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Thema: Das Dorf Gottes 2-Tag 2

Baum-Darstellung

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  1. #7
    You lie silent there before me
    your tears they mean nothing to me
    the wind howling at the window
    the love you ever gave
    They give to you

    Really don't deserve it
    but now there's nothing you can do
    so sleep in your only memory of me
    my dearest mother

    Here's a lullaby to close your eyes good-bye
    it was always you that I protected
    I feel to much for you to cry oh well
    here's a lullaby to close your eyes good-bye

    Goodbye, my dearest Mother







    "....oel...Noel! Du musst besser aufpassen, du kleiner Dummkopf! Wenn du dich immer mit den anderen Kindern in der Schule streitest, passiert eines Tages noch etwas Ernsthaftes!"

    "...Ja. Tut mir leid, Mami."

    Behutsam tupfte die junge, schlanke Frau die blutende Wange ihres kleinen Sohnes ab. Ihre langen, feuerroten Haare bedeckten ihr kränkliches Gesicht, doch funkelten ihre smaragdgrünen Augen und ihr Lächeln wie das einer märchenhaften Elfe.

    "Hm. Sag Noel, warum hast du dich mit dem Jungen geschlagen? Du kannst schließlich keiner Fliege was zu leide tun, soweit ich weiß. Bist doch ein kleiner Feigling."

    Leise kicherte sie, ob des bockigen Blickes des rothaarigen Knirpses. Das hatte er von seinem Vater.

    "Sie haben..."
    Er wich ihrem Blick aus, Tränen des Trotzes glänzten in seinen Augen.
    "...Sie haben... schlimme Sachen über dich gesagt. Weil du immer krank bist. Sie haben gesagt, du wärst eine böse Hexe. Und gelacht."
    Der Junge kam heran, um seine Mutter zu umarmen. Alisia strich ihm seicht lächelnd über den Kopf.

    "Und da hast du mich verteidigt? Mein Held, hihi."

    "Mwami... iwst keine Hexe..."*hick*

    "Nicht weinen, Noel. Du bist immer so eine kleine Heulsuse, was soll später nur mal aus dir werden, wenn du so weitermachst, hm?"
    Grinsend strich Alisia ihm über die Wange, wusch seine Tränen weg.

    "I-i...ich bin keine Heulsuse, Mama! Ich werde später mal ganz reich und mächtig, bis ich ein König bin! Und dann wirst du meine Königin und ich mache dich wieder gesund!"

    "So...?"
    Wieder musste die kränkliche Frau kichern.
    "Na gut... dann warte ich solange, mein Held. Aber warum soll Mama deine Frau werden? Ich bin doch schon Papas Frau."

    "Papa... ist aber weggelaufen. Er hat uns alleine gelassen..."


    Alisia putzte ihrem Sohn mit einen weichen Tuch die schmutzigen Wangen, als sie ruhig antwortete.
    "Nein, Noel, Papa ist nicht weggelaufen. Er ist immer noch als Ritter unterwegs und kämpft für uns. Darum ist er auch Mamas Held! er ist wirklich cool, weißt du?"

    "Wirklich?! Dann beschütze ich dich, bis Papa wieder da ist! Und dann werden wir ganz reich und leben zusammen in soooooo" , der Junge breitete theatralisch die Arme aus, "einem großen Schloss!"


    Sie lächelte warm und sah ihrem Sohn in die Augen. Seit ihr Mann verschwunden war, waren sie auf sich allein gestellt. Da sie kränklich und arbeitsunfähig war, lebten sie in schäbiger Armut. Und doch hatte ihr Sohn noch Kraft.
    "Also liebst du... diese Welt, Noel?"

    Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht des rothaarigen Burchen, bevor er beinahe lachend antwortete.
    "JA!"

    Auch Alisia lachte.
    "Das ist schön, mein Schatz."

    "Liebst du mich, Mama?"

