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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    "A-aber auch wenn dieser Herr... äh... K-kirschgrund-Affenwiese mit den... schönen... Kleidern kein echter Arzt war, so würde ich doch gerne sehen, wie krank der Hauptmann tatsächlich ist. Würdest du mich begleiten, damit wir notfalls sofort Hilfe holen können?"

    Ade, schöner Morgen mit Kräutertee. Der Kopf hitzte, die Haut biss ihn und das Blut pumpt weiter und weiter und ließ ihn das Trommeln innen drin spüren. Aber wer war er, Tyrell Flynt, dass er der verehrten Miss Elkarst einen Gefallen abschlägt, nachdem er sie doch so heldenhaft vertreten hat? Kein Vollidiot, so viel ist sicher.

    "Sicher", antwortete er, "ich habe ja sonst nichts Sinnvolles zu tun..."
    Die Ironie in seinem Satz nicht wahrnehmend sagte Luise darauf: "D-danke! Ich sag' kurz Vater Bescheid und hinterlasse eine Nachricht für kommende Kunden und..."
    "Luise."
    "J-ja...?"
    "Der falsche Fuffziger hat sich übrigens mit Apfelwiese vorgestellt. Nicht Affenwiese."
    "A-ach ja? War das so? Aber Vater sagte doch, dass er eigentlich kein richtiger Arzt ist und-"
    "Eh... darum geht's mir eigentlich nicht"
    , unterbrach
    er sie, "aber du machst dir vor und während des Redens immer so viele Gedanken, dass du fast gar nicht richtig zuhörst."
    "I-ist das so...?"
    Tyrell seufzte einmal. So wichtig war das jetzt ja nun auch wieder nicht: "Ach, wie auch immer. Sag deinem Vater einfach schnell Bescheid, ich schreibe die Notiz, mh?"

    Sie nickte einmal kurz und ging in Richtung Hinterzimmer, während Tyrell aus seiner Tasche einen Papierfetzen und eine Feder rausholte.
    Zitat Zitat
    Sehr geehrte Dorfbewohner,

    da Luise kurz nach dem Hauptmann sieht
    und der verehrte Adalbert zurzeit krank ist,
    würden wir Euch darum bitten, Euer
    gewünschtes Produkt zu nehmen und
    das Geld auf dem Tresen zu hinterlassen.

    Hochachtungsvoll, die Apotheke
    Danach machten sich Tyrell und Luise auf zum Hauptmann. Er befand sich normalerweise in der Mitte des Dorfes, dem Dorfmarkt- und Rathausplatz, allerdings ruhte er sich seit geraumer Zeit am Dorfrand aus, in einer alten Hütte, in der er als Kind aufwuchs. Auf dem Weg dorthin schaute Luise jedes Mal weg, wenn die anderen Dorfbewohner sie grüßten. Wobei sie vorher verlegen lächelte und dann errötet zur Seite schaute und ihre Hände zusammenkniff. Irgendwann fing dann Tyrell an zu reden:

    "Sag mal... was ist denn eigentlich mit dir los?"
    "Nichts, nichts... i-ich schaue nur Leuten nicht so gerne direkt in das Gesicht..."

    Vielleicht war sie wirklich einfach nur sehr schüchtern. Tyrell stieß ein resignierendes Stöhnen von sich und beließ es dabei. Danach waren beide beim Hauptmann angekommen. Vorsichtig öffneten sie die Tür und brachen das tagelange Dunkel mit einzelnen Sonnenstrahlen. Ein warmes Flackern ertönte, als sie beide im Schlafzimmer ankamen und den Hauptmann erbärmlich im Bett schwächeln sahen.

    "A-adalbert...", sprach eine sonst nie so kratzende Stimme, "...bist du daaas...?"
    "Nein, Herr Hauptmann! I-ich bin es, Luise... ich bin nur seine Tochter..."
    "Herrje, Hauptmann! Was hat dieser Affen- äh- Apfelwiese Euch nur angetan?!"

    "Ich weiß auch nicht...", hustete er
    , "...er gab mir... seltsame Medizin und... verschrieb mir nur strengste Bettruhe im dunkelsten Dunkeln..."
    "Oh je, Ihr... Ihr seht nicht gut aus...!"
    "Ich... habe guten Dienst geleistet, solange ich lebte", sagte er und holte zu seinen letzten Worten heraus, dabei machte er eine längere Denkpause.

