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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

Baum-Darstellung

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  1. #35
    Unmotiviert scritt Noel auf den Dorfplatz zu. Fast die gesamte Bewohnerschaft war hier und drängte sich um eine kleine Bühne. Oh Deus bewahre, so viel Abschaum auf einem Haufen. Nein, das stimmte nicht... er tat den Bewohnern unrecht. Die Menschen dieses Dorfes waren anders. Durch diesen Gedanken motiviert trat Noel aus dem Schatten heraus auf den Platz, hörte sich an, was der grässliche Bengel Tyrell zu sagen hatte.

    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."
    "Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

    "Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

    Die meisten Umstehenden Leute waren in heller Aufregung, Panik machte sich breit. Noel stand nur ungerührt auf dem Fleck, mit den Gedanken gerade ganz woanders. Schmerzhaft umfasste er die Hülle seines Dolches, bis seine Finger rot wurden.
    Das war dieser Kerl also. Als Noel daran dachte, bereute er es, ihn so schnell und ohne notwendige Schmerzen getötet zu haben.
    Das eigentliche Thema war ihm reichlich egal; Was scherte ihn der Hauptmann, was seinen Nachfolger? Das interessierte Noel nicht im geringsten, solange er nur seine Ruhe hatte.
    Plötzlich trat eine junge Frau aus der Masse heraus, Noel kannte sie nicht, sie begann, laut zu sprechen, was die Masse erstummen ließ.

    "Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

    Ein Jäger als Dorfoberhaupt. Noel musste innerlich grinsen, so absurd erschien ihm der bloße Gedanke.

    Kurz darauf brüllte Tyrell wieder etwas über ihre Köpfe hinweg.
    "Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

    Noel fasste sich an die Stirn.
    Anscheinend hatte der Bursche sein Hirn in einer seiner schwachsinnigen Erfindungen verbaut.

    Jetzt war es Rekon, bereits erwähnter Jäger, der sein ungefragtes Wort beisteuerte. Er sinnierte einige Zeit in einem furchtbaren Bauerndialekt über die verschiedenen potenziellen Hauptmänner, bevor er, dem "Herrn" sei's gedankt, endlich zum Ende kam.
    Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..."

    Also das bezweifle ich, es sei denn, er hatte auch in etwa soviel Denkvermögen wie ein in Fuchsurin getränkter Baumstumpf.
    Nicht lachen. Nein. Unterdrück es...

    Nun war es jener Holzfäller reichlich bescheidenen Aussehens, der zum leidwesen Noels zu salbadern begann.
    "Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

    Noel schlug sich mit der Hand klatschend gegens Gesicht.
    Oh göttergesegnete Elfenscheiße, was für ein Haufen unglaublicher Dummköpfe. Das war schon nicht mehr lustig.
    Er wandte sich zum gehen um, soviel schmerzhafte Unzurechnungsfähigket konnte er nicht länger mitansehen, zu angenehm war sein Bild der Bewohner dieses Ortes.

    Du willst schon gehen? Dabei wird es doch gerade spannend?

    Noel wandte seinen Blick hinter sich: Deusexus saß mit wedelndem Schwanz auf dem Platz.

    Wenn man spannend mit zutiefst kopfschmerzerregend gleichsetzt, so stimme ich dir zweifelsohne zu, alter Freund.

    Hm.
    Deus hob mit seiner linken Pfote den Lederrock der braunhaarigen Jägerin an, um grinsend seine Schnauze darunter zu stecken.
    Also wie ich das sehe, gibt es nicht so viele geeignete Anwärter, die diesen Ort in den kommenden Wochen führen könnten. Du musst jemanden wählen, sonst wird man dich behelligen. Wer wird es sein?
    Keine Sekunde, nachdem Deus geendet hatte und Noel im Begriff war, zu antworten, setzte der Wolf nach.
    Das solltest du dir sehr gut überlegen. Immer wieder erschreckend, wie frappierend dein sonst so kalkulierend und rational denkender Verstand aussetzt, wenn es um sie geht.

    Was spricht gegen sie? Ich werde an ihrer Seite sein und sie vor allem Unheil mit meinem Leben beschützen, ihr wird kein Leid geschehen. Luise ist weise, gütig, großherzig und bewandert in der hohen Kunst der Medizin. Was könnte dieser Ort mehr brauchen als einen Schutzengel von so geradezu mordend anmutiger Gestalt? Ja... mit ihr als Oberhaupt könnte dieses Dorf wirklich... schön werden.
    Seelig lächelnd umfasste Noel sein silbernes Amulett.

    *Seufz*
    Noel, willst du ihr das zumuten? Ich sage dir etwas... ohne zu viel zu verraten, mein Freund: Auf dieses Dorf kommen schwere Zeiten zu. Viele Seelen werden erlöschen, Ereignisse, die diesen Ort in seinen Grundfesten erschüttern, bewegen sich auf uns zu. Ein Spiel von unangenehmer Morbidität wird bald beginnen.

