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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

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  1. #1
    Luise konnte es nicht fassen. Der gutmütige Mann, welcher das so weise und gerecht angeführt hatte war nun fort. Für immer.
    Vergiftet hatte man ihn. Und sie hatte es nicht verhindert. Niemand hatte es verhindert. Oder es auch nur versucht.
    "W-wie konnte e-er das nur tun?", schluchzte Luise, nachdem sie die Hände des Verstorbenen vorsichtig über der Brust gefaltet hatte. "W-warum nur?"
    Weitere Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Sie konnte unter ihnen kaum atmen.
    Es war ihre Schuld. Sie hätte nach dem Hauptmann sehen sollen. Hätte sich nach seiner Krankheit erkundigen sollen. Sicherlich hätte sie ein Gegengift gekannt. Oder zumindest einen Weg, den Körper rechtzeitig zu reinigen. Womöglich hätte sie sogar die Vergiftung verhindern können.
    Aber sie war einfach in ihrer Apotheke geblieben. Hatte ihre freie Zeit mit Träumereien verbracht, anstatt ihre Hilfe anzubieten. Und nun war ein Mensch tot.
    Schließlich stand Luise auf und verließ ohne ein Wort den Raum.
    "He, wo willst du hin?", hörte sie Tyrell hinter sich rufen.
    Aber sie achtete nicht auf ihn. Öffnete mechanisch die Tür nach draußen und trat auf die Straße. Auch das fremde Mädchen, welches in einem nahen Busch hockte, nahm sie nicht war.
    Sie schlich einfach mit gesenktem Kopf die Straße entlang - zu dem Ort, den sie immer heimlich besuchte, wenn es ihr schlecht ging. Wenn sie so viele Gedanken hatte, dass sie glaubte, ihr Kopf müsse platzen.
    Luise tappte am Wegrand entlang, und hoffte dass niemand sie ansprechen würde.
    So gelange sie zu der kleinen Schneiderei am Dorfrand. Vorsichtig lief sie hinter diese und dann den Gartenzaun entlang, bis sie einen losen Zaunpfahl erreichte. Den schob sie beiseite und betrat den großen, dicht bewachsenen Garten.
    Und dort, im hintersten Teil des Gartens, fand Luise wonach sie suchte.
    Bis vor wenigen Wochen hatten hier, unter dem großen alten Kirschbaum, nur einige Schneeglöckchen ihre weißen Köpfchen dem Himmel entgegengestreckt. Nun aber sah das Mädchen einem ganzen Meer blauer Blüten entgegen.
    Die Veilchen hatten zu Blühen begonnen, ihr zarter Duft erfüllte die Luft.
    Luise kniete sich neben das Beet und streckte die Hand nach einer der blauen Blüten aus. Nicht um sie zu pflücken. Nur, um sanft darüber zu streichen. Sich zu vergewissern, dass sie wirklich da war.
    Endlich lächelte das junge Mädchen wieder und rieb sich die verweinten Augen. Dies war ihr Ort. Der Ort, an dem sie sich geborgener fühlte als an jedem anderen.
    Doch plötzlich wurde die friedliche Atmosphäre von einem Kläffen zerrissen.
    Erschrocken fuhr Luise herum. Sie hatte die Rechnung ohne den Hund der jungen Schneiderin gemacht. Und ohne die junge Schneiderin selbst, wie das Mädchen bemerkte, als sie eine Gestalt aus dem Haus in den Garten treten sah.

    Geändert von Zitroneneis (20.03.2013 um 21:00 Uhr)

  2. #2
    "He, wo willst du hin?" Aber nichts. Keine Antwort. Ignoranz. Was zum Teufel.

    "Aaahh, das ist doch... Meeensch!"
    Tyrell fand keine Worte, keine Gedanken. Was sollte er auch großartig schon sich zusammen artikulieren? Der Hauptmann war dahin. Weg. Futsch. Wahrscheinlich in den Tod gejagt von einem Hochstapler. Wie konnte das Dorf das nur übersehen? Der Frieden war wie in einem Moment weggeblasen. Doch vorerst nur für Tyrell und Luise. Doch keine Zeit zu verlieren. Ein neuer Hauptmann muss her. Das sowieso, aber eine Gefahr schien sich anzubahnen. Luise war weg, also hat sie nebenbei mit ihrem Dahinverschwinden automatisch Tyrell diese Aufgabe überlassen. Super. Was auch immer. Tyrell kratzte sich einmal am Kopf und ging Richtung Dorfplatz. Sein Kopf dröhnte und sein Tag schien bisher verschwendet. Nein, nicht verschwendet, aber das Gute ließ sich bisher noch nicht blicken. Gleich nach der Verkündung der schlechten Nachricht, sowie Eröffnung der Hauptmannswahl konnte er endlich nach Hause. Kräutertee trinken. Und basteln. Ja, Basteln! Der Blitzfänger! Schon fast vergessen. Zu viel auf einmal!

