ereignisse zeigten, war ich auch dazu nicht in der Lage. Mehr noch, ich habe mir deine wertvolle Zuneigung verspielt, in dem ich wie ein Narr ein ums andere Mal irrte und deine Mitmenschen mordete."

    Ein schiefes Lächeln zog sich über Noels Gesicht.
    "Du hasst mich, kleine Elfe. Und das ist in Ordnung. So sollte es wohl schon immer sein. Nimm diesen Hass und beende mein Leben. Ich bitte dich darum, erfülle mir nur diesen einen Wunsch. Denn ich werde so oder so sterben, doch wenn, dann soll es durch deine Hand geschehen, auf dass sich mein einziger Traum doch noch erfüllen kann, bevor ich schlafe. Kleine Elfe, bekunde mir, der ich mich Held schimpfe, deine Zuneigung, indem du mich aus dieser Welt, die ich so hasse, befreist.
    Bitte, Luise."
    Sanft schloss Noel seine Hände etwas fester um Luise', drückte den Dolch etwas weiter an seinen Hals und nickte ihr lächelnd zu.

    Hass war in Luises Augen aufgeflackert. Egal, was für eine Antwort er ihr gegeben hätte, sie hatte ihm seine Worte zurückschleudern wollen. Mit all dem Hass, all der Verachtung, all dem hinuntergeschluckten Zorn, den ihr junges Herz angesammelt hatte.
    Aber dazu war es nicht gekommen.
    Noels Antwort hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen.
    Sie hatte ihm immer misstraut. Sie hatte ihm ihre Verachtung gezeigt. Seinen größten Schatz hatte sie in den Dreck geworfen.
    Aber... warum...
    Warum sagte er trotzdem solche Dinge zu ihr?
    Warum offenbarte er ihr solche Gefühle wenn er gleichzeitig von ihr verlangte, sein Leben zu beenden?
    Hätte irgendjemand ihr den Dolch am vergangenen Abend gegeben - Luise hätte ihn auf der Stelle in Noels Herz getrieben.
    Aber nun wollte sie das nicht mehr. Ihr glühender Zorn war abgekühlt - was blieb waren Gefühle von Bitterkeit und Zweifel.
    "I-ich kann d-das nicht...", flüsterte Luise, ihre Stimme kaum mehr als die eines jungen Mädchens erkenntlich. "W-wenn du mich liebst... m-mich b-beschützen willst... w-warum gehst d-du dann auch? W-wie all die a-anderen ...? U-und w-warum lässt d-du mich die K-klinge f-führen, anstatt e-es selbst zu tun!? Ihr Tonfall hatte scharf, bitter und hassvol klingen sollen. Doch Ihre Worte klangen erbärmlich wie eh und je.
    Sie hasste Noel. Er hatte ihr Vertrauen verlangt, sich zu ihrem Ritter erklärt - und hatte letztendlich nichts getan, um beides zu rechtfertigen.
    Warum also zitterte der Dolch in ihren Händen so sehr? Warum drängte eine innere Stimme, zu fliehen?
    Warum tötete sie ihn nicht?


    Abermals zwang sich Noel zu einem bitteren Lächeln, fühlte die kleine, zitternde Hand Luises'.
    "Besser ich als du. Vielleicht sterbe ich. Aber du überlebst. Mehr wollte ich nicht. Und zu mehr bin ich nicht nutze.
    Außerdem..." ,

    Noel senke mit geschlossenen Augen und einem verträumten Lächeln, gleich einem schlafenden Wolf, den Kopf und sprach im Flüsterton.
    "Selbst wenn dieser Körper zu Asche zerfallen würde, würde ich dich niemals verlassen.

    Wieder Stille. Traurig lächelnd blickte Noel dem Mädchen in die Augen, in denen langsam Tränen begannen, zu glänzen.
    Ob Tränen der Wut, Nervosität oder gar Trauer, wer wusste das schon?

