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Thema: Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)

  1. #21
    Der Weg durch den Wald war nicht weiter ereignisreich. Das einzige, was passierte, war Rekon, dem Ross und sein Partner begegneten. Nachdem sie ihn begrüßt hatten, war er auch schon wieder in Richtung Dorf verschwunden.
    Der Weg schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, er war kaum befestigt, mit Außnahme des schmalen festgetrampelten Pfades den die Tiere durch ihr regelmäßiges Begehen selbst gemacht hatten. Mit der Zeit kamen sie so immer tiefer in den Wald, die Vegetation veränderte sich bereits und der Wald schien sich mit jedem Meter immer weiter zu verfinstern. Überall um sie herum waren die merkwürdigsten Laute zu hören und ab und zu blitzen kurzzeitig rote Augen auf, nur um im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Hier in dem Bereich des Waldes lag immer ein seltsamer Druck, doch egal was passierte, die Maultiere trotteten unendwegt vor sich hin, bis sie schließlich den großen freien Platz erreichen würden, der mit einem Schild markiert war, auf dem Ross Name und der seines Partners standen.
    Damals, als die Holzfällerei noch die Haupteinnahmequelle des Dorfes war, gab es noch weitere solcher Plätze, alle von anderen Holzfällern reserviert, heute waren Ross und sein Partner die einzigen, die noch im Dorf geblieben waren. Zum einen lag es daran, dass die Industrie, wie sie es nannten, sich in größeren Städten zu entwickeln schien und es somit weitaus lukrativere Arbeitsplätze gab und zum anderen war der Wald mittlerweile so gefährlich geworden, dass immer weniger Menschen sich freiwillig in die dunklen Untiefen des unerforschten Waldzentrums vorwagten.
    Auch Ross würde sich wohl bald einen neuen Job suchen müssen, denn sein Partner hatte auch bereits Pläne gemacht, das Dorf zu verlassen und alleine jeden Tag Holz zu fällen, wäre auf jeden Fall viel zu gefährlich, dessen war sich Ross gewiss, auch wenn es ihm absolut nicht gefiel, eine lange Familientradition aufzugeben.

    Vor ihnen lichtete sich der Wald und Ross machte vor dem Schild halt, das anzeigte, dass er angekommen war. Dort sicherte er ersteinmal seine Maultiere, sollte doch etwas passieren, wäre es äußerst gefährlich wenn sie die Flucht ergreifen würden. Danach machten er und sein Partner sich auf, das Gelände abzustecken. Leider kam es nur allzu oft vor, dass sich irgendwelche gefährlichen Tiere über Nacht eingenistet hatten und für den Fall wäre es töricht, einen Baum zu fällen und gleich von einem wilden Tier angefallen zu werden. Nachdem die beiden sicher sein konnten, dass alles sicher war, begutachteten sie die Bäume, die sie noch gestern markiert hatten. Die Bäume, die heute gefällt werden sollten.
    Eisenholz war robustes Holz, robust, gut zu verarbeiten und hielt sehr lange. Selbst jetzt, wo die "Industrie" wie sie es nannten, sich immer weiter ausbreitete, war es sehr selten und äußerst begehrt. Mit nur ein paar Stämmen konnte man sich so sehr leicht seinen Wochenunterhalt verdienen.

    Bis alle Vorbereitungen erledigt waren, war es bereits Mittag. Der erste Schlag hallte durch den Wald, als die Axt den ersten Baum traf und schreckte einige Vögel auf. Allerdings war es so tief im Wald, dass man es im Dorf nicht hören konnte. So ging das noch bis in den späten Nachmittag, Ross hatte sich bereits für den Rückweg fertig gemacht, wenn sie wieder im Dorf waren, würden sie zuallererst zum Sägewerk am anderen Ende der Stadt fahren, um die Stämme abzuliefern, morgen würde es wohl ersteinmal nichts zu tun geben, da sein Partner am Abend noch fürs erste das Dorf verlassen würde und niemals würde Ross alleine in den Wald gehen. Zumindest hätte er fürs erste genug Geld zusammen.

    Nun ging es also wieder zurück ins Dorf.

  2. #22
    Nach dem munteren Gruß des Bauern Peter zog er den Hut zum Gruß. "Grüß dich, Peter. Eben hab ich Tyrell bereits zum zweiten Mal zur Apotheke laufen sehn – dieses Mal mit dem Medicus. Ich hoffe das bedeutet unser verehrter Hauptmann ist über den Berg." Er reckte sich und tätschelte sacht den Hals des Braunen. „Meinem verehrten Ohm Adalbert geht es jedenfalls mit jedem Tag besser, Luises Pflege seis gedankt. Aber noch muss er sich schonen. Und dann hatten wir in aller Herrgottfrühe auch noch was Neues zum Gesundpflegen im Haus.
    Sei froh das deine beiden Kinder noch so jung sind, das sie dir noch keinen Familienzuwachs ins Haus schleppen. Du kannst dir ja vorstellen, was Luise bei dem Kerlchen für große Augen gemacht hat. Ich hätte ihn ja lieber in den Stall mitgenommen, aber jetzt werd ich froh sein wenn ich sie nicht alle Vorräte im Haus an den Rotpelz verfüttert.
    .“ Er zwinkerte dem Bauern gutgelaunt zu. Mit einem Mal erstarrte er jedoch blickte das Pferd an, als sehe er zum ersten Mal in seinem Leben eines.
    Da hab ich wegen dem Kerl doch glatt vergessen die Pferde zu füttern! Na, ich hoffe der Wirt hats noch nicht gemerkt. Verzeih' Peter, du kennst das ja die Arbeit wartet nicht. Komm doch heut abend im Wirtshaus vorbei. Und grüß deine Familie von mir!
    Peter indes war völlig unklar von was für einem "rotpelzigen Kerlchen" Konrad gesprochen hatte. Denn die Beschreibung traf ja auf so einiges zu.

    Für den Rest des Mittags schuftete und rackerte Konrad in den Wirtsställen, sobald jedoch die Pflicht erfüllt war machte auch er sich zum zweiten Mal an diesem Tage auf den Weg. Diesesmal bedeutend klarer im Kopf, jedoch unverändert besorgt was Noel und Luise anging führte ihn sein Weg letztlich auf heiligen Boden. Mit ernster Miene zog er den Hut vom Kopf, bekreuzigte sich und lief dann an dem Gemäuer entlang um in den Kräutergärten nach einem der Geistlichen des Dorfes Ausschau zu halten – um das Paket auf seiner Schulter und das in seinem Herzen loszuwerden.