    Am Dorfplatz angekommen, schien alles schon perfekt eingerichtet. Das Hauptmannsgebäude wurde etwas höher angebaut, davor befand sich eine Art Steg. Konnte man perfekt als Bühne zweckfremden, haben die Düsterwälder auch bei Festen stets gemacht. Oder bei Theateraufführungen. Über die jetzt keine Worte verloren werden...! Tyrell erzählte der Buchhaltung, was geschah. Danach wurden Dorfläufer ausgeschickt, welche das ganze Dorf benachrichtigten. Eine Versammlung wurde ausgerufen, höchste Priorität. Ein Nichterscheinen war selbst mit höchstem Fieber nicht zu entschuldigen. Jeder hatte anwesend zu sein.

    Das Dorf stand nach knapp einer Stunde an einem Fleck versammelt, Marktstände und Läden hatten vorrübergehend geschlossen. Wütende Gesichte machten sich breit. Was hätte so wichtig sein können, dass alle von ihrer Arbeit abgehalten wurden? Viele Leben hingen davon ab, es lebten viele unter schweren Bedingungen. Ein Glockenspiel läutete das Schweigen ein, Tyrell hatte freie Bühne. Er schluckte einmal und holte zum Reden aus.

    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."

    Entsetzen breitete sich aus.

    "Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

    Zwölf Leute, alt und jung, und Tyrell traten hervor. Und damit war es besiegelt.

    "Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

    Geändert von Ligiiihh (20.03.2013 um 21:25 Uhr) Grund: Mephista macht mit!! \o

  3. #3
    Rekon hat Mina gerade zu Bett gebracht, als der Dorfläufer erschien. "Was? Tyrell hat was zu verkünden? Und es ist eilig? Hm... Diesmal wohl keine Bastelkunde. Ich bin sofort zur Stelle". Er ahnte nicht, dass es soweit war. Er ging im Eilschritt zum Dorfplatz. Von dem Wald bis zum Platz war es bekanntlich ein weiter Weg, weshalb eine gewisse Zeit nötig war, um den Platz zu erreichen. Dann war er da. Bis auf "Tyrell, was ist los?". Und dann kam die Nachricht, die Rekon stark traf: Der Hauptmann, ein guter Freund von Rekon, war verstorben. Es konnte einfach nicht wahr sein. Heute, an dem einzigen Tag, an dem Rekon es nicht schaffte, den Hauptmann zu besuchen. Ausgerechnet heute. "Das... kann unmöglich wahr sein..." waren Rekons Worte. Er vergas, dass es Zeit war, den nächsten zu wählen. Jedenfalls fürs erste, bis er anfing, die Leute durchzugehen. "Tyrell? Nein, der ist viel zu jung... Merete zeigt viel zu wenig Interesse am Dorf... Noel wäre auch keine gute Wahl... Luise... vielleicht. Sie ist herzensgut. Ross... Ross. Er könnte der richtige sein... Mal schauen..."

    Geändert von Zirconia (20.03.2013 um 19:42 Uhr)

  4. #4
    Merete saß eine Weile da, beobachtete eher nebensächlich das ruhige Treiben im Dorf, schaute hinaus auf den Wald. Ganz bewusst nahm sie hingegen das Windspiel wahr, welches sowohl die Blätter der dichten Baumkronen von ihren Trägern rissen als auch ihr langes braunes Haar umspielte. Ein schöner Tag, nach wie vor. Die selbe Ruhe wie immer lag auf dem Dorf und es sah danach aus, als würde sie sich nun aufmachen können, Wild zu jagen. Gerade drückte sie sich - ein letztes Mal genießerisch seufzend - vom Boden, da wurde sie durch das aufgeregte Jauchzen eines Dorfläufers aus ihrem Vorhaben gerissen.

    "Versammlung! Versammlung am Haupthaus!", verkündete er, offenbar bereits etwas außer Atem und sah die junge Jägerin an. Erst als sie nickte, entfernte er sich und trat in einem lächerlich aussehenden Eilschritt weiter. Doch nur wenige Augenblicke folgten ihre Augen ihm, bevor sie sich aufmachte. Das Wild muss warten.

    Unaufgeregt schlenderte sie in Richtung des Haupthauses, den Dolch in die Holzscheide steckend. Es würde eine Weile dauern, bis das gesamte Dorf versammelt wäre und erfahren würde, was der Grund des spontanen Zusammentreffens war. Doch Merete ahnte es bereits.


    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät.

    Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."



    Der junge Mechaniker war es, der sprach. Offenbar war er in der Stunde des Todes beim Hauptmann gewesen, hatte seine letzten Worte erlebt. Er ahnte Böses vor seinem Tod!, wiederholte Merte die Worte des Bastlers in Gedanken. Wenn der Hauptmann, der ihr und dem Dorffrieden stets ein Freund war, dies vor dem Sterben offenbarte, würde er nicht falsch liegen. Und er würde seine Warnung, so hoffte sie, nicht umsonst ausgesprochen haben.

    Entschlossen trat sie nach vorne, teilte dem versammelten Dorf ihre Bereitschaft mit, Verantwortung zu übernehmen, auch, um die anderen mitzuziehen. Stets auf ihr eigenes Überleben bedacht gab es keine andere Wahl, als sich selbst zu engagieren, ein Teil des Ganzen zu sein, sich auf sich selbst verlassen zu können, um die angekündigte Verschwörung abzuwenden und auch weiterhin in den Genuss dieser reinen Luft zu kommen.

    In tiefen Gedanken besah sich die Fischerstochter die elf Dörfler, die nun neben ihr standen. Wer würde ein geeigneter Nachfolger sein? Zum ersten Mal wünschte Merete sich, die Menschen des Dorfes besser zu kennen.

