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Thema: Das Dorf Gottes 2-Tag 1

  1. #1

    Das Dorf Gottes 2-Tag 1

    Ein neuer Tag bricht an. Am Anfang scheint alles friedlich und normal zu sein, wenn man von der ungewöhnlichen Kälte an diesem Freitag absieht. Als die Ersten von euch auf den Dorfplatz strömen sehen sie jedoch gleich 3 ungewöhnliche erschreckende Dinge:

    Als Erstes fällt das blutige Schwert mit einem an ihm befestigten Zettel auf auf welchem Folgendes steht: "Irgendetwas hat heute morgen unseren Erfolg verhindert, doch nächste Nacht wird jemand sterben. Die Lumianer."

    Das Zweite ist der Zettel am Ankündigungsbaum, auf welchem alle eure Namen stehen, wobei sich hinter dem von Konrad (Viviane) bereits ein Strich befindet.

    Das letzte ist der ebenfalls doch hängende Zettel, welcher vom Pfarrer unterschrieben ist:

    "Liebe Gemeinde heute Nacht ist das Böse in unserem Dorf erschienen, in Gestalt einer Sekte welche allen Redlichen nach dem Leben trachtet. Da der Magistratsposten vakant ist obliegt es mir die Jagd zu leiten. Daher kehren wir zu den altbekannten Ritualen und Gesetzen zurück die bereits einige Scheusale aus unserer Mitte entfernten. Ein Jeder hat am Tage eine Stimme und denjenigen welcher von den Meisten beschuldigt wird werden wir dem Galgen überantworten. Auf das wir gut entscheiden. Ich selbst habe bereits auf Anraten eines Mitglieds unserer Gemeinschaft Konrad (Viviane) gewählt, welches mich von der üblen Gesinnung dieses Mannes überzeugte. Ich gedenke ihm weiter zuzuhören. Entscheidet weise nach dem Gesetz während ich meinen Pflichten nachgehe.

    Deus lo vult"

    Der Tag beginnt und endet Mittwoch um 20h. Niemand ist tot.


  2. #2
    Sie war allein.
    Ihre Füße wund auf dem eiskalten Boden. Ihr Mund trocken. Ihre Augen blind in der Dunkelheit.
    So schutzlos.
    Zerbrechlich.
    Schwach.
    Doch sie ging weiter. Und weiter. Und immer weiter.
    Bis sie eine ruhige Stimme hörte, kaum mehr als ein Wispern: “Was für ein kleiner Vogel hat sich denn zu solch später Stunde hierher verirrt? Tritt näher, Täubchen, damit ich dich sehen kann!“
    Sie trat näher.
    Sofort begann die Finsternis sich zu bewegen. Schatten sprangen auf sie zu. Hände griffen nach ihren Füßen. Zerrten an ihren Armen. Krallten sich in ihr Haar. Tausend Paar Hände.
    Formlos, kalt, schwarz. Wie die fleischgewordene Nacht.
    Sie war gefangen.
    Schutzlos.
    Zerbrechlich.
    Schwach.
    “Nun... willst du es wissen? Willst du wissen, wer ich bin? Hier. Schau nur gut hin, kleines Höllentäubchen.“
    Ein gleißendes Licht breitete sich aus.
    Erhellte. Blendete.

    Zitternd wachte Luise auf. Ihr Herz raste und verzweifelt schnappte sie nach Luft. Atmete panisch schneller und schneller, als sie bemerkte, das sie keine bekam.
    Erst nach einem kurzen Moment, der wie eine Ewigkeit erschien, fiel ihr wieder ein, was sie zu tun hatte. Mit einer fahrigen Bewegung griff sie die Bettdecke und presste sie vor Nase und Mund. Ließ die überschüssige Luft, welche sie in ihrer Panik eingesaugt hatte, wieder heraus.
    Ihr Herzschlag beruhigte sich wieder, aber ihre Hände zitterten noch immer. So saß sie für ein paar kurze Minuten aufrecht im Bett und tat nichts, außer langsam ihren Atem zu beruhigen und ihre Gedanken zu sortieren.
    Es war längst nicht das erste mal gewesen, dass sie einen derartigen Traum gehabt hatte. Diese Träume verfolgten Luise seit sie ein kleines Mädchen war. Es gab Zeiten, da sie jede Nacht träumte und am Morgen zitternd und schwer atmend aufwachte. Manchmal vergingen Wochen, ohne dass irgendein Traum jeglicher Art kam.
    Doch sie kehrten immer wieder.
    Als Luise zwölf Jahre alt gewesen war, hatte sie geglaubt, die Nachtmahren abgeschüttelt zu haben. Denn damals war es schon lange her gewesen, dass sie solche Alpträume gehabt hatte.
    Doch dann war ihre Mutter verschwunden. Und die Träume wiedergekehrt, in einer bis dahin nie gekannten Intensivität. Und hatten sie nicht mehr für längere Zeiträume verlassen.
    Luise sprach nie darüber. Zum einen, weil sie weder ihrem gutmütigen Vetter noch ihrem kränklichen Vater eine Last sein wollte.
    Zum anderen aber auch, weil sie Angst hatte, davon zu erzählen.
    Wenn sie schwieg würden die Träume vielleicht eines Tages verschwinden. Doch wenn sie ausgesprochen wurden, gab man ihnen einen Namen. Einen Körper. Man würde sie dann nicht einfach vergessen können.
    Nachdem Luise sich etwas beruhigt hatte, erhob sie sich. Ihre bloßen Füße trafen auf einen ungewöhnlich kalten Boden, und Luise hatte die stille Befürchtung, dass es zu einer weiteren Winterwelle kommen würde. Wenn sie später das Haus verließ, würde sie ihren warmen Mantel brauchen.
    Heute würde sie außerdem nicht den gleichen Fehler begehen, wie gestern. Kurzerhand nahm sie die Bürste in die Hand, kämmte sorgfältig all das schreckliche, feuerrote Haar zurück und flocht es zu einem Zopf zusammen. Nun würde sie wenigstens halbwegs wie eine anständige junge Dame aussehen. Einigermaßen zufrieden ging sie in die Küche.
    Nachdem sie ihrem Vater sein Frühstück gebracht und selbst etwas zu sich genommen hatte, fragte sie sich wo Konrad blieb. Nach der gestrigen Nacht war es natürlich gut möglich, dass er noch am Schlafen war. Aber bei ihm anklopfen, nur um sicherzugehen ob alles in Ordnung war, konnte ja nicht schaden.
    Doch als sie an seine Tür klopfte, erhielt sie keine Antwort, sondern hörte nur ein leises Fiepen. Vorsichtig öffnete sie die Tür und warf einen Blick in den Raum. Konrad lag auf dem Bett, tief am Schlafen.
    Doch - wie Luise erschrocken feststellte - war er nicht allein!
    "Was machst du da?", wisperte sie entsetzt. "Sowas gehört sich nicht! Nimm ihn sofort aus seinem Gesicht raus! Er erstickt sonst noch daran."
    Mit diesen Worten eilte Luise, sehr darauf bedacht Konrad nicht zu wecken, auf das Bett zu und packte Kürbis, der es sich in der Nacht wohl mit seinem weichen, puscheligen Schwanz in Konrads Gesicht bequem gemacht hatte. Der kleine Fuchs schleckte ihr nur scheinheilig die Wange ab, was dem jungen Mädchen das erste ehrliche Lächeln an diesem Tag entlockte.
    "Na komm, mein Kleiner. Früstücke erst einmal etwas", sagte sie besänftigt, nachdem sie Konrad wieder alleingelassen hatte und gab dem Welpen etwas Dörrfleisch.
    Nach den gestrigen Ereignissen beschloss sie, die Apotheke etwas später zu öffnen. Zuvor wollte sie ihren Plan, Noel zu besuchen und mehr über ihn zu erfahren, in die Tat umsetzen. Sich mit ihm unterhalten. Über Schiffbau. Ja, das war sicher ein wunderbares Thema, um jemanden näher kennenzulernen.
    Bevor sie das Haus verließ, klebte sie einen in sauberster Handschrift verfassten Zettel an die Tür.

    Zitat Zitat
    Die Apotheke wird aufgrund der derzeitigen Situation erst heute Mittag öffnen. Bitte habt ein wenig Geduld.
    In tiefer Trauer um den verschiedenen Hauptmann
    Luise Elkarst.

    Geändert von Zitroneneis (24.03.2013 um 14:40 Uhr)

  3. #3
    Das Erste, dass er spürte, war ein Pochen.
    Ein durchdringendes, zerfressendes Pochen, dass seinen Kopf plagte.
    Noch bevor er es geschafft hatte, die unvorstellbar große Kraft aufzubringen, seine schweren Augenlider zu öffnen, sang sein ganzer Körper ihm ein Lied von Schmerz und Muskelkater.
    "Pech und Schwefel..."
    Murmelnd, ja flüsternd erwachte Noel aus einem ungemütlichen Schlaf, öffnete seine leicht verklebten Augen und sah in seine Hand; Sein Amulett lag darin, hatte er doch des Nachts Selbiges um seinen Arm gebunden. Stumm legte er es sich um seinen blassen Hals, verzichtete darauf, wie jeden Morgen einen Kuss darauf zu drücken. Schweigend kleidete er sich an, nahm sich einen Apfel vom Küchentisch und verließ darauhin sein unaufgeräumtes, schäbiges Haus.
    Wie immer, wenn er den Himmel zum ersten Mal an einem Tag erblickte, sprach er sein kurzes Gebet.
    Es war ein düsterer Tag. Zwar regnete es noch nicht, doch war die Sonne umringt und verdeckt von schweren, dunklen Wolken, die da das Himmelszelt in einen Anblick von Missgungst verwandelten. Noel beruhigte das Wetter. Er mochte es, viel besser als gestern.
    Allerdings verschuf auch das seinem zitternden Körper, dessen Ursache er sich nicht erklären konnte, keine Linderung, noch dem bestialisch intensiven Pochen seines Kopfes oder gar der unnatürlichen, eisigen Kälte in seiner Brust, als ob eine Kristallhexe ihn verflucht hätte.
    Der junge Mann entschied sich, seine Bibliothek aufzusuchen. Nach dem Stand der beinahe nicht zu erkennenden Sonne war es gegen 11:00 Uhr, er hatte noch eine Stunde Zeit bis zur Bibliothekseröffnung, aber das konnte Noel nur recht sein. So konnte er sich in Ruhe ein oder zwei Bücher zu Gemüte führen.
    Worüber wohl? Vielleicht über eine Sprache oder Kampfkunst. Ja, sein Wissen weiterbilden war ein beständiges Verlangen des Jungen.
    Mit diesem Gedanken und von unzähligen Beschwerden geplagt begab er sich zur Bibliothek, leise eine Melodie summend wählte er einen verlassenen Waldweg.

    Geändert von Holo (24.03.2013 um 14:06 Uhr)

  4. #4
    Rekon wachte an diesem Tag sogar schon morgens auf. Da Mina noch schlief, ging er direkt nach draußen, er wollte sie ja nicht stören. Er begab sich zum Dorfplatz. Als er dort ankam sah er ein Schwert. An diesem Schwert war ein Zettel zu finden. Rekon begann zu lesen... "Lumianer? Davon hab ich doch schon einmal gelesen... Aber was machen sie in unserem Dorf? Wollen sie es an sich reißen? Auf jedenfall scheinen sie versucht zu haben jemanden zu töten. Na zum Glück lebt die Person noch." Als er sich umsah, entdeckte er auch den Zettel am Ankündigungsbaum. "Sieht aus wie ein Stimmenzettel, aber wofür?" Als letztes entdeckte er den Zettel vom Pfarrer. "Also ist es wahr... Die Lumianer sind in diesem Dorf..." Rekon begab sich in Richtung Bibliothek, um ein Buch über Sekten zu finden. Vielleicht gibt es ja so etwas.