  3. #23
    Nachdem Luise den Fuchswelpen versorgt hatte, den Konrad auf den entzückenden Namen Kürbis getauft hatte, holte sie einen kleinen Korb, den sie mit einem weichen Deckchen polsterte. Dort hinein legte sie das Füchschen und trug es zurück in den Verkaufsraum. Das Körbchen stellte sie in eine geschützte Ecke hinter der Theke und kniete sich davor nieder.
    "Und unternimm keine Abenteuer, mein Kleiner. Du musst schließlich deine Pfote schonen", flüsterte Luise ihrem frisch adoptierten Haustier liebevoll zu. Als Antwort schleckte Kürbis ihren Finger ab. Das Mädchen kicherte leise. "Bestimmt möchtest du draußen spielen. Gedulde dich ein bisschen, ja? Später können wir bestimmt noch zusammen spazieren gehen. Ruh dich einfach erst etwas aus und lauf niemandem unter die Füße..."
    In diesem Moment ertönte das Glöckchen über der sich öffnenden Eingangstür. Kürbis stieß ein erschrockenes Fiepen aus.
    "Schsch, mein Kleiner. Keine Angst, niemand tut dir etwas", sprach Luise, während sie dem Fuchswelpen eine beruhigende Hand auf den Kopf legte. Dann stand sie auf und schaute, wer sich denn nun entschlossen hatte, der Apotheke einen Besuch abzustatten. Es handelte sich um einen anscheinend wenig begeisterten Tyrell und einen Mann mittleren Alters in... ungewöhnlicher... Kleidung. "Was kann ich...", begann Luise, wurde aber sofort unterbrochen.
    "Was ist das denn!?", rief der Mann mit sichtlicher Empörung. "Sind die Apotheken in dieser hinterwäldlerischen Umgebung etwa Spielgruben für kleine Kinder!?"
    Luise bemerkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss und ihre Hände schwitzig wurden und zu zittern anfingen. "N-nein, mein Herr. I-ch bin d-die Tochter von... äh mein Vater... ihm gehört diese Apotheke, aber er ist ..."
    Ungeduldig stampfte der Mann auf den Boden. "Na, worauf wartest du dann? Hol ihn her, Mädchen!"
    "He, lasst sie doch erstmal ausreden!", warf Tyrell ein, welcher den Mann schon seit geraumer Zeit missmutig betrachtet hatte.
    "Misch du dich nicht ein, Junge!", fuhr dieser ihn an. Dann wandte er sich wieder an Luise: "Hör gut zu, kleines Fräulein! Ich habe keine Zeit für deine Spielchen! Ich bin der hochgeachtete Medicus Hugo Abrosius Godefridus von Hirschgrund-Apfelwiese, Studierter Absolvent der Universität zu Mandelsheimhausen und jahrelanger Leibarzt des Königs von Nord-Estparien! Ich weiß, dass dein kleiner roter Kopf wahrscheinlich nicht weiß, was das bedeutet. Also fasse ich mich kurz: Nach meinen langen Jahren als fleißiger, treuer, weiser und bescheidener Arzt im Dienste des Königs, traf ich die schwere Entscheidung, mich in die Dienste, des einfachen ungebildeten Volkes zu stellen und für viel zu geringe Summen, welche meinen Fähigkeiten keineswegs entsprechen, worüber ich mich aber nie beschweren würde. Also wanderte ich nur mit meinem tiefen Wissen und meiner geschmackvollen Medikus-Garderobe gerüstet in diese unwirtliche, gottverlassene Gegend und traf nach einer Ewigkeit fernab jeglicher Zivilisation in diesem Dorf, bei Eurem Hauptmann, welcher meine große Weisheit sofort erkannte, und auch, dass nur ich ihm helfen kann. Er leidet nämlich an einer furchtbaren Krankheit, die nur ich heilen kann. Wir dürfen keine Sekunde verlieren! Wo ist dein Vater, Mädchen?"
    "Warum redet er soviel über sich selbst, wenn es angeblich schnell gehen soll?", murmelte Tyrell, leise in sich hinein.
    "N-nun Herr K-kirschgrund-Affenwiese", stammelte Luise, völlig benommen von diesem Redeschwall. "I-ich verstehe die Situation u-und dass Ihr w-eit gereist seid b-bei Euren... hüb... schen K-Kleidern, aber m-mein Vater ist sehr krank. D-deshalb leite ich im Moment die Apotheke."
    "WAS!? Wie kann denn ein so kleines Kind schon Apothekerin sein!?", rief Medikus Hirschgrund-Apfelwiese ungläubig aus. "Du bist doch bestimmt noch keine elf Sommer alt! In zehn Jahren kannst du´s vielleicht mal versuchen!!!"
    Luise senkte beschämt den Kopf. Sicherlich wollte er Salz in ihre Wunde träufeln. Ihr ihren Platz bewusst machen. Es wusste doch jeder, dass es keine Apothekerinnen gab. Dieses Handwerk war allein Männern vorbehalten.
    "Nun macht mal halblang. Luise kennt sich im ganzen Dorf am besten mit Heilmitteln aus! Sie weiß immer, was man Kranken geben muss."
    Erstaunt und dankbar blickte Luise auf. Dass Tyrell sie in Schutz nahm, obwohl sie ihn heute Morgen so lange hatte warten lassen.
    Bevor jedoch irgend jemand der drei etwas weiteres sagen konnte, öffnete sich die Tür zum Wohntrackt und Adalberts bleiches Gesicht schaute Luise an.
    "Ist alles in Ordnung, mein Kind? Ich habe laute Stimmen gehört und..." Er brach ab und seine Augen weiteten sich als er den Medikus erblickte. "Du - HUGO!?"
    Der Medikus erwiderte den Blick verständnislos. "Kennen wir uns?" Dann breiteten sich erst Erkenntnis und dann Schock auf seinem Gesicht aus. "A-adalbert...?" Einen Moment hielt er inne, dann stürmte er durch die Eingangstür hinaus. Verständnislos schauten Luise und Tyrell hinterher.
    "Sieht aus, als würde er das Dorf verlassen...", murmelte Tyrell.
    "Das wird er sicher. Er ist ein umherziehender Quacksalber, dem ich schon mehrmals begegnet bin. Jedes mal geht er irgendwohin, nimmt Kranke Menschen aus und verschwindet, sobald man ihn entlarvt", sagte Adalbert mit einer untypischen Grimmigkeit in der Stimme. Gefolgt von einem Husten.
    "Vater, du musst zurück ins Bett!", rief Luise erschrocken.
    "Aber Kind, wenn solche Verbrecher hier herumlaufen, kannst du doch nicht ganz alleine..." Ein lautes Husten ertönte.
    "Ach was! Konrad passt auf mich auf. Und gerade war Tyrell dabei, mir zu helfen. Ich komme zurecht..."
    Nachdem Adalbert wieder in seinem Zimmer war, wandte Luise sich an Tyrell. "D-danke, dass du m-mich so verteidigt hast. Das ist mehr, als jemand wie ich verdiehnt hat...", murmelte sie schüchtern. "A-aber auch wenn dieser Herr... äh... K-kirschgrund-Affenwiese mit den... schönen... Kleidern kein echter Arzt war, so würde ich doch gerne sehen, wie krank der Hauptmann tatsächlich ist. Würdest du mich begleiten, damit wir notfalls sofort Hilfe holen können?"

    Geändert von Zitroneneis (19.03.2013 um 18:48 Uhr)

  4. #24
    Merete trat aus der Tür und nahm einen tiefen Zug der frischen Luft in ihre Lungen auf. Obwohl sie nicht zu häufig die eigene Behausung verließ, so gehörte es zu den schönsten Momenten eines Tages, dies zu tun. In der Luft lag alles, was das Dorf ausmachte. Ruhe und Frieden. Keine Unsicherheit über die nächsten Stunden, den nächsten Tag. Hier war die Luft rein, nicht blut- und kampfgetränkt.

    Den Bogen mustergültig neben der ledernen Halterung für den Köcher auf den Rücken geschnallt, trat sie langsam voran, ertaste mit starr nach vorne gerichtetem Blick den Jagddolch an der Seite ihrer Hüfte, dessen Schneide im hölzernen Schnitzwerk lag. Nur gelegentlich verließ ihr Blick die gerade Linie, blieb für wenige Augenblicke liegen auf den anderen Gestalten dieses Dorfes. Da war der Schreinergeselle, in etwa in ihrem Alter, offenbar verzweifelt auf der Suche nach irgendetwas.

    So wie Merete die anderen, interessierteren Bewohner von Düsterwald kannte, würde sie zu ihm gehen müssen, ihn Fragen, wen oder was er suche, um unter Umständen helfen zu können. Irgendein neugieriger Teil in ihr fragte sich manchmal, ob sie es nicht einfach tun sollte. Sich einfach der Versuchung hingeben, das Gespräch suchen, vielleicht auch, um die ein oder andere Sympathie zu erfahren, auf die sie zurückgreifen könnte, wenn sie Hilfe bräuchte. Doch bis jetzt hatte sie alles alleine geschafft. Und das Interesse war nicht groß genug. Verdammt, sie wusste ja nicht mal den Namen des Mannes. Wenn sie genauer darüber nachdachte, kannte sie nur vier Namen.

    Da waren auf der einen Seite die junge Apothekerstochter Luise und ihr Vater Adalbert. Bereits häufig war Merete in die Verlegenheit gekommen, die Dienste der beiden in Anspruch zu nehmen, wenn die Schmerzen im Kopf zu groß wurden oder sie sich bei der Jagd verletzte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie darüber nach, in welcher Verbindung zum Apotheker der junge Schreinergeselle stand. Irgendetwas sagte ihr, dass die beiden verwandt seien, doch nur wenig später ertappte sie sich beim unerwünschtem Entwickeln von Interesse und schob den Gedanken bei Seite. Was kümmert es dich?

    Auf der anderen Seite war da Rekon, der ältere und erfahrenere Jäger im Ort. Nicht, dass sie jemals viel mehr als die üblichen Begrüßungsfloskeln ausgetauscht hätten, doch allein ob seiner Profession stand er Merete näher als jeder andere Bewohner des Dorfes. Ihn hatte die junge Isländerin noch nicht entdecken können, doch wie sie vermutete war er bereits in den frühen Morgenstunden im Wald gewesen. Sie vermied das, nicht zuletzt, weil man sich in der Gegend von einem Bären erzählte, der das Vieh riss und auch für sie eine Gefahr darstellen könnte. Nicht, dass sie sich nicht zutraute, sich vor einem Bären schützen - ach was, ihn erlegen - zu können, doch gefiel ihr das Risiko nicht. Ihr Kampfeswille war im Zuge des Sesshaftwerdens eingeschlafen - und so war es sicher auch ihr Reaktionsvermögen.

    Der letzte, ihr bekannte, Name war der des Hauptmannes. Ein guter Mann, dem Merete dankbar war. Er machte eine Frau zur Jägerin, ermöglichte ihr dieses neue, ruhige Leben, welches ihr gefiel, weil es nicht den Tod bedeutete. Umso bezeichnender war es, dass ausgerechnet er derjenige war, der nun im Sterben lag. Auch - und hauptsächlich - für ihr eigenes Wohl wäre es zuträglich, wenn der Hauptmann am Leben bleiben würde. Solange er das war, konnte sie ruhigen Gewissens der Jagd nachgehen.

    Gerade in diesen Tagen wurde so viel gejagt, wie sonst selten. Ein Fest stand bevor und benötigt wurden große Mengen an Wild. Merete hatte - wie so oft - aufgrund von mangelndem Interesse vergessen, um was für ein Fest es sich handelte, doch war sie sich sicher, dass es eine dieser Feierlichkeiten war, die sich jährlich wiederholten.

    Ein Blick in den Himmel riss sie aus ihren Gedanken. Die Sonne stand hoch, schien heiß auf das Dorf und die angrenzenden Wälder. Zu heiß. Das Wild würde sich nun eher in den schützenden, tieferen und weiter entfernten Wäldern befinden, sich nicht der Sonne aussetzen. Sie müsste noch eine Weile warten, bis die Tiere zurückkehrten.

    Die Augen schützend zusammengedrückt setzte sie sich an den Dorfbrunnen, blickte stumm zum Wald hinaus, zog den Dolch von ihrer Hüfte und malte mit ihm musterlose Bewegungen in den weichen Grund.

    Geändert von MeTa (20.03.2013 um 16:32 Uhr)

  5. #25
    "A-aber auch wenn dieser Herr... äh... K-kirschgrund-Affenwiese mit den... schönen... Kleidern kein echter Arzt war, so würde ich doch gerne sehen, wie krank der Hauptmann tatsächlich ist. Würdest du mich begleiten, damit wir notfalls sofort Hilfe holen können?"

    Ade, schöner Morgen mit Kräutertee. Der Kopf hitzte, die Haut biss ihn und das Blut pumpt weiter und weiter und ließ ihn das Trommeln innen drin spüren. Aber wer war er, Tyrell Flynt, dass er der verehrten Miss Elkarst einen Gefallen abschlägt, nachdem er sie doch so heldenhaft vertreten hat? Kein Vollidiot, so viel ist sicher.