    Ein kleines Mädchen. Eine Nonne. Doch die wäre wenigstens alt genug. Gläubig war der Hauptmann auch - und es schadete mir nicht. Schnell hatte sie die passenden Kandidaten gefunden. Die Nonne. Der Bauer. Rekon. Die drei der zwölf Dorfbewohner, die sich im richtigen Alter befanden - jedenfalls glaubte sie das. Jede Person, der sie in ihrem Leben vertraute, war älter. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Nur Männer. So fällt die Nonne raus. Alle Personen, denen sie je vertraute, starben. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Der Posten des Hauptmanns ist gefährlich. Wer ihn ausübt, lebt das Risiko. Wer mich kennt, lebt das Risiko. Einen Bauern brauchen wir. Einen zweiten Jäger? Nun, ich müsste mehr arbeiten, mehr jagen. Doch ich würde es alleine bewältigen können.

    Merete erhob ihre Stimme. Sie hatte lange Zeit nicht vor einer großen Menge an Menschen gesprochen, doch war sie nicht schüchtern.

    "Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

    Geändert von MeTa (20.03.2013 um 20:30 Uhr)

  5. #5
    Merete stand dort, entschlossen, wie sie immer wirkte, vor allen anderen und nominierte Rekon zum Hauptmann. Was nun? Tyrell war immer noch unentschlossen, was die Sache betraf.

    Er musterte die Bewohner ein wenig (Luise?), auf die sein erster Blick fiel, (Zu jung, zu schüchtern...) Wer noch? (Patricia... nein, sie wäre für die meisten hier ein bisschen suspekt...) Tyrells Gesicht bewegte sich weiter und weiter, bis er seinen Horizont ein wenig verkleinerte. (Merete... sie steht doch glatt direkt vor mir...) Er dachte nach. Sie war jung, nicht zu jung. Sie hatte Kampferfahrung. Sie lebt noch nicht lange hier, doch ist sie nie negativ aufgefallen und schien doch rechts vertrauenswürdig. Außerdem könnte sie sich so mehr in das Dorf einbinden. Tyrell hatte aber in seinem Zustand auch nicht länger Lust, darüber nachzudenken, und fing einfach an zu sprechen.

    "Merete...", rief er, während sie ihren Blick langsam zu ihm wandte, "Ihr seid jung und kräftig. Unser Hauptmann machte Euch zur Jägerin, die stets ihren Dienst leistete. Keine Frage, wir kennen Euch nicht wirklich, aber nicht, dass ihr den zwei Sommern, die Ihr hier ward, uns argwöhnisch gegenüber tratet. Außerdem halte ich Euch für eine durchaus rational denkende Frau, Ihr könnt sicherlich neutral, ohne irgendwelche Einflüsse, über die Bewohner hier entscheiden." Tyrell wandte seinen Blick halb dem Dorf, halb Merete. "Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

    Jetzt durfte bloß niemand was sagen, dann könnte er nämlich endlich nach Hause.

  6. #6
    Rekon erholte sich von seinem Schock, als er sein Namen hörte. Merete, die zweite Jägerin, hat ihn vorgeschlagen. "Richtig... die Hauptmann-Wahl...
    Rekon wandte sich zum Dorf und begann zu sprechen: "Unser verehrter Hauptmann, mein enger Freund, ist von uns gegangen. Dies ist etwas, was wir nicht verändern können. Er ist jetzt an einem besseren Ort..." Tränen liefen aus Rekons Augen. "... Er spürte ein Unheil auf uns zu kommen und hat es Tyrell gesagt. Doch denke ich nicht, dass wir einem Kind die Geschicke des Dorfes leiten lassen sollen. Das ist keinesfalls eine Beleidigung gegen dich, Tyrell. Der Posten des Hauptmanns ist ein gefährlicher. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir. Nachdem Tyrell und Merete gewählt haben, ist es für mich an der Zeit, es ihnen gleich zu tun. Merete, du bist eine sehr fähige Jägerin, doch da du eigentlich niemanden im Dorf kennst, wäre es unklug, dir den Posten zu überlassen. Tyrell... Zu dir habe ich schon meine Worte verloren. Luise, du bist ein herzensgutes Mädchen, doch du bist zu verträumt, um unsere Geschicke zu leiten. Am liebsten wäre es mir, wenn Merete unsere Geschicke leiten würde, doch wie gesagt, ist das unklug, da sie mit wenigen Dorfbewohnern Kontakt hat. Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..." Nach dieser Rede atmete Rekon tief durch und hat gehofft, dass seine Wahl gut war...