    G-gehört es z-zu deinem T-traum, m-mich selbst ebenfalls i-ins Unglück zu stürzen!?"

    Noels Lächeln erstarb und seine Mimik nahm wieder die eines tieftraurigen, kleinen Kindes an.
    "Luise..." , noch fester umschloss er ihre Hand, ""ich könnte dir nie schaden wollen. Das könnte ich nicht!
    Alles, was ich getan habe, habe ich einzig mit dem Willen getan, dich zu beschützen!
    Du bedeutest mir ALLES, kleine Elfe!
    Warum verstehst du das denn nicht?!"

    Verbittert brach Noel ab. Er hatte die Fassung verloren und Luise angeschrien. Das erste Mal seit langem glänzten Tränen in seinen Augen, unterstrichen von leisem Schluchzen.
    Das sollte jetzt nicht passieren.
    "Es... es tut mir leid. Ich liebe dich, Luise. Und ich will, dass du das hier überlebst und zu einer großartigen Apothekerin wirst.
    Du hast mir so oft mit meiner Migräne geholfen, dass ich aufgehört habe, meine Besuche zu zählen... jetzt hilf mir. Ein allerletztes Mal. Hilf mir, einzuschlafen, kleine Elfe."

    Mit einer schweren Endgültigkeit schwieg Noel und drückte Luise' Hand mit dem Dolch lächelnd ein letztes mal an seine Kehle, dunkle Tränen bedeckten sein kalten Wangen.
    Es vergingen einige Minuten, doch Unsicherheit tobte in ihren Augen.

    Sieht aus, als wäre der Moment des Abschiedes gekommen, Knirps.

    Mit dankbarem Lächeln wandte Noel seinen Blick unmerklich dem Wolfsgott neben sich zu.
    Ja. Danke für Alles, Deus. Und verzeih mir, dass ich dir so viel Ärgernisse aufgebührdet habe, und du wegen meinem Egoismus letztendlich sogar deinen Götterposten verlierst.


    Pff! Wie gesagt, ich war des Deus sein ohnehin lange überdrüssig. Mach dir da mal keine Sorgen.

    Du warst immer wie ein Vater für mich, weißt du? Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte.


    Gute Güte, nun hör aber auf, so geschwollen daherzureden, da kommt mir ja Bambi wieder hoch.
    Vielleicht ist das kein Lebewohl. Aber wenn du Glück hast, Bursche... wird dein Traum noch wahrhaft in Erfüllung gehen.


    Du scheiß Köter stehst immer noch auf Geheimnistuerei, was?

    Feixend sahen sich die beiden in die Augen, bevor Deus schließlich ohne weitere Worte davonschritt.

    Wie, um sich wachzurütteln, schüttelte Noel den Kopf, löschte seinen Tränen vom Gesicht und atmete tief aus.
    Nungut...

    "Luise."

    "Huh?"
    Das Mädchen schreckte wie in Gedanken auf, überrascht von Noels ruhigem Tonfall.

    "Eines solltest du noch wissen. Ich habe deine Mutter vergewaltigt. Dutzende Male, in einem kleinen Wäldchen unweit von hier."
    Nun sollte seine Fähigkeit, zu lügen und zu schauspielern, also doch noch nützlich sein. Lasziv leckte Noel sich die Lippen unsd grinste die Elfe an.
    "Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut sie sich angefühlt hat. Und wie das Miststück dabei gestöhnt hat. Ehrlich, das war unbeschreiblich.
    Danach habe ich sie getötet und ihre Leiche verbrannt. Nur so fand ich in dieses Dorf.
    Dank dieser ••••••••."

    Und mit diesen Worten schloss Noel die Augen, atmete ein letztes Mal tief ein, und machte sich bereit, zu schlafen.