    "Sicher", antwortete er, "ich habe ja sonst nichts Sinnvolles zu tun..."
    Die Ironie in seinem Satz nicht wahrnehmend sagte Luise darauf: "D-danke! Ich sag' kurz Vater Bescheid und hinterlasse eine Nachricht für kommende Kunden und..."
    "Luise."
    "J-ja...?"
    "Der falsche Fuffziger hat sich übrigens mit Apfelwiese vorgestellt. Nicht Affenwiese."
    "A-ach ja? War das so? Aber Vater sagte doch, dass er eigentlich kein richtiger Arzt ist und-"
    "Eh... darum geht's mir eigentlich nicht"
    , unterbrach
    er sie, "aber du machst dir vor und während des Redens immer so viele Gedanken, dass du fast gar nicht richtig zuhörst."
    "I-ist das so...?"
    Tyrell seufzte einmal. So wichtig war das jetzt ja nun auch wieder nicht: "Ach, wie auch immer. Sag deinem Vater einfach schnell Bescheid, ich schreibe die Notiz, mh?"

    Sie nickte einmal kurz und ging in Richtung Hinterzimmer, während Tyrell aus seiner Tasche einen Papierfetzen und eine Feder rausholte.
    Zitat Zitat
    Sehr geehrte Dorfbewohner,

    da Luise kurz nach dem Hauptmann sieht
    und der verehrte Adalbert zurzeit krank ist,
    würden wir Euch darum bitten, Euer
    gewünschtes Produkt zu nehmen und
    das Geld auf dem Tresen zu hinterlassen.

    Hochachtungsvoll, die Apotheke
    Danach machten sich Tyrell und Luise auf zum Hauptmann. Er befand sich normalerweise in der Mitte des Dorfes, dem Dorfmarkt- und Rathausplatz, allerdings ruhte er sich seit geraumer Zeit am Dorfrand aus, in einer alten Hütte, in der er als Kind aufwuchs. Auf dem Weg dorthin schaute Luise jedes Mal weg, wenn die anderen Dorfbewohner sie grüßten. Wobei sie vorher verlegen lächelte und dann errötet zur Seite schaute und ihre Hände zusammenkniff. Irgendwann fing dann Tyrell an zu reden:

    "Sag mal... was ist denn eigentlich mit dir los?"
    "Nichts, nichts... i-ich schaue nur Leuten nicht so gerne direkt in das Gesicht..."

    Vielleicht war sie wirklich einfach nur sehr schüchtern. Tyrell stieß ein resignierendes Stöhnen von sich und beließ es dabei. Danach waren beide beim Hauptmann angekommen. Vorsichtig öffneten sie die Tür und brachen das tagelange Dunkel mit einzelnen Sonnenstrahlen. Ein warmes Flackern ertönte, als sie beide im Schlafzimmer ankamen und den Hauptmann erbärmlich im Bett schwächeln sahen.

    "A-adalbert...", sprach eine sonst nie so kratzende Stimme, "...bist du daaas...?"
    "Nein, Herr Hauptmann! I-ich bin es, Luise... ich bin nur seine Tochter..."
    "Herrje, Hauptmann! Was hat dieser Affen- äh- Apfelwiese Euch nur angetan?!"

    "Ich weiß auch nicht...", hustete er
    , "...er gab mir... seltsame Medizin und... verschrieb mir nur strengste Bettruhe im dunkelsten Dunkeln..."
    "Oh je, Ihr... Ihr seht nicht gut aus...!"
    "Ich... habe guten Dienst geleistet, solange ich lebte", sagte er und holte zu seinen letzten Worten heraus, dabei machte er eine längere Denkpause.

    "D-dieses Dorf... e-es ist... nicht frei von Sorge, wie wir immer denken...", und hielt Luises Hand ganz fest, um darauf aufmerksam zu machen, dass beide ihm jetzt gut zuhören sollen, "mit meinem Tod und des Neuanfangs eines unwissenden Jünglings... werden schlimme Dinge ihren Lauf nehmen... i-ihr... ihr müsst mit dem schlimmsten rechnen... i-ich... ich kann leider n-nichts mehr t-tun... a-aber i-ihr... s-sollt n-n-neue H-ho - neue Hoffnung i-in einer anderen Person sch-schöpfen... r-r-r-ruft a-alle Bewohner zusammen... z-z-z-zum Dorfplatz u-und w-wählt... w-wählt waise... m-man k-k-kann n-nicht v-vorsichtig g-genug sein...

    ...

    ...V-Vorsicht...


    ...habt Vorsicht!"


    Und während Luise schluchzend seine Hand hielt, verstarb der Hauptmann, der stets treu von seiner Geburt an dem Dorf so gut gedient hatte, in just diesem Moment, als er zur neuen Hauptmannswahl aufrief.

    Geändert von Ligiiihh (19.03.2013 um 19:57 Uhr)

  6. #26
    "Was zum...?" Sie blickte dem Kerl noch ein paar Augenblicke lang hinterher, schaute verwirrt nach links und rechts und schnappte sich im Aufstehen ihren Beutel. "Komische Leute laufen rum hier, dachte ich hätte alles gesehen nach diesem merkwürdige Lager, weißt du noch Djángo?" Alle paar noch leicht gehumpelten Schritte schaute sie nach hinten auf ihren mit Frettchen befüllten Beutel, der lässig am Rücken hin und herbaumelte. "Da war diese Grippe oder so, viele Kranke und wir sind durchgereist und ich weiß noch, da war diese gemeine Ärztin - ach wie hieß sie... So 'ne Brünette, weißt du noch? Wie hieß sie - Ness? Stress? Die hat so komische Akzent gehabt, war komische Frau, hat immer andere komische Frau mit komische Augen begrabscht und so und...". Das Gemurmel stoppte kurz, als sie einen Jungen sah, der einen Zettel an die Tür eines Hauses hängte und danach in Begleitung einer jungen rothaarigen Frau irgendwohin rannte. Eine kleine Menschentraube bildete sich dort, das Raunen war groß.

    Sie trat zwischen die Menschen und studierte den Zettel. Saugte das dort Geschriebene mit interessiertem Blick auf. Kam dem Zettel immer näher. Sie konnte ihn fast beschnuppern, so nahe stand sie, fühlte ihn mit ihren Fingerspitzen. Die Nachricht war klar. Das dort Geschriebene war...
    "Wer hat'n das geschrieben?", sprach sie und drehte sich verwirrt zum Rest um. "Boah. Ez a kézírás nagyon szar!" Sie lachte laut und dreckig auf, lächelte danach mindestens genauso verwirrt wie die Leute sie ansahen. "Das wirklich scheiße Handschrift! Ich meine... ich habe scheiße Handschrift und weiß deshalb genau wie scheiße Handschrift aussieht - aber DAS! Szent szar [Heilige Scheiße!]! Richtig scheiße Ha-", sie bemerkte jetzt, dass die Stimmung eher getrübt war als belustigt. So schnell es ging wich ihr Lächeln einem ernsthaftem Gesicht, die Stimme wurde weniger raspelnd als eben. "Tut mir leid um euer Analbert.", sagte sie mit all der Ernsthaftigkeit, die sie aufbringen konnte (Wer nennt sein Kind Analbert?), nickte kurz und verschwand in die Richtung, in die die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift gelaufen waren. Denn es gab gewisse Sachen, die ihr Interesse geweckt hatten. Und sie wusste: Wenn hier jemand irgendwo krank herumlag und keiner wusste, wie man es behandeln sollte (zumindest ging sie davon aus, war doch die Apotheke dicht), gab es nichts besseres als:

    a) Zigeunermedizin
    b) teure Zigeunermedizin

    "Djángo, ich hab' Idee!", sagte sie und drehte sich zu Djángo, der seinen kleinen Kopf aus dem Beutel hervortat und neugierig fiepte, "Djángo, ich werde hingehen zu Analbert, ich werde sagen 'Guck' Analbert, ich habe Wunderpulver, dies das.' und sage 'Gib' mir 20 Gulden, Analbert, und ich mach' dich gesund.', ich geh' irgendwann weiter, hüpfe auf nächstbesten Wagen und dann treten wir gemeinsam meiner Verwandtschaft in den Arsch. Nekem van félelmetes ötleteket [Was für eine geniale Idee]! Scheiße, ich mach'... wie sagt man? Reichbach. Ich mach' Reichbach, Djángo." Wo waren die beiden bloß hingerannt? Jedes verdammte Gebäude schien auszusehen wie das daneben. Ein kleiner Weg schien hinauszuführen, ein kleines Haus stand einsam und verlassen da. "Ez lesz az, Djángo [Das ist es, Django].", sagte sie, zog sich die Kapuze ihres Leinenmantels tief ins Gesicht und schritt nach mehrmaligem Räuspern auf das Haus zu. Und sie hörte schon förmlich die Kasse klingeln. Wenn sie wüsste wie eine Kasse klänge. Aber sie wusste, wie sich vorstellen könnte, wie eine Kasse klänge.

    Ja, das war ein sehr optimistischer Gedanke, der jetzt fürs Erste reichen musste.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 18:00 Uhr)

  7. #27
    Noel war gerade auf dem Weg zur Bibliothek, er war sicher eine Viertelstunde gelaufen, da kam das kleine, schwarze Gebäude in Sicht. Hoffentlich waren noch keine Leute da, das musste er jetzt wirklich nicht haben. Lieber wollte er ganz in Ruhe ein Buch über Veilchen studieren.
    Noch grübelnd, was er im Fall von lesebegerigen Besuchern unternehmen würde, bemerkte er, wie an diesem noch jungen und doch schon so ereignisreichen Tag nicht, das von hinten jemand heranstürmte. Erst, als der Unbekannte sich ihm auf wenige Zentimeter genähert hatte, reagierten seine antrainierten Reflexe und er wandte sich blitzartig um:
    Ein älterer Kerl in seltsamer Aufmachung stolperte ihm entgegen, schaffte es gerade noch, das Gleichgewicht wiederzufinden, bevor er sich vor dem jungen Noel in den Dreck gelegt hätte. Schnaufend fixierte der Landstreicher ihn, während Noel ihn nur ungerührt und mit den Händen nach wie vor in den Taschen beäugte.

