Seite 4 von 4 ErsteErste 1234
Ergebnis 61 bis 68 von 68

Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

  1. #61
    Tyrell nahm seine Hand weg und schaute ermüdet zu Luise hinüber. "Nett, für dein Angebot... ja klar, warum nicht... ich habe sowieso noch nicht viel gegessen..." "D-das ist schön, w-wirklich toll!", antwortete Luise anscheinend erleichtet. Wieso, wusste er nicht. Wieso sollte er ablehnen? Er war am schwächeln und hatte kaum noch was gegessen. Zu chaotisch verlief de Tag für den ansonstig geregelten Ablauf. Alle standen noch eine ganze Weile dort und beobachteten den weiteren Ablauf der Wahl. Viel passierte allerdings auch nicht mehr, Ross wurde zum Hauptmann ernannt und großartige Einwände gab es nicht. Alle machten sie auf, um wieder etwas Alltag in ihr Leben zurückzubringen.

    Tyrell, Konrad und die neu aufgenommene Lumi, sowie Luise und andere Leute bewegten sich zu der hierigen Taverne. Fröhliches Zusammenspiel fand innerhalb dieser Wände statt, als wären alle Sorgen dieser Welt weggeblasen. Doch das Unheil, welches das Dorf heimsuchen sollte... das hätte sich keiner von ihnen ausmalen können. Wenige Stunden davor wirkte alles so friedlich...

    Geändert von Ligiiihh (21.03.2013 um 23:26 Uhr)

  2. #62
    Der kleine Hunger war gestillt, doch der große Hunger folgte sofort und ohne Erbarmen. Auf dem Weg zum Wirtshaus tappste, klapperte und rummste Patricia durch ein Dorf, welches von Bärenstimmung ergriffen war.
    Der Hauptmann war anscheinend hinüber und nun musste ein neuer her und alle wählten den Holzfäller (Fäller (R.F.)). Der war okay und gehörte zu den wenigen Leuten, die Patricia auch außerhalb des Dorfs manchmal antraf.

    Geändert von WeTa (21.03.2013 um 23:04 Uhr)

  3. #63
    Das Dorf hatte sich für einen neuen Hauptmann entschieden, Ross Fäller sollte es sein. Man ging mit dunklen Vorahnungen zu Bett, die nicht unbegründet waren, denn das Böse wurde tätig.


    Die Nacht beginnt und dauert bis Sonntag 12h, oder bis alle Nachtrollen sich entschieden haben.


