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Thema: Das Dorf Gottes 2-Tag 2

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Der Mond leuchtete durch das Fenster, und eine einzelne Kerze brannte und flackerte auf dem Nachttisch. Ansonsten war das Zimmer stockenfinster.
    Maria bemerkte nicht, wie es im Gasthaus langsam still wurde, so intensiv war sie ins Gebet vertieft.
    Sie kniete vor dem Bett und wiederholte einen einzigen Satz, unzählige Male, und schien damit nie aufhören zu wollen, während ihr bei jedem Mal weitere, salzige Tränen die Wange heruntertropften:
    "Herr, vergib, dass ich Merete anklagte für etwas, was sie nie tat. Vergib, dass ich ihres Todes schuldig bin."
    Irgendwann erlangte sie einen Müdigkeitsgrad, in dem sie einfach mitten im Satz, dem harten Boden zum Trotz, einschlief. Ihr Kopf fiel auf ihr Bett, ihr Rücken krumm, und ihre Knie würden am nächsten Tag dermaßen schmerzen, dass sie kaum laufen könnte. Doch das sollte Maria nicht wahrnehmen. Zu diesem Zeitpunkt noch aus Müdigkeit...

    Da stand Merete vor ihr, stumm und mit Entsetzen im Gesicht. Es wirkte, als würde sie nach Atem ringen, doch Maria hörte keinen Ton, nicht ein Geräusch drang ihr an die Ohren. Da war nur Merete, die nach Atem rang. Maria griff sich reflexartig an den Hals, und als wäre dort ein Schalter gewesen, wurde es schlagartig dunkel. Schwarz. Tiefschwarz. Nichts zu sehen. Merete war verschwunden.
    Etwas riss Maria herum. Dort sah sie die Versammlung vom Vorabend vor ihren Augen. Als ob sie erneut auf dem Platz stünde, nur dass sie diesmal gleich als Schuldige hängen würde.
    "DU BIST SCHULD! LUMIANERIN!", riefen die Dorfbewohner, die alle die Gestalt Meretes hatten. Ihre Worte durchrissen die Stille, schrill und laut drangen sie in Marias Kopf ein und hallten irgendwo wieder. Ihr Echo schien so ewig zu erklingen, und doch hielt es nicht lange an. Denn in dem Moment riss Maria ihre Augen auf.

    Sie lag mit dem Rücken auf dem Boden, ihre Knie schmerzten vom langen Beten am Vorabend. Ihr Atem, er schien sich nicht beruhigen zu wollen - und das nächste, was Maria wahrnahm, war eine dunkle Gestalt über ihr. Es war so dunkel... War da wirklich jemand oder bildete sie sich das ein? Immerhin kannte sie diesen Raum nicht besonders gut. Da atmete doch jemand. Oder war es Marias eigener Atem? Plötzlich blitzte etwas auf und noch ehe die Nonne erkannte, was gerade geschah, raste das funkelnde Ding geradewegs auf sie zu und rammte in ihre Brust. "Herr!", keuchte sie. Dann drehte sich alles. Ein qualvoller Schmerz durchfuhr sämtliche ihrer Glieder, und das Herz, das genau getroffen war, pumpte, ein paar wenige, letzte Male, kräftig.
    Maria spürte, wie das Messer in ihr umgedreht wurde, und das Leben aus ihr wich. Schwach fühlte sie feste Griffe, die sie an den Armen und Beinen packten, und sie aus dem Raum zerrten. Zu schwach, um sich zu fragen, wohin sie gebracht wurde. Das war's.

    Maria nahm nichts mehr wahr, was um sie herum geschah. Stattdessen sah sie ein letztes Mal vor ihrem inneren Auge all die Personen, die ihr wichtig waren: Ihre Mutter, die sie nie kennen gelernt hatte, sah sie so deutlich vor sich, als hätte sie sie jeden Tag ihres Lebens gesehen. Sie sah Justus. Konrad. Luise. Peter. Sämtliche Dorfbewohner. Selbst Merete war da. Doch Maria spürte nichts mehr. Es war keine Reue in ihr übrig, keine Wut, und keine Angst.

    Sie war frei. Es war vorbei. Sie war tot.

    Geändert von Wencke (28.03.2013 um 22:55 Uhr)

  2. #2
    Also machen wir es so?
    Das ist in der Tat ein interessanter Plan...
    Auf eine gute Zusammenarbeit, Asmo. Ich hätte nie gedacht, dass wir uns jemals einigen.
    Das dachte ich vorher auch nie. Ich werde ab jetzt auch am Tag mit dir in Kontakt treten, also müssen wir das nicht immer in der Nacht besprechen.
    Alles klar.

    Rekon erwacht, zum Glück nüchtern, aus seinem Schlaf und seiner Diskussion mit Asmotheyx. Selbst Mina war wach, was sehr verwunderlich war. Sie war doch ein Langschläfer, oder nicht? Das sollte Rekon aber nicht weiter stören. "Papi?" begann Mina auf einmal zu sprechen "wo ist eigentlich dieses braunhaarige Mädchen? Sie war doch gestern noch im Dorf, aber anscheinend wurde ihr Haus gesperrt oder sowas. Jedenfalls kann man da nicht mehr rein...". Rekon musste sich schnell was einfallen lassen, denn er hätte nicht erwartet, dass Mina ihn so früh am Morgen damit konfrontiert. "Merete ist... ähm... Sie ist auf eine Reise durchs Land. Als du geschlafen hast ist sie zu mir gekommen um sich zu verabschieden. Weiteres weiß ich auch nicht..." sagte er um Mina nicht den Tod erklären zu müssen. Sie schien recht ungläubig, doch nahm sie die Antwort einfach so hin, sie würde einfach an einem anderen Zeitpunkt nochmal fragen. Nach einem ausgewogenen Frühstück (einem Wildschwein, was erwartet man auch bei einem Vielfraß wie Rekon... Na ja... eigentlich erwartet man einen größeren Körperumfang, aber damit kann er zu seinem Glück nicht dienen) begab er sich auf einen Morgenspaziergang. Etwas, was er eher selten tut. Als er dann den Platz erreicht hat erschrak er, denn die nonnigste aller nonnigen Nonnen, welche jetzt anscheinend nicht mehr ganz so nonnig ist lag leblos, mit einem Messer in der Brust, auf dem Platz. "Dieses Mal... hat es jemanden erwischt... aber nicht nur jemanden, sondern direkt die Kirche. Ist das ein Zeichen?" sagte er, obwohl niemand, außer die leblose nonnige Nonne dort war. Rekon rannte erstmal zurück um eine Schaufel zu holen. Man konnte diese Frau doch nicht einfach dort liegen lassen! Doch erstmal sollte man warten, bis alle diese Nachricht bekamen. Desweiteren wusste Rekon nicht, wohin die Leiche gebracht werden soll. Viele Gedanken schwirrten in Rekons Kopf herum doch vor allem dachte er darüber nach, wie viele Lumianer es in diesem Dorf gibt. Es muss an diesem Tage unbedingt ein Lumianer sterben, oder Düsterwald ist dem Untergang geweiht...

    Geändert von Zirconia (28.03.2013 um 22:14 Uhr)

  3. #3

    Sie war allein.


    Ihre Füße wund. Ihr Mund trocken. Ihre Augen blind in der Dunkelheit.
    Kein Mondlicht drang in das hohe Gewölbe herein. Keine Lampe erhellte die Nacht.
    Lediglich das winzige Flackern einer weitentfernten Kerze erinnerte sie daran, dass es auch noch Licht gab auf dieser Welt.
    Weiter tappte sie, konnte nicht stehen bleiben. Aus Furcht, etwas könne aus der Dunkelheit nach ihr greifen und sie für immer zu sich in die Finsternis ziehen.
    Sie war so schutzlos. Ihre Hände umfassten die bloßen Schultern. Ihre Lippen zitterten vor Kälte. Und ihre bloßen Füße traten so unsicher auf den kalten Boden.
    So schutzlos.
    Zerbrechlich.
    Schwach.

    Die Kerze wurde nur langsam größer. Quälend lang war der Weg dorthin. Zeit war nicht mehr als eine vage Erinnerung.

    Doch sie ging weiter. Und weiter. Und immer weiter.
    Bis sie eine ruhige Stimme hörte, kaum mehr als ein Wispern: “Was für ein kleiner Vogel hat sich denn zu solch später Stunde hierher verirrt? Tritt näher, Täubchen, damit ich dich sehen kann!“
    Die Stimme erfüllte sie mit unerklärlichem Grauen. Doch um nichts in der Welt wollte sie zurückgehen, in die vollkommene Finsternis. Es blieb nur der Weg nach vorn. Der Weg ins Licht. In die Wärme. Heraus aus der Einsamkeit.
    Sie trat näher.

    “Nun, was sehen meine alten Augen da? Glaubte ich eben noch, einen verirrten kleinen Vogel zu empfangen, so erkenne ich nun die schreckliche Wahrheit.“
    Nichts verlor die Stimme an ihrer Ruhe. Sie klang monoton. Leblos. Kalt.

    “Welche Wahrheit?“ Zweifel überkamen sie.
    Die Gestalt stieß ein kaltes, humorloses Lachen aus. “Mich kannst du nicht täuschen, Wesen der Hölle. Mag dein Gesicht auch noch so unschuldig und dein Gebaren noch so zart sein – eines verrät dich.“

    Sofort begann die Finsternis sich zu bewegen. Schatten sprangen auf sie zu. Hände griffen nach ihren Füßen. Zerrten an ihren Armen. Krallten sich in ihr Haar. Tausend Paar Hände.