    Lächelnd schüttelte Alisia den Kopf, und zwinkerte ihrem Sohn zu.
    "Was für eine wirklich dumme Frage, du Tomatenkopf!"

    "Nenn mich nicht Tomatenkopf, MAMAH!"

    "Ahaha... ahahahaha. Hahahahaha."







    (Spoiler enthält charakterrelevante Traum-Szene mit Grimdark, u.a. sexueller Übergriff! Nur öffnen, wenn ihr sowas vertragt.)







    "...guah!"
    Hustend fuhr Noel hoch, saß Sekunden später keuchend und schweißgebadet mit geweiteten Augen in seinem schwarzen Bett.
    "Hah... hah...Ngaaaah!"
    Die Hände des jungen Mannes fuhren blitzartig zu seiner Stirn, umpressten sie, er kniff brüllend Augen als auch Zähne zusammen, geplagt von der schlimmsten Migräne seit Monaten.
    "Ver... verdammt... Pest und VERDAMMNIS, tut das weh!"
    Noel warf seine Decke beiseite, stürzte in sein kleines, schmutziges Badezimmer und ließ möglichst kaltes Wasser aus der Dusche über sein Gesicht tröpfeln.
    Es half. Zumindest etwas. Das dämonische Pochen ging zurück und Noel entspannte sich etwas.

    Als er das Badezimmer wieder verlassen wollte, fiel sein Blick auf das Spiegelbild.
    "Historische Elfenpisse, was..."
    Seine Augen waren blutunterlaufen und verziert mit tiefen, schwarzen Ringen. Sein Teint war noch blasser als sonst und Noels Nase blutete leicht.

    Der Preis einer durchzechten Nacht.

    Noel erschrak und blickte hinter sich: Deus nahm gerade ausgelassen ein Schaumbad, ein Quietchefüchschen und ein kleines Holzschiff trieben auf der Wasseroberfläche umher.
    Beim hereinkommen hatte er den Gott gar nicht bemerkt.
    "haaah.... Deus." , Noel griff sich, nun wieder etwas genervter, an die Stirn, "wie oft habe ich dir gesagt, du sollst meine Wanne nicht benutzen, du wandelnde Flohzucht?"

    Wie oft hab ich dir gesagt Oh mein Gott, wenn zur Hölle interssierts?!

    Kopfschüttelnd verließ Noel das Badezimmer. Auf so eine Diskussion konnte er jetzt wirklich verzichten.
    "Stimmt... ich gab mich dem Alkohol hin. Das war wohl die gerechte Strafe. Aber dennoch... dieser Traum... ach. Nicht darüber nachdenken."
    Nachdem er sich in seinen üblichen Mantel gekleidet und eine Kleinigkeit gegessen hatte, trat er auch schon umwegslos vor sein Haus. Es war ein düsterer Tag, dunkler in der Gestalt noch als Gestern, Regentropfen bestimmten das Bild des nahen Dorfes, prasselten auf Noel herab, als wären es Tränen. Als würde der Himmel selbst um Gefallene trauern.
    Da fiel es Noel wie Scheuklappen von den Augen:
    Die Lumianer. Jemand war wahrscheinlich tot. Er musste ins Dorf.
    Aber zuerst...

    Noel kniete sich auf den Boden. Einen Moment zögerte er mit seltsamen Blick, als er schließlich nicht wie sonst zu seinem Dolch, sondern zu dem Amulett um seinen Hals griff, es in seine betenden Hände einschloss und mit entspannt geschlossenen Augen sanft lächelnd flüsterte.

    "Selbst wenn dieser Körper zu Asche zerfallen würde, würde ich dich niemals verlassen."

    Der Junge schwieg noch einige Momente, bis er sich die Kette wieder anlegte und sich zum Dorf aufmachte.

    Wo geht es heute hin, Noel? was machen wir jetzt?

    Trocken umfasste der rothaarige Bursche seinen Dolch.
    "Lumianer jagen."




