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Thema: "Dragunova" - Hardboiled trifft 80er-Sleaze trifft Girls-with-guns

  1. #1

    "Dragunova" - Hardboiled trifft 80er-Sleaze trifft Girls-with-guns

    Der Morgenmantel sitzt perfekt, die Haare sind ungewaschen, die Pilotenbrille mit bräunlichen Gläsern verdeckt die dicken Augenringe.

    Die Seele sitzt ein im Gefängnis, das sich Körper nennt.

    Knarrend öffnet sich die Tür zu seinem Gemach, eine schlanke, brünette Frau im marinblauen Hosenazug steht nun im Türrahmen, schaut ihn an mit einem erwartungsvollen Blick.
    "Sie sind hier.", spricht's in einer Bassstimme, so knarrend wie die Schaniere der Tür, "Biste soweit?"
    "Gleich, gleich.", antwortet er, betrachtet sich kurz im rustikalen Spiegel. Er ist verdammt dünn geworden in den letzten Wochen. Kaum Schlaf. Zuviele Albträume. Zuviele Lute, die ihm im Weg stehen. Zu wenige Schlafmittel, um all der Scheiße entgegen zu wirken. "Fuck.", gibt er stöhnend von sich. "Ich hab' ernsthaft keinen Bock auf die Penner."
    "Kann ich gut verstehen.", antwortet die Brünette und macht zwei Schritte ins unaufgeräumte Zimmer. Klamotten stapeln sich zu Dutzenden am Boden, auf einem antiken Schreibtisch neun Monitore – drei der Länge nach aufgebaut und auf jedem jeweils zwei weitere stehend – die Bilder der in diesem Komplex angebrachten Überwachungskameras in Schwarzweiß-Optik widergeben. Die mitten im Raum stehende, ebenfalls antik wirkende Couch ist der einzige Ort, der frei von Klamotten ist. Sie steht gegenüber des großzügigen, modernen 81 Zoll-LCD-Fernsehers, der wiederum umgeben ist von zahlreichen beschriebenen rohlingen. Was genau drauf ist, kann sie sich denken.
    "Verdammte russische Ziegenhirten. Drecksuntervolk.", sagt er, immer noch sein Ebenbild im Spiegel betrachtend. "Die einen wollen, dass ich ihnen Gefallen tue, die anderen wollen mit ihren schmierigen Wichsgriffeln ein Stück von meinem Kuchen klauen." Er dreht sich nun zu ihr. "Das einzig Konstante für diese Ficker ist doch Kohle, weil es in ihrem eigenen beschissenen Land keine gibt." Er greift in eine der Couchritzen und zaubert einen Joint hervor, macht eine kurze beschwichtigende Geste in ihre Richtung, von einem "Sorry, nichts gegen dich." gefolgt. Er stopft sich den Jonny zwischen die Lippen, fummelt kurz in seiner Bademanteltasche herum und zieht ein Streichholz hervor, das er an den Bartstoppeln auf seiner linken Wange entzündet, um mit der daraus resultierenden Flamme die Keule anzufeuern. Er pustet ein wenig Rauch aus, wedelt die Flamme des Streichholzes aus und schmeißt den halbverkohlten Rest über seine Schulter. "Na komm, gehen wir 'ne Runde verhandeln."
    "Mit Vergnügen.", sagt die Brünette grinsend und folgt ihm zur Tür hinaus.

    "Ihr schriftlicher Teil ist gut geworden. Haben Sie wirklich gut auswendig gelernt, das Ganze.", sagt die Sachbearbeiterin der Handelskammer Hamburg und studiert abwechselnd den vor ihr liegenden, knappe 30 Seiten starken schriftlichen Abschlusstest und die ihr gegenübersitzende blonde Frau, die sehr relaxt in einem unbequemen IKEA-Bürostuhl lümmelt und mit halboffenen Augen die IHK-Mitarbeiterin anschaut.
    "Hab' ein ganz gutes selektives Gedächtnis, jo.", antwortet die blonde Frau trocken.
    Fast schon theatralisch atmet die IHK-Frau laut aus, fährt sich mit der linken Hand durch die schulterlangen brünetten Haare und mustert die Blondine abermals. "Warum... warum gerade das?"
    "Definieren Sie 'das'."
    "Den Beruf. Warum besuchen Sie monatelang Lehrgänge zu einem derartigen Nischenberuf? Nicht jeder hat eines Nachts die Eingebung, ähm...", kurz sucht sie nach den passenden Worten, "'Heute werde ich Privatdetektiv.'"
    "D's is'... ähm...", murmelt die Blondine nach kurzer Überlegungspause, rappelt sich dann auf und sitzt jetzt gerade im Stuhl. Ihre Lederjacke gibt bei diesen Bewegungen ein leises Knatschen von sich. Sie räuspert sich kurz und beginnt noch einmal von vorne: "Das ist 'ne gute Frage, Frau...", sie studiert einen Moment lang das kleine weiße Namensschild, das in der linken Brusttasche des potthässlichen grauen Blazers mit weißen Nadelstreifen hängt, den die IHK-Tussi trägt. Da steht der Name, schwarz auf weiß: "... Frau Grabowski. Sie kennen mein Resümee, also gehe ich jetzt nicht ins Detail über meine Erfahrungen im Umgang mit miesen Typen Schrägstrich Frauen, und über meine Erfahrungen mit den Bul-" Ups. "-der Polizei. Dementsprechend kann ich es mehr als gut verstehen, wenn Leute nicht wegen jedem Kleinkram zur Polizei rennen wollen, wenn sie Dreck am Stecken haben der möglichst unter Ausschluss der Behörden geregelt werden soll, dies das Ananas, Sie wissen schon...", kurz gestikuliert sie stumm mit den Händen, formt mit ihnen kleine Kreise in der Luft. "... sensibler Scheiß."
    "Also möchten sie Leuten helfen?"
    "Ja.", die Blondine überlegt eine Sekunde länger und wiederholt ihren laut ausgesprochenen Gedanken. "Ja."
    "Aber Sie wissen, dass Sie als Privatdetektiv keinerlei hoheitliche Befugnisse genießen, keine offizielle staatliche Lizenz erhalten und lediglich gerichtlich verwertbares Material sammeln sollen, oder?"
    "Ja."
    "Sie sind weder Jack Reacher noch Miss Marple, Sie werden eingeschaltet wenn es vor Gericht gehen soll, Sie decken keine internationalen Verschwörungen auf, keine Noir-Geschichten wie aus den Filmen – verstehen Sie das?"
    "Ja."
    "Sie sammeln Informationen, die sonst keiner sammeln will, Sie observieren und befragen Zeugen und nur weil Sie diesen Beruf ausüben ist das keine Einladung zum Vigilantismus, verstehen Sie auch das?"
    "Gab's da nicht 'ne Aufgabe im schriftlichen Test?"
    "Ja."
    "Die habe ich doch richtig beantwortet, oder?"
    "Ja."
    "Na also, Frage geklärt."
    "Ich hoffe es schwer, Frau Dragunova."
    Frau Grabowski lässt sich nach hinten in die Rückenlehne ihres Stuhls fallen. Ihres Stuhls, der um einiges komfortabler aussieht als das Stück plastinierte Scheiße, auf dem Dragunova sitzen muss. Im kleinen, weiß gestrichenen, spärlich möbilierten Büro geben die zwei Damen eine kurze Weile keinen Ton von sich, löchern sich gegenseitig nur mit bohrenden (Grabowski) beziehungsweise gelangweilten (Dragunova) Blicken. Dragunova lächelt milde und lümmelt sich wieder in den Stuhl, so wie sie vor ein paar Minuten saß.
    "Ihre schriftlichen Ergebnisse sind beeindruckend, genauso wie Ihre Sinneswahrnehmungen, ganz hervorragend, ja.", fängt Frau Grabowski leise an, "Aber es liegt jetzt an mir, zu beurteilen, ob Sie diesen Beruf ausführen dürfen oder nicht. Und ich msus sagen: Fachlich haben Sie bestimmt einiges drauf, aber Ihr...", sie schluckt gut hörbar, "... psychologisches Profil..."
    "Was'n damit?", fragt die Blondine wie aus der Pistole geschossen.
    "Nichts, nichts, es ist okay."
    "'Okay'?", fragt Dragunova, etwas gereizt wirkend.
    "Es ist, ähm, nur, wissen Sie, ähm...", merklich nervös bemerkt Frau Grabowski erst jetzt, dass sie kurz davor ist, auf eine gigantische Landmine zu latschen. "... ich mache mir nur Sorgen darum, ob Ihre Erfahrungen in Kundus und bei Ihren Kumpels damals nicht Ihre Psyche beeinträchtigt haben oder so etwas in der Art."
    "Kundus hat mich nicht beeinträchtigt, Frau Grabowski.", langsam beugt sich Dragunova nach vorne. "Und die Zeit mit meinen 'Kumpels' liegt lange hinter mir. Ich war in Therapie, ich bin durch." Allerdings. "Durch mit dem ganzen Krempel, den ich jahrelang mitgeschleppt habe. Und ich will nur zur Abwechslung eine Tätigkeit verrichten, mit der ich wirklich Menschen helfen kann. Mit der ich wirklich etwas bewirken kann." Sie pausiert, ihre Stimme wechselt von leicht angepisst wieder zu trocken. "Nicht so wie in Kundus."
    "Ja, Ihr psychologischer Berater bei der Bundeswehr hat ebenfalls gesagt, dass Sie dem Afghanistan-Einsatz gegenüber mehr als kritisch gegenüber standen nach Ihrer Rückkehr hierher."
    "Ja."
    Für ein paar Sekunden herrscht wieder Funkstille zwischen den beiden. "Ich will nicht wirken wie ein Arsch, Frau Dragunova.", sagt Frau Grabowski leise, aber dennoch bestimmt, "Ich will nur nicht Leute für die Justiz arbeiten lassen, die denken Sie könnten sich alles erlauben."
    "Denke ich nicht, Frau Grabowski.", antwortet die Blondine. "Ich denke, ich kann mir soviel erlauben wie das Gesetz es für erlaubenswert hält." Sie untermalt diesen Satz mit einem milden Lächeln.
    Frau Grabowski lässt diese Antwort einsinken. Sie nickt. "Okay."

    Der Bademantelträger und seine Leibwächterin gehen fast schon majestätisch wirkend durch den Hausflur. Links und rechts neben ihnen öffnen sich Türen, sobald sie sie passieren. Aus fast jedem Zimmer scheint eine weitere Person, überwiegend männlich, manche weiblich, zu folgen bis sich hinter den beiden ein Mob aus zwölf Leuten gebildet hat. Der Mob ist überwiegend leger gekleidet: Jogginganzüge, ausgelichene Jeans und T-Shirts, jeder mit einer Nah- oder Fernkampfwaffe locker im Hosenbund hängend, jeder mit einem entschlossenen, amüsierten oder einem Gesichtsausdruck, der beides ausstrahlt. Auf jedem Nacken kann man ein Tattoo erkennen: Ein Symbol aus dem griechischen Alphabet, meist Epsilons, ein paar Deltas, der Bademantelträger trägt ein Beta, die Frau im Anzug ein Gamma. Aus den Lautsprechern eines PCs in einem der Räume, dessen Tür mehr als einen Spalt weit geöffnet ist, donnert Oingo Boingos "Elevator Man" und untermalt die Szenerie mit pumpenden Bass, krachenden Drums und sich unweigerlich in den Kopf bohrenden Gitarrenriffs.

    I ride my elevator
    Through the shafts of your heart
    When you climb aboard baby
    There's no getting off
    I'm a silent operator, won't you please take my hand?
    I am so polite - I'm the elevator man


    Wer nicht folgen soll, bleibt im Türrahmen stehen und beobachtet das Schauspiel mit einem Blick der Einschüchterung, des Terrors.