    Formlos, kalt, schwarz. Wie die fleischgewordene Nacht.
    Sie wollte rennen. Wehrte sich mit Händen und Füßen. Sie biss sogar in eine Hand.
    Aber es brachte nichts.
    Sie war gefangen.

    Schutzlos.

    Zerbrechlich.
    Schwach.

    “Nun... willst du es wissen? Willst du wissen, wer ich bin?“ Langsam zog das verhüllte Wesen seine Kapuze zurück. “Hier. Schau nur gut hin, kleines Höllentäubchen.“

    Mit einem erstickten Schrei erwachte Luise.
    Draußen hörte sie das sachte Plätschern von Regen. Aber das Licht sagte ihr, dass der Morgen bereits hereingebrochen sein musste.
    An ihren bloßen Füßen fühlte sie etwas Warmes, Flauschiges. Etwas, das sich bewegte. Und tatsächlich - eine Sekunde dauerte es, da war Kürbis, der bis vorhin anscheinend noch friedlich an ihre Füße gekuschelt geschlafen hatte, auch schon auf ihren Schoß geklettert und winselte leise.
    Luise kraulte ihm mit zitternden Händen das Fell. Es war gut, nach einem solchen Traum etwas so Beruhigendes bei sich zu haben.
    Doch was machte Kürbis hier? Schlief er nicht eigentlich bei Konrad?
    Das letzte, woran Luise sich erinnern konnte, war dass ihr Zimmer gestern Abend von Konrad bewacht worden war. Und schließlich war sie noch einmal aufgestanden und hatte nach ihm gesehen.
    Sie erinnerte sich auch vage daran, dass sie den Fuchswelpe in die Arme genommen hatte. Und Konrad war am Schlafen gewesen.
    Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, zurück ins Bett gestiegen zu sein.
    War sie etwa dort, im kalten Flur, neben ihrem Vetter eingeschlafen? Hatte er sie zurück getragen?
    Luise seufzte. Sie würde es wohl noch erfahren. Konrad würde sich wohl kaum die Gelegenheit nehmen lassen, sie ein wenig damit aufzuziehen. Und so sehr Luise es auch beschämte, ihm mehr Arbeit bereitet zu haben, so dankbar war sie auch, dass sie ihn hatte. Dass er sich immer so bedingungslos um sie kümmerte. Obwohl sie es nicht verdient hatte.
    Schnell schlüpfte Luise in ihre Kleidung und warf dann einen Blick vor die Tür. Von Konrad war nichts zu sehen. Ein wenig alarmiert schritt das Mädchen, gefolgt von einem aufgeregt fiependen Kürbis, zu seiner Kammer. Auch dort war er nicht zu sehen. Seine Stiefel und sein Mantel waren nirgends zu sehen.
    Luise runzelte die Stirn. Es kam nicht besonders häufig vor, dass Konrad in solcher Frühe schon auf war. Geschweige denn, Ausflüge machte. Vielleicht hatten die Ereignisse ihm doch ähnlich stark zugesetzt wie Luise selbst.
    Sie würde später mit ihm reden. Sicher würde alles gut werden.
    Doch während Luise das Frühstück für Adalbert vorbereitete, verließ das ungute Gefühl sie nicht. Irgendetwas stimmte nicht, aber sie konnte nicht festmachen, was. Nachdenklich warf sie Kürbis einige Fleischstreifen zu.
    Auf ihr eigenes Frühstück verzichtete Luise. Sie würde gleich einfach zum Wirtshaus eilen und Brunhild fragen, ob diese ihren Vetter heute schon gesehen hatte. Ja, das würde sie tun. Und man würde ihr sagen, dass er schon früh morgens in der Kirche zum Beten war. Oder, dass er einen kleinen Morgenspaziergang machte.
    Eine Sekunde lang zögerte die junge Apothekertochter. Dann öffnete sie mit zitternder Hand die Tür zur Straße.


    Erst wollte sie wegblicken. Sich einfach umdrehen und vorgeben, nichts gesehen zu haben.
    Doch sie konnte nicht. Mit zögerndem, unsicheren Schritt ging sie auf Rekon und die am Boden liegende Gestalt zu. Die Lumianer hatten wieder zugeschlagen.
    Es konnte nicht Konrad sein. Dafür war die Gestalt viel zu klein und schmal. Aber dieser vorläufige Trost verebbte, als sie das Opfer erkannte.
    Luise rannte nun und kniete sich trotz des schlammigen Grundes neben Maria nieder. Sah den Dolch in ihrer Brust. Berührte zitternd die kalte Hand.
    "Nein...", hauchte das junge Mädchen. Mehr brachte sie nicht hervor. Ihr Atem stockte. Warum ausgerechnet Schwester Maria?
    Die liebenswerte Nonne, welche ihr gestern noch Worte des Muts zugesprochen hatte.
    Die sich gegen die Meinung des Pfarrers gestellt hatte.
    Die Frau, der Luise voll und ganz vertraut hatte.
    Der sie ihr Leben in die Hand gelegt hätte, selbst nach ihrer gestrigen Fehleinschätzung.
    Nun lag sie reglos und schmutzig auf dem Boden. Am Ende so sterblich und unvollkommen wie jede andere auch.
    Mit verwirrter Stimme murmelte Luise, mehr an sich als an Rekon gerichtet: "W-wir müssen s-sie fortbringen. W-wenn man sie so sieht, w-was soll dann werden?" Mit zitternden Händen versuchte Luise, das schmutzige Kleid zu glätten. "W-wie soll sie d-denn in Frieden ruhen, w-wenn ihr Körper auf s-so kaltem Grund liegt?"
    Der Grund, warum die Lumianer ausgerechnet Maria gewählt hatten, lag selbst für Luise auf der Hand. Nie hatte die Nonne jemandem etwas zuleide getan. Immer hatte sie auf ihre nonnige Art und Weise ihrem Herrn und Schöpfer gedient. Sie war deshalb im Weg gewesen. Hatte nicht genug Hass im Herzen getragen, um ihnen von Nutzen zu sein.
    Stattdessen lebten sündige Menschen wie Luise weiter. Menschen, die nicht in der Lage waren, den Frieden zu wahren. Oder jemanden zu schützen.
    Das Mädchen blickte unruhig umher.
    Der Regen plätscherte weiterhin herab. Verwandelte den Boden in ein schlammiges Meer. Durchnässte Luises Kleid und machte auch vor der reglosen Nonne keinen Halt.
    Doch auf mysteriöse Weise hatte er die beiden an die Dörfler adressierten Zettel verschont.
    Zitternd erhob sich Luise und las die Nachrichten. Verstand die Worte nicht. Las sie erneut. Riss den einen Zettel herab und las ihn erneut. Murmelte das Gelesene vor sich hin.
    Aber die Worte änderten sich nicht. Konrad sollte ein Ketzer sein. Ein von Gott Verstoßener. Und nun auch aus dem Dorf verbannt.
    Luise rührte sich nicht. Sie starrte lediglich weiter den Zettel an. Ihr war, als hätte die Zeit einen Moment lang den Atem angehalten.

    Geändert von Zitroneneis (29.03.2013 um 10:26 Uhr)

  4. #4

    Rekon betete noch für die nicht mehr ganz so nonnige Nonne, bis Luise Elkarst, die Cousine von Konrad zu ihm kam und die tote Leiche sah. Man sah ihr ihren Schock sehr an.
    "W-wir müssen s-sie fortbringen. W-wenn man sie so sieht, w-was soll dann werden? W-wie soll sie d-denn in Frieden ruhen, w-wenn ihr Körper auf s-so kaltem Grund liegt?" sagte sie weinend, während sie versuchte das Kleid der toten Leiche zu glätten. "Du hast recht, Luise. Wir sollten ihr eine gute Reise ermöglichen... Eine gute Reise zum Paradies..." antwortete Rekon ebenfalls traurig über den Tod der Nonne. Auf einmal fand Luise einen Zettel, den Rekon anscheinend übersehen hat. Sie las ihn sehr oft und begann nach einigen Malen den Text zu murmeln. Rekon verstand genau, was sie las. Konrad war eine verfluchte Person und wurde vom Pfarrer vertrieben. Dieser Schock schien für Luise so groß zu sein. Sie erstarrte. "Luise... Das muss wirklich schwer für dich sein... Lass uns erstmal Maria begraben und dann gehen wir zum Gasthaus. Ist das okay für dich?" fragte Rekon, welcher von Mitleid erfüllt ist. Er weiß wie es ist, Personen zu verlieren, die wichtig für einen sind. Er versuchte noch eine ganze Weile, Luise zu trösten...

  5. #5
    You lie silent there before me
    your tears they mean nothing to me
    the wind howling at the window
    the love you ever gave
    They give to you

    Really don't deserve it
    but now there's nothing you can do
    so sleep in your only memory of me
    my dearest mother

    Here's a lullaby to close your eyes good-bye
    it was always you that I protected
    I feel to much for you to cry oh well
    here's a lullaby to close your eyes good-bye

    Goodbye, my dearest Mother







    "....oel...Noel! Du musst besser aufpassen, du kleiner Dummkopf! Wenn du dich immer mit den anderen Kindern in der Schule streitest, passiert eines Tages noch etwas Ernsthaftes!"

    "...Ja. Tut mir leid, Mami."

    Behutsam tupfte die junge, schlanke Frau die blutende Wange ihres kleinen Sohnes ab. Ihre langen, feuerroten Haare bedeckten ihr kränkliches Gesicht, doch funkelten ihre smaragdgrünen Augen und ihr Lächeln wie das einer märchenhaften Elfe.

    "Hm. Sag Noel, warum hast du dich mit dem Jungen geschlagen? Du kannst schließlich keiner Fliege was zu leide tun, soweit ich weiß. Bist doch ein kleiner Feigling."

