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The Big Guns
Nichts machte Lumi unglücklicher als Stunk, der nicht berechtigt war. In gewisser Reichweite hockte sie hinter einer Häuserwand und sah dem Schauspiel zu, verzog eine etwas angewidertáe Grimasse als der Rotschopf dem Jungen mit der beschissenen Handschrift über die Parade pinkelte und dachte bei sich Sag' ich ja - komische Leute..., um danach den Plan noch einmal durchzugehen. Es würde großartig werden. Am Horizont konnte sie ein kleines Licht hochschießen sehen. Wunderschön. Das war wohl das leiseste Feuerwerk, das sie je gesehen hatte. Aber auch gleichzeitig in seiner Einfachheit das schönste.
Fix zog sie sich wieder die Kapuze ins Gesicht (so tief, dass sie selbst kaum was sehen konnte) und setzte, hier und da zur Seite und nach vorne tastend (einmal verpasste sie irgendweinem Typen auf einer Bank aus Versehen eine leichte Ohrfeige), ihren Weg in Richtung des Dorfplatzes fort. Sie konnte bei der immer deutlicher hörbaren Geräuschkulisse nicht mehr weit sein. Sie war nervös, schwitzte stärker, je näher sie den Leuten kam. Selbst Djángo war vor lauter Nervosität leise. Sie blickte auf. Die Bühne war leer, die Leute waren zu sehr damit beschäftigt, einen Ersatz für ihren Hauptmann (Analbert?) zu suchen.
Volltreffer.
"Nun, ihr könnt wählen und mutmaßen - aber will denn niemand wissen, was genau passiert ist?", sagte sie laut. Hier und da verstummte die Konversation, die Blicke waren auf die kleine zierliche Gestalt gerichtet.
"Wer bist du?", sagte eine Stimme. Eine Männerstimme.
"Meine Name ist Lu-", nein nein nein, erste Regel: Benutz' bei einem Verbrachen nicht deinen Namen!, "-ma-ni-so-de-la-dings." Eine peinliche Stille lag über dem Dorfplatz. "Nenn mich einfach Szábo, das muss reichen!"
"Sabo, also?", wurde verwirrt nachgehakt.
"Nein, nein, mit tsch an Anfang: Tschabo."
"Zabo."
"TSCH-abo!", wiederholt sie, nun energischer.
"S-z-a..."
"Ach vergiss es, meine Name nicht wichtig.", brach sie ab. "Wie ihr wisst...", sie hüpfte alles andere als grazil von vorne auf die Bühne, und kletterte allerdings recht fix herauf und schaute auf die verwirrte Menschenmasse. "... ist eure Hauptmann gestorben. Aber was wohl nicht erwähnt wurde ist, dass es gute Gründe gab für sein Ermörderung."
"Was bist du? 'ne Hexe?!", fragte der Junge mit der beschissenen Handschrift, der jetzt auch noch aussah als ob er Kacke im Gesicht hätte. Lumi grinste.
"Hexe? Nein, ich bin nicht Hexe...", mit siegessicherem Stand griff sie in ihren Beutel und warf eine Ladung des Wunderpulvers direkt vor sich. Es verpuffte mit lautem Knall und erzeugte einen Nebel direkt vor ihr, der allerdings nur einige Sekunden lang anhielt. Die Sekunden nutzte sie, um den Umhang theatralisch nach hinter sich hin abzulegen und aus ihrem Beutel sowohl Frettchen als auch Spielkarten zu organisieren. Und während der Zeit musste sie sich ernsthaft zusammenreißen, um keinen Hustenanfall zu bekommen.
Als sich der Nebel verzog, saß sie nur mit einem kurzen schwarzen Rock und einem weißen Hemd ohne Ärmel bekleidet auf der Bühne, Spielkarten vor sich ausgebreitet. Kunstvoll und stumm schnappte sie sich die ausgebreiteten Karten, mischte, grinste dabei als wäre sie auf Opium. Sie hatte völlig vergessen, dass man das Wunderpulver nicht durch die Nase inhalieren sollte. Jetzt war sie.... oh nein....
