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Thema: Das Dorf Gottes 2-Tag 3

Baum-Darstellung

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  1. #5
    http://www.youtube.com/watch?v=sWAuh...=results_video

    "Noel ist dein Name, richtig Junge?"

    "......"

    "Jetzt, wo dieser dreckige Verräter nicht mehr da ist, werde ich dich das Morden lehren. Verstanden?!"

    "......."

    "Valan war zu weich. Er hatte die falschen Ideen von dem, was wir tun. Du darfst unsere Ziele nicht als Menschen ansehen. Sieh in ihnen einzig die Dämonen, die wir von dieser Welt tilgen. Sieh in ihnen nur dein Ziel und töte! Töte immer weiter, bis diese Welt ein wundervoller Ort voll von Frieden und Licht ist!"

    "...töten... ist nicht unsere Aufgabe."

    "Wie bitte?!"

    "Unsere Aufgabe ist es, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Nicht zu töten.





    Ich glaube, solche Sätze waren es, mit denen es anfing.
    ... nein, es begann wohl schon mit Valans Tod.
    Ich weigerte mich, weiter für die Organisation zu töten.
    mehr noch, ich wollte austreten. Schließlich war das Einzige, dass mich dort hielt, mein Bruder gewesen. Ohne seine Prämisse, sein Ideal, wollte ich nicht mehr morden. Ich würde keine Teufel mehr in die Hölle zurückschicken, ich würde Menschen umbringen. Und auch, wenn ich die Menschen zu diesem Zeitpunkt schon verachtete, hasste ich sie nicht. Traurigerweise war ich ein effektiver Killer. Einer der besten überhaupt. Also halfen sie meiner Motivation nach.


    Hm... ich kann mich erinnern, warum ich düstere Tage so mag. Ich habe schließlich nie etwas anderes gesehen als hohe, graue Wände und eine immerschwarze Decke. Ich wollte nicht morden und habe mich geweigert, den Männern als Killer zu dienen. Also haben sie mich nächtelang mit Eisenknüppeln und Hammern halbtot geprügelt, bis ich vor Schmerzen nicht mehr einschlafen konnte und blutiges Pipi nur so aus mir herausfloss.

    Anfangs habe ich Deus, der mein einziger Freund war, gefragt:
    "Warum? Warum mutet Gott mir so eine Hölle zu?
    Warum hasst er mich so sehr, dass er mich derartig leiden lässt?"

    Doch er antwortete nicht.

    Aber irgendwann verstand ich es. Die Männer von Gottes Augen zerrten andere Kinder vor mich, und ich habe sie immer wieder mit einem Schläger verprügelt, bis sie sich nicht mehr rührten.

    Und alle lachten. Also lachte auch ich. Nur Deus lachte nie...
    Und dabei dachte ich mir: Das hat alles System, genau so funktioniert die Welt.
    Gott möchte, dass wir töten, damit wir weiterexistieren können. Wenn Gott uns dafür geschaffen hat... dann liegt der einzige Sinn unserer Existenz darin, zu töten.
    Immer weiter böse Menschen ermorden, damit diese Welt noch schöner wird!

    Es ist nichts Schlimmes, zu töten. Es ist ein perfekter Kreis, der die Welt in Bewegung hält. Darum fand ich es nicht mehr furchtbar.
    Blutgeruch, Schmerzensschreie, das wundervolle Geräusch von berstenden Knochen, die liebevolle Wärme innerer Organe...
    all das lernte ich zu lieben!






    Mit stechenden Kopfschmerzen erwachte Noel in seinem Bett, erschöpft lehnte er mit dem Rücken an der Wand, hielt sich mit der Hand seine erhitzte Stirn.
    Ruhig atmete er einige Sekunden durch. Seine Alpträume waren in den letzten Tagen wieder schlimmer geworden. Dabei dachte er, als er nach Düsterwald gezogen war, sie wären endlich vorbei.

    Still dachte er über seinen Traum nach. Über die Bilder längst vergangener Tage. Die Bilder von Gewalt und Finsternis.

    "... Was war ich damals doch dumm."


    Nach einigen Minuten hatte sich der junge Mann angekleidet und nahm abwesend eine mahlzeit in seiner kleinen, spährlich eingerichteten Küche zu sich. Deus war gerade nicht hier, vielleicht streunte er irgendwo in den umliegenden Wäldern herum. Mit tiefen Augenringen und eingefallenem Gesicht sah Noel sich ein letztes Mal in seinem kleinen Haus um, bevor er aufstand.
    Es war vielleicht nicht schön. Doch es war für zwei Jahre seine Heimat in einem friedlichen Dorf gewesen. Die einzigen zwei Jahre seines Lebens, die er hatte genießen können.
    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf zog sich noel seinen Mantel über, goss eine klarsichtige Flüssigkeit aus einer kleinen Flasche über den Holzboden seiner Küche und ließ beim verlassen des Hauses ein Streichholz fallen.