    "D-dieses Dorf... e-es ist... nicht frei von Sorge, wie wir immer denken...", und hielt Luises Hand ganz fest, um darauf aufmerksam zu machen, dass beide ihm jetzt gut zuhören sollen, "mit meinem Tod und des Neuanfangs eines unwissenden Jünglings... werden schlimme Dinge ihren Lauf nehmen... i-ihr... ihr müsst mit dem schlimmsten rechnen... i-ich... ich kann leider n-nichts mehr t-tun... a-aber i-ihr... s-sollt n-n-neue H-ho - neue Hoffnung i-in einer anderen Person sch-schöpfen... r-r-r-ruft a-alle Bewohner zusammen... z-z-z-zum Dorfplatz u-und w-wählt... w-wählt waise... m-man k-k-kann n-nicht v-vorsichtig g-genug sein...

    ...

    ...V-Vorsicht...


    ...habt Vorsicht!"


    Und während Luise schluchzend seine Hand hielt, verstarb der Hauptmann, der stets treu von seiner Geburt an dem Dorf so gut gedient hatte, in just diesem Moment, als er zur neuen Hauptmannswahl aufrief.

    Geändert von Ligiiihh (19.03.2013 um 18:57 Uhr)

  2. #2
    "Was zum...?" Sie blickte dem Kerl noch ein paar Augenblicke lang hinterher, schaute verwirrt nach links und rechts und schnappte sich im Aufstehen ihren Beutel. "Komische Leute laufen rum hier, dachte ich hätte alles gesehen nach diesem merkwürdige Lager, weißt du noch Djángo?" Alle paar noch leicht gehumpelten Schritte schaute sie nach hinten auf ihren mit Frettchen befüllten Beutel, der lässig am Rücken hin und herbaumelte. "Da war diese Grippe oder so, viele Kranke und wir sind durchgereist und ich weiß noch, da war diese gemeine Ärztin - ach wie hieß sie... So 'ne Brünette, weißt du noch? Wie hieß sie - Ness? Stress? Die hat so komische Akzent gehabt, war komische Frau, hat immer andere komische Frau mit komische Augen begrabscht und so und...". Das Gemurmel stoppte kurz, als sie einen Jungen sah, der einen Zettel an die Tür eines Hauses hängte und danach in Begleitung einer jungen rothaarigen Frau irgendwohin rannte. Eine kleine Menschentraube bildete sich dort, das Raunen war groß.

    Sie trat zwischen die Menschen und studierte den Zettel. Saugte das dort Geschriebene mit interessiertem Blick auf. Kam dem Zettel immer näher. Sie konnte ihn fast beschnuppern, so nahe stand sie, fühlte ihn mit ihren Fingerspitzen. Die Nachricht war klar. Das dort Geschriebene war...
    "Wer hat'n das geschrieben?", sprach sie und drehte sich verwirrt zum Rest um. "Boah. Ez a kézírás nagyon szar!" Sie lachte laut und dreckig auf, lächelte danach mindestens genauso verwirrt wie die Leute sie ansahen. "Das wirklich scheiße Handschrift! Ich meine... ich habe scheiße Handschrift und weiß deshalb genau wie scheiße Handschrift aussieht - aber DAS! Szent szar [Heilige Scheiße!]! Richtig scheiße Ha-", sie bemerkte jetzt, dass die Stimmung eher getrübt war als belustigt. So schnell es ging wich ihr Lächeln einem ernsthaftem Gesicht, die Stimme wurde weniger raspelnd als eben. "Tut mir leid um euer Analbert.", sagte sie mit all der Ernsthaftigkeit, die sie aufbringen konnte (Wer nennt sein Kind Analbert?), nickte kurz und verschwand in die Richtung, in die die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift gelaufen waren. Denn es gab gewisse Sachen, die ihr Interesse geweckt hatten. Und sie wusste: Wenn hier jemand irgendwo krank herumlag und keiner wusste, wie man es behandeln sollte (zumindest ging sie davon aus, war doch die Apotheke dicht), gab es nichts besseres als:

    a) Zigeunermedizin
    b) teure Zigeunermedizin

    "Djángo, ich hab' Idee!", sagte sie und drehte sich zu Djángo, der seinen kleinen Kopf aus dem Beutel hervortat und neugierig fiepte, "Djángo, ich werde hingehen zu Analbert, ich werde sagen 'Guck' Analbert, ich habe Wunderpulver, dies das.' und sage 'Gib' mir 20 Gulden, Analbert, und ich mach' dich gesund.', ich geh' irgendwann weiter, hüpfe auf nächstbesten Wagen und dann treten wir gemeinsam meiner Verwandtschaft in den Arsch. Nekem van félelmetes ötleteket [Was für eine geniale Idee]! Scheiße, ich mach'... wie sagt man? Reichbach. Ich mach' Reichbach, Djángo." Wo waren die beiden bloß hingerannt? Jedes verdammte Gebäude schien auszusehen wie das daneben. Ein kleiner Weg schien hinauszuführen, ein kleines Haus stand einsam und verlassen da. "Ez lesz az, Djángo [Das ist es, Django].", sagte sie, zog sich die Kapuze ihres Leinenmantels tief ins Gesicht und schritt nach mehrmaligem Räuspern auf das Haus zu. Und sie hörte schon förmlich die Kasse klingeln. Wenn sie wüsste wie eine Kasse klänge. Aber sie wusste, wie sich vorstellen könnte, wie eine Kasse klänge.

    Ja, das war ein sehr optimistischer Gedanke, der jetzt fürs Erste reichen musste.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 17:00 Uhr)

  3. #3
    Noel war gerade auf dem Weg zur Bibliothek, er war sicher eine Viertelstunde gelaufen, da kam das kleine, schwarze Gebäude in Sicht. Hoffentlich waren noch keine Leute da, das musste er jetzt wirklich nicht haben. Lieber wollte er ganz in Ruhe ein Buch über Veilchen studieren.
    Noch grübelnd, was er im Fall von lesebegerigen Besuchern unternehmen würde, bemerkte er, wie an diesem noch jungen und doch schon so ereignisreichen Tag nicht, das von hinten jemand heranstürmte. Erst, als der Unbekannte sich ihm auf wenige Zentimeter genähert hatte, reagierten seine antrainierten Reflexe und er wandte sich blitzartig um:
    Ein älterer Kerl in seltsamer Aufmachung stolperte ihm entgegen, schaffte es gerade noch, das Gleichgewicht wiederzufinden, bevor er sich vor dem jungen Noel in den Dreck gelegt hätte. Schnaufend fixierte der Landstreicher ihn, während Noel ihn nur ungerührt und mit den Händen nach wie vor in den Taschen beäugte.

    "Hah...hah...verflucht, freche kleine Hexe... wer hätte auch ahnen sollen, dass sie ausgerechnet sein Sohn ist, ist ja nicht so, als sähen sich die beiden besonders ähnlich...SCURUMB!"

    Das letzte Wort das der Kerl brüllte und das, wie Noel aus Studien wusste, in einer älteren Sprache eine nicht besonders schöne Betitelung für den Geschlechtsakt bezeichnete, machte ihn neugierig.
    "Hey, du. Von wo kommst du? Und von wem redest du?"

    Noel, ich halte das für keine besonders gute Idee.

    "...hah...Hä? Oh, guter Mann, einen gottgesegneten Tag! Ach, ihr werdet sie kennen, dies' kleine Apotheke, schmächtig in der Gestalt. Und dann diese Göre mit den verfilzten roten Haaren...hahaha, guter Mann, hat man schonmal von einer Apotheke gehört, die da von einer FRAU geleitet wurde, noch dazu von so wenigen Sommern?"











    Oh je. Das wird schmutzig. Es ist schon bedauernswert, wie einige Menschen manchmal breitgrinsend ahnungslos in die Klinge springen. Gute Güte....

    Noel schloss seelenruhig die Augen. Nun, seelenruhig für einen Betrachter. Wie es in ihm gerade ihnnen aussah, das mochte man nichtmal erahnen geschweige denn in Worte fassen.