    Einen Moment lang sagte Luise gar nichts. Stumm blickte sie nur den jungen Mann vor ihr an.
    Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme wieder ruhig. Und ihr Lächeln war traurig. "Du... du bist ein Lügner, Noel. Meine Mutter verschwand erst vor einem Jahr. Und sie ist tot, das weiß ich. Aber nicht du bist dafür verantwortlich..." Sie fügte mit einem leisen, nur für sie beide hörbaren, Wispern hinzu: "... sondern ICH. Du hasst vergessen, dass Elfen Kreaturen der Nacht sind."
    Doch diese Geschichte würde sie nicht jetzt erzählen.

    Noel öffnete seine Augen nicht wieder, noch verlor er die Fassung. Doch das Gesagte wiegte schwer.
    Also hattest sogar du... also hatte selbst meine kleine Elfe eine schwere Last zu tragen. Und ich habe es nicht bemerkt.
    Narr.


    Noels Worte hatten nicht den gewünschten Effekt gehabt. Es Luise nicht in eine rasende Furie verwandelt, welche nur noch Mordlust kannte.
    Aber sie war an etwas erinnert worden.
    Daran, dass niemand mehr da war.
    Daran, dass nichts ihre eigene Schuld reinwaschen konnte.
    Und daran, dass ein weiterer Tod auch nichts mehr ausmachen würde.
    Luise fühlte kein Mitleid mehr. Nur noch die gähnende Leere in ihrem Herzen.
    Noel würde sterben. Durch ihre Hände. Aber sie wollte ihm nicht zu viel Genugtuung gewähren.
    "Du bist dumm...
    Du wirst sterben und danach nichts mehr sehen, hören und fühlen.
    Also kann es dir auch egal sein, was mit mir geschieht... und du kannst einfach betonen, wie sehr du mich liebst und für mein Bestes hoffst.
    Aber... es gibt keinen Platz für mich. Alle, die mir jemals wichtig waren sind fort. Ich... ich habe keine Hoffnung, sie wiederzusehen. Mit meinen blutbefleckten Händen werde ich nicht ins Himmelreich eintreten können. Seine Pforten werden mir verschlossen bleiben.
    Und was bleibt mir im Leben übrig? Bald... vielleicht noch heute Nacht werden die Lumianer zuschlagen. Und sie werden das ganze verbleibende Dorf niedermetzeln. Vielleicht werde ich auch die letzte sein, die hingerichtet wird. Und vorher noch alles mitansehen.
    Aber am Ende werde auch ich eine verrottende Leiche sein.
    So viel also zu deinem Heldentum."

    Mit einer plötzlichen Handbewegung stieß sie den Dolch in Noels Körper.
    Und während er ihr röchelnd in die Augen sah, fügte Luise mit kalten Augen und bitterer Stimme hinzu: "Träum etwas Schönes!"

    Warmer Lebenssaft floss aus Noels Kehle, als er fühlte, wie die Kälte des Todes seinen Körper in ihren eisigen Griff nahm.
    Seine kleine Elfe war zutiefst unglücklich. Doch er würde sie nicht verlassen. Niemals.
    Ich komme zurück, Luise. Und dann erschaffe ich dir ein Zuhause.

    Doch für nun, war es Zeit, zu schlafen. leblos stürzte Noels dürrer Körper zu Boden, langsam sanken seine Augenlider, ein leichtherziges Lächeln war auf seinem Gesichte eingraviert, so als würde er friedlich einschlafen.
    Mama. Valan. Luise.

    Die lächelnden Gesichter dreier Menschen vor den Augen driftete Noel de'chrones'tulem ruhig ab und versank schlummernd in den tiefen eines schwarzen, stillen Meeres, nach so langer Qual endlich von seinem Leid befreit.





    The World of Midnight

    Someday I want to run away
    To the world of midnight
    Where the darkness fill the air
    Where it's icy cold

    Where nobody has a name
    Where living is not a game
    There, I hide my broken heart
    Dying to survive

    There, no one can see me cry
    The tears of my lonely soul
    I'll find peace of mind
    In the dark and cold world of midnight







    Der Schwätzer, ein guter Bürger war gestorben.

    Geändert von Holo (09.04.2013 um 17:01 Uhr)

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