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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

  1. #41
    Unmotiviert scritt Noel auf den Dorfplatz zu. Fast die gesamte Bewohnerschaft war hier und drängte sich um eine kleine Bühne. Oh Deus bewahre, so viel Abschaum auf einem Haufen. Nein, das stimmte nicht... er tat den Bewohnern unrecht. Die Menschen dieses Dorfes waren anders. Durch diesen Gedanken motiviert trat Noel aus dem Schatten heraus auf den Platz, hörte sich an, was der grässliche Bengel Tyrell zu sagen hatte.

    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."
    "Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

    "Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

    Die meisten Umstehenden Leute waren in heller Aufregung, Panik machte sich breit. Noel stand nur ungerührt auf dem Fleck, mit den Gedanken gerade ganz woanders. Schmerzhaft umfasste er die Hülle seines Dolches, bis seine Finger rot wurden.
    Das war dieser Kerl also. Als Noel daran dachte, bereute er es, ihn so schnell und ohne notwendige Schmerzen getötet zu haben.
    Das eigentliche Thema war ihm reichlich egal; Was scherte ihn der Hauptmann, was seinen Nachfolger? Das interessierte Noel nicht im geringsten, solange er nur seine Ruhe hatte.
    Plötzlich trat eine junge Frau aus der Masse heraus, Noel kannte sie nicht, sie begann, laut zu sprechen, was die Masse erstummen ließ.

    "Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

    Ein Jäger als Dorfoberhaupt. Noel musste innerlich grinsen, so absurd erschien ihm der bloße Gedanke.

    Kurz darauf brüllte Tyrell wieder etwas über ihre Köpfe hinweg.
    "Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

    Noel fasste sich an die Stirn.
    Anscheinend hatte der Bursche sein Hirn in einer seiner schwachsinnigen Erfindungen verbaut.

    Jetzt war es Rekon, bereits erwähnter Jäger, der sein ungefragtes Wort beisteuerte. Er sinnierte einige Zeit in einem furchtbaren Bauerndialekt über die verschiedenen potenziellen Hauptmänner, bevor er, dem "Herrn" sei's gedankt, endlich zum Ende kam.
    Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..."

    Also das bezweifle ich, es sei denn, er hatte auch in etwa soviel Denkvermögen wie ein in Fuchsurin getränkter Baumstumpf.
    Nicht lachen. Nein. Unterdrück es...

    Nun war es jener Holzfäller reichlich bescheidenen Aussehens, der zum leidwesen Noels zu salbadern begann.
    "Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

    Noel schlug sich mit der Hand klatschend gegens Gesicht.
    Oh göttergesegnete Elfenscheiße, was für ein Haufen unglaublicher Dummköpfe. Das war schon nicht mehr lustig.
    Er wandte sich zum gehen um, soviel schmerzhafte Unzurechnungsfähigket konnte er nicht länger mitansehen, zu angenehm war sein Bild der Bewohner dieses Ortes.

    Du willst schon gehen? Dabei wird es doch gerade spannend?

    Noel wandte seinen Blick hinter sich: Deusexus saß mit wedelndem Schwanz auf dem Platz.

    Wenn man spannend mit zutiefst kopfschmerzerregend gleichsetzt, so stimme ich dir zweifelsohne zu, alter Freund.

    Hm.
    Deus hob mit seiner linken Pfote den Lederrock der braunhaarigen Jägerin an, um grinsend seine Schnauze darunter zu stecken.
    Also wie ich das sehe, gibt es nicht so viele geeignete Anwärter, die diesen Ort in den kommenden Wochen führen könnten. Du musst jemanden wählen, sonst wird man dich behelligen. Wer wird es sein?
    Keine Sekunde, nachdem Deus geendet hatte und Noel im Begriff war, zu antworten, setzte der Wolf nach.
    Das solltest du dir sehr gut überlegen. Immer wieder erschreckend, wie frappierend dein sonst so kalkulierend und rational denkender Verstand aussetzt, wenn es um sie geht.

    Was spricht gegen sie? Ich werde an ihrer Seite sein und sie vor allem Unheil mit meinem Leben beschützen, ihr wird kein Leid geschehen. Luise ist weise, gütig, großherzig und bewandert in der hohen Kunst der Medizin. Was könnte dieser Ort mehr brauchen als einen Schutzengel von so geradezu mordend anmutiger Gestalt? Ja... mit ihr als Oberhaupt könnte dieses Dorf wirklich... schön werden.
    Seelig lächelnd umfasste Noel sein silbernes Amulett.

    *Seufz*
    Noel, willst du ihr das zumuten? Ich sage dir etwas... ohne zu viel zu verraten, mein Freund: Auf dieses Dorf kommen schwere Zeiten zu. Viele Seelen werden erlöschen, Ereignisse, die diesen Ort in seinen Grundfesten erschüttern, bewegen sich auf uns zu. Ein Spiel von unangenehmer Morbidität wird bald beginnen.

    Noel suchte Deus' Blick. Dieser grinste mit den spitzen Zähnen geheimnisvoll, so als würde er etwas wissen. Bevor Noel nachhaken konnte, setzte er seinen Dialog fort.
    Menschen werden sterben und vom Führer Düsterwalds wird man Stärke und schwere Entscheidungen erwarten. Willst du dem Mädchen das aufbürden, Noel? In ihrem Alter und ihrem seelischen Zustand? Ernsthaft, Noel? Im Ernst?

    Noel schloss die Augen und seufzte tief. Verdammt, solche mühseeligen Angelegenheiten hasste er zutiefst.
    ... was soll ich tun?

    Nun... ,
    Deus grinste schelmisch, Wie wäre es, wenn DU dich zum Hauptmann vorstellst, Noel?

    Und wieder ein schmerzhafter Schlag gegen Noels' unschuldige Stirn.
    Mir fehlen die Hände, um mir angemessen an die Stirn zu greifen... wie kommst du jetzt bitte auf diese unsäglich dämliche Idee?

    Denk doch Mal nach... in welcher Position kannst du die Elfe besser beschützen, in welcher Position sie am besten beobachten, die Menschen, die Umgang mit ihr pflegen, kontrollieren? In welcher Position kannst du am besten ihr Vertrauen, ihre Zuneigung, ihre Anerkennung gewinnen? Glaub mir, ich sage dir das, weil ich dich mag, Junge: Bald kann sie jeden Schutz gebrauchen, den sie kriegt. Und du wolltest diesen Ort, ihr Zuhause, doch beschützen, nicht?
    Tu es! Werde Hauptmann. Wenn ich so darüber nachdenke, bist du ohnehin nicht sonderlich beliebt. Wahrscheinlich wählt man dich sowieso nicht, also was hast du zu verlieren? Versuche es, um ihre Anerkennung zu erhalten. Tu es. Werde Hauptmann, Noel.


    Noel sah Deusexus argwöhnisch an.
    Kann es sein, dass du unbedingt willst, dass ich Hauptmann werde? Warum, Deus? Dir ist doch sonst Alles Mutterseelenegal.

    Deus bleckte mit billiger Unschuldsmiene die Zähne, erwiederte aber nichts.

    Tief schmerzvoll stöhnte Noel auf, massierte seine geschundene Stirn.
    Mir scheint, irgendjemand da oben hatte heute einen schwarzen Tag für mich im Sinn... also gut. Wenn du dann dann aufhörst, zu quengeln, Wölfchen.
    Stumm bahnte Noel sich einen Weg durch die diskutierende Masse, wie immer die Hände in den Taschen stieß er die meisten einfach mit der Schulter beiseite.
    Schließlich erreichte er das kleine Holzpodest. Er stieg gerade die Treppen herauf, als der kleine Tyrell ihm entgegenkam.
    "Heeey, was soll denn das wer-"

    Noel packte den Bengel am Kragen und schleuderte ihn leichthändig im hohen Bogen vom Podest, wo er schleifend im Dreck landete.

    Nach wenigen Sekunden richtete sich der Bengel wieder auf und kam geifernd zurück auf die Bühne gestürmt, wirsch die Fäuste umher wedelnd. Noel streckte seinen Arm aus, drückte gegen Tyrells Gesicht und mit einem kleinen Schubser lag selbiger erneut im Schlamm. Offenbar jedoch befand er, dass es diesmal besser war, stumm liegen zu bleiben. Also erhob Noel ruhig das Wort.
    Er wägte die Worte genau ab. Die folgenden Texte bedeuteten ihm rein garnichts, waren vermutlich hundertprozentig gelogen. Doch er konnte es. Er beherrschte das Lügen wie kein Anderer. Eine menschliche Eigenschaft, für die er sich selbst verachtete. Doch sie war fraglos Nützlich. Nach wenigen Sekunden hatten seine Synapsen einen Text gesponnen. Nun musste er ihn nur noch entsprechend an den Mann bringen.
    Noel begann mit einer tiefen Verbeugung.
    "Bürger dieses Dorfes... nein, Freunde, geschätzte Nachbarn... Familien voller Herzlichkeit. Es ist keine Frage, die wir uns stellen müssten, dass uns der Tod des Hauptmannes unsagbar schmerzlich trifft, da, wo es uns alle am meisten quält."
    Noel machte eine Pause, schloss schmerzlich die Augen. Nicht so kurz, um halbherzig zu wirken, aber auch nicht so lang, um gekünselt herüberzukommen.
    "Ich verehrte ihn wie ein junger Knabe seinen Vater verehrt, da er ihm das erste mal die Jagd lehrt. Aus dem Stillen heraus, in der Ferne, und doch verehrte ich diesen Mann. Ihr alle habt zu ihm aufgeschaut, ihr alle kanntet ihn als den bemühten Gesellen, der er nunmal war. Doch ist er vergangen durch die Hand eines unbekannten Verbrechers, der uns allen zutiefst schaden möchte."
    Er legte genau die richtige Portion Schmerz in seine Aussage. Irgendwo tief in Noel drinnen gab es einen Teil von ihm, der ihm dafür applaudierte.
    "Dunkle Zeiten kommen auf unser schönes Düsterwald zu, es mag sein, dass dieses Meer aus undurchdringlicher Finsternis eine Insel rettenden Lichtes benötigt. Wer könnte diese Insel, der Nachfolger des Hauptmannes sein? Wer die Bürde tragen, uns alle zu schützen, unsere Kinder zu wahren, unseren Frieden zu ehren? Wir haben Vorschläge..."
    Noel ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Zuerst beäugte er den Jäger Rekon.
    "Rekon, du mutiger, stets arbeitender Geselle. Merete, meine junge, erfahrene Freundin. Ross, du Bildnis eines ehrvollen Familienvaters.

    Ihr alle seid unverzichtbare Teile dieser Gemeinschaft, großartige Personen, oh ja. Wir wissen das. Wir schätzen euch. Und doch frage ich mich... sind diese vier in der Lage, das Kommende zu schultern?

    Ich frage euch voller Besorgnis, ob ein mutiger Jäger, ein starker Bauer oder eine erfahrene Kämpferin in der Lage ist, uns alle, unsere allerheiligsten Kinder, die, die wir lieben, vor jeder Berohung zu schützen? In dunkelsten Stunden einen kühlen Kopf zu bewahren, ist die geistige und körperliche Reife für diese fordernste alle Bestimmungen vorhanden? Ich weiß es einfach nicht, Freunde... ich weiß es nicht und ich bin unsicher, ja ängstlich gar ob dem Schicksal, dass unserem Zuhause droht, unser aller Zuhause."


    Mit geknicktem Blick ließ Noel seinen roten Schopf hängen. Die Menge vor ihm war vollkommen still, niemand wagte zu atmen. Er hatte sie.
    Nicht grinsen. Verkneif es dir. Nicht grinsen.

    Noel vollführte eine weitere, tiefe Verbeugung.
    "Ich weiß, ihr herzensguten Menschen, ich, Noel De'Chrones'Tulem, meines Zeichens bemüher Bibliothekar, war bisher nicht besonders aufgeschlossen euch gegenüber. Gar feindseelig erschien ich wohl dem ein oder anderem. Dies betrübt mich zutiefst, doch zu groß meine Unsicherheit, akzeptiert zu werden, war ich doch immer ein Ausgeschlossener..."
    Noels Augen wurden leicht feucht. Er wusste, Tränen wären zuviel, aber feuchte Augen, ja, das wirkte wie Drachenfeuer in heiße Butter.

    "Ich will euch nicht bitten, mir zu verzeihen oder mir gar einfach euer Vertrauen zu schenken... wie könntet ihr auch? Doch es gibt für mich so Viel aufzuholen, so viel wieder gut zu machen... ich möchte die Chance ergreifen und ein Beschützer für dieses Dorf werden. Ich möchte euch beschützen.

    Und nun kam sein Overkill. Noel kniete sich mit einem Bein auf den Boden, legte seine Stirn tief auf das harte Holz der Bühne.

    [COLOR="#B22222"]"Ich bitte euch zutiefst, ihr seeligen Menschen Düsterwaldes... ich bitte euch, gebt mir diese Chance, mich als liebender Bewohner dieses Paradieses zu beweisen, und ich werde euch, so habt ihr mein heiliges Wort, nicht enttäuschen. Ich werde diese Dorf vor unheil bewahren mit jedem Mittel, dass mir möglich ist. Ich werde euer Schutzengel sein, meine Kraft werde ich beziehen aus euren Hoffnungsvollen Blicken.

    Darum nominiere ich mich, Noel, hiermit zum Nachfolger eines unersetzlichen Hauptmannes.
    In der unerschöpflichen Hoffnung, dass ihr es mir gleichtut."

    Nach einem bedeutungsvollen Schweigen verließ Noel stumm die Bühne. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch innerlich feierte er ein Gelächter auf sein Selbst.
    Das war wirklich ein großartiges Theaterspiel. Ich habe Nichts verlernt. Lasst uns sehen, ob diese Narren darauf eingehen.

    Geändert von Holo (21.03.2013 um 15:20 Uhr)

  2. #42
    Sie blinzelte und schlug dann die Augen auf.
    Es war noch ziemlich früh und sie war in der Nacht noch lange unterwegs gewesen, weswegen Viktoria nun etwas schwerfällig aus dem Bett stolperte.
    Sie gähnte und band ihre Haare zu einem strengen Dutt. Dann zog sie ihre schlichten Kleider an und ging hinunter, wo ihre Mutter und ihr Bruder gerade frühstücken.
    Sie schnappte sich eine Scheibe Brot und nuschelte ihrer Mutter ein leises "Guten Morgen" zu.
    "Machst du bitte den oberen Knopf zu Viktoria Valeria", erwiderte ihre Mutter streng.
    Viktoria warf ihrem Möpschen ein Stück Fleisch hin, dann knöpfte sie ihn zu.
    Nachdem sie die Scheibe Brot aufgegessen hatte, begab sie sich in ihre Schneiderei, in der sie bis zum Mittag blieb. Die Schneiderei "Von Eichenstein", lag direkt gegenüber von dem Wohnhaus der von Eichensteins und somit musste sie nur ein kurzes Stück zu Fuß zurück legen.
    Am Mittag beschloss sie eine Pause einzulegen und ging mit ihrem Mops Friedrich zurück ins Wohnhaus.
    Sie setzte sich auf einen alten Holzstuhl und schloss für einen Moment die Augen.
    Der ganze Stress der Arbeit machte ihr Kopfschmerzen und somit massierte sie für einen Moment ihre Schläfen.
    Sie begann sich davon zu träumen. Sie erinnerte sich an gestern Abend. Sie hatte sich, wie an jedem Abend, heimlich ins Wirtshaus geschlichen. Als sie auf der Bühne stand, war sie jemand anderes. Sie war "Die rote Viola". Die Frau, die niemand im Dorf kannte und die eine wundervolle Stimme hatte. Nachdem sie ein Lied gesungen hatte, lief sie einfach schnellen Schrittes wieder hinaus und alle die ihr hinterherliefen, verloren sie irgendwann im Dunkeln des Waldes.
    Plötzlich hörte sie ein lautes Bellen. Sie riss erschrocken die Augen auf. "Friedrich!", stellte sie fest und rannte hinaus in den Garten, von dem sie meinte, dass Bellen vernommen zu haben.
    Sie rannte in Richtung Veilchenfeld.
    "Was machst du denn hier?!", fragte sie völlig erschrocken.
    Luise drehte ihren Kopf in ihre Richtung. Friedrich lag auf ihrem Schoss und ihre Hand lag in seinem Fell. Jedoch standen Tränen in ihren Augen. Viktoria ließ sich neben sie fallen und genoss für einen Moment den Geruch der Veilchen.
    Dann fragte sie: "Brauchst du jemanden zum Reden?"
    Das junge Mädchen schluchzte leise:"E-es tut m-mir L-leid. I-ich h-hätte h-helfen können, a-aber..." Ihre Stimme brach ab und bisher zurückgehaltene Tränen liefen erneut ihr Gesicht herab.
    Erschrocken fragte Viktoria: "Was ist denn passiert?"
    Luise senkte den Kopf, sodass ihre Augen vom roten Haar verdeckt wurden. "D-der Hauptmann... er... d-da war d-dieser Mann. D-dieser Medicus, d-der H-herr K-kirschgrund-A-affenwiese... oder so ähnlich - aber er war kein e-echter Arzt, d-dass hat mein Vater gesagt. U-und dann ist er weggelaufen."Sie holte Luft und machte eine kurze Pause. "D-den M-mann, Hirschgrund-Apfelwiese meine ich. M-mein Vater i-ist ja krank, d-der kann gar nicht w-wegrennen... Aber ich b-bin m-mit T-tyrell..." Dann schluchzte sie erneut auf.
    Viktoria legte ihr eine beruhigende Hand auf den Arm:"Schsch... atme erst einmal wieder." Sie strich Luise sanft über den Kopf. "Was ist denn mit Tyrell?"
    Luise blickte auf: "T-tyrell? Ihm g-geht´s gut. A-aber der Hauptmann..."Sie holte tief Luft bevor sie mit erstaunlich fester Stimme sagte: "Der Hauptmann ist tot."
    Schockiert blickte Viktoria das junge Mädchen an.
    "Was?"
    "V-vergiftet. V-von diesem H-herrn Hi-Hirschdung-A-apfelwiese... und ich k-konnte nichts t-tun. Ich bin Sch-schuld, weil i-ich es n-nicht rechtzeitig ge-gemerkt habe..."
    "Nein, nein, das ist doch nicht deine Schuld." Viktoria strich ihr vorsichtig über den Kopf warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. "Aber... wer soll nun das Dorf anführen?"
    Luise schaute sie verständnislos an. Dann schien ihr etwas zu dämmern und erschrocken sprang sie auf. "Genau! Er sagte, wir müssen alle einen neuen Anführer wählen!" Sie nahm Viktoria an der Hand. "Wir müssen zum Dorfplatz!!! Hoffentlich ist T-tyrell n-nicht wütend, w-eil ich ihn a-alleine gelassen habe..."
    Und so machten sich beide auf den Weg zum Dorfplatz, um dort den neuen Hauptmann zu wählen

    Geändert von Himbeereis (20.03.2013 um 23:29 Uhr)

  3. #43
    "Du... du.... sag mal, hast du sie noch ALLE?!"

    Tyrell stieg herauf und zeigte wild mit seinem belederten Zeigefinger gen Noel. "Als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, wagst du es auch noch, dich hier auf irgendwas einzubilden und mich meterweit in den Schmutz zu werfen?! Geht's noch?!" Tyrell holte tief Luft. Noel würde sowieso nicht zuhören, aber es konnte nicht schaden, Noel vor dem Dorf zu bewahren. "Wir befinden uns hier in einer wichtigen Phase des Dorfes und das Letzte, was wir brauchen, ist ein zwielichtiger Kerl mit 'nem blutbefleckten Mantel, der sich einen Dreck ums Dorf schert! Du entwürdigst damit unsere Hauptmannswahl, dem letzten Wunsch von eben diesem Verstorbenen! Aber wenn du ihn ach so verehren würdest, wie du beschreibst, hättest du es sicherlich mitgekriegt. Du bindest uns hier einen Bären auf, ohne auch nur eine Miene zu verziehen! Das ist verachtenswert, verachtenswerter als jeglicher Menschendreck, den es hier gibt!" Sein Blick richtete sich dann gegen die anderen Dorfbewohner, die ihre Gesichter nicht von den beiden abwenden konnten: "Was wir brauchen, liebe Bewohner von Düsterwald, ist ein Hauptmann, der andere Menschen gerecht behandelt und ehrlich ist. Dieser Mensch da ist nicht in der Lage, eben diese Eigenschaften aufzuweisen. Man sehe sich nur sein Verhalten allein an diesem Tage an. Wir brauchen jemanden mit Herz und eben dieses besitzt er nicht! Für niemanden... außer vielleicht..." Tyrell dachte kurz nach. "...na ja, wie auch immer. Es ist nicht von Nutzen."

    "Es braucht jemanden, der uns nicht versucht, mit Furcht und Tücke zu führen, sondern mit einer neutralen, aber menschlichen Hand. Das können hier die meisten im Dorf sein, aber Noel ist es mit Sicherheit nicht! Lasst euch nicht die Köpfe von ihm verdrehen!"

  4. #44
    Als er gerade die Bühne verlassen wollte, kam ihm wieder Tyrell entgegengedackelt, das Gesicht voll mit Schlamm, seltsam mit dem Finger wedelnd.
    Anschließend brüllte er einige Minuten etwas, dass Noel größtenteils nicht verstand, weil er über interessantere Dinge nachdachte. Nun, eigentlich starrte er nur Wolken an.

    Als er nach minutenlang immer noch herumplärte, reichte es Noel, sein gespieltes Nervenkostüm war aufgebraucht. Aber natürlich durfte er nicht das eben mühsam aufgebaute Gesicht verlieren. Er trat an den Jungen heran und beugte sich mit dem Oberkörper vor, damit er mit ihm auf einer Augenhöhe war. Freundlich lächelnd flüsterte er Tyrell etwas zu.
    "Haben deine Eltern dir nicht beigebracht... oh, verzeih, du hast keine. Nun, dann möchte ich es dir sagen: Bitte schweig, wenn Erwachsene reden, ja? Ich denke, das hier ist nichts für einen kleinen Müllsammler von so geistesüberschaubarer Gestalt, hm?"

    Das letzte Wort sprach er mit beinahe ekelhafter Süffisanz, als er ihn, ohne dass jemand Notiz davon nahm, erneut in den Schlamm stieß, womit auch der letzte Fetzen Tyrells' Kleidung vollkommen verunreinigt war.

    "Oh, meine Güte, Tyrell... warte ich helfe dir... du musst besser aufpassen."
    Mit besorgtem Blick wollte Noel dem vor Wut kochendem Jungen aufhelfen, bevor er schließlich kaum merklich feixend davon ging.
    Also, das hat doch Mal wirklich Spaß gemacht.

    Bester Laune setzte Noel sich auf eine Bank etwas ab vom Dorfplatz, wo es ruhiger war und er entspannt den Ausgang der Wahl beobachten konnte.

    Geändert von Holo (21.03.2013 um 00:43 Uhr)

  5. #45
    Nach seinem Redestopp näherte sich Noel ihm wieder. (Komm mir bloß nicht zu nahe, du Schleimbeutel!)
    "Haben deine Eltern dir nicht beigebracht... oh, verzeih, du hast keine."
    (Was... wie kann er das wa-)
    "Nun, dann möchte ich es dir sagen: Bitte schweig, wenn Erwachsene reden, ja? Ich denke, das hier ist nichts für einen kleinen Müllsammler von so geistesüberschaubarer Gestalt, hm?"
    (Dieser... dieser widerliche Mistkerl!)
    Und beinahe schon unsichtbar schaffte Noel es, Tyrell wieder in den Schlamm zu versetzen. Dieses Mal traf es auch seine Mütze, sodass er vollkommen hinüber war. Als sich Noel dann auch noch mit einer fuchsigen Geste zu ihm niederkniete, um ihn aufzuhelfen, gab Tyrell sich einen Schub nach hinten.

    "Fass mich nicht an!", schrie er vor lauter Furcht und Ekel zu Noel, "Du glaubst wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben! Tut mir Leid, aber mein Schutzengel hat mich in meinem ganzen Leben noch nie angelächelt... kein einziges Mal..." Tyrell schaute betrübt zur Seite. Mit leiserwerdender Stimme setzte er fort: "...aber Leute wie du können sich mit ihrem Schwarzweiß-Denken wohl sehr fix ein Bild von anderen Menschen machen... in deiner Welt läuft doch nur alles nach deiner Pfeife... geh mir bloß aus dem Weg."

    Und das waren Tyrells letzte Worte an Noel, als er von selber aufstand und sich unter die Menge begab, um den weiteren Verlauf der Hauptmannswahl mitzubekommen. Noel hingegen begab sich etwas weiter weg, noch gerade so in Sichtweite. Was für ein Dilemma.

  6. #46
    Nur kurz nach Tyrells Ansprache, in welcher der junge Mechaniker Merete für den frei gewordenen Posten der Dorfleitung vorschlug, trat sie zu ihm, ohne die Reaktionen der restlichen Bewohner Düsterwalds abzuwarten. Mit wieder gedrosselten Lautstärke sprach sie zu ihm.

    "Ich danke Euch für das Vertrauen, das Ihr in mich setzt!" Sie nickte, war noch zu sehr in ihren eigenen Gedanken gefangen, um Tyrell über deren Essenz in Kenntnis zu setzen. War sie für diese Aufgabe geeignet? Wollte sie überhaupt für diese Aufgabe geeignet sein? Sie hatte die Gefahr erkannt, die dieser Posten offensichtlich beherbergte. Wollte sie diese Gefahr auf sich nehmen, ihre eigene körperliche Unversehrtheit, ihr Leben aufs Spiel setzen, um dem Dorf treu zu dienen, wie es der Hauptmann vor ihr getan hatte? Aber wer versprach ihr, dass dem so war? Wer sagte, dass die Aufgabe mit dem Risiko verbunden war, von dem sie ausging? Würden sich nicht früher oder später wieder alle für ihr Wohl opfern? So haben es zahlreiche Kämpfer der Uppreisamoti Kirkja getan. So hat es Arik getan.

    "Ja. Ich danke Euch und lehne nicht ab." Ein erneutes, höfliches Nicken sollte ihren Worten den angemessenen Nachdruck verleihen, bevor sich Merete wieder von Tyrell entfernte, in der kleinen Menge der Dörfler verschwand und den Worten ihrer Nachredner lauschte. Rekon, der Holfzfäller - beide sagten Dinge, die sie nicht dumm fand. Je länger sie darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihr, dass die Menschen in diesem Dorf wohl eine richtige Entscheidung treffen würden, für wen sie sich auch entscheiden würden. Das musste sie hoffen.

    Ein Zerren am ledernen Rock der Isländerin weckte sie aus ihren Gedanken. Hm? Vermutlich der Wind, ihr treuer, frischer Freund, der diesem Dorf und ihr so oft einen Besuch abstattete. Er erinnerte sie an ihr Vorhaben.

    Ohne groß auf den gesichtstätowierten jungen Mann zu achten, der in diesem Moment rüpelhaft an einigen anderen vorbeilief, verließ sie den Schauplatz der Versammlung und der Reden, die sie hörte, die sie sprach und die nun noch folgen würden. Ihr Ziel war eindeutig. Das Haus des Hauptmannes. Ein letzter Besuch bei dem Mann, der ihr ermöglichte, hier für zwei Sommer in Frieden zu leben, schien ihr unumgänglich.