  5. #5
    Energiegeladen erwachte Brunhild an diesem Morgen und sprang aus dem Bett. Sie fühlte sich seltsam beschwingt seit gestern Abend und war sich sicher, dass der Tag nur gut werden könne. Nachdem sie sich fertig angekleidet hatte, richtete sie den in der Nacht sorgsam angelegten Verband aus abgerissenem Betttuch um ihre rechte Handfläche.
    Glücklich schritt sie die Treppen hinunter, empfing den freudig mit der Rute wedelnden Rüdiger mit einem Na, selbst dass Du noch lebst vermiest mir nicht die Laune, ein gutes Zeichen! und begab sich vor die Gästekammer. Dort angekommen klopfte sie beherzt an die Tür und rief der dort ruhenden Lumi zu:
    “Einen guten Morgen wünsche ich! Ich weiß nicht, wie lange Du normalerweise zu schlafen pflegst, aber ich mache erstmal Frühstück. Du kannst dann einfach in die Schankstube kommen, wenn Du fertig bist, ja? …Oh, und wenn Du Dich dann noch etwas waschen willst, kann ich gerne etwas Wasser aus dem Dorfbrunnen holen…“
    Ohne eine etwaige Antwort abzuwarten ging sie schon in den Hauptraum des Gasthauses, entfachte dort ein Feuerchen an der Kochstelle und stellte an einem Tisch die Stühle herunter, damit ihr Gast dann dort speisen konnte. Neben dem Kamin entdeckte sie eine halbaufgefressene Wurst, an der sich Rüdiger gerade weiter gütlich tat. Dann musste sie ihn ja heute erstmal nicht weiter füttern, das konnte ihr nur recht sein.
    Da sie als Wirtin nicht geizig erscheinen wollte, holte sie aus der Vorratskammer Brot, Käse, Milch und Hafer und bereitete aus letzterem einen Brei zu, den sie mit Honig süßte. Das Brot und den Käse legte sie auf eine Holzplatte, füllte eine große Kelle Haferbrei in eine Schale und stellte sie dazu. Ein Krug wurde mit Milch gefüllt und alles zum Tisch getragen und abgestellt. Brunhild legte noch einen Löffel und ein Messer dazu und richtete die Platte zurecht, bevor sie sich selbst ein wenig Haferbrei abfüllte und am Tisch bereits zu essen begann. Rüdiger, der zu ihr getrottet und seinen alten Kopf auf ihrem Schoß abgelegt hatte, kraulte sie das erste Mal seit Jahren abwesend hinter den Ohren.

  6. #6
    Da Luise nicht allzu begeistert war von der Vorstellung, so früh morgens den Menschen auf der Straße zu begegnen, überquerte sie auf dem Weg zur Bibliothek nicht den Dorfplatz, sondern ging über die Wiese an Viktorias Garten vorbei und warf noch einen verträumten Blick auf das Veilchenfeld. Vielleicht sollte sie die junge Schneiderin um ein paar Blumen bitten, welche man dem guten Dahingeschiedenen, welcher mittlerweile sicher in der Kirche aufgebahrt war, auf die Brust legen konnte.
    So in ihre Gedanken versunken, war sie beinahe überrascht, als sie plötzlcih vor der Bibliothek stand. Zwar hatte sie sich ein Gesprächsthema überlegt, aber unsicher war sie trotzdem, wie sie es beginnen sollte. Nervös öffnete Luise die Tür zu Bibliothek und fand tatsächlich Noel dort vor. Er wirkte etwas blasser als sonst. Vielleicht immer noch die Kopfschmerzen. Oder Schlafmangel. Womöglich aufgrund der Kopfschmerzen.
    Als der Bibliothekar aufsah, blickte Luise erst schüchtern zu Boden und stammelte: "G-guten Morgen, N-noel. I-ich... ähm... also ich dachte mir... d-du bist ja b-bestimmt weit gereist... und du kennst vi-viele Bücher..." Nein, das war nicht gut. Wenn man ein gutes Gespräch führen wollte, sollte man das Gegenüber anschauen. Und deutlicher und lauter reden. Also blickte sie ihm mit aller Überwindung an und fuhr fort: "Ähm... ich habe da etwas g-gefunden, das mich interessiert. Eh... und z-zwar war ich als Kind mal i-n einer großen Stadt, u-und da gab e-es Schiffe. Und ich wollte i-immer schon mal w-wissen wie die gebaut werden. A-also wollte ich d-dich fragen: Hast du vielleicht B-bücher zu diesem Thema?" Das war doch schon besser. Luise fügte zu ihrer Frage noch ein kleines Lächeln hinzu, hoffend, dass es nicht zu unsicher wirkte.

  7. #7
    Sicher eine halbe Stunde war vergangen, seit er die schweren Türen der Bibliothek geöffnet hatte. Das kleine, gothisch angehauchte Gebäude, welches mit seinen schwarzen, kreisrunden Regalen und blaugrünen Glasfenstern eher an eine Sektenkirche erinnerte, verschaffte Noel sofort etwas Beruhigung. Stumm ließ er die Tür ins Schloss fallen, ging zwischen den Regalen hindurch und griff wahllos zu einem Buch, mit dem er sich hinter seinen Thresen setzte.

    "Hausfrauen und warum man ihnen nicht während des Kochens vor den Karren kacken sollte"
    ...


    Naja. Warum eigentlich nicht.
    Und dieses Buch laß Noel jetzt seit einiger Zeit, als sich die Tür seiner Stätte erneut öffnete.
    Genervt verdrehte der Bibliothekar die Augen.
    Gestern noch hatte er Konrad vorgeworfen, er solle doch darauf achten, die Apotheke nicht vor Geschäftsbeginn offen zu lassen, und nun war ihm selbiger Schnitzer unterlaufen. Wer würde ihn wohl stören, wer ihm aus seiner wohlverdienten Ruhe reißen? Egal, wer es war;
    Er konnte sich auf einen deftigen Arschtritt gefasst machen, verfluchter Schwefelkranz!






    Grahahahaha! Na los, tritt ihr in den Arsch, Noel. Ich warte. Gwahahahahaha.

    Er musste träumen. Nein, Moment, rational gesehen konnte das nicht sein. Er war definitiv aufgestanden und in die Bibliothek gegangen, ein Traum war äußerst unwahrscheinlich. Aber was bei allen schwarzen Geistern war es dann?
    Da stand, etwas nervös und träumerisch wie immer, seine kleine Elfe vor ihm in der Bibliothek, unsicher seinen Blick suchend, mit den Fingerspitzen aneinandertippend.

    Okay. Ruhig bleiben. Wahrscheinlich will sie nur ein Buch ausleihen und verschwindet dann wieder zu Tyrell. Ja, das wäre die logischste Annahme. Ganz ruhig bleiben, das kriegst du hin. Durchatmen.

    Das kalte Gefühl in Noels Brust verwandelte sich in etwas Undefinierbares, als er, verkniffen wie eine Salzsäure, hinter seinem Thresen hervor und Luise gegenübertrat.
    Er hatte vorgehabt, das Wort zu eröffnen. Aber egal, wie sehr er seinen eigentlich riesigen Wortschatz und seine über jeden Zweifel erhabene Redegewandheit durchforstete, ihm fiel nichts ein. Da war nur weiße leere in seinem Kopf.
    PEST UND VERDAMMNIS!

    "G-guten Morgen, N-noel. I-ich... ähm... also ich dachte mir... d-du bist ja b-bestimmt weit gereist... und du kennst vi-viele Bücher..."

    Süßes, warmes Gold. Seine Reaktionen wurden mit jedem Mal berechenbarer, so menschlich, und doch wurden sie nicht weniger angenehm. In Sekundenbruchteilen wurde die Kälte in Noels Körper von intensiven Flanmmen verzerrt, das Zittern stoppte, die Migräne wurde erträglicher. Er musste sich krampfhaft ein Lächeln verkneifen, hoffentlich merkte sie nichts, denn seine Mundwinkel zuckten unkontrolliert. Vielleicht konnte er ein Gespräch zu ihr aufbauen, Bücher waren seine große Stärke.
    Das würde funktionieren!
    ...
    ...
    Wäre sein Kopf nur nicht so furchtbar leer.

    "Ähm... ich habe da etwas g-gefunden, das mich interessiert. Eh... und z-zwar war ich als Kind mal i-n einer großen Stadt, u-und da gab e-es Schiffe. Und ich wollte i-immer schon mal w-wissen wie die gebaut werden. A-also wollte ich d-dich fragen: Hast du vielleicht B-bücher zu diesem Thema?"


    Schiffe... Schiffe. Schiffe? Schiffe!
    Okay. In Ordnung. Jetzt geht es los, Noel. Schiffe. Also, was weißt du über sie?
    ...
    Schiffe. Na los, komm schon Junge, denk nach, darüber musst du doch was gelesen haben.
    ...
    Du liest jeden Tag dutzende Bücher, seit Wochen, Monaten Jahren, verfluchte Greifenscheiße, dir muss doch was einfallen, denk nach denk nach DENK NACH!
    ...
    Das gibt es doch nicht. Dir muss doch irgendetwas einfallen, irgendetwas. Die kleine Elfe steht vor dir und lächelt dich an, Oh gott sie ist so süß, und dir fällt auf ihre Frage keine Antwort ein DU BELESENER TÖLPEL? DenkdenkDENK. Das gibt es doch nicht, diese Chance kann ich nicht verstreichen lassen!


    Für Luise musste der junge Bibliothekar befremdlich aussehen. Wie ein zitternder Wassersack stand er schweigsam vor ihr, das Gesicht in Schweiß gebadet zuckten seine Augen nersös im Raum umher, seine Finger krampften sich fest in den Mantel.

    "Schiffe. Sie... äh... nun. Sie fahren. Auf Wasser. Gewissermaßen."


    SIE FAHREN AUF WASSER?!

    WAS - ZUR - HÖLLEEEEEEEEEEEEEEEEEE?!

    WAS REDEST DU DENN DA, DU ********!!!!!!!??)=&%$******?!?!

    Oh Herr im Himmel, verzeih mir dass ich dich leugnete und hilf mir.
    ...
    Es bringt nichts.
    Mir fällt nichts ein!
    GRAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!
    Mir fällt nichts ein mir fällt nichts ein!

    Bei den dreizehn Tartatus-Göttern, ich fange gleich an zu heulen!
    Wie ein kleines, unerträgliches Menschenkind! Ver******!!!!!


    Herr, du meine Einfalt... das kann man ja nicht mit ansehen...

    Kopfschüttelnd saß der große, graue Wolf hinter Noel, die Miene verdrießlich und ungeduldig verzogen.

    Deus! Gesegnete Fortunapisse, rette mich! Ich bitte dich nicht oft um etwas, also hilf mir. Bitte!

    Deus' Augenbrauen zogen sich überrascht in die Höhe. Der Bengel hatte tatsächlich Bitte gesagt. Dieser arrogante, hassende, desinteressierte Kerl hatte das Wort bitte benutzt.
    Tief seufzend begann Deusexus, monoton zu sprechen.
    Der Schiffsbau als Solches geht weit in der Zeit zurück, man nimmt an, die Ägypter hätten die ersten Schiffähnlichen Gefährdte konstruiert. An sich ist es stets eine Frage von Konstruktionsgenauigkeit, finanziellen Mittteln und gewünschtem Zweck. In unserem Land wird man nicht auf allzuviele Kriegs oder Handelsschiffe treffen, hier sind Transport und Passagierschiffe an der Tagesordnung, welche ihren Fokus auf Staumasse und Äußerlichkeiten legen. Für weitere Informationen in detaillierter Auflistung kann ich dir die Regale 2 bis 4 empfehlen, in denen du allerhand Literatur über jegliche Gefährte der bekannten Welt findest.