    Die lodernden Flammen, die wenige Minuten später fast den gesamten Bau verzerrt hatten, erschienen ihm so wunderschön endgültig. Kränklich lächelnd wandte er sich ab und setzte sich Richtung Dorfmitte in Bewegung, sinnierte etwas über das, was nun noch kommen würde.
    Er würde nicht in Düsterwald bleiben, soviel war sicher. Und mit Luise Konrad zu suchen, war ebenfalls entfallen. Natürlich... für ihn gab es kein Glück. Es war töricht, das anzunehmen.
    Doch wo sollte er hin? Wieder durch die Lande ziehen und eine neue Heimat suchen?
    Nein, keinesfalls... die kleine Elfe war hier. Er konnte sie nicht vergessen.
    Also blieb nur eine Möglichkeit. Er musste einen Schluss-Strich ziehen.

    Auf dem Dorfplatz angekommen, war die erste Emotion, die Noel empfand, Verwunderung. Es war Totenstill, abgesehen von dem starken Wind, der durch die Straßen wehte, war keine Menschenseele zu sehen. Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Alarmiert näherte Noel sich dem Schild - Um eine erste Leiche zu entdecken. Wenn man es noch so nennen konnte.

    Der Körper Rekons' war fast vollständig zu blauem Sternenstaub zerfallen. Nur seine Brust, Hals und Kopf waren intakt, ein schockierter Gesichtsausdruck spiegelte sich in seinen Augen wieder. Ein Lumianer.

    Der unauffällige Kerl also... ich habe ihn nicht einmal wahrgenommen. Gut gespielt, Abschaum. Und dch wohl nicht gut genug, wurdest du ja offensichtlich von deinen eigenen Mannen Schachmatt gesetzt. Welche Ironie.

    Neben ihm lag die Leiche von Patricia Andars.
    Kein Verlust.
    Als nächstes wanderte Noels Blick ungerührt von Rekons Tod zum Schild - Tyrell war der neue Hauptmann. Der Neue? Offensichtlich war Ross ein Inquisitor des Königs.
    Soso, Ross... nun, glücklicherweise warst du tatsächlich kein Lumianer. Ich hoffe, du bist wohlauf, Kerl. Inquisitoren kann es nie genug geben.

    Gleichsam war Tyrell vom Schwätzer nominiert wurden.

    Die letzte, interessante Information war, dass ein guter Avatar, Viktoria, geflohen ist. Warum auch immer.
    Das sieht nicht gut für uns aus.

    "Das tut es in der Tat nicht, Noel."

    Ruhig wandte Noel sich um. Deus' Stimme erkannte er sofort. Dass sein Gesicht darauf die Züge verlor und er zurückschreckte, war weniger erwartet. Vor ihm stand ein Mann mittleren Alters, er hatte ziemlich verwahrloste Kleidung und einen kurzen, grauen Kinnbart, welcher seine unordentliche, ergraute Mähne unterstrich. Ein angedeutetes Lächeln mit spitzen Zähnen verriet Noel, dass es tatsächlich sein alter Freund war.
    Nach wenigen Sekunden hatte der rothaarige Bursche seine Fassung wieder und beäugte seinen Gegenüber mit einer Mischung aus Verwunderung und Amüsement.
    "Dem wolfsein überdrüssig geworden?"

    "Posauns' nicht heraus, was ich hier mache, ist ein fataler Regelbruch."

    Stumm wandten sich die beiden wieder dem Schild und der Leiche zu.
    "Ein Regelbruch? Warum bist du überhaupt in dieser Gestalt hier?"

    "Um dir einige Dinge zu erklären. Wir sind jetzt in der Endphase des Spieles. Wie du gemerkt haben dürftest, ist das Dorf tot."

    "Es ist... stiller."

    "Das haben wir so gedreht. Unbewusste Manipulation, sämtliche Dorfbewohner sind geflohen. Nun sind nur noch die überlebenden Avatare hier.
    Das wären du, Tyrell, Goldlöckchen, Peter und Luise.


    Noel schwieg einen Moment. Düsterwald war also tatsächlich an seinem Untergang angekommen, egal wie das Spiel ausging. Verdammte Deuses.

    "Noch fünf also... wie viele Lumianer?"