  7. #7
    Nach einer Weile hatten Ross und sein Partner den Wald wieder verlassen. Die beiden verabschiedeten sich, da Ross Partner zu Hause noch etwas erledigen musste, Ross würde ihm später noch seinen Teil des Geldes für die Stämme geben. Zuallererst aber ging es zum Sägewerk, welches sich am anderen Ende des Dorfes befand.
    Die Maultiere schrien kurz auf und setzten sich zugleich in Bewegung, den breiten Dorfweg entlang zu traben. Die Sonne warf einen warmen Schein auf Ross Haupt,, während über ihm die Vögel dahinflogen. Trotz der Sonnenstrahlen, die wohl den ganzen Tag über die Erde erwärmt hatten, war es für den heutigen Tag recht kühl, seltsam. Seltsam, aber es kam durchaus vor, höchstwahrscheinlich würde es die nächsten Tage wieder wärmer werden, schließlich hatte der Sommer erst kürzlich angefangen.
    Man konnte deutlich sehen, wie die weit entfernten Berge am Horizont schimmerten, sie trugen noch immer den Schnee des letzten Winters und würden ihn wohl noch bis in den nächsten Winter hinein tragen. Selbst hier im Dorf konnte man fast von ihrem strahlend hellen weiß geblendet werden, aber nur fast. Als er so die Berge ansah, erinnerte Ross sich, wie es im Winter eine kleine Lawine gab. Nichts besonderes, sie hätte das Dorf nie erreichen können, zum einen weil die Berge zu weit weg waren und zum anderen, weil die Bäume sie auf jeden Fall aufgehalten hätten. Leiden hatten zu der Zeit nicht alle so viel Glück, ein paar Bergleute, die zu der Jahreszeit aller Gefahr zu Trotz sich gewagt hatten, in den Minen dieser Berge zu graben, wurden verschüttet und mussten jämmerlich verhungern. Ein paar der Dorfbewohner glaubten, dass eben diese Bergleute auch Schuld an der Lawine hatten. Genau sagen konnte man da allerdings nichts genaues, Nachforschungen wurden an so einem entlegenen Ort niemals durchgeführt und wenn doch, dann wurde nur das nötigste gemacht und selbst dann hieß das noch lange nicht, dass die Dorfbewohner auch informiert wurden.
    In diesem Fall war es auch nicht nötig gewesen, schließlich handelte es sich bei besagten Bergleuten um Fremde, die nichts mit dem Dorf zu schaffen hatten, es hätten genauso gut auch Banditen sein können, die sich in den Bergen verschanzt hatten. Gerüchteweiser hat sich zu dern Zeit eine recht berüchtigte Bande dort versteckt, deren Anführer auch bekannt unter dem Namen "Drei-Augen-Bill" sein Unwesen trieb.
    Der Name rührte daher, dass alle seine Opfer mit einem Loch in der Stirn aufgefunden wurden. Es hing auch mal eine ganze Weile ein Steckbrief von ihm hier im Dorf aus, mit einem sagenhaft großen Kopfgelt von 250 Goldstücken. Für so viel Geld hätte Ross sein Leben lang Bäume fällen müssten und er wäre trotzdem nie auf die Summe gekommen.
    Wie dem auch sei, jedenfalls hatte man seit der Lawine nichts mehr von den Banditen gehört.

    Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern der Häuser wieder und tauchte alles in ein unnatürliches Orange, das schon etwas bedrohliches hatte. Es war nicht so bedrohlich, wie einige der Kreaturen, die in den Tiefen des Waldes lauerten, aber es ließ Ross doch ein gewisses Gefühl des Unwohlseins. Irgendwas würde heute noch passieren, es wäre nicht so gewaltig, wie eine Lawine, aber dennoch ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sich bald sehr viel ändern würde. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass er wohl nicht mehr lange der Holzfällerei treubleiben konnte, schließlich würde sein Partner bald wegziehen und dann würde es niemanden außer ihm mehr geben, der sich mit dem Job abmühen wollen würde.
    Es ist schon irgendwie seltsam, wie sich die Welt doch plötzlich so schnell zu wandeln schien. Heute noch war Ross Holzfäller und wer weiß, vielleicht würde er morgen schon in einer dieser "Fabriken" sitzen, fernab der Natur nur diese komischen Metallgerätschaften überall. Das konnte doch gar nicht gesund sein.
    Lieber würde er weiter im Wald Bäume fällen, wie es schon sein Vater und Großvater getan hatten, weiterhin den gefährlichen Bestien trotzen, denen schon so viele Holzfäller zum Opfer gefallen waren. Ross erinnerte sich an die eine Geschichte, die sich vor gar nicht allzu langer Zeit ereilt haben soll. Ein befreundeter Holzfäller war am besagten Tag im Wald verschwunden, ganz alleine, obwohl ihn vorher noch alle gewarnt hatten. Als er auch nach Tagen nicht wieder zurück war, haben sich einige mutige Holzfällerkollegen auf gemacht, nach ihm zu suchen. Sie kehrten nach ein paar Stunden mit einem verkohlten Leichnam zurück, vollkommen entstellt als wäre er bei lebendigen Leibe verbrannt worden.
    Seitdem war immer mal wieder davon die Rede gewesen, eine merkwürdige fliegende echsenartige Kreatur wäre über den Wäldern gesichtet worden. Da dieser Bereich trotz der Holzfällarbeiten trotzdem noch zu weiten Teilen unerforscht waren, hätte es durchaus sein können, dass sich dort ebenfalls auch ein Wyrm herumtrieb. Wenn ja, dann konnten die Dorfbewohner von Glück sagen, dass er bisher sein eigentliches Jagdgebiet noch nicht auf das Dorf gelegt hatte.
    Es gab nach dem Vorfall noch einige weitere Sichtungen, aber irgendwann hörte auch das auf, es hätte also genauso gut auch nur Einbildung sein können. Wie lange ist das her? Als das Geschah war Ross noch nichtmal in der Lage eine Axt zu heben, geschweige denn einen Baum zu fällen, schon gar nicht an so einem gefährlichen Ort. Er hatte es auch gar nicht selbst mitbekommen, sondern nur gehört, wie sich seine Eltern darüber unterhalten hatten.