    "Hah...hah...verflucht, freche kleine Hexe... wer hätte auch ahnen sollen, dass sie ausgerechnet sein Sohn ist, ist ja nicht so, als sähen sich die beiden besonders ähnlich...SCURUMB!"

    Das letzte Wort das der Kerl brüllte und das, wie Noel aus Studien wusste, in einer älteren Sprache eine nicht besonders schöne Betitelung für den Geschlechtsakt bezeichnete, machte ihn neugierig.
    "Hey, du. Von wo kommst du? Und von wem redest du?"

    Noel, ich halte das für keine besonders gute Idee.

    "...hah...Hä? Oh, guter Mann, einen gottgesegneten Tag! Ach, ihr werdet sie kennen, dies' kleine Apotheke, schmächtig in der Gestalt. Und dann diese Göre mit den verfilzten roten Haaren...hahaha, guter Mann, hat man schonmal von einer Apotheke gehört, die da von einer FRAU geleitet wurde, noch dazu von so wenigen Sommern?"











    Oh je. Das wird schmutzig. Es ist schon bedauernswert, wie einige Menschen manchmal breitgrinsend ahnungslos in die Klinge springen. Gute Güte....

    Noel schloss seelenruhig die Augen. Nun, seelenruhig für einen Betrachter. Wie es in ihm gerade ihnnen aussah, das mochte man nichtmal erahnen geschweige denn in Worte fassen.

    "So...?"
    Noels Hand glitt langsam aus seiner Tasche, an seinen Gürtel. Entspannt machte er einige Schritte auf den Herrn vor ihm zu, näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter.
    Bevor der Medicus auch nur mit der Wimper zucken konnte, hatte Noel stumm seinen Dolch tief in seiner Magengrube versenkt. Er stand ihm genau gegenüber, hielt mit der einen Hand seine Schulter, so dass ein vorbeiziehender Dorfbewohner nichts hätte bemerken können, gar sonderlich finden an diesem Anblick. Der schockierte Trickbetrüger starrte fassungslos röchelnd auf zu dem dünnen, rothaarigen Mann, welcher ihn emotionslos mit einem kalten Blick strafte.
    "Du widerliches Stück Scheiße, sei dankbar dass ich dich, obgleich deiner Worte, für welche du jahrhundertelange Folter fernab jeder Beschreibung verdient hättest, sofort und ohne Umwege zu deinem Schöpfer schicke, welcher wohl, ich hätte es fast vergessen, genau solch ein Abschaum ist wie ihr Alle. Ihr seid so verachtenswert."
    Nachdem der angsteinflößende Junge zu ihm gesprochen hatte, beendete er es: Er riss den Dolch nach oben, zog ihn durch seine ganze Brust. Das letzte, dass der fassungslose Mann, welcher ganz offensichtlich an den falschen Gesellen zum Lästern geraten war, sah, war ein kopfschüttelnder Wolf.
    Schließlich fiel er, mit dem Rücken zuerst, auf den schmutzigen Boden des Dorfes.

    Seelenruhig kniete Noel sich vor die Leiche seines Opfers, umschloss den blutgetränkten Dolch und flüsterte einige Worte.
    "Verachtung ist das Blut, dass durch meine Adern fließt,
    Hass die Seele, die sich an mein Inneres schmiegt."

    dann wusch er die Klinge mit seinem Mantel ab und steckte ihn zurück zum Gürtel. Anschließend schulterte er den Burchen, und setzte seinen Weg fort. Seine Leiche würde er dann einfach irgendwo in den Wäldern um die Bibliothek herum entsorgen.

    Du bist dir im klaren, dass das ziemlich riskant war, ja? Wenn dich jemand dabei gesehen hätte, wäre es das mit deinem friedlichen Leben. Und dann könntest du auch Luise nicht mehr nahe sein.

    "Nimm nicht ihren Namen in den Mund."
    Normalerweise hörte Deusexus nicht auf Noel, aber zuweilen konnte er in einer Art sprechen, dass es sogar ihm das Fell sträubte.

    ...tut mir leid. Aber ehrlich, du solltest besser aufpassen. Wenn du ständig so hitzköpfig agierst, war es das bald mit der kleinen Elfe.

    Stumm setzte Noel die letzten Meter zur Bibliothek fort. Gleich würde er diesen Müll entsorgen und dann hoffentlich Ruhe finden, ihm war heute ehrlich gedacht schon zuviel passiert. Es genügte für einen Tag.

    Geändert von Holo (19.03.2013 um 23:09 Uhr)

  8. #28
    Friedliches Unterholz wurde aus seiner jahrelangen Ruhe gerissen, als Patricia es mit großen Schritten plattmachte.
    Das liebliche Vogelgezwitscher und das sanfte Rauschen eines Baches wich dem Scheppern von Rüstung, berstenden Zweigen und dem Geräusch, welches 200kg Körpergewicht beim Kontakt mit dem Waldboden erzeugt.
    Auf dem direkten Weg zum Dorf glaubte sie Fällers Umrisse auf einem Weg zu erkennen, aber durch den Helm konnte man erstens kaum was sehen und zweitens war Fäller bestimmt kein geeigneter Nachmittagssnack.
    Patricia hatte Bärenhunger und in der Stadt konnte man den normalerweise bequem stillen.

    Und noch eine bekannte Gestalt. Dürfte der klapperige Rotschopf sein und der hatte offenbar gerade Stress mit jemandem.
    Hat der gerade dem Alten in den Magen geschlagen? Unverschämtheit, eigentlich. Den würde sich Patricia später noch vorknöpfen.
    Jetzt war aber Essen erstmal oberste Priorität.

  9. #29
    An diesem heißen Tag war es unbedingt nötig, die Gewächse des Klostergartens zu pflegen. Somit ging Schwester Maria nach ihrem morgentlichen Gebet und Frühstück ziemlich bald in den Garten, um unbrauchbare Kräuter zu rupfen und die, die eine gute Wirkung erzielen konnten, zu pflegen.

    Sie bückte sich und ächzte unter der Last dieser täglichen, und anstrengenden Arbeit.

    Als Maria mit ihrer Arbeit vorerst fertig war, setzte sie sich auf die Gartenbank, die für kurze Pausen geradezu willkommen war. Sie hob den Kopf und schloss die Augen, genoß die Sonne und die ruhepause, die nach dieser Bückerei ihrem Rücken nur zu gut tat. Doch heute blieb im Kloster wieder einmal nicht genug Zeit, um zu lange fern zu bleiben - und lediglich für eigene Belange in die Apotheke zu gehen, um ein Rückenbalsam zu besorgen, das würde Maria wahrlich nicht in den Sinn kommen.
    Die Sonne brannte heiß auf Marias Gesicht, etwas zu heiß.
    "Herr", sprach sie und faltete die Hände zusammen, wie sie es zu tun pflegte, wenn sie zum Allmächtigen sprach und betete. "Dies mag dein Zeichen sein, dass meine Pause ein andernmal fortgesetzt werden soll. Nicht wahr?"

    Sie erhob sich, und jüngst in dem Augenblick hörte sie jemanden am Gartentor hantieren. Es war Konrad, der ein Paket herbeitrug. "Grüß Gott, Konrad!", rief Maria aus.
    "Ach, du hast aber schwer zu tragen. Geht es?"
    Konrads Blick verriet ihr nur zu gut, dass das Paket nicht leicht zu tragen sein konnte.
    "Guten Tag, Schwester Maria! In der Tat, das Paket ist nicht ganz leicht."
    Mitleidend sah Maria ihn an. Wie gerne würde sie ihm helfen, aber ihr Rücken verkraftete kaum noch schwere Lasten. Doch just in dem Moment ertönte eine Stimme hinter ihr. "Ah, das Paket. Danke für's Vorbeibringen, Konrad!" Justus, einer der Mönche, kam herausgetreten, um Konrads Lieferung entgegen zu nehmen. "Das kommt wie gerufen. Es tut mir leid, dass ich gerade nicht allzu viel Zeit habe, Konrad. Ich habe dich zufällig mit dem Paket hier vorbeigehen sehen und wusste ja, dass nur Maria im Garten ist. Drinnen ist noch viel zu tun, wir putzen gerade die ganze Kirche. Grüß Gott, Konrad! Dich schickt der Himmel!"
    Konrad und Justus nickten sich zum Abschied zu und einen Augenblick später war der Mönch wieder dorthin verschwunden, wo er herkam.
    Da wandte sich Konrad zu Maria."Maria. Dürfte ich deinen Rat ersuchen?"
    "Aber selbstverständlich. Ich möchte mir deine Sorge gerne anhören. Ssetz dich, Konrad, und berichte, was dir so sehr auf dem Herzen lastet"
    Ihrer Geste folgend, nahm er auf der Gartenbank platz und begann bereits zu sprechen, noch während sich Maria neben ihn setzte.
    "Ich mache mir Sorgen um unsren Bibliothekar. Der Herr schütze ihn. Er... hat keinerlei Scham, heute morgen hat er sich erdreistet einem fremden Mädchen ins Haar zu fassen und wenig später - Gott behüte – einer völlig Fremden ans Bein gelangt. Er tat dies nur um einen Fuß zu verarzten und doch... manchmal wirkt es so als könne er...", Konrad schluckte, "...die Seele so lesen, wie es nur unser Herrgott versteht. Und das muss doch Sünde sein?"
    Er fuhr sich durch die widerspenstigen Locken und stützte die Arme schwer auf seinen Beinen ab, während er die Schwester vor sich hilfesuchend anblickte.
    "Gott weiß wohl um meine eigene Schwäche. Aber ich will auch niemandem Hilfe verwehren, der sie benötigt. Könntet ihr vielleicht einmal mit ihm sprechen? Und dann ist da noch dieses blonde Mädchen, von dem ich sprach. Vielleicht könnte sie hier im Kloster fürs Erste Zuflucht finden?
    Maria erhob ihren Blick nachdenklich zum Himmel und suchte den besten Worten, die sie gerade finden konnte. "Mein lieber Konrad, ich verstehe deine Sorgen. Doch eins nach dem Anderen. Was das fremde Mädchen angeht, jenes, das möglicherweise Hilfe benötigt - ich werde für das Mädchen beten, dass ihr Fuß schnell verheilt. Und du weißt doch, für Bedürftige haben wir immer einen Platz in unseren Mauern. Ich denke, wenn sie einen Platz sucht, wird sie ihn hier finden. "
    Maria pausierte einen Augenblick, war sie sich wegen der anderen, angesprochenen Sorge über den Bibliothekar Noel doch selbst relativ unsicher, und sah Konrad an. Seine Augen verrieten ihr, dass er ihr sehr vertraute. Konrad war nicht das erste Mal mit Maria im Gespräch. Sie war meistens draußen im Kirchgarten und von allen Bewohnern des Klosters diejenige, die mit den Bewonern des Dorfes am häufigsten ins Gespräch kam. Obwohl es auch genügend Dörfler gab, die ihr Gespräch im Kloster selbst mit einem der anderen Geistlichen suchten.
    Maria verstand Konrads Sorgen sehr gut, und er schien das ebenfalls zu wissen.
    Doch als sie Konrads Erzählung in ihrem Kopf wiederholte, wusste sie, wie sie die Situation zu verstehen hatte.

