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Drachentöter
Ich setze nicht so extrem viel Persönlichkeit in meine Charaktere. Jedenfalls nicht so viel, dass ich aus "religiösen Gründen" irgendwelche Schätze liegenlasse. ^^
In Oblivion war es mir relativ egal, aber in Skyrim entwickelte ich Gefallen daran, Charakteren etwas mehr Tiefe zu verleihen. Auch deswegen, weil mir das Gameplay dazu deutlich geeigneter schien. Eine seitenlange Hintergrundgeschichte habe ich dafür nie im Kopf, aber zumindest immer eine ungefähre Vorstellung davon, was das für Figuren sind, die ich da erstelle, warum sie nach Skyrim (oder Himmelsrand) gekommen sind und was sie tun wollen.
Ich brauche sowas wie ein festes Konzept davon, was ich für einen Charakter spiele, auch bezogen darauf, was ich für Fähigkeiten nutzen und ausbauen will und welchen Fraktionen ich beitrete. Als ich mich das erste Mal näher mit Beschwörugsmagie befasste, habe ich mich bewusst für Atronachenbeschwörung und gegen Totenbeschwörung entschieden. Nicht, weil ich noch die Totenbeschwörer aus Oblivion im Hinterkopf hatte, und auch nicht alleine deswegen, weil mir Totenbeschwörung etwas zu schwach schien, sondern auch dewegen, weil ich in dem Charakter eine größere Nähe zu den Daedra und gewaltigen Kräften sah, und diesem Charakter die Totenbeschwörung zu schlicht und banal erscheinen würde.
Es sind solche kleinen Überlegungen, die einen in der Spielweise zwar einschränken, aber durch diese Grenzen erst Raum bieten, einen bestimmten Charaktertyp zu entwickeln und ein entsprechendes Spielerlebnis zu erzeugen. Ich stelle einfach mal zwei der gelungeneren Charaktere vor, die ich mit einer bestimmten Vorstellung startete und mit denen ich während des Spielens aufgrund eben dieser kleinen Überlegungen einige besondere Momente hatte, die ich mit einem emotionslos gespieltem Alleskönner-Charakter nie gehabt hätte.
Der erste ist Diomedes (yay, einfallsreich!), ein Rothwardone, den ich als einen Dunklen Ritter spielen wollte: Schwere Rüstung mit Visierhelm, Doppel-Schwertkampf, ein Charakter der sich nicht viel mit Schleichen oder taktischem Vorgehen aufhält sondern wild und brutal auf seine Genger losgeht. Ich hatte mir ausgemalt, dass er eine sehr martialische Auffassung von Recht und Gerechtigkeit hatte: das Recht ist mit dem Starken, denn der Starke setzt das Recht durch. Entsprechend hatte er stets nach Möglichkeiten gesucht, um Stärke zu erlangen und so viele Gegner als möglich herauszufordern. Ich bin zunächst den Gefährten beigetreten, verfeinerte über die Questreihe hinweg Schwert- und Schmiedekunst, zog eine Weile umher um Banditen- und Abgeschworenenverstecke zu "säubern", löschte die dunkle Bruderschaft aus, und als ich von Boethia den Ebenerzharnisch erhielt, sah ich meinen Charakter genau so, wie ich ihn mir vorstellte, zusammen mit dem Ebenerzhelm, Zwegenarmschienen mit wuchtigem Bonus auf Einhandwaffen und Ebenerzstiefeln. Den Helm tauschte ich später noch gegen einen Drachenknochenhelm, weil der Ebenerzhelm den Hals nach Design irgendwie ziemlich ungeschützt lässt. Schade eigentlich, denn sonst hat er eine schön finstere Ausstrahlung. Jedenfalls trat ich dann der kaiserlichen Armee bei, um im Motiv des Charakters eine dominante Ordnung in Skyrim durchzusetzen. Bei den Gefechten, vor allem dem um Windhelm, bin ich immer sofort auf die Gegner losgerannt ohne mich umzuehen, auch auf Gegnergrüppchen, und habe mich richtig in dieses Motiv eingelebt von einem erbarmungslosen, stärkebesessenen, blutdurstigen Schwertmeister, dem es nur darum geht zu sehen, welcher Gegner ihm standhält. Dank Schmiedekunst und diversen Verzauberungsgegenständen (für Schmieden und für Einhandangriffe) hatte ich später zwei Daedra-Schwerter mit einem Angriffswert von jeweils etwas um die 115. Da gab es tatsächlich nicht mehr viele Gegner, mit denen ich noch Probleme hatte, auch auf Meister-Stufe nicht. Allerdings muss man noch aufpassen, nicht so oft getroffen zu werden, und in der Hinsicht gab es noch viele Momente, in denen es darauf hinauslief, dass ich den ersten Angriff machen müsste oder sterben würde.