    Er kam auf dem verregneten Dorfplatz an, nur wenige Menschen waren anwesend:
    Noel erblickte Rekon, und direkt neben ihm, auf dem Boden kniend...
    "...Kleine...Elfe..."

    Luise saß zitternd und mit fassungslosem Blick im Schlamm, einen Zettel in ihrer Hand anstarrend. Normalerweise wäre er nun sofort losgestürmt, hätte Rekon halb totgeschlagen und sich dann nach dem Grunde Luise' Trauer erkundigt. Aber so war er es vermutlich, der sie tröstete. Und das musste genügen.
    So sehr ihn der Anblick seiner kleinen Elfe in diesem Zustand auch zerriss.
    Noel beschloss, sich dem Dorfaushang zuzuwenden.
    Zuerst fiel sein Blick aber auf etwas Dahinterliegendes.



    Marias erstochene Leiche.
    Noels Schultern sanken ab und mechanisch, unendlich langsam, weiteten sich seine Pupillen.

    Sie war das Lumianeropfer dieser Nacht.
    Warum? Wieso die Nonne? Mit welcher Motivation? Was bezwecken die Lumianer damit? Ich muss mich in sie... nein. Moment. Zuerst die restlichen Informationen. Schach funktioniert über lückenlose Informationen.

    Noel beachtete die Leiche nicht weiter. Den Verlust bedauerte er zwar. Eine weitere Bürgerin, die er nicht beschützen konnte. Doch die Reaktion war längst nicht so verherrend wie gestern Abend, als ihn sein Versagen deutlich härter traf. Konzentriert suchte er das Schild ab - Um einen weiteren, kleinen Schock zu erleben:
    Zitat Zitat
    Noel De'chrones'tulem
    Sein Name. Sein Name stand an dem Schild. Er war heute Nacht nominiert wurden, ein Lumianer zu sein.
    Reaktionslos starrte Noel auf das kleine Schild.
    Nun... in Ordnung. Das hättest du dir denken können. Du hast dich gestern auffälliger verhalten als ein Papagei im Rabennest. Das sollte nicht unerwartet sein.

    Trotz seinem ruhigen Gedanken war Noel sich unsicher, welche Folgen diese Stimme heute Abend für ihn hätte. Keine Positiven, dessen war er sich bewusst.
    Aber warum war Luise so aufgebracht? Wegen der Nonne?
    Möglich... wegen seiner Nominierung? Haha, wohl kaum.

    Der dritte mögliche Fall war noch nicht durch Noels Synapsen geschossen, da fiel sein Blick auf den letzten Zettel am Schild, und er musste sich für einen kleinen Moment an Selbigem stützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.










    Verfluchtes Roulette, dein Humor ist Schwärzer als der des grünen Satans...


    Warum? Warum Konrad?
    Konrad, ein Verfluchter? Ihr ungezählten Dämonen der goldenen Hölle...
    Ich wusste, er war kein Lumianer, aber das... Nein. So ein verdammnisnahes Unglück, Pestregen und Tumorengift.

    Noels Augen taten weh. Er krampfte seine Finger in den kalten Schlamm, eisige Regentropfen schossen spottend auf ihn herab, als er fühlte, wie sich ein starkes Unbehagen in seinem leeren Inneren ausbreitete.
    Noel empfand Trauer. Trauer um einen Mitmenschen.
    Einen Menschen, den er bis vor kurzem gehasst hatte, der es aber mit wenigen Taten der Aufrichtigkeit geschafft hatte, seinen Respekt zu gewinnen.

    Das zweite Mal in seinem jungen Leben empfand Noel Trauer ob des Todes eines anderen Menschen.


    Konrad... verfluchter Hund. Wie kannst du es wagen, zu verschwinden?
    Wo meine letzten Worte an dich so... wertlos waren. Du Bastard. Verdammt, Konrad.