  4. #64
    Die Debatte um den nächsten Hauptmann ging weiter, Ross hatte bislang sehr gute Aussichten, es zu werden, was Brunhilde sehr zusagte. Allerdings mischten sich unter die Hauptdebatte immer mehr kleine private Gespräche, aber das war eigentlich bei jeder größeren Versammlung früher oder später der Fall. Ihr Blick streifte gerade Konrad und das fremde Mädchen, die zum Dorfbrunnen gingen. Bei diesem Anblick und unter Beachtung, dass es bereits sehr spät war, fragte sich die Wirtin, wo das junge Ding denn heute Nacht oder auch für länger überhaupt zu schlafen gedenke. Kaum einer der Dorfbewohner hatte noch ein Bett geschweige denn ein Zimmer für solche Fälle frei und unter freiem Himmel zu nächtigen kam ob der doch noch sehr kalten, teils frostigen Nächte absolut nicht in Frage. Wenn nur ihre Gästekammer nicht gerade belegt wäre…
    Moment, der Medicus, -Schande über ihn!- schien geflohen zu sein, oder von einem göttlichen Gericht vom Erdboden getilgt- ihr war es eigentlich einerlei. Genaugenommen war er ihr tot sogar lieber, da das Recht dann besagen würde, dass ihr alle seine hinterbliebenen Güter im Gasthaus gehörten- Gott vergebe ihr diese Gedanken. Aber vor allem war die Kammer frei und sie könnte das Mädchen fragen, ob es bei ihr schlafen wöllte. Als Gegenleistung kann sie ihr ja zur Hand gehen, im Wirtshaus und den Ställen gibt es immer mehr als genug zu tun. Apropos… Mit einem lauten *Patsch* knallte ihre linke Handfläche gegen die Stirn. Da hatte sie in all dem Aufruhr glatt vergessen, die Schankstube herzurichten und alles vorzubereiten. Dabei musste sie das Wirtshaus schon bald öffnen. Auf keinen Fall würde sie riskieren, in den Ruf zu gelangen, nicht püntklich zu öffnen oder ihr Wirtshaus nicht in astreinem Zustand den Gästen zu präsentieren. Und sie hatte das Gasthaus nichtmal abgeschlossen, sondern nur Rüdiger davor postiert. Diesen Meter verflohte Verfressenheit, der selbst vor seinem eigenen Schatten flieht. Sie könnte vollkommen ausgeraubt worden sein… Vielleicht total erledigt…!
    Rasch lief die Frau zu ihrem Wirtshaus, vor welchem Rüdiger an gleicher Stelle lag, wo er zurückgelassen wurde- völlig regungslos. Vorsichtig stieß Brunhild ihm ihre Schuhspitze in die Seite, ein dumpfes Jaulen war die unzufriedene Antwort.
    “Wäre auch zu schön gewesen…“, murmelte sie in sich hinein, als sie auch schon eiligst in die Schankstube lief, den Besen aus der Ecke nahm und begann, durchzukehren, danach die Stühle herunterzustellen und über alle Tische und vor allem den Tresen zu wischen. Dann entfachte sie ein Feuer im Ofen und eilte noch mit dem glimmenden Anzündholz in der Hand zur Gästekammer. Dort zog sie das alte Bettzeug mit einem raschen Zug ab, klemmte sich noch die dagebliebene Reisetasche des Medicus’ unter den Arm und schmiss alle in Windeseile in eine Ecke ihrer oberen Zimmer. Ebenso schnell ward ein frisches aus dem Schrank geholt, wieder nach unten gesprungen oder eher gestolpert und das Bett neu bezogen. Hastig riss sie die Fenster auf, kehrte noch einmal durch die Kammer und besah sich dann alles prüfend. Für’s erste musste das reichen, sie konnte ja morgen noch einmal perfekt nachrichten. Die Kammer wurde verschlossen und sie begann in der Schankstube hastig ein paar Krüge vorsorglich schon einmal mit Bier zu füllen. Gäste würden auf jeden Fall kommen, es kamen immer welche.
    Just beim dritten abgezapften Bier betraten Konrad, Peter und das blonde Mädchen den Schankraum. Alle Hast war bei ihr vergessen, als sie die drei mit einem strahlenden “Immer hereinspaziert die Herren und die Dame! Peter, hat man dich wirklich mal von Weib und Herd weglocken können, warst ja schon ewig nicht mehr hier… und setzte den dreien jeweils einen Bierkrug vor die Nase.
    Die gehen aufs Haus, dem verblichenen Hauptmann zu ehren…, meinte sie mit einem kurzen Blick auf die Fremde, ehe sie ihr schlicht zulächelte und gerade nach ihrem Namen und ihren Plänen hier im Dorf fragen wollte, als auch schon Patricia die Schankstube betrat. Mit breitem Lächeln empfang sie auch diesen oft gesehenen Gast:
    Meine gute Patricia, schön Dich zu sehen, setz Dich nur, setz Dich nur, ich bring Dir gleich was zur Erfrischung und was Ordentliches für den Magen…