    Noel hielt kurz beinahe beeindruckt inne, seufzte und wandte den Blick wieder der kleinen Elfe zu, als er, unter dem kläglichen Versuch, ruhig zu sprechen, zu erzählen begann.
    "D-Der Schiffsbau als Solches geht weit in der Zeit zurück, man nimmt an, die Ägypter hätten die ersten Schiffähnlichen Gefährdte konstruiert. An sich ist es stets eine Frage von Konstruktionsgenauigkeit, finanziellen Mittteln und gewünschtem Zweck. In unserem Land wird man nicht auf allzuviele Kriegs oder Handelsschiffe treffen, hier sind Transport und P-Passagierschiffe an der Tagesordnung, welche ihren Fokus a-auf Staumasse und Äußerlichkeiten legen. Für weitere Informationen in detaillierter Auflistung kann ich dir die R-R-Regale 2 bis 4 empfehlen, in denen du allerhand Literatur über jegliche Gefährte der bekannten Welt findest..."

    Nervös sah der junge Bursche zu Boden, fuhr sich mit einer Hand durch das verschwitzte, rote Haar. Noel war sich unsicher, ob er das Richtige gesagt hatte. War es interessant? War es das, was seine kleine Elfe hören wollte oder hatte er es sich endgültig mit ihr verdorben?

    Sein Herz donnerte wie ein Holzlufthammer und machte die Sache nicht erträglicher.

    Geändert von Holo (24.03.2013 um 16:39 Uhr)

  8. #8
    Maria erwachte schweißgebadet aufrecht in ihrem Bett. Ihre Adern pulsierten und wie aus einem impuls heraus presste sie ein lautes "Ketzer!" aus ihrem Mund. Wie aus Schreck starrten ihre Augen weit geöffnet geradeaus, doch sah sie nichts direkt an, was sie hätte meinen können, außer diesem lodernden Feuer, dass just vor ihren Augen verschwunden war.

    Dann wurde ihr gewahr, dass sie nur geträumt hatte, und diese Reaktion mit dem Traum zu tun haben musste. Es war ihr unangenehm, also bekreuzigte sie sich mit einem leisen Gebet in Gedanken: "Verzeih, Oh Herr, dass ich diesen Tag nicht mit einem guten Wort begann."
    Dann nahm sie leise Vogelgezwitscher wahr, glitt aus dem Bett und zog das nonnigste Gewand an, das sie hatte. Kaum war sie fertig angezogen, läuteten die Kirchglocken auch schon den Morgen ein. Als Maria sich auf den Weg in die Kirche machen wollte, um ihr morgentliches Gebet zu sprechen, entdeckte sie eine Nachricht an alle Nonnen und Mönche am Eingang des Klosters.
    Ein jeder von euch Mönchen und Nonnen bete für den verstorbenen Hauptmann und für das Dorf und helfe, die Lumianer aufzuspüren, die diese Nacht anscheinend hier im Dorf aktiv geworden sind.
    Maria blinzelte verdutzt. Lumianer? Davon hatte der Pfarrer tatsächlich vor einigen Tagen erst gesprochen. Das war diese ominöse Sekte, die sich auch schon in anderen Dörfern einst breit machen wollte. Doch bevor sie da weiter drüber nachdenken konnte, hörte sie schon hinter sich eine Stimme.
    "Guten Morgen, Maria." Es war Justus, der wohl hilfreichste, wenn auch mit der älteste Mönch des Klosters. Mit einem Blick auf den Zettel fügte er hinzu: "Gibt es etwa Neuigkeiten?"
    "Guten Morgen", erwiderte Maria. "Der Hauptmann ist gestern verstorben, aber das wissen wir ja bereits - aber diese Sekte ist anscheinend hier aktiv geworden." Justus beugte sich zum Zettel. Er hatte bereits sehr schlechte Augen und tat sich mit dem Lesen ein wenig schwer. Maria konnte sich das nicht ansehen, also las sie ihm noch einmal vor, was auf dem Zettel stand... Der Mönch kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Lumianer? Ist doch egal, wie die gottlose Sekte heißt, die sich hier rumtreibt - wir haben genug unverbesserliche Ketzter hier im Ort um die man sich alle längst kümmern sollte!"
    Maria nickte und dachte an ihr gestriges Gespräch mit Noel.

    Mit welchem Grund kann man behaupten, dass es keinen Gott gibt?

    Traurig blickte sie zu Boden. "Lass uns beten gehen"; sagte Justus schließlich, als er den verdruß in Marias Blick erkannte.
    Und so gingen sie gemeinsam zur Kirche hinüber.

    Für den am Vortag verschiedenen Hauptmann, möge er in Frieden ruhen, betete Maria besonders lange und intensiv. Obwohl sie schon am Vorabend für ihn gebetet hatte, fühlte sie sich, als sei es das Gebet noch lange nicht genug gewesen.
    Erst, als Justus, der allen Anschein nach mit seinem eigenen Gebet fertig war, neben ihr auf sie zu warten schien, und weitere Nonnen und Mönche die Klosterkirche zum Beten betraten, beendete Maria ihr Gebet. Jedoch nicht ohne das Gefühl, dass sie unbedingt etwas tun musste, um dem Dorf gegen die Lumianer zu helfen. Es war, als hätte Gott persönlich ihr diese Aufgabe gegeben.
    Sie blickte Justus an und gemeinsam verließen sie die Klosterkirche und schritten scchweigend durch den Kräutergarten.
    "Könntest du für mich nochmal in die Apotheke gehen? Wir haben so viele Teekräuter übrig, dass wir sie an die Apotheke geben können." Justus unterbrach die Stille so plötzlich und unerwartet, dass Maria einen kurzen Augenblick vor Schreck zusammenzuckte. "Ah! In die Apotheke? Ja, das kann ich wohl machen."

    Wenig später drückte Justus ihr einen Beutel voller getrockneter Teekräuter in die Hand, den Maria schulterte. Die Kräuter waren sehr leicht, also war die Aufgabe für Maria sogar recht einfach zu bewältigen. Es war mehr wie ein Spaziergang. Sie lächelte Justus an und war Froh, nochmal ins Dorf gehen zu können. Dort könnte sie sich auch ein wenig umhören, ob schon jemand verdächtigt wurde.

    Der Weg zur Apotheke führte ein wenig über den Marktplatz, in dessen Mitte sie ein Schwert sah. "Komisch, was macht denn ein Schwert hier?", murmelte Maria vor sich hin. Aber sie hatte ihre Kräuter, die sie erst wegbringen wollte. Um ein alleingelassenes Schwert konnte sie sich auch später kümmern. Vielleicht gehört es Rekon und er hat es dort verloren. Er ist doch auch sonst immer in Rüstung unterwegs, da kann es doch auch sein, dass er sich irgendwann auch ein Schwert zugelegt hat...
    Maria schüttelte den Kopf und somit diesen Gedankengang fort. Was für belanglose Gedanken!
    An der Apotheke angekommen, wollte sie die Tür öffnen - doch wie es schien, war sie verschlossen.
    "Huch? Merkwürdig...", wunderte sich die Nonne zunächst - doch da fiel ihr Blick auf den Zettel an der Tür. " Dass sie alle schreiben können, ist echt ein Segen."

    Die Apotheke wird aufgrund der derzeitigen Situation erst heute Mittag öffnen. Bitte habt ein wenig Geduld.
    In tiefer Trauer um den verschiedenen Hauptmann
    Luise Elkarst.


    Bis zum Mittag dauerte es nicht mehr lange, also beschloss Maria in der Zwischenzeit sich doch mal um den Dorfplatz zu kümmern, oder eher um das Schwert, dass da lag.
    Es war sicher nicht so gut, wenn die Kinder des Dorfes dort vorbei kommen und damit anfangen würden, zu spielen.

    Auf den Dorfplatz zurückgekehrt (es waren ja eh nur drei Schritte dort hin...) besah sich Maria das Schwert genauer und entdeckte sowohl das Blut als auch die Nachricht der Lumianer.

    Sie schluckte schwer. Richtig, die Lumianer, das hatte der Pfarrer mal erzählt, waren ein blutrünstiges Volk. Und nächste Nacht sollte jemand sterben? Maria machte sich wieder das Kreuzzeichen und betete zu Gott, dass er stehts die Richtigen schützen möge.

    Der andere Zettel trug die Handschrift des Pfarrers. Er rief auf, die Verdächtigen zu hängen. Maria blickte mit einem gemischten Gefühl aus Traurigkeit und Entsetzen auf die Liste. Dort stand ein Name, der ihr sehr bekannt war. Konrad.

    Ausgerechnet Konrad würde er hängen wollen? Dabei war er doch so Gottesfürchtig und gutmütig, und am vortag erst bei ihr gewesen - er würde niemals ein Ketzer sein können! Da doch eher dieser Gottlose...! Vor ihrem geistigen Auge sah Maria erneut Noels Gesicht, wie er Gott verleugnete. Mit diesen stechenden, bösen Augen. Sie schüttelte sich. Wahrscheinlich war er viel eher Lumianer als Konrad. Das passte einfach mehr. Es konnte gar nicht sein, dass ausgerechnet Konrad ein Lumianer sein sollte..
    Und war gestern nicht noch jemand neues ins Dorf gekommen? Das hatte Konrad doch auch erzählt. Vielleicht hatte diese Person ebenfalls mit dem Auftauchen der Lumianer zu tun...

    Maria stand vor der Liste wie angewurzelt und sah fassungslos auf den Strich hinter Konrads Namen. Aus welchem Grund sollte man ausgerechnet Konrad hängen wollen?

    Während sie darüber nachdachte, verstrich einige Zeit...

  9. #9
    Rekon hat die Bibliothek erreicht und sieht, wie Noel sich mit Luise Elkarst unterhält. Er entschließt sich, die beiden in Ruhe zu lassen und selbst das Buch zu suchen. Die Bibliothek ist sicherlich nicht die größte, die Rekon in seinem Leben sah, deshalb findet er sich mehr oder weniger gut in der Bibliothek von Noel zurecht. Auf einmal findet Rekon ein interessantes Buch: "Kräuter von Düsterwald - Band I" von Gregor Ignith. Rekon konnte seine Neugier nicht unterdrücken und fing an, das Buch zu lesen und sich über sämtliche Kräuter von Düsterwald zu informieren, auch wenn die meisten von ihnen nicht neu für ihn waren. Jedoch fand Rekon so einige interessante neue Kräuter und so begann er, die ganze Reihe, bestehend aus 5 Bändern zu lesen. Na ja... jedenfalls schaut er sich die ihm unbekannten Kräuter an...

