"Wieviel Uhr ist's?", fragte Lumi ins Kissen hinein. Es müsste jetzt früh morgens sein. Und so fühlte sie sich auch. Allerdings kam keine Antwort. Ein genervtes "Ugh..." von sich gebend rappelte sie sich und drückte den Rücken durch, was dieser mit einem lauten Knacken dankte. Danach folgte ihr typischer Morgen-Ritus: Aufstehen, anziehen, Frettchen suchen, nach Frettchen rufen, Frettchen nicht finden, Frettchen wüst beschmipfen, sich weiter anziehen, dann von Frettchen überrascht werden das plötzlich aus dem toten Winkel angesprungen kommt, Frettchen noch einmal wüst beschimpfen, durch die Haare wuscheln damit diese zumindest halbwegs annehmbar saßen und hinaustreten aus dem Schlafgemach - dieses Mal nicht aus einem Zelt, einem Schlafplatz unter dem Sternhimmel oder einem Haus in das sie niemand eingeladen hatte - dieses Mal aus einem sporadisch ,aber doch angenehm eingerichteten Zimmer mit dem irritierend weichen Bett, das sie wahrscheinlich vielleicht bestimmt niemals nach dem Frühstück machen würde. Sie grinste kurz und ging dann, Frettchen im Beutel, hinüber zum großen Raum, in dem heute Nacht Konrad noch ziemlich besoffen herumgelegen hatte. Feuer knisterte, es roch nach... nach... irgendwas Gutem zu Essen. Das Grinsen wurde breiter.
"Jó reggelt. [Guten Morgen]", sagte sie leise, als sie Brunhild (so hieß sie doch, oder? Lumi konnte sich zumindest an das "-hild" erinnern, alles davor... Brunhild. Passte schon.) am Tisch sitzen saß. Es war aufgetischt, selbst eine Schale volelr Milch für Djángo stand da. Jetzt lächelte sie. "Hast du das-ich meine, alles selbstgemacht?", fragte sie respektzollend mit großen Augen, als sie die Leckereien auf dem Tisch sah. Nicht dass sie nicht kochen konnte, aber Frühstück bestand für sie normalerweise aus einem furztrockenen Brotlaib und einem mehrere Minuten langen Lauf quer durch eine Stadt, sobald ihr der Besitzer dieses Laibs auf den Versen war. Es war eine schreckliche Angewohnheit von ihr, die Zeche zu prellen. Sie begann, stumm und gesittet den Haferbrei in ihrer Schüssel einige Male mit dem Löffel zu rühren.
Dieses Mal würde sie alles zurückzahlen. Das war's, nie wieder Zech-
"Boah! Oh Mann!"

Der Gedankengang wurde unvermittelt unterbrochen, als sie sich den mit einem geschätzten Kilo Haferbrei gefüllten Löffel in den Mund schob und laut freudig kieksend Brunhilds Kochkünste preiste. "Das ist schei-voll lecker, ich schwör!"
Brunhild lächelte mild und nickte danksagend.
"Ohne Lüge, isso, ist echt verdammt gut, echt RICHTIG verdammt gut, ich schwör.", sagte sie laut schmatzend, während sie sich noch zwei Ladungen in den Mund schaufelte und sich parallel dazu mit der anderen Hand ein Brötchen schnappte und auf ihren Tellerand legte. "Ich meine, Küche aus mein Heimatland auch verdammt gut, aber ich hab' seit bestimmt-", 1... 2... 3... 3... äääähhh...., "-übertrieben viele Jahre nicht mehr so gutes Frühstück gesehen. Ne, Djángo?". Djángo antwortete nicht. Der war viel zu sehr abwechselnd mit seiner Milch und der wedelnden Rute des alten Hunds beschäftigt, die er schon seit ihrer Ankunft am Tisch beobachtete. "Ich schwör, wenn Djángo mit dich reden könnte würde er sagen, so... so...", sie überlegte kurz, was nett und gleichzeitig bar jeglicher Profanität war, "... so 'Aber echt.', das würde er sagen, ne, Djángo?"
"Oh, es ist nichts besonderes - aber vielen Dank!", antwortete die Wirtin, sichtbar zufrieden mit sich selbst. "Du sagst 'dein Heimatland'? Wo kommst du denn ursprünglich her?"

Lumis Blick verfinsterte sich nicht unbedingt, wurde aber kurz etwas weniger freudig als zuvor. Sie wich dem Blick der Wirtin kurz aus und antwortete, nachdenklich den Rest Haferbrei in ihrer Schüssel rührend. "Ist... ist... komplu-kompli-schwierige Geschichte mit meiner Heimat, reicht wenn du weißt dass es nicht ist hier und dass.... ach, tut mir leid, ich werde immer nachdenklich bei mein Heimatland.", sie unterbrach kurz und schob sich noch einmal einen Löffel voller Haferbrei in dem Mund, um schmatzend mit "Alles nicht so leicht." vorerst dieses Thema abzuschließen. Kurz schwieg Lumi, dann fragte sie "Und du? Du bist von hier, ja? Kennst bestimmt alle Leute hier in die Gegend, ja?", kurz kratzte sie sich am Hinterkopf, wo sich seit gestern abend eine kleine Beule gebildet hatte, "Weil mich würde echt mal int'ressieren was einige der Leute hier so... dings, machen und so. Will mich nicht aufdringen, ne? Ich möchte nur dich und der anderen hier kennenlernen."

Sie grinste wieder und schaute Brunhild mit großen Augen an, bevor sie mit einem Bissen das halbe Brötchen futterte. Leise vor Freude schluchzend entfuhr es ihr dann doch: "Oh so scheiße gut, ich schwör...", erst einen Augenblick später fiel es ihr auf. "Tut mir leid, dass ich sage 'Scheiße', ich sage das viel zu-Oh Scheiße, ich hab' schon wieder-oh...!", eine kurze Pause und ihre flache Hand an der Stirn später fügte sie ein leises "Tut mir leid wegen 'scheiße'." hinzu. Dann legte sie wieder ihr Grinsen plus Hundeblick auf, während Brunhild ein wenig irritiert dreinschaute.