    Sie erreichte seine Unterkunft am Rande des Dorfes und schob die knarrende Eingangstür nach innen. Dort lag er, wie friedlich schlafend und nahezu komplett ins Dunkle gehüllt. Nur die geöffnete Tür ließ ein paar der späten Sonnenstrahlen des Tages hinein, um ihr den Blick auf seinen Leichnam nicht komplett zu verwehren. Bevor ihr Weg Merete zu seinem Bett führte, stellte sie sich an das Fenster, vor dem ein graues Leinentuch hing. Sie zog das Tuch herunter, ließ einen ganzen Schwall Licht herein, der das Todeszimmer des Hauptmanns in ein mattes aber ausreichendes Licht legte. Die Fischerstochter ließ sich einen Moment blenden, bevor sie sich umdrehte und seufzend an das Todesbett ihres engsten, vor kurzem noch lebenden Vertrauten zu machen. "Hauptmann..."

    Nur kurz darauf fand sich Merete in den eigenen vier Wänden wieder. Sie tauchte den kleinen Teil des Leinentuchs, den sie vom Stoff des Vorhangs in der letzten Lebensstätte des Hauptmannes abtrennte, in ein kleines, etwa kruggroßes Fass mit Pech, zog ihn anschließend heraus und wickelte es gekonnt um die knöcherne Spitze eines Pfeils, den sie fest in der linken Hand behielt, während sie ihren Köcher auf die Holzablage legte, die ihr am nächsten war. Dann verließ sie das Haus in Richtung Wald. Auf das Jagen würde sie heute verzichten. Doch ihrer Tradition würde sie folgen.

    Erst am kleinen Waldsee stoppte Merete, blickte für einen Moment raus auf die glasklare Oberfläche des Wassers und ließ mit einer eleganten Bewegung den Bogen von ihrer Schulter rutschen, den sie schließlich auf einen großen Stein legte. Ihre rechte Hand fuhr an ihre Hüfte, zog an dem ledernen Fingerhandschuh, den sie fest zwischen Hüfte und Ledergürtel geklemmt hatte, streifte sich ihn über. Einen Augenblick später hatte sie schon ein kleines Knäuelchen Zunder aus dem Leinenbeutel neben dem Dolch genommen, an den ebenso aus dem Beutel stammenden Feuerstein gelegt, während sie den Pfeil unter ihrer linken Achsel einklemmte. Als letztes wurde das Funkeneisen aus dem Beutel geholt. Merete schlug es an den Feuerstein und die entstehenden Funken ließen das Zunderknäuel brennen. Sie führte es an die pechgetränkte Pfeilspitze, die sofort in Flammen aufging und ließ die restlichen Utensilien zu Boden fallen.

    ***

    Der gespannte Bogen lag ruhig in ihrer Hand, sie sah durch die lodernden Flammen in den rotblauen Himmel und beruhigte ihren Atem, ihren Herzschlag, bis er kaum noch zu spüren war. Zeige- und Mittelfinger hielten - geschützt vom Leder des Handschuhs die Naturfeder und den dünnen Stab des Pfeils zurück, bis sie den Druck löste. Der brennende Pfeil schoss weit und steil in die Luft und Meretes Augen folgten ihm, bis er kehrtmachte und schlussendlich im Schlund des hungrigen Sees verschwand, ein letztes Zischen ertönte und dünne Rauchschwaden nur seicht in den Himmel stiegen, bevor sie nicht mehr auszumachen waren. Eine Tradition, die sie lernte, fernab von Staat und Kirche. Nicht mehr.

    Sich nach ihren Sachen beugend, flüsterte die Schützin - stellvertretend für jeden Freund des Dorfleiters - ihren Wunsch in den Wind, bevor sie sich zurück in die Gemeinde begab.

    "Auf dass Ihr erfüllt gestorben seid, Hauptmann!"

    Geändert von MeTa (21.03.2013 um 02:52 Uhr)

  7. #47
    Nichts machte Lumi unglücklicher als Stunk, der nicht berechtigt war. In gewisser Reichweite hockte sie hinter einer Häuserwand und sah dem Schauspiel zu, verzog eine etwas angewidertáe Grimasse als der Rotschopf dem Jungen mit der beschissenen Handschrift über die Parade pinkelte und dachte bei sich Sag' ich ja - komische Leute..., um danach den Plan noch einmal durchzugehen. Es würde großartig werden. Am Horizont konnte sie ein kleines Licht hochschießen sehen. Wunderschön. Das war wohl das leiseste Feuerwerk, das sie je gesehen hatte. Aber auch gleichzeitig in seiner Einfachheit das schönste.

    Fix zog sie sich wieder die Kapuze ins Gesicht (so tief, dass sie selbst kaum was sehen konnte) und setzte, hier und da zur Seite und nach vorne tastend (einmal verpasste sie irgendweinem Typen auf einer Bank aus Versehen eine leichte Ohrfeige), ihren Weg in Richtung des Dorfplatzes fort. Sie konnte bei der immer deutlicher hörbaren Geräuschkulisse nicht mehr weit sein. Sie war nervös, schwitzte stärker, je näher sie den Leuten kam. Selbst Djángo war vor lauter Nervosität leise. Sie blickte auf. Die Bühne war leer, die Leute waren zu sehr damit beschäftigt, einen Ersatz für ihren Hauptmann (Analbert?) zu suchen.

    Volltreffer.

    "Nun, ihr könnt wählen und mutmaßen - aber will denn niemand wissen, was genau passiert ist?", sagte sie laut. Hier und da verstummte die Konversation, die Blicke waren auf die kleine zierliche Gestalt gerichtet.
    "Wer bist du?", sagte eine Stimme. Eine Männerstimme.
    "Meine Name ist Lu-", nein nein nein, erste Regel: Benutz' bei einem Verbrachen nicht deinen Namen!, "-ma-ni-so-de-la-dings." Eine peinliche Stille lag über dem Dorfplatz. "Nenn mich einfach Szábo, das muss reichen!"
    "Sabo, also?", wurde verwirrt nachgehakt.
    "Nein, nein, mit tsch an Anfang: Tschabo."
    "Zabo."
    "TSCH-abo!", wiederholt sie, nun energischer.
    "S-z-a..."
    "Ach vergiss es, meine Name nicht wichtig.", brach sie ab. "Wie ihr wisst...", sie hüpfte alles andere als grazil von vorne auf die Bühne, und kletterte allerdings recht fix herauf und schaute auf die verwirrte Menschenmasse. "... ist eure Hauptmann gestorben. Aber was wohl nicht erwähnt wurde ist, dass es gute Gründe gab für sein Ermörderung."
    "Was bist du? 'ne Hexe?!", fragte der Junge mit der beschissenen Handschrift, der jetzt auch noch aussah als ob er Kacke im Gesicht hätte. Lumi grinste.
    "Hexe? Nein, ich bin nicht Hexe...", mit siegessicherem Stand griff sie in ihren Beutel und warf eine Ladung des Wunderpulvers direkt vor sich. Es verpuffte mit lautem Knall und erzeugte einen Nebel direkt vor ihr, der allerdings nur einige Sekunden lang anhielt. Die Sekunden nutzte sie, um den Umhang theatralisch nach hinter sich hin abzulegen und aus ihrem Beutel sowohl Frettchen als auch Spielkarten zu organisieren. Und während der Zeit musste sie sich ernsthaft zusammenreißen, um keinen Hustenanfall zu bekommen.

    Als sich der Nebel verzog, saß sie nur mit einem kurzen schwarzen Rock und einem weißen Hemd ohne Ärmel bekleidet auf der Bühne, Spielkarten vor sich ausgebreitet. Kunstvoll und stumm schnappte sie sich die ausgebreiteten Karten, mischte, grinste dabei als wäre sie auf Opium. Sie hatte völlig vergessen, dass man das Wunderpulver nicht durch die Nase inhalieren sollte. Jetzt war sie.... oh nein....
    "Eeeeeeeeeeeyyyyyyyyyyyyyyyyyy macht euch keine Sorge, ja?", sagte sie, im Schneidersitz hockend und offensichtlich nicht mehr ganz auf der Höhe, "Ich werde sehen, ob mir die Geister in der... der... Anderswelt vielleicht sagen können, warum der Typ euren Typen umgebracht hat. Muss doch Grund geben, oder? Gib immer Grund für alles."
    "Hey, bist du nicht etwas jung, um mit Geistern zu sprechen?"", fragte der Junge mit Schlamm im Gesicht abermals.
    Lumi unterbrach das kunstvolle Mischen, um mit quasi zur Rückhandschelle ausgeholter Hand drohend zu antworten. "Junge, du stellst viel zu viel Fragen.", sie senkte die Hand wieder und mischte weiter. "Außerdem solltest du wissen: Äußerlichkeits sind immer... wie sagt man? Irrenführend."
    Vor sich breitete sie nun einige der Spielkarten aus. Eins. Zwei. Bube. König. Ass. Alles Pik oder Kreuz. Ihre Mutter hätte jetzt wohl Tod und Verderben prophezeit. Keine von Lumis "Prophezeiungen" war bisher in Erfüllung gegangen. Und nichts sagt mehr "Ihr braucht mich." als etwas, das zumindest wirkt wie die Wahrheit.
    "Jaaaaa, ich seh' was.", ein Raunen ging durch die Menge. "Ich sehe - Rollen. Jeder wird eine Rolle spielen. Jeder hier wird Ziel und gleichzeitig Täter sein. Jeder wird etwas über sich erfahren was ihm vorher nie bewusst war."
    "Sag' uns etwas, was wir noch nicht wissen!", rief's von unten.
    "Gut, meinetwegen..., sie legte fünf weitere Karten. Alle ohne irgendwelche Bedeutung. Aber das hatte sie noch nie aufgehalten. "Ein rothaariger Kerl mit Mantel und komisches Zeichen auf Gesicht - er hat ein Geheimnis." (Er hat Fußfetisch! Hahaha!)
    "Was für ein Geheimnis?"
    "Hör' mal, seh' ich aus wie Barde? Ja? Nein. Fogd be a pofád [Halt' deine Fresse].", sie würde bestimmt nicht über seinen Fußfetisch hier Sachen herausposaunen - das ziemte sich nicht. "Aber was wirklich wichtig ist: (klischeehafter Spruch den du noch nicht gebracht hast?) Fremde Kräfte werden schon bald an Werk sein (Perfekt!) und ihr werdet auf ein hartes Probe gestellt von den (Ääääähhh...) Mächten, die.... (ääääh....) am Werk sind, wenn die Kacke dampft, echt.", sie wurde von Wort zu Wort leiser. Es schien ihr, als würde vor ihren Augen eine Feuerwerk explodieren. Sie war gerade auf einem Wunderpulver-Trip vom feinsten.

    Und plötzlich schlug's über sie wie ein Holzhammer. Unkontrolliert fing sie an zu schreien. Sie wollte nciht so dick auftragen, aber nun hatte sie die Kontrolle über ihre Feinmotorik verloren, spannte unkontrolliert ihre Muskeln in Beinen und Armen an. "Halál. Kimúlását. Add ide az összes pénzt!", wiederholte sie ein paar Male, was eigentlich nichts weiter bedeutete als Tod. Verderben. Gebt mir all eure Kohle., aber da hier wohl eh niemand ihre Sprache sprach, schmiss sie noch ein paar "A vöröshajú egy láb fétis. [Der Rothaarige hat 'nen Fußfetisch]"s dazwischen, wo sie schonmal da auf der Bühne herumrollte und Djángo jede Bewegung von ihr imitierte. Schweren Atems stoppte sie unvermittelt und schaute herunter.

    "Aber... mit meine.... Hilfe sind eure... Überlebenschancen zumindest ein bisschen größer.", sagte sie geheimnisvoll, wählte sich damit quasi selbst zum Hauptmann und dachte sich indes Lumi, du bist ein Genie.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 22:27 Uhr)

  8. #48
    Peter beobachtete das Schauspiel auf dem Dorfplatz und konnte nicht aufhören den Kopf zu schütteln. Kinder, Frauen, Ketzer und anscheinend Verrückte. Was ist nur aus diesem Dorf geworden? In seinen Augen waren die wenigen einzigen geeigneten Kandidaten, neben ihm selbst, Konrad, Ross und Rekon; wenn auch letzterer oft ein wenig abwesend wirkte. Nichtsdestotrotz war er ein guter Jäger, das Dorf brauchte ihn.
    Dann Konrad. Ein guter Junge. Er half seinen Onkel zu pflegen und wie er hörte machte er auch seine Arbeit im Wirtshaus gut. Doch war er schon reif genug für solch einen verantwortungsvollen Posten, war er im Stande das Dorf zu führen? Noch ein paar Sommer mehr könnten ihm nicht schaden.
    Und zu guter letzt Ross. Er war Familienvater, genau wie er selbst. Ein hart arbeitender rechtschaffender Mann. In Peters Augen genau der richtige für den Posten des neuen Hauptmanns. Zudem war ihm zu Ohren gekommen, dass das Geschäft der Holzfällerei in Düsterwald bald ein Ende finden sollte. Da suchte Ross sicherlich nach einer neuen Aufgabe. Ja, seine Entscheidung war gefallen.