    "Unser Bibliothekar, wie? Er war tatsächlich nie ein besonders fröhlicher Mensch. In der Kirche hat er sich jedenfalls nie blicken lassen, seit er hier aufgetaucht ist. Doch solch zärtliche Gesten wie diese zeigen erst, dass er trotz seiner unchristlichkeit ein wirklich liebenswerter und wertvoller Mensch für uns ist. Vielleicht war das Mädchen sehr traurig - ins Haar zu fassen ist mitunter eine tröstliche Geste. Ich glaube, dass wir uns nicht um unseren Bibliothekar sorgen müssen. Es ist bestimmt ein gutes Zeichen, möglicherweise ist Noel auch in sie verliebt? Er kommt in das Alter, in dem sich die jungen Menschen vermählen sollten. Indes glaube ich sogar, dass es längst an der Zeit wäre für ihn, endlich eine Frau und damit seinen Frieden und vielleicht auch seinen Weg zu Gott zu finden." Je länger sie sprach, desto sicherer fühlte sich Maria mit diesem Gedanken. Doch Konrad schien noch nicht allzu überzeugt und blickte sie bloß zweifelnd an. Nachdem Maria seinem zweifelnden Blick entgegensah, fuhr sie mit ihren Worten fort.
    "Mein lieber Konrad, ich sehe, dass du nicht überzeugt sein magst. Vielleicht hast du Recht, ich habe keinen eigenen Blick auf diese Situation. Und weißt du was, ich wollte sowieso heute noch einmal zum Friedhof gehen. Auf dem Weg dorthin kann ich ja auch bei Noel vorbeischauen und mir ein eigenes Bild von seiner Situation machen."
    Konrad sah ein wenig erleichterter aus, als Maria ihre letzten Worte aussprach.
    "Wo kann ich unseren werten Bibliothekaren denn finden? Und wo ist jetzt das fremde Mädchen zu finden?"
    "Noel sollte zumindest inzwischen in der Bibliothek zugegen sein. Wo sich das Mädchen zurzeit befindet, weiß ich leider nicht."
    Maria nickte "Dann kann ich, bevor ich zum Friedhof gehe, noch bei Noel vorbeisehen. Eigentlich liegen im Kloster genug Bücher herum, die zurückgebracht werden müssten."
    Die Bibliothek lag zwar am Rand des Dorfes, aber immer noch auf dem Weg zum Friedhof, wenn man einen kleinen Umweg ginge. Konrad stand auf und nickte Maria zu. Er war offensichtlich bereit, wieder zu gehen und sich zu trennen, denn der Weg zur Bibliothek war ein anderer als der, den Konrad nunr einschlagen würde. Er hatte ja auch selbst noch genügend zu tun.
    "Vielen Dank für das Gespräch, Maria." setzte Konrad an."Ich hoffe, du hast Erfolg mit deinem Gespräch mit Noel. Möge Gott dich schützen und begleiten. "
    "Dich ebenso, werter Konrad. Ich wünsche einen gesegneten Tag."
    Konrad verließ das Klostergelände und verschwand ausser Sichtweite, während Maria aufstand und sich in das Klostergebäude begab, um die Bücher zu holen, die die Mönche liegen gelassen hatten.

    Wenige Minuten später befand sich Maria mit 5 Büchern in einem Korb auf dem Weg zur Bibliothek. Eines davon, es war die Bibel, würde sie später auf dem Friedhof brauchen, denn sie las dort den Toten oft aus ihrer Bibel vor. Doch die anderen vier Bücher hatte sich ein junger Mönch geliehen, der das Lesen zurzeit sehr übte, und der Maria gebeten hatte, die Bücher bei Gelegenheit zurück zu bringen und auszutauschen. Wenigstens war ihr Weg in dieser Sonne eher schattig gelegen, sodass es nicht zu warm wurde.

  10. #30
    Sie kam an der Hütte an. Ein rustikales, kleines Steinhaus. Die Fensterläden waren verschlossen, die Mauern wirkten verwahllost, fast war es, als hätte schon seit Jahrzehnten niemand mehr dieses Haus betreten bis die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift da reingegangen waren.
    "Djángo, ich glaube das wird schwieriger als erwartet.", murmelte Lumi, während sie um das Haus wanderte und schaute, ob Wachen oder ähnliches dort postiert waren. Die Luft schien allerdings rein zu sein. "Wie soll ich dramatische Auftritt machen wenn ich nicht in Haus reinkomme? Bassza meg... [Och Scheiße...]" Sie grübelte kurz, bis sie sich entschloss, erst einmal zu horchen, was da drin vor sich ging. Vielleicht konnte sie ja sogar aufschnappen, was Analbert zu sagen hätte. Vielleicht etwas wichtiges. Mit gebotener Vorsicht hielt sie ihr rechtes Ohr an die Holztür und versuchte, Gesprächsfetzen aufzuschnappen.

    "Ich weiß auch nicht... er gab mir... seltsame Medizin und... verschrieb mir nur strengste Bettruhe im dunkelsten Dunkeln..."
    "Oh je, Ihr... Ihr seht nicht gut aus...!"
    "Ich... habe guten Dienst geleistet, solange ich lebte"

    "Nein, nein, nein...!", flüsterte Lumi sich selbst zu und sah vor ihrem geistigen Auge die so sicheren Gulden gen Nirgendwo wegfliegen.

    "D-dieses Dorf... e-es ist... nicht frei von Sorge, wie wir immer denken... mit meinem Tod und des Neuanfangs eines unwissenden Jünglings... werden schlimme Dinge ihren Lauf nehmen...

    i-ihr... s-sollt n-n-neue H-ho - neue Hoffnung i-in einer anderen Person sch-schöpfen...

    ...habt Vorsicht!"


    Dann Stille, leises Schluchzen eines Mädchens. Lumi dachte kurz nach: Entweder würde sie jetzt reinplatzen und ihren dramatischen Auftritt hinlegen wo es schon längst zu spät war für Analbert, oder sie würde ihren dramatischen Auftritt verschieben bis die beiden rauskämen.
    "Ich frage mich, wer ihm diese Medizin verabreicht hat...", flüsterte sie Djángo zu. Sie kannte sich nicht besonders gut mit Kräuterkunde, Medizin und all dem Scheiß aus, aber sie wusste zumindest ein wenig darüber. Ihren Clan versuchte man schon seit Jahrzehnten auf die hinterlistigste Art und Weise vom Angesicht der Welt zu tilgen. Es gab immer irgendjemanden, der einen Groll gegen die Szábos hegte (manchmal die Szábos selbst), somit war sie zwar nicht unbedingt eine große Kämpferin, aber gut darin, einzuschätzen, wann jemand lautlos und wann jemand mit Pauken und Trompeten töten wollte. Das hier musste wohl eine Mixtur daraus sein: Gleichzeitig unauffällig, gleichzeitig ein Exempel statuieren.
    "Was hat Analbert wohl gemacht, Djángo?", fragte sie in Richtung des Beutels. Das Frettchen gab keine zufriedenstellende Antwort, verschwand stattdessen wieder in den Untiefen des Beutels. "Ja. Gute Frage, ich weiß..."

    Dann legte sie ihr bestes Gewinnerlächeln auf. "Das ist spannend, Djángo! Ist vielleicht besser wenn wir hierbleiben und schauen, was man daraus machen kann." Die Idee war schnell geboren. Sie würde den beiden zu dem Ort folgen, wo sie Analbert bat hinzugehen und dann würde sie endlich mal wieder zu dem kommen, was sie schon seit Monaten nicht mehr machen konnte. Sie war vielleicht ein wenig aus der Übung, aber nichts sagt "Ohne mich seid ihr am Arsch." wie eine möglichst wahrheitsgetreu wirkende Wahrsagerin.

    "Beste Idee, Djángo!", sagte sie und hüpfte in ein nahegelegenes Gebüsch, von wo aus sie den Eingang der Hütte beobachten konnte. Gleich würden sie rauskommen, sie würde ihnen unauffällig folgen - das war ein großartiger Plan.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (21.03.2013 um 18:01 Uhr)

  11. #31
    Nach dem Monolog Konrads (anders konnte man es nun wirklich nicht nennen, da Peter gar nicht zum sprechen kam) und dessen zügigem Abgang schaute Peter ihm noch ein wenig verwirrt hinterher? Familienzuwachs? Rotpelz? Er schüttelte den Kopf und machte sich dann auf den Weg zum Feld, wo die Arbeit auf ihn wartete.

