Die Wahl Ross zum Hauptmann war dann doch irgendwie unerwartet gekommen. Klar wusste er, dass seine Familie nicht den schlechtesten Ruf hatte, aber das war dann doch irgendwie überraschend. Natürlich hatte Ross im Moment nicht allzu viel zu tun, er verbrachte den Abend damit, seine Axt zu schärfen, da sie in letzter Zeit einiges an Schnitt verloren hatte. Außerdem musste noch der Stall aufgeräumt werden, zumindest ersteinmal grob, da Ross eh noch ein paar Tage Zeit hatte, bis seine Familie zurück war.
Alles zu seiner Zeit, zuerst galt es, seinen Partner aufzusuchen, schließlich musste er noch sein Geld bekommen. Aus diesem Grund besuchte er diesen, aber irgendwas war anders als sonst. Ross konnte es nicht genau sagen, sein Partner machte einen reservierten Eindruck und schien dabei zu sein, seine Sachen zusammen zu sammeln, jedenfalls schien er Ross nichteinmal zu beachten. Das Geld bereits in der Hand machte Ross anstalten, seinen Partner zu begrüßen, aber als dieser Ross bemerkte, wirkte er nur noch unruhiger und als Ross ihm das Geld geben wollte, nahm er es hastig entgegen und bittete darum, dass Ross sein Haus auf dem schnellsten Weg verlasse.

Selbst am nächsten Tag konnte Ross sich keinen Reim darauf machen, allerdings war er auch nicht dafür bekannt, sonderlich tiefe Gedankengänge zu haben, weshalb er es irgendwann einfach aufgab, mit dem Gedanken, dass es sich eh später klären würde. Ross stand recht früh am Morgen auf und nachdem er sich ein spärliches Frühstück gemacht hatte, musste er sich nun für das Hauptmannsein vorbereiten, es war mit Sicherheit einiges liegen geblieben, was der alte Hauptmann aufgrund seiner schweren Krankheit nicht hatte machen können.
So verließ Ross sein Haus an diesem Morgen. Das Wetter war heute wieder eigenartig; eine merkwürdige schwere Kälte lag auf dem Dorf wie eine dicke Wolldecke. Die Sonne war am Aufgehen, allerdings konnte man deutlich erkennen, wie eine Wolkenfront aufzog und im Laufe des Tages würde diese wohl die Sonne überholen und wenn es ganz schlecht lief, würde es wohl Schnee geben, was für diese Jahreszeit dann wirklich sehr ungewohnt wäre. Als ob der letzte Winter nicht schon kalt genug war, das letzte was sie brauchen konnten, war Schnee im Sommer.

Ross beeilte sich und eilte ins Zentrum des kleinen Dorfes. Anscheinend war er heute nicht der erste, der auf den Beinen war, denn er bemerkte, dass in der Bibliothek bereits Licht brannte und er selbst hier draußen Stimmen hören konnte. Als er im Zentrum ankam, bot sich Ross ein schrecklicher Anblick. Dort lag ein blutverschmiertes Schwert, an dem sich ein Zettel befand. Irgendeine Gruppe, die sich selbst die Lumianer nannte, hatte es anscheinend auf das kleine Dorf abgesehen. Hinzu kam noch, dass sich noch weitere neue Zettel an einem Wandbrett befanden.
Anscheinend sollte wohl die traditionelle Hängwahl zur Lösung des Problems herangezogen werden. "Dieser Pfarrer. Was bildet er sich eigentlich ein, eine Hetzjagd anzuordnen, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen?" Leider wusste Ross nur zu gut, welche Macht der Pfarrer ausübte und somit wusste er auch, dass er Schwierigkeiten bekäme, sollte er die Hetzjagd wieder abblasen. "Na klasse und das an meinem ersten Arbeitstag..."