    Geschwind wurde ein neues Bier abgezapft und vor der imposanten Erscheinung abgestellt, und alsbald wuselte Brunhild schon zurück hinter den Tresen, um die nunmehr bereits leeren Krüge aufzufüllen und danach in der Vorratskammer nachzuschauen, was sich für Patricia eignete. Mit einigen gut abgehangenen Würsten, einem halben Laib Käse und einem Kanten Brot beladen trat sie wieder heraus, schubste den neugierig-sabbernden Rüdiger unwirsch zur Seite und präsentierte die Speisen auf einem ausladenen Holzbrett. Dass Patricia sich um’s Fasten Gedanken machte, durfte mehr als angezweifelt werden, sonst hätte sie bereits an früheren Abenden protestiert.
    So verging die Zeit und die grauen Gedanken an das Verscheiden des guten Hauptmannes hatten neben der Schankroutine kaum Platz, auzukeimen, und wurden entgültig verdrängt, als die Wirtin gerade an Konrad vorbeischritt, um Patricias nunmehr zum zweiten Mal geleerte Platte mitzunehmen.
    [COLOR=“#DAA520“] "Oh süße Göttin des edlen Hopfenbräus! Du Engel unter den Malzerinnen!" [/COLOR], Konrad erhob seine vierte Maß schwungvoll und prostete Peter zu, dann ging er vor Brunhild auf die Knie und griff nach ihrer Hand. "Hört mich an! Eine Erscheinung traf mich heut, wie sie dem edlen Franziskus einst erschien - und doch handelt es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Bettler, nein, eine Zarentochter, mittellos und von aller Welt und allem Glück verlassen trat in unser Dorf ein um uns mit ihrer Anwesenheit zu beglücken. Nun, vermögt ihr verehrteste Schankmaid und wohlgerundete Venus nicht nur süßen Nektar auszuschenken - eine Bettstatt und ein wenig Essen um diese Augen zum strahlen zu bringen, mehr braucht es nicht. Ihr würdet mich damit sehr glücklich machen - und damit ihr ihre Anwesenheit nicht als Last empfindet werde ich doppelt so hart arbeiten um eure zarten Hände vor jedweder Arbeit zu schonen."
    Drauf küsste er die vom Spülwasser aufgeweichten Wirtinnen-Hände so hingebungsvoll, das es einem allein schon vom Hinsehen die Schamesröte ins Gesicht trieb.
    Bei Brunhild selbst war dies mehr als der Fall. Mit geweiteten Augen und einem Mund, der immer wieder auf und zu ging, weil sie nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Eine niegekannte Wärme breitete sich von der geküssten Hand aus in Windeseile in ihrem Körper aus, sodass sie das Gefühl hatte, sich mitten in einem Schmelzofen zu befinden. Schnell und unregelmäßig pochte ihr Herz gegen die sich rasch hebende und senkende Brust und ihr war, als würde sie gleich ohnmächtig werden.
    Doch just das war es, was sie wieder zur Besinnung kommen ließ- wie könnte sie sich je erlauben, während der Ausschankes ohnmächtig zu werden, weil ein trunkener Jungspund kniend ihr Worte wie Honig zusprach in Verbindung mit einem Handkuss, der jede Burgherrin hätte neidisch werden lassen. Und eigentlich genau das war, was sich Brunhild von Konrad erhofft hatte- vielleicht ohne die Trunkenheit, aber besser als garnichts. Auch dieser Gedanke wurde gleich verbannt; was war denn auf einmal los, dass sie sich während der Arbeit so vollkommen vergaß?
    Da sie wie eingefroren dastand und 10 Augenpaare auf ihr lagen (Rüdigers nur, weil er sich erhoffte, dann Patricias Platte abschlecken zu dürfen), entzog sie ihre Hand Konrads griff, rieb sich vergessen mit der anderen über die geküsste Stelle und meinte:
    “Ähm…nun, ja, natürlich kann das junge Fräulein hier bleiben…äh ja. Ich habe die Gästekammer bereits für Dich hergerichtet, weil ich auch schon daran dachte- ähm…Mädchen, ja…komm, komm am besten mal mit, dann zeige ichs Dir und Du kannst Dich gleich zu Bett begeben, wenn Du magst…“
    Mit einem Kopfnicken wies sie die blonde Fremde an, ihr zu folgen, führte sie zu der Kammer, erklärte ihr fahrig alles Notwendige und händigte ihr schließlich den dazugehörigen Schlüssel aus. Die Wirtin kam zurück in die Schankstube, in der die beiden Männer am Tresen bereits ihre nächste Runde forderten und Patricia ebenfalls schon ungeduldig wartete. Rüdiger war zu ihr getrottet und sabberte fiepend auf ihren Rocksaum, während Brunhild noch immmer bzw. wieder über ihre Handfläche strich.
    Das würde auf jeden Fall eine lange, lange Nacht für sie werden…