    Geändert von Zirconia (24.03.2013 um 16:26 Uhr)

  10. #10
    "Schiffe. Sie... äh... nun. Sie fahren. Auf Wasser. Gewissermaßen."
    Luise
    starrte den Bibliothekar verwundert an. Sie wusste ja, dass Schiffsbau ein gutes Thema war, um sich vorsichtig etwas besser kennenzulernen. Aber dass Noels Verhalten sich so schnell wandeln würde, sobald sie dieses Thema aufbrächte... das hatte sie nicht gedacht.
    Der sonst so gefasst wirkende junge Mann schien nun um seine Worte zu ringen. Eigentlich war auch dieses Bedrohliche verschwunden, was sie sonst immer in ihm spürte. Er erinnerte im Augenblick mehr an einen stammelnden Jungen, der eine Ausrede suchte, denn an einen erwachsenen Bibliothekar, den anscheinend so viele Dorfbewohner fürchteten.
    Auch seine nächsten Worte überraschten Luise:
    "D-Der Schiffsbau als Solches geht weit in der Zeit zurück, man nimmt an, die Ägypter hätten die ersten Schiffähnlichen Gefährdte konstruiert. An sich ist es stets eine Frage von Konstruktionsgenauigkeit, finanziellen Mittteln und gewünschtem Zweck. In unserem Land wird man nicht auf allzuviele Kriegs oder Handelsschiffe treffen, hier sind Transport und P-Passagierschiffe an der Tagesordnung, welche ihren Fokus a-auf Staumasse und Äußerlichkeiten legen. Für weitere Informationen in detaillierter Auflistung kann ich dir die R-R-Regale 2 bis 4 empfehlen, in denen du allerhand Literatur über jegliche Gefährte der bekannten Welt findest..."
    Luise hatte immer gewusst, dass Noel ein gebildeter Mann war, der vieles wusste. Somit waren es nicht seine Worte, die sie überraschten, sondern seine Art. Tyrell hatte ihr erzählt, dass Noel ein verabscheuungswürdiges zweites Gesicht besaß - aber davon konnte Luise im Augenblick einfach nichts sehen.
    Seine Worte klangen mühselig auswendig gelernt und dann heruntergestammelt. Und er wirkte beinahe so nervös wie Luise selbst, wenn sie vor einem fremden Menschen reden musste. Irgendetwas musste den armen Bibliothekar furchtbar aus dem Konzept bringen. Hatte sie etwas falsches gesagt?
    Da kam Luise ein schrecklicher Gedanke, mit dem sie gleich ohne nachzudenken losplatzte: "Hast du etwa -"
    Rechtzeitig unterbrach sie sich selbst. Wenn ihr Gedanke stimmte, würde sie ihm wahrscheinlich einen rostigen Dolch ins Herz rammen, spräche sie ihn direkt aus.
    Konnte es sein, dass Noel eine schlimme Erfahrung mit einem Schiff gemacht hatte? Oder auf einer Schiffbaustelle? Bestimmt hatte er einmal Eltern gehabt und er schien ja noch sehr jung zu sein. Bestimmt keine zwanzig Sommer. Vielleicht waren seine Eltern bei einem Schiffsuntergang gestorben? Oder von einer vom Gerüst fallenden Planke erschlagen worden? Vielleicht hatte er ein jüngeres Geschwisterkind gehabt, dass ins Wasser gefallen, von einem großen Schiff versehentlich gerammt worden und dabei umgekommen war? Oder er selbst hatte einen Piratenüberfall miterlebt?
    Was es auch war, das Noel so belastete, die Frage "Hast du etwa etwas schlimmes auf einem Schiff erlebt?" wäre unendlich taktlos.
    "- ähm, e-ein ganzes B-bücherregal ü-über... ähm... dieses T-thema... g-gelesen?", beendete Luise stattdessen ihre unterbrochene Frage und versuchte, beeindruckt zu klingen. Schnell eilte sie zu den genannten Regalen und schnappte sich achtlos ein Buch mit dem Titel "Das Bezirzen holder Burgfräuleins durch den Bau großer Schiffe für ihre Schoßhündchen" und sagte mit einem etwas gekünstelt fröhlichem Lächeln: "V-vielen Dank, N-noel. Ich w-werde mir d-das hier dann mal ausleihen u-und dann d-die Apotheke ö-öffnen. W-wir sehen uns bestimmt bald wieder in der Apotheke, w-wenn du... äh.. w-wieder K-kopfschmerzen hast..."
    Dann durchschritt sie die Tür zur Straße.
    Immer noch irritiert, nachdenklich und mitleiderfüllt von ihrem Gespräch gerade, nahm Luise diesmal den direkten Weg zur Apothek, über den Dorfplatz.
    Dort angekommen fielen ihr mehrere Dinge auf.
    Erstens saß dort am Brunnen Maria, die nonnigste aller Nonnen, und schien auf jemanden zu warten. Sie trug einen Beutel, ähnlich denen in welchen Mönche oder Nonnen manchmal Kräuter zur Apothek lieferten. Schuldbewusst dachte Luise daran, dass wohl auf sie gewartet wurde.
    Das zweite, was ihr auffiel war ein Schwert auf dem Dorfplatz. Luise trat neugierig näher und stellte angewiedert fest, dass Blut daran klebte. Wer ließ sein ungesäubertes Schwert mitten auf dem Dorfplatz zurück. Dann laß Luise den am Schwert befestigten Zettel.
    Eine Welt brach für sie zusammen.
    Mechanisch drehte sie sich zu der nun auf sie aufmerksam gewordenen Nonne zu und fragte mit leiser, bebender Stimme: "I-ist das w-wahr? I-ist Konrad w-wirklich... ?"
    Ihre Knie gaben unter Luise nach, und der darauf folgende Schmerz bestätigte ihr, dass dies kein Traum war.

    Geändert von Zitroneneis (24.03.2013 um 17:17 Uhr)

  11. #11
    Die Wahl Ross zum Hauptmann war dann doch irgendwie unerwartet gekommen. Klar wusste er, dass seine Familie nicht den schlechtesten Ruf hatte, aber das war dann doch irgendwie überraschend. Natürlich hatte Ross im Moment nicht allzu viel zu tun, er verbrachte den Abend damit, seine Axt zu schärfen, da sie in letzter Zeit einiges an Schnitt verloren hatte. Außerdem musste noch der Stall aufgeräumt werden, zumindest ersteinmal grob, da Ross eh noch ein paar Tage Zeit hatte, bis seine Familie zurück war.
    Alles zu seiner Zeit, zuerst galt es, seinen Partner aufzusuchen, schließlich musste er noch sein Geld bekommen. Aus diesem Grund besuchte er diesen, aber irgendwas war anders als sonst. Ross konnte es nicht genau sagen, sein Partner machte einen reservierten Eindruck und schien dabei zu sein, seine Sachen zusammen zu sammeln, jedenfalls schien er Ross nichteinmal zu beachten. Das Geld bereits in der Hand machte Ross anstalten, seinen Partner zu begrüßen, aber als dieser Ross bemerkte, wirkte er nur noch unruhiger und als Ross ihm das Geld geben wollte, nahm er es hastig entgegen und bittete darum, dass Ross sein Haus auf dem schnellsten Weg verlasse.

    Selbst am nächsten Tag konnte Ross sich keinen Reim darauf machen, allerdings war er auch nicht dafür bekannt, sonderlich tiefe Gedankengänge zu haben, weshalb er es irgendwann einfach aufgab, mit dem Gedanken, dass es sich eh später klären würde. Ross stand recht früh am Morgen auf und nachdem er sich ein spärliches Frühstück gemacht hatte, musste er sich nun für das Hauptmannsein vorbereiten, es war mit Sicherheit einiges liegen geblieben, was der alte Hauptmann aufgrund seiner schweren Krankheit nicht hatte machen können.
    So verließ Ross sein Haus an diesem Morgen. Das Wetter war heute wieder eigenartig; eine merkwürdige schwere Kälte lag auf dem Dorf wie eine dicke Wolldecke. Die Sonne war am Aufgehen, allerdings konnte man deutlich erkennen, wie eine Wolkenfront aufzog und im Laufe des Tages würde diese wohl die Sonne überholen und wenn es ganz schlecht lief, würde es wohl Schnee geben, was für diese Jahreszeit dann wirklich sehr ungewohnt wäre. Als ob der letzte Winter nicht schon kalt genug war, das letzte was sie brauchen konnten, war Schnee im Sommer.

    Ross beeilte sich und eilte ins Zentrum des kleinen Dorfes. Anscheinend war er heute nicht der erste, der auf den Beinen war, denn er bemerkte, dass in der Bibliothek bereits Licht brannte und er selbst hier draußen Stimmen hören konnte. Als er im Zentrum ankam, bot sich Ross ein schrecklicher Anblick. Dort lag ein blutverschmiertes Schwert, an dem sich ein Zettel befand. Irgendeine Gruppe, die sich selbst die Lumianer nannte, hatte es anscheinend auf das kleine Dorf abgesehen. Hinzu kam noch, dass sich noch weitere neue Zettel an einem Wandbrett befanden.
    Anscheinend sollte wohl die traditionelle Hängwahl zur Lösung des Problems herangezogen werden. "Dieser Pfarrer. Was bildet er sich eigentlich ein, eine Hetzjagd anzuordnen, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen?" Leider wusste Ross nur zu gut, welche Macht der Pfarrer ausübte und somit wusste er auch, dass er Schwierigkeiten bekäme, sollte er die Hetzjagd wieder abblasen. "Na klasse und das an meinem ersten Arbeitstag..."

  12. #12
    "Wieviel Uhr ist's?", fragte Lumi ins Kissen hinein. Es müsste jetzt früh morgens sein. Und so fühlte sie sich auch. Allerdings kam keine Antwort. Ein genervtes "Ugh..." von sich gebend rappelte sie sich und drückte den Rücken durch, was dieser mit einem lauten Knacken dankte. Danach folgte ihr typischer Morgen-Ritus: Aufstehen, anziehen, Frettchen suchen, nach Frettchen rufen, Frettchen nicht finden, Frettchen wüst beschmipfen, sich weiter anziehen, dann von Frettchen überrascht werden das plötzlich aus dem toten Winkel angesprungen kommt, Frettchen noch einmal wüst beschimpfen, durch die Haare wuscheln damit diese zumindest halbwegs annehmbar saßen und hinaustreten aus dem Schlafgemach - dieses Mal nicht aus einem Zelt, einem Schlafplatz unter dem Sternhimmel oder einem Haus in das sie niemand eingeladen hatte - dieses Mal aus einem sporadisch ,aber doch angenehm eingerichteten Zimmer mit dem irritierend weichen Bett, das sie wahrscheinlich vielleicht bestimmt niemals nach dem Frühstück machen würde. Sie grinste kurz und ging dann, Frettchen im Beutel, hinüber zum großen Raum, in dem heute Nacht Konrad noch ziemlich besoffen herumgelegen hatte. Feuer knisterte, es roch nach... nach... irgendwas Gutem zu Essen. Das Grinsen wurde breiter.
    "Jó reggelt. [Guten Morgen]", sagte sie leise, als sie Brunhild (so hieß sie doch, oder? Lumi konnte sich zumindest an das "-hild" erinnern, alles davor... Brunhild. Passte schon.) am Tisch sitzen saß. Es war aufgetischt, selbst eine Schale volelr Milch für Djángo stand da. Jetzt lächelte sie. "Hast du das-ich meine, alles selbstgemacht?", fragte sie respektzollend mit großen Augen, als sie die Leckereien auf dem Tisch sah. Nicht dass sie nicht kochen konnte, aber Frühstück bestand für sie normalerweise aus einem furztrockenen Brotlaib und einem mehrere Minuten langen Lauf quer durch eine Stadt, sobald ihr der Besitzer dieses Laibs auf den Versen war. Es war eine schreckliche Angewohnheit von ihr, die Zeche zu prellen. Sie begann, stumm und gesittet den Haferbrei in ihrer Schüssel einige Male mit dem Löffel zu rühren.
    Dieses Mal würde sie alles zurückzahlen. Das war's, nie wieder Zech-
    "Boah! Oh Mann!"