    Noel suchte Deus' Blick. Dieser grinste mit den spitzen Zähnen geheimnisvoll, so als würde er etwas wissen. Bevor Noel nachhaken konnte, setzte er seinen Dialog fort.
    Menschen werden sterben und vom Führer Düsterwalds wird man Stärke und schwere Entscheidungen erwarten. Willst du dem Mädchen das aufbürden, Noel? In ihrem Alter und ihrem seelischen Zustand? Ernsthaft, Noel? Im Ernst?

    Noel schloss die Augen und seufzte tief. Verdammt, solche mühseeligen Angelegenheiten hasste er zutiefst.
    ... was soll ich tun?

    Nun... ,
    Deus grinste schelmisch, Wie wäre es, wenn DU dich zum Hauptmann vorstellst, Noel?

    Und wieder ein schmerzhafter Schlag gegen Noels' unschuldige Stirn.
    Mir fehlen die Hände, um mir angemessen an die Stirn zu greifen... wie kommst du jetzt bitte auf diese unsäglich dämliche Idee?

    Denk doch Mal nach... in welcher Position kannst du die Elfe besser beschützen, in welcher Position sie am besten beobachten, die Menschen, die Umgang mit ihr pflegen, kontrollieren? In welcher Position kannst du am besten ihr Vertrauen, ihre Zuneigung, ihre Anerkennung gewinnen? Glaub mir, ich sage dir das, weil ich dich mag, Junge: Bald kann sie jeden Schutz gebrauchen, den sie kriegt. Und du wolltest diesen Ort, ihr Zuhause, doch beschützen, nicht?
    Tu es! Werde Hauptmann. Wenn ich so darüber nachdenke, bist du ohnehin nicht sonderlich beliebt. Wahrscheinlich wählt man dich sowieso nicht, also was hast du zu verlieren? Versuche es, um ihre Anerkennung zu erhalten. Tu es. Werde Hauptmann, Noel.


    Noel sah Deusexus argwöhnisch an.
    Kann es sein, dass du unbedingt willst, dass ich Hauptmann werde? Warum, Deus? Dir ist doch sonst Alles Mutterseelenegal.

    Deus bleckte mit billiger Unschuldsmiene die Zähne, erwiederte aber nichts.

    Tief schmerzvoll stöhnte Noel auf, massierte seine geschundene Stirn.
    Mir scheint, irgendjemand da oben hatte heute einen schwarzen Tag für mich im Sinn... also gut. Wenn du dann dann aufhörst, zu quengeln, Wölfchen.
    Stumm bahnte Noel sich einen Weg durch die diskutierende Masse, wie immer die Hände in den Taschen stieß er die meisten einfach mit der Schulter beiseite.
    Schließlich erreichte er das kleine Holzpodest. Er stieg gerade die Treppen herauf, als der kleine Tyrell ihm entgegenkam.
    "Heeey, was soll denn das wer-"

    Noel packte den Bengel am Kragen und schleuderte ihn leichthändig im hohen Bogen vom Podest, wo er schleifend im Dreck landete.

    Nach wenigen Sekunden richtete sich der Bengel wieder auf und kam geifernd zurück auf die Bühne gestürmt, wirsch die Fäuste umher wedelnd. Noel streckte seinen Arm aus, drückte gegen Tyrells Gesicht und mit einem kleinen Schubser lag selbiger erneut im Schlamm. Offenbar jedoch befand er, dass es diesmal besser war, stumm liegen zu bleiben. Also erhob Noel ruhig das Wort.
    Er wägte die Worte genau ab. Die folgenden Texte bedeuteten ihm rein garnichts, waren vermutlich hundertprozentig gelogen. Doch er konnte es. Er beherrschte das Lügen wie kein Anderer. Eine menschliche Eigenschaft, für die er sich selbst verachtete. Doch sie war fraglos Nützlich. Nach wenigen Sekunden hatten seine Synapsen einen Text gesponnen. Nun musste er ihn nur noch entsprechend an den Mann bringen.
    Noel begann mit einer tiefen Verbeugung.
    "Bürger dieses Dorfes... nein, Freunde, geschätzte Nachbarn... Familien voller Herzlichkeit. Es ist keine Frage, die wir uns stellen müssten, dass uns der Tod des Hauptmannes unsagbar schmerzlich trifft, da, wo es uns alle am meisten quält."
    Noel machte eine Pause, schloss schmerzlich die Augen. Nicht so kurz, um halbherzig zu wirken, aber auch nicht so lang, um gekünselt herüberzukommen.
    "Ich verehrte ihn wie ein junger Knabe seinen Vater verehrt, da er ihm das erste mal die Jagd lehrt. Aus dem Stillen heraus, in der Ferne, und doch verehrte ich diesen Mann. Ihr alle habt zu ihm aufgeschaut, ihr alle kanntet ihn als den bemühten Gesellen, der er nunmal war. Doch ist er vergangen durch die Hand eines unbekannten Verbrechers, der uns allen zutiefst schaden möchte."
    Er legte genau die richtige Portion Schmerz in seine Aussage. Irgendwo tief in Noel drinnen gab es einen Teil von ihm, der ihm dafür applaudierte.
    "Dunkle Zeiten kommen auf unser schönes Düsterwald zu, es mag sein, dass dieses Meer aus undurchdringlicher Finsternis eine Insel rettenden Lichtes benötigt. Wer könnte diese Insel, der Nachfolger des Hauptmannes sein? Wer die Bürde tragen, uns alle zu schützen, unsere Kinder zu wahren, unseren Frieden zu ehren? Wir haben Vorschläge..."
    Noel ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Zuerst beäugte er den Jäger Rekon.
    "Rekon, du mutiger, stets arbeitender Geselle. Merete, meine junge, erfahrene Freundin. Ross, du Bildnis eines ehrvollen Familienvaters.