In erster Linie wollte ich nen Charakter, der sich auf Nahkampfwaffen konzentriert und ich wollte mal Dual Wield richtig ausprobieren. Ich hab es so gemocht, dass ich den Charakter ne ganze Weile behielt und bis Lv. 42 oder so gespielt habe.
Der zweite Charakter ist Vega, ein untergehender Stern, eine Hochelfin, verbittert und hasserfüllt von versagter Liebe... oder so änlich. Ich hatte eine änliche Figur schon vorher mal im Hinterkopf, aber mir nie vorgestellt, wie man so jemanden in einem Spiel umsetzen könnte. Ich habe mich für eine Assassinen-Laufbahn entschieden, mordete willkürlich mit Dolchen, nicht selten vorlaute Wachen, die mir misstrauische Sprüche hinterherriefen. Als zweites Standbein benutzte ich Illusionsmagie und liebte besonders den Unsichtbarkeitszauber, um arglosen Opfern hinterrücks die Kehle aufzuschlitzen. Hier entschloss ich mich, der dunklen Bruderschaft beizutreten, und ich war echt überrascht, ja überwältigt, wie gut diese Questline geschrieben ist und wie sie zur Geschichte meines Charakters passte. Für mich die mit großem Abstand beste im Spiel. Es hatte was richtig bewegendes, dass der Charakter dort in einer Gruppe von Ausgestoßenen wie in einer Familie aufgenommen wurde, als würde Vega erstmals seit langem so etwas wie Zugehörigkeit finden. Ich habe auch Astrid sehr gemocht. Die ganze Questline war für mich richtig aufwühlend und mitreißend, und das Ende hatte irgendwie sowas erlösendes, besänftigendes, dass ich den Charakter danach nicht mehr weiterspielen mochte, obwohl das Anschleichen und Erdolchen eine nette Variante war. Als ich neben Schattenmähne vor dem Eingang zur Zuflucht stand an der eisigen Küste, war für mich einfach der Punkt erreicht, an dem es für den Charakter keinen echten Grund mehr gab, weiterzumachen. Es schien mir, als ob Vega das gefunden hatte, was sie die ganze Zeit suchte und wenn der Spielstand ein Film wäre, hätte er dort auch sein Ende erreicht.
Klingt ein bisschen verrückt, aber ungeachtet der weitverbreiteten Meinung, dass bei einem OpenWorld-Spiel wie Skyrim Story und Dramatik etwas untergehen, war das eines der bewegendsten Spielerlebnisse, die ich je hatte. Sonst wechsle ich ja Charaktere, weil ich mal was anderes ausprobieren möchte, aber das war das erste und einzige Mal, wo es mir einfach falsch vorkam, noch weiterzuspielen. Viel befriedigender als die Main Quest.
Also, so extrem viel Persönlichkeit stecke ich nicht in einen Charakter, aber ich spiele gerne Charakere mit einem persönlichen Ziel oder einer bestimmten Motivation oder Ausgangsposition, und was die Skills angeht mit einer festen Ausrichtung. Das macht für mich inzwischen einen großen Teil des Reizes aus. Allerdings habe ich noch nie, in keinem Teil den Drang verspürt, mal einen Vampir zu spielen und könnte mich wohl gar nicht darauf einstellen. Vielleicht, wenn ich mir mal Dawnguard zulege, da hat es ja nochmal einen besonderen Reiz. Aber so an sich widerstrebt es mir irgendwie. ^^
Geändert von Diomedes (28.03.2013 um 22:15 Uhr)
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