Ich finde, dass Javert mich durchaus mehr als herabschauender Arrogant gefällt – ich hab ihn einfach als Philip Quast und Roger Allam kennengelernt.. Sache mit Crowe ist halt, dass er eben gar nichts vermittelt hat in meinen Augen (außer gähnende Langeweile). Und die Texte drücken durchaus aus, welche Abneigung er diesen "whores, vipers" und sonstigem "scum" hat. Was ihn nicht einmal wirklich böse macht, er sieht die Welt einfach nur ganz anders als Valjean und genau deshalb ist dieser Konflikt der Handlungsstrang, der mich am meisten begeistert: Beide Charaktere sind sehr starke Personen, beide haben eine sehr genaue Definition von Gerechtigkeit, beide kommen vor die selbe Situation, doch genau hier zeigen sich ihre Unterschiede. Das kam mir im Film leider viel zu kurz.
. Nochmal kurz zum Spoiler:
Und zum Genre:
Das "Problem" bei Les Mis ist eben auch folgendes: Vergleicht man es mit dem Buch oder dem Musical? Da hier nur wenige merkbare Details vom Buch vorgekommen sind, beschränke ich mich ehrlich gesagt auf das Musical, was teilweise auch recht viel verzeiht. Auch das Musical ist einfach enormst gekürzt, was bei der Vorlage niemanden wundert (vor allem, was Éponine angeht – man bekommt kaum mit, wer eigentlich ihre Eltern sind, das wurde zum Glück geändert). Allerdings wunderte es mich, wie gesagt, warum man neue Lieder einbaut, die wirklich nichts beigetragen haben (Valjeans "Ich bin Papa!"-Lied). Wenn ich vom Buch ausgehe, würde ich auch die Depardieu-Verfilmung empfehlen.
Ich sehe es als gute Film-Version eines Bühnenstücks. Wie du auch gut beschrieben hast, es geht hier nicht um den Gesang. Ich würde mir niemals den Soundtrack kaufen. Aber ich fand die Idee Tom Hoopers wirklich gelungen, dass man die Stücke direkt auf dem Set mit der ganzen Schauspielerei aufgenommen hat. Wie gesagt, einige Szenen haben mich emotional sehr mitgenommen, was hauptsächlich an dieser "Hautnah"-Herangehensweise lag. Ich hab den Schauspielern total abgekauft, dass sie gerade leiden und verzweifelt sind. War's guter Gesang? Nee. Aber es hat super im Film-Medium funktioniert.
Deshalb schließe ich mich deinem Fazit auch an. Es kommt einfach drauf an, von welcher Ecke man kommt, weshalb ich meine Meinung wirklich gar nicht als Non-Plus-Ultra-Referenz sehe. Ich sah den Film als großer Fan des Musicals und vergleiche es dementsprechend auch sehr damit; wenn man eher von der Film- oder gar der Buch-Schiene kommt, hat man ganz andere Augenmerke.