    Während er den Karren über das Feld zog um die Gräben für die Aussaat des Getreides in den Acker zu furchen, dachte er über die Einladung Konrads nach, am Abend im Wirtshaus vorbei zu schauen. Peter war schon lange nicht mehr dort gewesen, verbrachte er seine freie Zeit doch lieber mit Margarethe und den Kindern. Zumal ihm die meistens Dorfbewohner sehr suspekt geworden waren. Andererseits konnte er den jungen Konrad gut leiden. Vielleicht konnte ihm dieser noch etwas mehr über das Treiben im Dorf berichten. So beschloss Peter, nach dem Abendessen auf einen Krug Bier bei ihm in der Wirtsstube vorbei zu schauen.

  12. #32
    Es geschieht doch noch mal: Rekon hat sich dazu entschieden, aufzustehen. Schon wieder. Er hatte sich von seinem "Hochleistungssport" erholt und konnte jetzt das "Dorfleben" verfolgen. Das wollte er, doch irgendwie kam er nicht dazu. Er ging zwar nach draussen, doch führte sein Weg ihn wieder in Richtung Wald. Als er am See angekommen ist, wo normalerweise die Wildschweine ihren Durst stillen. Rekon wusste nicht, warum er dorthin ging. Auf jeden Fall war er nicht alleine: Er fand am See ein Mädchen, ohnmächtig, höchstens 8 oder 9 Jahre alt. "Was mache ich denn jetzt? Soll ich sie zu mir nehmen?" Die Fragen stellte er sich, bis er sie einfach mit sich nahm und anfing sie zu versorgen. Sie erwachte, aber erinnert sich nicht an ihren Namen. Darum nennt Rekon das Mädchen Mina. Ob es Zufall, Schicksal oder gar der Wille Gottes war, war nicht von Belang, Hauptsache war, dem Kind geht es gut. Und so wurde die Familie von Rekon Alyas Nascia um eine Person reicher: Mina Nascia.

    Mina stellt sich als ein nettes und pflichtbewusstes Mädchen heraus, welches Rekon fortan beim Jagen hilft. "Moment mal... War die andere Jägerin... Merete nicht auch in dem Wald? Hach, jetzt ist es eh zu spät und Mina hat Priorität.

  13. #33
    Luise konnte es nicht fassen. Der gutmütige Mann, welcher das so weise und gerecht angeführt hatte war nun fort. Für immer.
    Vergiftet hatte man ihn. Und sie hatte es nicht verhindert. Niemand hatte es verhindert. Oder es auch nur versucht.
    "W-wie konnte e-er das nur tun?", schluchzte Luise, nachdem sie die Hände des Verstorbenen vorsichtig über der Brust gefaltet hatte. "W-warum nur?"
    Weitere Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Sie konnte unter ihnen kaum atmen.
    Es war ihre Schuld. Sie hätte nach dem Hauptmann sehen sollen. Hätte sich nach seiner Krankheit erkundigen sollen. Sicherlich hätte sie ein Gegengift gekannt. Oder zumindest einen Weg, den Körper rechtzeitig zu reinigen. Womöglich hätte sie sogar die Vergiftung verhindern können.
    Aber sie war einfach in ihrer Apotheke geblieben. Hatte ihre freie Zeit mit Träumereien verbracht, anstatt ihre Hilfe anzubieten. Und nun war ein Mensch tot.
    Schließlich stand Luise auf und verließ ohne ein Wort den Raum.
    "He, wo willst du hin?", hörte sie Tyrell hinter sich rufen.
    Aber sie achtete nicht auf ihn. Öffnete mechanisch die Tür nach draußen und trat auf die Straße. Auch das fremde Mädchen, welches in einem nahen Busch hockte, nahm sie nicht war.
    Sie schlich einfach mit gesenktem Kopf die Straße entlang - zu dem Ort, den sie immer heimlich besuchte, wenn es ihr schlecht ging. Wenn sie so viele Gedanken hatte, dass sie glaubte, ihr Kopf müsse platzen.
    Luise tappte am Wegrand entlang, und hoffte dass niemand sie ansprechen würde.
    So gelange sie zu der kleinen Schneiderei am Dorfrand. Vorsichtig lief sie hinter diese und dann den Gartenzaun entlang, bis sie einen losen Zaunpfahl erreichte. Den schob sie beiseite und betrat den großen, dicht bewachsenen Garten.
    Und dort, im hintersten Teil des Gartens, fand Luise wonach sie suchte.
    Bis vor wenigen Wochen hatten hier, unter dem großen alten Kirschbaum, nur einige Schneeglöckchen ihre weißen Köpfchen dem Himmel entgegengestreckt. Nun aber sah das Mädchen einem ganzen Meer blauer Blüten entgegen.
    Die Veilchen hatten zu Blühen begonnen, ihr zarter Duft erfüllte die Luft.
    Luise kniete sich neben das Beet und streckte die Hand nach einer der blauen Blüten aus. Nicht um sie zu pflücken. Nur, um sanft darüber zu streichen. Sich zu vergewissern, dass sie wirklich da war.
    Endlich lächelte das junge Mädchen wieder und rieb sich die verweinten Augen. Dies war ihr Ort. Der Ort, an dem sie sich geborgener fühlte als an jedem anderen.
    Doch plötzlich wurde die friedliche Atmosphäre von einem Kläffen zerrissen.
    Erschrocken fuhr Luise herum. Sie hatte die Rechnung ohne den Hund der jungen Schneiderin gemacht. Und ohne die junge Schneiderin selbst, wie das Mädchen bemerkte, als sie eine Gestalt aus dem Haus in den Garten treten sah.

    Geändert von Zitroneneis (20.03.2013 um 22:00 Uhr)

  14. #34
    "He, wo willst du hin?" Aber nichts. Keine Antwort. Ignoranz. Was zum Teufel.

    "Aaahh, das ist doch... Meeensch!"
    Tyrell fand keine Worte, keine Gedanken. Was sollte er auch großartig schon sich zusammen artikulieren? Der Hauptmann war dahin. Weg. Futsch. Wahrscheinlich in den Tod gejagt von einem Hochstapler. Wie konnte das Dorf das nur übersehen? Der Frieden war wie in einem Moment weggeblasen. Doch vorerst nur für Tyrell und Luise. Doch keine Zeit zu verlieren. Ein neuer Hauptmann muss her. Das sowieso, aber eine Gefahr schien sich anzubahnen. Luise war weg, also hat sie nebenbei mit ihrem Dahinverschwinden automatisch Tyrell diese Aufgabe überlassen. Super. Was auch immer. Tyrell kratzte sich einmal am Kopf und ging Richtung Dorfplatz. Sein Kopf dröhnte und sein Tag schien bisher verschwendet. Nein, nicht verschwendet, aber das Gute ließ sich bisher noch nicht blicken. Gleich nach der Verkündung der schlechten Nachricht, sowie Eröffnung der Hauptmannswahl konnte er endlich nach Hause. Kräutertee trinken. Und basteln. Ja, Basteln! Der Blitzfänger! Schon fast vergessen. Zu viel auf einmal!

    Am Dorfplatz angekommen, schien alles schon perfekt eingerichtet. Das Hauptmannsgebäude wurde etwas höher angebaut, davor befand sich eine Art Steg. Konnte man perfekt als Bühne zweckfremden, haben die Düsterwälder auch bei Festen stets gemacht. Oder bei Theateraufführungen. Über die jetzt keine Worte verloren werden...! Tyrell erzählte der Buchhaltung, was geschah. Danach wurden Dorfläufer ausgeschickt, welche das ganze Dorf benachrichtigten. Eine Versammlung wurde ausgerufen, höchste Priorität. Ein Nichterscheinen war selbst mit höchstem Fieber nicht zu entschuldigen. Jeder hatte anwesend zu sein.

    Das Dorf stand nach knapp einer Stunde an einem Fleck versammelt, Marktstände und Läden hatten vorrübergehend geschlossen. Wütende Gesichte machten sich breit. Was hätte so wichtig sein können, dass alle von ihrer Arbeit abgehalten wurden? Viele Leben hingen davon ab, es lebten viele unter schweren Bedingungen. Ein Glockenspiel läutete das Schweigen ein, Tyrell hatte freie Bühne. Er schluckte einmal und holte zum Reden aus.

    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."

    Entsetzen breitete sich aus.

    "Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

    Zwölf Leute, alt und jung, und Tyrell traten hervor. Und damit war es besiegelt.

    "Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

    Geändert von Ligiiihh (20.03.2013 um 22:25 Uhr) Grund: Mephista macht mit!! \o

  15. #35
    Rekon hat Mina gerade zu Bett gebracht, als der Dorfläufer erschien. "Was? Tyrell hat was zu verkünden? Und es ist eilig? Hm... Diesmal wohl keine Bastelkunde. Ich bin sofort zur Stelle". Er ahnte nicht, dass es soweit war. Er ging im Eilschritt zum Dorfplatz. Von dem Wald bis zum Platz war es bekanntlich ein weiter Weg, weshalb eine gewisse Zeit nötig war, um den Platz zu erreichen. Dann war er da. Bis auf "Tyrell, was ist los?". Und dann kam die Nachricht, die Rekon stark traf: Der Hauptmann, ein guter Freund von Rekon, war verstorben. Es konnte einfach nicht wahr sein. Heute, an dem einzigen Tag, an dem Rekon es nicht schaffte, den Hauptmann zu besuchen. Ausgerechnet heute. "Das... kann unmöglich wahr sein..." waren Rekons Worte. Er vergas, dass es Zeit war, den nächsten zu wählen. Jedenfalls fürs erste, bis er anfing, die Leute durchzugehen. "Tyrell? Nein, der ist viel zu jung... Merete zeigt viel zu wenig Interesse am Dorf... Noel wäre auch keine gute Wahl... Luise... vielleicht. Sie ist herzensgut. Ross... Ross. Er könnte der richtige sein... Mal schauen..."