    Geändert von Mephista (22.03.2013 um 12:26 Uhr)

  5. #65
    Still entkleidete sich Noel und warf sich auf sein Bett, zog die schwarze Satindecke über den blassen, vernarbten Körper. Es war stockdunkel in seiner kleinen Hütte. Durch die schwarzen Vorhänge konnte man schon des Tages kaum etwas sehen, doch Nachts war es beinahe pure Finsternis.

    Noel lag auf der Seite und hielt sein silbernes Amulett in der einen Hand, während er es mit der Anderen streichelte wie ein lebendes Wesen. Sein Körper zitterte, obgleich der wärmenden Decke und der junge Mann fühlte sich innerlich wie tot.
    Vor dem Bett auf dem Fußboden lag Deusexus, welcher ihn schweigend mit verdrieslicher Miene beäugte.

    Noel drückte das Amulett an sich und flüsterte etwas, seine Stimme bebte.
    Es war ein Singsang.



    "Kleine Elfe, hast du mich gesehen?
    Kleine Elfe, willst du zum Flusse gehen?

    Kleine Elfe, lächelst hell da wie das Licht.
    Kleine Elfe, streichle dein Gesicht.

    Kleine Elfe, tanzt im Wasser galant,
    Kleine Elfe, hast mich Bruder genannt

    Kleine Elfe, unsere Liebe ist so rein.
    Kleine Elfe, lass ewig uns zusammen sein."




    Noel weinte nicht, da brauchte es mehr, als so eine wahrscheinlich nur eingebildete Missachtung seitens Luise. Aber immerhin schluchzte er stumm, und offenbar reichte dies, damit sein pelziger Freund sich Sorgen um ihn machte.

    Nun reiß dich mal zusammen! Eine Hauptmannwahl, gute Güte. Du führst dich ja auf wie ein kleines Kind, was ist denn heute bloß Los mit dir?!


    Noel lag mit dem Rücken zu Deus, und natürlich drehte er sich nicht, als er ihm flüsternd antwortete.

    "Deus... beantworte mir eine Frage.
    Habe ich es nicht verdient?
    Habe ich nicht die Zuneigung eines einzigen Menschen verdient?

    Ich habe jahrelang diese schrecklichen Parasiten gemordet... jeden Abend war mein ganzer Körper voll mit dem Blut dutzender Menschen. Habe ich es nicht verdient, auch endlich etwas Ruhe zu finden?!"


    Der Wolf antwortete nicht. Noel wollte auch gar keine Antwort von ihm, dessen waren sich beide bewusst.
    Er legte seinen Kopf auf die Pfoten, es war ein langer und ereignisschwerer Tag. Morgen würde es beginnen, das morbide Spiel der Deuses'. Hoffentlich, so dachte Deus, würde sein Schützling nicht als Erster fallen.

    Noel drückte das Amulett an seinen Kopf, genoss die metallische Kälte auf seiner heißen Wange, immer noch das Lied summend und zitternd schlief er unruhig ein mit dem Bild von roten Strähnen im Kopf.

    Geändert von Holo (22.03.2013 um 01:18 Uhr)

  6. #66
    "Die gehen aufs Haus, dem verblichenen Hauptmann zu ehren."
    "Ihr trinkt doch sicherlich auch auf den verehrten Hauptmann, nicht Brunhild?"
    Natürlich tranken alle auf ihren braven verblichenen Hauptmann.

    "Und noch einen auf die Gesundheit von Lumi-Zarentochter hier. Trinkt Leute, die Rechnung heute Abend nach der ersten Runde geht heute auf mich."
    Wie Lumi gesagt hatte - Essen für lau ließ man sich nicht zweimal sagen.
    "Und auf Peter, den Prachtkerl, einer der wenigen in diesem Dorf bei dem man weiß, was man an ihm hat."
    Auf Peter!
    "Und einen auf den alten Kirschbaum, möge er noch 100 Jahre dort stehn!"

    Auf den Kirschbaum!

    [...Es folgt der leidenschaftliche Handkuss...]


    Konrads Geldbörse war merklich schnell leer geworden, dafür stieg die Stimmung im Wirtshaus bei jeder Runde die er ausgab um einiges an. Als Konrad die Stimme wieder erhob blickte er Brunhild verheißungsvoll und lange in die Augen.
    "Und..." Leckte sich über die vollen Lippen. "...noch einen..." Legte den Kopf auf seine Hand, während sein aufgeschnürter Hemdsauschnitt einen großzügigen Blick auf die festen, geschmeidigen Muskeln freigab. Eben als Brunhild die fünfte Maß zapfte, beugte er sich über den Tresen und fuhr mit dem Zeigefinger seiner freien Hand den Rand ihres heruntergerutschten Schürzenträgers nach und zog ihn mit einem Zwinkern wieder an die richtige Stelle. "einen für das Beste... zum Schu... uhuss." Dann fiel sein Blick in ihr Dekollté.

