Die Reaktionen der Leute waren verhangen. Soweit logisch und im Rahmen seiner Erwartungen. Schließlich war es schon wieder Rekon, ein für Noels' Geschmack viel zu redseeliger Mann, der das in Bauerndialekt getränkte Wort an ihn richtete:
Noel, wenn du deine Informationen von einem der Lumianern beziehst, wirst du uns doch sicherlich sagen können, wer dieser Lumianer ist. Wir alle sind für das Wohlergehen unserer Mitmenschen verantwortlich. Je schneller wir diese Bedrohung loswerden umso besser!"
Ein böses, kleines Lächeln hob Noels' Mundwinkel seicht in die Höhe. Seine Lüge mag nicht die Effektivste gewesen sein, aber für diese Dummköpfe reichte
sie alle Mal aus.
"Du denkst nicht sehr weit, hm? Dieser Freund versorgt mich mit Informationen über die Lumianer, es wäre äußerst töricht und unüberlegt, ihn ans Messer zu liefern. Bedenke das nächste Mal eine solch triviale Schlussfolgerung, bevor du sprichst."
Als Reaktion begann der Geselle, zu torkeln und taumeln. Er schien Noel erschöpft, soweit konnte er es mit seinen theoretischen Medizinkenntnissen sagen. Schließlich stürzte der gerüstete Mann ohnmächtig zu Boden. Noel beachtete ihn nicht weiter, irgendjemand würde ihn schon versorgen.
Noel sollte recht behalten, die junge Jägerin brachte ihn in seine Hütte.
Plötzlich schrie eine raue Stimme aus der Menge in seine Richtung, dessen Inhalt offenbar ihm galt.
Ich möchte Euch auch noch Etwas sagen. Und zwar dass ihr Euch alle schämen solltet! Auch nur darüber nachzudenken, andere an den Galgen zu bringen, und dabei womöglich einen Unschuldigen zu treffen, ist schändlich! Habt ihr auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, womit ihr Euer Gewissen belasten würdet, wenn das geschieht? Wir wären keinen Deut besser als diese Lum-…pazeriosten oder wie auch immer! Und derjenige, der Konrad also so einen beschuldigt hat, sollte sich schämen, auch wenn es keiner von Euch war! Er hat nie Jemandem etwas getan, sondern vielen geholfen und war immer nett und freundlich zu jedem. … „Und wenn wir Niemandem vertrauen dürfen, dann sollten wir uns wohl am besten gleich alle selbst erdolchen, dann kann uns keiner von diesen Lum-Typen umbringen. Aber ihr habt anscheinend einen Rat schon verinnerlicht, dass ihr Alle schon nicht mehr erkennt, wenn eine aus unserer Mitte Hilfe braucht…“
Die Wirtin sah vorwurfsvoll in Noels Richtung, wieder konnte er nur lächelnd den Kopf schütteln.
Warum bin ich es, der immer solche Leute anzieht?
"Weib... vielleicht sind deine Ideale rein und deine Absichten richtig... aber, wie soll ich es ausdrücken, du bist dumm. Deine Erfahrungen in solchen Situationen sind gleich Nichts und, verzeih mir die Bemerkung, du besitzt offensichtlich nichteinmal die Gabe des Lesens. Schämen sollen wir uns, weil wir jemanden hängen möchten? Du bist naiv, Mädchen! Die Lumianer werden uns gnadenlos niedermetzeln, dich, mich oder Konrad! Jeden von uns! Vielleicht schon heute Nacht. Schäme dich, bade dich in deiner güldenen Menschlichkeit, während wir deine unheiligen Überreste finden, von fetten Maden zerfressen und mit klaffenden Löchern übersät."
Die Wirtin erwiederte nichts, Tränen der Aufgebrachtheit glänzten in ihren Augen. Sie begab sich zu Luise und half ihr vom Boden auf. Damit entschied Noel, dass es genug war. Stumm beobachtete er, wie die Wirtin die kleine Elfe zum nahegelegenen Wirtshaus brachte.
Nun müssten sie abwarten, bis sich alle Avatare auf dem Dorfplatz versammelt hätten und jemanden hängen. Noel war es im Grunde gleich, wer es war; Doch man musste Schadensbegrenzung betreiben. Stumm saß Deusexus neben ihm, genau wie Noel in nervöser Erwartung die folgenden Ereignisse abwartend.





