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Thema: Das Dorf Gottes 2-Tag 2

Baum-Darstellung

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  1. #23
    Die noch etwas perplexe Brunhild besah die beiden noch eine Weile mit ziemlich dämlichem Gesichtsausdruck. Nun, wenn Noel so darüber nachdachte, war das bei ihr Dauerzustand. Sich wie ein kleiner, unreifer Junge das Grinsen verkneifend, wartete er ihre nächsten Worte ab.

    Es kommt gar nicht in Frage, dass ich Geld dafür annehme, Euch beide hier aufwärmen lassen. Zu Essen und zu Trinken gibt es hier jedenfalls reichlich, da zauber ich Euch schon schnell was zusammen…
    Da schoss das beleibte Weib schon von dannen. Zeche prellen? Nein, das war etwas, dass Noel überhaupt nicht mit seiner Einstellung und Würde vereinbaren konnte, dreimal nicht, wenn seine kleine Elfe dabei war. Also ließ er, bevor Brunhild außer Griffweite war, ein kleines Säckchen Silbermünzen in ihre Rocktasche gleiten. Wahrscheinlich einiges zu viel, aber der Abend war ja noch lang. Nach wenigen Uhrenschlägen kam sie wieder heran, drückte Noel einige widerlich verfilzte Decken in die Hand.
    Nimm die schonmal mit nach unten, vielleicht wollt Ihr euch dann noch zusätzlich wärmen… Komm, mein Kind..
    Behutsam legte sie Luise eine Hand auf die Schulter und machte sich auf in ein Gästezimmer.

    Hey, hey, Noel, lass uns hinterherschleichen, vielleicht bekommen wir einen Blick auf... du weißt schon... Hast doch sicher Lust, alter Steche-


    Hast du es so eilig, zu sterben?
    Ich hatte nie ernsthaft das Bedürfnis, dich zu töten, aber jetzt gerade im Moment bin ich wirklich kurz davor, es zu wollen.


    Einige Sekunden lang sah Deus enttäuscht der kleinen Luise hinterher, bevor er grummelig die Ohren sinken ließ und Noel wie als wäre er sein Herrchen, ins Erdgeschoss hinterhertapste.

    Einen Augenblick noch…


    Mondgesegneter Saix, was denn jetzt noch?!
    Genervt verdrehte Noel die Augen, bevor er sich ein weiteres Mal zur redseligen Wirtin umdrehte.

    “Hier, die gehörten meinem alten Vater. Sind schon lange nicht mehr getragen worden, aber meine Mutter hatte sie bis zu ihrem Tod immer in Stand gehalten und gepflegt. Du musst sie nicht anziehen, aber an Deiner Stelle würde ich die nassen Sachen nicht anlassen…“
    Lächelnd warf sie ihm ein Bündel Kleider zu und Verschwand in einem der Zimmer. Einen Moment hielt Noel die Sachen zwischen zwei Fingerspitzen und beäugte sie wie einen Haufen Krokodilscheiße - nun, zumindest rochen sie in etwa so. Kopfschüttelnd öffnete er die Tür, die ihm am nächsten war - das Abort - und warf ohne hinzusehen die Kleider hinein. Ein kurzes Platsch mögen einem Zuschauer eine Ahnung gegeben haben, wo sie gelandet waren. Ein passender Ort, wie Noel zufrieden befand.

    Eine ganze halbe Stunde verging, Noel hatte es sich an einem der Tische gemütlich gemacht, während Deus sein Fell am Kamin wärmte. Dann, als der rothaarige Junge sich schon anfing zu fragen, ob Brunhild seine kleine Elfe entführt hatte, kamen die beiden die Treppe hinunter, Luise war gekleidet in ein bezauberndes Herbstkleid. Es sah an ihr einfach wundervoll aus und betonte mit seinen braunorangenen Tönen perfekt ihre Haarfarbe, nun war sie wirklich eine Kleine Elfe. Schwach lächelnd und mit gesenktem Kopf setzte sie sich ihm an den Tisch, als Noel ihr grinsend etwas ins Ohr flüsterte.
    Das steht dir ungemein, kleine Elfe.
    Du bist märchenhaft schön.


    Luise, die unter seinem Kommentar mit brennendem Gesicht zusammenzuckte war kein Vergleich zu Deus, welcher am Kamin lag und mit seiner linken Pfote auf seinen offenen Mund deutete als würde er sich erbrechen müssen, woraufhin Noel ihm einen ganz bestimmten Finger zeigte.

