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Ehrengarde
Brunhild hielt in ihrer Putztätigkeit inne, als Ross tatsächlich begann, ihr zu unterstellen, sie würde etwas mit der Sekte zu tun haben, deren Namen sie nicht einmal aussprechen konnte. Ungläubig starrte sie ihren Hauptmann an, dessen Worte ihren Verdacht nur vertieften.
“Es ist also dumm für sich selbst zu stimmen, um andere vor einer Fehlentscheidung zu schützen, weil man sich nicht sicher ist. Hauptmann, sie hätte sich still enthalten könne, so wie ich es feige getan habe, ob der Reaktionen, die es bei Merete hervorgerufen hatte. Enthaltungen bekunden wohl eindeutig, dass man sich bei etwas nicht sicher ist. Und wie wir alle wissen, gelten in unserem Dorfe Enthaltungen als Stimmen gegen ein selbst! Also verurteilst Du solch tugendhaftes Vorgehen, offen einzugestehen, dass man etwas nicht weiß, als dumm? Weil Du selbst gestern nicht den Mut aufgebracht hattest, Dein „Unwissen“, welches ich immernoch anzweifle, als Stoppzeichen dafür zu verwenden, Jemanden womöglich unschuldig zu verdammen, sondern einfach auf gut Glück irgendjemanden zu wählen.
Wie kannst Du nur sagen, dass so etwas dumm wäre und derjenige dann auch noch selbst Schuld wäre, wenn er gehängt wird? Deine Worte klingen, als ob Dir vollkommen egal wäre, ob Unschuldige sterben oder nicht. Niemand sollte schuldlos sterben, niemand. Merete hatte dieses traurige Schicksal ereilt, und unsere gute Schwester Maria ebenso.
Und jetzt“ , die Wirtin erhob sich, “ beginnst Du auch noch, mich als eine Lumpozinerin zu bezichtigen, weil Dir meine Worte nicht gefallen haben? Denke eine Sekunde darüber nach. Und vor allem, mit der Bürste in der Hand deutete sie auf die Blutspure, die quer durch die Schankstube verlief, “schau Dich hier genau um. Wenn ich wirklich etwas mit den Sektenheinis zu tun hätte, wäre ich extrem blöd, in meinem eigenen Heim- und Arbeitsplatz solch eine Verschmutzung anzurichten. Die nonnigste aller Nonnen hatte die Nacht bei mir im Zimmer genächtigt, weil sie vor Schuldgefühlen ob Meretes Tod nicht mehr in’s Kloster wollte. In meinem Zimmer wurde sie brutal ermordet und dann durch diese Stube auf den Dorfplatz getragen, das sieht man offenkundig. Die Sache ist nur die, dass außer Maria und mir Niemand wusste, dass sie mein Zimmer für die Nacht bezogen hatte. Was heißt…, ihre Stimme begann zu beben, ihre Augen wurden feucht. „w-was heißt, dass nicht sie das eigentliche Ziel der Sekte gewesen sein konnte, sondern ich, außer, wie Du wohl denkst, dass ich wirklich so unsagbar dumm bin, und ein Blutbad in meinem eigenen Haus anrichte. Weißt Du eigentlich, wie sehr es mich belastet, dass Maria wohl nur sterben musste, weil sie in dem Bett gelegen hat, in dem ich hätte liegen sollen, um gerichtet zu werden???
Sei nicht so schnell mit Gegenbeschuldigungen bei der Hand, die Du kaum begründen kannst, nur weil man anfängt, Dich in Zweifel zu ziehen… unser alter Hauptmann hätte das nie getan.“
Immernoch am ganzen Körper zitternd beobachtete sie Lumi bei ihrem Treiben und wünschte sich Konrad oder zumindest ihren nichtsnutzigen Köter an ihrer Seite. Als ihre Untermieterin erwähnte, dass ihr Stallbursche "verflucht" sei, begann in ihrem Kopf einer endlos langsamer, unangenehmer Prozess des Verstehens, was der Gesichtsbemalte vorhin mit Verlust gemeint haben mag.
Geändert von Mephista (03.04.2013 um 15:08 Uhr)
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