"Eeeeeeeeeeeyyyyyyyyyyyyyyyyyy macht euch keine Sorge, ja?", sagte sie, im Schneidersitz hockend und offensichtlich nicht mehr ganz auf der Höhe, "Ich werde sehen, ob mir die Geister in der... der... Anderswelt vielleicht sagen können, warum der Typ euren Typen umgebracht hat. Muss doch Grund geben, oder? Gib immer Grund für alles."
"Hey, bist du nicht etwas jung, um mit Geistern zu sprechen?"", fragte der Junge mit Schlamm im Gesicht abermals.
Lumi unterbrach das kunstvolle Mischen, um mit quasi zur Rückhandschelle ausgeholter Hand drohend zu antworten. "Junge, du stellst viel zu viel Fragen.", sie senkte die Hand wieder und mischte weiter. "Außerdem solltest du wissen: Äußerlichkeits sind immer... wie sagt man? Irrenführend."
Vor sich breitete sie nun einige der Spielkarten aus. Eins. Zwei. Bube. König. Ass. Alles Pik oder Kreuz. Ihre Mutter hätte jetzt wohl Tod und Verderben prophezeit. Keine von Lumis "Prophezeiungen" war bisher in Erfüllung gegangen. Und nichts sagt mehr "Ihr braucht mich." als etwas, das zumindest wirkt wie die Wahrheit.
"Jaaaaa, ich seh' was.", ein Raunen ging durch die Menge. "Ich sehe - Rollen. Jeder wird eine Rolle spielen. Jeder hier wird Ziel und gleichzeitig Täter sein. Jeder wird etwas über sich erfahren was ihm vorher nie bewusst war."
"Sag' uns etwas, was wir noch nicht wissen!", rief's von unten.
"Gut, meinetwegen..., sie legte fünf weitere Karten. Alle ohne irgendwelche Bedeutung. Aber das hatte sie noch nie aufgehalten. "Ein rothaariger Kerl mit Mantel und komisches Zeichen auf Gesicht - er hat ein Geheimnis." (Er hat Fußfetisch! Hahaha!)
"Was für ein Geheimnis?"
"Hör' mal, seh' ich aus wie Barde? Ja? Nein. Fogd be a pofád [Halt' deine Fresse].", sie würde bestimmt nicht über seinen Fußfetisch hier Sachen herausposaunen - das ziemte sich nicht. "Aber was wirklich wichtig ist: (klischeehafter Spruch den du noch nicht gebracht hast?) Fremde Kräfte werden schon bald an Werk sein (Perfekt!) und ihr werdet auf ein hartes Probe gestellt von den (Ääääähhh...) Mächten, die.... (ääääh....) am Werk sind, wenn die Kacke dampft, echt.", sie wurde von Wort zu Wort leiser. Es schien ihr, als würde vor ihren Augen eine Feuerwerk explodieren. Sie war gerade auf einem Wunderpulver-Trip vom feinsten.
Und plötzlich schlug's über sie wie ein Holzhammer. Unkontrolliert fing sie an zu schreien. Sie wollte nciht so dick auftragen, aber nun hatte sie die Kontrolle über ihre Feinmotorik verloren, spannte unkontrolliert ihre Muskeln in Beinen und Armen an. "Halál. Kimúlását. Add ide az összes pénzt!", wiederholte sie ein paar Male, was eigentlich nichts weiter bedeutete als Tod. Verderben. Gebt mir all eure Kohle., aber da hier wohl eh niemand ihre Sprache sprach, schmiss sie noch ein paar "A vöröshajú egy láb fétis. [Der Rothaarige hat 'nen Fußfetisch]"s dazwischen, wo sie schonmal da auf der Bühne herumrollte und Djángo jede Bewegung von ihr imitierte. Schweren Atems stoppte sie unvermittelt und schaute herunter.
"Aber... mit meine.... Hilfe sind eure... Überlebenschancen zumindest ein bisschen größer.", sagte sie geheimnisvoll, wählte sich damit quasi selbst zum Hauptmann und dachte sich indes Lumi, du bist ein Genie.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 21:27 Uhr)
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