    Geändert von Zirconia (20.03.2013 um 20:42 Uhr)

  16. #36
    Merete saß eine Weile da, beobachtete eher nebensächlich das ruhige Treiben im Dorf, schaute hinaus auf den Wald. Ganz bewusst nahm sie hingegen das Windspiel wahr, welches sowohl die Blätter der dichten Baumkronen von ihren Trägern rissen als auch ihr langes braunes Haar umspielte. Ein schöner Tag, nach wie vor. Die selbe Ruhe wie immer lag auf dem Dorf und es sah danach aus, als würde sie sich nun aufmachen können, Wild zu jagen. Gerade drückte sie sich - ein letztes Mal genießerisch seufzend - vom Boden, da wurde sie durch das aufgeregte Jauchzen eines Dorfläufers aus ihrem Vorhaben gerissen.

    "Versammlung! Versammlung am Haupthaus!", verkündete er, offenbar bereits etwas außer Atem und sah die junge Jägerin an. Erst als sie nickte, entfernte er sich und trat in einem lächerlich aussehenden Eilschritt weiter. Doch nur wenige Augenblicke folgten ihre Augen ihm, bevor sie sich aufmachte. Das Wild muss warten.

    Unaufgeregt schlenderte sie in Richtung des Haupthauses, den Dolch in die Holzscheide steckend. Es würde eine Weile dauern, bis das gesamte Dorf versammelt wäre und erfahren würde, was der Grund des spontanen Zusammentreffens war. Doch Merete ahnte es bereits.


    "Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät.

    Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."



    Der junge Mechaniker war es, der sprach. Offenbar war er in der Stunde des Todes beim Hauptmann gewesen, hatte seine letzten Worte erlebt. Er ahnte Böses vor seinem Tod!, wiederholte Merte die Worte des Bastlers in Gedanken. Wenn der Hauptmann, der ihr und dem Dorffrieden stets ein Freund war, dies vor dem Sterben offenbarte, würde er nicht falsch liegen. Und er würde seine Warnung, so hoffte sie, nicht umsonst ausgesprochen haben.

    Entschlossen trat sie nach vorne, teilte dem versammelten Dorf ihre Bereitschaft mit, Verantwortung zu übernehmen, auch, um die anderen mitzuziehen. Stets auf ihr eigenes Überleben bedacht gab es keine andere Wahl, als sich selbst zu engagieren, ein Teil des Ganzen zu sein, sich auf sich selbst verlassen zu können, um die angekündigte Verschwörung abzuwenden und auch weiterhin in den Genuss dieser reinen Luft zu kommen.

    In tiefen Gedanken besah sich die Fischerstochter die elf Dörfler, die nun neben ihr standen. Wer würde ein geeigneter Nachfolger sein? Zum ersten Mal wünschte Merete sich, die Menschen des Dorfes besser zu kennen.

    Ein kleines Mädchen. Eine Nonne. Doch die wäre wenigstens alt genug. Gläubig war der Hauptmann auch - und es schadete mir nicht. Schnell hatte sie die passenden Kandidaten gefunden. Die Nonne. Der Bauer. Rekon. Die drei der zwölf Dorfbewohner, die sich im richtigen Alter befanden - jedenfalls glaubte sie das. Jede Person, der sie in ihrem Leben vertraute, war älter. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Nur Männer. So fällt die Nonne raus. Alle Personen, denen sie je vertraute, starben. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Der Posten des Hauptmanns ist gefährlich. Wer ihn ausübt, lebt das Risiko. Wer mich kennt, lebt das Risiko. Einen Bauern brauchen wir. Einen zweiten Jäger? Nun, ich müsste mehr arbeiten, mehr jagen. Doch ich würde es alleine bewältigen können.

    Merete erhob ihre Stimme. Sie hatte lange Zeit nicht vor einer großen Menge an Menschen gesprochen, doch war sie nicht schüchtern.

    "Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

    Geändert von MeTa (20.03.2013 um 21:30 Uhr)

  17. #37
    Merete stand dort, entschlossen, wie sie immer wirkte, vor allen anderen und nominierte Rekon zum Hauptmann. Was nun? Tyrell war immer noch unentschlossen, was die Sache betraf.

    Er musterte die Bewohner ein wenig (Luise?), auf die sein erster Blick fiel, (Zu jung, zu schüchtern...) Wer noch? (Patricia... nein, sie wäre für die meisten hier ein bisschen suspekt...) Tyrells Gesicht bewegte sich weiter und weiter, bis er seinen Horizont ein wenig verkleinerte. (Merete... sie steht doch glatt direkt vor mir...) Er dachte nach. Sie war jung, nicht zu jung. Sie hatte Kampferfahrung. Sie lebt noch nicht lange hier, doch ist sie nie negativ aufgefallen und schien doch rechts vertrauenswürdig. Außerdem könnte sie sich so mehr in das Dorf einbinden. Tyrell hatte aber in seinem Zustand auch nicht länger Lust, darüber nachzudenken, und fing einfach an zu sprechen.

    "Merete...", rief er, während sie ihren Blick langsam zu ihm wandte, "Ihr seid jung und kräftig. Unser Hauptmann machte Euch zur Jägerin, die stets ihren Dienst leistete. Keine Frage, wir kennen Euch nicht wirklich, aber nicht, dass ihr den zwei Sommern, die Ihr hier ward, uns argwöhnisch gegenüber tratet. Außerdem halte ich Euch für eine durchaus rational denkende Frau, Ihr könnt sicherlich neutral, ohne irgendwelche Einflüsse, über die Bewohner hier entscheiden." Tyrell wandte seinen Blick halb dem Dorf, halb Merete. "Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

    Jetzt durfte bloß niemand was sagen, dann könnte er nämlich endlich nach Hause.

  18. #38
    Rekon erholte sich von seinem Schock, als er sein Namen hörte. Merete, die zweite Jägerin, hat ihn vorgeschlagen. "Richtig... die Hauptmann-Wahl...
    Rekon wandte sich zum Dorf und begann zu sprechen: "Unser verehrter Hauptmann, mein enger Freund, ist von uns gegangen. Dies ist etwas, was wir nicht verändern können. Er ist jetzt an einem besseren Ort..." Tränen liefen aus Rekons Augen. "... Er spürte ein Unheil auf uns zu kommen und hat es Tyrell gesagt. Doch denke ich nicht, dass wir einem Kind die Geschicke des Dorfes leiten lassen sollen. Das ist keinesfalls eine Beleidigung gegen dich, Tyrell. Der Posten des Hauptmanns ist ein gefährlicher. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir. Nachdem Tyrell und Merete gewählt haben, ist es für mich an der Zeit, es ihnen gleich zu tun. Merete, du bist eine sehr fähige Jägerin, doch da du eigentlich niemanden im Dorf kennst, wäre es unklug, dir den Posten zu überlassen. Tyrell... Zu dir habe ich schon meine Worte verloren. Luise, du bist ein herzensgutes Mädchen, doch du bist zu verträumt, um unsere Geschicke zu leiten. Am liebsten wäre es mir, wenn Merete unsere Geschicke leiten würde, doch wie gesagt, ist das unklug, da sie mit wenigen Dorfbewohnern Kontakt hat. Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..." Nach dieser Rede atmete Rekon tief durch und hat gehofft, dass seine Wahl gut war...

  19. #39
    Nach einer Weile hatten Ross und sein Partner den Wald wieder verlassen. Die beiden verabschiedeten sich, da Ross Partner zu Hause noch etwas erledigen musste, Ross würde ihm später noch seinen Teil des Geldes für die Stämme geben. Zuallererst aber ging es zum Sägewerk, welches sich am anderen Ende des Dorfes befand.
    Die Maultiere schrien kurz auf und setzten sich zugleich in Bewegung, den breiten Dorfweg entlang zu traben. Die Sonne warf einen warmen Schein auf Ross Haupt,, während über ihm die Vögel dahinflogen. Trotz der Sonnenstrahlen, die wohl den ganzen Tag über die Erde erwärmt hatten, war es für den heutigen Tag recht kühl, seltsam. Seltsam, aber es kam durchaus vor, höchstwahrscheinlich würde es die nächsten Tage wieder wärmer werden, schließlich hatte der Sommer erst kürzlich angefangen.
    Man konnte deutlich sehen, wie die weit entfernten Berge am Horizont schimmerten, sie trugen noch immer den Schnee des letzten Winters und würden ihn wohl noch bis in den nächsten Winter hinein tragen. Selbst hier im Dorf konnte man fast von ihrem strahlend hellen weiß geblendet werden, aber nur fast. Als er so die Berge ansah, erinnerte Ross sich, wie es im Winter eine kleine Lawine gab. Nichts besonderes, sie hätte das Dorf nie erreichen können, zum einen weil die Berge zu weit weg waren und zum anderen, weil die Bäume sie auf jeden Fall aufgehalten hätten. Leiden hatten zu der Zeit nicht alle so viel Glück, ein paar Bergleute, die zu der Jahreszeit aller Gefahr zu Trotz sich gewagt hatten, in den Minen dieser Berge zu graben, wurden verschüttet und mussten jämmerlich verhungern. Ein paar der Dorfbewohner glaubten, dass eben diese Bergleute auch Schuld an der Lawine hatten. Genau sagen konnte man da allerdings nichts genaues, Nachforschungen wurden an so einem entlegenen Ort niemals durchgeführt und wenn doch, dann wurde nur das nötigste gemacht und selbst dann hieß das noch lange nicht, dass die Dorfbewohner auch informiert wurden.
    In diesem Fall war es auch nicht nötig gewesen, schließlich handelte es sich bei besagten Bergleuten um Fremde, die nichts mit dem Dorf zu schaffen hatten, es hätten genauso gut auch Banditen sein können, die sich in den Bergen verschanzt hatten. Gerüchteweiser hat sich zu dern Zeit eine recht berüchtigte Bande dort versteckt, deren Anführer auch bekannt unter dem Namen "Drei-Augen-Bill" sein Unwesen trieb.
    Der Name rührte daher, dass alle seine Opfer mit einem Loch in der Stirn aufgefunden wurden. Es hing auch mal eine ganze Weile ein Steckbrief von ihm hier im Dorf aus, mit einem sagenhaft großen Kopfgelt von 250 Goldstücken. Für so viel Geld hätte Ross sein Leben lang Bäume fällen müssten und er wäre trotzdem nie auf die Summe gekommen.
    Wie dem auch sei, jedenfalls hatte man seit der Lawine nichts mehr von den Banditen gehört.

    Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern der Häuser wieder und tauchte alles in ein unnatürliches Orange, das schon etwas bedrohliches hatte. Es war nicht so bedrohlich, wie einige der Kreaturen, die in den Tiefen des Waldes lauerten, aber es ließ Ross doch ein gewisses Gefühl des Unwohlseins. Irgendwas würde heute noch passieren, es wäre nicht so gewaltig, wie eine Lawine, aber dennoch ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sich bald sehr viel ändern würde. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass er wohl nicht mehr lange der Holzfällerei treubleiben konnte, schließlich würde sein Partner bald wegziehen und dann würde es niemanden außer ihm mehr geben, der sich mit dem Job abmühen wollen würde.
    Es ist schon irgendwie seltsam, wie sich die Welt doch plötzlich so schnell zu wandeln schien. Heute noch war Ross Holzfäller und wer weiß, vielleicht würde er morgen schon in einer dieser "Fabriken" sitzen, fernab der Natur nur diese komischen Metallgerätschaften überall. Das konnte doch gar nicht gesund sein.
    Lieber würde er weiter im Wald Bäume fällen, wie es schon sein Vater und Großvater getan hatten, weiterhin den gefährlichen Bestien trotzen, denen schon so viele Holzfäller zum Opfer gefallen waren. Ross erinnerte sich an die eine Geschichte, die sich vor gar nicht allzu langer Zeit ereilt haben soll. Ein befreundeter Holzfäller war am besagten Tag im Wald verschwunden, ganz alleine, obwohl ihn vorher noch alle gewarnt hatten. Als er auch nach Tagen nicht wieder zurück war, haben sich einige mutige Holzfällerkollegen auf gemacht, nach ihm zu suchen. Sie kehrten nach ein paar Stunden mit einem verkohlten Leichnam zurück, vollkommen entstellt als wäre er bei lebendigen Leibe verbrannt worden.
    Seitdem war immer mal wieder davon die Rede gewesen, eine merkwürdige fliegende echsenartige Kreatur wäre über den Wäldern gesichtet worden. Da dieser Bereich trotz der Holzfällarbeiten trotzdem noch zu weiten Teilen unerforscht waren, hätte es durchaus sein können, dass sich dort ebenfalls auch ein Wyrm herumtrieb. Wenn ja, dann konnten die Dorfbewohner von Glück sagen, dass er bisher sein eigentliches Jagdgebiet noch nicht auf das Dorf gelegt hatte.
    Es gab nach dem Vorfall noch einige weitere Sichtungen, aber irgendwann hörte auch das auf, es hätte also genauso gut auch nur Einbildung sein können. Wie lange ist das her? Als das Geschah war Ross noch nichtmal in der Lage eine Axt zu heben, geschweige denn einen Baum zu fällen, schon gar nicht an so einem gefährlichen Ort. Er hatte es auch gar nicht selbst mitbekommen, sondern nur gehört, wie sich seine Eltern darüber unterhalten hatten.

    Mit alldem im Kopf durchquerte Ross mit seinen Tieren und den geschlagenen Bäumen das Dorf und erreichte nach einiger Zeit endlich das Sägewerk. Dort wartete man bereits auf ihn. "Ah, die heutige Holzlieferung! Ich hoffe es lief heute alles reibungslos...Ja, das Holz sieht wieder wunderbar aus, das wird sehr viel Geld bringen", begrüßte ihn der Verantwortliche, der sich zugleich die Stämme ansah "Ich habe gehört, dass es wohl eine ihrer letzten Lieferungen sein wird, das finde ich sehr bedauerlich" Natürlich, dadurch, dass hier im Dorf die Holzfällerei bald aufgegeben werden würde, würde auch das Sägewerk nicht mehr benötigt werden und genauso wusste Ross, dass sich der Betreiber des Sägewerks auch bereits andernorts umgesehen hatte, doch ihm Gegensatz zu ihm fehlten Ross aber leider die Beziehungen nach Außen. "Ich geb ihnen dafür den üblichen Preis, sechs Silberstücke"
    Ross war nie der Mann, der allzu vielen Worte, weshalb er das Geld entgegen nahm und sich sogar nach Hause begab, wo er seine Maultiere in den Stall führte und versorgte.
    Fünf Silberstücke...für die nächste Lieferung sollte dann doch ein bisschen mehr rausspringen, schließlich würde es in nächster Zeit sehr viele Änderungen geben. Außerdem würde sein Partner ebenfalls einiges davon abbekommen, das sollte man ja nicht vergessen.

    Kurz darauf tauchte jemand auf, der Ross sagte, er solle sofort zum Dorfplatz kommen und dass es eile. Deshalb machten sich die beiden auf zm Dorfplatz, wo die anderen sich auch schon versammelt hatten. Als Ross sich zur Menge gesellt hatte, begann auch gleich Tyrell zu sprechen.

    Als er bat, dass verantwortliche aus der Menge hervortraten, gesellten sich Ross zu eben diesen.

    Leider musste er aber einsehen, dass niemand der anderen ihm in irgendeiner Weise kompetent erschien, den Rang des Hauptmanns zu bekleiden. Als Ross sich entschied, zu sprechen, sagte er kurz: "Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

    Das war auch schon alles, was er zu sagen hatte.

  20. #40
    Etwas später öffnete Maria mit 5 Büchern in einem Korb die Tür der Bibliothek. Eines ihrer Bücher war die Bibel, diese würde sie später auf dem Friedhof brauchen, denn sie las dort den Toten oft aus ihrer Bibel vor. Doch die anderen vier Bücher mussten zurück in den Fundus der Bibliothek gebracht werden. Also war die Gelegenheit gut, mal mit Noel über Konrads Sorge zu sprechen.
    "Hallo", rief Maria vorsichtig hinein. Anscheinend zu leise, denn es kam keine Antwort. Sie ging ein paar Schritte und sah, dass Noel gerade hinter seiner Theke saß und seicht lächelnd in einem Buch blätterte. Sonst war niemand hier.
    "Guten Tag, Noel. Ich wollte ein paar Bücher zurückgeben und mich erkundigen, wie es dir geht."
    Sie trat zu ihm, und blickte ihn mit einem geradezu nonnenhaft freundlichen Blick an. Noel hingegen beachtete sie nicht und blätterte einfach weiter in seinem Buch über... Veilchen? Somit legte Maria sie ihm einfach hin. Ihr erschien es so, als sei Noel heute nicht sehr Gesprächsgelaunt.
    "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich zurzeit um andere Menschen kümmerst", versuchte sie es schließlich erneut. "Und, nunja, vielleicht solltest du nochmal überdenken, dass der Herr, der Gütige, auch dir Einlass in den Himmel gewähren wird, wenn du dich an die-"
    "Es gibt keinen Herrn."

    ...Äh...wie bitte?

    Immer noch blätterte Noel ungerührt in seinem Buch, wandte seinen Blick nicht ab, als er antwortete.
    "Es gibt keinen Gott."

    Das war für die junge, nonnige Nonne ein Schock bis zum Herzen. Noel glaubte nicht an den Herrn?
    Junger, ungestümer Bursche... ich bitte dich, bedenke deine Worte nochmals. Der Herr zeigt einem jeden den Weg, er weiß Rat und er ist allmä-"
    Plötzlich brach sie ab, Noel hatte schweigend sein Buch beiseite gelegt, sich erhoben und war Maria bis auf wenige Milimeter entgegengetreten. Emotionslos sah er sie mit den Händen in den Manteltaschen an.
    "Ich sag dir was. Es gibt keinen "Gott", es gibt nur Menschen, und davon viel zu viele. Nach meinem Stand des Wissens, und der ist zumeist vertrauenswürdg, circa 4 Milliarden an der Zahl. Davon sind grob berechnet 3,9 Milliarden dreckige Abschaum, den man kreuzigen lassen sollte. Der Rest ist umgänglich bis gut erträglich. Letztendlich gibt es aber nur einen Menschen auf dieser Welt, der dem Idealbild, dass ihr, die Kirche, so oft anpreist, nahe kommt. Ein Engel. Ein Mensch. Von 4 Milliarden. Es ist... traurig, nicht?"

    Der junge Bursche sprach mit unverhohlener Verachtung, ein kalter, abgestumpfter Blick untermauerte das Gesagte. Die schwergläubige nonnige Nonne Maria wusste nicht, was sie erwiedern sollte.
    Plötzlich wurde die Tür der Bibliothek aufgerissen und ein junger Bursche, scheinbar ein Dorfbotschafter, rannte hinein, was sowohl Noels Aufmerksamkeit auf sich zog, als auch Marias. Beide blickten den keuchenden Jungen erwartungsvoll an, um zu hören, was er zu sagen hatte.
    "Alle ... Dorfbewohner auf den Dorftplatz! ... Es gibt eine wichtige .. Versammlung, bei der alle da sein müssen! ... Schnell!", er musste sich selbst wirklich sehr beeilt haben, so sehr ring er nach Atem. Maria seufzte leise, gerade wusste sie mit Noel sowieso nicht weiter und vielleicht würde ihr das etwas Zeit verschaffen. Sie nahm sie ihren Korb und ihre Bibel und eilte dem Botschafter nach draußen. Es musste ja wichtig sein, wenn sich der Junge so bemüht hatte.

    Wenig später traf sie auf dem Platz ein.

    Geändert von Wencke (20.03.2013 um 22:35 Uhr)

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