    Who's goin down
    Who's goin down

    Who's goin down


    Wenn Guantanamo Suave sagt, er geht "verhandeln", rekrutiert er einen Haufen Soldaten und zieht in den Krieg.
    Wenn Guantanamo Suave in den Krieg zieht, zieht jeder Rekrutierte mit.

    Guantanamo Suave hat die Stadt sprichwörtlich an den Eiern. Ein ehemaliges, heruntergekommenes Studentenwohnheim dient als Operationsbasis für seinen Plan. Dutzende Schläger, Nutten, Dealer – jeder, der Suave einen Gefallen (was meistens das Codewort für "Geld" ist) schuldet, wohnt in dieser Behausung. Die Polizei traut sich schon seit langem nicht mehr in die Nähe dieses Baus, nachdem mehrere Kollegen traumatisiert zurückkehrten und von schrecklichen Dingen berichteten, die sie dort erlebten. Und selbst wenn die Bullerei die verdammten Eier aufbringen könnte, Suave den Kampf anzusagen, würde es spätestens daran scheitern, dass er Schlüsselpersonen im zuständigen Revier gekauft hat, die jegliche Beweismittel oder ähnliches auf mysteriöse Weise verschwinden lassen würden.

    Let me taste your tears
    As they roll down your face and on to the sand
    We're going down together
    I'm the elevator man


    Er ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu fassen.

    "Und sie hat echt unterschrieben?", fragt Fred, fast schon hysterisch vor Euphorie.
    "Jepp."
    "Verdammte Scheiße, Lena!", antwortet er, breit grinsend, während er den schwarzen Mini Cooper S mit knappen 70 km/h durch die Hamburger Innenstadt scheucht, die merklich angespannte und sich am Handgriff über der Tür festkrallende Dragunova auf dem Beifahrersitz. "Fuck, ich meine: Das bedeutet, dass wir das Büro mieten können, dass ich den ganzen Büroscheiß schonmal dorthin schleppen kann, den ganzen Scheiß schonmal aufbauen und so – ich mach' noch..." Seine Augen leuchten förmlich vor Freude, kurz lässt er das Lenkrad los, um mit den Händen in der Luft vor ihm ein Viereck zu zeichnen, während er weiter seinen Traum laut ausspricht. "Shit, ich lass' noch unsere Namen vorne auf die Eingangstür klatschen, so auf die Glasscheibe, so BÄM, MOTHERFUCKERS..." Dragunova zuckt zusammen. "'Dragunova & Fredorowski – Bad-Ass Privatdetektei und Sicherheitsservice, Niggas'. So in etwa, echt jetzt!"
    "Ja, vor allem das N-Wort wird dafür sorgen, dass sie uns die Bude einrennen werden.", vermerkt Lena trocken und sinkt noch tiefer im Beifahrersitz zusammen. "Kannst du vielleicht mal etwas langsamer fahren?"
    "Warum?", fragt Fred verwirrt. "Als ob es unnormal wäre, mit mehr als 60 hier durch zu rasseln..."
    "Ja, aber ich habe echt nicht so den Bock, direkt nach meiner offiziellen Ernennung zum inoffiziellen Diener des Staates geblitzt zu werden."
    "Aber ich fahr' doch.", antwortet Fred, dieses Mal noch verwirrter.
    "Aber es ist mein bekacktes Auto und du fährst jetzt bitte nicht mehr schneller als 60."
    "65?"
    "Nein, Mann!", ruft Lena, deutlich angefressen.
    "Okay, okay, damit du nicht neben mir an einem Herzkasper totgehst, mache ich ein bisschen langsamer."
    "Danke."
    "Kein Ding, wäre doch 'ne Schande wenn du an deinem großen Tag draufgehst, nur weil ich..."
    Blitz.
    Für ein paar Sekunden herrscht Totenstille im Auto. Lena studiert den Tachometer, der gut sichtbar oben in der Mittelkonsole 58 km/h anzeigt, schaut dann geradeaus. Baustelle. 30er-Tempolimit. Langsam dreht sie den Kopf in Freds Richtung. Nichts sagend. Ihre Blick treffen sich an einer roten Ampel. Verständnislos deutet Fred mit der rechten Hand hinter sich und sagt die Worte, die er besser nur hätte denken sollen:
    "Wenn du mich da vorne nicht abgelenkt hättest, hätte ich die Baustelle vielleicht gesehen."
    Von außen muss es für die anderen Autofahrer ein witziger Anblick sein, als die recht zierlich aussehende Blondine mit flachen Händen auf den Typen am Steuer einschlägt, der Geräusche von sich gibt wie japanische Schulmädchen in Tentakel-Hentais.
    "Du. Ver. Kack. Ter. A. Si.", bei jeder Silbe aus ihrem Mund trifft die flache Hand Freds rechten Oberarm und erzeugt ein Geräusch, das klingt als würde sie ein paniertes Schnitzel an eine Wand schmeißen. "Ich. Hab'. Ge. Sagt. Du. Sollst. Nicht. So. Schei. Sse. Schnell. Fahr'n. Mann!"
    Hinter ihnen findet bereits ein lustiges Hup-Konzert statt, weil die Ampel vor ein paar Sekunden auf Grün umgeschaltet ist. Fred fährt aus Reflex los, mit der rechten Hand am Steuer, mit der linken reibt er seinen Oberarm.
    "Aua.", sagt er wehleidig. "Das gibt bestimmt 'nen blauen Fleck..."
    "Verklag' mich doch.", antwortet sie trocken und fixiert ihren Blick wieder auf die Straße. "Halt' dich ab jetzt einfach ans Tempolimit."

    Die Besprechung mit den Russen findet nicht im Suave-Block statt. Um Gottes Willen, nein. Die Gang teilt sich auf, steigt in vier separate Autos – allesamt gebrauchte, unauffällige Schrottkarren – und fährt zum vereinbarten Treffpunkt. Die Brünette und Suave sitzen im zweiten Auto des Konvois. Die Brünette fährt, während Suave weiter genüsslich am offenen Fenster seinen Joint raucht.
    "Ich hoffe wirklich, dass du diesmal verhandeln willst.", sagt sie und schaut ihn kurz auffordernd an.
    "Hatte ich vor. Mal sehen, wie es laufen wird.", antwortet er mit ruhiger Tonlage.
    "Immer wenn du sowas sagst, endet es damit, dass ich Bruno einsetzen muss.", mit Bruno meint sie ihre am Lauf und Schaft abgesägte Browing Auto-5 Selbstladeschrotflinte, die momentan in einem Schulterholster unter ihrem Blazer ruht. "Und ich hatte wirklich gehofft, dass Bruno diesmal nicht zum Einsatz kommen muss. Ich hasse es, Landsleute umzulegen." Pause. "Die haben einfach nur den falschen Weg eingeschlagen auf dem Weg nach oben. Es ist so... so ungerecht, irgendwie."
    "Ich kann dich verstehen, meine Liebe.", antwortet Suave, nun noch ruhiger, fast schon nachdenklich. "Aber weißt du, sieh' es mal wie ich: Für mich zählt nicht die Hautfarbe, die Rasse, das Geschlecht, ob der Mann mir gegenüber nachts in den Puff geht und kleine Kinder bumst...", er pausiert kurz, um einen Zug vom Joint zu nehmen und etwas Asche vom Ende der Keule aus dem Fenster zu tippen. "... was auch immer er oder sie für eine sexuelle, religiöse, regionale Ausrichtung hat spielt absolut keine Rolle für mich. Ich sehe es so:...", mit dem Zeigefinger der linken Hand zeichnet er eine Parabel von der linken Seite des Beifahrersitzes zur unteren Kante des geöffneten Fensters. "Hier...", am linken Rand des Sitzes, "... haben wir die Leute, die sich nicht sicher sind, wo ihr Platz ist, ihre Bestimmung, ihr Schicksal, wie auch immer du es nennen willst. Und hier...", Kante des Fensters, "... haben wir genau diese Ziele, Bedürfnisse, Wünsche. Wie kann man den Weg von Punkt A zu Punkt B beschreiben?"
    Sie überlegt kurz. "Harte Arbeit? Der unbedingte Wille, das umzusetzen was man will? Zumindest meiner Meinung nach."
    "Okay...", antwortet er und zieht noch einmal am Joint. "Guck', hier haben wir den Punkt in unserem Gespräch erreicht, an dem ich dir sage, dass deine Meinung falsch ist."
    Sie halten an. Rote Ampel. Sie schaut perplex zu ihm herüber. Er schaut sie grinsend an.
    "Es geht nicht um harte Arbeit die frei macht oder den Triumph des Willens oder irgend 'nen anderen neo-faschistischen Scheißdreck, der dir und all den anderen Migrantenkindern und auch uns Deutschen eingetrichtert wird. Es geht nur darum, alles was zwischen dir und deinem Traum steht so leicht wie möglich zu machen. Harte Arbeit, pff.", ein weiterer Zug am Joint. Immer noch stehen sie. Ungewöhnlich lange, langsam wird er nervös. "Scheiß drauf, ob du dich nun halb zu Tode schuftest wenn du Burger bei Hesburger brutzelst oder im Büro hockst und dann wegen Rückenproblemen in Frührente gehen musst, weil dein verfickter Arbeitgeber sich 'nen feuchten Furz darum geschert hat, ob die Bürostühle ergonomischen Gesichtspunkten entsprechen. Oder das Prinzip der beruflichen Ausbildung, des Studiums – alles Scheißdreck. Alles Mechanismen, um dir die Illusion zu geben, du hättest eine Wahl wenn du ein kleines Zahnrädchen dieser Gesellschaft bist. Du hast keine Wahl. Du hast nur dich selbst und die paar anderen armen Schweine, die täglich ausgenutzt werden von irgendwelchen Arschlöchern, die meistens nicht viel älter sind als du, aber ihren Bachelor of Arts gemacht haben und in ihren kleinen Anzügen am längeren Hebel sitzen, ihren überteuerten scheiß Starbucks-Kaffee schlürfen und daraus Kapital schlagen, dass du dringend angewiesen bist auf ihre Kohle." Er gestikuliert mit der linken Hand, samt ausgestrecktem Zeigefinger. "Das ist der Scheiß, den schwache Menschen wollen. Das ist das Verhältnis zwischen ihnen und denjenigen, die nicht stärker sind als sie, aber so aussehen und so wirken. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, stark zu sein oder schwach zu bleiben. Nutten sind schwach, weil sie Geld über ihre Würde stellen. Sie könnten stark sein und ihren Zuhältern in die Eier treten um sich freizumachen von den Ketten – tun sie aber nicht. Drogendealer vermitteln zwischen den Starken und den Schwachen. Sie könnten zwar alles an sich reißen und selbst regieren – tun sie aber nicht. Die Starken glänzen durch ihre Präsenz und die Forcierung ihrer Ziele. Wahre Stärke kommt nicht durch Willen oder Geld oder was auch immer – wahre Stärke kommt aus der Entscheidung, sich nicht selbst für stärker zu halten als man wirklich ist, sondern wirklich stark zu sein. Weißwieichmein'?"
    "Also: Anarchie.", schlussfoglert die Brünette, schaut dabei auf ihr Handy. "Vorne geht es wohl gleich weiter. Irgendein Pärchen streitet sich an der Ampel."
    "Ah, gut. Hab' schon gedacht...", sagt Suave nickend. "Aber ja, Anarchie."
    Die Kolonne vor ihnen fährt an, schon geht es weiter mit der Fahrt. Langsam, aber stetig.
    "Was hast du gegen Demokratie? Wir...", sie hustet zweimal, weil ihr etwas Rauch in die Nase steigt. "Wir haben Wahlen, wir haben Chancen, wir haben..."
    "... genau zwei Parteien die beide dasselbe Wahlprogramm haben. Wir haben Institutionen, die Tests mit uns durchführen und uns erzählen, wofür wir am besten geeignet sind, gemessen an dem was wir nicht können. Deutschland ist ein beschissenes schwarzes Loch was Ziele angeht. Und ich kann's kaum erwarten es brennen zu sehen. Diejenigen fallen zu sehen, die sich für stärker halten als sie sind. Es wird biblisch."
    "Ja.", antwortet sie gedankenverloren, Bilder des brennenden Asylantenheims vor ihrem geistigen Auge. "Ja. Ich hoffe nur, dass es dabei nur die Richtigen erwischt."
    "Nina.", sagt Suave fast schon väterlich und beugt sich zu ihr herüber, streichelt ihr mit der linken Hand sanft über den Oberschenkel, der Joint locker zwischen den Lippen hängend. "Meine Nina." Seine Hand wandert langsam zwischen ihre Beine, gefolgt von einem kurzen Seufzer ihrerseits. "Du, es wird darauf hinauslaufen, dass die mit reingezogen werden, die nichts mit der Sache zu tun haben. Diejenigen, die sich nicht darüber im Klaren sind, in was für einer abgefuckten Welt sie leben. Und das ist gut so, denn wir bringen ihnen die neue Welt. Wir bringen ihnen die wahre Entscheidungsfreiheit: Fressen oder gefressen werden. Folgen oder verfolgt werden. Der Ferne entgegen steuern oder ferngesteuert sein. Scheiß-Clubs mit billiger R'n'B-Mucke und Filme von Michael Bay oder selbst teilnehmen an einen hautnah erlebten Krimi darum, ob das hier wirklich das passive Stück Scheiße von Misthaufen ist, für das ich es halte. Oder ein Hexenkessel, von dem der Deckel entfernt werden muss um ihn zum Überkochen zu bringen."
    Sie schluckt kurz ob seiner Berührungen. Er ist eindeutig in der Zone, in die er nicht eindringen sollte. Aber sie ist noch insofern konzentriert auf die Straße, als dass sie geradeaus fährt statt extreme Schlangenlinien zu fahren.
    "Du bist jung und noch nicht so lange dabei. Und für 16 verhälst du dich schon sehr, sehr erwachsen.", säuselt Suave, streichelt mit dem Zeigefinger in einer Bewegung über ihren Kitzler und schaut sie über die Brillengläser an. Wie sie rot anläuft und schwer atmet. Diese Aktion hat sie kurz vom Sitz aufspringen lassen, gefolgt von einem kurzen Geschwindigkeitsverlust des Wagens als ihr Fuß für eine Sekunde lang nicht auf dem Gaspedal war. "Von Null direkt auf Gamma-Rang zu springen ist mehr als beeindruckend, weißt du. Sowas hatten wir schon lange nicht mehr." Er pausiert und betrachtet sie weiter. Wenn nur die Klamotten nicht wären... "Und ich mag dich, ganz nebenbei erwähnt." Er lässt aber von ihrem Intimbereich, immer noch grinsend, setzt sich wieder gerade hin und dreht seinen Kopf wieder in Richtung der Straße vor ihnen. Sie nimmt eine Rechtskurve, folgt dem Opel Corsa Baujahr 91 vor ihr. Atmet immer noch schwer.
    "Was wir gleich tun werden war wie mein Finger an deiner Pussy.", sagt er ihr zugewandt und schnippst die Überreste des Joints aus dem offenen Fenster. "Jetzt stell' dir nur mal vor wie es wird wenn wir mit dem 'Hauptgang' anfangen." "... wenn wir anfangen, dieses Land wirklich zu ficken." war ihm dann doch zu ordinär.
    Langsam kommt sie wieder zu Sinnen. Der Corsa biegt in eine Seitengasse ein und kommt nach etwa 200 Metern vor einem dunkelblau gestrichenen Wohnblock zum Stehen. Sie parkt hinter dem Wagen.
    "Bitte mach' das nicht nochmal während ich fahre, Suave.", sagt sie, den Kopf gesenkt. Vor Scham? "Reicht es nicht, dass ich...?"
    "Doch, doch, Nina.", unterbricht Suave und umarmt sie unvermittelt. Behäbig erwidert sie die Umarmung. "Natürlich, wie blöd von mir. Sorry. Aber...", sie lösen die Umarmung. "Ich woltle dir nur klarmachen was ich meine." Aus dem Hosenbund seiner Jogginghose zieht er seine M1911-Pistole in Nickel-Optik, zieht den Schlitten nach hinten und lässt ihn nach vorne schnellen. Das laute Klacken klingt in seinen Ohren wie das kurze Aufbäumen von tausend Kreigstrommeln. "Starke nehmen sich, was sie wollen. Egal in welcher Situation."
    "Und sie kriegen es?", fragt sie vewirrt nach. Vor und hinter ihnen steigen die Leute bereits aus den Autos aus.
    "Ja.", antwortet Suave, richtet kurz sein schlichtes, weißes T-Shirt. "Sie kriegen es immer."