    Schließlich kam die Wirtin an den Tisch, sie zu... nun... bewirten.
    Es betrübt mich, Dir sagen zu müssen, dass das Haus keinen Schwarztee führt, da dieser sehr teuer ist. Der Herr möge sich hoffentlich mit gesüßtem Kräutertee zufrieden geben, der ist sowieso besser gegen die Kälte und Nässe…

    Noel war der gehässige Unterton nicht entgangen, kalt lächelnd nahm er Brunhild die Sachen ab.
    "Oh, kein Problem, ich liebe süße Sachen.
    Und nun... habt ihr nicht noch etwas zu tun? Da wartet eine Pfütze vergorrenen Blutes auf euch."

    Sein Lächeln war so falsch und seine Stimme so süffisant fröhlich, dass Noel sich dafür selbst applaudieren wollte.
    Mit hochrotem Kopf sauste die Wirtin von dannen, und so konnte Noel, nachdem er einen Schluck des Tees genommen und dessen Geschmack affektiv mit "Kamelpisse" verglichen hatte, mit Luise über das vor ihnen Liegende sprechen.
    "Kleine Elfe..." ,
    Lächelnd legte Noel seine blasse Hand auf die Ihrige, "wir sollten jetzt über die Nominierungen dieses Abends sprechen. Ich möchte dir erklären, wen und warum ich nominiere..."

    Das Kleid, in welches man Luise gesteckt hatte war in der Tat viel zu groß. Allerdings war es wundervoll warm und Brunhild hatte gute Arbeit geleistet, es mit einigen Bändern zurecht zu zurren.
    Außerdem hatte es einen angenehmen, tröstlichen Geruch.
    Und das war ihr mehr als genug. Dafür nahm sie sogar in Kauf, dass der Farbton ihr wirres, rotes Haar so sehr betonte.
    Es war Luise im Augenblick egal, wie man sie sah. Ihre Gedanken wanderten.
    So sehr sie auch an etwas Angenehmeres denken wollte, immer wieder kam sie zurück zu der Frage, wer für all die schrecklichen Geschehnisse im Dorf verantwortlich war.
    Wer waren diese Lumianer, die Maria auf so schändliche, feige und unwürdige Weise ein Ende bereitet hatten? Waren sie auch für das Gerede über Konrad verantwortlich? Und wie viele gab es überhaupt von ihnen?
    Stumm nahm Luise das Kreuz zwischen ihre Finger und betrachtete es. Es war dabei gewesen, als Marias Mörder zugeschlagen hatten. Wenn es nur eine menschliche Stimme hätte, dann könnte es ihr Antworten geben.
    Aber Kreuze sprachen nicht. Sie waren lediglich leblose Gegenstände, welche den Glauben an Gott symbolisierten. Und der Vater, dem ihre Träger dienten, sprach selten in direkten Worten zu seinen Kindern.
    Luise würde ihre Antworten selbst finden und womöglich erkämpfen müssen. So sehr es ihrer Natur auch widersprach.

    Schweigend war sie der Wirtin nun in den Schankraum gefolgt. Nachdem Brunhild sie an einen der Tische geführt hatte, wurde das Mädchen jäh aus seinen Gedanken gerissen, als es Noels leise Komplimente in ihrem Ohr vernahm.
    Erschrocken und mit rotem Gesicht zuckte Luise zusammen. Schnell versteckte sie ihre plötzlich zitternden Hände in den Falten des Kleids. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Noels Grinsen beunruhigte sie und die vertrauliche, nahe Art, mit der er seine Worte sagte wollte ihr gar nicht gefallen. Die ganze Situation war ihr auf einmal unangenehm.
    Starr saß Luise auf dem Stuhl, den Kopf gesenkt. Angespannt bemühte sie sich, ihre Nervosität für sich zu behalten.
    Es schien ganz gut zu funktionieren, Noel kommentierte ihr Verhalten nicht. Stattdessen konnte Luise aus dem Augenwinkel sehen, wie er immer wieder zum Kamin schaute. Einmal meinte sie sogar, dass er eine Handgeste in diese Richtung machte. Genau erkennen konnte sie es jedoch nicht. Abgesehen davon, dass niemand sonst im Raum war.
    Schließlich kehrte Brunhild mit dampfenden Suppenschüsseln und außerdem heißen Tee zurück.
    Mit leisen Worten bedankte Luise sich. Sie schienen aber in dem kleinen, alles andere als freundlich klingenden Dialog zwischen der Wirtin und dem Bibliothekar unterzugehen.
    Noch immer nervös nahm Luise einen Schluck des angenehm duftenden Tees und entspannte sich ein wenig, als sie spürte, wie die Wärme sich in ihrem Mund ausbreitete.
    Als sie sich dann an die köstliche Suppe heranmachte, brach Noel auch schon das unangenehme Thema an, dass Luise schon eben verfolgt hatte.
    Sie wusste, wie wichtig es war, darüber zu sprechen. Dennoch wurde ihr Blick etwas starrer, als Noel von seiner Nominierung berichten wollte.
    Mit leiser, gedrückter Stimme erwiderte sie: "Es... es bleibt wohl keine andere Wahl, nicht wahr?" Es schmerzte sie, eingestehen zu müssen, dass mindestens einer unter all den freundlichen Dorfbewohnern zu dieser schrecklichen Sekte gehörte. Aber nach dem heutigen Tag musste Luise mit dem Schlimmsten rechnen.