    Und nur einen Wimpernschlag später auf den treuen Schäferhund Rüdiger, der sich nun an sein Bein drückte.
    "... und zwa..~haaar.. einen auf... Rü-rü-rüdigaaa..~har. Weil ... er ~aaalles richtig macht, die treue Seele. Sie säen nicht und er ernährt sie doch, hm? N' Hund müsste man sein. An eurem Kachelofen liegen, verehrte Wirtin, den goldenen Stimmen der holden Maiden lauschen die sich hierher verirren und keine Sorgen haben, als den besten Sonnenplatz zu finden. Jaah... das wär schon was." Konrad ging auf die Knie, nachdem er umständlich vom Stuhl geklettert (und halb gefallen) war, kraulte Rüdiger hinter den Ohren und streichelte ihm über den Bauch, bis dieser vor Wohlbehagen anfing leise zu brummen wie eines der aufgezogenen Spielzeuge von Tyrell.
    "Was hälst du davon Lumi, du und Django und ich und Rüdiger, hm?" "Wie meinen?" Seine einzige Antwort war ein breites vorfreudiges Grinsen, das ihn einige Jahre jünger (und um einiges weichbirniger) wirken ließ. "Wir lassen es uns gut gehen Rüdiger, du alte Wurst.", murmelte er dem Schäferhund liebevoll zu, der leise und erwartungsvoll japste und ihm einmal übers Gesicht schleckte.

    ~*~

    Konrad stand nach den 5 Bier zwar nur noch auf halbwegs festen Beinen, es gelang ihm aber noch in der Speisekammer ein besonders lang eingelagertes Bier aufzutreiben.
    "Adalbert krank, Tyrell krank, Noel beißt wie ne Zecke und der Hauptmann ist tot. Wenn ich Ostern noch erlebe - das wär'n Wunner." Was musste er wohl tun um Brunhild dieses kostbare Fässchen abzuschwatzen? Er war ganz gut im Geschichten erzählen, immerhin hatte er ein Gedächtnis wie ein Eisenholzbaum seine Rinde. Würde er wohl mal nachsehen, was seine hochverehrte Arbeitgeberin so tat. "Wenn ichs mir nu recht bedenk, kann ich froh sein wenn ich hier wegkomm bevor mich irgendwer verheiratn will tun. Luise braucht mich ja nu nich mehr - sie hat ja Tyrell. Bei meinm Barte. Nu ich kann nich lesen, nich - egal was für Briefe die mir hinnerherschniggn, kann mir nu egal sein. Kann die ja nicht lesn, nich." Er wirkte höchst zufrieden über dieses ausgefuchste Detail seines "Fluchtplans". "Und wenn i nich lesn kann, sag ich Bruni einfach ich hätt gedacht dassei das Fass dassi nur fürs Restbier hernimmt. Kann ja nich lesn tun." Ein Hammerschlag, ein Bierhahn flugs aufgedreht, ein voller Krug zur Güte. "Prost, Konrad, du alter Hund, du. Auf dich. Mögen dir deine Locken nie ausfallen. Prost du Teufelskerl."

    Das (ein wenig leichter gewordene) Fäßchen sorgsam unter einen Arm gepackt und aus Gewohnheit eine feine Wurst für Rüdiger eingesteckt, stromerte der Lockenkopf los und schlingerte zurück in den Schankraum, wo er sich am warmen Kachelofen ausstreckte wie ein fauler Braunbär und sich wohlig die Brust kraulte. "Wenn wir die Banditen im Wald finden könnten... auf die ist ein Kopfgeld ausgesetzt, wisst ihr?" "Kopfgeld?" "Aye, Kopfgeld. Damit könnte man sicher was machen." "Wenn man den Kopf hat, klar. Aber woher solln wir den Banditenkopf kriegen - bevor die Banditen aus uns Gulasz machen? Dumme Plan, Dummkopf."

    "Nur noch nicht ganz... ausgereift... wir könnten ja den Wyrm zu ihrem Versteck.. locken. Der macht das dann schon für uns.", murmelte Konrad schläfrig und spielte mit Rüdiger, der neben dem Ofen lag das "erschieß mich"-Spiel. Der Hund hob aber immer schneller als er die Pfoten... als Konrad zum vierten Mal "getroffen" zu Boden fiel war es das letzte an was er sich erinnerte. Irgendwie war er aber in seine Werkstatt in der Apotheke gekommen. Irgendwie nur mit dem Kopf voraus in einem Korb voller Lavendel. Und Fuchsbaby. "Ein Hund müsste man sein", seufzte er glücklich und zufrieden mit sich und der Welt und dem Bauch voller Bier und dem Mund voller Fuchsschweif.