    Bis sie am zukünftigen Büro ankommen, wechseln die beiden kein Wort miteinander. Das "Büro" ist eigentlich nichts weiter als die seit Monaten leerstehende Drei-Zimmer-Wohnung, die sich gegenüber von Lenas Wohnung im ersten Obergeschoss eines etwas heruntergekommen aussehenden Altbaus in Eimsbüttel befindet. Ihr Vermieter weiß Bescheid. Im Grunde genommen ist dies als Privatwohnung gedacht, nicht als eingetragenes Gewerbe. Durch eine Lücke im Handelsgesetzbuch ist allerdings eine Privatdetektei genau genommen kein Gewerbe (da der Beruf Privatdetektiv an und für sich kein staatlich anerkannter Beruf ist), somit konnte man sich aus Kulanz auf eine etwas höhere Miete pro Monat einigen. Ein Zuschlag auf die normal anfallende Miete, sogesehen. Zudem hat Fred mehr oder weniger schon festgehalten, dass eines der Zimmer dort als seine Privatunterkunft fungieren kann. Somit ist es genau genommen sehr wohl eine Privatwohnung. Eine Privatwohnung mit Bonus, quasi. Ein bisschen wie eine Sex-Freundschaft.

    "Okay...", fängt Fred an und bricht damit die Stille, die bis eben anhielt. Er öffnet die Wohnungstür mit dem Schlüssel und tritt in den kleinen, schmalen Eingangsflur, von dem drei Türen abgehen (die Wohnungstür nicht mitinbegriffen). Ganz links durch geht es ins Badezimmer, nach rechts in das erste Zimmer und geradeaus geht es ins zweite Zimmer, von dem aus eine dritte Tür ins dritte Zimmer führt.

    "Du verfickter •••••••••, Suave!", schreit einer der Russen, kurz bevor er eine 9mm-Kugel zwischen die Augen bekommt. Der Hinterkopf explodiert förmlich in einem Wust aus Blut, Haaren und Hirnmasse, die stückchenweise an den Nadelstreifenazug seines Bosses klatscht, der planlos im Schock auf dem Sofa sitzt und sich nicht rühren kann.
    "Lass' meine Mutter aus dem Spiel du Bolschewiken-Arsch!", schreit Suave, schießt noch drei Kugeln in den Torso. "Fick' meine Mutter? Fick' deine Mutter direkt zurück!", ruft er zwischen den Schüssen. Hinter ihm bricht das allgemeine Chaos los. Kaum waren sie angekommen, hatten die Russen sie auf dem Kieker gehabt. Trauten ihnen nciht über den Weg.
    "Mein Territorium? An dich? Für lausige 40 Prozent?", fragte der Nadelstreifen-Russenboss, so wie er da saß, in einer komplett ausgeräumten Ein-Zimmer-Wohnung, in deren Schlaf- und Wohnbereich nichts weiter stand als eine recht komfortabel aussehende Couch, die zur Tür hin aufgestellt war. Nach links ging es ins spartanisch eingerichtete, kleine Badezimmer, nach rechts in die spartanisch eingerichtete, kleine Küche, die wohl mittlerweile auch komplett ausgeleert sein durfte. Wer will schon in Billstedt wohnen? Beschissenes Ghetto. Suave antwortete mit einem Nicken auf die Gegenfrage des Russenboss, einer seiner vier Freunde zog eine Kalashnikov von unter seinem Jacket, Nina allerdings war schneller, stampfte auf den Ficker zu und verpasste ihm einen saftigen Tritt in die Eier, um den nun am Boden liegenden Typen mit dem Schultergurt der Kalaschnikov zu strangulieren, bis er aufhörte sich zu wehren und tot liegenblieb.
    Und jetzt steht er da und muss sich Sprüche über seine Mutter anhören? Uncool.
    "Suave, hast du überhaupt eine Ahnung mit wem du dich hier-?", der dritte Typ kann den Satz nicht zu Ende sprechen, weil Nina die erbeutete Kalaschnikov direkt nutzt, um ihn mit einer Drei-Schuss-Salve zu erlegen wie Freiwild. Krachend und im Fall vor Schmerz schreiend schlägt der Typ auf dem Boden auf, beim Einschlag hüpfen drei kleine Blutspritzer aus den frischen Schusswunden, verteilen sich nachdem sie eine Flughöhe von ein paar Zentimetern erreicht haben in kleinen Kringeln um die klaffenden Schusswunden, versauen seinen Seidenanzug noch mehr.
    Nervös schnaufend bleibt der Boss sitzen, schaut panisch erst das Mädchen, dann den Bademantel tragenden Kerl an, die sich zum Verhandeln angekündigt hatten. Jetzt wurden draußen im Haus gut hörbar seine Leute abgeschlachtet, seine Freunde. Von der Suave-Gang, die nicht wie versprochen mit einer Vier-Leute-Delegation, sondern mit einer kleinen Armee hier angerückt kam.
    Der Bademanteltyp beruhigt sich langsam wieder und senkt die Pistole, schaut den Boss an, hat Blutspritzer im Gesicht, zieht sich daraus mit den Fingern zwei breite Striche unter die Augen als wäre es Kriegsbemalung.