    Wieder keimte das vertraute Gefühl des Mitleides in Noel auf, wieder sanken seine entschlossenen Augenbrauen in sich zusammen. Mit ruhigem, verständnisvollem Tonfall flüsterte er auf Luise ein.
    "Luise..." ,
    er lächelte schmerzlich, "Menschen tragen Masken. Ich bin das beste Beispiel dafür. Ich habe mein Leben lang eine Maske getragen und auch dich getäuscht."
    Etwas Bedauerndes lag in Noels Stimme, aber er gab Luise keine Zeit, darüber nachzudenken.

    "Du magst es mir glauben oder nicht: Ich schätze dieses Dorf als Heimat unsagbar. Es wird mir schwer fallen, es einst mit dir zu verlassen, da wir aufbrechen, Konrad zu finden. Und so kann ich dir versichern, dein Schmerz, wenn du mit dem Gedanken schwanger gehst, einen Dorfbewohner zu nominieren, ist mein Schmerz.
    Ich tue es nicht gerne... aber ich will die Lumianer richten.
    Um dich zu beschützen, verstehst du?
    Dafür ist mir jedes Mittel recht.
    Jedes."
    Ruhig ließ er seine Worte auf die kleine Elfe wirken, er hatte penibel darauf geachtet, sie nicht zu bedrängen oder zu offensiv zu reden.
    Er stand Luise jetzt näher, aber das bedeutete gar nichts. Er war ihr Schutz, nichts weiter. Das musste Noel sich vor Augen halten.

    Nach einigem Zögern sah sie ihm in die Augen, atmete tief aus und begann mit ihrer melodischen Stimme, zu flüstern.
    "Also gut... was glaubst du?" Aufmerksam betrachtete sie Noel und wartete seine Antwort ab.

    Noel lehnte sich in seinem Stuhl zurück, schloss die Augen und erschuf wie immer, wenn er nachdachte, ein Schachbrett in seinem Kopf. Zug um Zug bewegten sich die Figuren, Schwarz gegen Weiß, A gegen B, Dorf gegen Lumianer. Bis er am jetzigen Zeitpunkt angekommen war und sein Gegner offensichtlich schien.
    Ruhig begann er, zu sprechen.
    "Luise. In meinen Jahren als... als Soldat konnte ich viel über die Menschen lernen. Menschenkenntnis ist sehr wichtig in einem solchen Spiel. Doch glaube meinen Worten, wenn ich dir sage, dass man kein Experte sein muss, um zu sehen, dass Tyrell den Lumianern angehört.
    Es ist eher, gelinde gesagt, unbeschreiblich offensichtlich."


    Luise wollte schon aufgeregt etwas erwidern, als Noel ihr, sich selbst in Gedanken dafür ohrfeigend, eine Hand vorhielt und ihr das Wort abschnitt.
    "Warte. Bevor wir weiter darüber reden, beantworte mir eine Frage. Ich möchte, dass du nur mit Ja oder nein antwortest. Versprichst du mir das?
    Stumm wartete er, bis sie nickte.

    "Sag mir, Luise... vertraust du mir?"
    Und mit diesen Worten ließ Noel sich ruhig in seinen Stuhl zurückfallen.

