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Ritter
"Nein, Mädchen! Gewöhnliches Schmiederwerk. Könnt' von überall sein." Die raue Stimme des dickwanstigen Schmieds kratzte in ihren Ohren. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, legte er das Schwert vor sie und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Merete nahm es an sich, doch beschloss, es alsbald loszuwerden. In Anbetracht der Umstände würde es ihrer Geltung schaden, mit einer blutigen Klinge durch das Dorf zu schreiten.
Lass sie mich nicht verdächtigen!, dachte sie still und appellierte an ihren Verstand. Wenn sie nur ihr Bestes tat, die wahren Täter ausfindig zu machen, würde niemand sie beschuldigen. Doch andererseits: Hatte sie es in der Hand? So wie sie es verstand, war nahezu jeder in diesem Dorf rechtschaffen. Und dennoch - jemand würde verurteilt werden. Und würde es nicht erst die Ungläubigen treffen? Sie, die sie annähernd ihr gesamtes Leben damit verbrachte, vor der unbarmherzigen Gewalt der Kirche zu fliehen? Und selbst wenn sie das Vertrauen der Gemeinde besaß - davor, Ziel der blutrünstigen Sekte zu werden, bewahrte es sie nicht. Eine Kämpferin wie sie würde heimtückisch im Schlaf gelyncht werden, ehe sie sich im Kampf den Feinden stellen könnte.
Den Besorgnis verbergenden Blick stolz nach vorne gerichtet stieß sie - das Schwert im Gürtel verankert - zu der kleiner gewordenen Masse am Brunnen, blickte sich um. Kaum vorstellbar, dass einer dieser Menschen ein falsches Spiel spielte. Freiwillig den Frieden, die angenehme Stille vom Dorf zu nehmen, schien der verwaisten Jägerin töricht. Wer würde so etwas wollen? Welche Vorteile brächte es mit sich, Dorfleute zu töten, sie gegeneinander aufzubringen, wenn man doch einer von ihnen war? Konnte allein der Hass Menschen so weit treiben?
"Hauptmann!", rief sie und ließ ihren Blick starr auf dem neu gewählten Vertreter liegen, während ihre Beine sie zügig in seine Richtung trugen. Sie wiederholte den Ausruf zwei mal, je näher sie ihm kam, da er drauf und dran war, den Dorfplatz in Richtung des Haupthauses zu verlassen. Erst spät erlangte sie seine Aufmerksamkeit, blieb mit beiden Beinen vor ihm stehen, zog den linken Fuß hoch, um den Halt nicht im schlammig gewordenen Untergrund zu verlieren, während der harte Regen erbarmungslos ihr Haar, ihre Haut und den noch zu dünnen Stoff über dieser auspeitschte. "Hauptmann. Der Dorfschmied konnte mir nur wenig über die Klinge verraten. Sie sei gewöhnlich, ihre Herkunft nicht auszumachen", waren ihre Worte, gefolgt von einem raschen, jedoch vorsichtigen Herausziehen des Schwertes aus dem Leder, welches ihre Hüfte umspannte. "Wohl ist es in Ihrer Hand am tauglichsten aufgehoben, Hauptmann!", fügte Merete hinzu und bot ihm den Griff des Schwertes an, indem sie es - die Klinge vor ihrer eigenen Brust - von sich hielt, die schmutzigen Hände als Sockel für die Schneide benutzend.
Geändert von MeTa (25.03.2013 um 23:28 Uhr)
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