    "So...?"
    Noels Hand glitt langsam aus seiner Tasche, an seinen Gürtel. Entspannt machte er einige Schritte auf den Herrn vor ihm zu, näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter.
    Bevor der Medicus auch nur mit der Wimper zucken konnte, hatte Noel stumm seinen Dolch tief in seiner Magengrube versenkt. Er stand ihm genau gegenüber, hielt mit der einen Hand seine Schulter, so dass ein vorbeiziehender Dorfbewohner nichts hätte bemerken können, gar sonderlich finden an diesem Anblick. Der schockierte Trickbetrüger starrte fassungslos röchelnd auf zu dem dünnen, rothaarigen Mann, welcher ihn emotionslos mit einem kalten Blick strafte.
    "Du widerliches Stück Scheiße, sei dankbar dass ich dich, obgleich deiner Worte, für welche du jahrhundertelange Folter fernab jeder Beschreibung verdient hättest, sofort und ohne Umwege zu deinem Schöpfer schicke, welcher wohl, ich hätte es fast vergessen, genau solch ein Abschaum ist wie ihr Alle. Ihr seid so verachtenswert."
    Nachdem der angsteinflößende Junge zu ihm gesprochen hatte, beendete er es: Er riss den Dolch nach oben, zog ihn durch seine ganze Brust. Das letzte, dass der fassungslose Mann, welcher ganz offensichtlich an den falschen Gesellen zum Lästern geraten war, sah, war ein kopfschüttelnder Wolf.
    Schließlich fiel er, mit dem Rücken zuerst, auf den schmutzigen Boden des Dorfes.

    Seelenruhig kniete Noel sich vor die Leiche seines Opfers, umschloss den blutgetränkten Dolch und flüsterte einige Worte.
    "Verachtung ist das Blut, dass durch meine Adern fließt,
    Hass die Seele, die sich an mein Inneres schmiegt."

    dann wusch er die Klinge mit seinem Mantel ab und steckte ihn zurück zum Gürtel. Anschließend schulterte er den Burchen, und setzte seinen Weg fort. Seine Leiche würde er dann einfach irgendwo in den Wäldern um die Bibliothek herum entsorgen.

    Du bist dir im klaren, dass das ziemlich riskant war, ja? Wenn dich jemand dabei gesehen hätte, wäre es das mit deinem friedlichen Leben. Und dann könntest du auch Luise nicht mehr nahe sein.

    "Nimm nicht ihren Namen in den Mund."
    Normalerweise hörte Deusexus nicht auf Noel, aber zuweilen konnte er in einer Art sprechen, dass es sogar ihm das Fell sträubte.

    ...tut mir leid. Aber ehrlich, du solltest besser aufpassen. Wenn du ständig so hitzköpfig agierst, war es das bald mit der kleinen Elfe.

    Stumm setzte Noel die letzten Meter zur Bibliothek fort. Gleich würde er diesen Müll entsorgen und dann hoffentlich Ruhe finden, ihm war heute ehrlich gedacht schon zuviel passiert. Es genügte für einen Tag.

    Geändert von Holo (19.03.2013 um 22:09 Uhr)

  4. #4
    Friedliches Unterholz wurde aus seiner jahrelangen Ruhe gerissen, als Patricia es mit großen Schritten plattmachte.
    Das liebliche Vogelgezwitscher und das sanfte Rauschen eines Baches wich dem Scheppern von Rüstung, berstenden Zweigen und dem Geräusch, welches 200kg Körpergewicht beim Kontakt mit dem Waldboden erzeugt.
    Auf dem direkten Weg zum Dorf glaubte sie Fällers Umrisse auf einem Weg zu erkennen, aber durch den Helm konnte man erstens kaum was sehen und zweitens war Fäller bestimmt kein geeigneter Nachmittagssnack.
    Patricia hatte Bärenhunger und in der Stadt konnte man den normalerweise bequem stillen.

    Und noch eine bekannte Gestalt. Dürfte der klapperige Rotschopf sein und der hatte offenbar gerade Stress mit jemandem.
    Hat der gerade dem Alten in den Magen geschlagen? Unverschämtheit, eigentlich. Den würde sich Patricia später noch vorknöpfen.
    Jetzt war aber Essen erstmal oberste Priorität.