    Also trat Peter einen Schritt vor, räusperte sich leicht und ergriff das Wort: „Frauen?! Ungläubige??!! Liebe Düsterwälder, was ist denn in euch gefahren? Wie könnt ihr euch in dieser schweren Stunde so vom Wege des Herrn abwenden? Seht ihr denn nicht, was hier vor sich geht? Wenn ich den Worten Tyrells Glauben schenken darf – und dies tue ich – so hat unser guter alter Hauptmann – Gott hab ihn selig – vor seinem Tode eine Warnung ausgesprochen. Etwas böses macht sich im Dorf bereit, eine Gefahr droht uns. Und wahrlich, meine lieben Freunde, seid ihr denn so blind diese Gefahr selbst dann nicht zu erkennen, wenn sie direkt vor euch steht? Lediglich Ross und Rekon hier scheinen derzeit noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie wissen was unser Dorf braucht. Und zwar niemanden, der dumme Reden schwingt, sondern jemanden, der handelt. Der der Gefahr mutig entgegen tritt und gegen sie kämpft!“ Bei diesen Worten war Peter immer lauter geworden, den letzten Satz hatte er schon fast geschrien und dabei seine rechte Faust in die Luft gestreckt. „Meine Wahl fällt daher auf Ross Fäller (R.F.).“

  9. #49
    Der Botenjunge kam zu ihm und Brunhild, als Konrad die letzten hellen Stunden nutzte um Holz zu hacken. Die Wirtin steckte ihm noch einen Beutel mit Leckereien zu, damit er was zwischen die Zähne bekam auch wenn die Versammlung länger dauern sollte. Der Stalljunge schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und drückte ihr einen überschwenglichen Kuss auf die Stirn. "Du bist eine Seele von Frau, Brunhild. Danke.“ Da sein Hemd ihm inzwischen am Oberkörper klebte und ihn in der kühlen Märzluft fröstelte, lief er rasch heim und beratschlagte sich mit seinem Onkel.

    Somit kam er erst verspätet zur Versammlung, grade als Noel zuende sprach. Vereinzelt hörte man Gelächter nach Noels Rede. „Der Bursche muss verrückt sein, so schmächtig und blass...“, „kriegst doch sonst dein Maul nicht auf, Junge.“, rief da einer. „Wer so mit seinen Mitbürgern umgeht, zeigt wie er gestrickt ist. Tyrell hat Recht – das geht nicht, andere herumzuschubsen, als sei er was besseres. Schämen sollte er sich!“ Tyrells Rufen hörte er ebenfalls, wenn auch nur bruchstückhaft: „...das Letzte, was wir brauchen, ist ein zwielichtiger Kerl mit 'nem blutbefleckten Mantel, der sich einen Dreck ums Dorf schert!“ Woraufhin eine Frau rief „vor seinem Haus ist seit heute früh der Boden blutgetränkt! Blutgetränkt!“ „Ungeheuerlich!“ Die Blicke, die Noel folgten als er sich auf die Bank setzte, waren voller Zorn. Konrad zupfte sich nachdenklich am Bart und fällte still sein Urteil. Noel hat wohl nie gelernt sich um die Bedürfnisse anderer Gedanken zu machen, das wird ihm jetzt zum Verhängnis, dachte er traurig. Er hatte Noel anders eingeschätzt, aber wenn er es sich tatsächlich mit Tyrell verscherzt hatte, hatte er sich Feinde gemacht. Konrad würde das nicht ignorieren, aber jetzt war es Zeit zu wählen um die Ordnung zu wahren.

    Konrad nutzte das Gemurmel, das nach Noels Rede abebbte um seine Stimme abzugeben. Rekon, Patricia und Merete leben zurückgezogen, während Ross die Dörfler kennt und die Dörfler wiederum ihn kennen und achteten. Das ist wichtig, damit man nicht am Ende einem Betrüger aufsitzt.Ein Hauptmann muss sich um Trunkenbolde und Vagabunden kümmern können und die Ordnung unsres Dorfes wahren. Dazu muss er sich das Vertrauen der Bürger bereits verdient haben. Daher ist es Ross (R.F.), auf den meine Stimme fällt. Denn ihn kennen und achten wir und er ist gesund und so stark, wie kein anderer und auf ihn trifft das zu. Er nickte dem Holzfäller, der eine beeindruckende Erscheinung war, respektvoll zu.

    Da sah er Luise zusammen mit Viktoria auf den Platz kommen, seiner Cousine standen noch Tränen in den Augen. Um sie vor dem aufkommenden Sturm der Menge zu schützen, ging er gradewegs auf sie zu. Er grüßte Viktoria höflich, dann wischte er Luise mit einem aufmunternden Lächeln die letzten Tränen von den Wangen. Sie roch nach Veilchen und ihre Haare waren immer noch offen und ganz zerzaust. "Luise... es ist etwas passiert.", murmelte er ernst. "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin." Konrad blickte sie verwirrt an, als aber ein erneuter Schluchzer ihre Schultern erzittern ließ, wartete er nicht groß auf eine Erklärung sondern nahm den Mantel von den Schultern und wickelte sie fest darin ein. "Luise, liebe Luise, alles wird gut.", murmelte er mit gutmütiger Stimme. Er setzte sich auf die Steine die den Brunnen umsäumten und hielt Luise fest im Arm. Dabei musterte er Viktorias Seitenprofil nachdenklich, der strenge Dutt wollte nicht so recht zum feinen Gesicht passen. "Sie denkt, sie hätte es verhindern können.", sagte Viktoria leise. Konrad nickte ihr dankbar zu, er war froh das Luise bereits jemanden zum reden gefunden hatte.

    Vom Podest her hörte man noch aufgeregte, undeutliche Stimmen und ein „TSCH-abo“, das fast so klang als hätte noch jemand eine üble Grippe. Nach Peters Rede war vereinzeltes „Hört, hört!“ und „Recht hat er!“ zu hören. Einer der Dorfläufer verkündete indes wie es stand: „Ross führt mit vier Stimmen!“
    Ein Aufblitzen vom Wald her ließ ihn erstaunt aufblicken. Auch zwei der Bauernkinder, die auf dem Brunnenrand saßen, blickten erstaunt zum Himmel. „Hast du das Feuer gesehn, Konrad!“ „Das war eine Schnuppe, nicht?“ „Nein, das war der Wyrm, aus dem Wald, der Feuer gespeit hat.“ Konrad lächelte den beiden zu: „Ich denke, es war ein himmlisches Zeichen, das unsrem guten Hauptmann den Weg zeigen soll. Ihr betet heute abend für ihn, ja?“ "Ja, das machen wir!"
    Er blickte Viktoria erneut an und lächelte so sehr wegen der ernsten Frömmigkeit die sich auf den Gesichtern der Jungen wiederspiegelte, das die Lachfältchen unter seinem rechten Auge wieder sichtbar wurden. "Was denkst du, was es wirklich war?", fragte er sie leise. Dabei strich er weiter, ohne sich dessen bewusst zu sein, behutsam über Luises Arm.

    Geändert von Viviane (21.03.2013 um 14:43 Uhr)

  10. #50
    Ein neuer Tag, ein neues Glück- so zumindest dachte Brunhild, als sie mit den ersten Sonnenstrahlen aufstand. Mit wenig Wasser in der Waschschüssel reinigte sie zumindest Gesicht und Arme einigermaßen, bevor sie sich des Schlafhemdes entledigte und für den Tag ankleidete. Geschwind stieg sie von ihren Gemächern, die diesen Namen kaum verdienten, die Treppe hinab, an deren Ende sie bereits ein wohlbekanntes, behaartes Gesicht erwartete.
    “Und eine weitere Nacht ging vorüber, an dem sich der Herrgott Deiner nicht erbarmen wollte...“, wurde Rüdiger wie jeden Morgen von ihr im Vorbeigehen begrüßt.
    Die Wirtin des Dorfes ging zunächst zum winzigen Gästekämmerlein und klopfte an. Schließlich sollte es dem hier einquartierten Medicus an nichts mangeln, damit er den erkrankten Hauptmann so schnell wie möglich zur Gesundung bringen möge. Als keine Antwort kam, öffnete Brunhild bedächtig die Tür, nur um den Raum menschenleer vorzufinden.
    Auch in der Schankstube war er nicht aufzufinden und so konnte sie nur mutmaßen, dass er sich bereits aufgemacht hatte, den Hauptmann zu heilen. Umso besser: Der alte Mann würde bald wieder auf den Beinen sein und sie musste sich jetzt nicht noch um das, wenn auch karge Frühstück des Gastes kümmern. Beim Gedanken daran zog sich ihr Magen gierig zusammen. Mit einem kleinen Seufzen begab sich die Frau an den Tresen, um sich einen Krug Holunderblütensaft zu genehmigen. Ihr alternder Schäferhund blickte mitleidig zu ihr hoch, was sie mit einem Austöhnen quittierte:
    „Schon gut, Du bekommst Dein Fressen gleich auch, lass mich wenigstens in Ruhe austrinken, alter Fresssack..“.

    So leerte sie eilig das Gefäß, hob die eigens für Rüdiger reservierte Schale vom Boden auf und kratzte vom Vorabend die letzten Reste des numehr kalten Hirsebreis aus dem Topf. Danach schloß sie die Vorratskammer auf und suchte dort nach ein paar alten Fleischreste, die man der Menschheit nicht mehr zumuten kann, mengte die kümmerlichen Brocken unter und stellte das Ganze auf dem Boden mit den Worten: “Erstick dran.“ Rüdiger schien nicht gerade begeistert und begann vorsichtig das Fleisch herauszuziehen und mit den erstaunlich vielen Zähnen, die ihm noch geblieben waren, zu zerkauen.
    Die Wirtin derweil ging zurück zur Vorratskammer, um nachzuprüfen, wieviele Vorräte noch da waren und ob sich diese mit ihren Auszeichnungen An den jeweiligen Regalen deckten. Diese „Aufzeichnungen“ bestanden aus angenagelten Papieren, auf denen mit einer Handschrift, die den ungeübten Schreiber sofort entlarvte, verschiedene Nahrungsmittel notiert und dahinter Strichlisten zu finden waren, die Auskunft über die in der Kammer befindliche Menge davon gaben. Brunhild war unglaublich stolz auf dieses System, dass sie sich noch zu Lebzeiten ihrer Mutter hatte einfallen lassen. Sorgfältig und hochkonzentriert zählte sie alles durch, mit Zahlen hatte sie in hohen Bereichen ähnliche Probleme wie mit zuvielen Wörtern auf einmal.
    Nach einer Weile ward alles überprüft und gegebenenfalls korrigiert worden- auch die beste Wirtin kommt an einem vollen Abend manchmal ein wenig durcheinander- verlässt sie die Kammer mit einem Stück Brot und schließt die Tür sorgfältig ab. Die meisten der Vorräte waren für das Osterfestmahl bestimmt und sie konnte sich nicht erlauben, dass ein hungriges Menschen- oder noch eher Hundemaul sich darüber hermachte.
    Schnell schob sie sich das Brot in den Mund- der Herrgott möge ihr diesen Luxus vergeben- und sah Rüdiger, der unmutig in seinem Brei nach weiterem Fleisch suchte.
    “Ich versichere Dir, dass ich Dich nicht mehr füttern werde, bis die Schale leergefressen ist.“, ermahnte ihn Brunhild, während diese durch das Fenster Konrad erblickte, der sich gerade auf den Weg zu den Ställen machte.
    Unwillkürlich strich sie ihre Schürze glatt und überprüfte, ob ihr Kopftuch richtig saß und trat hinaus. Dort fiel ihr Blick auf Noel, der gerade einem am Boden liegenden fremden Mädchen ans Bein ging. Die Wirtin konnte nur den Kopf darüber schütteln. Nicht genug, dass dieser mürrischer, gesichtsbemalte Bursche um die junge Apothekerstochter Luise herumschleicht wie ein Dieb, nein, jetzt fing er schon mit unsittlichen Näherungen gegebüber Fremden an. Doch schon stand das junge Ding auf und eilte davon, also mussten sich vorerst keine weiteren Gedanken drum gemacht werden.

    So lenkte Brunhild ihre Schritte zu den Ställen, an denen sie Konrad vermutete, aber nirgends erblicken konnte. Die Pferde waren weder gefüttert noch die Ställe ausgemistet. Da musste den Lockenkopf wohl etwas von aller, allerhöchster Wichtigkeit von seiner Pflicht abgelenkt haben. In sich hineingrinsend gab sie jedem Tier zumindest eine halbe handvoll Hafer, damit sie nicht gar zu stark hungern mussten. Die Sonne stand bereits recht hoch, und sie musste sich sputen, wenn sie heute noch einige neue Fässer Bier abfüllen wollte. Maische galt es auszupressen und Hopfen hinzugefügt zu werden zum Gären. Und neues Getreide musste sie auch aufweichen…
    Aus ihren Gedanke riss sie ein beständiges Klopfen am Bein, was vom alten Flohpelz herrührte, der ihr mal wieder hinterhergetrottet war. Unsanft stieß sie ihn fort und wies ihn in Richtung des Eingangs „Zur runden Hirschkuh“.
    Pass auf, dass kein Dieb sich einschleicht oder tu wenigstens so, als würdest Du aufpassen…, sah zweifelnd mit an, wie Rüdiger sich vor der Tür breit macht und schritt ums Haus herum zum Brauereiraum. Auf dem Weg dahin grüßte sie Tyrell und Luise, die scheinbar auf dem Weg zum Haus des Hauptmannes waren. Sie sollte ihm mal wieder ein kleines Fresspaket zur Gesundung vorbeibringen, dachte sich Brunhilde, bevor sie in die kleine angebaute Brauerei trat und sich ans Werk machte.