    Leise kicherte sie, ob des bockigen Blickes des rothaarigen Knirpses. Das hatte er von seinem Vater.

    "Sie haben..."
    Er wich ihrem Blick aus, Tränen des Trotzes glänzten in seinen Augen.
    "...Sie haben... schlimme Sachen über dich gesagt. Weil du immer krank bist. Sie haben gesagt, du wärst eine böse Hexe. Und gelacht."
    Der Junge kam heran, um seine Mutter zu umarmen. Alisia strich ihm seicht lächelnd über den Kopf.

    "Und da hast du mich verteidigt? Mein Held, hihi."

    "Mwami... iwst keine Hexe..."*hick*

    "Nicht weinen, Noel. Du bist immer so eine kleine Heulsuse, was soll später nur mal aus dir werden, wenn du so weitermachst, hm?"
    Grinsend strich Alisia ihm über die Wange, wusch seine Tränen weg.

    "I-i...ich bin keine Heulsuse, Mama! Ich werde später mal ganz reich und mächtig, bis ich ein König bin! Und dann wirst du meine Königin und ich mache dich wieder gesund!"

    "So...?"
    Wieder musste die kränkliche Frau kichern.
    "Na gut... dann warte ich solange, mein Held. Aber warum soll Mama deine Frau werden? Ich bin doch schon Papas Frau."

    "Papa... ist aber weggelaufen. Er hat uns alleine gelassen..."


    Alisia putzte ihrem Sohn mit einen weichen Tuch die schmutzigen Wangen, als sie ruhig antwortete.
    "Nein, Noel, Papa ist nicht weggelaufen. Er ist immer noch als Ritter unterwegs und kämpft für uns. Darum ist er auch Mamas Held! er ist wirklich cool, weißt du?"

    "Wirklich?! Dann beschütze ich dich, bis Papa wieder da ist! Und dann werden wir ganz reich und leben zusammen in soooooo" , der Junge breitete theatralisch die Arme aus, "einem großen Schloss!"


    Sie lächelte warm und sah ihrem Sohn in die Augen. Seit ihr Mann verschwunden war, waren sie auf sich allein gestellt. Da sie kränklich und arbeitsunfähig war, lebten sie in schäbiger Armut. Und doch hatte ihr Sohn noch Kraft.
    "Also liebst du... diese Welt, Noel?"

    Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht des rothaarigen Burchen, bevor er beinahe lachend antwortete.
    "JA!"

    Auch Alisia lachte.
    "Das ist schön, mein Schatz."

    "Liebst du mich, Mama?"

    Lächelnd schüttelte Alisia den Kopf, und zwinkerte ihrem Sohn zu.
    "Was für eine wirklich dumme Frage, du Tomatenkopf!"

    "Nenn mich nicht Tomatenkopf, MAMAH!"

    "Ahaha... ahahahaha. Hahahahaha."







    (Spoiler enthält charakterrelevante Traum-Szene mit Grimdark, u.a. sexueller Übergriff! Nur öffnen, wenn ihr sowas vertragt.)







    "...guah!"
    Hustend fuhr Noel hoch, saß Sekunden später keuchend und schweißgebadet mit geweiteten Augen in seinem schwarzen Bett.
    "Hah... hah...Ngaaaah!"
    Die Hände des jungen Mannes fuhren blitzartig zu seiner Stirn, umpressten sie, er kniff brüllend Augen als auch Zähne zusammen, geplagt von der schlimmsten Migräne seit Monaten.
    "Ver... verdammt... Pest und VERDAMMNIS, tut das weh!"
    Noel warf seine Decke beiseite, stürzte in sein kleines, schmutziges Badezimmer und ließ möglichst kaltes Wasser aus der Dusche über sein Gesicht tröpfeln.
    Es half. Zumindest etwas. Das dämonische Pochen ging zurück und Noel entspannte sich etwas.

    Als er das Badezimmer wieder verlassen wollte, fiel sein Blick auf das Spiegelbild.
    "Historische Elfenpisse, was..."
    Seine Augen waren blutunterlaufen und verziert mit tiefen, schwarzen Ringen. Sein Teint war noch blasser als sonst und Noels Nase blutete leicht.

    Der Preis einer durchzechten Nacht.

    Noel erschrak und blickte hinter sich: Deus nahm gerade ausgelassen ein Schaumbad, ein Quietchefüchschen und ein kleines Holzschiff trieben auf der Wasseroberfläche umher.
    Beim hereinkommen hatte er den Gott gar nicht bemerkt.
    "haaah.... Deus." , Noel griff sich, nun wieder etwas genervter, an die Stirn, "wie oft habe ich dir gesagt, du sollst meine Wanne nicht benutzen, du wandelnde Flohzucht?"

    Wie oft hab ich dir gesagt Oh mein Gott, wenn zur Hölle interssierts?!

    Kopfschüttelnd verließ Noel das Badezimmer. Auf so eine Diskussion konnte er jetzt wirklich verzichten.
    "Stimmt... ich gab mich dem Alkohol hin. Das war wohl die gerechte Strafe. Aber dennoch... dieser Traum... ach. Nicht darüber nachdenken."
    Nachdem er sich in seinen üblichen Mantel gekleidet und eine Kleinigkeit gegessen hatte, trat er auch schon umwegslos vor sein Haus. Es war ein düsterer Tag, dunkler in der Gestalt noch als Gestern, Regentropfen bestimmten das Bild des nahen Dorfes, prasselten auf Noel herab, als wären es Tränen. Als würde der Himmel selbst um Gefallene trauern.
    Da fiel es Noel wie Scheuklappen von den Augen:
    Die Lumianer. Jemand war wahrscheinlich tot. Er musste ins Dorf.
    Aber zuerst...

    Noel kniete sich auf den Boden. Einen Moment zögerte er mit seltsamen Blick, als er schließlich nicht wie sonst zu seinem Dolch, sondern zu dem Amulett um seinen Hals griff, es in seine betenden Hände einschloss und mit entspannt geschlossenen Augen sanft lächelnd flüsterte.

    "Selbst wenn dieser Körper zu Asche zerfallen würde, würde ich dich niemals verlassen."

    Der Junge schwieg noch einige Momente, bis er sich die Kette wieder anlegte und sich zum Dorf aufmachte.

    Wo geht es heute hin, Noel? was machen wir jetzt?

    Trocken umfasste der rothaarige Bursche seinen Dolch.
    "Lumianer jagen."




    Er kam auf dem verregneten Dorfplatz an, nur wenige Menschen waren anwesend:
    Noel erblickte Rekon, und direkt neben ihm, auf dem Boden kniend...
    "...Kleine...Elfe..."

    Luise saß zitternd und mit fassungslosem Blick im Schlamm, einen Zettel in ihrer Hand anstarrend. Normalerweise wäre er nun sofort losgestürmt, hätte Rekon halb totgeschlagen und sich dann nach dem Grunde Luise' Trauer erkundigt. Aber so war er es vermutlich, der sie tröstete. Und das musste genügen.
    So sehr ihn der Anblick seiner kleinen Elfe in diesem Zustand auch zerriss.
    Noel beschloss, sich dem Dorfaushang zuzuwenden.
    Zuerst fiel sein Blick aber auf etwas Dahinterliegendes.



    Marias erstochene Leiche.
    Noels Schultern sanken ab und mechanisch, unendlich langsam, weiteten sich seine Pupillen.

    Sie war das Lumianeropfer dieser Nacht.
    Warum? Wieso die Nonne? Mit welcher Motivation? Was bezwecken die Lumianer damit? Ich muss mich in sie... nein. Moment. Zuerst die restlichen Informationen. Schach funktioniert über lückenlose Informationen.

    Noel beachtete die Leiche nicht weiter. Den Verlust bedauerte er zwar. Eine weitere Bürgerin, die er nicht beschützen konnte. Doch die Reaktion war längst nicht so verherrend wie gestern Abend, als ihn sein Versagen deutlich härter traf. Konzentriert suchte er das Schild ab - Um einen weiteren, kleinen Schock zu erleben:
    Zitat Zitat
    Noel De'chrones'tulem
    Sein Name. Sein Name stand an dem Schild. Er war heute Nacht nominiert wurden, ein Lumianer zu sein.
    Reaktionslos starrte Noel auf das kleine Schild.
    Nun... in Ordnung. Das hättest du dir denken können. Du hast dich gestern auffälliger verhalten als ein Papagei im Rabennest. Das sollte nicht unerwartet sein.

    Trotz seinem ruhigen Gedanken war Noel sich unsicher, welche Folgen diese Stimme heute Abend für ihn hätte. Keine Positiven, dessen war er sich bewusst.
    Aber warum war Luise so aufgebracht? Wegen der Nonne?
    Möglich... wegen seiner Nominierung? Haha, wohl kaum.

    Der dritte mögliche Fall war noch nicht durch Noels Synapsen geschossen, da fiel sein Blick auf den letzten Zettel am Schild, und er musste sich für einen kleinen Moment an Selbigem stützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.










    Verfluchtes Roulette, dein Humor ist Schwärzer als der des grünen Satans...


    Warum? Warum Konrad?
    Konrad, ein Verfluchter? Ihr ungezählten Dämonen der goldenen Hölle...
    Ich wusste, er war kein Lumianer, aber das... Nein. So ein verdammnisnahes Unglück, Pestregen und Tumorengift.

    Noels Augen taten weh. Er krampfte seine Finger in den kalten Schlamm, eisige Regentropfen schossen spottend auf ihn herab, als er fühlte, wie sich ein starkes Unbehagen in seinem leeren Inneren ausbreitete.
    Noel empfand Trauer. Trauer um einen Mitmenschen.
    Einen Menschen, den er bis vor kurzem gehasst hatte, der es aber mit wenigen Taten der Aufrichtigkeit geschafft hatte, seinen Respekt zu gewinnen.