  5. #5
    An diesem heißen Tag war es unbedingt nötig, die Gewächse des Klostergartens zu pflegen. Somit ging Schwester Maria nach ihrem morgentlichen Gebet und Frühstück ziemlich bald in den Garten, um unbrauchbare Kräuter zu rupfen und die, die eine gute Wirkung erzielen konnten, zu pflegen.

    Sie bückte sich und ächzte unter der Last dieser täglichen, und anstrengenden Arbeit.

    Als Maria mit ihrer Arbeit vorerst fertig war, setzte sie sich auf die Gartenbank, die für kurze Pausen geradezu willkommen war. Sie hob den Kopf und schloss die Augen, genoß die Sonne und die ruhepause, die nach dieser Bückerei ihrem Rücken nur zu gut tat. Doch heute blieb im Kloster wieder einmal nicht genug Zeit, um zu lange fern zu bleiben - und lediglich für eigene Belange in die Apotheke zu gehen, um ein Rückenbalsam zu besorgen, das würde Maria wahrlich nicht in den Sinn kommen.
    Die Sonne brannte heiß auf Marias Gesicht, etwas zu heiß.
    "Herr", sprach sie und faltete die Hände zusammen, wie sie es zu tun pflegte, wenn sie zum Allmächtigen sprach und betete. "Dies mag dein Zeichen sein, dass meine Pause ein andernmal fortgesetzt werden soll. Nicht wahr?"

    Sie erhob sich, und jüngst in dem Augenblick hörte sie jemanden am Gartentor hantieren. Es war Konrad, der ein Paket herbeitrug. "Grüß Gott, Konrad!", rief Maria aus.
    "Ach, du hast aber schwer zu tragen. Geht es?"
    Konrads Blick verriet ihr nur zu gut, dass das Paket nicht leicht zu tragen sein konnte.
    "Guten Tag, Schwester Maria! In der Tat, das Paket ist nicht ganz leicht."
    Mitleidend sah Maria ihn an. Wie gerne würde sie ihm helfen, aber ihr Rücken verkraftete kaum noch schwere Lasten. Doch just in dem Moment ertönte eine Stimme hinter ihr. "Ah, das Paket. Danke für's Vorbeibringen, Konrad!" Justus, einer der Mönche, kam herausgetreten, um Konrads Lieferung entgegen zu nehmen. "Das kommt wie gerufen. Es tut mir leid, dass ich gerade nicht allzu viel Zeit habe, Konrad. Ich habe dich zufällig mit dem Paket hier vorbeigehen sehen und wusste ja, dass nur Maria im Garten ist. Drinnen ist noch viel zu tun, wir putzen gerade die ganze Kirche. Grüß Gott, Konrad! Dich schickt der Himmel!"
    Konrad und Justus nickten sich zum Abschied zu und einen Augenblick später war der Mönch wieder dorthin verschwunden, wo er herkam.
    Da wandte sich Konrad zu Maria."Maria. Dürfte ich deinen Rat ersuchen?"
    "Aber selbstverständlich. Ich möchte mir deine Sorge gerne anhören. Ssetz dich, Konrad, und berichte, was dir so sehr auf dem Herzen lastet"
    Ihrer Geste folgend, nahm er auf der Gartenbank platz und begann bereits zu sprechen, noch während sich Maria neben ihn setzte.
    "Ich mache mir Sorgen um unsren Bibliothekar. Der Herr schütze ihn. Er... hat keinerlei Scham, heute morgen hat er sich erdreistet einem fremden Mädchen ins Haar zu fassen und wenig später - Gott behüte – einer völlig Fremden ans Bein gelangt. Er tat dies nur um einen Fuß zu verarzten und doch... manchmal wirkt es so als könne er...", Konrad schluckte, "...die Seele so lesen, wie es nur unser Herrgott versteht. Und das muss doch Sünde sein?"
    Er fuhr sich durch die widerspenstigen Locken und stützte die Arme schwer auf seinen Beinen ab, während er die Schwester vor sich hilfesuchend anblickte.
    "Gott weiß wohl um meine eigene Schwäche. Aber ich will auch niemandem Hilfe verwehren, der sie benötigt. Könntet ihr vielleicht einmal mit ihm sprechen? Und dann ist da noch dieses blonde Mädchen, von dem ich sprach. Vielleicht könnte sie hier im Kloster fürs Erste Zuflucht finden?
    Maria erhob ihren Blick nachdenklich zum Himmel und suchte den besten Worten, die sie gerade finden konnte. "Mein lieber Konrad, ich verstehe deine Sorgen. Doch eins nach dem Anderen. Was das fremde Mädchen angeht, jenes, das möglicherweise Hilfe benötigt - ich werde für das Mädchen beten, dass ihr Fuß schnell verheilt. Und du weißt doch, für Bedürftige haben wir immer einen Platz in unseren Mauern. Ich denke, wenn sie einen Platz sucht, wird sie ihn hier finden. "
    Maria pausierte einen Augenblick, war sie sich wegen der anderen, angesprochenen Sorge über den Bibliothekar Noel doch selbst relativ unsicher, und sah Konrad an. Seine Augen verrieten ihr, dass er ihr sehr vertraute. Konrad war nicht das erste Mal mit Maria im Gespräch. Sie war meistens draußen im Kirchgarten und von allen Bewohnern des Klosters diejenige, die mit den Bewonern des Dorfes am häufigsten ins Gespräch kam. Obwohl es auch genügend Dörfler gab, die ihr Gespräch im Kloster selbst mit einem der anderen Geistlichen suchten.
    Maria verstand Konrads Sorgen sehr gut, und er schien das ebenfalls zu wissen.
    Doch als sie Konrads Erzählung in ihrem Kopf wiederholte, wusste sie, wie sie die Situation zu verstehen hatte.