    "Hey, Ivan, oder wie auch immer du heißt.", beginnt er plötzlich zu reden, tigert vor dem Russen im Raum auf und ab, während das Mädchen erst das Badezimmer, dann die Küche durchsucht nach weiteren Personen. "Wusstest du, dass Kreigsbemalung gerade bei Barbarenstämmen nicht nur dazu verwendet wurde, um den Gegner zu verunsichern? Du weißt schon, die Kelten mit ihrer blauen Farbe und so."
    "Badezimmer ist sicher, Fenster ist zu."
    "Gut Nina, guck' in der Küche nach. Wo war ich?", kurz kommt er zum Stehen, geht dann aber langsam wieder seinen nun gewohnten Gang, "Ah ja, Kelten, ja. Nein, nein, nein, vor allem haben sie richtig dick Kriegsbemalung aufgetragen, wenn sie benachbarte Stämme überfielen. Weißt du warum?", er pausiert und schaut den Russen an wie ein Quizmaster, "Anonymität. Wäre ja blöd, wenn die Leute mit denen man gestern noch Waren getauscht und geklönt hat plötzlich wissen, dass ihr Nachbar gerade ihre Ehefrau schändet, ihr Haus abfackelt und ihnen und ihren ganzen Freunden und Familienmitgliedern die gottverdammten Köpfe abschlägt. Unter der Bemalung erkennt man nicht sofort den Typen, der einem beim Fest vor zwei Wochen noch zu der schönen Frau und dem schönen Haus gratuliert hat. Und plötzlich steht er da – oh Shit – und fickt deine Alte tot, schmeißt dein Kleinkind in ein Feuer, das bis zum Nachthimmel zu reichen scheint, und haut dir seine verkackte Kriegsaxt zwischen die Augen. Das kommt echt blöd, weißt du?"
    "Küche sicher."
    "Okay, komm' zu mir, Nina."
    Das Mädchen im blauen Anzug kommt mit angelegter Kalaschnikov an die Seite des dünnen Manns mit den bleich wirkenden Augen, die er mehr schlecht als recht unter der Pilotenbrille zu verbergen versucht.
    "Heutzutage benutzt man bei der Bundeswehr zum Beispiel auch eine Abart der Kriegsbemalung: Tarnschminke. Um im Gebüsch nicht so leicht gesehen zu erden, während man Tanklaster bombardiert."
    "Worauf willst du hinaus, du Psychopat?", fragt der Russenboss nun endlich, deutliche Panik in seinem aschfahlen, dünnen Gesicht, die blonden Haare nun im grellen Sonnenlicht, das durch das Fenster hinter der Couch scheint, fast weißlich wirkend.
    "Worauf ich hinaus will?", fragt Suave und überlegt. "Weiß nicht, wollte dir nur mal ein bisschen Allgemeinwissen auf den Weg geben, bevor ich dich noch einmal höflich frage, ob du mir dabei helfen willst, diese Stadt zu erobern. Eine Welt zu schaffen, wie du sie vorher nicht für-"
    "Fick dich, Suave!", schreit der Russe, unterbricht den Gedankengang des Bademantelträgers, greift an den Hosenbund um an die dort ruhende CZ-25-Pistole zu gelangen. Doch soweit kommt er nicht – Nina lässt es krachen, gibt ein Dutzend Schüsse auf den Kerl ab. Staub fliegt von der Couch hoch, Federn werden aus der Polsterung nach oben katapultiert als wäre ein paar hundert Tauben um den Typen herum abgehoben. Einige von ihnen werden wieder zu Boden gedrückt von Blut und Fleischfetzen, die aus dem Russen herausgerissen zu werden scheinen von den massiven 7,62mm-Projektilen des Sturmgewehrs. Das Sonnenlicht taucht die Szenerie in ein fast erhaben wirkendes Farbenspiel, lässt rötliche Töne kollidieren mit weißen Lichtlinien, ab und an unterbrochen von Staubpartikeln, die hier und da das Licht in einem orangefarbenen Ton brechen. Als das Geratter stoppt, liegt der Russe recht komfortabel zwischen seinen eigenen Innereien nach hinten gelehnt auf dem fast vollständig durchsiebten Sofa. Traurig fliegen noch ein paar Stückchen der Füllung vor ihm, landen links und rechts von ihm auf dem Boden. Auch vor der Tür scheint das Gemetzel aufgehört zu haben.
    "Es ist wunderschön.", sagt Suave, legt seine Hand auf Ninas rechte Schulter. "Wunderschön."

    Betroffen schaut sie zu ihm auf. "Ich wollte das nicht."
    "Ich weiß.", er umarmt sie innig. "Ich weiß."
    "Ich wollte meine Landsleute nicht..."
    "Du hast uns nur verteidigt, Nina. Alles ist gut."
    Kurz bleiben sie so stehen, Ninas trauriger Blick stur auf den toten Mobster gerichtet.
    "Yo, Suave!", schreit's von draußen. Die Wohnungstür ist noch geschlossen. "Wir haben hier etwas für dich von der Straße aufgeschnappt. Haste Bock, 'nen Blick drauf zu werfen?"

    Ablage war nie ihr Ding.
    "Wieviele Ordner haste eigentlich geholt, Fred?"
    "So circa ein Dutzend.", sagt er, ist kaum zu sehen zwischen den dutzenden Kartons voller Habseligkeiten. "Wieso fragst du?"
    "Denkst du wirklich, dass wir so viele Kunden bekommen?", fragt sie ungläubig, wirft noch einmal einen Blick auf das Schild, das nun an der Tür hängt. Provisorisch hatte Fred auf ein Stück Pappe "Privatdetektei Milena Dragunova" in bestmöglicher Blockschrift geschrieben, es mit vier Streifen Tesafilm an die Tür geklatscht, die nun sperrangelweit offen steht und den Blick in den Hausflur freigibt, um die etwas stickige Luft hier entweichen zu lassen.
    "Hm. Gute Frage.", sagt er und kramt einen kleinen Karton aus einer der Umzugskisten. "Ist ja schlimemr als Jim Knopf hier...", murmelt er in den Drei-Tage-Bart hinein und stellt sie zunächst auf den aufgebauten IKEA-Schreibtisch in Buchefounier vor ihm.
    Lena schreitet etwas planlos durch die Wohnung, schaut in die leeren Zimmer, während sich Fred lauthals weiter fragt "wo all der Scheiß hier herkommt".
    "Einen Teil hast du gekauft, der Rest ist einzig und alleine von dir.", sagt sie und dreht testweise kurz das Wasser im Waschbecken des Badezimmers auf. Läuft. Abdrehen. "Sag' nciht du hast die kisten mit deinem Scheiß nicht beschriftet?"
    Stille zwei Zimmer weiter.
    Sie seufzt laut auf. "Natürlich nicht."
    "Hey, ich hatte nicht wirklich Zeit dafür, ja? Ich musste raus aus der Bude und da gab es halt Wichtigeres als mit 'nem blöden Edding irgendwas auf die Kartons zu kritzeln.", antwortet er. Sie kehrt zurück ins zukünftige Büro, verschränkt die Arme und lehnt sich an den Türrahmen, ihm mit einem langgezogenen, sarkastischen "Klar." antwortend.
    Er schaut auf zu ihr, ein wenig grimmig dreinschauend. "Hey, verarsch' mich nicht! Kannst mir ruhig mal helfen, statt mich so blöd anzumachen! Das ist voll uncooles unsoziales Spastiverhalten, ja?"
    "Ich hab' den Bunker hier klargemacht und haufenweise Möbel aufgebaut. Wir sind schon seit fünf Stunden hier am Rumackern und alles was du bis jetzt gemacht hast, ist Rummeckern und mit dem Schreibtisch kämpfen."
    "Ja, was kann ich denn dafür, dass diese IKEA-Imbusschlüssel so 'ne ••••nsöhne sind?"
    Sie zuckt mit den Schultern. "Kein Plan, vielleicht mal den Schraubenzieher mit den vier Milliarden Aufsätzen benutzen, den ich für teuer Geld geholt habe? Schonmal darüber nachgedacht?"
    Fred schaut nun noch angepisster drein, wirft frustriert den Kugelschreiber in seiner Hand auf den Boden, die Augen nicht von ihr lassend.
    "Wie alt bist du, fünf?"
    "24, und damit immer noch jünger als du, Frau 30."
    "Oh, fick dich selbst, Fred.", sagt sie lachend.
    Sie lachen beide für ein paar Sekunden. Dreißig. Was für ein Scheißalter.
    "Wann holste deinen Kram aus der Wohnung?", fragt Fred mit ernstem Ton.
    "Weiß noch nicht, vielleicht gleich, vielleicht nachher, vielleicht...", sie stockt. "Wie spät ist es?"
    Fred zaubert sein Handy aus der Hosentasche, wirft einen flüchtigen Blick darauf, lässt es danach wieder in der Hosentasche verschwinden. "18:07. Wieso?"
    "Ah, shit. Heute..."
    "Dein Bundeswehr-Scheiß?"
    "Mein Bundeswehr-Scheiß."
    "Wann?"
    "Seit sieben Minuten."
    "Shit."
    "In der Tat. Fuck!", schreit sie, rennt wie von der Hornisse gestochen mit gezückten Schlüsseln zu ihrer Wohnung, tritt fast schon die Tür auf. Sie wuselt sich mit Bedacht um die Umzugskartons, die abgebauten Möbel (abgesehen von ihrem Bett, das noch für eine Nacht stehen soll), rennt in das Schlafzimmer und schaltet die kleine Nachtti•••••••• ein, die am Boden neben dem Zwei-Personen-Bett in Eichedekor steht. Auf dem Bett ist ihre "Erste Geige" für heute Abend ausgebreitet. Den echten Dienstanzug musste sie abgeben damals. Nicht, dass sie ihn vermissen würde, dieses unbequeme, unvorteilhaft geschnittene Stück Baumwolle war eh niemals ihr Ding gewesen. Das einzige Coole daran war das Barret, das sie zwar nach ihrem Dienst abgeben musste, aber wovon sie sich wenig später in einem Internetshop ein Exemplar für 15 Euro bestellte. Genau dieses Barret würde sie heute Abend tragen, apssend zum anthrazitfarbenen Blazer, dem dazu passenden, bis zu den Knien gehenden Rock und dem dunkelroten Hemd. Sie hatte noch am Vortag überlegt, Klamotten hin- und hergeschmissen. Diese Kombo war absolut okay. Dazu halbwegs bequemen schwarzen Schuhe mit nicht allzu hohen Absätzen. Passt schon.

    Gedanken spuken in ihrem Kopf herum, als sie die Hose von den Beinen streift, dabei versehentlich sanft mit Fingerspitzen kurz über die Brandnarben am linken Bein fahrend. Die Hose in Camouflage-Optik landet irgendwo am Fuße des Betts, weiter geht's mit dem roten T-Shirt. Eine abstrakte schwarze Zeichnung ist darauf zu sehen, darunter in weiß die Worte "Gogol Bordello", ein bisschen kleiner, ebenfalls in weiß, sieht man rechts neben der Zeichnung die Worte "I am the Wonderlust King". Sie liebte diese Band. Erinnerte sie an die wilden Jahre. Die guten Jahre. Als die einzigen Regeln "Vergeig die Schule nicht" und "Lass dich nicht unterkriegen" waren. Jetzt allerdings...

    Sie greift von hinten an die Ärmel und zieht das T-Shirt nach oben hin aus, wirft es ebenfalls vors Bett, richtet kurz den schwarzen BH. Sieht kurz gezwungenermaßen ihren Bauch. Fast die komplette linke Seite ihres Bauchs ist mit rötlichen Streifen und weißlich verhärteter Haut übersät. Zwischendrin eine hässliche Schnittwunde, die bis heute nicht wirklich zusammengewachsen ist. Keine Zeit, sie hat sich mittlerweile fast an diesen Anblick gewöhnt. Die Brandnarben ziehen sich in unregelmäßigen Spuren über die gesamte linke Körperhälfte, am deutlichsten sichtbar ist im Allgemeinen der weißliche Streifen, der sich vom Ansatz der Augenbraue bis ein paar Millimeter neben den Mundwinkel zieht und dementsprechend nicht nur eine kleine Lücke in ihrer Augenbraue verursacht, sondern die Aufmerksamkeit auf ihre graublauen Augen richtet. Das linke ist ein paar Töne dunkler als das rechte. Die Sehfähigkeit ist zum Glück nicht sonderlich beeinträchtigt auf dieser Seite, aber es ist dennoch jeden Morgen und vor allem jedes Mal, wenn sie ausgeht (die paar Male im Jahr) nervtötend, die Narbe überzuschminken und eine Kontaktlinse zu tragen, die die Augenfarbe zumindest oberflächlich an die andere Seite anpasst.

    Aber es ist okay. Es wäre nicht so, als wäre sie unattraktiv. Etwas an Muskeln abgenommen hat sie seitdem sie die Truppe verlassen hat, ja. Aber sie ist nicht dürr geworden, sie ist weiterhin schlank. Model wird sie sicherlich nicht mehr werden, aber wenn die Narben nicht wären, wäre sie sicherlich der heißeste Feger auf jeder Party. Denkt sie zumindest. Sie wäre auf jeden Fall in den Top 10 im Club. Als sie sich fertig angekleidet, die Kontaktlinse eingesetzt (die sie für die Schlepperei heruasgenommen hatte) und die Narbe so gut es geht in diesem engen zeitlichen Rahmen noch einmal schnell übergeschminkt hat und mit der Bürste durch die etwas struppig wirkenden blonden Haare gegangen ist, kann es nun losgehen. Fred wartet im Türrahmen, die Autoschlüssel in der Hand schüttelnd, sodass sie ein raschelndes Geräusch von sich geben.
    "Deo?", fragt er, als sie schwer atmend auf ihn zugerannt kommt. Sie stoppt unmittelbar (es fehlt eigentlich nur der Soundeffekt von quietschenden Reifen auf nassem Asphalt) und rennt zurück ins Badezimmer. Man hört zwischen ihrem russischen Gefluche das Sprayen der Sprühdose, die süßlich duftendes Deodorant unter die Achseln und an Teile des Blazers verteilt.
    Sie rennt wieder zum Türrahmen. Fred wartet weiterhin.
    "Handy? Geld? Schlüssel?", fragt er in süffisantem Ton.
    "Aaaaahhhh, poshel na hui!", schmettert sie ihm "Fick dich!" auf russisch entgegen und kehrt nochmals um, um sich die fertig gepackte Handtasche vom Bett zu krallen.
    "Haste alles?", fragt Fred noch einmal nach, als sie an ihm vorbei stürmt.
    "Da, mudak!", antwortet sie sichtlich angefressen, als sie die Treppen hinunter eilt. "Dawai, verdammte Scheiße! Ich verspäte mich so derbe, mein ehemaliger Zugführer wird da sein und AH! Der'mo! Beeil' dich, Mann!"
    "Ja ja, ich komme ja schon. Ich mach' nur hier eben die Tür zu und dann fahre ich dich zu deinem Bundeswehr-Scheiß, keine Sorge...", murmelt Fred gelassen und zieht die Wohnungstür zu.

    "Nimmste auf?"
    "Ja, Kamera läuft."
    "Okay.", er räuspert sich, setzt die Brille ab und schaut mit den glasig grüngrauen Augen direkt ins Objektiv der Sony HD-Kamera auf dem Tripod-Stativ. Ernster Ausdruck auf dem hageren Gesicht.
    "Dieses Land ist ein Land der Historie. Ein Land der Feindschaft mit Kräften außerhalb und innerhalb seiner selbst. Wir bauen auf um einzureißen, fördern um Zahlungen zu verweigern – und alle tun sich zusammen in Rudeln, kleinen Grüppchen, Cliquen. Bleiben unter sich, tuscheln, flüstern, sprechen nicht laut aus aber denken so laut, dass es jeder hören kann. Etwas kocht hoch."
    Er schiebt sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündet sie an, pustet etwas Qualm heraus und schaut kurz zu Boden.
    "Etwas kocht hoch, ja. Die Welt ist 'ne Bombe, meine Stadt ist die Lunte. Ich und meine Kameraden wir haben uns zusammengetan, um was zu ändern. Nicht wie die behinderten Aushilfs-Che Guevaras, die über Revolution twittern, während sie auf beschissenen Occupy-Protesten wie die letzten Vollpfosten durch die Gegend rennen mit ihren Guy Fawkes-Masken, ihren Internet-Parolen, ihren beschissenen Memes, um später abends dann von ihren Banker-Eltern alles in den Arsch geschoben zu bekommen was sie für ihre 'Revolution' brauchen. Das Einzige was ich brauche für meine Revolution..."
    Suave greift unter den Stuhl, auf dem er sitzt und zieht eine halbautomatische Pistole großen Kalibers – dieselbe, die er beim Überfall auf die russen verwendet hatte – und eine Handgranate hervor, hält beide Gegenstände in den Fokus der Kamera.
    "... ist das hier. Etwas in meinem Kopf schreit danach, eure Monumente der Zweckdemenz und der Ignoranz einzureißen. Euch zu zeigen was Vergänglichkeit ist in einer Zeit in der alles unvergänglich scheint. Ihr wollt der 'Generation Berufserfahrung wird vorausgesetzt' zeigen, wie man den Karren aus den Dreck zieht mit vom Arbeitsamt veranstalteten Lehrgängen, mit beschissenen ausgedachten Feiertagen wie den verfickten Tolerance Day oder Diversity Day, lasst sie trotzdem stagnieren mit Asi-TV, Diskussionen die kein Mensch braucht, gespielter Panik und gelebter Oberflächlichkeit. Was bleibt da noch, hm?"
    Er wirft die immer noch gesicherte Granate nach links aus dem Bild, ascht mit der nun freien Hand etwas Asche von der Kippe, während er mit der anderen die Waffe an seine Schläfe hält.
    "Das hier? Einfach alles auf einen Schlag beenden?"
    Er grinst, senkt die Waffe wieder, schaut in die Kamera wie ein Teleshopping Host.
    "Nein, das wäre zu leicht. Zu leicht für eine Nation, in der ferngesteuerte Menschen die Ferne ansteuern wollen, in der ständige Panik die Leute weich macht. Was ihr braucht ist ein Nemesis, ja. Was ihr braucht ist echte Angst. Echte Gefühle, nicht die vorgespielte RTL-Scheiße. Echten Scheiß, halt. Ihr braucht den Karren nicht aus dem Dreck zu ziehen – ihr braucht mehr Dreck um den Karren herum, damit ihr ja eine Ausrede habt dafür warum eure verfickten Leben nix wert sind außer Papas Bausparvertrag und eure Facebook-Freunde. Ja."
    Er schaut gedankenverloren an der Kamera vorbei.
    "Und ich sprenge euch gerne den Dreck weg, damit ihr euch frei entfalten könnt. Frei entfalten! Das wollt ihr doch, oder? Freie Entfaltung, aber nicht zu frei, damit alles risikofrei bleibt? Fick den Scheiß, ihr braucht Risiko. Und weil ihr das Risiko braucht, werde ich mich hiermit zum Anschlag vor 'ner Woche bekennen."
    Suave zieht schelmisch eine Augenbraue hoch und schnippst den Zigarettenstummel in Richtung der Kameralinse, die er um ein paar Zentimeter verfehlt.
    "War schon ein bisschen lustig, eure Freunde wie laufende Fackeln aus dem Pussyfoot rausrennen zu sehen."
    Ein zaghaftes Kichern später ist er wieder ernst.
    "Meine Forderungen folgen, wenn ich Bock darauf habe. Sorry, ich habe gerade echt viel um die Ohren und so... Ey!"

    Er schaut an der Kamera vorbei, man hört entfernte Schreie durch Knebel. Schreie eines Mannes und einer Frau.
    "Ey! Habe ich euch Pennern nicht gesagt ihr sollt die verdammte Fresse halten?"
    Er winkt zur Kamera, die plötzlich bewegt wird. Eine 180 Grad-Drehung später sieht man, dass man sich in einem Kellerverlies befinden muss. An einem Betonpfeiler sind zwei mit Socken geknebelte Personen mit Panzertape gefesselt, beide mit dem Rücken zum Pfeiler auf dem Boden sitzend. Suave rennt von rechts ins Bild, schlägt einer der Personen den Griff der Pistole über den Schädel. Der schlag wird vom Aufschrei einer weiblichen Stimme und einem deutlich sichtbaren Blutspritzer begleitet.
    "Die verdammte Scheißfresse sollst du halten wenn ich mit meinen Freunden Kontakt aufnehme!", schreit Suave, schlägt der Person noch einmal die Pistole über den Kopf, diesmal fester. "Denkst du ich mach's dir leicht? Denkst du ich werd' dir nicht so stark wehtun wie deinem Kollegen da nur weil du 'ne Frau bist?", schreit der Bademantelträger und kniet sich vor der Frau hin, den Pistolenlauf auf ihre Stirn drückend. Der Autofokus der Kamera wirkt Wunder. Jetzt erkennt man, dass beide Personen Polizeiuniformen tragen, ein kahlköpfiger Mann um die 50 und seine um einiges jüngere, brünette Kollegin, beide deutlich gezeichnet von den Strapazen der letzten paar Stunden. Im Hintergrund steht ein Dutzend junge Männer und Frauen, allesamt augenscheinlich um circa 17-18 Jahre alt, bewaffnet mit Baseballschlägern und Faustfeuerwaffen, breit grinsend. Sie dürften ihren Spaß gehabt haben.

    Er drückt die Pistole nun stärker an die Stirn der Frau. "Wenn du das echt glaubst, dann fick' dich, okay? Fick! Dich!" Er hält inne, schaut die Frau an ohne zu blinzeln, wie sie schluchzend Blut aus den Mundwinkeln laufen lässt, jeglichen Blickkontakt mit ihm vermeidet. Er wird ruhiger, lässt ab und steckt die Waffe zurück in den Hosenbund. Die Kamera zeichnet weiterhin auf.
    "Du hast Schiss, oder?", fragt Suave mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Die Polizistin nickt zögerlich, bleibt dennoch stumm. "Aber bestimmt auch Hoffnung, dass deine Kollegen gleich die Bude stürmen und dich und Glatze da retten, ne?" Wieder nickt sie, Suave lacht auf. "Ha, okay, das versuche ich mal cool zu finden, ja?" Er steht auf, hebt die Arme gen Decke. "Soviel Optimismus! Coole Scheiße!"
    Suave schaut sich um, sieht die rätselnden Blicke seiner Mitstreiter und senkt die Arme wieder.
    "Weißt du, das ist ja alles schön und gut, aber ich würde nicht Geld darauf wetten, dass innerhalb der nächsten paar Stunden irgendwer kommen wird. Ach, was sage ich 'paar Stunden', mach' mal lieber ein paar Wochen draus."
    Es wirkt, als hätte er eine super Idee, so wie sein Gesicht aufhellt. Die Kamera zoomt auf sein breites Grinsen. "Es sei denn...", führt er weiter, den Zeigefinger hebend. "... ihr hättet Bock darauf, eine Wette einzugehen." Der Zeigefinger richtet sich nun auf "Glatze", die Kamera folgt dem Fingerzeig. "Du. Oh entschuldige, Polizisten darf man ja nicht duzen – Sie da, wie waren nochmal Rang und Name? Nur für unsere Freunde im Privatfernsehen, damit die nicht recherchieren müssen und direkt zu Ihrer Frau und Ihren Kids fahren können um sie zu interviewen."
    "Fredorowski. POK...", antwortet der Kahlköpfige. Den Namen versteht man allerdings auf der Aufnahme so gut wie gar nicht.
    "Hallo, Herr Polizeioberkomissar.", sagt Suave, tänzelt leichtfüßig herum und hockt sich vor den Polizisten, immer noch ein großes Grinsen auf seinem Gesicht. "Mir ist nicht entgangen, dass Sie es nicht allzu amüsant fanden, wie ich Ihre Kollegin hier ein wenig unsanft behandelt habe."
    "Nein.", antwortet der Polizist, zu Boden schauend.
    "Weil ich ein Mann bin und sie 'ne Frau ist und das einfach mal voll nicht fair ist, oder?"
    "Nein."
    "Hatte ich mir gedacht, ja. Aber sie hat sich doch den Job ausgesucht, genau wissend, dass es Situationen geben wird, wo sie an Leute gerät, denen sowas wie 'Geschlechtertrennung' scheißegal sind, oder? Es war ihre freie Entscheidung, mit Ihnen auf Streife mitzukommen, und es war Ihre Entscheidung – Ihre Entscheidung, Señor – auf Streife durch dieses Gebiet zu fahren. Somit fällt all das hier auf Sie zurück, nicht Ihre werte Kollegin, sondern auf Sie. Also brauchen Sie nicht jemanden wie mich dafür verantwortlich zu machen, dass Sie einfach scheiße in Ihrem Job sind als Strafvollzugsbeamter des gehobenen Dienstes.", er hält inne und steckt sich noch eine Zigarette an. "Ich bin allerdings definitiv dazu gewillt, Ihnen die Möglichkeit zu geben sich zumindest ein bisschen zu rehabilitieren." Suave schaut an der Kamera vorbei. "Nina? Komm' mal rüber."

    Von links kommt eine junge Frau im Anzug. Nina. Süße Nina.
    "Herr Blockwart, das ist Nina. Nina ist 16 Jahre alt und dafür verantwortlich, dass eure Mistkarre einfach stehen geblieben ist.", stellt Suave sie vor. Nina lächelt und fügt ein überfreundliches "Nett, Sie kennen zu lernen." hinzu.
    "Hier ist der Deal: Wenn Sie es schaffen, Nina auszuknocken, egal wie, dann lasse ich Sie und Ihre Partnerin frei. Einfach so. Sie können raus und das verdammte SEK hierherbestellen, wie es auch immer Ihnen beliebt. Sollte Nina Sie allerdings ausknocken, dann.... naja, Sie wissen schon.", er pausiert und drückt die Kippe am Boden vor sich aus. "Gleiche Chancen und so, und Sie kriegen auch mal die Möglichkeit, genauso wie ich zu sein und einer Frau eine runterzuhauen, die alles aus eigenem Antrieb heraus macht."
    "Ich bin nicht wie Sie, Sie Psycho.", antwortet der Polizist, begleitet von Unkenrufen der nebendran stehenden Teenager.
    "Hm. Stimmt.", antwortet Suave und steht auf. "Aber geben Sie's zu, ein bisschen neidisch sind Sie schon, oder?"

    Er schreitet langsam wieder zur Polizistin herüber. Der Polizist dreht den Kopf so weit zu seinem Kidnapper wie es geht und fragt: "Worauf soltle ich schon neidisch sein? Auf einen Typen, der Familien ihre Kinder nimmt und sie zu Soldaten rekrutiert? Einem Möchtegern-Terroristen mit pseudo-intellektuellen Namen? Machen Sie sich nicht lächerlich!"
    Guantanamo verzieht das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. "Oh, der tat weh." Er schaut wieder ausdrucklos drein, fixiert den Polizisten mit seinem Blick. "Vielleicht sind Sie auch neidisch darauf, dass ich sowas machen kann und Sie nicht."
    Pistole aus dem Hosenbund.
    Harter Abzug.
    An den Kopf der Polizistin.
    Finger krümmen.
    Ein kurzer Aufschrei, dann ein Knall.
    Lautes Jubeln der Teenager.
    Geräusche von auf den Boden klatschenden, dicken Schwallen von Blut.
    Beide Augen wirken wie verschmort in ihrer neuen Grau-braun-Färbung, zwischen ihnen klafft ein Golfball-großes Loch.
    "Nein!", schreit der Polizist einige Male, versucht sich instinktiv aus seinen Panzertape-Fesseln zu befreien. "Kämper!", er ruft nach seiner Kollegin, so verrät es ihr blutbeflecktes Namensschild, "Kämper! Du verdammtes Arschloch! Nein!"
    Suave lässt die Waffe wieder im Hosenbund verschwinden und wischt sich mit der Hand ein wenig Blut vom Bademantel. "Ah shit, den habe ich gerade reinigen lassen."
    Der Polizist gibt noch einige unverständliche Rufe von sich, windet sich in seinen Fesseln, schluchzt des öfteren laut auf.
    "Mein Gott, bleib' geschmeidig!", schreit Suave. "Ist das nicht eine großartige Motivation für dich, endlich mal um etwas zu kämpfen, worum es sich zu kämpfen lohnt, hä?"
    "Ich bringe dich um du...", fängt der Glatzkopf an, bevor einer der Teenager mit seinem Klappmesser das Panzertape durchtrennt, um dann so schnell es geht zurück zu seinen Kumepls zu rennen. Nina steht fast schon majestätisch da, winkt den Cop grinsend zu sich herüber.
    "Du brauchst sie nur auszuknocken, ein Schlag genügt bei den Muskeln die du hast! Wobei: Sechzehn Stunden Folter ohne Möglichkeit, die Arme großartig zu benutzen... Ich weiß ja nicht.", spornt Suave den Polizisten zunehmend halblaut werdend an, als dieser langsam aufsteht und wackelig auf den Beinen scheint.

    Die Kamera läuft weiterhin.

    "Kann ich dann oder brauchen Sie noch ein paar Minuten?", fragt Nina in nettester Tonart, doch erhält als Antwort nur ein gutturales Grunzen seitens des mit zum Schlag erhobener rechter Faust auf sie zu rennenden Bullen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    "Das heißt dann wohl 'Ja.'!", sagt sie. Sie tut einen großen Schritt zur Seite, er fällt Gesicht voraus zu Boden, bremst mit der linken Wange.
    "Soll ich stehen bleiben, um das Ganze vielleicht etwas leichter zu machen?", fragt sie wieder im überhöflichen Ton. Der Polizist steht auf, die Augen sind weit geöffnet. Er läuft. "Das heißt dann wohl 'Ja.'.", quittiert das Mädchen, hält die Fäuste vors Gesicht, das im krassen Gegenzug zu ihrem seriös wirkenden Anzug fast kindlich scheint. Die Faust des Bullen fliegt förmlich auf sie zu, mit ordentlicher Wucht hinterm Schlag. Sie wehrt den Schlag mit links ab, auch der nächste donnert zwar heftig auf sie nieder, doch ist noch gut blockbar. Dann ist sie dran, jetzt wo der POK wieder zum Schlag ausholen muss, den linken Arm kaum nutzend, ihn nur steif in der Luft hängen lassend anstatt endlich mal eine Kombination zu machen oder ähnliches. Sie macht einen kleinen Schritt nach hinten, die Hände etwas lockerer vor das Gesicht haltend, grinsend, tänzelt ein wenig, wippt fast von links nach rechts, die Füße berühren jeweils immer nur für eine halbe Sekunde den Boden. Muhammad Ali wäre stolz auf eine derartige Beinarbeit.

    Dann kommt der Typ noch einmal, wieder mit der Faust erhoben, rennt allerdings dieses Mal in den fast schon blitzschnell herumwirbelnden rechten Fuß von Suaves Bodyguard. Die Wucht des Roundhousekicks wirft ihn nach hinten hin um, hält ihn allerdings nicht davon ab, es noch einmal zu versuchen. Ein mächtiger Tritt in den Bauch, gefolgt von einem Schlag mit rechts, zwei mit links, noch ein Roundhousetritt und er fällt röchelnd und mit drei blauen Flecken im Gesicht und einer geschwollenen Unterlippe bäuchlings zu Boden.

    "Nun, das war enttäuschend.", sagt sie furztrocken, atmet schwer. "Das wird anscheinend nichts mit uns beiden. Naja. Es war schön solange es anhielt." Sie zieht die Schrotflinte aus dem unter dem Jackett ruhenden Holster, entsichert die Waffe und gibt zwei gezielte Schüsse in den Rücken des Polizisten ab, der mit zwei klaffenden Löchern in der hinteren Schultergegend liegen bleibt, den Betonboden aus seinen Schuss- und Hiebwunden heraus vollblutend.
    "Du hättest ihm wenigstens eine Chance geben können, aufzustehen...", murmelt Suave, mit einem Hauch von Bewunderung in der Stimme.
    Sie stolziert langsam zu ihm zurück, fällt ihm in die Arme, er erwidert zögerlich die Umarmung, schnuppert an ihren Haaren, saugt den Duft ihres Shampoos in sich auf. Die jungen Dinger. Die sind's, die seine Welt bestimmen. Ältere Frauen hatten nicht denselben Ausdruck von Grazie wie ein Mädchen von Ninas Kaliber. Nein, nein, nein – sie waren gleichzeitig leicht zu kontrollieren und schwer im Zaum zu halten, waren leicht zu überzeugen aber schlau genug ihren Scheiß alleine zu machen, kannten die Grundlagen von Gut und Böse, Richtig und Falsch, aber hatten genügend Raum im Hirn vorhanden um sich ihre eigene Definition eines jeden Begriffs zu formen. Als Erwachsener kann man das nicht. Da weiß man bereits alles. Da braucht es keine "bessere Hälfte", die einem neuen Kram beibringt. Hier – genau hier – hatte er die Möglichkeit zu lehren, zu erfüllen und gleichzeitig erfüllt zu werden.
    "Er hatte von Anfang an keine Chance, und das weißt du genau.", flüstert sie kühl, schmiegt ihre Wange an Suaves Hühnerbrust, streichelt ihm sanft mit den Händen über den Rücken, während die anderen Kids sich dran machen, die toten Polizisten zu entsorgen, Videos zu drehen mit den Leichen, ihren Spaß mit der Staatsauthorität zu haben. "Bald gehört uns die Stadt, ja?"
    "Ja.", erwidert Suave. Seine Hände wandern an Ninas Pobacken, streicheln darüber.
    "Dann brauchen wir Sachen wie das hier nie wieder zu machen?"
    "Nie wieder."
    "Was soll ich dann noch machen, wenn niemand übrig ist zum Aus-dem-Weg-räumen?"

    In diesem Moment reibt der Bademantelträger mit seinem errigierten Penis zwischen ihren Beinen. Ihre Klamotten sind wieder mal im Weg, aber sie weiß genau worauf er hinauswill. Rythmische Beckenbewegungen, ihr leises Stöhnen in seinem Ohr. Er schaut ihr über die Schulter. Die Kids sind raus aus dem Keller, Kamera und Polizistenleichen sind ebenfalls verschwunden, sie sind alleine.
    Er lässt von ihr ab, geht langsam zurück zum Stuhl, auf dem er vorhin gesessen hatte, schaut sie über die Sonnenbrillengläser an, wie sie verloren dreinschauend da steht, nicht sicher, was er von ihr möchte, erwartungsvoll. Ein beißender Mief von Schweiß und Blut paart sich in der Luft mit dem Duft von Ninas dezent süßlichem Parfüm.
    "Zieh' dich aus."
    Etwas verloren scheint sie zu sein, sieht sich unsicher um, ob niemand zuschaut, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich alleine sind.
    "Bist du dir sicher?", fragt sie und läuft langsam aber sicher rot an. "Ich meine... hier und jetzt und...?"
    "Willst du etwa nicht?", fragt Suave mit einem kecken Ton in der Stimme. "Ich meine, ich könnte auch woanders hin, wenn du verstehst..."
    Das Obergeschoss. Sie weiß genau was er meint.
    "Aber... ich weiß nicht, ob ich es will... also jetzt, hier, nach dieser Sache..."
    "Komm' schon.", unterbricht Suave, "Was gibt's geileres, als Tod mit Leben abwechseln zu lassen." Langsam steht er auf, trottet lockeren Ganges zu ihr hinüber, gibt den Blick frei auf seinen fast schon untergewichtig erscheinenden dünnen Körper. Mit einer plötzlichen Handbewegung fährt er mit den Händen über über ihre Brüste.
    "Ich dachte, du brauchst mich heute nicht, Stefan...", flüstert sie und erntet eine rabiate Ohrfeige von dem Mann, den sie beschützt. Die plötzliche Wucht lässt sie taumeln und zu Boden fallen.
    Er schnauft, deutlich angepisst. "Nenn' mich nicht so."
    "Aber... es..."
    "Ich hab' dir tausendmal gesagt, du sollst mich nicht mehr so nennen. Hörst du?", schreiflüstert er, streift im Sprechen den Bademantel in einer theatralischen Art und Weise von sich, lässt ihn hinter sich fallen, beugt sich über sie. "Wie sollst du mich nennen?", fragt er herrisch, das Gesicht zwischen ihren Brüsten vergraben, die Knöpfe ihres Jackets öffnend. Sie windet sich zunächst, lässt es allerdings nach ein paar Sekunden. Er wiederholt: "Wie sollst du mich nennen? Sag' es."
    "Guantanamo Suave.", stöhnt sie, als er mit der Zunge über ihre entblößten Nippel leckt.
    "Verdammt richtig.", antwortet er schwer atmend, öffnet ihre Hose, fährt mit den Fingern unter ihr Höschen, streichelt sanft über ihren Kitzler, was sie mit einem lauten Stöhnen beantwortet.
    "Wir sind so abgefuckt, Nina...", stöhnt er, lächelnd, wohlwissend, dass er gerade etwas tut, was falsch ist. Doch er hat der Gesellschaft den Krieg erklärt, ihren Normen, ihren Vorsätzen. Wenn das bedeutet, dass er sich als Mitt-30er über die 16-jährige Schönheit hermachen kann – warum nicht? Man nimmt alles mit auf seiner Reise in den Abgrund der Gesellschaft. Das denkt er, als er sie fickt. Nicht liebt, nicht mit ihr schläft – sie fickt als wäre das hier die letzte Möglichkeit, es zu tun. Zwischen noch nicht getrocknetem Blut von zwei Polizisten. Sie stöhnt laut, die Augen geschlossen, doch es ist offensichtlich, dass sie sich dabei nicht wohlfühlt, so wie sie noch halbangezogen da liegt, er komplett nackt und über sie gebeugt, in sie wieder und weider hineinstoßend, immer energischer.

