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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Unsicher drückte Viktoria Luise noch immer die Hand, als sie merkte das Luise sichtlich nervös wurde, während die beiden den vollen Dorfplatz betraten.
    Konrad lief auf die beiden Mädchen zu.
    Er begrüßte Viktoria höflich und sie lächelte ihm freundlich zu als er schließlich zu Lusie sagte: "Luise... es ist etwas passiert"
    "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin.", stammelte Lusie ihm als Antwort zu.
    Viktoria neben ihr schüttelte den Kopf langsam hin und her. Es schien für sie noch immer unbegreiflich, dass Luise das denken konnte.
    Während Konrad Luise als Antwort in ihren Mantel wickelte und sich mit ihr an den Brunnenrand setzte.
    Plötzlich huschte ein glühendes Licht über den Wald hinweg.
    „Hast du das Feuer gesehn, Konrad!“ „Das war eine Schnuppe, nicht?“ „Nein, das war der Wyrm, aus dem Wald, der Feuer gespeit hat.“ Konrad lächelte den beiden zu: „Ich denke, es war ein himmlisches Zeichen, das unsrem guten Hauptmann den Weg zeigen soll. Ihr betet heute abend für ihn, ja?“ "Ja, das machen wir!"
    Viktoria blickte noch einen Moment lang gedankenverloren in den Himmel und dann zurück zum Dorfplatz.
    Gerade als sie überlegte, wen sie zum Hauptmann wählen sollte, sagte Konrad zu ihr, :"Was denkst du, was es wirklich war?"
    Sie sah ihn an. Einen Moment lang schien sie zu überlegen und es nicht recht zu wissen.
    Schließlich antwortete sie, :"Ich weiß es nicht, aber irgendwie macht es mir ein mulmiges Gefühl. Ich denke ebenfalls, dass es ein Zeichen für uns ist, aber wer sagt uns das es ein positives ist?"
    Sie starrte wieder auf die Menschen die auf dem Dorfplatz standen und sich darum stritten, wer heute zum Hauptmann gewählt werden sollte.
    Schließlich beschloss sie innerlich sich aus dem ganzen Streit heraus zu halten und sich zu enthalten. So wie sie es fast immer tat. Sie wollte lieber unauffällig bleiben und sich nicht zur Schau stellen, indem sie am Ende jemanden wählte der den meisten des Dorfes nicht gefiel.

    Am Abend dieses Tages machten sich die anderen Dorfbewohner auf den Weg um im Wirtshaus noch etwas zu essen.
    Viktoria nutzte die Gelegenheit um unbemerkt nachhause zu laufen, wo ihre Mutter schon auf sie wartete.
    "Wo warst du so lange?!", fragte sie streng.
    "Weg", antwortete Viktoria nur, weil sie keine Lust hatte ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Ihre Mutter hatte also nicht mitgekriegt, was passiert war. Sie hatte nicht mitbekommen, dass der Hauptmann vergiftet wurde, ihr war nicht aufgefallen das der Dorfplatz voll gewesen war, weil dort der neue Hauptmann gewählt worden war.
    Viktoria rannte in ihre Kammer und schloss die Tür hinter sich.
    "Viktoria Valeria von Eichenstein!", brüllte ihr ihre Mutter hinterher und lief ihr nach.
    "Hast du so schlechte Ohren?! Ich habe dich gefragt wo du dich den ganzen Tag herum getrieben hast?", sie glühte fast vor Wut.
    Viktoria gab ihrem Hund, der auf ihrem Zimmerboden lag ein paar Brutkrummen aus der Hand. Er leckte sie auf. "Ich war auf dem Dorfplatz."
    "Was macht eine junge Frau wie du auf einem Dorfplatz?! Viktoria Valeria das geht zu weit! Ich möchte das du tagsüber deine Arbeit erledigst in der Schneiderei, die nun schon seit 5 Generationen in der Familie der von Eichensteins geführt wird! Ich habe dich gebeten deine Arbeit ernst zu nehmen. Ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt?!"
    "Haben wir auch, Mutter", entgegnete Viktoria kleinmütig.
    "Gut! Dann möchte ich das du das tust und dich nicht zum Vergnügen auf dem Dorfplatz herumtreibst."
    "Okay", nickte Viktoria.
    Ihre Mutter haute die Tür hinter sich zu.