    Das zweite Mal in seinem jungen Leben empfand Noel Trauer ob des Todes eines anderen Menschen.


    Konrad... verfluchter Hund. Wie kannst du es wagen, zu verschwinden?
    Wo meine letzten Worte an dich so... wertlos waren. Du Bastard. Verdammt, Konrad.

    Zitat Zitat
    "Ich werde mich von ihr fernhalten, darauf habt Ihr mein Wort. Ich werde euch in der Apotheke nicht mehr belästigen."
    Keine Worte der Entschuldigung für die letzten zwei Jahre meiner ungerechtfertigten Abneigung. Kein einziges Wort des Respektes, des Dankes, den ich diesem Mann gleichermaßen entgegenbrachte.
    Kein Wort des Dankes, dass er Luise mit seinem Leben beschützte wie kein Zweiter.

    Selbst wenn du ein orkengefälliger Bastard warst... so sollte es nicht enden.


    Mit bitterem Gesichtsausdruck schreckte Noel auf.
    Kleine Elfe. Meine Güte, wie... wie sehr muss sie den Schmerz eines Verlustes spüren?

    Sein schmerzender Blick fiel auf das starr da kniende Mädchen, welches nach wie vor außer Stande war, Gefühle zu zeigen. Zu weinen. Noel konnte es nachvollziehen..

    Dem Kerl Vorwürfe machen... dabei bin ich Schuld.
    Du bist Schuld? Warum, Noel?

    Ich hätte es verhindern können. Hätte ich es geschafft, gestern einen Lumianer hinzurichten, dann wäre es anders gekommen. Keine Frage.

    Das stimmt. Du bist ein wertloses Insekt, weniger wert, als der Dreck unter den Fingernägeln eines jeden Lumianers.

    Ich werde es wieder gutmachen.
    Ich muss sie-


    GARNICHTS musst du! Was willst du tun, du wertloses Stück Dreck? Dich ihr nähern? Sie auch sterben lassen?

    Ich muss sie beschützen.
    Meine kleine Elfe... sie hat niemanden mehr.
    Wie sollte sie weiterleben, wie sollte sie in ihrer Reinheit einen solchen Verlust verkraften? Die kleine Elfe braucht jemanden.


    Dieser jemand bist nicht du. Denk an deinen Schwur.
    Nein... denk an dein Wesen. An deine Seele, dein Innerstes.

    Die warme, schwarze Kirche, die tief in deiner Brust verborgen ist, gleichbedeutend mit deiner Seele, welche die Form eines schwarzen, trieffenden Klumpens hat, für den es nur eine einzige angemessene Bezeichnung gibt.


    Hey... soll ich dir etwas sagen, Noel?


    Du bist WAHNSINNIG!



    "Ngrrr..! Guah... Ungh... "
    Keuchend, von Kopfschmerzen verzerrt und in Bitterkeit ertrinkend, stürzte der rothaarige Junge auf eines seiner Knie.
    Mein Kopf tut so weh... ich weiß nicht, was ich tun soll... mein Kopf tut so weh... verdammter Pestrauch, es tut weh!


    Du hast es geschworen, Narr. Sei kein Mensch. Bleib kühl und gefasst. Sei kein Mensch.

    Ich nahm an, Konrad würde sie schützen. Mein Schwur ist nichtig. Ich werde sie beschützen.

    AUSREDEN! Nichts als Aureden! Du bist willensschwach, du bist von ihr besessen! Konrad ist aus dem Weg geräumt, nun kannst du dich ihr wieder nähern, was?!
    Du Wahnsinniger!


    Schweig still.
    Du bist nicht mehr als ein eingebildeter Dämon, ein Ergebnis meines gestrigen Exzesses, du bist Nichts!
    Verschwinde aus meinem Kopf. Sofort.


    Schnaufend, fast schmerzhaft keuchend kam Noel wieder auf die Beine. Mit seinem Mantel wischte er sich unwirsch die Stirn, bevor er mit festem Blick Luise fixierte, bevor er ein letztes Mal die Augen schloss.

    Es tut mir leid, Konrad... seist du ein Verräter oder nicht...nichtig. Doch ich löse meinen Schwur hiermit.
    Das macht mich nicht besser als dich.

    Letztendlich... sind wir beide Menschen, was?

    Und mit diesen Gedanken ging Noel stumm auf das kleine, rothaarige Mädchen zu.

    Geändert von Holo (29.03.2013 um 20:26 Uhr)

  6. #6
    Ross hatte die Nacht im Hauptmannshaus verbracht, wo er sich alle Utensilien und einen Großteil der Schriften ansah. Vielleicht hatte der verstorbene Hauptmann ja irgendwelche Hinweise hinterlassen, Hinweise die sie auf die Spur der Lumianer hätte führen können. Dafür, dass noch vor ein paar Tagen hier jemand seinen Dienst verrichtet hatte, war es erstaunlich staubig und außerdem hing ein modriger Geruch in der Luft. Ross versuchte, den Ursprung des Gestankes auszumachen, als er irgendwo in der Ecke vergammelte Überreste einer Mahlzeit vorfand.
    Mit einem angewiederten Blick beförderte er die Schimmelpilzkultur nach draußen, bevor er sich wieder den Pergamenten widmete. Zu seinem Leidwesen, konnte er damit aber nicht allzu viel anfangen, da seine Lesekünste geradeso ausreichten, um als Holzfäller die wichtigsten Sachen erledgien zu können, aber bei weitem nicht genug, um den Inhalt der Pergamente zu begreifen, weshalb er sie schlussendlich dann mit einem Anflug von Frustrationen vom Tisch fegte.
    Mit einem Seufzer stand er auf und begab sich ersteinmal zu einem Fenster. Die kalte Luft draußen und die warme Luft im Inneren des Hauses sorgten dafür, dass die fensterscheiben alle angelaufen waren. Ross betätigte den Hebel, der die Fenster aus ihren Verankerungen gleiten lassen sollte, damit sich das Fenster öffnen lies. Mit einem leichten knarksen schoben sich die in Holz eingelassenen Fensterscheiben nach außen und boten somit ein ideales Loch, durch das der leichte Wind eindringen konnte, der sich in den letzten Stunden gebildet hatte.
    Über die Zeit hatte war die Temperatur noch weiter abgesunken und nun konnte man ab und an einige vereinzelte Schneeflocken sehen, die im Winde tanzten, bevor sie zu Boden fielen und auf der noch immer warmen Erde sich wieder in Wassertropfen verwandelten.
    Nun zog ein kalter Wind durch das spärlich beleuchtete Arbeitszimmer und die Kerzen, die überall verteilt standen flackerten im Wind, einige wenige, die sich zu nah am Fenster befunden hatten, gingen aus und hinterließen eine dünne Wolke, die vom Wind fortgetragen wurde und der Umgebung einen leicht festlichen Geruch gab.

    So verging die Nacht und langsam wich die Dunkelheit dem Licht, auch wenn es am Morgen noch immer ein recht wolkiger Anblick war. Die Kerzen waren alle heruntergebrannt und überall im Zimmer lagen nun alle möglichen Pergamente herum. Von Volkszählungen, über Verhandlungen, Importe, Exporte, Steuereinnahmen und -ausgaben, Berichte über ungelöste Verbrechen, Unfälle, von denen ein Großteil sich im Innersten des Waldes zugetragen hatten und noch viel mehr. Ross, der sich fast die ganze Nacht um die Ohren geschlagen hatte, erwachte leicht verwirrt; zum einen weil er sich nicht in seinem Bett befand (wobei ihm recht schnell wieder einfiel, dass er gar nicht nach Hause gegangen war) und zum anderen, weil er feststellen musste, wohl doch eingeschlafen zu sein. Das und die Tatsache, dass es nur ein paar Stunden Schlaf waren, was bei seinem Grad der Überarbeitung doch noch recht wenig war, oder anderes gesagt: er war es einfach nicht gewohnt.
    Ross blickte auf und stellt fest, dass das Fenster wieder geschlossen war. Hatte er es wieder geschlossen? Ross konnte sich nicht erinnern. Er stand auf und begab sich zu dem Fenster, welches sich zum Dorfplatz richtete und öffnete es. Danach versuchte er einen Blick auf den Platz zu erhaschen, wobei er bemerkte, dass sich eine kleine Menge an Leuten bereits dort versammelt hatte. War etwas in der Nacht vorgefallen? Ross war sich sicher, in der Nacht nichts gehört zu haben, auf der anderen Seite musste er aber wohl irgendwann doch eingeschlafen sein. So würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als selbst nachzusehen. Sollte sich doch etwas ereignet haben, so musste er als Hauptmann sich sofort um die Gegebenheiten erkundigen.

    So kam es, dass Ross sich seinen Mantel schnappte und die Tür zum Hauptmannshaus öffnete. Mit eiligen Schritten, begab er sich schnellstmöglich dorthin, wo sich die Ansammlung aufhielt und umso näher er kam, umso mehr vernahm er einen leicht metallernen Geruch und was das bedeuten könnte, wurde Ross mit jeder Schritt immer mehr bewusst: es war jemand gestorben.

    Als er am Dorfplatz ankam, bot sich im ein grauenhafter Anblick, war das die Nonne, die dort..."Das schlimmste ist also eingetreten...dann bleibt uns also heute wieder nur die Entscheidung, jemanden hinrichten zu lassen...", ihm lief ein Schauer über den Rücken.