    Geändert von Viviane (22.03.2013 um 13:45 Uhr)

  7. #67
    Unsicher drückte Viktoria Luise noch immer die Hand, als sie merkte das Luise sichtlich nervös wurde, während die beiden den vollen Dorfplatz betraten.
    Konrad lief auf die beiden Mädchen zu.
    Er begrüßte Viktoria höflich und sie lächelte ihm freundlich zu als er schließlich zu Lusie sagte: "Luise... es ist etwas passiert"
    "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin.", stammelte Lusie ihm als Antwort zu.
    Viktoria neben ihr schüttelte den Kopf langsam hin und her. Es schien für sie noch immer unbegreiflich, dass Luise das denken konnte.
    Während Konrad Luise als Antwort in ihren Mantel wickelte und sich mit ihr an den Brunnenrand setzte.
    Plötzlich huschte ein glühendes Licht über den Wald hinweg.
    „Hast du das Feuer gesehn, Konrad!“ „Das war eine Schnuppe, nicht?“ „Nein, das war der Wyrm, aus dem Wald, der Feuer gespeit hat.“ Konrad lächelte den beiden zu: „Ich denke, es war ein himmlisches Zeichen, das unsrem guten Hauptmann den Weg zeigen soll. Ihr betet heute abend für ihn, ja?“ "Ja, das machen wir!"
    Viktoria blickte noch einen Moment lang gedankenverloren in den Himmel und dann zurück zum Dorfplatz.
    Gerade als sie überlegte, wen sie zum Hauptmann wählen sollte, sagte Konrad zu ihr, :"Was denkst du, was es wirklich war?"
    Sie sah ihn an. Einen Moment lang schien sie zu überlegen und es nicht recht zu wissen.
    Schließlich antwortete sie, :"Ich weiß es nicht, aber irgendwie macht es mir ein mulmiges Gefühl. Ich denke ebenfalls, dass es ein Zeichen für uns ist, aber wer sagt uns das es ein positives ist?"
    Sie starrte wieder auf die Menschen die auf dem Dorfplatz standen und sich darum stritten, wer heute zum Hauptmann gewählt werden sollte.
    Schließlich beschloss sie innerlich sich aus dem ganzen Streit heraus zu halten und sich zu enthalten. So wie sie es fast immer tat. Sie wollte lieber unauffällig bleiben und sich nicht zur Schau stellen, indem sie am Ende jemanden wählte der den meisten des Dorfes nicht gefiel.

    Am Abend dieses Tages machten sich die anderen Dorfbewohner auf den Weg um im Wirtshaus noch etwas zu essen.
    Viktoria nutzte die Gelegenheit um unbemerkt nachhause zu laufen, wo ihre Mutter schon auf sie wartete.
    "Wo warst du so lange?!", fragte sie streng.
    "Weg", antwortete Viktoria nur, weil sie keine Lust hatte ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Ihre Mutter hatte also nicht mitgekriegt, was passiert war. Sie hatte nicht mitbekommen, dass der Hauptmann vergiftet wurde, ihr war nicht aufgefallen das der Dorfplatz voll gewesen war, weil dort der neue Hauptmann gewählt worden war.
    Viktoria rannte in ihre Kammer und schloss die Tür hinter sich.
    "Viktoria Valeria von Eichenstein!", brüllte ihr ihre Mutter hinterher und lief ihr nach.
    "Hast du so schlechte Ohren?! Ich habe dich gefragt wo du dich den ganzen Tag herum getrieben hast?", sie glühte fast vor Wut.
    Viktoria gab ihrem Hund, der auf ihrem Zimmerboden lag ein paar Brutkrummen aus der Hand. Er leckte sie auf. "Ich war auf dem Dorfplatz."
    "Was macht eine junge Frau wie du auf einem Dorfplatz?! Viktoria Valeria das geht zu weit! Ich möchte das du tagsüber deine Arbeit erledigst in der Schneiderei, die nun schon seit 5 Generationen in der Familie der von Eichensteins geführt wird! Ich habe dich gebeten deine Arbeit ernst zu nehmen. Ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt?!"
    "Haben wir auch, Mutter", entgegnete Viktoria kleinmütig.
    "Gut! Dann möchte ich das du das tust und dich nicht zum Vergnügen auf dem Dorfplatz herumtreibst."
    "Okay", nickte Viktoria.
    Ihre Mutter haute die Tür hinter sich zu.