    Das ist wohl das, was sie Macht nennen.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (31.05.2013 um 22:59 Uhr)

  2. #2
    Judge Dredd much?
    Insgesamt finde ich das einen sehr guten Anfang (es ist doch nur ein Anfang, oder?), wenn auch sehr "filmisch", wenn du verstehst, was ich meine. Von anderen Texten, die du hier gepostet hast, meine ich mich erinnern zu können, dass du es durchaus auch besser verstehst, eine Atmosphäre rein durch Text zu vermitteln. Bei diesem hier hatte ich ständig den Eindruck, der Schilderung von etwas zu lesen, das in einem Film passiert. Ich glaube, dass das an der Art und Weise liegt, wie du beschreibst; teilweise passt es zwar ganz gut, aber es gibt Passagen, wo du es (meiner Meinung nach) nach nicht ganz schaffst, die Situation für den Leser gut nachvollziehbarer näher zu bringen. Am eindeutigsten war das für mich im "Der Bademantelträger"-Abschnitt, noch unterstützt durch den zitierten Liedtext (für mich persönlich sind Liedtexte in Geschichten sowieso ein No-go, wenn sie nicht unbedingt für die Handlung notwendig sind, aber das ist rein mein persönlicher Geschmack).
    Die Zweite Sache, die ich zu bemängeln hätte, ist eine gewisse Inkonsistenz im Stil, vor allem im ersten Absatz. Natürlich ist dadurch, dass du Text und Dialog vermischst, ein gewisser Kontrast in der Sprache gegeben und auch gut, aber auch innerhalb der beschreibenden Textpassagen hast du eine zum Teil recht große Diskrepanz zwischen dem Vokabular und dem Stil. Zum Beispiel verwendest du da den Begriff "Jonny", und im gleichen Satz schreibst du dann " um mit der daraus resultierenden Flamme die Keule anzufeuern.". Es mag zwar Absicht sein, aber für mich persönlich passen "Jonny" (und, wenn auch weniger schlimm, auch "Keule") einfach nicht mit "daraus resultierend" (und einem so langen Satzgefüge) zusammen. Das bessert sich, finde ich, im Lauf des Textes, und du findest dann zu einem einheitlicheren Stil.
    Aufgefallen sind mir zum Beispiel zwei mal hintereinander "Klamotten" im ersten Absatz, und dieser Satz
    Zitat Zitat
    sagt die Sachbearbeiterin der Handelskammer Hamburg und studiert abwechselnd den vor ihr liegenden, knappe 30 Seiten starken schriftlichen Abschlusstest und die ihr gegenübersitzende blonde Frau, die sehr relaxt in einem unbequemen IKEA-Bürostuhl lümmelt und mit halboffenen Augen die IHK-Mitarbeiterin anschaut.
    wo du die Sachbearbeiterin einmal als Beobachterin und als Beobachtete hast, was mich beim Lesen gestört hat. Aber jetzt, wo ich das so niederschreibe, könnte das auch ein ganz gewiefter stilistischer Schachzug gewesen sein... aber aufgefallen ist es mir trotzdem, also passt es für mich nicht ganz in den Textfluss hinein.
    Dann ist da auch der Absatz
    Zitat Zitat

    Wenn Guantanamo Suave sagt, er geht "verhandeln", rekrutiert er einen Haufen Soldaten und zieht in den Krieg.

    Wenn Guantanamo Suave in den Krieg zieht, zieht jeder Rekrutierte mit.

    Wenn Guantanamo Suave sieht, dass jemand nicht folgt der rekrutiert wurde, wird derjenige verwarnt, bei weiterer Verweigerung kurzerhand erledigt.
    Für meinen Geschmack könnte oder müsste man den letzten Satz streichen. Die ersten zwei gefallen mir sehr gut, der dritte ist meiner Meinung nach ziemlich überflüssig-pathetisch, und seine Bedeutung schwingt in den ersten beiden sowieso schon explizit genug mit. Das ist vielleicht auch etwas, was du für den ganzen Text in Betracht ziehen solltest. Manchmal tendierst du dazu, zu nachdrücklich einer Beschreibung nachzugehen, vor allem, nachdem du bereits Andeutungen gemacht hast. Dadurch geht für mich etwas vom Textfluss verloren, und im "schlimmsten Fall" kommt man sich als Leser ein bisschen so vor, als würdest du einen für dumm halten. Nicht, dass ich das nicht wäre, aber das ist ein anderes Problem. An sich hast du ja eine sehr gute Art, Ereignisse zu beschreiben, da ist es schade, wenn du dann noch eins drauflegst und das bereits offensichtliche noch ein Mal nennst.

    Aber genug der peniblen "Fehlersuche", mir hat der Text wirklich gut gefallen. Ich finde, du bist wirklich sehr gut darin, Beziehungen zwischen Personen darzustellen und einen sehr realistischen Handlungsraum zu schildern. Deine Texte haben oft etwas "alltägliches" an sich, auch wenn sie zum Teil etwas verrückte Ereignisse schildern, sodass man sich gut in die Handelnden hineinversetzen kann. Auch wenn dieser Text für meinen Geschmack, wie schon erwähnt, etwas zu sehr Judge Dredd-y ist, hatte ich doch Momente, wo ich die Handlung lebhaft vor mir hatte. In diesem Sinne: Bitte mehr! =P

    Approved

  3. #3
    Wow, erstmal danke für die ausführliche Kritik

    Zitat Zitat von Aenarion Beitrag anzeigen
    Judge Dredd much?
    Ein bisschen... vielleicht Es hat auf jeden Fall mit dem Thema Justiz und deren Durchführung zu tun, aber ich hoffe dass es noch tiefer gehen wird als das.

    Zitat Zitat von Aenarion Beitrag anzeigen
    teilweise passt es zwar ganz gut, aber es gibt Passagen, wo du es (meiner Meinung nach) nach nicht ganz schaffst, die Situation für den Leser gut nachvollziehbarer näher zu bringen. Am eindeutigsten war das für mich im "Der Bademantelträger"-Abschnitt, noch unterstützt durch den zitierten Liedtext (für mich persönlich sind Liedtexte in Geschichten sowieso ein No-go, wenn sie nicht unbedingt für die Handlung notwendig sind, aber das ist rein mein persönlicher Geschmack).
    Ich glaube ich weiß was du meinst. Bei mir ist das Ding, dass ich alles sehr spontan schreibe und mich eher ungern lange mit Beschreibungen aufhalte die ich als unwichtig erachte (filmisch, wie du es ausdrückst, halt ). Das mit dem Songtext ist tatsächlich so gewollt als Aldous Huxley-Anspielung (bzw. "Schöne Neue Welt") mit dem ganzen Alpha-Omega-Thema, und der Song "Elevator Man" ist - zumindest meiner Interpretation nach - ein Song über den Fahrstuhl-Delta in "Schöne Neue Welt". Somit empfand ich es als passend, vor allem weil es schön ins 80er-Neo-Noir-Thema passte, was ich hiermit u.a. anstrebe. Dass es natürlich etwas unbeholfen wirkt, liegt wie gesagt am Schreibstil. Aber ich arbeite dran

    Zitat Zitat von Aenarion Beitrag anzeigen
    Die Zweite Sache, die ich zu bemängeln hätte, ist eine gewisse Inkonsistenz im Stil, vor allem im ersten Absatz. Natürlich ist dadurch, dass du Text und Dialog vermischst, ein gewisser Kontrast in der Sprache gegeben und auch gut, aber auch innerhalb der beschreibenden Textpassagen hast du eine zum Teil recht große Diskrepanz zwischen dem Vokabular und dem Stil. Zum Beispiel verwendest du da den Begriff "Jonny", und im gleichen Satz schreibst du dann " um mit der daraus resultierenden Flamme die Keule anzufeuern.". Es mag zwar Absicht sein, aber für mich persönlich passen "Jonny" (und, wenn auch weniger schlimm, auch "Keule") einfach nicht mit "daraus resultierend" (und einem so langen Satzgefüge) zusammen. Das bessert sich, finde ich, im Lauf des Textes, und du findest dann zu einem einheitlicheren Stil.
    Aufgefallen sind mir zum Beispiel zwei mal hintereinander "Klamotten" im ersten Absatz, und dieser Satz

    wo du die Sachbearbeiterin einmal als Beobachterin und als Beobachtete hast, was mich beim Lesen gestört hat. Aber jetzt, wo ich das so niederschreibe, könnte das auch ein ganz gewiefter stilistischer Schachzug gewesen sein... aber aufgefallen ist es mir trotzdem, also passt es für mich nicht ganz in den Textfluss hinein.
    Huh, jetzt wo du es erwähnst und ich drüberlese, stimme ich dem sogar zu... Ja, ich werde da noch einmal drüberschauen, mal sehen ob es beim zweiten Versuch etwas besser hinkriege Danke fürs hervorheben.

    Zitat Zitat von Aenarion Beitrag anzeigen
    Dann ist da auch der Absatz

    Für meinen Geschmack könnte oder müsste man den letzten Satz streichen. Die ersten zwei gefallen mir sehr gut, der dritte ist meiner Meinung nach ziemlich überflüssig-pathetisch, und seine Bedeutung schwingt in den ersten beiden sowieso schon explizit genug mit. Das ist vielleicht auch etwas, was du für den ganzen Text in Betracht ziehen solltest. Manchmal tendierst du dazu, zu nachdrücklich einer Beschreibung nachzugehen, vor allem, nachdem du bereits Andeutungen gemacht hast. Dadurch geht für mich etwas vom Textfluss verloren, und im "schlimmsten Fall" kommt man sich als Leser ein bisschen so vor, als würdest du einen für dumm halten. Nicht, dass ich das nicht wäre, aber das ist ein anderes Problem. An sich hast du ja eine sehr gute Art, Ereignisse zu beschreiben, da ist es schade, wenn du dann noch eins drauflegst und das bereits offensichtliche noch ein Mal nennst.
    Witzig, sowas in der Art hat Cipo sogar einmal in nem anderen Text von mir bemängelt Damn, ja da muss ich auch noch einmal dran arbeiten.
    Das Problem hierbei ist, dass ich gerne Szenen einfange die ich cool finde. Leider schlägt das dann teilweise in textliches Onanieren um, und mir fällt es erstmal nicht auf Also danke auch hier noch einmal.

    Zitat Zitat von Aenarion Beitrag anzeigen
    Aber genug der peniblen "Fehlersuche", mir hat der Text wirklich gut gefallen. Ich finde, du bist wirklich sehr gut darin, Beziehungen zwischen Personen darzustellen und einen sehr realistischen Handlungsraum zu schildern. Deine Texte haben oft etwas "alltägliches" an sich, auch wenn sie zum Teil etwas verrückte Ereignisse schildern, sodass man sich gut in die Handelnden hineinversetzen kann. Auch wenn dieser Text für meinen Geschmack, wie schon erwähnt, etwas zu sehr Judge Dredd-y ist, hatte ich doch Momente, wo ich die Handlung lebhaft vor mir hatte. In diesem Sinne: Bitte mehr! =P

    Approved
    Vielen Dank Der Einstieg in ein Szenario fällt mir im Normalfall recht schwer, dafür hast du ja tatsächlich weniger Fehler gefunden als ich erst erwartet hatte Aber die Judge Dredd-Parallele könntest du vielleicht einmal ein bisschen erläutern, obwohl ich glaube ich schon weiß, worauf du hinaus willst

    Mehr kommt nebenbei erwähnt, wenn ich am Anfang genügend herumgeschraubt habe. Es geht vielleicht in eine Richtung die du nicht unbedingt erwartest

  4. #4
    Aktualisiert.

