-
Ritter
"Vielen Dank, Peter. Das wäre mir eine große Hilfe", ließ sie den freundlichen, hilfsbereiten Bauern noch wissen, bevor sich Merete der Bühne zuwandt. Der gesichtstätowierte Bibliothekar sprach, offenbarte sich ein weiteres Mal der Menge und verkündigte seine Verdächtigungen. Vage, durchsichtige Verdächtigungen, wie sie fand. Einige sogar an den Haaren herbeigezogen, wie Peter nur wenig später selbst bemerkte. Auch Konrad, der junge Schreinergeselle meldete sich zu Wort, es nun selbst ergreifend, nachdem er zuvor befragt worden war. In seinem Blick lag unverhohlener Hass Noel gegenüber. Gar spuckte er in seine Richtung und sprach sich aus dafür, den Rotschopf hinrichten zu lassen. Meretes Befürchtungen - die des Hauptmannes - waren eingetreten.
Die Jägerin machte sich auf, in Richtung der Bühne zu treten, die nach dem mutigen Auftritt Luises frei geworden war. Das zischende Tuscheln hielt die Dörfler auf Trab, beschäftigte sie und gab ihr so den Moment, den sie brauchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Jetzt oder nie. Der Pfarrer, augenscheinlicher Vertreter der Barmherzigkeit Gottes in diesem Dorf, hatte die Saat des Hasses in den Köpfen der Menschen gepflanzt - die Saat, die sie dazu bringen sollte, sich gegenseitig zu hängen. Wie bezeichnend. Nur die junge Apothekerstochter erhob das Wort und schützte ihre Nächsten. Merete müsste die Saat entfernen, bevor sie keimte. Und auch, wenn sie die Ahnung plagte, dass es bereits zu spät dafür sei, erhob sie das Wort.
"Dieser Bogen..." - kurzerhand hatte sie ihr Jagdwerkzeug von der Schulter genommen und hielt ihn nun vor sich - "... tötete unzählige Männer. Doch nie sollte sein Ziel der Unschuldige sein, nie seine Aufgabe Mord. Nur wer das Leben bedrohte - das meine oder das meiner Freunde - erfuhr den raschen Tod durch diese Waffe."
Ihr Arm senkte sich, das Jagdwerkzeug mitreißend und schließlich auf den Boden des Podestes fallen lassend. "Des Hauptmanns letzter Akt war, uns zu warnen. Ich sage, er meinte dies. Nicht die Bedrohung durch die Sekte der Lumianer, die unser Volk unterwandern, sondern die Angst in uns allen, die uns verführt, zu morden, das Leben Unschuldiger zu riskieren, um uns selbst zu schützen, sich voneinander zu entfernen, in einer Zeit, in der wir alle enger zusammenrücken sollten. So lasset uns nicht den Weg dieser Angst gehen, kein reines Herz in den Tod schicken."
Sie selbst war zu aufgebracht, um die Reaktion der Menge vor sich ausmachen zu können, ließ ihrerseits nur ein Seufzen folgen und schloss ab:
"Seit ich denken kann, sehne ich mich nur nach dem Duft des Windes. Das größte Glück ist es, durch ihn zu erfahren, dass das eigene Herz noch schlägt. Wer sind wir, darüber zu richten, wem dies' Glück verwehrt bleiben soll? Wer bin ich, dies' Glück jemandem zu nehmen? Eher schlage ich mich selbst (MeTaLeVel) dem Galgen vor, als über das Schicksal eines anderen Unschuldigen zu entscheiden."
Kaum mehr als den eigenen Atem wahrnehmend verließ sie die Bühne wieder, hoffte inständig, dass ihre Worte Anklang fanden und sie niemanden auf eine falsche Idee brachte. Doch wenn sie es schon geschehen lassen musste, so würde sie es zumindest nicht unterstützen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln