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The Big Guns
"Was zum...?" Sie blickte dem Kerl noch ein paar Augenblicke lang hinterher, schaute verwirrt nach links und rechts und schnappte sich im Aufstehen ihren Beutel. "Komische Leute laufen rum hier, dachte ich hätte alles gesehen nach diesem merkwürdige Lager, weißt du noch Djángo?" Alle paar noch leicht gehumpelten Schritte schaute sie nach hinten auf ihren mit Frettchen befüllten Beutel, der lässig am Rücken hin und herbaumelte. "Da war diese Grippe oder so, viele Kranke und wir sind durchgereist und ich weiß noch, da war diese gemeine Ärztin - ach wie hieß sie... So 'ne Brünette, weißt du noch? Wie hieß sie - Ness? Stress? Die hat so komische Akzent gehabt, war komische Frau, hat immer andere komische Frau mit komische Augen begrabscht und so und...". Das Gemurmel stoppte kurz, als sie einen Jungen sah, der einen Zettel an die Tür eines Hauses hängte und danach in Begleitung einer jungen rothaarigen Frau irgendwohin rannte. Eine kleine Menschentraube bildete sich dort, das Raunen war groß.
Sie trat zwischen die Menschen und studierte den Zettel. Saugte das dort Geschriebene mit interessiertem Blick auf. Kam dem Zettel immer näher. Sie konnte ihn fast beschnuppern, so nahe stand sie, fühlte ihn mit ihren Fingerspitzen. Die Nachricht war klar. Das dort Geschriebene war...
"Wer hat'n das geschrieben?", sprach sie und drehte sich verwirrt zum Rest um. "Boah. Ez a kézírás nagyon szar!" Sie lachte laut und dreckig auf, lächelte danach mindestens genauso verwirrt wie die Leute sie ansahen. "Das wirklich scheiße Handschrift! Ich meine... ich habe scheiße Handschrift und weiß deshalb genau wie scheiße Handschrift aussieht - aber DAS! Szent szar [Heilige Scheiße!]! Richtig scheiße Ha-", sie bemerkte jetzt, dass die Stimmung eher getrübt war als belustigt. So schnell es ging wich ihr Lächeln einem ernsthaftem Gesicht, die Stimme wurde weniger raspelnd als eben. "Tut mir leid um euer Analbert.", sagte sie mit all der Ernsthaftigkeit, die sie aufbringen konnte (Wer nennt sein Kind Analbert?), nickte kurz und verschwand in die Richtung, in die die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift gelaufen waren. Denn es gab gewisse Sachen, die ihr Interesse geweckt hatten. Und sie wusste: Wenn hier jemand irgendwo krank herumlag und keiner wusste, wie man es behandeln sollte (zumindest ging sie davon aus, war doch die Apotheke dicht), gab es nichts besseres als:
a) Zigeunermedizin
b) teure Zigeunermedizin
"Djángo, ich hab' Idee!", sagte sie und drehte sich zu Djángo, der seinen kleinen Kopf aus dem Beutel hervortat und neugierig fiepte, "Djángo, ich werde hingehen zu Analbert, ich werde sagen 'Guck' Analbert, ich habe Wunderpulver, dies das.' und sage 'Gib' mir 20 Gulden, Analbert, und ich mach' dich gesund.', ich geh' irgendwann weiter, hüpfe auf nächstbesten Wagen und dann treten wir gemeinsam meiner Verwandtschaft in den Arsch. Nekem van félelmetes ötleteket [Was für eine geniale Idee]! Scheiße, ich mach'... wie sagt man? Reichbach. Ich mach' Reichbach, Djángo." Wo waren die beiden bloß hingerannt? Jedes verdammte Gebäude schien auszusehen wie das daneben. Ein kleiner Weg schien hinauszuführen, ein kleines Haus stand einsam und verlassen da. "Ez lesz az, Djángo [Das ist es, Django].", sagte sie, zog sich die Kapuze ihres Leinenmantels tief ins Gesicht und schritt nach mehrmaligem Räuspern auf das Haus zu. Und sie hörte schon förmlich die Kasse klingeln. Wenn sie wüsste wie eine Kasse klänge. Aber sie wusste, wie sich vorstellen könnte, wie eine Kasse klänge.
Ja, das war ein sehr optimistischer Gedanke, der jetzt fürs Erste reichen musste.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 17:00 Uhr)
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