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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Der Botenjunge kam zu ihm und Brunhild, als Konrad die letzten hellen Stunden nutzte um Holz zu hacken. Die Wirtin steckte ihm noch einen Beutel mit Leckereien zu, damit er was zwischen die Zähne bekam auch wenn die Versammlung länger dauern sollte. Der Stalljunge schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und drückte ihr einen überschwenglichen Kuss auf die Stirn. "Du bist eine Seele von Frau, Brunhild. Danke.“ Da sein Hemd ihm inzwischen am Oberkörper klebte und ihn in der kühlen Märzluft fröstelte, lief er rasch heim und beratschlagte sich mit seinem Onkel.

    Somit kam er erst verspätet zur Versammlung, grade als Noel zuende sprach. Vereinzelt hörte man Gelächter nach Noels Rede. „Der Bursche muss verrückt sein, so schmächtig und blass...“, „kriegst doch sonst dein Maul nicht auf, Junge.“, rief da einer. „Wer so mit seinen Mitbürgern umgeht, zeigt wie er gestrickt ist. Tyrell hat Recht – das geht nicht, andere herumzuschubsen, als sei er was besseres. Schämen sollte er sich!“ Tyrells Rufen hörte er ebenfalls, wenn auch nur bruchstückhaft: „...das Letzte, was wir brauchen, ist ein zwielichtiger Kerl mit 'nem blutbefleckten Mantel, der sich einen Dreck ums Dorf schert!“ Woraufhin eine Frau rief „vor seinem Haus ist seit heute früh der Boden blutgetränkt! Blutgetränkt!“ „Ungeheuerlich!“ Die Blicke, die Noel folgten als er sich auf die Bank setzte, waren voller Zorn. Konrad zupfte sich nachdenklich am Bart und fällte still sein Urteil. Noel hat wohl nie gelernt sich um die Bedürfnisse anderer Gedanken zu machen, das wird ihm jetzt zum Verhängnis, dachte er traurig. Er hatte Noel anders eingeschätzt, aber wenn er es sich tatsächlich mit Tyrell verscherzt hatte, hatte er sich Feinde gemacht. Konrad würde das nicht ignorieren, aber jetzt war es Zeit zu wählen um die Ordnung zu wahren.

    Konrad nutzte das Gemurmel, das nach Noels Rede abebbte um seine Stimme abzugeben. Rekon, Patricia und Merete leben zurückgezogen, während Ross die Dörfler kennt und die Dörfler wiederum ihn kennen und achteten. Das ist wichtig, damit man nicht am Ende einem Betrüger aufsitzt.Ein Hauptmann muss sich um Trunkenbolde und Vagabunden kümmern können und die Ordnung unsres Dorfes wahren. Dazu muss er sich das Vertrauen der Bürger bereits verdient haben. Daher ist es Ross (R.F.), auf den meine Stimme fällt. Denn ihn kennen und achten wir und er ist gesund und so stark, wie kein anderer und auf ihn trifft das zu. Er nickte dem Holzfäller, der eine beeindruckende Erscheinung war, respektvoll zu.

    Da sah er Luise zusammen mit Viktoria auf den Platz kommen, seiner Cousine standen noch Tränen in den Augen. Um sie vor dem aufkommenden Sturm der Menge zu schützen, ging er gradewegs auf sie zu. Er grüßte Viktoria höflich, dann wischte er Luise mit einem aufmunternden Lächeln die letzten Tränen von den Wangen. Sie roch nach Veilchen und ihre Haare waren immer noch offen und ganz zerzaust. "Luise... es ist etwas passiert.", murmelte er ernst. "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin." Konrad blickte sie verwirrt an, als aber ein erneuter Schluchzer ihre Schultern erzittern ließ, wartete er nicht groß auf eine Erklärung sondern nahm den Mantel von den Schultern und wickelte sie fest darin ein. "Luise, liebe Luise, alles wird gut.", murmelte er mit gutmütiger Stimme. Er setzte sich auf die Steine die den Brunnen umsäumten und hielt Luise fest im Arm. Dabei musterte er Viktorias Seitenprofil nachdenklich, der strenge Dutt wollte nicht so recht zum feinen Gesicht passen. "Sie denkt, sie hätte es verhindern können.", sagte Viktoria leise. Konrad nickte ihr dankbar zu, er war froh das Luise bereits jemanden zum reden gefunden hatte.

    Vom Podest her hörte man noch aufgeregte, undeutliche Stimmen und ein „TSCH-abo“, das fast so klang als hätte noch jemand eine üble Grippe. Nach Peters Rede war vereinzeltes „Hört, hört!“ und „Recht hat er!“ zu hören. Einer der Dorfläufer verkündete indes wie es stand: „Ross führt mit vier Stimmen!“
    Ein Aufblitzen vom Wald her ließ ihn erstaunt aufblicken. Auch zwei der Bauernkinder, die auf dem Brunnenrand saßen, blickten erstaunt zum Himmel. „Hast du das Feuer gesehn, Konrad!“ „Das war eine Schnuppe, nicht?“ „Nein, das war der Wyrm, aus dem Wald, der Feuer gespeit hat.“ Konrad lächelte den beiden zu: „Ich denke, es war ein himmlisches Zeichen, das unsrem guten Hauptmann den Weg zeigen soll. Ihr betet heute abend für ihn, ja?“ "Ja, das machen wir!"
    Er blickte Viktoria erneut an und lächelte so sehr wegen der ernsten Frömmigkeit die sich auf den Gesichtern der Jungen wiederspiegelte, das die Lachfältchen unter seinem rechten Auge wieder sichtbar wurden. "Was denkst du, was es wirklich war?", fragte er sie leise. Dabei strich er weiter, ohne sich dessen bewusst zu sein, behutsam über Luises Arm.

    Geändert von Viviane (21.03.2013 um 13:43 Uhr)

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