    "Unser Bibliothekar, wie? Er war tatsächlich nie ein besonders fröhlicher Mensch. In der Kirche hat er sich jedenfalls nie blicken lassen, seit er hier aufgetaucht ist. Doch solch zärtliche Gesten wie diese zeigen erst, dass er trotz seiner unchristlichkeit ein wirklich liebenswerter und wertvoller Mensch für uns ist. Vielleicht war das Mädchen sehr traurig - ins Haar zu fassen ist mitunter eine tröstliche Geste. Ich glaube, dass wir uns nicht um unseren Bibliothekar sorgen müssen. Es ist bestimmt ein gutes Zeichen, möglicherweise ist Noel auch in sie verliebt? Er kommt in das Alter, in dem sich die jungen Menschen vermählen sollten. Indes glaube ich sogar, dass es längst an der Zeit wäre für ihn, endlich eine Frau und damit seinen Frieden und vielleicht auch seinen Weg zu Gott zu finden." Je länger sie sprach, desto sicherer fühlte sich Maria mit diesem Gedanken. Doch Konrad schien noch nicht allzu überzeugt und blickte sie bloß zweifelnd an. Nachdem Maria seinem zweifelnden Blick entgegensah, fuhr sie mit ihren Worten fort.
    "Mein lieber Konrad, ich sehe, dass du nicht überzeugt sein magst. Vielleicht hast du Recht, ich habe keinen eigenen Blick auf diese Situation. Und weißt du was, ich wollte sowieso heute noch einmal zum Friedhof gehen. Auf dem Weg dorthin kann ich ja auch bei Noel vorbeischauen und mir ein eigenes Bild von seiner Situation machen."
    Konrad sah ein wenig erleichterter aus, als Maria ihre letzten Worte aussprach.
    "Wo kann ich unseren werten Bibliothekaren denn finden? Und wo ist jetzt das fremde Mädchen zu finden?"
    "Noel sollte zumindest inzwischen in der Bibliothek zugegen sein. Wo sich das Mädchen zurzeit befindet, weiß ich leider nicht."
    Maria nickte "Dann kann ich, bevor ich zum Friedhof gehe, noch bei Noel vorbeisehen. Eigentlich liegen im Kloster genug Bücher herum, die zurückgebracht werden müssten."
    Die Bibliothek lag zwar am Rand des Dorfes, aber immer noch auf dem Weg zum Friedhof, wenn man einen kleinen Umweg ginge. Konrad stand auf und nickte Maria zu. Er war offensichtlich bereit, wieder zu gehen und sich zu trennen, denn der Weg zur Bibliothek war ein anderer als der, den Konrad nunr einschlagen würde. Er hatte ja auch selbst noch genügend zu tun.
    "Vielen Dank für das Gespräch, Maria." setzte Konrad an."Ich hoffe, du hast Erfolg mit deinem Gespräch mit Noel. Möge Gott dich schützen und begleiten. "
    "Dich ebenso, werter Konrad. Ich wünsche einen gesegneten Tag."
    Konrad verließ das Klostergelände und verschwand ausser Sichtweite, während Maria aufstand und sich in das Klostergebäude begab, um die Bücher zu holen, die die Mönche liegen gelassen hatten.

