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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

Baum-Darstellung

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  1. #30
    Merete saß eine Weile da, beobachtete eher nebensächlich das ruhige Treiben im Dorf, schaute hinaus auf den Wald. Ganz bewusst nahm sie hingegen das Windspiel wahr, welches sowohl die Blätter der dichten Baumkronen von ihren Trägern rissen als auch ihr langes braunes Haar umspielte. Ein schöner Tag, nach wie vor. Die selbe Ruhe wie immer lag auf dem Dorf und es sah danach aus, als würde sie sich nun aufmachen können, Wild zu jagen. Gerade drückte sie sich - ein letztes Mal genießerisch seufzend - vom Boden, da wurde sie durch das aufgeregte Jauchzen eines Dorfläufers aus ihrem Vorhaben gerissen.

    "Versammlung! Versammlung am Haupthaus!", verkündete er, offenbar bereits etwas außer Atem und sah die junge Jägerin an. Erst als sie nickte, entfernte er sich und trat in einem lächerlich aussehenden Eilschritt weiter. Doch nur wenige Augenblicke folgten ihre Augen ihm, bevor sie sich aufmachte. Das Wild muss warten.

    Unaufgeregt schlenderte sie in Richtung des Haupthauses, den Dolch in die Holzscheide steckend. Es würde eine Weile dauern, bis das gesamte Dorf versammelt wäre und erfahren würde, was der Grund des spontanen Zusammentreffens war. Doch Merete ahnte es bereits.


    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät.

    Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."



    Der junge Mechaniker war es, der sprach. Offenbar war er in der Stunde des Todes beim Hauptmann gewesen, hatte seine letzten Worte erlebt. Er ahnte Böses vor seinem Tod!, wiederholte Merte die Worte des Bastlers in Gedanken. Wenn der Hauptmann, der ihr und dem Dorffrieden stets ein Freund war, dies vor dem Sterben offenbarte, würde er nicht falsch liegen. Und er würde seine Warnung, so hoffte sie, nicht umsonst ausgesprochen haben.

    Entschlossen trat sie nach vorne, teilte dem versammelten Dorf ihre Bereitschaft mit, Verantwortung zu übernehmen, auch, um die anderen mitzuziehen. Stets auf ihr eigenes Überleben bedacht gab es keine andere Wahl, als sich selbst zu engagieren, ein Teil des Ganzen zu sein, sich auf sich selbst verlassen zu können, um die angekündigte Verschwörung abzuwenden und auch weiterhin in den Genuss dieser reinen Luft zu kommen.

    In tiefen Gedanken besah sich die Fischerstochter die elf Dörfler, die nun neben ihr standen. Wer würde ein geeigneter Nachfolger sein? Zum ersten Mal wünschte Merete sich, die Menschen des Dorfes besser zu kennen.

    Ein kleines Mädchen. Eine Nonne. Doch die wäre wenigstens alt genug. Gläubig war der Hauptmann auch - und es schadete mir nicht. Schnell hatte sie die passenden Kandidaten gefunden. Die Nonne. Der Bauer. Rekon. Die drei der zwölf Dorfbewohner, die sich im richtigen Alter befanden - jedenfalls glaubte sie das. Jede Person, der sie in ihrem Leben vertraute, war älter. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Nur Männer. So fällt die Nonne raus. Alle Personen, denen sie je vertraute, starben. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Der Posten des Hauptmanns ist gefährlich. Wer ihn ausübt, lebt das Risiko. Wer mich kennt, lebt das Risiko. Einen Bauern brauchen wir. Einen zweiten Jäger? Nun, ich müsste mehr arbeiten, mehr jagen. Doch ich würde es alleine bewältigen können.

    Merete erhob ihre Stimme. Sie hatte lange Zeit nicht vor einer großen Menge an Menschen gesprochen, doch war sie nicht schüchtern.

    "Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

    Geändert von MeTa (20.03.2013 um 20:30 Uhr)

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