    Viktoria legte sich ins Bett und weinte, wie so oft. Es war einfach zu viel. Sie vermisste ihren Vater in den Momenten. Ihre Mutter verbot ihr alles woran sie Spaß hatte. Es gab nur eine Sache die sie ihr nicht verbieten konnte!
    Viktoria erhob sich wieder, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zu ihrem Schrank. Dort hatte sie ihre Lockenwickler versteckt. Sie drehte sie mit viel Geduld in ihre glatten braunen Haare. Während die Lockenwickler in ihren Haaren steckten schlüpfte sie, nachdem sie sicher gestellt hatte, dass ihre Familie schlief, in ihr rotes Kleid mit den Schleifen. Das schönste Kleid was sie besaß.
    Sie schmierte sich das grüne Färbemittel in das inzwischen gelockte Haare.
    Dann setzte sich die weiße Halbmaske auf und schlich aus dem dunklen Haus in den Garten um durch den Wald zum Wirtshaus zu laufen. Dort war die Stimmung bereits gehoben. Viktoria schlich sich zur Hintertür und das so das niemand sehen konnte woher sie gekommen war.
    Dann lief sie durch diesen Eingang auf die große Fläche innerhalb des Wirtshauses, in der sie jeden Abend auftrat.
    "Die rote Viola!", rief sofort jemand aus dem Publikum.
    Viktoria scherte sich nicht darum, sie begann einfach zu singen und ließ alle Gefühle des heutigen Tages in ihre Stimme einfließen.
    Die Traurigkeit von Luise die sie zutiefst bewegt hatte, sie mochte sie, hatte sie lieb gewonnen und wollte gerne eine Freundschaft mit ihr aufbauen. Die Wahl des Hauptmanns, den Schock darrüber, dass der alte Hauptmann tot war. Die Wut auf ihre Mutter.
    All das floß in ihre Stimme und ließ diese aufbeben. Niemand erkannte sie, niemand wusste, dass es die langweilige Viktoria Valeria von Eichenstein war, die auf der Bühne stand und mit all ihren Gedanken sang. Die nun vollkommen abwesend war und in der Musik war. Die gerade nicht sie selbst war.
    Als sie ihre Stimme ruhiger werden ließ und sich nach dem letzten Ton verbeugte applaudierten die Menschen für sie.
    Sie lächelte, dann rannte sie einfach hinaus. Raus in den dunkelen Wald und nachhause. Ob ihr jemand hinterherrannte bekam sie nicht mehr mit.
    Sie war mit den Gedanken bereits zuhause, wo ihre Mutter nicht merken durfte, dass sie weg war.
    Sie wusch ihre Haare in dem Regenauffangbecken vor dem Haus aus, lief hinein, zog ihr Kleid aus und kämmte ihre Haare, solange bis sie wieder glatt und langweilig von ihrem Kopf hingen. Dann legte sie sich ins Bett.
    Sie fühlte sich gut! All ihr Ärger war vergessen, denn sie hatte es in das Lied des kleinen Elefanten gesteckt, was sie als 7-jährige von ihrem Vater gelernt hatte.

  2. #2
    Luise war froh, eine Möglichkeit zu haben, Tyrell für seine Bemühungen zu entschädigen. Außerdem hob es ihre Stimmung, dass er ihr offensichtlich nicht böse war.
    Sie glaubte noch immer, dass er einen guten Hauptmann abgegeben hätte.
    Nachdem die Hauptmannsentscheidung also auf Ross gefallen war, gingen beide zu Luises Haus, wo zu allererst Tyrells wohlverdienter Tee gekocht wurde.
    Auch das Essen war schnell zubereitet, und so standen schon bald dampfender Getreidebrei und ein wenig Gemüse auf dem Tisch.
    Konrad schien heute, wie so oft, seinen Abend in der Taverne zu verbringen und Adalbert war zu schwach um aufzustehen, weshalb er seine Mahlzeit in seinem Bett zu sich nahm.
    Aus diesem Grund waren Luise, Tyrell und der friedlich an etwas Dörrfleisch knabbernde Fuchswelpe Kürbis alleine in der kleinen Küche.