    Wenige Minuten später befand sich Maria mit 5 Büchern in einem Korb auf dem Weg zur Bibliothek. Eines davon, es war die Bibel, würde sie später auf dem Friedhof brauchen, denn sie las dort den Toten oft aus ihrer Bibel vor. Doch die anderen vier Bücher hatte sich ein junger Mönch geliehen, der das Lesen zurzeit sehr übte, und der Maria gebeten hatte, die Bücher bei Gelegenheit zurück zu bringen und auszutauschen. Wenigstens war ihr Weg in dieser Sonne eher schattig gelegen, sodass es nicht zu warm wurde.

  6. #6
    Sie kam an der Hütte an. Ein rustikales, kleines Steinhaus. Die Fensterläden waren verschlossen, die Mauern wirkten verwahllost, fast war es, als hätte schon seit Jahrzehnten niemand mehr dieses Haus betreten bis die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift da reingegangen waren.
    "Djángo, ich glaube das wird schwieriger als erwartet.", murmelte Lumi, während sie um das Haus wanderte und schaute, ob Wachen oder ähnliches dort postiert waren. Die Luft schien allerdings rein zu sein. "Wie soll ich dramatische Auftritt machen wenn ich nicht in Haus reinkomme? Bassza meg... [Och Scheiße...]" Sie grübelte kurz, bis sie sich entschloss, erst einmal zu horchen, was da drin vor sich ging. Vielleicht konnte sie ja sogar aufschnappen, was Analbert zu sagen hätte. Vielleicht etwas wichtiges. Mit gebotener Vorsicht hielt sie ihr rechtes Ohr an die Holztür und versuchte, Gesprächsfetzen aufzuschnappen.

    "Ich weiß auch nicht... er gab mir... seltsame Medizin und... verschrieb mir nur strengste Bettruhe im dunkelsten Dunkeln..."
    "Oh je, Ihr... Ihr seht nicht gut aus...!"
    "Ich... habe guten Dienst geleistet, solange ich lebte"

    "Nein, nein, nein...!", flüsterte Lumi sich selbst zu und sah vor ihrem geistigen Auge die so sicheren Gulden gen Nirgendwo wegfliegen.

    "D-dieses Dorf... e-es ist... nicht frei von Sorge, wie wir immer denken... mit meinem Tod und des Neuanfangs eines unwissenden Jünglings... werden schlimme Dinge ihren Lauf nehmen...

    i-ihr... s-sollt n-n-neue H-ho - neue Hoffnung i-in einer anderen Person sch-schöpfen...

    ...habt Vorsicht!"


    Dann Stille, leises Schluchzen eines Mädchens. Lumi dachte kurz nach: Entweder würde sie jetzt reinplatzen und ihren dramatischen Auftritt hinlegen wo es schon längst zu spät war für Analbert, oder sie würde ihren dramatischen Auftritt verschieben bis die beiden rauskämen.
    "Ich frage mich, wer ihm diese Medizin verabreicht hat...", flüsterte sie Djángo zu. Sie kannte sich nicht besonders gut mit Kräuterkunde, Medizin und all dem Scheiß aus, aber sie wusste zumindest ein wenig darüber. Ihren Clan versuchte man schon seit Jahrzehnten auf die hinterlistigste Art und Weise vom Angesicht der Welt zu tilgen. Es gab immer irgendjemanden, der einen Groll gegen die Szábos hegte (manchmal die Szábos selbst), somit war sie zwar nicht unbedingt eine große Kämpferin, aber gut darin, einzuschätzen, wann jemand lautlos und wann jemand mit Pauken und Trompeten töten wollte. Das hier musste wohl eine Mixtur daraus sein: Gleichzeitig unauffällig, gleichzeitig ein Exempel statuieren.
    "Was hat Analbert wohl gemacht, Djángo?", fragte sie in Richtung des Beutels. Das Frettchen gab keine zufriedenstellende Antwort, verschwand stattdessen wieder in den Untiefen des Beutels. "Ja. Gute Frage, ich weiß..."

