Um mal wenigstens Kelvens letzten Gedankengang aufzugreifen...
Ich glaube, dass es vielen einfach nicht so klar ist, warum sie etwas nicht verstehen – und ich muss auch von mir sagen, mir ist es auch manchmal nicht klar, warum ich jetzt genau dieses Spiel so toll finde und ein ähnliches überhaupt nicht. Oder warum andere etwas gut finden, wenn ich es total mies fand. Und da man ein Gefühl von Unverständnis hat, glaubt man es eh nicht begründen zu können. Deshalb gibt es ja auch an der anderen Seite des Spektrums "Guilty Pleasures"/"so mies, dass es wieder gut ist": Eigentlich ist das alles totaler Schund, was man sieht; aber irgendwie findet man's einfach so und ohne ersichtlichen Grund toll. Das geht natürlich auch umgekehrt.
Es gibt Leute, die sehen das viel differenzierter und gehen ins Detail um herauszufinden, warum genau etwas nicht für sie funktioniert oder warum sie anderer Meinung sind. So schätze ich dich ein, denn der Gedankengang zu "Ich mag die Grafik nicht, weil es nicht mein bevorzugter Stil ist" muss erstmal passieren. Vielleicht ist das so, vielleicht auch nicht; aber meistens wird so genau gar nicht darüber nachgedacht oder es ist bei allem Nachdenken tatsächlich nur ein Bauchgefühl. Das ist als Empfänger der Kritik natürlich unsagbar nervig und frustrierend, da man gerne einen Anhaltspunkt hätte und wissen möchte, aus welcher Richtung eine Kritik kommt. (Konstruktive) Kritik hilfreich zu formulieren passiert leider sehr selten – nicht nur in diesem Forum, das ist einfach menschlich – weshalb man meist sehr viel nachhaken und/oder interpretieren muss... auch bei positiver Kritik. Noch dazu gibt es Kritiken, die erstmal unbegründet erscheinen und doch kann man in den Ausformulierungen versteckt Hinweise zur Verbesserung finden. Allerdings muss ich sagen, dass man je nach Feedback-Umfang oft filtert und augenscheinlich destruktive Kritik einfach zur Seite legt um die Nadel um Heuhaufen zu finden; nämlich die Kritik, die offensichtlich begründet ist – positiv und negativ.
Wobei ein unbegründetes Bauchgefühl natürlich nicht dazu veranlassen soll, dass man einfach nur ziemlich inhaltslose Meinungen hinklatscht (alá, grob gesagt, "Ich find's halt scheiße, weil Geschmack und so." oder "Ist total geil, weil isso.").. Man kann's ja wenigstens versuchen.
Das angesprochene "Neider-Verhalten" kommt meist dann ins Spiel, wenn sich die Kritiker nicht auf einer Ebene mit dem Kritisierten fühlen – vor allem, wenn er quasi von den Kritikern in gewisser Weise abhängig ist (bei Marlex eben finanziell). Man fühlt sich ignoriert, von Fans sogar beleidigt und schon wird das Ganze sehr persönlich. Das ist vor allem sehr frustrierend, wenn man sich seiner Kritik Mühe gibt und schon geht der Shitstorm los. Dann ist man vielleicht noch allein gegen eine gefühlte Horde Fans und schon schaukelt sich es hoch. Vielleicht ist zusätzlich der Kritisierte total uneinsichtig (nicht auf Marlex bezogen, denn der war ja... gar nicht da). Es entwickelt sich dann oft eine ziemlich unschöne Gruppendynamik zwischen Fanboys, Anti-Fanboys und Entwickler und die Fronten versteifen sich umso mehr. Das angesprochene Aktion -> Reaktion trifft das ganz gut: Man sagt etwas, wird dafür total angepflaumt und schon ist man genervt. Das zieht sich durchaus mal durch mehrere Threads.
Was kann man da machen? Keine Ahnung. Ein solches Verhalten passiert nicht nur hier. Man sollte als Kritiker die Meinungen anderen Kritiker eventuell einfach nicht zu persönlich nehmen – schließlich sind Meinungen nur das: Meinungen; und eben kein Angriff auf die eigene Person. Als Kritisierter kann man nur möglichst sachlich bleiben um befangene Kommentare interpretieren zu können. Dass das nur im Einzelfall geht, ist mir klar..