    Mit alldem im Kopf durchquerte Ross mit seinen Tieren und den geschlagenen Bäumen das Dorf und erreichte nach einiger Zeit endlich das Sägewerk. Dort wartete man bereits auf ihn. "Ah, die heutige Holzlieferung! Ich hoffe es lief heute alles reibungslos...Ja, das Holz sieht wieder wunderbar aus, das wird sehr viel Geld bringen", begrüßte ihn der Verantwortliche, der sich zugleich die Stämme ansah "Ich habe gehört, dass es wohl eine ihrer letzten Lieferungen sein wird, das finde ich sehr bedauerlich" Natürlich, dadurch, dass hier im Dorf die Holzfällerei bald aufgegeben werden würde, würde auch das Sägewerk nicht mehr benötigt werden und genauso wusste Ross, dass sich der Betreiber des Sägewerks auch bereits andernorts umgesehen hatte, doch ihm Gegensatz zu ihm fehlten Ross aber leider die Beziehungen nach Außen. "Ich geb ihnen dafür den üblichen Preis, sechs Silberstücke"
    Ross war nie der Mann, der allzu vielen Worte, weshalb er das Geld entgegen nahm und sich sogar nach Hause begab, wo er seine Maultiere in den Stall führte und versorgte.
    Fünf Silberstücke...für die nächste Lieferung sollte dann doch ein bisschen mehr rausspringen, schließlich würde es in nächster Zeit sehr viele Änderungen geben. Außerdem würde sein Partner ebenfalls einiges davon abbekommen, das sollte man ja nicht vergessen.

    Kurz darauf tauchte jemand auf, der Ross sagte, er solle sofort zum Dorfplatz kommen und dass es eile. Deshalb machten sich die beiden auf zm Dorfplatz, wo die anderen sich auch schon versammelt hatten. Als Ross sich zur Menge gesellt hatte, begann auch gleich Tyrell zu sprechen.

    Als er bat, dass verantwortliche aus der Menge hervortraten, gesellten sich Ross zu eben diesen.

    Leider musste er aber einsehen, dass niemand der anderen ihm in irgendeiner Weise kompetent erschien, den Rang des Hauptmanns zu bekleiden. Als Ross sich entschied, zu sprechen, sagte er kurz: "Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

    Das war auch schon alles, was er zu sagen hatte.

  8. #8
    Etwas später öffnete Maria mit 5 Büchern in einem Korb die Tür der Bibliothek. Eines ihrer Bücher war die Bibel, diese würde sie später auf dem Friedhof brauchen, denn sie las dort den Toten oft aus ihrer Bibel vor. Doch die anderen vier Bücher mussten zurück in den Fundus der Bibliothek gebracht werden. Also war die Gelegenheit gut, mal mit Noel über Konrads Sorge zu sprechen.
    "Hallo", rief Maria vorsichtig hinein. Anscheinend zu leise, denn es kam keine Antwort. Sie ging ein paar Schritte und sah, dass Noel gerade hinter seiner Theke saß und seicht lächelnd in einem Buch blätterte. Sonst war niemand hier.
    "Guten Tag, Noel. Ich wollte ein paar Bücher zurückgeben und mich erkundigen, wie es dir geht."
    Sie trat zu ihm, und blickte ihn mit einem geradezu nonnenhaft freundlichen Blick an. Noel hingegen beachtete sie nicht und blätterte einfach weiter in seinem Buch über... Veilchen? Somit legte Maria sie ihm einfach hin. Ihr erschien es so, als sei Noel heute nicht sehr Gesprächsgelaunt.
    "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich zurzeit um andere Menschen kümmerst", versuchte sie es schließlich erneut. "Und, nunja, vielleicht solltest du nochmal überdenken, dass der Herr, der Gütige, auch dir Einlass in den Himmel gewähren wird, wenn du dich an die-"
    "Es gibt keinen Herrn."

    ...Äh...wie bitte?

    Immer noch blätterte Noel ungerührt in seinem Buch, wandte seinen Blick nicht ab, als er antwortete.
    "Es gibt keinen Gott."

    Das war für die junge, nonnige Nonne ein Schock bis zum Herzen. Noel glaubte nicht an den Herrn?
    Junger, ungestümer Bursche... ich bitte dich, bedenke deine Worte nochmals. Der Herr zeigt einem jeden den Weg, er weiß Rat und er ist allmä-"
    Plötzlich brach sie ab, Noel hatte schweigend sein Buch beiseite gelegt, sich erhoben und war Maria bis auf wenige Milimeter entgegengetreten. Emotionslos sah er sie mit den Händen in den Manteltaschen an.
    "Ich sag dir was. Es gibt keinen "Gott", es gibt nur Menschen, und davon viel zu viele. Nach meinem Stand des Wissens, und der ist zumeist vertrauenswürdg, circa 4 Milliarden an der Zahl. Davon sind grob berechnet 3,9 Milliarden dreckige Abschaum, den man kreuzigen lassen sollte. Der Rest ist umgänglich bis gut erträglich. Letztendlich gibt es aber nur einen Menschen auf dieser Welt, der dem Idealbild, dass ihr, die Kirche, so oft anpreist, nahe kommt. Ein Engel. Ein Mensch. Von 4 Milliarden. Es ist... traurig, nicht?"