    Zitat Zitat
    "Ich werde mich von ihr fernhalten, darauf habt Ihr mein Wort. Ich werde euch in der Apotheke nicht mehr belästigen."
    Keine Worte der Entschuldigung für die letzten zwei Jahre meiner ungerechtfertigten Abneigung. Kein einziges Wort des Respektes, des Dankes, den ich diesem Mann gleichermaßen entgegenbrachte.
    Kein Wort des Dankes, dass er Luise mit seinem Leben beschützte wie kein Zweiter.

    Selbst wenn du ein orkengefälliger Bastard warst... so sollte es nicht enden.


    Mit bitterem Gesichtsausdruck schreckte Noel auf.
    Kleine Elfe. Meine Güte, wie... wie sehr muss sie den Schmerz eines Verlustes spüren?

    Sein schmerzender Blick fiel auf das starr da kniende Mädchen, welches nach wie vor außer Stande war, Gefühle zu zeigen. Zu weinen. Noel konnte es nachvollziehen..

    Dem Kerl Vorwürfe machen... dabei bin ich Schuld.
    Du bist Schuld? Warum, Noel?

    Ich hätte es verhindern können. Hätte ich es geschafft, gestern einen Lumianer hinzurichten, dann wäre es anders gekommen. Keine Frage.

    Das stimmt. Du bist ein wertloses Insekt, weniger wert, als der Dreck unter den Fingernägeln eines jeden Lumianers.

    Ich werde es wieder gutmachen.
    Ich muss sie-


    GARNICHTS musst du! Was willst du tun, du wertloses Stück Dreck? Dich ihr nähern? Sie auch sterben lassen?

    Ich muss sie beschützen.
    Meine kleine Elfe... sie hat niemanden mehr.
    Wie sollte sie weiterleben, wie sollte sie in ihrer Reinheit einen solchen Verlust verkraften? Die kleine Elfe braucht jemanden.


    Dieser jemand bist nicht du. Denk an deinen Schwur.
    Nein... denk an dein Wesen. An deine Seele, dein Innerstes.

    Die warme, schwarze Kirche, die tief in deiner Brust verborgen ist, gleichbedeutend mit deiner Seele, welche die Form eines schwarzen, trieffenden Klumpens hat, für den es nur eine einzige angemessene Bezeichnung gibt.


    Hey... soll ich dir etwas sagen, Noel?


    Du bist WAHNSINNIG!



    "Ngrrr..! Guah... Ungh... "
    Keuchend, von Kopfschmerzen verzerrt und in Bitterkeit ertrinkend, stürzte der rothaarige Junge auf eines seiner Knie.
    Mein Kopf tut so weh... ich weiß nicht, was ich tun soll... mein Kopf tut so weh... verdammter Pestrauch, es tut weh!


    Du hast es geschworen, Narr. Sei kein Mensch. Bleib kühl und gefasst. Sei kein Mensch.

    Ich nahm an, Konrad würde sie schützen. Mein Schwur ist nichtig. Ich werde sie beschützen.

    AUSREDEN! Nichts als Aureden! Du bist willensschwach, du bist von ihr besessen! Konrad ist aus dem Weg geräumt, nun kannst du dich ihr wieder nähern, was?!
    Du Wahnsinniger!


    Schweig still.
    Du bist nicht mehr als ein eingebildeter Dämon, ein Ergebnis meines gestrigen Exzesses, du bist Nichts!
    Verschwinde aus meinem Kopf. Sofort.


    Schnaufend, fast schmerzhaft keuchend kam Noel wieder auf die Beine. Mit seinem Mantel wischte er sich unwirsch die Stirn, bevor er mit festem Blick Luise fixierte, bevor er ein letztes Mal die Augen schloss.

    Es tut mir leid, Konrad... seist du ein Verräter oder nicht...nichtig. Doch ich löse meinen Schwur hiermit.
    Das macht mich nicht besser als dich.

    Letztendlich... sind wir beide Menschen, was?

    Und mit diesen Gedanken ging Noel stumm auf das kleine, rothaarige Mädchen zu.

    Geändert von Holo (29.03.2013 um 20:26 Uhr)

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