    __________

    Zufrieden mit ihrem Tagewerk bis dahin ging Brunhild wieder hinaus ins Freie. Zwei ganze Fässer waren wieder aufgefüllt und gärten vor sich hin, eine zufriedenstellende Leistung. Nun konnte sie sich daran machen, die Schankstube zu kehren und alles für das abendliche und nächtliche Treiben vorzurichten. Ein Junge informierte sie allerdings darüber, dass eine wichtige Versammlung stattfinden würde und alle sich umgehend im Haupthaus einfinden müssen.
    Schnell wand sie sich zum Gehen, doch da erblickte sie Konrad, der gerade das letzte Licht zum Holzhacken nutzte. Ein eifriger Bursche, ohne Zweifel. Brunhild beschloss, noch einmal kurz ins Wirthaus zu gehen, betrat schnell die Vorratskammer, stellte ein Beutelchen mit allerlei Leckereien für den Lockenkopf zusammen und steckte es ihm mit einem Augenzwinkern zu: Na, nachdem Du so hart geschuftet hast, solltest Du auch was zwischen die Zähne bekommen und wer weiß, wie lang diese Versammlung dauern mag… Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und drückte ihr einen überschwenglichen Kuss auf die Stirn. "Du bist eine Seele von Frau, Brunhild. Danke.“ Da ihm ob seines verschwitzten Hemdes fror, machte er sich eilig auf nach Hause und sah so zum Glück nicht, wie der Wirtin das Blut in die Wangen stieg und sie sich versonnen lächelnd an die geküsste Stirn fasste. Doch kurz darauf schüttelte sie sich und schalt sich ob ihres närrischen Verhaltens. Er war ein prächtiger Bursche sowohl in Gestalt als auch Charakter, doch ziemt es sich wirklich nicht für sie als wesentlich ältere Frau, sich irgendetwas auf ein Lächeln oder einen dankbaren Kuss einzubilden.
    Eiligen Schrittes ging sie also zum Haupthaus, bemerkte, dass schon so ziemlich alle anderen zugegen waren, und wollte sich gerade Gedanken über den Anlass machen, als auch schon Tyrell das Wort ergriff und sie über die Schrecklichkeit in Kenntnis setzte.
    Der gute alte Hauptmann war verblichen. Wahrscheinlich vergiftet vom Medicus, den sie bei sich im Wirtshaus hatte schlafen lassen. Sie biss die Zähne zusammen, um die aufkommende Traurigkeit und die Tränen nicht ausbrechen zu lassen. Nur am Rande bekam sie so den letzten Wunsch des Hauptmannes mit, einen Nachfolger zu wählen und sich für kommendes Unheil zu wappnen. Eilig wischte sie sich über die Augen. Egal wie niedergeschlagen man war, man musste immer ein Lächeln für die Leute um einen herum haben und nach vorne sehen, das war eines ihre wichtigsten Mottos, als Betreiberin eines Wirtshauses absolut unerlässlich. Also drängte sie die schlimmen Gefühle weg, es galt nun Wichtigees zu besprechen.
    Die anderen zwölf waren bereits eifrig dabei, vorzuschlagen und zu beraten, wer als Nachfolger am besten geeignet wäre.
    Rekon war sicherlich ein guter Jäger und reich an Erfahrung durch viele erlebte Winter, doch war sie sich nicht sicher, ob er mit seiner Art und Lebensweise der Passende für solch eine Position war.
    Auch mochte Merete, die sich flammend dafür ausgesprochen hatte, sich für das Dorf einzusetzen, vielleicht geeignet sein, doch als Frau wird sie als Anführerin kaum geeignet sein- nicht, wenn es Männer gab, die sie anführen soll.
    Der Holzfäller Ross war ein pragmatischer Typ, sehr umgänglich und hatte sicherlich das Zeug dazu, für die unmittelbar folgende Zeit den Posten als Hauptmann zu bestreiten.
    Während dieser Überlegungen schritt Noel auf die Bühne und was Brunhild dann sah, ließ sie völlig sprachlos werden, was ein Kunststück war: Der rothaarige Bursche begann tatsächlich ein Rede vorzutragen, die in Verbindung mit seiner Person einfach nur unglaubwürdig klingen musste. Es mochte schon sein, dass er vielleicht tief im Inneren kein komplett verkehrter Bursche war, aber dass er, mit seiner sonst sehr mürrischen und fast schon unheimlichen Art so theatralisch aufführt, nur um aus reinem Herzen der Hauptmann zu werden, kaufte sie ihm beim besten Willen nicht ab- erst recht nicht nach dieser Aktion, die sich danach mit Tyrell begab.
    "Einen tollen Hauptmann würdest Du abgeben, wahrlich…" rief sie dem Gesichtsbemalten mit einem Augenrollen zu.
    Auch der Auftritt des fremden blonden Mädchens, der schon fast an Hexerei grenzte, war mehr Unterhaltung als wirklich einer Überlegung wert.
    So blickte sie noch einmal jedem der Runde an, ehe sie sprach:
    “Unser neuer Hauptmann sollte wie der verblichene, Gott sei seiner Arme Seele gnädig und möge sie sicher ins Himmelreich aufnehmen, unser aller Vertrauen genießen und im Notfall bestimmt und doch besonnen durchgreifen können- da kommt, wie schon einige fanden, am besten Ross Fäller (R.F.) in Frage.“

    Geändert von Mephista (21.03.2013 um 17:19 Uhr)

  11. #51
    Noel saß unmerklich lächelnd entspannt auf einer Holzbank etwas ab des Platzes, die Arme sorglos über die Holzlehne gelegt. Er beobachtete zufrieden, wie die empörten und aufgebrachten Reaktionen auf sein Schauspiel ihren Lauf nahmen und einige Waschweiber auf ihn zeigten.
    Unschuldig lächelnd winkte er ihnen zu.

    "Seht ihr das, der Bursche grinst auch noch! Unverschämtheit!"

    "Frecher Kerl, also nein, ich wusste ja schon immer, dass hinter seiner ruhigen Fassade nichts Gutes steckt!"

    Oh du heilige Einfalt... das ging ja tüchtig daneben.

    Ich weiß nicht, was du hast. Ich bin zufrieden.

    Du großartiger Schauspieler bist vor einem Mob Bauerntölpel mit deinen Lügen gescheitert und bist... "zufrieden?"

    Ich sagte doch, die Menschen dieses Dorfes sind anders. Und was interessiert es mich, ob sie da Platzen vor Wut und Empörung? Amüsant finde ich es. Scheint, als würde aus der Sache mit dem Hauptmann nichts werden. Ich fühle mich wie "Noel im Glück."

    Deusexus fasste sich kopfschüttelnd mit der Pfote ins Gesicht.
    Du bist unverbesserlich. Aber nun gut... ich habe mein Bestes getan...

    Deus war verschwunden und Noel ließ entspannt seinen blick über die Gemeinschaft schweifen: Das kleine, verwahrloste Mädchen von heute Morgen, es war mittlerweile später Nachmittag, betrat die Bühne und schrie in ihrem... osteuropäischen Akzent unverständliche Sachen in die Masse. Noel musste sich das Grinsen verkneifen. Die Kleine war wirklich unterhaltsam.

    Stumm dachte Noel über die Kandidaten nach... Seine Elfe ginge nicht, da hatte Deus recht... das Mädchen. Nun, das wäre amüsant. Aber wenn man mal ganz objektiv war, schien die Jägerin ja tatsächlich keine schlechte Wahl zu sein. Es kümmerte ihn nicht wirklich, aber irgendjemanden musste er ja wählen...

    Mittlerweile war das gesamte Dorf versammelt. Das gesammte Dorf? Nein.
    Noel hielt etwas besorgt nach Luise Ausschau, doch entdeckte er sie nicht. Ein schmerzhaftes Grummeln machte sich in seinem Magen breit und die seltene gute Laune verflog alsbald wieder.

    Stumm verblieb er auf seiner Bank und beobachtete das ekeklerregende Treiben, sehnsüchtig nach roten Strähnen Ausschau haltend, während er mit einer Hand fest sein Amulett umklammert hielt.

    Geändert von Holo (21.03.2013 um 15:24 Uhr)

  12. #52
    Als Luise und Viktoria am Dorfplatz ankamen, tummelte sich bereits eine ganze Masse an Menschen. Natürlich kannte Luise jeden hier zumindest vom Sehen, trotzdem ließ das Getummel ihre Nackenhaare aufstehen.
    Die lauten Rufe, die vielen Augen, welche sie sicher anklagend anstarren würden, wenn sie von ihrer Schuld erfuhren. Und die vielen Hände, welche sie festhalten und zurückzerren würden, sollte sie versuchen, zu fliehen.
    All das trieb ihr erneut die Tränen ins Gesicht.
    So war es wohl ein größeres Glück als sie verdient hatte, als sie Konrad erspähte, der gerade etwas zu der Masse gesagt hatte und nun raschem Schritts auf sie zu lief.
    Er begrüßte Viktoria, die Luise noch sanft die Hand drückte, bevor sie von ihrem aufmunternd lächelnden Vetter die Tränen von den Wangen gewischt bekam.
    "Luise... es ist etwas passiert."
    Sie wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste ja um das Los des Hauptmanns - aber Konrad sah anscheinend noch nicht ihren Anteil daran. Und wie sollte sie es ihm sagen? Also brachte sie nur einen kurz dahingestammelten Satz heraus: "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin." Sie schluchzte. Nie hatte sie das gewollt, doch man konnte eindeutig ihre Mitschuld erkennen. Und man würde sie garantiert entsprechend behandeln. Wie es einem rothaarigen kleinen Scheusal gebührte.
    Aber Konrad stieß sie nicht weg. Er schüttelte sie nicht an den Schultern und schrie sie an. Noch nicht einmal sein Blick drückte irgendeine Art von Abweisung aus.
    Stattdessen legte er einfach seinen weiten Mantel um sie, setzte sich mit ihr an den Brunnenrand und drückte sie fest an sich.
    Der Mantel bedeckte ihr schreckliches rotes Haar. Er hüllte sie ganz ein und warf einen Schatten auf ihr Gesicht. Einen Moment lang genoss sie es, einfach an Konrad zu lehnen, seine Wärme zu spüren und nicht Teil des Geschehens zu sein. Alle Geräusche rückten für einen Moment in weite Ferne - sie waren da, aber sie mussten Luise nicht kümmern.
    Sie hörte auch nicht, worüber Konrad und Viktoria redeten. Ihre Stimmen waren einfach da, ohne eine bestimmte Botschaft zu tragen - wie die Vögel, welche Luise immer singen hörte, wenn sie sich heimlich in Viktorias Garten schlich.
    Schließlich bemerkte Luise, dass es ihr besser ging. Ihre Tränen waren getrocknet und würden so schnell nicht wiederkehren, obwohl ihre Augen noch gerötet waren.
    Luise blickte umher und sah, wie die gute Wirtin, Brunhilde, gerade ihre Ansprache hielt. Es war wohl langsam an der Zeit, das auch Luise ihre Stimme abgab.
    Vorsichtig löste sie sich aus Konrads Umarmung und lächelte ihn etwas verlegen an. "Mir geht es wieder gut," sagte sie mit wieder einigermaßen fester Stimme und reichte ihm seinen Mantel. "Ich werde wohl nun meine Hauptmannsnominierung abgeben." Dann schaute sie sich nachdenklich um. Wer ein geeigneter Kandidat wäre, wusste sie nicht genau. Mut, Strenge, Weisheit, Verantwortungsbewusstsein - was war wohl die wichtigste Eigenschaft für einen Hauptmann? Da fiel ihr Blick plötzlich auf eine Gestalt am Rand der Menge, auf die sie nun zuging.
    Aus den Gesprächsfetzen war hervorgegangen, dass Tyrell die Hauptmannswahl eröffnet hatte. Doch er war schmutzig von Kopf bis Fuß. Luise kam ein furchtbarer Gedanke.
    Als sie den Jungen erreichte, blubberte sie auch schon los: "W-was ist mit dir passiert? B-bist du verletzt?"
    Tyrell starrte sie irritiert an und murmelte dann: "Nein, nein, alles bestens. Dein Kavalier hat mir, freundlich wie immer, aus dem Schlamm geholfen..."
    Doch Luise hörte ihm gar nicht richtig zu und plapperte aufgeregt weiter: "A-also hat man dich zur Rechenschaft gezogen, w-weil du den Hauptmann nicht retten k-konntest?" Es war echt nicht richtig, ihn einfach in den Schlamm zu schubsen, weil er die schlechte Botschaft verkündet hatte. Und dass, obwohl es ihre Schuld war! Gut, dass irgendjemand ihm geholfen hatte, wobei Luise diesen Herrn Kavalier nicht kannte. Vielleicht sollte sie sich ihm später vorstellen. An den sichtlich verwirrten Tyrell gewandt sagte sie: "Ich w-werde das in Ordnung bringen..."
    Dann stellte sie sich in die Dorfmitte und sprach, hoffentlich laut genug:
    "L-liebe M-mitbürger. B-bitte seid n-nicht wütend auf T-tyrell. Es ist meine Schuld, d-dass der H-hauptmann starb... weil i-ich nicht rechtzeitig s-seine V-vergiftung bemerkt h-habe und Herr H-hirschdung-Apfelriese..." Sie brach ab. Darum ging es doch jetzt nicht. "W-wi auch immer. Ich möchte jemanden n-nominieren, d-der mir heute m-morgen in der Apotheke großen B-beistand geleistet hat." Sie bemerkte, dass Noel sie aus einiger Entfernung anstarrte. Das machte sie etwas nervös und sie fuhr fort: "Jemand, der mich trotz Kopfschmerzen unterstützt hat. Jemand, der wahrscheinlich immernoch unter Kopfschmerzen leidet, weil er den ganzen tag so aufopferungsvoll war...
    I-ich möchte, dass
    Tyrell (Ligiiihh) Hauptmann wird."
    Damit trat sie zurück und hoffte, dass sie nun, da die Wahrheit raus war nicht zu sehr gehasst wurde.