    Der junge Bursche sprach mit unverhohlener Verachtung, ein kalter, abgestumpfter Blick untermauerte das Gesagte. Die schwergläubige nonnige Nonne Maria wusste nicht, was sie erwiedern sollte.
    Plötzlich wurde die Tür der Bibliothek aufgerissen und ein junger Bursche, scheinbar ein Dorfbotschafter, rannte hinein, was sowohl Noels Aufmerksamkeit auf sich zog, als auch Marias. Beide blickten den keuchenden Jungen erwartungsvoll an, um zu hören, was er zu sagen hatte.
    "Alle ... Dorfbewohner auf den Dorftplatz! ... Es gibt eine wichtige .. Versammlung, bei der alle da sein müssen! ... Schnell!", er musste sich selbst wirklich sehr beeilt haben, so sehr ring er nach Atem. Maria seufzte leise, gerade wusste sie mit Noel sowieso nicht weiter und vielleicht würde ihr das etwas Zeit verschaffen. Sie nahm sie ihren Korb und ihre Bibel und eilte dem Botschafter nach draußen. Es musste ja wichtig sein, wenn sich der Junge so bemüht hatte.

    Wenig später traf sie auf dem Platz ein.

    Geändert von Wencke (20.03.2013 um 21:35 Uhr)

  9. #9
    Unmotiviert scritt Noel auf den Dorfplatz zu. Fast die gesamte Bewohnerschaft war hier und drängte sich um eine kleine Bühne. Oh Deus bewahre, so viel Abschaum auf einem Haufen. Nein, das stimmte nicht... er tat den Bewohnern unrecht. Die Menschen dieses Dorfes waren anders. Durch diesen Gedanken motiviert trat Noel aus dem Schatten heraus auf den Platz, hörte sich an, was der grässliche Bengel Tyrell zu sagen hatte.

    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."
    "Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

    "Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

    Die meisten Umstehenden Leute waren in heller Aufregung, Panik machte sich breit. Noel stand nur ungerührt auf dem Fleck, mit den Gedanken gerade ganz woanders. Schmerzhaft umfasste er die Hülle seines Dolches, bis seine Finger rot wurden.
    Das war dieser Kerl also. Als Noel daran dachte, bereute er es, ihn so schnell und ohne notwendige Schmerzen getötet zu haben.
    Das eigentliche Thema war ihm reichlich egal; Was scherte ihn der Hauptmann, was seinen Nachfolger? Das interessierte Noel nicht im geringsten, solange er nur seine Ruhe hatte.
    Plötzlich trat eine junge Frau aus der Masse heraus, Noel kannte sie nicht, sie begann, laut zu sprechen, was die Masse erstummen ließ.

    "Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

    Ein Jäger als Dorfoberhaupt. Noel musste innerlich grinsen, so absurd erschien ihm der bloße Gedanke.

    Kurz darauf brüllte Tyrell wieder etwas über ihre Köpfe hinweg.
    "Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

    Noel fasste sich an die Stirn.
    Anscheinend hatte der Bursche sein Hirn in einer seiner schwachsinnigen Erfindungen verbaut.

    Jetzt war es Rekon, bereits erwähnter Jäger, der sein ungefragtes Wort beisteuerte. Er sinnierte einige Zeit in einem furchtbaren Bauerndialekt über die verschiedenen potenziellen Hauptmänner, bevor er, dem "Herrn" sei's gedankt, endlich zum Ende kam.
    Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..."

    Also das bezweifle ich, es sei denn, er hatte auch in etwa soviel Denkvermögen wie ein in Fuchsurin getränkter Baumstumpf.
    Nicht lachen. Nein. Unterdrück es...

    Nun war es jener Holzfäller reichlich bescheidenen Aussehens, der zum leidwesen Noels zu salbadern begann.
    "Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

    Noel schlug sich mit der Hand klatschend gegens Gesicht.
    Oh göttergesegnete Elfenscheiße, was für ein Haufen unglaublicher Dummköpfe. Das war schon nicht mehr lustig.
    Er wandte sich zum gehen um, soviel schmerzhafte Unzurechnungsfähigket konnte er nicht länger mitansehen, zu angenehm war sein Bild der Bewohner dieses Ortes.

    Du willst schon gehen? Dabei wird es doch gerade spannend?

    Noel wandte seinen Blick hinter sich: Deusexus saß mit wedelndem Schwanz auf dem Platz.

    Wenn man spannend mit zutiefst kopfschmerzerregend gleichsetzt, so stimme ich dir zweifelsohne zu, alter Freund.

    Hm.
    Deus hob mit seiner linken Pfote den Lederrock der braunhaarigen Jägerin an, um grinsend seine Schnauze darunter zu stecken.
    Also wie ich das sehe, gibt es nicht so viele geeignete Anwärter, die diesen Ort in den kommenden Wochen führen könnten. Du musst jemanden wählen, sonst wird man dich behelligen. Wer wird es sein?
    Keine Sekunde, nachdem Deus geendet hatte und Noel im Begriff war, zu antworten, setzte der Wolf nach.
    Das solltest du dir sehr gut überlegen. Immer wieder erschreckend, wie frappierend dein sonst so kalkulierend und rational denkender Verstand aussetzt, wenn es um sie geht.