    Der Gedankengang wurde unvermittelt unterbrochen, als sie sich den mit einem geschätzten Kilo Haferbrei gefüllten Löffel in den Mund schob und laut freudig kieksend Brunhilds Kochkünste preiste. "Das ist schei-voll lecker, ich schwör!"
    Brunhild lächelte mild und nickte danksagend.
    "Ohne Lüge, isso, ist echt verdammt gut, echt RICHTIG verdammt gut, ich schwör.", sagte sie laut schmatzend, während sie sich noch zwei Ladungen in den Mund schaufelte und sich parallel dazu mit der anderen Hand ein Brötchen schnappte und auf ihren Tellerand legte. "Ich meine, Küche aus mein Heimatland auch verdammt gut, aber ich hab' seit bestimmt-", 1... 2... 3... 3... äääähhh...., "-übertrieben viele Jahre nicht mehr so gutes Frühstück gesehen. Ne, Djángo?". Djángo antwortete nicht. Der war viel zu sehr abwechselnd mit seiner Milch und der wedelnden Rute des alten Hunds beschäftigt, die er schon seit ihrer Ankunft am Tisch beobachtete. "Ich schwör, wenn Djángo mit dich reden könnte würde er sagen, so... so...", sie überlegte kurz, was nett und gleichzeitig bar jeglicher Profanität war, "... so 'Aber echt.', das würde er sagen, ne, Djángo?"
    "Oh, es ist nichts besonderes - aber vielen Dank!", antwortete die Wirtin, sichtbar zufrieden mit sich selbst. "Du sagst 'dein Heimatland'? Wo kommst du denn ursprünglich her?"

    Lumis Blick verfinsterte sich nicht unbedingt, wurde aber kurz etwas weniger freudig als zuvor. Sie wich dem Blick der Wirtin kurz aus und antwortete, nachdenklich den Rest Haferbrei in ihrer Schüssel rührend. "Ist... ist... komplu-kompli-schwierige Geschichte mit meiner Heimat, reicht wenn du weißt dass es nicht ist hier und dass.... ach, tut mir leid, ich werde immer nachdenklich bei mein Heimatland.", sie unterbrach kurz und schob sich noch einmal einen Löffel voller Haferbrei in dem Mund, um schmatzend mit "Alles nicht so leicht." vorerst dieses Thema abzuschließen. Kurz schwieg Lumi, dann fragte sie "Und du? Du bist von hier, ja? Kennst bestimmt alle Leute hier in die Gegend, ja?", kurz kratzte sie sich am Hinterkopf, wo sich seit gestern abend eine kleine Beule gebildet hatte, "Weil mich würde echt mal int'ressieren was einige der Leute hier so... dings, machen und so. Will mich nicht aufdringen, ne? Ich möchte nur dich und der anderen hier kennenlernen."

    Sie grinste wieder und schaute Brunhild mit großen Augen an, bevor sie mit einem Bissen das halbe Brötchen futterte. Leise vor Freude schluchzend entfuhr es ihr dann doch: "Oh so scheiße gut, ich schwör...", erst einen Augenblick später fiel es ihr auf. "Tut mir leid, dass ich sage 'Scheiße', ich sage das viel zu-Oh Scheiße, ich hab' schon wieder-oh...!", eine kurze Pause und ihre flache Hand an der Stirn später fügte sie ein leises "Tut mir leid wegen 'scheiße'." hinzu. Dann legte sie wieder ihr Grinsen plus Hundeblick auf, während Brunhild ein wenig irritiert dreinschaute.

  13. #13
    Luise antwortete nicht. Noch immer seine schwarzen Stiefel beäugend, wurde Noel zunehmend nervöser durch die Stille zwischen den beiden.
    "Hast du etwa -"
    Noel schreckte auf, als sich die kleine Elfe wieder wirsch in Schweigem verlor.
    Einige Sekunden stammelte die kleine, zerbrechliche Gestalt vor sich hin und der junge Bursche musste den Wunsch unterdrücken, sie sofort mit den Armen zu umschließen und zu drücken.
    So süß...es tut weh. Ich habe Schmerzen.

    "- ähm, e-ein ganzes B-bücherregal ü-über... ähm... dieses T-thema... g-gelesen?"

    Huh? Noel konnte das Gesagte noch nicht aufnehmen, da entfernte sich Luise auch schon künstlich lächelnd.
    Er streckte den Arm aus, wollte die Situation noch retten.
    "W-"

    "V-vielen Dank, N-noel. Ich w-werde mir d-das hier dann mal ausleihen u-und dann d-die Apotheke ö-öffnen. W-wir sehen uns bestimmt bald wieder in der Apotheke, w-wenn du... äh.. w-wieder K-kopfschmerzen hast..."
    Und mit diersen Worten verschwand das Mädchen aus der Bibliothek.






    Nein...
    Enttäuscht ließ Noel den Arm sinken und seine Schultern wurden schlaff.
    Seine Haare klebten ihm im erschöpften Gesicht, Schweißtropfen säumten seine Wangen.
    Verbockt. Ich habs verbockt. Sie war hier, meine kleine Elfe. Sie war hier, ganz mit mir allein, und hat mich etwas gefragt. Und ich habs verbockt.

    "VerrrDAMMMMMT!"
    Frustriert schlug Noel mit der Faust in ein neben sich stehendes Holzregal, welches daraufhin, war es doch nicht sehr standfest in seiner Konstruktion, krachend umstürzte, woraufhin dutzende Bücher in alle Richtungen davonflogen.

    "... hah... hah... hah..."
    Eigentlich hatte er doch keinen Grund, sich zu beschweren. Seine kleine Elfe war zu ihm in die Bibliothek gekommen, um mit ihm zu sprechen. Das lebensfeindliche Gefühl in ihm war verschwunden, alles war gut.
    Aber warum... fühlte er sich dann trotzdem so leer?

    Du musst lernen, das Positive zu sehen.
    Deus kam von hinten herangeschritten, sprach mit gefasster Stimme wie stets.
    Das Mädchen kam hierher, um dich zu sehen, das kannst du mir glauben. Und, soviel möchte ich dir verraten, die Situation ist längst nicht so schlimm wie du denkst. Im Gegenteil, du hast nichts falsch gemacht. Kopf hoch, Nolchen.


    Noel beruhigte sich etwas, die unbändige Wut auf sich selbst erlosch langsam und er sprach wieder mit seiner gewohnt emotionslosen Stimme mit dem Wolf neben ihm.
    "Nenn mich noch einmal Nolchen und ich bring dich um."

    Deusexus grinste. Wie ein Soldat, der salutierte, hielt er sich die Pfote an den haarigen Kopf.
    Verstanden, Käpt'n!

    "Hmpf. Danke für eben."

    Bevor Deus die Ohren spitzen konnte, ob er gerade richtig gehört hatte, schritt Noel zwischen den Regalen entlang zu einer weiteren Person in der Bibliothek.

    Es war Rekon, jener kriegerische Geselle, den Noel schon vom sehen her kannte.
    "Ich grüße. Rekon war der Name, richtig? Ich bitte um Verzeihung, doch dringliche Angelegenheiten bedarfen meiner Anwesenheit außerhalb der Mauern dieser Stätte des Wissens. Wenn ich Euch bitten dürfte, die Bibliothek einstweilen zu verlassen."

    Der stämmige Mann packte nickend sein Buch Weg und verließ nach einigen Worten das Gebäude.

    Dringliche Angelegenheiten? Ich verstehe, Mr.Stalker.

    Werd nicht übermütig, Köter.
    Schweigend verließ Noel die Bibliothek und schloss die massiven Türen ab.

    Ruhig suchte er das Umfeld ab - da. Rote Strähnen. Luise war in der Ferne noch zu erkennen, sie sauste richtung Dorfplatz davon. Also würde Noel diesen Weg ebenfalls einschlagen. Etwas weiter vor ihm begab Rekon sich auch in diese Richtung.

    Etwa zehn Minuten dauerte es, bis der runde Platz in Sicht kam. Bedauerlicherweise hatte er seine kleine Elfe aus den Augen verloren, doch etwas Anderes fing seinen Blick auf.

    Ein in Tierblut getränktes Schwert, welches mit einer Notiz versehen war.
    Zitat Zitat
    "Irgendetwas hat heute morgen unseren Erfolg verhindert, doch nächste Nacht wird jemand sterben. Die Lumianer."
    Noels Augen weiteten sich. Lumianer.
    Er kannte diese Sekte von verblendeten Maden. Sie waren seit jeher einer der Erzfeinde "Gottes Augen", daher hatte er viel über sie gehört. Und jetzt waren sie in diesem Dorf, mit dem Willen, es auszurotten, es zu übernehmen?

    Nein. Oh nein, definitiv nicht. Dies war sein Zuhause. Der Ort, an dem er endlich ein Leben abseits von Blut und Leid gefunden hatte. Das würde Noel nicht zulassen, auf keinen Fall. Denn es war ihr Zuhause.

    Krampfhaft umschlangen seine Finger den Dolch, als er das Schriftstück genauer inspizierte.
    Was für unsagbare Narren. Hat man schon von den Tätern gelesen, die ihre Opfer ankündigen? Welch eine Farce.
    Ich schwöre, ich werde euch in Stücke reißen.


    Dann fiel Noels grimmiger Blick auf ein größeres Schriftstück, einen Zettel der Kirche.
    nun, normalerweise gab es wohl keine achtlosere Lebenszeit-Verschwendung als Schriftstücke der Kirche. Aber unter diesen Umständen wagte Noel einen zweiten Blick.

    Zitat Zitat
    "Liebe Gemeinde heute Nacht ist das Böse in unserem Dorf erschienen, in Gestalt einer Sekte welche allen Redlichen nach dem Leben trachtet. Da der Magistratsposten vakant ist obliegt es mir die Jagd zu leiten. Daher kehren wir zu den altbekannten Ritualen und Gesetzen zurück die bereits einige Scheusale aus unserer Mitte entfernten. Ein Jeder hat am Tage eine Stimme und denjenigen welcher von den Meisten beschuldigt wird werden wir dem Galgen überantworten. Auf das wir gut entscheiden. Ich selbst habe bereits auf Anraten eines Mitglieds unserer Gemeinschaft Konrad (Viviane) gewählt, welches mich von der üblen Gesinnung dieses Mannes überzeugte. Ich gedenke ihm weiter zuzuhören. Entscheidet weise nach dem Gesetz während ich meinen Pflichten nachgehe.
    Ein bissiger Wurm tobte tief in Noels Magen, kroch seine Brust hinauf bis zu seinen Ohren, so er ihm etwas ins Selbige hauchte:

    Verachtung.

    Die Menschen dieses Dorfes waren nicht anders. Keinen Deut. Sie waren nichtswürdiger Abschaum. Hängen? Lebende Menschen nach Stimmenwahl hängen?
    Oh ihr ungezählten Glaubensgötter, wie sehr ich euch hasse.

    Noel musste sich zügeln. Der Hass tobte in ihm wie allesverzerrende Säure, aber es half nichts. Dies war sein Zuhause, wenn er es richtig anstellte, würden sie nur die Würmer der Lumianer hängen. Er würde das schaffen. Und was interessiert es ihm, wenn irgendwelche Niemande gehängt wurden? Solange seiner kleinen Elfe nichts passierte, leuchtete diese Welt hell und in den wundervollsten Farben.

    Erst jetzt realisierte Noel die erste Nominierung: Konrad.
    Das Gesicht in Abscheu verzogen schüttelte er leicht den Kopf.
    Vielleicht mochte Noel den bärtigen Gesellen nicht, aber er war Luise' Cousin und sie vertraute ihm. Niemals würde sich dieser Mann einer verblendeten Glaubenssekte anschliessen und gar in Kauf nehmen, seiner Cousine etwas anzutun.
    Insekten, verblendete, dass ihr blind die eigenen Leute dem Scharfrichter vorwerft. Aber solch ein Verrhalten passt so gut zu euch...