    Viktoria legte sich ins Bett und weinte, wie so oft. Es war einfach zu viel. Sie vermisste ihren Vater in den Momenten. Ihre Mutter verbot ihr alles woran sie Spaß hatte. Es gab nur eine Sache die sie ihr nicht verbieten konnte!
    Viktoria erhob sich wieder, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zu ihrem Schrank. Dort hatte sie ihre Lockenwickler versteckt. Sie drehte sie mit viel Geduld in ihre glatten braunen Haare. Während die Lockenwickler in ihren Haaren steckten schlüpfte sie, nachdem sie sicher gestellt hatte, dass ihre Familie schlief, in ihr rotes Kleid mit den Schleifen. Das schönste Kleid was sie besaß.
    Sie schmierte sich das grüne Färbemittel in das inzwischen gelockte Haare.
    Dann setzte sich die weiße Halbmaske auf und schlich aus dem dunklen Haus in den Garten um durch den Wald zum Wirtshaus zu laufen. Dort war die Stimmung bereits gehoben. Viktoria schlich sich zur Hintertür und das so das niemand sehen konnte woher sie gekommen war.
    Dann lief sie durch diesen Eingang auf die große Fläche innerhalb des Wirtshauses, in der sie jeden Abend auftrat.
    "Die rote Viola!", rief sofort jemand aus dem Publikum.
    Viktoria scherte sich nicht darum, sie begann einfach zu singen und ließ alle Gefühle des heutigen Tages in ihre Stimme einfließen.
    Die Traurigkeit von Luise die sie zutiefst bewegt hatte, sie mochte sie, hatte sie lieb gewonnen und wollte gerne eine Freundschaft mit ihr aufbauen. Die Wahl des Hauptmanns, den Schock darrüber, dass der alte Hauptmann tot war. Die Wut auf ihre Mutter.
    All das floß in ihre Stimme und ließ diese aufbeben. Niemand erkannte sie, niemand wusste, dass es die langweilige Viktoria Valeria von Eichenstein war, die auf der Bühne stand und mit all ihren Gedanken sang. Die nun vollkommen abwesend war und in der Musik war. Die gerade nicht sie selbst war.
    Als sie ihre Stimme ruhiger werden ließ und sich nach dem letzten Ton verbeugte applaudierten die Menschen für sie.
    Sie lächelte, dann rannte sie einfach hinaus. Raus in den dunkelen Wald und nachhause. Ob ihr jemand hinterherrannte bekam sie nicht mehr mit.
    Sie war mit den Gedanken bereits zuhause, wo ihre Mutter nicht merken durfte, dass sie weg war.
    Sie wusch ihre Haare in dem Regenauffangbecken vor dem Haus aus, lief hinein, zog ihr Kleid aus und kämmte ihre Haare, solange bis sie wieder glatt und langweilig von ihrem Kopf hingen. Dann legte sie sich ins Bett.
    Sie fühlte sich gut! All ihr Ärger war vergessen, denn sie hatte es in das Lied des kleinen Elefanten gesteckt, was sie als 7-jährige von ihrem Vater gelernt hatte.

  8. #68
    Luise war froh, eine Möglichkeit zu haben, Tyrell für seine Bemühungen zu entschädigen. Außerdem hob es ihre Stimmung, dass er ihr offensichtlich nicht böse war.
    Sie glaubte noch immer, dass er einen guten Hauptmann abgegeben hätte.
    Nachdem die Hauptmannsentscheidung also auf Ross gefallen war, gingen beide zu Luises Haus, wo zu allererst Tyrells wohlverdienter Tee gekocht wurde.
    Auch das Essen war schnell zubereitet, und so standen schon bald dampfender Getreidebrei und ein wenig Gemüse auf dem Tisch.
    Konrad schien heute, wie so oft, seinen Abend in der Taverne zu verbringen und Adalbert war zu schwach um aufzustehen, weshalb er seine Mahlzeit in seinem Bett zu sich nahm.
    Aus diesem Grund waren Luise, Tyrell und der friedlich an etwas Dörrfleisch knabbernde Fuchswelpe Kürbis alleine in der kleinen Küche.