    Was spricht gegen sie? Ich werde an ihrer Seite sein und sie vor allem Unheil mit meinem Leben beschützen, ihr wird kein Leid geschehen. Luise ist weise, gütig, großherzig und bewandert in der hohen Kunst der Medizin. Was könnte dieser Ort mehr brauchen als einen Schutzengel von so geradezu mordend anmutiger Gestalt? Ja... mit ihr als Oberhaupt könnte dieses Dorf wirklich... schön werden.
    Seelig lächelnd umfasste Noel sein silbernes Amulett.

    *Seufz*
    Noel, willst du ihr das zumuten? Ich sage dir etwas... ohne zu viel zu verraten, mein Freund: Auf dieses Dorf kommen schwere Zeiten zu. Viele Seelen werden erlöschen, Ereignisse, die diesen Ort in seinen Grundfesten erschüttern, bewegen sich auf uns zu. Ein Spiel von unangenehmer Morbidität wird bald beginnen.

    Noel suchte Deus' Blick. Dieser grinste mit den spitzen Zähnen geheimnisvoll, so als würde er etwas wissen. Bevor Noel nachhaken konnte, setzte er seinen Dialog fort.
    Menschen werden sterben und vom Führer Düsterwalds wird man Stärke und schwere Entscheidungen erwarten. Willst du dem Mädchen das aufbürden, Noel? In ihrem Alter und ihrem seelischen Zustand? Ernsthaft, Noel? Im Ernst?

    Noel schloss die Augen und seufzte tief. Verdammt, solche mühseeligen Angelegenheiten hasste er zutiefst.
    ... was soll ich tun?

    Nun... ,
    Deus grinste schelmisch, Wie wäre es, wenn DU dich zum Hauptmann vorstellst, Noel?

    Und wieder ein schmerzhafter Schlag gegen Noels' unschuldige Stirn.
    Mir fehlen die Hände, um mir angemessen an die Stirn zu greifen... wie kommst du jetzt bitte auf diese unsäglich dämliche Idee?

    Denk doch Mal nach... in welcher Position kannst du die Elfe besser beschützen, in welcher Position sie am besten beobachten, die Menschen, die Umgang mit ihr pflegen, kontrollieren? In welcher Position kannst du am besten ihr Vertrauen, ihre Zuneigung, ihre Anerkennung gewinnen? Glaub mir, ich sage dir das, weil ich dich mag, Junge: Bald kann sie jeden Schutz gebrauchen, den sie kriegt. Und du wolltest diesen Ort, ihr Zuhause, doch beschützen, nicht?
    Tu es! Werde Hauptmann. Wenn ich so darüber nachdenke, bist du ohnehin nicht sonderlich beliebt. Wahrscheinlich wählt man dich sowieso nicht, also was hast du zu verlieren? Versuche es, um ihre Anerkennung zu erhalten. Tu es. Werde Hauptmann, Noel.


    Noel sah Deusexus argwöhnisch an.
    Kann es sein, dass du unbedingt willst, dass ich Hauptmann werde? Warum, Deus? Dir ist doch sonst Alles Mutterseelenegal.

    Deus bleckte mit billiger Unschuldsmiene die Zähne, erwiederte aber nichts.

    Tief schmerzvoll stöhnte Noel auf, massierte seine geschundene Stirn.
    Mir scheint, irgendjemand da oben hatte heute einen schwarzen Tag für mich im Sinn... also gut. Wenn du dann dann aufhörst, zu quengeln, Wölfchen.
    Stumm bahnte Noel sich einen Weg durch die diskutierende Masse, wie immer die Hände in den Taschen stieß er die meisten einfach mit der Schulter beiseite.
    Schließlich erreichte er das kleine Holzpodest. Er stieg gerade die Treppen herauf, als der kleine Tyrell ihm entgegenkam.
    "Heeey, was soll denn das wer-"

    Noel packte den Bengel am Kragen und schleuderte ihn leichthändig im hohen Bogen vom Podest, wo er schleifend im Dreck landete.