    Geändert von Zitroneneis (21.03.2013 um 19:12 Uhr)

  13. #53
    Maria gesellte sich zu den anderen Mönchen und Nonnen des Klosters, die ebenfalls anwesend waren und beobachtete das Geschehen auf dem Dorfplatz. Was die Redner erzählten, klang ganz interessant... Doch die wenigsten schienen Ahnung von dem zu haben, was sie sagten. Als sie Noels Rede beobachtete, sah sie, wie gemein er sich Tyrell gegenüber verhielt. Sie erschrak erneut über seine grobe, gottlose Art, und sammelte sich, um die Hände zum Gebet zu falten und ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken, dass Noel eines Tages zu Gott finden würde.
    Dann wollte auch sie ihre Wahl treffen und dachte nach. Die meisten hatten ihre Stimme bereits abgegeben und es wurde Zeit, es dem gleich zu tun.
    Einen von uns Geistlichen zu wählen, wäre unsinnig.
    Außerdem kommt es gar nicht in Frage, dass der Hauptmann keine Familie hat. Das grenzt die Wahl in diesem Dorf leider sehr ein. Der gute Konrad sollte sich zum Beispiel lieber erstmal um eine Frau und Kinder bemühen. Ich denke, Ross Fäller oder Peter Eichmann wären ganz gute Kandidaten. Sie haben Familie, und leben schon lange in diesem Dorf. Peter sehe ich jeden Sonntag beim Gottesdienst, er ist ein guter Kerl mit Potential. Aber Ross vertrauen auch sehr viele Menschen, so etwas sollte man für das Wohl des Dorfes unterstützen. Und auch selbst hatte er sich bereits selber gewählt, was bedeutet, dass er sich bereit dafür fühlt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er ein guter Hauptmann sein wird, sehr hoch...


    Schließlich trat sie vor und sprach:
    "Weil ich überzeugt bin, dass er die Pflichten als Hauptmann sehr würdig vertreten wird, fällt meine Wahl auf Ross Fäller (R.F.)!"

    Dann wartete sie einen Augenblick, ob ihr noch etwas einfiele, was sie noch dazu sagen wollte. Doch alles, was ihr in den Sinn kam, erschien ihr nicht angebracht und so schwieg sie und trat zu ihren Mönchen zurück, um auch zu hören, was die letzten Wählen würden.

  14. #54
    Sie wählten alle den breiten Rotschopf, den Namen hatte Lumi im Pulverrausch nicht ganz aufschnappen können - aber irgendwas wie "Horst Feller". Der dramatische Auftritt ging mächtig nach hinten los, vereinzelt hörte sie Worte wie "Ketzer" - und da dämmerte es ihr:
    "Oh, großartig - Christen...", entfuhr es Lumi leise während sie weiter auf der Bühne lag. Sie war alles andere als religiös, glaubte nur daran, dass jeder seines Glückes Schmied war und es jedem freistand, wie er mit dem Leben umginge, das ihm geschenkt wurde. Und in diesem Moment hatten sie sich alle dazu entschlossen, den rothaarigen Holzfäller zu wählen. Der Typ schien ja irgendetwas an sich zu haben, was den Leuten gefiel. Sie hingegen war fremd.

    "Fein.", sprach sie, stand auf und warf sich wieder ihren Umhang über. "Dann halt kein Hilfe. Kein Hilfe für niemanden vor drohende Apopolypse oder wie ihr Leute das nennt. Ich...", sie zog das untere Augenlid ihres halbblinden Auges herunter, "... hab damit gutes Verbindung nach oben. Sehr gutes Verbindung. Und wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann...!", sie ließ das Augenlid los und deutete mit dem rechten Arm vorwärts als drohende Geste. Doch ihr fiel nichts ein. Kein Wort in irgendeiner Sprache konnte ausdrücken, wie gedemütigt sie sich in dem Moment fühlte. "Lumi ist und bleibt eine schlechte Verliererin." hatte ihre Mutter immer gesagt. Und es stimmte: Wenn sie etwas hasste, war es verlieren. Egal ob es beim Spiel, bei der Politik oder bei der Liebe war. Wobei letzteres eher nicht unbedingt ihr Fachbereich war - als umherziehende, ständig von irgendwelchen Leuten gejagte selbsternannte Wahrsagerin mit Hang zur Kleptomanie hatte sie nie wirklich Zeit dafür gehabt. Es gab einen, aber der war jetzt bereits unterwegs gen Süden. Und sie hatte ihn noch vor ein paar Tagen gesagt, sie würde nichts empfinden. Hätte was werden können. waren die vier Worte, die momentan alles widerspiegelten, was ihr widerfahren war.

    Aber sie konnte sich nicht so diesen Dorfbewohnern öffnen. Sie wusste nicht wohin, sie wusste nicht wie sie so schnell ihrer Familie nachreisen konnte und sie wusste nicht ob sie wirklich mit einem Fluch belegt war, wie es Onkel Dimosz ihr gesagt hatte. Und vor allen Dingen wusste sie nicht, wie sie die verdammte Reise bezahlen sollte, gerade bei ihren Essgewohnheiten, die wohl alles andere als minimalistisch waren. Und mit Djángo. Dem armen Djángo, der nun mit ihr zusammen durch diesen Suhl aus Dreck musste. Enttäuscht von sich selbst, der Welt und allem anderen hockte sie sich auf den Rand der Bühne und schaute mit Hundeblick geradeaus ins Leere, während sie sich alle anderen fast überschlugen vor lauter Hochachtung vor Horst dem Holzfäller. Horst. Was für ein Scheißname. Fast so schlimm wie Analbert. "Horst der scheiße Holzfäller...", murmelte sie im geistesabwesenden Ton. "Horst der verkackte scheiße Holzfäller.", wiederholte sie, immer noch flüsternd. Schlecht aussehen tat er ja per se nicht, aber dafür schien der Kerl nicht wirklich helle im Kopf zu sein. Nun, zugegeben, er hatte einen gewissen Bonus, da er die Leute hier kannte und genau wusste was Sache war. Hm. Vielleicht war es gar nicht so eine schlechte Idee, ihm näher zu kommen. Horst wüsste vielleicht, wie sie hier rauskäme, und sie müsste dafür nicht einmal irgendwelchen Blödsinn von sich geben der frei erfunden war. Verdammt, sie musste ihm nur schöne Augen machen und das war's. Zack. Ein zartes Grinsen wurde nun auf ihrem Gesicht sichtbar. Sie könnte ja immer noch prophezeien. Für Geld. Aber vorerst brauchte sie ein halbwegs taugliches Dach überm Kopf.

    "Irgendein Idee, Djángo?", flüsterte sie in Richtung des neben ihr liegenden Beutels. Normalerweise konnte sie zumindest ein Fiepsen oder ein Rascheln vernehmen - aber da war nichts. Kein Laut. Kein Rascheln.

    Kein Frettchen.

    Sie entsprang ihrer Lethargie und durchwühlte panisch ihren Beutel. "Hol bujkál, Djángo? [Wo versteckst du dich, Djángo?]", sagte sie ein paar Male, jedes Mal ein wenig lauter werdend. Die anderen schienen keine Notiz von ihr zu nehmen. Wenn er jetzt auch noch verschwunden war, wüsste sie nicht, was sie als nächstes tun würde. "Wo ist er bloß, wo ist er bloß, wo ist er bloß?". Sie merkte, wie ihre Augen feucht wurden. Das war nicht gut, ganz und gar nicht.

    Oh, du wirst jetzt nicht ernsthaft heulen, oder? Reiß dich am Riemen, Luminitsa! Du bist eine Szábo! Wir weinen nicht, wir verdrehen höchstens die Augen, sagen "Ach, scheiße..." und gehen weiter! Djángo geht's gut, er kommt bestimmt gleich wieder!

    Und plötzlich saß er direkt vor ihr, ein halbes Brötchen im Maul, sah aus als würde er grinsen. Wo hatte er das Brötchen her? Egal. Sie kiekste vor Freude, hob das Frettchen mit dem halben Brot im Maul hoch vor ihr Gesicht, wuschelte mit ihrem Gesicht im Fell ihres kleinen Freunds herum und untermalte das mit folgenden Worten in hoher, erfreuter Stimme: "Oooooohhhhh Djángo! Jó görényt! Te jó görényt! Igen van! Jó görényt! [Gutes Frettchen! Ein gutes Frettchen bist du!]"
    Sie führte Djángo mit den Händen ihren Mund und schnappte ihm das Brötchen aus dem Maul, das er nach wenig Widerstand losließ. In einem Bissen verschlang sie es, kaute laut schmatzend und breit grinsend darauf herum. Es war das beste Brötchen aller Zeiten. Nur ein Meister von Bäcker konnte sowas-Oh. "Wo hast du das her, Djángo?", fragte sie nun, immernoch die Backen voll mit dem eben verputzten Brötchen und schaute panisch an ihm vorbei auf die Leute. Ob irgendwer das Brötchen vermisste? Wer vermisst ein Brötchen? Es ist ein Brötchen. Brötchen haben keine Seele (genausowenig wie Rothaarige. Zumindest wurde ihr das glauben gemacht von ihrer Mutter. Wahrscheinlich hatte sie auch deshalb so eine Aversion gegenüber Horst.). Brötchen sind Brötchen. Wer auch immer Eigentümer dieses Brötchens war, er würde sich eh ein neues, krosses, extrem leckeres Brötchen backen. Scheiß auf das eine Brötchen. Dieses Meisterwerk von einem Brötchen. Oh Mann, jetzt machte sie sich etwa ernsthaft Vorwürfe wegen eines blöden Bröt-?

    "Entschuldige.", sprach's von links. Hatte sich doch tatsächlich ein blonder, bärtiger Kerl im toten Winkel zu ihr durchgearbeitet.
    Vor Schreck zuckte sie zusammen und fiel - ein Kieksen von sich gebend - nach hinten hin über. Da lag sie nun wieder. Auf der Bühne.
    "Oh Gott, hast du dir was getan?", sprach er mit ernsthafter Sorge in der Stimme. Lumi rappelte sich auf und rieb sich den angedonnerten Hinterkopf.
    "Mh.", gab sie von sich und schüttelte den Kopf. Eine kurze peinliche Pause später konnte sie endlich wieder reden. "Alles gut, ich hab' harte Kopf. Harte Kopf hält einiges aus."
    Der Blonde grinste. "Harter Kopf, wie? Wird wohl trotzdem ne Beule geben." Er musterte sie kurz, wie sie mit verwirrtem, misstrauischen Blick dasaß und sich den Hinterkopf rieb. Djángo verschwand indes wieder im Beutel und schaute mit seinen Kulleraugen auf den fremden Mann. "Du bist heute angekommen, hm?"
    Sie schüttelte den Kopf. "Durchreise."
    "Der kleine Marder - der gehört zu dir, hm?"
    Lumi nickte.
    "Also, wenn dein Freund hier noch Hunger hat, da wo das Brötchen herkam, gibts noch mehr. Ihr seht aus, als hättet ihr eine ganz schön lange Reise hinter euch. Magst du mir deinen Namen verraten?"
    Sie schwieg einige Sekunden, schaute zu Boden, dann wieder auf zu dem Mann. "Luminitsa. Lumi reicht. Du?"
    "Konrad Elkarst. Konrad reicht.", er lächelte ihr aufmunternd zu und verfütterte einige Fischbröckchen an das Frettchen.
    "Konrad, ja?", Zeit klugzuscheißen, "Konrad, der mutige Berater." Still ließ sie das kurz einsinken.
    Konrad blickte sie mit großen Augen an. "Das wusste ich gar nicht. Ich mein', mein Großvater hieß so. Aber 'mutiger Berater'... soso...", nachdenklich stupste er dem Frettchen gegen die Nase und rieb sich mit der andren übers vorgeschobene Kinn, während sich sein Grinsen vertiefte. Lumi hatte ihn offensichtlich tief beeindruckt und ihm ein Geschenk gemacht, das ihm sehr viel wert war.
    "Bist erster netter Mann hier. Rest war bis jetzt - wie sagt man? Suppsekt. Furcsa emberek.", Konrad blickte forschend in ihre großen Augen. "Ähm... Komische Leute." Sie sagte all das, während sie weiterhin möglichst unauffällig auf dem Brötchen herumkaute. Doch sie sah bereits, dass es ihm aufgefallen war.
    Wieder kam kurz Stille auf. Dann fing sie an, leise zu schluchzen. "Das war deine Brötchen, ja?", sie hielt sich die Hände vor's Gesicht. Jetzt wurde es theatralisch. "Es tut mir so leid um Brötchen. Ich will dafür bezahlen, ja? Aber sperr' mich nicht in Zelle, ja? Ich bezahle, ja? Ich schwör." Sie weinte nicht wirklich, sie war mehr auf einem Scheideweg zwischen "sich formell entschuldigen" und "aus allen Tränsendrüsen heulen wie ein Schlosshund damit sie nicht im Knast landete". Konrad machte eine beschwichtigende Geste und legte seine Hand auf ihren Oberarm.
    "Es war nur ein Brötchen, Lumi. Ist gut, dass dein Freund für dich sorgt - und um ehrlich zu sein, wenn ich alles alleine aufessen würde, was Brunhild mir so zusteckt wäre ich inzwischen so breit wie ein Breitmaulfrosch." Dabei pustete er die Backen auf und stemmte die Arme in die Seite, was ziemlich komisch aussah.
    Lumi beruhigte sich langsam wieder. Gut, am Knast war sie schonmal vorbeigeschlittert. Sie wischte sich mit dem Ärmel des Gewands die Augen trocken. "Djángo hatte nur Hunger. Ich auch. Seit fast zwei Tagen."
    "Zwei Tage Hunger, sind zwei Tage zuviel. Dagegen sollten wir etwas unternehmen, meinst du nicht?", sagte Konrad und stapfte gemütlich zurück zu einem Brunnen, der am Dorfplatz gelegen war. Kurz blieb er stehen und deutete mit dem Kopf in Richtung des Brunnens. "Folge mir. Keine Angst, ich beiße nicht."