    Geändert von R.F. (03.04.2013 um 13:42 Uhr)

  7. #7
    Geistesabwesend war Viktoria mit Brunhild mitgelaufen.
    Sie fand es nett, dass sie ihr eine warme Tasse gab und dachte an die Abende, an denen sie bei ihr im Wirtshaus aufgetreten war.
    Manchmal fragte sie sich, ob die Menschen wussten, wer hinter der roten Viola steckte.
    Nachdenklich sah sie zu Luise, die noch immer ganz blass aussah.
    "Was ist nur passiert?", flüsterte sie in den Raum und war sich nicht sicher, ob es jemand gehört hatte. Es schien nicht so.

    Nachdem Luise erstaunlicherweise ziemlich ruhig geblieben war, als sie sich bei Brunhild und Viktoria ihr Herz ausgeschüttet hatte, fragte sie Viktoria:"Ähm... i-ich würde später g-gerne einen Blumenstrauß für d-den verstorbenen Hauptmann machen. D-du kennst dich ja mit Blumen aus. Vielleicht machen wir das zusammen? A-aber nur, wenn du willst, n-natürlich."
    Viktoria nickte.
    Als Luise die Tür hinter sich zu zog, musste Viktoria an ihre Mutter denken.
    Sie musste sofort verschwinden.
    "Brunhild, ich danke dir wirklich herzlich.",sagte sie in die Richtung der Wirtin. "Bis heute Abend...öhm ich meine...Wir sehen uns bestimmt bald...öhm ja", sie öffnete die Tür und lächelte der verwunderten Brunhild noch einmal zu, dann lief sie zurück zur Schneiderei.
    Etwas später als ihre Mutter in die Schneiderei trat und Viktoria vertieft in ihre Arbeit war, berichtete diese: "Auf dem Dorfplatz herrscht wieder ein merkwürdiges Unterfangen. Die Leute nominieren Menschen aus unserem Dorf die sterben sollen. Ich hoffe meine wohlerzogene Tochter hält sich daraus!!"
    Ihre Mutter legte ein Gewand auf Viktorias Tresen.
    Dann verschwand sie ohne weitere Worte.
    Verwundert erhob sich Viktoria.
    Jemand sollte sterben?
    Sie sah auf das Gewand.
    Ein kleines Loch hatte es, an seinem Ärmel.
    Wenn es bis heute Abend nicht fertig war, würde ihre Mutter das merken. Sie raste ohne weiter darrüber nachzudenken durch die Tür und dann hinaus in die Kälte.
    Als sie ankam hatte sich das Dorf bereits für Merete entschieden.
    Besorgt sah sie zu ihr.
    Sie ahnte, dass das Dorf eine falsche Entscheidung getroffen hatte.

    Geschockt nähte sie an dem Loch des Ärmels herum.
    Sie hatte Merete nicht gekannt. Dennoch, es brach ihr das Herz zu wissen, dass sie tot war.
    Eine Unschuldige. Jeden hätte es treffen können.
    Es war etwas in ihrem Bauch. Ein mulmiges Gefühl und sie hatte das Gefühl, dass das Böse unter ihnen wohnte.
    Sie ahnte auch wer es sein könnte jedoch...
    AUTSCH! ein ziehender Schmerz zog sich durch ihren Finger.
    Sie hatte sich die Nadel in den Zeigefinger gestochen. Blut tropfte auf den Fußboden und sie hörte sich selber schluchzen.
    Es war nicht richtig das Merete tot war. Es war eindeutig und wahrhaftig nicht richtig.

    Als sie an diesem Abend im Wirtshaus auftrat, sang sie für niemand anderen als für Merete.
    Sie sang, dass Elefanten Lied. Jedoch änderte sie den Refrain in:

    "Ich schreibe ein Lied für sie,
    und ich hoff' das sie nie vergessen wird.
    Ich schreibe ein Lied für sie,
    denn sie hat nichts Böses getan"

    Der nächste Morgen begann für Viktoria wie jeder andere, jedoch schwebte noch immer ein großes Unwohlsein in ihrer Brust...
    Als sie mit diesem Gefühl vor der Arbeit zum Dorfplatz schlich, ohne das ihre strenge Mutter es ein weiteres Mal merkte, wusste sie woher das Gefühl kam.
    Die Nonne. Eine weitere Unschuldige, dachte Viktoria sofort.

  8. #8
    Rekon bemerkte, dass sich eine gewisse Masse an Leuten ansammelte. Noel, welcher sich zu Luise und Rekon saß, der neue Hauptmann und die Schneiderin Viktoria sind am Dorfplatz angekommen und haben bereits die tote Leiche der nonnigen Nonne gesehen. der Hauptmann sagte direkt, dass es heute wieder an der Zeit ist, jemanden zu hängen.
    Rekon trat hervor, um den Anwesenden etwas zu sagen.
    "An alle Anwesenden. Diese Nacht ist eine der unseren, Maria die Nonne, von den Lumianern getötet worden. Ebenfalls hat der Pfarrer wieder einmal seine Nominierung ausgesprochen. Dieses Mal nominiert er Noel. Zum Dritten wurde Konrad aus dem Dorf verbannt, da er einen Fluch trug. Das sind alles schreckliche Neuigkeiten, das weiß ich, doch sollten wir uns erstmal um den Körper unserer Nonne kümmern. Ich habe bereits, wie ihr sehen könnt, eine Schaufel besorgt. Mit dieser Schaufel, werde ich das Grab der toten Maria schaufeln. 2 Personen werden benötigt, um sie zum Friedhof zu tragen. Ich hoffe, dass sich jemand dieser Aufgabe annimmt. Heute muss übrigens ein Lumianer hängen. Wir wissen nämlich nicht, wie viele von ihnen in diesem Dorf wohnen. Wenn es zu viele sind und wir heute erneut eine falsche Person hängen, dann ist es aus für uns. Und auch wenn es nicht zu viele sind. Ich denke nicht, dass irgendjemand von euch eine unschuldige Person am Galgen hängend sehen will. Den Rest überlasse ich unseren Hauptmann, Ross. Auf das dieser Tag erfolgreich wird!"
    Dies war Rekons Rede. Er hat sie so gehalten, wie er sie früher gehalten hat. Rekon schnappte sich seine Schaufel und wartete, bis sich zwei Personen bereit erklärten, der nicht mehr ganz so nonnigen Nonne ein würdiges Begräbnis zu bescheren.

  9. #9
    Vom sanft gegen die Scheibe prasselnden Regen geweckt machte sich Brunhild für den neuen Tag zurecht. Ihre Hände fuhren sacht durch den weichen Überwurf aus Schafsfell, den sie über das Bettende gelegt hatte. Er war der sichere Beweis, dass ihre nächtliche Begegnung mit Konrad nicht nur ein schönes Gespinst ihrer Phantasie gewesen war. Ein versonnenes Lächeln zeichnete ihr Gesicht.
    Nachdem sie die letzten Haarsträhnen unter das Kopftuch gestopft hatte, nahm sie das wärmende Kleidungsstück mit nach unten. Natürlich würde sie es ihm später zurückgeben, auch wenn sie es noch so gerne behalten würde. Es wäre sowieso ein gute Plan, gleich zu dem Lockenkopf zu gehen und zu schauen, ob er vom Wanderritt heil zurückgekommen ist, ma weiß ja nie. Doch vorher würde sie für Lumi und Schwester Maria ein ordentliches Frühstück bereiten.
    Nachdem sie den Überwurf auf dem Tresen abgelegt hatte und ein neu entfachtes Feuer bei der Kochstelle züngelte, fragte sich die Wirtin, wo eigentlich ihr alte Köter abblieb. Normalerweise war er morgens immer zur Stelle, wo es ja die einzige sichere Gelegenheit für ihn war, von ihr am Tag gefüttert zu werden. Vielleicht hatte ihn Konrad ja zu Ausritt mitgenommen. Wenn das Glück ihr hold war, hatte er vom vielen Laufen einen Herzinfarkt bekommen und ist irgendwo im Wald krepiert. Aber was Rüdiger anging hatte sie noch nie Glück gehabt.
    Aus der unverschlossenen Vorratskammer holte sie alles Nötige für das erste Mahl ihrer Gäste. Sich selbst genehmigte sie ein Stück Brot, während sie den Mehlbrei im Kessel anrührte und abschmeckte. Als sie sich zum Schüsselholen umwand, entdeckte sie die noch immer am Boden liegende Teigrolle, die sie nach dem nächtlichen Eindringling geworfen hatte.
    Grinsend bückte sie sich, um sie aufzuheben, als ihr Blick auf einen merkwürdigen Fleck auf den Dielen fiel. Für einfachen Dreck glänzte es zu sehr, als betrachtete sie ihn sich aus der Nähe. Ihre Augen weiteten sich bei der Erkenntnis, dass es sich um Blut handelte. Und da waren weitere Flecken in Richtung Eingangstür. Brunhild war sich eigentlich ziemlich sicher gewesen, dass Konrad unverletzt gewesen war, das wäre ihr doch aufgefallen…
    Alarmiert blickte sie sich in der Schankstube um. Die Flecken bildeten eine Spur von der Tür zum…Treppenansatz. Eine dunkle Vorahnung kroch langsam in ihr hoch, ihr Puls beschleunigte sich schlagartig. Auf zwei Stufen fand sich ebenfalls Blut, warum war ihr das vorhin nicht schon aufgefallen?
    Unsagbar langsam schritt sie die Treppe hinauf. Ein letzter kleiner Blutfleck direkt vor ihrem Zimmer, in dem die Nonne geschlafen hatte. Ihre Hand umschloss den Türgriff.
    Alles in ihr schrie danach, es zu lassen, auf dem Absatz kehrt zu machen, wieder hinunterzugehen und fortan so zu tun, als würde es dieses Zimmer nicht mehr geben. Doch bevor ihr Verstand die Oberhand gewann war die Tür bereits geöffnet. Ein Schrei des blanken Entsetzens entfuhr Brunhilds Kehle.
    Blut. Überall Blut. Das ganze Bett war getränkt davon. Auf dem Boden sah man eine verschmierte Blutlache, so als ob ein Körper durch sie ein Stück in Richtung Tür geschliffen wurde, ehe er hochgehoben und den Weg nach unten und aus dem Haus hinaus getragen wurde.
    Krampfhaft hielt sich die Wirtin ob ihrer weichen Knie am Türrahmen fest und kämpfte mit der sich anbahnenden Ohnmacht. Verzweifelt biss sie sich schließlich in den Finger, um wieder zu Besinnung zu kommen. Die Wirkung stellte sich prompt ein. Hals über Kopf stürzte sie die Treppe hinunter, warf sich ihre Heuke achtlos um und stürmte aus ihrem Heim auf den Dorfplatz- auf die kleine Menge zu.

    Als sie atemlos bei ihnen war, hörte sie Rekon gerade sprechen, dass zwei Leute benötigt wurden, um „sie“ zum Friedhof zu tragen. Ihr Blick fiel schnell auf sie, die noch vor wenigen Stunden friedlich in Brunhilds Bett geschlafen hatte.
    Auf die Knie fallend nahm sie den Kopf von Marias Leiche sacht in die Hände. Ihr Oberkörper wiegte unwillkürlich leicht vor uns zurück. Ihre Tränen vermischten sich mit dem Regen und fielen auf die kalten Wangen der guten Nonne. Wie konnten die Bastarde es nur wagen, eine Geistliche zu morden und dann auch noch gerade diese? Schwester Maria war mit Abstand die nonnigste Frau auf dem gesamten Erdenrund gewesen, eine treue Dienerin des Herren und eine Seele von einem guten Menschen.
    Plötzlich hielt sie inne, die Augen auf einen undefierbaren Punkt gerichtet. Die Mörder hatten es garantiert nicht auf Maria abgesehen. Außer ihr und der Wirtin hatte keiner Kenntnis darüber, dass die Nonne diese Nacht in ihrem Zimmer genächtigt hatte. Brunhild selbst war das eigentliche Ziel gewesen, dessen war sie sicher. Die gute Frau hatte aufgrund ihrer Entscheidung ihr Leben lassen müssen.
    Vorsichtig legte sie den leblosen Kopf wieder ab, ehe sie aufstand und zurückwich. Sie sollte hier liegen, ein Messer in der Brust, ihr Blut das Bett und den Boden des Wirtshauses tränken, ihr Lebensfaden diese Nacht durchtrennt worden sein.
    Es war allein ihre Schuld, dass Schwester Maria nun vor ihren Schöpfer getreten war. Ihr Blut klebte an ihren Händen, und sie würde sich nie reinwaschen können. Sie war genauso ihre Mörderin wie der, der ihr den Dolch ins Herz gestoßen hatte.
    Ihr Blick fiel auf Ross und ihr kam wieder etwas vom Vortag in den Sinn. Vor einigen Tagen hätte sie sich selbst dafür als verrücktes altes Weib gescholten, doch inzwischen hatte sich eine ganze Menge verändert. Doch nun war nicht die Zeit, diesen Gedanken weiter zu verfolgen, sie musste ihn nur später zum rechten Zeitpunkt griffbereit haben.
    Stattdessen wand sie sich an Rekon und meinte mit bebender Stimme:
    “Ich werde sie mitragen, auch wenn ich ihrer unwürdig bin…es ist das Mindeste, was ich jetzt für sie tun sollte.“
    Vielleicht würde sie sich nie von ihrer Schuld Maria gegenüber lösen können. Aber sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, auf dass die Seele der Nonne ihr im Himmelreich vergeben möge.

    Geändert von Mephista (30.03.2013 um 12:05 Uhr)

  10. #10


    Der Platz füllte sich langsam mit Menschen.
    Stimmen wurden lauter. Hunde bellten. Pferde wieherten.
    Und im Hintergrund erklang das stetige Lied des Regens. Das Geräusch unzähliger, fallender Tropfen, die auf der Erde landeten, sich in Pfützen sammelten oder von den Dächern herabrannen.

    Doch Luise hörte all das nicht. Die Geräusche waren nicht mehr als ein fernes Flüstern. Das aufgeregte Treiben nicht mehr als verschwommene Bewegungen in ihren Augenwinkeln.
    Es war ihr egal.
    Es war vorbei.
    Schwester Maria war tot.
    Konrad war fort. Zurückgelassen hatte er sie.
    Stets hatte er ihr ein frohes Gesicht gezeigt. Sie in den Arm genommen und sie getröstet, wenn es ihr schlecht ging. Sie beschützt.
    Sie glauben lassen, dass selbst sie, ein hässliches, schwaches Mädchen, gestraft mit feuerrotem Haar, dass selbst sie Liebe und Zuneigung verdiente.
    Konrad. Der Bruder, den sie nie gehabt hatte.

    Und nun hatte er Luise grausam zurückgelassen. Sie daran erinnert, dass sie letztendlich doch nur ein kleines, rothaariges Mädchen war.
    Allein war sie nun.
    So schutzlos.
    Zerbrechlich.
    Schwach.

    Einen langen Moment hatte sie nun verweilt, auf dem kalten Boden. Nur in ihre eigenen Gedanken, ihren Schmerz vertieft.
    War nicht auf die Annäherungen ihrer Umwelt eingegangen.
    Sie hatte nicht einmal gemerkt, dass Rekon sich bemüht hatte, sie zu trösten.
    Doch nun hörte sie, wie er eine Rede hielt. Die Neuigkeiten einfach zusammenfasste und dann fortfuhr mit der Freiwilligensuche für Marias Beerdigung.
    Das Leben ging weiter.
    Und genau das war es, was den Verlust so schmerzhaft machte.
    Der Versuch, ein normales Leben zu führen - ungeachtet der Lücken, welche Menschen hinterließen, wenn sie fort waren.
    Der Versuch, eine Welt zu schaffen, in der sie nicht mehr gebraucht wurden.
    Die Wochen, während der man das Vergessen suchte und es nicht fand.
    Und dann, eines Tages die Erkenntnis, dass man bereits vergessen hatte. Dass nichts geblieben war von der einstigen Nähe und Wärme. Dass sogar das einstig geliebte Gesicht nur noch eine verschwommene Erinnerung unter vielen war.
    So war es mit Brida gewesen, nach ihrem Verschwinden. So würde es auch mit Maria und mit Konrad sein.
    Eines Tages würde Luise zurückdenken an diesen Tag und nichts fühlen. Eine Erinnerung von vielen.

    Still erhob Luise sich schließlich vom schmutzigen Boden und wandte sich um. Mit regloser, versteinerter Miene erblickte sie Noel, der gerade auf sie zuhielt.
    Blass war er. Noch mehr als sonst. Etwas schien ihn zu Boden geworfen haben, denn seine Kleidung war schlammbesudelt. Der Regen hatte sich in seiner Robe und den ins Gesicht fallenden Haarsträhnen gesammelt.
    Noel sah erbärmlich aus. Genau wie Luise selbst.
    Mit einem kläglichen Lächeln sagte sie: "Wir beide... wir sind uns gar nicht unähnlich." Keine Träne hatte sie bisher vergossen. Doch ihre Stimme klang brüchig. Falsch und kränklich in ihren eigenen Ohren. Mit jedem Wort musste sie kämpfen, bis es ihre Lippen verließ. So leise war ihre Stimme, dass sie benahe vom Regen fortgwaschen wurde. Dennoch wusste Luise, dass Noel sie gehört hatte. "Du verstehst es, nicht wahr? Du hast auch jemanden verloren." Eine Antwort darauf erwartete sie nicht wirklich. Was sollte man schon dazu sagen? Trotzdem schaute sie ihm weiter in die Augen. Die Miene regungslos, die Augen leer.

    Geändert von Zitroneneis (29.03.2013 um 23:25 Uhr)

  11. #11
    Szenentheme:
    http://www.youtube.com/watch?v=e9rMt-xtaxM

    Vom Regen durchnässt stand Noel Luise gegenüber, die sich jetzt ebenfalls wieder erhoben hatte und ihn mit einem Blick ansah, den er bisher nicht kannte. Dann lächelte sie erbärmlich und flüsterte ihm etwas zu.
    "Wir beide... wir sind uns gar nicht unähnlich.
    Du verstehst es, nicht wahr? Du hast auch jemanden verloren."


    Sie versuchte, zu lachen. Weinte immer noch nicht. Aber sie wollte es, das war mehr als offensichtlich. Die Regentropfen, von denen sich jeder Einzelne so schwer anfühlte wie ein reiner Saphirdiamant, kleideten die beiden gleichsam verwarlosten Gestalten in einen Umhang aus glänzenden Wasserfällen, als Noel, wie so oft einem Affekt folgend, seinen Verstand ausschaltete, auf Luise zuging und seinen Arm um sie legte. Stumm setzte er seinen Kopf auf den ihrigen und streichelte mit seiner anderen Hand behutsam ihre durchnässten Haare.
    "Es ist in Ordnung, kleine Elfe.
    Menschen weinen, wenn sie jemanden verlieren. Das ist... vollkommmen normal. Tu es einfach, wenn dir danach ist. Schau, ich stehe jetzt vor dir, es wird nicht einmal jemand sehen und durch den Regen auch nicht hören. Es ist in Ordnung. Danach wird es dir besser gehen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, im Gegenteil. Letztendlich können nur Menschen weinen, die zu ihrer Schwäche stehen und Verluste akzeptieren.
    Ich habe... nie geweint. Nicht ein einziges Mal. Ich habe nicht geweint, als meine geliebte Mutter vor meinen Augen brutal vergewaltigt und abgeschlachtet wurde. Und auch nicht danach.
    ...Ich habe es mein Leben lang bereut. Die Tränen, die ich damals hätte vergiessen können, flossen in mein Inneres und wurden mehr und mehr zu einem widerlichen, schwarzen Klumpen Hass. Du hast jetzt die Chance, zu weinen. Nutze sie."


    Still nahm Luise hin, dass der junge Bibliothekar sie einfach so in die Arme schloss. Es war ihr nicht unangenehm.
    Im Gegenteil, seine Wärme war ihr ein Trost.
    Seine Stimme war bar jeder Verachtung und jeden Spottes. Luise war sicher, dass er wusste, wovon er sprach. Dass seine Worte von Herzen kamen. Weil auch er Verluste erlitten hatte.
    Doch Luise konnte nicht weinen. So sehr sie es auch wollte, keine Träne rollte über ihre Wange.
    Weinen hieß Loslassen. Die Löcher akzeptieren, welche Konrad und Maria zurückgelassen hatten. Die Gefühle von sich stoßen und all die gemeinsame Zeit zu verschwommenen Erinnerungen verkommen lassen.
    Sie war noch nicht so weit.
    Für eine Weile wollte Luise noch die Schatten der beiden spüren.
    "Ich kann nicht." Sanft löste sie sich von Noel, hielt nur seine Hand sanft fest. Mit dem traurig scheiternden Versuch eines dankbaren Lächelns blickte sie ihn an. "Danke... danke für deine freundlichen Worte... und für alles andere." Sie senkte den Kopf. "Aber... ich kann die beiden nicht loslassen. Noch nicht. Vielleicht... bestimmt wird es eines Tages soweit sein... und dann werde ich weinen." Ein wenig leiser fügte sie hinzu: "Und... mich würde nicht stören, würdest du es sehen." Sie blickte ihm wieder in die Augen. "Kannst du das verstehen?"

    Noel lächelte nicht, hielt einfach ihren Blick.
    Er hatte die kleine Elfe gerade umarmt und was sie zu ihm gesagt hatte... unter anderen Umständen wäre es für ihn das Glück auf Erden gewesen. Aber nun fühlte es sich seltsam... bedeutungslos an.

    "...ja. Ich verstehe, kleine Elfe."

    Noel ging in die Hocke, um mit Luise auf einer Augenhöhe zu sein, bevor er leise flüsterte, so nur sie seine Worte vernehmen konnte.
    "Konrad war ein großartiger Mann, nicht?
    Letztendlich... hat er sogar meinen Respekt gewonnen. Wenngleich ich seine Flucht nicht voll verstehen kann... ich nehme mir nicht raus, über ihn zu urteilen.
    Trauere auf deine Weise, Luise. Ich werde auf die meinige trauern."

    Nun lächelte Noel leicht, versuchte, die Kälte aus ihrer Seele zu treiben.
    "Aber verliere dich nicht in den bodenlosen Tiefen und den allesverzerrenden Schmerzen deiner Trauer. Sonst wirst du, ehe du dich versiehst, zu einer dämonischen Bestie, wie ich eine bin. Das werde ich nicht zulassen."

    Stumm sah Luise Noels Lächeln. Wollte es erwidern. Wollte ihm sagen, dass sie bestimmt nicht zu einer Bestie werden würde.
    Doch beides würde nicht wirklich ehrlich sein.
    Kein Lächeln wollte sich auf ihren ausgekühlten Lippen ausbreiten.
    Und eine Bestie war sie doch schon längst. Keine Elfe. Gott hatte Recht gehabt, sie mit diesem roten Haar zu zeichnen.
    Es war auch ihre Schuld gewesen, dass Merete unschuldig hingerichtet worden war.
    Weil Luise lieber die Meinung anderer übernommen hatte als selbst Verantwortung zu übernehmen.
    Und damit womöglich andere darin bestätigt hatte, ihrem Beispiel zu folgen.
    Was schließlich wahrscheinlich auch zu Marias Ermordung geführt hatte. Denn was konnte gefährlicher für die Lumianer sein, als eine Dienerin Gottes, der so viele Menschen vertrauten?
    Vielleicht war Konrads Verbannung auch eine weitere Strafe für Luises Fehltritt gewesen.
    Doch das alles bedeutete nicht, dass sie nun einfach aufgeben und sich dem Bedauern hingeben würde
    Fest blickte sie dem Bibliothekar in die Augen und sprach ruhig: "Mein Schmerz wird mich nicht verschlingen. Ich... ich werde ihn ertragen, bis ich für meine Fehler gebüßt habe. Und dann... dann werde ich loslassen können." Das Lächeln was sie ihm nun schenkte war um keinen Deut fröhlicher als die vorherigen. Aber es war zumindest einen Hauch selbstsicherer.
    "Ich... ich möchte dir noch einmal danken. Du bist sehr... großzügig und freundlich." Sie zögerte einen Moment, bevor sie fortfuhr: "Ich weiß nicht, warum du so sehr für mich sorgst... oder warum du so eine hohe Meinung von mir hast. Von einem ängstlichen Kind wie mir...mit solch teuflischem Haar..." Ihre Stimme ebbte ab. Eigentlich wollte sie diese Gedanken nicht nach außen tragen. Wollte die Welt nicht noch mehr auf ihr abstoßendes Haar aufmerksam machen. Doch nun war es ihr herausgerutscht. Und sie musste zurückdenken, an Noels allererste Worte an sie... deren Bedeutung sie bis heute noch immer nicht verstand.

    Noel lächelte weiter. Er wusste, was er ihr nun sagen würde.
    Seltsamerweise war er kein bisschen aufgeregt, sein Herz schlug vollkommen normal.
    "Es war jener Tag vor zwei Jahren... da ich dein wundervolles, rotes Haar das erste Mal sah."
    Auch wenn er versucht hatte, Luise' in die Augen zu sehen, sank sein Blick
    unsicher zu Boden.
    "Du bist ein wundervoller Mensch, kleine Elfe, und du hast wunderschönes Haar, Hör auf, dich dafür zu hassen.
    Ich weißt nicht... ich glaube, es dauerte einige Wochen. Es dauerte einige Woche, bis ich begriff, was ich für dich empfinde."

    Stumm lächelnd sah er ihr wieder in die Augen. Noel entschloss sich, es nicht direkt auszusprechen. Es war überflüssig, und gerade war ohnehin nicht der Zeitpunkt für solcherlei Gefühle.
    "Du bist mir sehr wichtig, Luise... mehr als Irgend etwas Anderes. Ich habe Konrad geschworen, dich nicht mehr zu belästigen, aber.." , seine Augenbrauen zogen sich schmerzhaft zusammen, "ich muss diesen Schwur brechen. Ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin, um dich zu beschützen, kleine Elfe... aber ich mache es, weil ich es so will. Lass mich an Konrads statt dein Halt sein und dir einen Teil deiner Trauer und deines Schmerzes abnehmen. Würdest du das... akzeptieren?"
    Sich unsicher zu einem Lächeln zwingend, hatte Noel es ausgesprochen.
    Die beiden waren vollkommen vom Regen durchnässt, es schüttete so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Und doch, so schien es Noel und Luise, war es friedlich still.

    Luise konnte kaum glauben, was sie da hörte.
    Wie konnte es sein, dass jemand solch starke Gefühle für sie empfand? Dass sie ihm wichtig war, ohne dass er sie vorher gekannt hatte?
    Dass er ihr Haar mochte?
    Erst jetzt kam ihr in den Sinn, dass er seinen ersten Satz ernst gemeint hatte. Dass er ihre Haare tatsächlich schön fand.
    Sie wusste nicht, was sie auf seine Worte erwidern sollte.
    Ihr rotes Haar war abstoßend. Rot wie das Feuer der Hölle. Ein Merkmal der Hexen.
    Aber seine Worte klangen so ehrlich und offen, dass Luise ihm nicht widersprach.
    Stattdessen ging sie traurig auf seine Frage ein: "Du wirst Konrad nicht ersetzen können. Er ist mein Vetter... aber wir waren immer mehr wie Bruder und Schwester. Er hat nur zwei Jahre bei uns gelebt. Und dennoch... all die Zeit, die wir uns voher schon kannten... und besonders die letzten zwei Jahre... sie können nicht ersetzt werden - selbst wenn ich mich eines Tages nicht mehr klar an sie erinnern werde." Luise schwieg einen Moment, dann drückte sie sanft Noels Hand. "Aber... ich kann deinen Wunsch akzeptieren, mich zu beschützen. Ich weiß nicht, was genau dein Versprechen an Konrad war... aber er ist nun fort. Er hat mich zurückgelassen. Und du belästigst mich nicht. Du möchtest mich trösten und mich beschützen. Das kann nicht gegen Korads Willen sein. Ich danke dir dafür." Schließlich fügte sie noch hinzu: "Doch eine Bitte habe ich. Bitte... bitte achte auch auf dich selbst. Ich möchte nicht, dass meine Sicherheit auf dem Opfer anderer aufbaut..."
    Ein plötzlicher Windstoß fegte durch ihr nasses Haar und peitschte die Tropfen in ihr Gesicht. Und da erinnerte Luise sich wieder daran, dass sie mitten auf dem Dorfplatz stand, umgeben vom kalten Regen, und mit leerem Magen.
    Sie fühlte wieder. Die eingefrorene Zeit war aufgetaut und lief weiter.


    Grinsend schüttelte Noel den Kopf, sein blutrotes Haar wog im nassen Wind.
    "Selbstverständlich wird niemand Konrad ersetzen können.
    Ein Mensch ist einzigartig, könnte man sagen.
    Aber... ich danke dir für dein Vertrauen. Und deine Sorge um mich.
    Sie ehrt mich, kleine Elfe."


    Stumm sahen sich die beiden ungleichen Personen noch einige Momente in die Augen, bis Noel bemerkte, dass es Luise körperlich gar nicht gut ging.
    Stumm erhob er sich und legte ihr, wie am Vortag, ihren dicken Mantel um den schmächtigen Körper, obgleich er nur ein dünnes Hemd trug.

    "Hey... Luise.
    Weißt du was? Wenn das Alles vorbei ist... lass uns dieses Dorf gemeinsam verlassen.
    Lass uns zusammen durch die Welt reisen und nach Konrad suchen.
    Irgendwann werden wir ihn finden und zusammenleben. Das verspreche ich dir."


    Aufmunternd schenkte er ihr ein Lächeln, welches seinen Willen bezeugen sollte, mit ihr dieses Spiel zu überleben. Das war sein einziges Ziel.
    Wir beide werden überleben. Definitiv.

    Geändert von Holo (30.03.2013 um 17:38 Uhr)

  12. #12
    "Ok, dann steht es also fest, dass wir nicht darauf warten, dass der Pfarrer hier erscheint und sich die Leiche ansieht? Bis zum Abend ist glücklicherweise noch etwas Zeit, Zeit die wir nutzen sollten, um den Platz wieder freizuräumen. Das letzte, was wir brauchen, ist eine Leiche mitten auf dem Platz. Wenn schon gestern rege Aufregung herrschte, so sollen die restlichen Bürger nicht noch durch eine Leiche aufgeschreckt werden, denn das trübt nur ihr Urteilsvermögen, denn ja, heute muss ein Lumianer fallen und das bedeutet, jeder muss auf der Höhe seiner geistigen Kräfte bleiben." Ross überlegte kurz. "Notfalls packe ich mit an bei der Leiche, schließlich muss ein Hauptmann allen anderen ein Vorbild sein." na, wenn das der Pfarrer rauskriegt, würde es heftigen Ärger geben, das wusste Ross, aber es war ihm in dem Moment egal. Besser, als den Leichnam von ihm zerstückeln zu lassen, in der Hoffnung, irgendwas unheiliges zu entdecken, denn das hatte die Nonne nicht verdient. "Lasst uns anfangen; lieber früher als später, denn es wird nicht mehr lange so ruhig bleiben, fürchte ich."

    Geändert von R.F. (03.04.2013 um 13:42 Uhr)

  13. #13
    Die Augen nur einen Schlitz weit geöffnet wankte Lumi aus der Taverne heraus und sah sich um. Die Straßen wirkten wie leergefegt, während der Dorfplatz sich mit Menschen gefüllt hatte. "Eh, Djángo - was meinst du, ob es noch eine weiteres Zeichen gibt oder so?", nuschelte sie in den nicht vorhandenen Bart. Sie hörte Stimmen, die vom Dorfplatz aus erklangen. Der rothaarige Gesichtstattoo-Typ und das rohaarige Mädchen standen am Rande des Geschehens und sahen sich tief in die Augen, was die verkaterte Lumi nur mit einem "Scheiße Pärchen..." bedachte, als sie an ihnen vorbei trabte. Sie hielt nach Konrad Ausschau, aber er war nirgendwo zu sehen. Ob es ihn auch mittlerweile hingerafft hatte? Schlimme Gedanken mischten isch nun unter die Kopfschmerzen und die Übelkeit. Sie hatte gestern abend nichts getrunken, oder? Da war nur...
    Oh, das Wunderpulver, richtig.
    "Djángo, hat Mama nicht immer gesagt 'Werd' niemals benebelt von deine eigene Zeug.'? Jetzt ich weiß was sie meint...", sie reib sich etwas Schlafsand aus den Augen. "Scheise, niemals wieder mache ich Totenzeremonie bei Gegenwind..."

    Und dann stieg ihr dieser Geruch in die Nase. Ein sehr vertrauter Geruch.
    "Halál...", zischte sie. Tod. Sie stapfte mit schwerem Kopf und noch schwereren Augenlidern zur Mitte des Platzes, folgte dem Geruch. Stimmen drangen durch das Geraune der anderen an ihr Ohr.
    "Lasst uns anfangen; lieber früher als später, denn es wird nicht mehr lange so ruhig bleiben, fürchte ich."
    Horst packte die Füße der toten Nonne und war im Begriff, die Frau aus den Augen des Dorfes zu schaffen. Lumi stand da, bebende Lippen, Augen von einem Moment auf den nächsten weit aufgerissen. "Hallo.", sprach sie in emotionslosen Tonfall und brach damit eine mehrere Sekunden andauernde, peinliche Stille. "Ist... ist sie...?" Keine Antwort. Also ja. "Ich weiß nicht, aber...", sie stockte. "... aber ich werde jetzt zurückgehen. Tschuldige für Störung, frohes Weihnachten, ich geh' 'ne Runde kotzen."

    Und genau als sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, wurde ihr speiübel. Der Geruch, die unzählig scheinenden Stichwunden, das Blut, Horsts selten dämlicher Gesichtsausdruck - sie stürzte durch die endlos lang erscheinenden Gasse mit all den Bildern im Kopf, übersah mit ihrem schlechten Auge eine halboffene Haustür und nahm die Kante mit ihrer Stirn mit. Vor dem Gasthof angekommen, spürte sie das kaltnasse Wasser in ihrem Nacken als ein Strahl, der aus dem Frühstück des Vortags bestand, aus ihrem Mund entwich, gefolgt von einem unbändigen Hustenanfall. Tränen schossen ihr in die Augen, der unangenehme Geruch des Todes mischte sich mit dem noch unangenehmeren Geruch ihres Erbrochenen. Sie wollte schreien, aber da war einfach nichts was ihr spontan einfiel. Djángo rannte ihr um die Beine, fiepste nervös, kratzte sanft mit seinen Krallen an ihrem Schienbein herum um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Aber nicht einmal der Marder konnte ihr gerade die Laune aufhellen.

    "Megölték őt! Ezek a kurvára megölte!" [Die haben sie umgebracht! Die haben sie scheiße nochmal umgebracht!], keuchte sie, Speichel tropfte ihr aus dem Mund, als sie schwer atmend diese Worte immer und immer wieder wiederholte, immer weiter im regennassen Schlamm mit den Füßen einsackte. Und wenn's die Nonne erwischt hatte, dann auch Konrad.

    Die Geschichte spielte sich von vorne ab. Alles was vor drei Jahren geschah, geschah nun noch einmal.

    Gut, ruhigbleiben, Luminitsa. Du kriegst das hin., dachte sie bei sich. Geh' einfach zurück zum Platz, schau' was du finden kannst. Alles wird gut.

    Sie atmete durch die Naser ein, durch den Mund wieder aus, wischte sich zwischendrin mit dem klatschnassen Ärmel ihres Umhangs den Speichel von den Lippen und das Blut von der Stirn, das aus der klaffenden Platzwunde floss, und stapfte durch den Matsch zurück zum Dorfplatz, ein leises "Scheiße." von sich gebend, jetzt wo ihre Kopfschmerzen noch schlimmer geworden waren.

    [Sie betrachtet die Hinweise, sieht dass Konrad nicht tot, sondern "nur" verflucht und abgehauen ist und betrachtet die Leiche.]

    Sie lief auf und ab, rannte eine sprichwörtliche Kerbe in den Schlamm, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn. Dachte nach. Merkte nicht, wie die Platzwudne wieder anfing zu suppen. Dachte daran, sich vielleicht ein Schwert zuzulegen für alle Fälle. Dachte nach, wem sie ein Schwert klauen könnte. Oder eine Armbrust. Oder eine dieser lauten Teile, die so laut knallen wie das Aufbäumen von tausend Kriegstrommeln. Die Dinger, die die Briten damals "Boomsticks" nannten. Ja, so ein Teil wäre jetzt das Bestmögliche. Aber woher...?
    "Nem, nem, nem... [Nein, nein, nein] Ich brauch' kein Waffe. Ich bekämpfe bösen Scheiß ausschließlich mit die Gehirn.", murmelte Lumi und verwarf die Idee mit der Waffe.
    Die Nonne war erdolcht worden, direkt ins Herz. Entweder war es jemand, der extremen Groll gegen Gott und die Welt hegte (vor allem Gott), oder sie war ihm nicht göttlich genug.
    Aber eine Nonne...? Wer erdolcht eine Nonne?
    Einen Priester erdolchen - das war mehr als in Ordnung wenn es nach Lumi ging (weil die meisten Priester Flach••••••• vor dem Herren waren). Aber eine Nonne...
    "Wer würde ein Nonne erdolchen? Muss ja selber sein der Analbert vergiftet hat...", sprach die Zigeunerin es halblaut aus, während sie eine weitere Kehrtwende auf dem Absatz machte und dabei Schlamm hochwirbelte, der dem oder anderen Umstehenden wohl an die Klamotten klatschte. Egal.
    "Kann nicht sein wie letzter Typ oder?", fragte Lumi in Richtung ihres Beutels. Djángo gab keinen Laut von sich, sondern vergrub sich noch weiter im Inneren der Tasche. "Wenn du damit sagen willst 'Nein.', bin ich deine Meinung." Es würde wohl wieder auf eine Wahl hinauslaufen, wieder würde eienr hängen, wieder würden die Karten sprechen müssen.

    Nur vielleicht würde Lumi dieses Mal die Karten zinken, wo sie doch schon eine Ahnung hatte wer es gewesen sein könnte...

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (31.03.2013 um 13:44 Uhr)

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