    Nach wenigen Sekunden richtete sich der Bengel wieder auf und kam geifernd zurück auf die Bühne gestürmt, wirsch die Fäuste umher wedelnd. Noel streckte seinen Arm aus, drückte gegen Tyrells Gesicht und mit einem kleinen Schubser lag selbiger erneut im Schlamm. Offenbar jedoch befand er, dass es diesmal besser war, stumm liegen zu bleiben. Also erhob Noel ruhig das Wort.
    Er wägte die Worte genau ab. Die folgenden Texte bedeuteten ihm rein garnichts, waren vermutlich hundertprozentig gelogen. Doch er konnte es. Er beherrschte das Lügen wie kein Anderer. Eine menschliche Eigenschaft, für die er sich selbst verachtete. Doch sie war fraglos Nützlich. Nach wenigen Sekunden hatten seine Synapsen einen Text gesponnen. Nun musste er ihn nur noch entsprechend an den Mann bringen.
    Noel begann mit einer tiefen Verbeugung.
    "Bürger dieses Dorfes... nein, Freunde, geschätzte Nachbarn... Familien voller Herzlichkeit. Es ist keine Frage, die wir uns stellen müssten, dass uns der Tod des Hauptmannes unsagbar schmerzlich trifft, da, wo es uns alle am meisten quält."
    Noel machte eine Pause, schloss schmerzlich die Augen. Nicht so kurz, um halbherzig zu wirken, aber auch nicht so lang, um gekünselt herüberzukommen.
    "Ich verehrte ihn wie ein junger Knabe seinen Vater verehrt, da er ihm das erste mal die Jagd lehrt. Aus dem Stillen heraus, in der Ferne, und doch verehrte ich diesen Mann. Ihr alle habt zu ihm aufgeschaut, ihr alle kanntet ihn als den bemühten Gesellen, der er nunmal war. Doch ist er vergangen durch die Hand eines unbekannten Verbrechers, der uns allen zutiefst schaden möchte."
    Er legte genau die richtige Portion Schmerz in seine Aussage. Irgendwo tief in Noel drinnen gab es einen Teil von ihm, der ihm dafür applaudierte.
    "Dunkle Zeiten kommen auf unser schönes Düsterwald zu, es mag sein, dass dieses Meer aus undurchdringlicher Finsternis eine Insel rettenden Lichtes benötigt. Wer könnte diese Insel, der Nachfolger des Hauptmannes sein? Wer die Bürde tragen, uns alle zu schützen, unsere Kinder zu wahren, unseren Frieden zu ehren? Wir haben Vorschläge..."
    Noel ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Zuerst beäugte er den Jäger Rekon.
    "Rekon, du mutiger, stets arbeitender Geselle. Merete, meine junge, erfahrene Freundin. Ross, du Bildnis eines ehrvollen Familienvaters.

    Ihr alle seid unverzichtbare Teile dieser Gemeinschaft, großartige Personen, oh ja. Wir wissen das. Wir schätzen euch. Und doch frage ich mich... sind diese vier in der Lage, das Kommende zu schultern?

    Ich frage euch voller Besorgnis, ob ein mutiger Jäger, ein starker Bauer oder eine erfahrene Kämpferin in der Lage ist, uns alle, unsere allerheiligsten Kinder, die, die wir lieben, vor jeder Berohung zu schützen? In dunkelsten Stunden einen kühlen Kopf zu bewahren, ist die geistige und körperliche Reife für diese fordernste alle Bestimmungen vorhanden? Ich weiß es einfach nicht, Freunde... ich weiß es nicht und ich bin unsicher, ja ängstlich gar ob dem Schicksal, dass unserem Zuhause droht, unser aller Zuhause."


    Mit geknicktem Blick ließ Noel seinen roten Schopf hängen. Die Menge vor ihm war vollkommen still, niemand wagte zu atmen. Er hatte sie.
    Nicht grinsen. Verkneif es dir. Nicht grinsen.

    Noel vollführte eine weitere, tiefe Verbeugung.
    "Ich weiß, ihr herzensguten Menschen, ich, Noel De'Chrones'Tulem, meines Zeichens bemüher Bibliothekar, war bisher nicht besonders aufgeschlossen euch gegenüber. Gar feindseelig erschien ich wohl dem ein oder anderem. Dies betrübt mich zutiefst, doch zu groß meine Unsicherheit, akzeptiert zu werden, war ich doch immer ein Ausgeschlossener..."
    Noels Augen wurden leicht feucht. Er wusste, Tränen wären zuviel, aber feuchte Augen, ja, das wirkte wie Drachenfeuer in heiße Butter.

    "Ich will euch nicht bitten, mir zu verzeihen oder mir gar einfach euer Vertrauen zu schenken... wie könntet ihr auch? Doch es gibt für mich so Viel aufzuholen, so viel wieder gut zu machen... ich möchte die Chance ergreifen und ein Beschützer für dieses Dorf werden. Ich möchte euch beschützen.

    Und nun kam sein Overkill. Noel kniete sich mit einem Bein auf den Boden, legte seine Stirn tief auf das harte Holz der Bühne.

    [COLOR="#B22222"]"Ich bitte euch zutiefst, ihr seeligen Menschen Düsterwaldes... ich bitte euch, gebt mir diese Chance, mich als liebender Bewohner dieses Paradieses zu beweisen, und ich werde euch, so habt ihr mein heiliges Wort, nicht enttäuschen. Ich werde diese Dorf vor unheil bewahren mit jedem Mittel, dass mir möglich ist. Ich werde euer Schutzengel sein, meine Kraft werde ich beziehen aus euren Hoffnungsvollen Blicken.

    Darum nominiere ich mich, Noel, hiermit zum Nachfolger eines unersetzlichen Hauptmannes.
    In der unerschöpflichen Hoffnung, dass ihr es mir gleichtut."

    Nach einem bedeutungsvollen Schweigen verließ Noel stumm die Bühne. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch innerlich feierte er ein Gelächter auf sein Selbst.
    Das war wirklich ein großartiges Theaterspiel. Ich habe Nichts verlernt. Lasst uns sehen, ob diese Narren darauf eingehen.

    Geändert von Holo (21.03.2013 um 14:20 Uhr)

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