    Auf der einen Seite war sie misstrauisch gegenüber derart freundlichen Menschen. Auf der anderen Seite: Essen für lau. Schneller als man "Lecker" sagen konnte schnappte sie sich ihren Beutel und lief dem blonden Hünen hinterher.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 22:29 Uhr)

  15. #55
    Die Zeit verflog, Noel hatte sich dazu entschieden, den Wolken beim vorbeiziehen zuzusehen. Das wäre entschieden spannender als die Dorfrunde. Seit etwa einer Stunde schon starrte er schläfrig in den Himmel, sanfter Wind strich schmeichelnd durch sein Haar und die Ruhe aufgrund der Distanziertheit seiner Position vom Mob ließen ihn seine Augen schließen.
    Eine Weile verblieb er so, genoß die Ruhe.

    Erst, als er eine allzubekannte, melodische Stimme entfernt vernahm, richtete er seinen Kopf auf und sah zur Bühne. Warmer Honig floss durch seine Brust.
    Kleine Elfe.

    Offensichtlich war sie sehr aufgewühlt, wohl wegen dem Hauptmann, so schloss Noel. Doch ansonsten schien es ihr gut zu gehen, wie er beruhigt feststellte.
    Lächelnd wartete er darauf, was sie wohl zu sagen hatte. Vielleicht würde sie am Ende sogar aus Zuneigung für ihn stimmen?

    Noel. Lass uns nach Hause gehen. Jetzt.

    Etwas verwundert drehte Noel seinen Kopf nach rechts; Deus saß neben ihm auf der Bank, den Blick ungewöhnlich düster.

    Warum? Sieh nach vorne, Hündchen, meine kleine Elfe ist gerade erschienen. Das werde ich doch nicht-

    Lass uns gehen. Ich meine es ernst.

    Der Wolf sprach völlig ohne Spott und Hohn, und Noel tat das schon selten, also wusste er, wovon er redete. Ruhig wanderte sein Blick wieder auf die Holzbühne. Luise sah sich noch unsicher in der Masse um, zitterte ein wenig.
    Sie war so unbeschreiblich süß.

    Verzeih... ich weiß nicht, was mit dir los ist, Deus. Aber wie könnte ich gehen, wenn sie etwas zu sagen hat? Das will ich nicht. Die Motte flattert auf das Licht zu, und nicht von ihm weg.

    Deus ließ leicht den Kopf hängen und knirschte stumm mit den Zähnen.
    Noel schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit und ließ seine Sinne wieder zum Wesentlichen schweifen: Dem Engel.

    "L-liebe M-mitbürger. B-bitte seid n-nicht wütend auf T-tyrell. Es ist meine Schuld, d-dass der H-hauptmann starb... weil i-ich nicht rechtzeitig s-seine V-vergiftung bemerkt h-habe und Herr H-hirschdung-Apfelriese..."
    Hm. Natürlich, wie immer gab Luise sich die Schuld für Alles, war sie doch so herzensgut und rein. Einmal mehr flammte das Bedürfnis in Noel auf, dieses zerbrechliche Ding zu beschützen.

    "W-wi auch immer. Ich möchte jemanden n-nominieren, d-der mir heute m-morgen in der Apotheke großen B-beistand geleistet hat."

    Noel stoppte im Denkvorgang. Er spürte, wie sein ausgemerkeltes Herz begann, Luft zu schnappen und schneller zu schlagen.
    Bei den dreizehn Niemanden der Niemalswelt, kann das sein... ?

    Noel, du solltest wissen-

    Still jetzt!

    "Jemand, der mich trotz Kopfschmerzen unterstützt hat. Jemand, der wahrscheinlich immernoch unter Kopfschmerzen leidet, weil er den ganzen tag so aufopferungsvoll war...

    Noels Mundwinkel zogen sich träumerisch nach oben. Das war er, der Moment, von dem er geträumt hatte, seit er in dieses Dorf gezogen und das erste Mal in seinem Leben einen Lichtstrahl gesehen hatte. Einen Lichtstrahl in Form einer kleinen, rothaarigen Gestalt. Nicht, dass es ihm irgendetwas bedeuten würde, Hauptmann zu werden... es ging um Luise. Gleich hätte Noel endlich Gewissheit, das seine kleine Elfe ihn nicht hasste. Das würde der erste Sympathiebeweis aus ihrem Munde werden, seit er sie kannte. Sein Gesicht brannte und wahrscheinlich würde er jede Sekunde an Herzversagen dahinsiechen. Aber wenn er nur lange genug lebte, um die Worte aus ihrem Mund zu hören... ! Er wäre so glücklich.

    Noe-

    SCHNAUZE!

    Das Mädchen holte ein letztes Mal tief Luft, bevor sie zu sprechen begann. Noels Herz pochte wie verrückt, als sein Grinsen endgültig wie weggetreten wirkte und er fröhlich die Ohren spitzte.

    "I-ich möchte, dass Tyrell (Ligiiihh) Hauptmann wird."

    Millionen graue Glasscherben regneten herab und rissen seinen Körper in blutige, trostlose Fetzen. Von ihm blieb nichts übrig als eine erbärmliche Gestalt, die atemlos in sich zusammensackte und auf ihre Knie starrte. Es war ein beispiellos zerstörerischer Moment.

    Vielleicht war es nicht, was sie gesagt hatte... doch wie sie es gesagt hatte... mit einem Lächeln im Gesicht, das wohl echter war, als jedes, dass er je bekommen hatte. Begegnete sie ihm doch stets nervös und ängstlich. Aber seinen Namen hatte sie reinlächelnd gesagt, vor allen Dorfleuten.
    Kein Funke Unsicherheit. Ohne, dass er es merkte, entlief Noels linkem Auge eine Träne, die sich zuerst den Weg über seine blaue Wange bahnte und schließlich auf seinen schwarzen Mantel heruntertropfte.

    "Warum... ?"

    Neben dem apathischen Noel schüttelte der etwas ratlose Deus den Kopf.
    Ab und zu könntest du ruhig auf mich hören, Noel. Nun, ich schätze, Belehrungen sind gerade unangebracht. Das war nur eine Nominierung zum Hauptmann. Das Amt juckt dich nicht, es steht in keinem Zusammenhang zu ihrer Sympathie dir gegenüber.

    Ja, das stimmte. Deus hatte recht, das war doch nur eine Nominierung, wahrscheinlich hatte seine kleine Elfe nichtmal an ihn gedacht, es gab nicht den geringsten Grund, anzunehmen, irgendetwas an dem Verhältnis der beiden hätte sich geändert.
    Ich habs! Ich werde einfach ihre Gedanken lese-

    NEIN!
    Noels Tatoo fing urplötzlich höllisch an zu brennen, stöhnend fuhr er sich mit der linken Hand an die Wange, verkniff sich einen Schrei.
    Normalerweise hatte Noel seine Gedankenlesefähigkeit nie auf Luise angewendet. Bei jedem, aber nicht bei ihr. Das wäre ihm wie ein Eindringen in ihre Privatsphäre erschienen, eine Verletzung ihrer heiligen Grenze. Aber als er es jetzt versuchen wollte, funktionierte es nicht.

    Verdammt, Deus! Warst du das?!

    Ja Noel, das war ich, hrr! Erspar es dir um Himmels Willen, jetzt auch noch in ihren Kopf zu blicken! Lass es bleiben, Bengel!

    Du hast mir gar nichts zu sagen! Ich mache, was ich will!
    Ein erneuter Versuch. Wieder brannte seine linke Gesichtshälfte höllisch, intensiver als vorher nun. Noel musste sich mit den Händen im Mantel festkrallen, um nicht zu brüllen.

    Was... was hast du mit mir gemacht?!

    Der Wolf sah mit einem undeutsamen Blick weg, knurrte kurz.

    Du kannst jetzt nicht mehr gedankenlesen. Wenn du es versuchst, brennt dein Tattoo. Jedes Mal stärker. Glaub mir, ich mache das, weil ich dich leiden kann. Diese Fähigkeit wird dich nicht glücklich machen.

    Du dreckiger Köter, gib mir-

    Doch da war der Wolf bereits verschwunden. Das wars, kein Gedankenlesen mehr. Stumm sank Noel auf der Bank zusammen, sein Blick fiel auf die Bühne; Luise schüttelte Tyrell lächelnd die Hand, welcher breit grinsend in die Masse winkte.

    Wie ironisch. Hatte er den Burschen gerade noch in den Schlamm geworfen, war es nun Tyrell, der Noel wie einen Hund zusammentrat und ihn in den tiefsten Dreck warf.

    Mit zitternden Augen und einer Kälte in der Brust, die ihm übel werden ließ, erhob Noel sich schlurfend von der Bank und schlich stumm in Richtung seines Hauses davon.

    Geändert von Holo (21.03.2013 um 21:09 Uhr)

  16. #56
    Rekon bekam das ganze Geschehen nur so halb mit, da er noch große Trauer empfand. Trauer, die einem verstorbenen guten Freund galt. Jedoch sah er, dass Noel aus irgendeinem Grund Schmerzen erlitt, obwohl jener das verbergen wollte. "Noel De'chrones'tulem... Was ist nur los mit diesem Bengel... Starrt manchmal gedankenverloren in die Gegend, verschließt sich vor uns, doch trotz allem will er sich selbst zum Hauptmann wählen..." Rekon lief Noel hinterher. Er interessierte sich für diesen Jungen. "Noel, alles okay bei dir?" Dies waren die Worte, die er ihm hinterher rief, jedoch reagierte er nicht. Desweiteren sah Noel auch recht müde aus, weshalb Rekon sich entschlossen hat, ihn in Ruhe zu lassen und am nächsten Tag noch einmal darauf anzusprechen. Rekon kehrt zum Dorfplatz zurück, um sich das Geschehen weiter anzusehen.

    Geändert von Zirconia (21.03.2013 um 21:39 Uhr)

  17. #57
    Luises Wahl auf Tyrell überraschte ihn doch sehr. Mit leicht geöffnetem Mund stehend und sichtlich verwundertem Blick irrte er mit seinem Gesicht ein wenig durch die Luft, seine Sicht bei Luise endend. Er schüttelte kurz den Kopf und trat ihr näher: "Luise... hast du dir das gut überlegt? Du musst das nicht tun, nur, weil ich heute ein bisschen für dich da war, immerhin ist doch Konrad dir gegenüber viel aufopferungsvoller, dein Cousin!" Luise schaute verschüchtert zur Seite und nickte einmal kurz. Was wollte er noch von ihr? Wie auch immer, er wäre in dieser Situation lieber dankbar ihr gegenüber. "Nun, was soll ich sagen... dankeschön! Das hätte ich nicht erwartet." "I-ist schon gut, Tyrell, i-ich v-vertraue dir nur..."

    Eine ganze Weile standen beide da, in der Menge stehend mit verschiedenen Ausrufen. Darunter ein motivierendes "Ach, Tyrell ist weiß Gott keine Fehlwahl! Würde mich nicht stören, wenn er das in die Hand nehmen könnte!". Unbeholfen lächelte Tyrell nur zurück und winkte ein wenig bescheiden. In der Ferne sah er dann Noel für einen Augenblick wegtreten. Sein suspekter Gesichtsausdruck folgte ihm, bis Noel in einen toten Winkel verschwand. Er dachte eine Weile mit einer ernsten Miene nach, dann wandte er sich wieder zurück an Luise.

    "Luise, hör mir mal kurz zu."
    "J-ja?", antwortete sie überrascht von Tyrells Gesichtausdruck.
    "Hör mal... Noel... dieser Hübschling in dieser Kluft... hüte dich vor ihm."
    "Äh... ja...?"
    "Ich zwinge dich nicht auf mich zu hören...", setzte er fort, "...aber ich bitte dich wenigstens, vorsichtig ihm gegenüber zu treten."
    Luises Blick schien ein bisschen ängstlich. Als würde sie gar nicht wirklich wahrnehmen wollen, was Tyrell zu sagen hatte.
    "Hör mal... es geht mir dabei nicht um Noels Vergangenheit, über die wir nichts wissen und wahrscheinlich sowieso nicht ganz koscher ist (oh Gott, dieses gruselige Tattoo) oder Machenschaften... da kann jeder Mensch anders sein, egal, was er durchmachen musste... aber er hat gewisse Eigenschaften an sich, die geradezu unmenschlich sind... er handelt nicht mit Herz... nicht mit einem richtigem... ich bin ehrlich. Ich fürchte mich vor ihm. Er ist nahezu unberechenbar, aber ich weiß, dass dieser Kerl verdammt widerlich ist, nach der Aktion, die er gerade mit mir getrieben hatte. Er scheint ein gewisses Händchen dafür zu haben, Leute zu täuschen."
    Bei den nächsten Worten wurde Luise jedoch etwas hellhörig.

    "Was ich jedoch glaube zu wissen... du bist die einzige Person, zu der er ehrlich ist... ich will dir nicht sagen, dass du dich nicht von ihm um den Finger wickeln lassen sollst, aber... nutze seine Sympathie dir gegenüber weise... damit dir nichts passiert... in Ordnung? Mit mir hat er es sich leider verscherzt, ich kann ihm allerdings schlecht verbieten, sich aus den Dorfangelegenheiten rauszuhalten. Er trat immerhin freiwillig für das Schicksal unseres Dorfes... und dessen Bewohner hervor, also muss ich das akzeptieren. Also... pass auf dich auf."

    Mit schwindelndem Kopf und einer Hand auf der Stirn setzte dies einen Punkt bei Tyrells Appell an Luise. Er wartete noch ein wenig ab, dann würde er wieder nach Hause gehen und sich endlich an seinen Tee setzen und ihn lange genug ziehen lassen, um friedlich den Tag zu beenden.