    "Zwei. Außerdem der Schwätzer und der Alchemist. Und ein Bürger."

    "Wirst du sie mir verraten?"

    "Bedaure. Dass ich dir überhaupt schon so viel erzähle, wird mich meinen Kopf kosten, so es herauskommt. Aber eines kann ich dir verraten."

    "Und das wäre?"

    "Der, den ihr Schwätzer nennt. Er steht vor dir."

    Noels Augen weiteten sich für einen Moment.
    "Bitte?"

    "Exakt. Das Roulette der Deuses ließ dir diese Rolle zukommen. Ich war so nett und hab dir das abgenommen."

    Kurz wollte Noel seinem Impuls folgen, Deus das Gesicht mit der Faust zu massieren. Aber wenn er es genau bedachte, war es ihm so sogar recht. So musste er selbst sich nicht die Mühe machen.

    "Aber tust du das nicht mit Wissen über die Lumianer? Und warum hast du MICH nominiert, Fellfresse?!"

    "Nein. Ich habe Nominierung 1 und 3 vollkommen nach Zufall getroffen. Und was dich angeht... du lebst, nicht wahr? Das war der Sinn."
    Deus grinste geheimnisvoll und Noel entschied, es dabei zu belassen. Was kümmerte es ihn jetzt noch.

    "Erzähl mir etwas über die vier Avatare dieser Nacht."

    Sofort leistete Deus der Anweisung folge und ratterte mechanisch eine Aufzählung herunter.
    "Rekon. Einfacher Lumianer. Aufgedeckt von Ross, ermordet durch die eigene Seite.

    Viktoria. Floh in den Wald, wurde von meinen Wölfen zerfressen und getötet.
    Guck nicht so, das musste ich wegen den Regeln tun!

    Patricia. Heiler. Getötet durch die Lumianer.

    Ross. Wie es da steht, er war ein Inquisitor des Königs. Begab sich zurück zur Hauptstadt."


    Soweit nicht viele, neue Erkenntnisse.
    Also, wir sind nun noch fünf... Und Luise geht es gut. Das ist das Wichtigste.
    Tyrell... Lumi... Peter...

    Nach Ausschuss würde ich sagen, Tyrell und Peter.
    Doch Lumi... sie hat... sie hat Brunhild nominiert. Könnte das etwas bedeuten?
    Und Tyrell wurde als neuer Hauptmann gewählt... kannte Ross seine gute Gesinnung?


    "Was wirst du tun, wenn es zuende ist, Noel? Das Spiel."

    "Huh?"
    Noel schreckte aus seinem Gedankengang auf, die Frage kam unerwartet.

    "Nun, immerhin... werden auch wir uns bald voneinander verabschieden. Das Spiel ist dann zuende und meine Existenz hier nicht länger vonnöten."

    "...hmh."
    Das wurde Noel herade zum ersten Mal richtig klar.
    Sein bester Freund und einziger Begleiter würde ihn bald verlassen.
    Vielleicht hatte er ihn oft als nervig und störend empfunden, aber Noel konnte nicht leugnen, dass er in den vergangenen Jahren noch öfter sehr glücklich war, den sarkastischen Gott bei sich zu haben.

    "Ich... weiß noch nicht genau. Ich habe bei diesem Spiel auf ganzer Linie versagt, in allem, was ich versucht habe. Doch das ist egal, es zählt nicht. Denn dabei, Luise zu beschützen, werde ich nicht versagen.

    "So? Du hast das Mädchen immer noch nicht aufgegeben?"

    "Das Dorf ist nicht mehr. Es gibt niemanden mehr, der die kleine Elfe beschützen könnte. Und ich brauche ihre Zuneigung nicht, um sie zu beschützen. Du weißt es doch, oder Deus?
    'Der Held und die Elfe'... ich habe dieses Lied geschrieben, um es wahr zu machen.
    Entweder das, oder... ich werde gehen, sobald ich sicher bin, dass Luise behütet aufwachsen kann."


    "Hmr... verstehe. Alter Idealist.

    "Hm!"
    Noel grinste entspannt.
    "Verschwinde, bevor ich dich den Flöhen zum Frass vorwerfe."

    "Nun, dann... wir sehen uns später."

    Und im nächsten Moment, nur kurz hatte Noel nicht hingesehen, war der Mann verschwunden. Stumm wanderte sein Bick zum immergrauen Himmel, als er die Augen schloss und für einen Moment die Stille, welche nur durch den sanften Klang des Windes unterstrichen wurde, genoss.

    Geändert von Holo (07.04.2013 um 22:37 Uhr)

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