    Nach dem Abendessen schlug Tyrell vor, sich dem bunten Treiben in der Taverne anzuschließen.
    Etwas mulmig war Luise dabei zu Mute, immerhin geziemte es sich für ein so junges Mädchen eigentlich nicht, zu so später Stunde das Haus zu verlassen und einen solchen Ort aufzusuchen. Einen Ort mit vielen, lauten Erwachsenen.
    Aber irgendwie widersprach sie dem jungen Bastler nicht und so fand sie sich bald vor der Eingangstür zum Gasthaus wieder. Drinnen herrschte lebhaftes Treiben. Luise hörte Konrads ungewöhnlich laute Stimme bis nach draußen. Und sehr lautes Lachen. Irgendwie gefiel ihr das nicht. Hoffentlich würden die ganzen Erwachsenen nicht wieder die ganze Zeit Scherze machen, die Luise nicht verstand...
    Als sie das Wirtshaus betreten hatte, stellte sie sich erstmal scheu in eine Ecke, wo nicht allzu viele Leute vorbeikamen. Tyrell war bald anderweitig beschäftigt und sonst wurde sie von niemandem angesprochen. Nicht mal Konrad schien bemerkt zu haben, dass sie hier war. Er schien aber auch sehr damit beschäftigt zu sein, das fremde Mädchen mit dem kranken Auge und die freundliche Brunhilde zu unterhalten.
    Luise fühlte einen Stich im Herzen. Konrad war immer wie ein großer Bruder für sie gewesen. Ein ältere Junge, der stets gut gelaunt war, sie manchmal gerne neckte aber auch immer ein offenes Ohr für sie hatte. Ein netter Junge.
    Doch in diesem Moment wurde ihr schmerzlich bewusst, dass er kein Junge mehr war. Er war ein Erwachsener. Und früher oder später suchte sich jeder Erwachsene einen anderen Erwachsenen. Um den Rest des Lebens miteinander zu verbringen.
    Luise fühlte einen Stich im Herzen. Niemals hatte sie daran gedacht, dass Konrad sie jemals verlassen würde. Dass er immer für sie da sein würde. Aber nun, da sie ihn hier sah, taten sich in ihr Zweifel auf. Sie war unsichtbar für ihn. Er hatte nur Augen für die anderen Erwachsenen. Und das war doch in Ordnung. Wer war sie, dass sie ihn aufhalten sollte? Dankbar sollte sie ihm sein, dafür dass er ihr so viel half und sie immer umsorgte.
    Dennoch... selten zuvor hatte sich Luise so fehl am Platze gefühlt wie in diesem Augenblick.
    Sie dachte schon daran, das Wirtshaus heimlich und still zu verlassen. Doch ehe sie diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, betrat jemand den Schankraum... und einen Moment lang stockte es Luise den Atem.
    Jemand im Raum rief aufgeregt: "Die rote Viola!"
    Doch es war nicht das auffällige rote Kleid, welches Luise zuerst ins Auge sprang. Es war nicht die auffällige Maske, welche das wahrscheinlich sehr hübsche Gesicht halb bedeckte.
    Es war das Haar. Das wundervolle, glänzende, seidige Haar, in einer so himmlischen Farbe. Wie das Grün eines Baumes im Sommer.
    Und ehe Luise schmerzlich an ihr eigenes, schreckliches rotes Haar erinnert wurde, erhob die Rote Viola ihre Stimme. Und Luises Sorgen waren wie weggeblasen. Gebannt lauschte sie der sanften Stimme, war für einen Moment nicht mehr im Wirtshaus "Zur Runden Hirschkuh", sondern nur dort wo das Lied sie hintrug.
    Wie lange sie dort gestanden und dem wundersamen Lied gelauscht hatte, wusste Luise nicht. Doch der Zauber war gebrochen als Violas Stimme verstummte und die Besucher der Taverne in lauten Applaus ausbrachen. Und die Rote Viola den Schankraum verließ, um auf die Straße zu laufen.
    Ohne lange nachzudenken, hastete Luise ihr hinterher und rief noch: "W-warte bitte..."
    Doch schnell wie der Wind war die Rote Viola in der Dunkelheit verschwunden und zurück blieb eine ratlose Luise.
    Sie hatte nur aus Geschichten von jenen großen Bestien gehört. Sie waren angeblich gigantisch, mit riesigen Zähnen ausgestattet und besaßen eine endlos lange Nase, mit der sie selbst den stärksten Mann von den Füßen reißen konnten.
    Aber vielleicht waren sie in Wirklichkeit ja ganz freundliche Tiere. So wie Kürbis kein listiger, hühnerraubender Jäger war, sondern ein niedlicher, flauschiger Welpe.
    Danach hatte Luise die Frau fragen wollen. Und auch danach, wer sie war. Doch dazu war es nun wohl zu spät.
    Der Mond stand schon hoch am Himmel und der kalte Nachtwind brachte Luise eine Gänsehaut ein. Nun, da die mysteriöse Sängerin verschwunden war, würde Luise wohl kaum zurück in die Taverne gehen.
    Stattdessen machte sie sich zu ihrem eigenen Haus auf. Und sang währenddessen leise vor sich hin:
    "Ich schreibe ein Lied für dich,
    Über einen Elefant, den du nie erschießen sollst,
    Den du nie erschießen sollst..."

    Geändert von Zitroneneis (23.03.2013 um 13:23 Uhr)

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