    Achtung, neue Parts enthalten grafische Gewalt und eine etwas verstörende Sexszene, die eigentlich gar nicht verstörend sein sollte zu Anfang

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (31.05.2013 um 23:15 Uhr)

  5. #5
    Neues folgt am Samstag.

    Kein Feedback soweit?

  6. #6
    Ich bin zur Zeit etwas beschäftigt, aber ich habe mir den - mittlerweile schon sehr langen - Text in eine Worddatei kopiert und werde es bei Gelegenheit lesen.

  7. #7
    Fuck ey, ich brauch etwas ... Abwechslung zwischen lauter Fünft- und Sechstklässlertexten (auch wenn die tendenziell genau so viel Blut und Gewalt haben wie steels Kram - nur den Sex kriegen sie noch nicht hin ).

    Erstmal ist der Text wieder cool. Ich mag die Dialoge der Protagonisten, es blubbert halt überall Coolness aus den Zeilen. ^^ Die "Optik" (wenn du weißt, was ich meine) funktioniert auch gut, was für mich immer echt wichtig ist. Man kann es sich vorstellen, auch wenn Aenarions Kommentar mit der Filmhaftigkeit nicht ganz unberechtigt ist. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von Suave als (momentan) eigentlichem Haupthelden halte, weil er im Verhalten doch schon arg klischeehaft ist. Eigentlich wollte ich auch schreiben, dass das Ende diese Sache ein wenig relativiert, aber gerade diese Relativierung (die Unsicherheit beim "gesellschaftlichen" Namen) ist dann doch auch irgendwo wieder normal. Vielleicht kann das auch irgendwie nur falsch machen. ^^'' Ich hätte mit den Klischees btw. weniger Probleme, wenn er als Figur nicht so im Mittelpunkt stehen würde. Momentan interessiert mich die Organisation irgendwie viel mehr als er. Und die Protagonisten auch. Daher: Bin gespannt!
    Ich finde die Geschichte im Gesamtbild aber schwächer als bspw. das Western-Ding, gerade inhaltlich und vom Style her (also nicht der Sprachstil, der ist hier glaub ich etwas besser gelungen).

    Die zwei allgemeinen Sachen, die Aenarion anspricht (teilweise widersprüchlicher Stil und sprachlicher Overkill) sind mir natürlich auch wieder aufgefallen ... ABER ich bin mir inzwischen nicht mehr ganz sicher, ob und wie ich das kritisieren soll. Manches ist halt auch einfach eigener Stil, und das ist ja weiß Gott nichts Schlechtes. Daher geh ich diesmal etwas punktueller ran. Ich hoffe, es macht Sinn. >_<'
    - Eine gute generelle Idee ist es, einen Stil durchzuziehen, auch wenn es der ungewöhnliche eigene ist, oder ganz bewusst drauf zu scheißen. Also wenn du gern "Hochsprache" und Umgangssprache zusammen benutzt, kommt es besser, wenn es sich durch den ganzen Text zieht. Wenn das nicht gewollt ist, vielleicht wirklich noch mal gucken und eins von beiden ersetzen. ODER all das gar nicht erst versuchen. Dann sollte man aber auch merken, dass du auf die Konventionen scheißt.
    - Was ich als totales No-Go empfinde, ist die Verschmelzung von Autor und Charakteren, und dementsprechend auch die Verschmelzung der Charaktere. Das ist bei dir kein riesiges Problem, aber manchmal fällt es doch auf. Dann merkt man irgendwie, dass DU da sprichst, nicht einer der Charaktere, und weil das bei mehreren Charakteren auftaucht, "verschmelzen" die in ihrer Wirkung dann eben auch. Ich kenne das Problem auch und versuche der Sache bspw. mit ganz simplen "Sprach- und Einstellungsregeln" zu begegnen. Beispiel: Valerie aus meiner Geschichte (Wir sind das Licht) benutzt viele abgehakte Wörter und elliptische Sätze, Raoul viel weniger. Im Gegensatz zu beiden benutzt etwa Bugs (dieser dicke Pyromane) noch stärkere Umgangssprache, aber gar keine "intellektuell" belegten Begriffe, während Santa sehr geschwollen spricht. Raoul gibt so gut wie keine idealistischen Wertungen von sich, Valerie nur dann, wenn es ihrer relativ einseitigen Agenda passt. Einfach als Beispiel. Krieg ich übrigens auch nicht immer hin, aber es hilft ...
    - Der Overkill geht in gewissen Genres klar, denk ich. Aber er schließt halt andere Sachen aus, zum Beispiel das "Ernstnehmen" einer Geschichte. Weil man halt als Leser das Gefühl hat, man soll das alles vorrangig cool finden (Holzhammer), wird es einem emotional nicht mehr so nah gehen.
    Waaaah, das war wieder total durcheinander, ich hoffe du kannst trotzdem was damit anfangen. >_<'

    Kleinkram:

    Zitat Zitat
    Der Morgenmantel sitzt perfekt, die Haare sind ungewaschen, die Pilotenbrille mit bräunlichen Gläsern verdeckt die dicken Augenringe.
    Wirkt.

    Zitat Zitat
    keine Noir-Geschichten wie aus den Filmen
    Suspension of Disbelief. Siehe oben, das klingt eher nach dem Autor als nach der IHK-Frau.

    Zitat Zitat
    Nicht so wie in Kundus
    Ich erinnere mich, dass man immer "im Kundus" gesagt hat? Oder ist das was Anderes? @_o

    Zitat Zitat
    Nah- oder Fernkampfwaffe
    Klingt auch etwas seltsam. So ... militärisch, was das Vokabular angeht.

    Zitat Zitat
    Ganz links durch geht es ins Badezimmer, nach rechts in das erste Zimmer und geradeaus geht es ins zweite Zimmer, von dem aus eine dritte Tür ins dritte Zimmer führt.

    "Du verfickter •••••••••, Suave!", schreit einer der Russen,
    Ich finde den Übergang etwas willkürlich und unschön.

  8. #8
    Ich habe den Text in der Datei bearbeitet, da es vor allem bei der Länge für mich viel einfacher ist. Allerdings kann ich da meiner pedanten Seite freien Lauf lassen, vielleicht ist es zu viel des Guten. Sag mir, ob du damit was anfangen kannst. Alle Anmerkungen sind natürlich rein subjektiv und sollen nur Vorschläge sein.

    Zum Text im Allgemeinen: Er ist viel homogener und stilistisch stabiler und meiner Meinung nach sicherer geworden. Vor allem gegen Ende dieser Version merkt man, dass du in den Fluss gekommen bist und dich darin recht sicher bewegst. Allerdings kommt es dadurch manchmal, wie Cipolla auch angemerkt hat, so vor, als ließest du dich sowohl vom Inhalt als auch von der Sprache hinwegtragen, anstatt sie zu kontrollieren. Deshalb hat man als Leser glaube ich manchmal dieses Gefühl des "Overkill", der Gewaltdarstellung nur um ihrer selbst Willen. Wenn das natürlich im Text verankert ist, siehe z.B. die Folterszene, dann ist das durchaus angebracht, aber du musst dem Leser auch Pausen gönnen, sonst wirkt das irgendwann nur noch wie billiges und offensichtliches "ich-werde-euch-alle-schockieren"-Gehabe (nicht, dass es jetzt bei dir so schlimm wäre, aber für mich hat es eindeutig die Tendenz dahin).
    Dann solltest du aufpassen, dass du nicht zu vage wirst in deinen Sätzen. Zum einen verwendest du recht oft umständliche und unnatürliche Formulierungen (außerhalb der direkten Reden) und zum anderen hast du im Laufe des Textes die Angewohnheit entwickelt, selbst bei actionreichen Szenen elendig lange Satzgefüge zu verwenden. Beides schadet unglaublich der Dynamik des Textes, vor allem weil der Inhalt selber stark von der Bewegung lebt. Meiner Meinung nach musst du viel mehr darauf achten, dass der Textfluss an das Geschehen angepasst ist.
    Ansonsten gibt es sprachlich ein paar kleine Dinge. Das mit Joint - Jonny - Keule passt mir immer noch nicht, du verwendest die drei Begriffe zu vermischt, man bekommt den Eindruck, dass du zwanghaft versuchst, eine Diversität in den Text zu bringen, die so nicht nötig ist (ich meine damit, dass du in aufeinanderfolgenden Sätzen die drei Begriffe verwendest). Dann musst du in Sachen der Zeichensetzung noch bei der direkten Rede etwas besser schauen (das ist jetzt wirklich nur kleinlich und nebenbei). Wenn ein Satz nicht direkt im Anschluss mit "sagte" oder einem ähnlichen Verb beginnt, kommt nach der direkten Rede kein Beistrich, es fängt einfach ein neuer Satz an.
    Da fällt mir noch ein: Da du immer Absatzweise recht stark aus der Sicht der einen oder anderen Person schreibt, musst du dir auch immer ganz im klaren sein, wer diese Person gerade ist und dementsprechend das Vokabular, aber auch die angesprochenen Gedanken und die Bezeichnungen verändern und anpassen, sonst reißt das den Leser aus dem Textfluss und erschwert die Identifikation mit den Personen sehr.

    Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. Insgesamt finde ich den Text immer noch ziemlich gut, auch wenn ich gegen Ende wie gesagt ein bisschen den Eindruck habe, dass du dich zu sehr in die Geschichte hineinziehen lässt (was Cipolla ja auch empfunden hat). Es liest sich teilweise sehr wie ein Filmskript, nur funktionieren nicht alle Bilder und Szenen, die in einem Film super aussehen würden, auch im Geschriebenen. Ich habe manchmal das Gefühl, ich weiß, was du darstellen willst, aber es kommt einfach nicht so rüber (Vorsicht mit zu vielen Adjektiva, auch bei grafischen Beschreibungen zum Beispiel). Und pass auf, dass du nicht zu sehr in ein Über-Klischee schlitterst (dass du dich mit Klischees im Allgemeinen hier spielst ist schon klar, aber auch da kann es zu viel des Guten sein).
    Ich bin jedenfalls gespannt auf mehr.
    Angehängte Dateien

  9. #9
    Hi! Geht demnächst weiter und ich geh nochmal en detail auf eure Kritiken ein Sorry, das Updating dauert etwas im Moment...

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (12.11.2013 um 15:48 Uhr)

  10. #10
    "Haste jemals 'nen 'Tatort' gesehen?", fragt sie und schiebt sich verschmitzt grinsend den Joint zwischen die Lippen.
    "Nur den wo Til Schweiger die Nutten rettet.", antwortet er mit geistesabwesenden Gesichtausdruck, während vor ihm die mit 9mm-Kugeln durchsiebte Leiche des Drogendealers liegt den er vor fünfzehn Minuten kennen gelernt hat. Blut fließt in dünnen Rinnsalen aus dem leblosen Körper heraus in den beigefarbenen Teppichboden unter ihm und bildet eine fast perfekt kreisrunde Pfütze, die sich langsam um den Toten herum ausbreitet wie der Geruch eines klebrigen Furzes.
    "Da sagen sie auch immer es wäre Notwehr gewesen.", sagt sie mit überdeutlichem Enthusiasmus in der Stimme. "Und das - DAS - war Notwehr. Ich schwör, Digger, sowas von Notwehr."
    "Ja. Notwehr klingt plausibel.", antwortet er im flachen Ton. "Aber...", er wendet sich ihr zu, "... meinste nicht auch dass wir übertrieben haben, ey?"
    "Quatsch."
    "Quatsch?"
    "Total, Quatsch.", sie legt eine Denkpause ein und drückt den Joint im Aschenbecher aus, lässt den nun kalten Überrest in ihrer Jackentasche verschwinden. "Er hat angefangen."


    Ein kurzes Snippet aus dem nächsten Part.

  11. #11
    Was soll ich mit einem Snippet? We want the real thing!! =P

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