    Nach dem Abendessen schlug Tyrell vor, sich dem bunten Treiben in der Taverne anzuschließen.
    Etwas mulmig war Luise dabei zu Mute, immerhin geziemte es sich für ein so junges Mädchen eigentlich nicht, zu so später Stunde das Haus zu verlassen und einen solchen Ort aufzusuchen. Einen Ort mit vielen, lauten Erwachsenen.
    Aber irgendwie widersprach sie dem jungen Bastler nicht und so fand sie sich bald vor der Eingangstür zum Gasthaus wieder. Drinnen herrschte lebhaftes Treiben. Luise hörte Konrads ungewöhnlich laute Stimme bis nach draußen. Und sehr lautes Lachen. Irgendwie gefiel ihr das nicht. Hoffentlich würden die ganzen Erwachsenen nicht wieder die ganze Zeit Scherze machen, die Luise nicht verstand...
    Als sie das Wirtshaus betreten hatte, stellte sie sich erstmal scheu in eine Ecke, wo nicht allzu viele Leute vorbeikamen. Tyrell war bald anderweitig beschäftigt und sonst wurde sie von niemandem angesprochen. Nicht mal Konrad schien bemerkt zu haben, dass sie hier war. Er schien aber auch sehr damit beschäftigt zu sein, das fremde Mädchen mit dem kranken Auge und die freundliche Brunhilde zu unterhalten.
    Luise fühlte einen Stich im Herzen. Konrad war immer wie ein großer Bruder für sie gewesen. Ein ältere Junge, der stets gut gelaunt war, sie manchmal gerne neckte aber auch immer ein offenes Ohr für sie hatte. Ein netter Junge.
    Doch in diesem Moment wurde ihr schmerzlich bewusst, dass er kein Junge mehr war. Er war ein Erwachsener. Und früher oder später suchte sich jeder Erwachsene einen anderen Erwachsenen. Um den Rest des Lebens miteinander zu verbringen.
    Luise fühlte einen Stich im Herzen. Niemals hatte sie daran gedacht, dass Konrad sie jemals verlassen würde. Dass er immer für sie da sein würde. Aber nun, da sie ihn hier sah, taten sich in ihr Zweifel auf. Sie war unsichtbar für ihn. Er hatte nur Augen für die anderen Erwachsenen. Und das war doch in Ordnung. Wer war sie, dass sie ihn aufhalten sollte? Dankbar sollte sie ihm sein, dafür dass er ihr so viel half und sie immer umsorgte.
    Dennoch... selten zuvor hatte sich Luise so fehl am Platze gefühlt wie in diesem Augenblick.
    Sie dachte schon daran, das Wirtshaus heimlich und still zu verlassen. Doch ehe sie diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, betrat jemand den Schankraum... und einen Moment lang stockte es Luise den Atem.
    Jemand im Raum rief aufgeregt: "Die rote Viola!"
    Doch es war nicht das auffällige rote Kleid, welches Luise zuerst ins Auge sprang. Es war nicht die auffällige Maske, welche das wahrscheinlich sehr hübsche Gesicht halb bedeckte.
    Es war das Haar. Das wundervolle, glänzende, seidige Haar, in einer so himmlischen Farbe. Wie das Grün eines Baumes im Sommer.
    Und ehe Luise schmerzlich an ihr eigenes, schreckliches rotes Haar erinnert wurde, erhob die Rote Viola ihre Stimme. Und Luises Sorgen waren wie weggeblasen. Gebannt lauschte sie der sanften Stimme, war für einen Moment nicht mehr im Wirtshaus "Zur Runden Hirschkuh", sondern nur dort wo das Lied sie hintrug.
    Wie lange sie dort gestanden und dem wundersamen Lied gelauscht hatte, wusste Luise nicht. Doch der Zauber war gebrochen als Violas Stimme verstummte und die Besucher der Taverne in lauten Applaus ausbrachen. Und die Rote Viola den Schankraum verließ, um auf die Straße zu laufen.
    Ohne lange nachzudenken, hastete Luise ihr hinterher und rief noch: "W-warte bitte..."
    Doch schnell wie der Wind war die Rote Viola in der Dunkelheit verschwunden und zurück blieb eine ratlose Luise.
    Sie hatte nur aus Geschichten von jenen großen Bestien gehört. Sie waren angeblich gigantisch, mit riesigen Zähnen ausgestattet und besaßen eine endlos lange Nase, mit der sie selbst den stärksten Mann von den Füßen reißen konnten.
    Aber vielleicht waren sie in Wirklichkeit ja ganz freundliche Tiere. So wie Kürbis kein listiger, hühnerraubender Jäger war, sondern ein niedlicher, flauschiger Welpe.
    Danach hatte Luise die Frau fragen wollen. Und auch danach, wer sie war. Doch dazu war es nun wohl zu spät.
    Der Mond stand schon hoch am Himmel und der kalte Nachtwind brachte Luise eine Gänsehaut ein. Nun, da die mysteriöse Sängerin verschwunden war, würde Luise wohl kaum zurück in die Taverne gehen.
    Stattdessen machte sie sich zu ihrem eigenen Haus auf. Und sang währenddessen leise vor sich hin:
    "Ich schreibe ein Lied für dich,
    Über einen Elefant, den du nie erschießen sollst,
    Den du nie erschießen sollst..."

    Geändert von Zitroneneis (23.03.2013 um 14:23 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •