Energiegeladen erwachte Brunhild an diesem Morgen und sprang aus dem Bett. Sie fühlte sich seltsam beschwingt seit gestern Abend und war sich sicher, dass der Tag nur gut werden könne. Nachdem sie sich fertig angekleidet hatte, richtete sie den in der Nacht sorgsam angelegten Verband aus abgerissenem Betttuch um ihre rechte Handfläche.
Glücklich schritt sie die Treppen hinunter, empfing den freudig mit der Rute wedelnden Rüdiger mit einem Na, selbst dass Du noch lebst vermiest mir nicht die Laune, ein gutes Zeichen! und begab sich vor die Gästekammer. Dort angekommen klopfte sie beherzt an die Tür und rief der dort ruhenden Lumi zu:
“Einen guten Morgen wünsche ich! Ich weiß nicht, wie lange Du normalerweise zu schlafen pflegst, aber ich mache erstmal Frühstück. Du kannst dann einfach in die Schankstube kommen, wenn Du fertig bist, ja? …Oh, und wenn Du Dich dann noch etwas waschen willst, kann ich gerne etwas Wasser aus dem Dorfbrunnen holen…“
Ohne eine etwaige Antwort abzuwarten ging sie schon in den Hauptraum des Gasthauses, entfachte dort ein Feuerchen an der Kochstelle und stellte an einem Tisch die Stühle herunter, damit ihr Gast dann dort speisen konnte. Neben dem Kamin entdeckte sie eine halbaufgefressene Wurst, an der sich Rüdiger gerade weiter gütlich tat. Dann musste sie ihn ja heute erstmal nicht weiter füttern, das konnte ihr nur recht sein.
Da sie als Wirtin nicht geizig erscheinen wollte, holte sie aus der Vorratskammer Brot, Käse, Milch und Hafer und bereitete aus letzterem einen Brei zu, den sie mit Honig süßte. Das Brot und den Käse legte sie auf eine Holzplatte, füllte eine große Kelle Haferbrei in eine Schale und stellte sie dazu. Ein Krug wurde mit Milch gefüllt und alles zum Tisch getragen und abgestellt. Brunhild legte noch einen Löffel und ein Messer dazu und richtete die Platte zurecht, bevor sie sich selbst ein wenig Haferbrei abfüllte und am Tisch bereits zu essen begann. Rüdiger, der zu ihr getrottet und seinen alten Kopf auf ihrem Schoß abgelegt hatte, kraulte sie das erste Mal seit Jahren abwesend hinter den Ohren.