    Luise war bei seiner Anschuldigung Tyrells ein wenig zurückgewichen - aber seine Frage kam unerwartet.
    Ob sie Noel vertraute?
    Er schien um sie besorgt zu sein, das stimmte. Luise glaubte ihm sogar, dass er sie retten wollte.
    Aber warum?
    Alle hatten Luise schon vor ihm gewarnt. Adalbert, Tyrell, Lumi - sogar Konrad war nie besonders begeistert gewesen, ihn in ihrer Nähe zu sehen. Und gerade hatte Noel selbst noch erklärt, dass er etwas anderes war, als er vorgab, und auch sie getäuscht hatte.
    Und dann war da noch immer dieses seltsame Gefühl, welches er seit seiner ersten Begegnung mit ihr in Luise auslöste. Dieses beunruhigende Gefühl, was in manchen Momenten vollkommen verschwand, nur um in anderen wieder aufzutreten. Das Gefühl, was sie davon abhielt, ihm voll und ganz zu vertrauen.
    Diese Art, wie er anderen Menschen als Luise gegenübertrat war sicher eine Sache - aber Luise konnte sich trotz Noels Beteuerungen, wie wichtig sie ihm sei, nicht dem Eindruck erwehren, dass er etwas verbarg. Und manchmal, wenn er mit so freundlicher Stimme und süßen Worten zu ihr sprach, hatte sie den Eindruck, dass er im Grunde eigennützige Gedanken hatte.
    Aber nichts davon wollte Luise ihm nun erzählen. Nicht nur, weil es wirklich unhöflich wäre, sondern auch, weil sie ihm vertrauen wollte - weil sie nicht glaubte, dass er ein Lumianer war. Und auch, weil sie ihm glaubte, dass er sie beschützen wollte. Wenngleich sie sich nicht über seine Motivationen im Klaren war.
    Nach einigen Augenblicken der Stille atmete das Mädchen tief ein und betrachtete Noel. Versuchte, in seinem Gesicht seine Gedanken zu lesen. Natürlich war das unmöglich, also beantwortete sie leise seine Frage: "Das ist eine... große Anforderung. Ich weiß nicht, ob ich sie erfüllen kann." Sie trank nachdenklich einen Schluck Tee und fuhr dann fort: "Ich vertraue dir... insofern, dass ich dir glaube, wenn du sagst, dass du nicht zu der Sekte gehörst. Und auch, dass du mich beschützen möchtest." Sie versuchte, ihre angespannte Mimik durch ein Lächeln aufzulockern. Soch selbst Luise bemerkte, dass es nicht im Einklang, mit ihrem stumpfen Blick stand. "Aber... ich vertraue dir nicht so sehr, dass ich mein ganzes Urteil in deine Hand legen würde. Ich habe diesen Fehler schon begangen... gestern, indem ich M-marias Stimme g-gefolgt bin..." Ihre Stimme begann zu zittern. Sie wollte nicht an den gewaltigen Fehltritt von gestern denken. "Ich... ich mag b-bei weitem nicht s-so weltgewandt sein, wei d-du. A-ber ich g-glaube, d-dass auch du dich vertun k-kannst..." Sie brach ab. Scheu blickte sie in die Tasse in ihren Händen. "Ich vertraue dir. Aber ich werde nicht vorbehaltslos einem anderen Menschen die Stimme geben, welche ihn zum Tode verurteilen kann."

    http://www.youtube.com/watch?v=u_0dGdYh6ec

    Das kam unerwartet. Regungslos blieb Noel angelehnt sitzen, versuchte, das Gesagte zu verarbeiten.
    Oh scheiße.

    Deus machte einen Gesichtsausdruck, als hätte er gerade dabei zugesehen, wie ein Kämpfer bei einem Straßenkampf eine Faust ins Gesicht bekommen hätte.
    Na ja, der Schmerzlevel war wohl in etwa der Selbe. Mindestens.

    Okay, nein, ist in Ordnung. Sie hat nicht gesagt, sie vertraut dir nicht, deine kleine Elfe ist intelligent und hat nur Sinnvolles von sich gegeben. Du darfst nicht erwarten, dass sie so naiv ist, dir von jetzt auf gleich zu vertrauen. Ganz langsam. Du hast Zeit, alle Zeit der Welt. Überzeuge sie vom Märchen. Immerhin hast du es geschrieben. Jetzt liegt es an ihr, es zu erfüllen.

    Aber Schritt für Schritt.


    Tyrell... der Junge ist ein Lumianer. Das war todsicher. Noel besaß Menschenkenntnis und er besaß einen Verstand, nicht so stumpf wie ein Stück Holz. Der Junge war ein Lumianer, das war so sicher wie Luises rotes Haar, darauf gab Noel seinen Dolch.
    Das Problem war, diese Tatsache Luise, gerade Luise, dieser wundervollen, unschuldigen Elfe klarzumachen, welche eine Freundschaft zu dem Knaben hegte, und da war sie im Dorf nicht die Einzige.
    Genau das war das Lästige an Optimisten. Widerlich.
    Der Bengel wäre ein sicherer Erfolg, ein schachmatt per Excellance, aber dafür bedarf es noch vieler, schwieriger Züge.

    "Hah..."
    Etwas entkräftet atmete Noel aus, bevor er sich wieder zum sprechen aufraffte.
    "Luise, hör mir zu.
    Ich möchte nicht, dass du mir blind vertraust. Du sollst aus eigener Überzeugung handeln.
    Denn das macht dich zu einem Menschen.

    Desweiteren... ist es nicht wahr, dass du weniger redegewandt bist als ich. Du sprichst auf deine Art, ich auf die Meinige. Bitte denke nicht von mir, ich erachte meine Ansicht als in irgendeiner Weise gewichtiger als die Deine. Das stimmt nicht.

    Und letztendlich... kann ich mich irren. Ich habe mich bereits viele male geirrt, den ich bin ein Mensch."

    Noel hatte die Augen krampfhaft geschlossen, dachte intensiv nach. In seinem Kopf rückten die Figuren ein Feld ums andere vor, drängten den König in die Ecke.

    "Aber...!"
    Bald ist es soweit. Schach.

    Noel sah Luise tief in die Augen und umfasste ihre Hände mit den seinigen, als er, so überzeugend er konnte, mit ihr sprach.
    "Du MUSST mir in dieser Sache vertrauen, ich BITTE dich darum. Ich weiß, welches Band zu zu Tyrell hegst und ob der Schwere, die die diese Entscheidung kostet... aber bitte, zu unser aller Wohl, wenn du begehrst, irgendwann Konrad wiederzusehen... dann bitte ich dich, nominiere den Burschen Tyrell.
    Ich möchte dir nahebringen, warum dieser Junge ein Lumianer ist.
    Er war ein häufiger Besucher in eurer Apotheke, nicht? Selbst ich, der ich nicht oft im Dorf war, weiß, dass er jeden Tag gern gesehen im Zentrum war. Ein aktiver, gesprächiger Junge.
    Doch seit dieser Lumianersache... ist er wie vom Erdboden verschluckt, hat sich verändert, ist viel kälter und einzelgängerischer in seinem Verhalten geworden.
    Ich verlange nicht, dass du es vollkommen verstehst oder gerne tust... aber bitte, Luise: Tyrell ist einer jener Männer, die Meretes und Marias Tod auf dem Gewissen haben. Und Konrads Verschwinden, natürlich. Wenn du Gerechtigkeit möchtest... muss dieser Junge gerichtet werden. Glaub mir."


    Erschöpft sank Noel zusammen. Er hatte viel geredet, aber er hatte seine ganze Seele, Alles an Überzeugungskunst hineingelegt. Deus sah dem Treiben nur interessiert zu.
    Wenn das nicht reicht... ist es aus. Dann habe ich versagt. Dann... kann ich mein Leben auch beenden.
    Noels Augen weiteten sich und ihm kam eine Idee. Nein, keine Idee. Er traf eine Entscheidung. Einige Zeit war vergangen, das Wirtshaus war mittlerweil gut gefüllt, sicherlich schon die Hälfte des Dorfes war hier, dem Regen seis geschuldet. Vermutlich würde die Wahl heute hier stattfinden.

    Stumm stand Noel auf, hustete geräuchvoll, so dass eine Sekunde später nicht nur der Blick der kleinen Elfe, sondern der der meisten Dorfleute auf ihm lag.
    Um den gegnerischen König zu bekommen... muss man mitunter den eigenen riskieren... nicht wahr? So funktioniert Schach doch...Valan?

    "Ich, Noel de'chrones'tulem, nominiere hiermit den Jungen Tyrelals Lumianer, da er mit geradezu lächerlicher Offensichtlichkeit dieser Sekte angehört. Ich war mir nie in meinem Leben bei einer Sache so sicher. Und um das zu beweisen..." ,
    Noel zog seinen Dolch, ein erschrockenes Raunen ging um die Menge, bevor er ihn sich an den eigenen Hals hielt, "verspreche ich hiermit auf meinen Namen, dass ich mich sofort selbst richten werde, sollte Tyrell unschuldig gehängt werden!"

    Erstauntes Flüstern, ungläubige Blicke, nervöse Gesichter... Noel sah Luise ein letztes Mal eindringlich und beinahe flehendlich in die Augen, bevor er auf seinem Stuhl zusammensank und die Eigenen schloss.




    Schachmatt.
    Die Frage ist... wessen König ist gefallen?

    Geändert von Holo (03.04.2013 um 15:51 Uhr)

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