    Ihr alle seid unverzichtbare Teile dieser Gemeinschaft, großartige Personen, oh ja. Wir wissen das. Wir schätzen euch. Und doch frage ich mich... sind diese vier in der Lage, das Kommende zu schultern?

    Ich frage euch voller Besorgnis, ob ein mutiger Jäger, ein starker Bauer oder eine erfahrene Kämpferin in der Lage ist, uns alle, unsere allerheiligsten Kinder, die, die wir lieben, vor jeder Berohung zu schützen? In dunkelsten Stunden einen kühlen Kopf zu bewahren, ist die geistige und körperliche Reife für diese fordernste alle Bestimmungen vorhanden? Ich weiß es einfach nicht, Freunde... ich weiß es nicht und ich bin unsicher, ja ängstlich gar ob dem Schicksal, dass unserem Zuhause droht, unser aller Zuhause."


    Mit geknicktem Blick ließ Noel seinen roten Schopf hängen. Die Menge vor ihm war vollkommen still, niemand wagte zu atmen. Er hatte sie.
    Nicht grinsen. Verkneif es dir. Nicht grinsen.

    Noel vollführte eine weitere, tiefe Verbeugung.
    "Ich weiß, ihr herzensguten Menschen, ich, Noel De'Chrones'Tulem, meines Zeichens bemüher Bibliothekar, war bisher nicht besonders aufgeschlossen euch gegenüber. Gar feindseelig erschien ich wohl dem ein oder anderem. Dies betrübt mich zutiefst, doch zu groß meine Unsicherheit, akzeptiert zu werden, war ich doch immer ein Ausgeschlossener..."
    Noels Augen wurden leicht feucht. Er wusste, Tränen wären zuviel, aber feuchte Augen, ja, das wirkte wie Drachenfeuer in heiße Butter.

    "Ich will euch nicht bitten, mir zu verzeihen oder mir gar einfach euer Vertrauen zu schenken... wie könntet ihr auch? Doch es gibt für mich so Viel aufzuholen, so viel wieder gut zu machen... ich möchte die Chance ergreifen und ein Beschützer für dieses Dorf werden. Ich möchte euch beschützen.

    Und nun kam sein Overkill. Noel kniete sich mit einem Bein auf den Boden, legte seine Stirn tief auf das harte Holz der Bühne.

    [COLOR="#B22222"]"Ich bitte euch zutiefst, ihr seeligen Menschen Düsterwaldes... ich bitte euch, gebt mir diese Chance, mich als liebender Bewohner dieses Paradieses zu beweisen, und ich werde euch, so habt ihr mein heiliges Wort, nicht enttäuschen. Ich werde diese Dorf vor unheil bewahren mit jedem Mittel, dass mir möglich ist. Ich werde euer Schutzengel sein, meine Kraft werde ich beziehen aus euren Hoffnungsvollen Blicken.

    Darum nominiere ich mich, Noel, hiermit zum Nachfolger eines unersetzlichen Hauptmannes.
    In der unerschöpflichen Hoffnung, dass ihr es mir gleichtut."

    Nach einem bedeutungsvollen Schweigen verließ Noel stumm die Bühne. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch innerlich feierte er ein Gelächter auf sein Selbst.
    Das war wirklich ein großartiges Theaterspiel. Ich habe Nichts verlernt. Lasst uns sehen, ob diese Narren darauf eingehen.

    Geändert von Holo (21.03.2013 um 14:20 Uhr)

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