    Dann legte sie ihr bestes Gewinnerlächeln auf. "Das ist spannend, Djángo! Ist vielleicht besser wenn wir hierbleiben und schauen, was man daraus machen kann." Die Idee war schnell geboren. Sie würde den beiden zu dem Ort folgen, wo sie Analbert bat hinzugehen und dann würde sie endlich mal wieder zu dem kommen, was sie schon seit Monaten nicht mehr machen konnte. Sie war vielleicht ein wenig aus der Übung, aber nichts sagt "Ohne mich seid ihr am Arsch." wie eine möglichst wahrheitsgetreu wirkende Wahrsagerin.

    "Beste Idee, Djángo!", sagte sie und hüpfte in ein nahegelegenes Gebüsch, von wo aus sie den Eingang der Hütte beobachten konnte. Gleich würden sie rauskommen, sie würde ihnen unauffällig folgen - das war ein großartiger Plan.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 17:01 Uhr)

  7. #7
    Nach dem Monolog Konrads (anders konnte man es nun wirklich nicht nennen, da Peter gar nicht zum sprechen kam) und dessen zügigem Abgang schaute Peter ihm noch ein wenig verwirrt hinterher? Familienzuwachs? Rotpelz? Er schüttelte den Kopf und machte sich dann auf den Weg zum Feld, wo die Arbeit auf ihn wartete.

    Während er den Karren über das Feld zog um die Gräben für die Aussaat des Getreides in den Acker zu furchen, dachte er über die Einladung Konrads nach, am Abend im Wirtshaus vorbei zu schauen. Peter war schon lange nicht mehr dort gewesen, verbrachte er seine freie Zeit doch lieber mit Margarethe und den Kindern. Zumal ihm die meistens Dorfbewohner sehr suspekt geworden waren. Andererseits konnte er den jungen Konrad gut leiden. Vielleicht konnte ihm dieser noch etwas mehr über das Treiben im Dorf berichten. So beschloss Peter, nach dem Abendessen auf einen Krug Bier bei ihm in der Wirtsstube vorbei zu schauen.

  8. #8
    Es geschieht doch noch mal: Rekon hat sich dazu entschieden, aufzustehen. Schon wieder. Er hatte sich von seinem "Hochleistungssport" erholt und konnte jetzt das "Dorfleben" verfolgen. Das wollte er, doch irgendwie kam er nicht dazu. Er ging zwar nach draussen, doch führte sein Weg ihn wieder in Richtung Wald. Als er am See angekommen ist, wo normalerweise die Wildschweine ihren Durst stillen. Rekon wusste nicht, warum er dorthin ging. Auf jeden Fall war er nicht alleine: Er fand am See ein Mädchen, ohnmächtig, höchstens 8 oder 9 Jahre alt. "Was mache ich denn jetzt? Soll ich sie zu mir nehmen?" Die Fragen stellte er sich, bis er sie einfach mit sich nahm und anfing sie zu versorgen. Sie erwachte, aber erinnert sich nicht an ihren Namen. Darum nennt Rekon das Mädchen Mina. Ob es Zufall, Schicksal oder gar der Wille Gottes war, war nicht von Belang, Hauptsache war, dem Kind geht es gut. Und so wurde die Familie von Rekon Alyas Nascia um eine Person reicher: Mina Nascia.

    Mina stellt sich als ein nettes und pflichtbewusstes Mädchen heraus, welches Rekon fortan beim Jagen hilft. "Moment mal... War die andere Jägerin... Merete nicht auch in dem Wald? Hach, jetzt ist es eh zu spät und Mina hat Priorität.

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