    Geändert von Ligiiihh (21.03.2013 um 22:09 Uhr)

  18. #58
    Auf sich aufpassen sollte sie? Und sich in Acht nehmen vor Noel. Es war seltsam, wie viele Leute das sagten. Auch ihr Vater Adalbert hatte Bedenken geäußert und Konrad wirkte ebenfalls besorgt. Hatte ihr mulmiges Gefühl gegenüber dem jungen Mann sie etwa doch nicht betrogen? Konnte es sein, dass es dabei um mehr ging, als nur um dieses blutrote Haar und das seltsame Mal in seinem Gesicht? Konnte es sein, dass Noel anderen Menschen anders gegenüber trat als ihr? Warum sollte er das tun?
    Und... was war nun zwischen Tyrell und Noel gewesen? Was war diese Aktion, die der unheimliche Mann mit dem jungen Bastler getrieben hatte?
    Luise öffnete den Mund, um zu fragen. Doch bevor sie einen Ton herausbrachte, überlegte sie es sich anders. Tyrell schien wirklich besorgt zu sein, sie musste ernstnehmen was er sagte, wenn sie sein Bemühen nicht mit Füßen treten wollte. Und das wollte sie gewiss nicht. Genausowenig, wie sie in ein Fettnäpfchen treten wollte, indem sie ihn nach dieser "Aktion" fragte.
    Auf der anderen Seite, wenn sie wissen wollte, ob Noel tatsächlich zwei Gesichter trug - wäre es dann nicht am besten, wenn sie versuchen würde, ihn etwas besser kennenzulernen? Bisher hatte sie immer versucht, ihm auszuweichen. Noch mehr als allen anderen Dorfbewohnern. Vielleicht sollte sie einfach einmal von sich aus ein Gespräch mit ihm beginnen. Am besten ein seichtes, unbefangenes. Ein ungefährliches. Genau - morgen würde Luise zur Bibliothek gehen, um nach einem Buch über ein harmloses Thema zu suchen, über das man gut philosophieren konnte. Ein Thema wie - Schiffbau. Luise hatte erst einmal im Leben ein Schiff gesehen, aber es handelte sich bestimmt um ein spannendes Thema.
    Plötzlich bemerkte sie, dass ihr Mund immer noch offen stand, ohne dass sie etwas gesagt hatte. Also schloss sie ihn wieder, nur um sich dadurch noch dümmer zu fühlen. Schließlich sagte sie einfach:
    "Danke. Ich... ich werde vorsichtig sein. Und danke, d-dass du dir Sorgen machst."
    Sie bemerkte, dass Tyrell die Hand an die Stirn gelegt hatte. Da dämmerte ihr etwas.
    "Ähm... h-hast du etwa noch immer Kopfschmerzen?", fragte sie schuldbewusst. "I-ich will dich nicht aufhalten. W-wenn es dir schlechtgeht, dann ruh dich besser aus."
    Dann hellte sich ihre Miene ein wenig auf. "Ähm, weißt du...", begann sie schüchtern. "I-ich dachte gerade... du w-wohnst ja ganz alleine, a-also musst d-du dir bestimmt noch etwas zu Essen m-machen... mit den Kopfschmerzen... und da dachte ich..." Scheu brach sie ab und wischte sich nervös die Haare aus dem Gesicht. "W-wenn du magst, k-kannst du ja heute b-bei uns z-zu Abend essen. Konrad f-fastet im M-moment u-und mein Vater i-ist noch krank... also b-bleibt immer v-viel übrig. E-es ist nichts b-besonderes, aber... ähm... man k-kann es essen und ähm... du musst nicht mit Kopfschmerzen kochen... und wir k-können den Kräutertee auch bei mir kochen. Das heißt... äh... wenn du willst."

    Geändert von Zitroneneis (21.03.2013 um 22:44 Uhr)

  19. #59
    [Haltero de Platz: Konrad und Lumi, ggf. Peter, aber kommt auf die Zeit an. Brunhild tauscht alten Köter gegen flinkes Frettchen und übernimmt die Weltherrschaft. Oder so.]

  20. #60
    Luminitsa. Ein schöner Name. Er hatte von den reichen Männern weit, weit im Osten gehört, die Tsaren hießen, oder so ähnlich. Ob sie wohl so eine Zarentochter war, auf der Suche nach ihrer Familie? Und ob es in ihrem Land üblich war, das Frauen alleine mit Frettchen im Gepäck durchs Land zogen. Vielleicht war Lumi nur ein Wort für Hermeline – und Luminitsa bedeutete Prinzessin der Marder. Als der schwarze Marder vorhin mit seinem Brötchen in der Menge verschwunden war, fühlte Konrad das etwas Höheres am wirken war. Manchmal war das einfach so, das er sich treiben ließ und am Ende da herauskam, wo Gott ihn haben wollte.

    „Nichts passiert ohne Grund“, hatte sein Meister immer gesagt, wenn er mal wieder ein Brett verschnitten oder eine Diele uneben gehobelt hatte. Er hatte immer Recht behalten, denn auch wenn die Hölzer dann anders verbaut wurden hatte es sich als Fügung herausgestellt – mal war eben dieser Ausschuss die letzte Färbung, die man für eine Reparatur brauchte, dann hatte ein Brett grade die richtigen Maße um beim Dielen legen an eine Wand anzugrenzen.
    Und von Luise hatte er gelernt, das nicht jedes Unkraut wirklich ein Unkraut blieb – wenn man nur seinen Namen kannte.

    Jeder ist seines Glückes Schreiner.“, murmelte er leise. „Sag Mal Lumi, wo schläft dein Freund denn?“ „Na hier drin.“, sie klopfte auf ihre Tasche, in der es verdächtig klackerte. „Ich könnt ihm ein Schlafkisterl machen, weißt du mit Heukissen und Decke zum verkriechen. Zwar bin ich kein Marder, aber vom schaukeln wird mir immer schlecht.“, er grinste. „Versteh nicht, was die Leute am Boot fahren so toll finden. Ausser den Fisch, natürlich.“
    Er grinste weiter und rieb sich nachdenklich die Stirn. „Ist nur so, wir haben hier im Dorf meiner Meinung nach zu viele Jäger und kaum einen der sonderlich viel für Tiere hier übrig haben will. Naja, wenns nicht grad ein dressierter Mops ist oder ein Pferd, das für sein Futter arbeitet. Dein Freund sollte besser nicht so sorglos hier herumlaufen. Weißt du, die letzten Jahre haben die Leute hier bissig gemacht. Wie... Wölfe in einem besonders kalten Winter. War nie einfach hier, auch wenn alles friedlich scheint und den meisten hier runde Bäuche gewachsen sind.“ Lumi und Django waren voll damit beschäftigt sich über das Bündel mit Essen herzumachen. Also beließ Konrad es dabei, sie beim essen zu beobachten und freute sich darüber das ihre Miene sich mehr und mehr aufhellte.

    Konrad blickte ein wenig wehmütig in Richtung Luise und ab und zu streifte sein Blick nachdenklich die Nonne Maria. „Sie werden so schnell groß.“, murmelte er, in Gedanken bei Marias Worten von wegen "Noel sei ja alt genug zum heiraten" - und damit war natürlich er selber auch gemeint. Django leckte grade auf der Suche nach Futterresten Konrads Finger ab und versenkte die spitzen Zähnchen im letzten Stück Rosinenkuchen mit Beerenmus, das übrig geblieben war. „Na, Frettchen bleiben so. Was du meinst sein Stinkemarder. Django sein kein dicker Stinkemarder.“
    Meinst du dein Django wird immer bei dir bleiben? Ich meine, haben nicht alle Tiere irgendwann das Bedürfnis eine eigene Familie zu gründen?“ „Django und ich sind Familie. Wir sorgen uns umeinand' und nja beißen uns durch. So sagt man doch – durchbeißen? In guten und schlechten Zeiten. Ist auch einfacher so, weil was er weniger isst als ein Kerl. Das kann ich dann haben. Besser für mich auf jeden Fall.

    Konrad bewunderte Lumi. Nur daran denken zu können was für einen selber das Beste war. Er dachte immer zuerst an die andren. Gott, Familie, Nachbarn. Da blieb am Ende kaum Zeit für sich selbst – weder für Gedanken noch für andere Dinge. Und am Ende sitzt man hier, so wie jetzt, die die man lieb hat sind plötzlich „alt genug zum heiraten“ oder "alt genug um den Löffel abzugeben" weil die Kirche oder die Dorftratsche das so sagt und man selber ist aber nicht alt genug um für ein ehrenvolles Amt in Frage zu kommen. Oh schnöde Welt.

    Vielleicht gab es ja eine andere Aufgabe für ihn. Tagein, taugaus zu ackern und sich nur des Nachts an einem Humpen Bier erfreuen zu dürfen (und der war für diese Tage ja eigentlich tabu...) das war nicht das, was er sich erhoffte. Als er als Kind hierher gekommen war um Luise zu besuchen, da war eines ganz besonders gewesen – ein Mosaik im Kloster, in dem auch Maria lebte. Das Lied, das darunter eingemeißelt war hatte er nie vergessen können.
    „Vögel, ihr himmlischen Brüder mein,
    wie hat euch der Schöpfer bedacht!
    Frei dürft ihr fliegen und fröhlich sein
    in bunter und zierlicher Pracht!
    Er schenkt euch das Futter und Quellen rein,
    ihn sollt ihr loben und dankbar sein!“


    Genau – Vögel. Was sagst du Konrad. Komische Vögel, eindeutig zu viele in diesem... Ort.“ Konrad hatte gar nicht bemerkt, das er leise zu singen angefangen hatte und räusperte sich verlegen. Seine Stimme war nicht besonders gut... „Ja, ne Menge komischer Vögel.“ Konrad blickte Lumi nochmal an. Diesmal zog etwas tief in seinem Inneren, das mehr weh tat als die Erkenntnis das er für seine Familie daheim wie auch hier für Luise und Adalbert völlig unnütz war. Überflüssig. Nicht der Rede wert. Keiner der Dörfler hatte ihn auch nur in Betracht gezogen. Und doch gab es etwas, das noch tiefer an ihm rührte. Schicksal nennt man das wohl. „Weißt du Lumi, ich bin auch nicht von hier. Und ich denke es wird bald Zeit für mich weiterzuziehen. Wenn du magst, begleite ich dich, wenn du weiterreist.“ Er lächelte. Doch seine Augen blieben traurig, bis er sich aufs Bein klopfte und mit einem Blick auf Peter aufstand. „Doch jetzt, meine Dame“, er deutete eine Verbeugung an und zog Lumi nach oben, „besorgen wir euch einen Schlafplatz. Und zwar im vorzüglichsten Haus des Ortes.“
    Meinst du das, wo der Tote liegt? Ist größtes Haus von allen.“ Sie zuckte mit den Schultern.
    Nein ich meine das Haus, wo Bier und Wein in guten Holzfässern reift und die Kammern voll mit Leckereien sind. Auf auf, Lumi-Tsarentochter. Auf ins Wirtshaus. Nach dem Schrecken des Tages haben wir uns einen Trunk verdient." Er stieß zwischen den Fingern einen leisen Pfiff aus. "Peter! Lass uns auf unsren verblichenen Hauptmann trinken, ich geb einen aus.

    ~*~ Wenig später in der "Hirschkuh" ~*~

    Wie sagte man so schön – man trinkt das Bier, das einem gebührt. Und es gab da ein ganz besonders süffiges Starkbier das – Gott verzeih's – einen Mann alle Sorgen vergessen ließ. Es war der erste Abend, an dem Konrad nicht in die Apotheke zurückkehrte, sondern im Gasthaus blieb um der Sängerin zu lauschen und um sich Zeit zu nehmen um nachzudenken. Über sich und das, was er wollte. Und zum ersten Mal fiel ihm auch auf, das Brunhild sich ihm gegenüber anders verhielt als den andren Männern gegenüber. Vielleicht konnte das Lumi helfen ihre Zeit hier im warmen zu verbringen... ja, vielleicht... aber wie hatte Lumi gesagt? "Man muss die Karten richtig ausspielen. Ein Holzkopf kann auch ein einen gezinkten Würfel nicht richtig werfen."

    "Oh süße Göttin des edlen Hopfenbräus! Du Engel unter den Malzerinnen!", Konrad erhob seine vierte Maß schwungvoll und prostete den Anwesenden zu, dann ging er vor Brunhild auf die Knie und griff nach ihrer Hand. "Hört mich an! Eine Erscheinung traf mich heut, wie sie dem edlen Franziskus einst erschien - und doch handelt es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Bettler, nein, eine Zarentochter, mittellos und von aller Welt und allem Glück verlassen trat in unser Dorf ein um uns mit ihrer Anwesenheit zu beglücken. Nun, vermögt ihr verehrteste Schankmaid und wohlgerundete Venus nicht nur süßen Nektar auszuschenken - eine Bettstatt und ein wenig Essen um diese Augen zum strahlen zu bringen, mehr braucht es nicht. Ihr würdet mich damit sehr glücklich machen - bin ich doch ebenso heimatlos nun, da meine Base von Schönlingen umschwärmt wird wie die lieblichste Blüte des Frühlings und damit ihr unsere Anwesenheit euch und allen andren prächtigen Dörflern nicht als Last empfindet werde ich doppelt so hart arbeiten um eure zarten Hände vor jedweder Arbeit zu schonen."
    Drauf küsste er die vom Spülwasser aufgeweichten Wirtinnen-Hände so hingebungsvoll, das es einem allein schon vom Hinsehen die Schamesröte ins Gesicht trieb.

    Aber nach dem fünften Maß (Unser gütiger Gott verzeiht auch diese Sünde, denn eins geht immer noch - und nach der ersten Sünd' liegt die nächste doch so nah) vergaß er aber auch Brunhild und den Weg nach Hause und alles andre und träumte von Feuerzeichen am Himmel und glänzenden Iltisnasen.

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