    Ruhig sah Noel sich auf dem Platz um, dachte nach, was nun geschehen würde.
    Etwas war seltsam: Deusexus hatte seit einiger Zeit nichts gesagt und zeigte sich auch nicht.

    Geändert von Holo (24.03.2013 um 19:05 Uhr)

  14. #14
    Noch nie hatte sie ein Mädchen derart oft fluchen gehört, zumal die meisten Sch- Flüche nichtmal als solche gemeint schienen. Auf die Entschuldigung deswegen schüttelte sie lächelnd den Kopf und winkte ab. In diesen Räumlichkeiten hörte sie sowas öfter, als den meisten lieb gewesen wäre. Auch hoffte sie, keine Wunden aufgerissen zu haben, da das Mädchen auf die Frage nach ihrer Heimat so verschlossen antwortete. Dann besann sie sich aber auf die Frage, die noch im Raum hing: „Also jedenfalls…ja, ich komme von hier, hier geboren und aufgewachsen. Bis auf ein paar Besuche in den nächstgelegenen Dörfern und der einen Stadt habe ich mein ganzes Leben hier verbracht…“ Den Kopf stützte sie dabei auf den rechten Arm und kratzte vom Tisch einen nicht vorhandenen Fleck weg.
    Hier gibt es ja nicht so viele Leute, aber die kenn ich alle ganz gut, das schon…Da ist zum Beispiel Ross, der die Nachfolge unseres guten alten Hauptmannes antritt, ein tüchtiger Holzfäller, nicht der hellste unter dem Himmel, aber hat ein gutes Herz und man kann sich wenns hart auf hart kommt auf ihn verlassen. Deswegen ist ers wohl auch geworden, Hauptmann, mein ich. … Merete…naja, sie spricht mit kaum Jemanden ein Wort, sie ist aus dem Norden, also so richtig Norden, aus einem viel kälteren Land, will ich meinen. Aber eine verdammt gute Jägerin scheint sie zu sein… Hm, Du hast wahrscheinlich schon das Kloster gesehen, was hier eingegliedert ist, dort sind einige Nonnen und Priester, aber vor allem Maria, die Äbtissin, extrem gottesfürchtige Frau. Vor ihr solltest Du besser nicht fluchen…“ fügte sie mit einem Grinsen zu. Sie schob sich den letzten Löffel Haferbrei ihrer Schale in den Mund, dann fuhr sie fort.
    Wo war ich? Ach ja, Maria, die gute… Einen „Erfinder“ haben wir auch, den Tyrell, ein wenig merkwürdig ist der Junge, bastelt ständig an komischen Sachen herum und scheint nicht weit vorrauszudenken, aber ist an sich schon anständig. Bei Noel weiß ich noch nich so ganz, was ich von ihm halten soll… das ist der mit dieser blauen Gesichtsbemalung, der hatte Dir gestern auch ans Bein gefasst. Weiß nicht viel über seine Vergangenheit, er ist aber auf jeden Fall auf die meisten hier, bzw. eigentlich auf alle Leute überhaupt, sehr schlecht zu sprechen, außer Luise. Die betet er an, als wäre sie ein vom Himmel gefallener Engel. Sie räusperte sich; das viele Sprechen so früh am morgen trocknete ihren Hals vollkommen aus. Vom guten Adalbert, den grad eine Krankheit im Griff hat, ist das die Kleine. Das Kind ist gescheit geraten, möchte ich meinen; etwas sehr zurückhaltend, aber hilft ihrem guten Vater in der Apotheke wo sie nur kann und ist wohl ein sehr helles Köpfchen. Ihr Vetter arbeitet bei mir als Stalljunge seit zwei Jahren, den kennst Du schon, er hat Dich gestern hierher gebracht, Konrad…“
    Einen Moment hielt sie inne, ehe sie die Stimme wieder erhob: “Ein wirklich feiner Kerl, hilft seinem Onkel aus und wartet drauf, eine Meisterstelle in der nächsgelegenen Stadt zu kriegen, er ist eigentlich Schreinergeselle weißt du…also wird er irgendwann wieder gehen...“
    Die letzten Worte klangen seltsam belegt und die Wirtin blickte einige Augenblicke abwesend ins Leere, während sie über die verbundene Handfläche strich. Dann erinnerte sie sich an die Gegenwart Lumis, stand auf und schritt zum Tresen:
    Wenn ich viel rede, bekomme ich unglaublichen Durst, das kennst Du ja vielleicht, fühlt sich schrecklich an…“ Schnell zapfte sie zwei Dünnbiere ab und kehrte mit den fast überlaufenden Krügen zurück. Einen vor Luminitsa abstellend, setzte sie sich und trank einige großzügige Schlucke aus ihrem.
    “Naja, das sind zumindest einige aus unserem Dörfchen, ich will Dich ja nicht überrumpeln…“, meinte sie beim Absetzen augenzwinkernd zu ihrem Gast.
    Auf einmal schnippte sie mit den Fingern:
    “Das habe ich glatt vergessen! Ich wollte Wasser holen, damit Du Dich waschen kannst… Iss nur zu Ende, keine Bange, ich brauch nicht lang.“
    Mit diesen Worten erhob sich die Wirtin, ergriff eine Wasserkanne und öffnete die Wirtshaustür. Der Freitag begrüßte sie mit eisiger Luft, sodass sie nach ihrer am Haken hängenden Heuke griff, sich diese umlegte und nach draußen in Richtung Brunnen schritt. Dort angekommen ließ sie den Eimer herab, kurbelte ihn gefüllt wieder hoch und goss das Wasser in die Kanne- als ihr Blick auf ein im Boden steckendes Schwert unweit von ihr fiel.
    Interessiert trat sie näher und entdeckte einen daran befindlichen Zettel und beugte sich hinab.
    IR-G-E-N-D-ET-WAS… irgendetwas, gut.
    Während sie versuchte zu entziffern, was dort stand, fuhr sie die Buchstaben mit der Fingerspitze nach und bewegte angestrengt den Mund. Unter den anderen Wörtern der Botschaft waren kaum welche, die sie schnell erkannte, das würde also Stunden dauern…
    Brunhild erhob sich wieder, da ihr am Mitteilungsbaum ebenfalls Zettel aufgefallen waren, die sie vor der Entzifferung erst einmal besehen wollte.
    Vor dem Baum standen bereits Maria, Luise, Noel, Rekon und der neue Hauptmann- keiner von ihnen machte einen glücklichen Eindruck.
    “Gott zum Gruße, ihr Lieben!“, sprach sie bei ihnen angekommen.
    Der erste Zettel zog sie sofort an, da er sie an ihr geliebtes Lagersystem erinnerte. Sofort fiel ihr ihr Name auf, der weiter unten geschrieben stand, ebenso wie wohl die Namen der anderen Bewohner. Hinter dem Namen ihres Stalljungen war ein Strich, was das wohl zu bedeuten hatte?
    Der andere Aushang würde es wohl sagen, doch als sie ihn betrachtete, stöhnte sie etwas zu laut auf. Da waren ja NOCH mehr Wörter als auf der Nachricht des Schwertes drauf!
    Solche Ansammlungen an Wörtern ließen immer großes Unbehagen in ihr aufsteigen. Zum Einen weil sie vom Lesen soviele Wörter immer Kopfschmerzen bekam, wegen der Anstrengung und zum Zweiten, weil sie es schließlich nie hinbekam und immer Jemanden fragen musste, ihr vorzulesen. In solchen Momenten fühlte sich die Wirtin immer unglaublich dumm, weil die meisten im Dorf sehr gute Leser und Schreiberlinge waren.
    Trotz dessen drehte sie sich strahlend um und fragte in die Runde:
    “Wäre einer von Euch so gut, und könnte mir sagen, was da steht?“
    Die Heuke enger um den Leib fassend sah sie die Fünf erwartungsvoll an.

    Geändert von Mephista (24.03.2013 um 19:00 Uhr)

  15. #15
    "Tyrell, komm her."
    (Nein... ich-)
    "Tyrell, liebst du... mich nicht?"
    (Was? Doch, sag sowas nicht...!)
    "Bitte... komm hierher..."
    (Wo gehst du hin? Nein... nein, nicht weiter weg! Nein-)

    "Mama, geh nicht!!"

    Das war laut. Nicht so laut, dass jemand anders es hätte hören können, aber... eine noch unangehmere Art, um Aufzustehen, als Niesen. (Oh große Güte...), dachte er, (....das war... nicht schön... w-was passiert hier nur...?) Für einen Moment kam alles wieder hoch. Es war ein schöner Tag, sonnig. Tyrell war draußen zum Spielen, während seine Mutter zuhause im Fieber lag. Sie sagte, er solle sich keine Sorgen machen... als er zurückkam, antwortete sie auf keinen Satz von ihm. Oder etwa doch? So genau weiß es niemand. Aber ab diesem Tag war Tyrell komplett auf sich allein gestellt. Wer sollte sich auch um ihn kümmern?

    Deprimiert machte sich Tyrell einen weiteren Tee. Seine Erschöpfung verschwitzte er völlig während des Schlafens, allerdings dachte er, er sollte lieber auf Nummer sicher gehen. Der Tee zog genau drei Minuten, bis er ihn trank und in seinem Buch herumtüftelte. Er saß da, still und leise, vor sich hin. Er stieß dabei immer wieder zurück zur Seite mit dem Blitzfänger. Darin stand, dass Blitze nicht von Gottes Hand kommen, sondern eine natürliche Begebenheit sind. Solange niemand diese Seite zu Gesicht bekam, war für ihn die Welt noch vollkommen in Ordnung. Er steckte sein Buch weg, wo es unauffällig blieb, obgleich er seit Jahren schon keinen Besucher empfangen durfte, und ging nach draußen. Frische Luft schnappen. Dieses Vorhaben blieb nicht lange im Vordergrund, als er mit der Dorfmasse gen Zentrum schwimmte und dort ein Schwert vorfand, mit höchst interessantem Zettel, viel interessanter der dortige Inhalt.

    Zitat Zitat
    Irgendetwas hat heute morgen unseren Erfolg verhindert, doch nächste Nacht wird jemand sterben.

    - Die Lumianer
    (Oh je...), dachte er sich, (worauf wird das nur hinauslaufen...?") Dann fand er einen weiteren Zettel vor, am Ankündigungsbaum.

    Zitat Zitat
    Liebe Gemeinde heute Nacht ist das Böse in unserem Dorf erschienen, in Gestalt einer Sekte welche allen Redlichen nach dem Leben trachtet. Da der Magistratsposten vakant ist obliegt es mir die Jagd zu leiten. Daher kehren wir zu den altbekannten Ritualen und Gesetzen zurück die bereits einige Scheusale aus unserer Mitte entfernten. Ein Jeder hat am Tage eine Stimme und denjenigen welcher von den Meisten beschuldigt wird werden wir dem Galgen überantworten. Auf das wir gut entscheiden. Ich selbst habe bereits auf Anraten eines Mitglieds unserer Gemeinschaft Konrad (Viviane) gewählt, welches mich von der üblen Gesinnung dieses Mannes überzeugte. Ich gedenke ihm weiter zuzuhören. Entscheidet weise nach dem Gesetz während ich meinen Pflichten nachgehe.

    Deus lo vult
    (Was zum... so paranoid? Wer bin ich, dass ich den Argwohn unseres Hauptmanns anzweifle, aber warum müssen wir schon so hart durchgreifen? Das hätte ich nicht erwartet... es hätte genauso gut ein übler Streich sein können. Ich kann's nicht fassen...) Nachdenklich streifte er durch das Dorf. Er kratzte sich dabei mehrmals, soll ja beim Denke helfen. Aber wirklich etwas zusammen bekommen hat er nicht. (Konrad...? Das kann ich nicht machen... so ein ehrlicher Kerl, der für seine Cousine da ist... aber was soll ich nur machen... wie schrecklich... ich will hier nicht sein.)

  16. #16
    Rekon begab sich mit Noel zum Dorfplatz. Dort fand er eine Masse an Menschen vor. Nach einiger Zeit kamen Brunhild und Tyrell hinzu. Brunhild fragte nach dem Inhalt des Briefes vom Pfarrer. Rekon begab sich zum Baum, sah sich die Menge an und begann zu lesen:
    Zitat Zitat von Brief des Pfarrers
    "Liebe Gemeinde heute Nacht ist das Böse in unserem Dorf erschienen, in Gestalt einer Sekte welche allen Redlichen nach dem Leben trachtet. Da der Magistratsposten vakant ist obliegt es mir die Jagd zu leiten. Daher kehren wir zu den altbekannten Ritualen und Gesetzen zurück die bereits einige Scheusale aus unserer Mitte entfernten. Ein Jeder hat am Tage eine Stimme und denjenigen welcher von den Meisten beschuldigt wird werden wir dem Galgen überantworten. Auf das wir gut entscheiden. Ich selbst habe bereits auf Anraten eines Mitglieds unserer Gemeinschaft Konrad (Viviane) gewählt, welches mich von der üblen Gesinnung dieses Mannes überzeugte. Ich gedenke ihm weiter zuzuhören. Entscheidet weise nach dem Gesetz während ich meinen Pflichten nachgehe."
    "Bewohner von Düsterwald! Der Pfarrer ruft uns dazu auf, eine Sekte, welche im unseren Dorf für Unruhe sorgen wird, zu stoppen, bevor zu viele ihr zum Opfer fallen. Um dies zu erreichen, sollen wir jeden Tag einen von uns hängen. Diese Methode scheint grausam, ist aber die einzige Methode, dieses Ziel zu erreichen. Der Pfarrer hat Konrad Elkarst nominiert. Doch bevor wir anfangen, Leute aus unserer Mitte zu morden, sollten wir uns über die Lumianer informieren. Noel, du bist der Bibliothekar dieses Dorfes. Weißt du etwas über Lumianer, oder besitzt du ein Buch über diese? Ross, findest du meine Idee sinnvoll, oder sollen wir etwas anderes tun? Ich habe nur meine Idee mitgeteilt und hoffe, dass ihr diese annimmt."
    Rekon scheint die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu haben und hofft darauf, dass diese ihnen antworten.

    Geändert von Zirconia (24.03.2013 um 20:35 Uhr)

  17. #17
    Es roch nach Regen.

    Meretes müde Augen schauten hinaus zum kleinen geöffneten Fenster, welches ihr einen Blick auf den wolkenverhangenen Horizont über dem Gasthaus gewährte, aus dem sie - noch vor dem Einschlafen - angenehm lebendige Laute wahrgenommen hatte. Kein Regen war zu sehen, doch der ölige Geruch der Luft kündigte ihn an. Ein entspanntes Seufzen folgte, bevor sie sich aus dem Bett begab, durch das Fenster die Wirtin des Gasthauses erblickte, die eben jenes mit einer Wasserkanne in der Hand verließ.

    Ja, eindeutig. Es sieht nach Regen aus. Die Isländerin blickte - nun draußen stehend - in den Himmel und nahm mit einem kurzen Schaudern das dichte Zusammenspiel der dunklen Wolken wahr. Schlechtes Wetter hatte die Angewohnheit, dann aufzutauchen, wenn zuvor jemand starb. Die größten Schlachten in denen Merete kämpfte, waren jene, die von noch größeren Regenschauern abgelöst wurden, denen gewaltige Stürme folgten. Als wollte die Erde selbst sich vom Blut der Gefallenen befreien, als wollte der Flammen auslöschende Regen mit dem Flammen anstachelnden Wind um das lodernde Feuer kämpfen. Sie sah nie, wer gewann, zog weiter, noch bevor die Natur eine Entscheidung traf, in den vorübergehenden Schutz der nächsten Herberge.

    Ruhig durchschritt sie ihre Route durch das Dorf, auf der Suche nach einem geeigneten Platz in der Nähe des Brunnens, von dem aus sie - wie so oft - das Treiben beobachten konnte, welches ihr das ständige Gefühl von belebter Sicherheit gab, nach dem sie sich ebenso andauernd sehnte. Vorbei am Haus des jungen Mechanikers, der ihr am vorigen Tag sein Vertrauen aussprach, konnte sie aus einiger Entfernung bereits einen doch unerwartet überfüllten Dorfplatz ausmachen. War es der Tod des Hauptmannes, der die Dörfler so aufbrachte? Oder war etwas Schlimmes eingetreten, die Vorahnungen des Verstorbenen wahr geworden?

    Von der Neugier getrieben wurden ihre Schritte zügiger, nicht überhastet, aber fast wappnend, um auf jede Überraschung vorbereitet zu sein. Ihr Gang wurde erst wieder langsamer und leiser als sie die ersten Worte vernahm. Rekon war es, welcher die Wirtin über die jüngsten Ereignisse aufklärte - und auch Merete lauschte nun interessiert.

    Es ist wahr. Hauptmann, Sie hatten Recht! Das Unheil war in Form dieser Sekte über das Dorf gekommen und sollte es nun von innen heraus auffressen. Hass und Missgunst würden die Bewohner aufhetzen. Jeder würde beginnen, seine Nachbarn zu beschuldigen. Mehr und mehr würde man auf die Ängste vertrauen, sich von ihnen zu voreiligen Entschlüssen verleiten lassen und selbst die Rechtschaffendsten reinen Gewissens in den Tode schicken. Merete müsste einen kühlen Kopf bewahren, die wahre Bedrohung vom Schein unterscheiden, sich aktiv einbringen, um für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Um nicht selbst Opfer der aufgebrachten Masse zu werden.

    Nur kurz zögernd näherte sie sich dem besagten Schwert, dessen Klinge einige Zentimeter im Boden steckte. Es würde durch den aufkommenden Regen ohnehin seinen Halt verlieren, weswegen die Jägerin es am Griff packte und herauszog. Sie bückte sich und nahm den Zettel, besah ihn sich, doch konnte nichts anfangen mit den Buchstaben, die ihr wahllos aneinandergereiht vorkamen. Beides trug sie schließlich zu der kleinen Traube an Menschen, die besorgt dreinblickend offenbarte, was Merete im Innersten fühlte. Sie bekundete ihre Zustimmung der Idee ihres Jagdgenossen gegenüber und befand es als sinnvoll, auch ihre Idee zu äußern. Ohne in einer der üblichen Formen auf sich aufmerksam zu machen, begann sie zu reden, in der Hoffnung, dass ihren Worten auch ohne ein Räuspern oder gar das Podest am Haupthaus gelauscht wurde.

    "Jemand sollte den Dorfschmied einweihen! Möglicherweise lässt sich anhand der Schmiedekunst des Schwertes die Herkunft seines Trägers bestimmen." Während sie sprach, besah sie sich die Klinge des Beidhänders, ohne jedoch auch nur im Ansatz ausmachen zu können, was für Schmiedemerkmale sie trug. Sie lernte, mit Waffen zu töten, nicht aber, sie zu erkennen. Doch wer würde ein einwandfreies Kampfgerät so einfach hergeben? "Und das hier..." - sie hielt das beschriebene Papier mit der rechten Hand vor sich - "... sollte jemand nehmen, der etwas damit anzufangen weiß." Sie nickte zu sich selbst, bevor sie sich - Zustimmung erhoffend - umsah, insbesondere den neuen Hauptmann anblickend.

    "Wenn es mir gestattet ist, würde ich dem Schmied das Schwert nun bringen und ihn um Rat fragen."

    Geändert von MeTa (24.03.2013 um 23:00 Uhr)

  18. #18
    Maria starrte eine Weile fassungslos Konrads Namen, oder vielmehr den Strich hinter seinen Namen an. Ein Streich konnte das niemals sein, die Schrift des Pfarrers war unnachahmlich.
    Da kam endlich Luise vorbei, musterte überrascht das Schwert und die Nachrichten, und dann sah sie erschrocken zu Maria rüber.
    "I-ist das w-wahr? I-ist Konrad w-wirklich... ?"
    Dann fiel sie zu Boden, ehe Maria etwas unternehmen konnte. Die Nonne hockte sich neben das Mädchen und legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter.
    "Ach Luise. Noch ist nichts verloren - Konrad ist lediglich beschuldigt worden, von jemandem dem der Pfarrer anscheinend Blinder vertraut als Gott. Mal davon abgesehen, dass ich die Radikalität des Pfarrers nicht ganz nachvollziehen kann, glaube ich auch nicht im Geringsten, dass Konrad schuldig sein kann, ein Lumianer zu sein. Er ist einer der treuesten Gemeindemitglieder und hat bisher selten in der Kirche gefehlt. Nein, Konrad ist Christ und gehört zu uns guten. Da bin ich mir sicher. Und wir können dagegen sprechen. Wenn wir gut argumentieren, wird man uns Gehör schenken und jemanden an den Pranger stellen, dessen Lumianerität wahrscheinlicher ist."
    Sie lächelte Luise tröstend an. Konrad würde nicht sterben müssen. Das konnten sie zwar nur mit einer Gegenwahl verhindern... Aber mindestens Konrad ist unschuldig. Dessen war sich Maria sicher.

    In dem Augenblick kamen auch weitere Personen - Rekon und Noel aus der Richtung, aus der auch Luise kam. Aus der Bibliothek, wie Maria vermutete.
    Brunhild kam aus ihrem Gasthaus gestürmt, wohl um eigentlich Wasser zu holen, und auch Marete kam vorbei. Die beiden Frauen, die wohl als welche der Wenigen im Dorf nicht oder nicht besonders gut, lesen konnten, bekamen die Nachrichten von Rekon vorgelesen.

    Da Rekon das Schwert anscheinend nicht kannte, nahm Maria ihren ursprünglichen Gedanken, dass es wohl ihm gehören würde, beiseite - aber wem gehörte es dann?
    Schweigend und nachdenklich stand Maria zwischen den Leuten, während auch Merete eine gute Idee aussprach, die helfen könnte, die Identität des Besitzers herauszufinden: "Jemand sollte den Dorfschmied einweihen! Möglicherweise lässt sich anhand der Schmiedekunst des Schwertes die Herkunft seines Trägers bestimmen." Merete nahm die Nachricht, die am Schwert hing, in die Hand und wandte sich zum Hauptmann mit den Worten "Und das hier sollte jemand nehmen, der etwas damit anzufangen weiß."
    "Wenn es mir gestattet ist, würde ich dem Schmied das Schwert nun bringen und ihn um Rat fragen."
    Maria nickte leicht mit ihrem Kopf. "Das wäre eine gute Idee. Sei bloß vorsichtig, dass du dich mit dem Blut, was daran klebt, nicht verunreinigst."

    Schließlich holte sie noch einmal bewusst Luft und sprach, diesmal zur gesamten anwesenden Gruppe: "Auch wenn ich normalerweise voll und ganz hinter unserem Pfarrer stehe, diesmal befürworte ich seine Aussage in dieser Nachricht doch keineswegs. Sowohl diese angekündigte Todesstrafe als auch die Wahl Konrads als ersten Schuldigen empfinde ich als voreilig beschlossene Angelegenheit. Andererseits wird uns hier mit wahlloser Töterei gedroht, der wir anscheinend nur so entgegentreten können. Also, hat jemand eine Ahnung, was es mit den Lumianern genauer auf sich hat? Außer dass sie anscheinend Gottlose Riten haben, die das...", sie schluckte. "... Vernichten der Menschheit bezwecken?"
    Dabei sah sie Noel an und musste sich tatsächlich bemühen, dabei keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Doch sein befremdliches, blaues Tattoo auf seinem Gesicht zog ihren Blick fest auf sich und sie konnte sich nicht verkneifen, ihn zu fragen: "Noel? Woran erkennt man einen Lumianer?"

    Geändert von Wencke (24.03.2013 um 21:17 Uhr)

  19. #19
    Es herrschte reges Treiben auf dem Dorfplatz.
    Noel stand etwas hinter der Masse, an einen Baum gelehnt und wartete ruhig ab, wie sich der Bienenstock nun verhalten würde.

    Da sprach ihn Rekon an:
    Noel, du bist der Bibliothekar dieses Dorfes. Weißt du etwas über Lumianer, oder besitzt du ein Buch über diese?

    Alle Augen richteten sich fragend auf ihn. Ein ekelhaftes Gefühl. Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken, bevor er zumindest letztere Frage beantwortete.
    "Solche Schundliteratur führe ich nicht in meiner Bibliothek. Es gibt nicht viel über Lumianer zu schreiben."

    Diese knappe Antwort reichte Rekon offensichtlich nicht, aber Noel machte keine Anstalten, mehr zu sagen, also wandte er sich wieder von ihm ab.

    Dann war es die junge Jägerin, die einige Zeit sprach, ihre Worte waren unerwartet sinnvoll und passend, man merkte ihr die Erfahrung in solchen Situationen an.

    Schließlich entdeckte Noel in der Menschenmasse vor ihm die verblendete nonnige Nonne von gestern in einem nonnigen Nonnenoutfit. Nonnig sprach sie zur Gruppe.
    "Auch wenn ich normalerweise voll und ganz hinter unserem Pfarrer stehe, diesmal befürworte ich seine Aussage in dieser Nachricht doch keineswegs. Sowohl diese angekündigte Todesstrafe als auch die Wahl Konrads als ersten Schuldigen empfinde ich als voreilig beschlossene Angelegenheit. Andererseits wird uns hier mit wahlloser Töterei gedroht, der wir anscheinend nur so entgegentreten können. Also, hat jemand eine Ahnung, was es mit den Lumianern genauer auf sich hat? Außer dass sie anscheinend Gottlose Riten haben, die das...", sie schluckte. "... Vernichten der Menschheit bezwecken?"

    Der Seitenhieb und anschließende Blick von zuerst der Nonne und Augenblicke später dem gesamten Dorf waren Noel nicht entgangen und brannten sich in seine Brust, bevor Maria nachsetzte.
    "Noel? Woran erkennt man einen Lumianer?"

    Die Augenbrauen des jungen Mannes zogen sich unmerklich in die Höhe. Gerade wollte er antworten, da merkte er, wie auch Luise, welche nervös hinter der Nonne kniete, ihn beäugte. Die Aufmerksamkeit des ganzes Dorfes lag auf ihm, er hatte seine Worte vorsichtig zu wählen.

    "Zuerst zu deiner lächerlichen Anschuldigung, Nonne."
    Noel schloss die Augen und lächelte herablassend.
    "Ich kann dich beruhigen. Ich habe schon lange realisiert, dass man die Menschheit nicht ausrotten kann. Ihr vermehrt euch wie die Ratten, doch das muss wohl so sein. Widerliche Dinge haben nunmal die Angewohnheit, gehäuft aufzutreten."
    Noel blieb ruhig und besonnen, achtete darauf, es nicht zu übertreiben, lag doch der Blick seiner kleinen Elfe auf ihm.
    "Und was deine zweite Frage angeht... ich bin mir nicht bewusst, wie du zur Annahme gelangst, ich wüsste etwas über sie. Hatt der "Herr" dir das geflüstert? Jedenfalls werde ich euch ni-"

    Warte.

    Hm? Was willst du denn jetzt?

    Deusexus trat plötzlich hinter dem Baum hervor, ungewöhnlich, Noel beim reden zu unterbrechen.

    Es ist nicht klug, den Bewohnern dein Wissen zu verschweigen. Du wirst Euch nun als Gruppe ansehen müssen, die ihr gemeinsam kämpft. Oder ihr werdet alle sterben. Inklusive Luise.


    Du sollst nicht ihren-

    Mach die Augen auf und sieh der Realität ins Gesicht! Teile den Dorfbewohnern mit, was du über die Lumianer weißt, es wird dein Schaden nicht sein.

    Warum sollte ich, wo ich doch nichteinmal weiß, ob dies nur ein dummer Scherz oder dergleichen war. Vielleicht haben sie es auch nur auf bestimmte Bewohner abgesehen, nicht mein Problem. Solange sie meine kl-

    In Ordnung, wenn ich dir verrate, was dich erwartet, teilst du es dem Dorf dann mit?

    Schweigend beäugte Noel den Wolf neben sich, versuchte, einzuschätzen, wie ernst er ihn nehmen konnte. Was wusste Deus?

    In Ordnung.

    Deusexus atmete lang und ungemütlich aus, bevor er zu sprechen begann.
    'Das Spiel der Deuses.'
    So nennen wir es. Es findet alle paar Jahrhunderte in einem neuen Dorf statt, zum reinen Zeitvertreib. Ich bin keiner von denen, die daran Amüsement finden, aber man beugt sich bekanntlich.


    Deuses? Gibt es mehrere von dir?

    Hm. Du würdest uns wohl als so etwas wie... "Götter" bezeichnen.

    Eigentlich hätte Noel die Erkenntnis, das ein Gott (?) sich seit Jahren in seinem Kopf herumtrieb, schockieren müssen. Erstaunlicherweise blieb er ruhig.

    Jedenfalls gibt es insgesamt Dreizehn von uns. Jeder hat sich vor einigen Jahren einen Avatar gesucht, auf den er in diesem Spiel setzt. Du warst meiner. Allerdings bin ich wohl der einzige Deus, der Kontakt mit seiner Wahl aufgenommen hat.

    ...Hm. In Ordnung. Was ist das für ein Spiel? Und was haben die Lumianer damit zu tun?

    Wir nennen es "Das Dorf Gottes". Das Prinzip ist einfach: Eine Hälfte unserer Avatare werden in eine Partei geschoben, die andere Hälfte in die Andere. In diesem Fall waren es Dorfbewohner und Lumianer, weil der lumianische Glaube in diesem Land weit verbreitet ist. Es bot sich an. Jedenfalls werden die Lumianer jede Nacht einen von euch töten, woraufhin ihr euch gegensetig hängt. Es ist ein morbides Spiel um Leben und tot. Die Deuses', dessen Avatare am Ende noch leben, gewinnen und bekommen besondere Privilegien. Das ist schon Alles.

    Lass mich das nochmal kurz zusammenfassen: Du bist ein Gott und es gibt 12 weitere von dir, aber nur du hast Kontakt mit mir aufgenommen. 13 Personen in diesem Dorf haben einen Deus, und unter diesen 13 sind alle Lumianer, die die anderen auslöschen und das Dorf übernehmen wollen. Also müssen wir die Richtigen Avatare hängen. Korrekt?

    Deus nickte.
    Exakt.

    Noel grinste den Wolf an.
    Darum sollte ich Hauptmann werden. Darum soll ich mein Wissen teilen. Du willst gewinnen.

    Wieder grinste der Wolf.
    Exakt. Auch wenn ich das Spiel nicht an und für sich mag. Aber wenn du überleben und Luise schützen willst, teile dein Wissen. Nicht über die Deuses, aber über Lumianer.

    Na fein...nenn mir die 12 Avatare







    Noel war eine Weile stumm geblieben, die Masse tuschelte schon, als er wieder das Wort erhob.
    "In meinem alten... Beruf habe ich Lumianer lange Zeit bekämpft. Was wir hier sehen, scheint mir ihr übliches Vorgehen zu sein... sie unterwandern mit ihren Mitgliedern ein Dorf, töten jede Nacht einen Bewohner und führen die Menschen in die irre, damit sie die Falschen hinrichten. Woran man sie erkennt? Achtet von heute an penibel auf jeden eurer Mitmenschen, vertraut NIEMANDEM. Es ist an jedem selbst, einen Lumianer zu enttarnen und öffentlich anzuklagen. Denn das Ziel der Lumianer ist nicht weniger als die Auslöschung des ganzen Dorfes."
    Noel lächelte kalt.
    "DAS ist die wahre Natur des Menschen."

    Stille. Noel setzte nach.
    Eines möchte ich noch sagen. Die Lumianer befinden sich unter den folgenden Personen..."
    Mechanisch zählte Noel 12 Namen der Dorfgemeinschaft auf. Luise' Namen sparte er aus. Bevor jemand fragen konnte, woher er sein Wissen nahm, nutzte er eine vorgefertigte Ausrede.
    "Unter den Lumianern habe ich einen Freund, der sich nicht öffentlich bekannt geben kann. seine Informationen sind zuverlässig. Es ist an uns, die richtigen Personen aus diesen Zwölf herauszupicken und hinzurichten!"

    Und mit diesen Worten lehnte sich Noel wieder an den Baum und schloss ermüdet die Augen.
    Spiel der Deuses? Mir recht. Aber meine kleine Elfe... die bekommt ihr nicht.

    Ob Lumianerin oder nicht.

    Geändert von Holo (24.03.2013 um 22:51 Uhr)

  20. #20
    "Solche Schundliteratur führe ich nicht in meiner Bibliothek. Es gibt nicht viel über Lumianer zu schreiben." war Noels Antwort auf Rekons Frage. Noels Verhalten wird sehr mysteriös. Er hörte auf einmal mitten im Satz für mehrere Minuten auf zu sprechen. Doch dann meint Noel, doch etwas über die Lumianer zu wissen und macht einen LuminanerFREUND für dieses Wissen verantwortlich? Das fand Rekon mehr als nur seltsam. Irgendwie bekommt Rekon Kopfschmerzen. Doch das hält ihn nicht davon ab, folgendes zu sagen: Noel, wenn du deine Informationen von einem der Lumianern beziehst, wirst du uns doch sicherlich sagen können, wer dieser Lumianer ist. Wir alle sind für das Wohlergehen unserer Mitmenschen verantwortlich. Je schneller wir diese Bedrohung loswerden umso besser!" Jetzt fiel Rekon ein, dass Mina schon sehr lange unbeaufsichtigt war, doch war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Rückzug in Richtung zuhause. Was sind das für Kopfschmerzen... As....mo.... Irgendwie schien sich Rekons Zustand zu verschlimmern... "Jede... Information über Lumianer... sind wichtig..." Man merkt Rekon seine Schmerzen bereits an. "Deshalb Noel... Sag uns... wer ist deine Quelle?" Was stimmte nur nicht mit Rekon? As...mo... Auf einmal brach Rekon zusammen. Schon irgendwie seltsam, wie plötzlich auftretende Kopfschmerzen einen erfahrenen Kämpfer und Jäger in die Knie zwangen...

    Mina ist derweil aus ihrem Schlaf erwacht. Sie läuft durch das Haus und sucht nach Rekon. Der Regen hält sie davon ab, das Haus zu verlassen...

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