Nachdem die zehn Tage, seit ich Taiko no Tatsujin für Switch das erste Mal gespielt habe, nun rum sind und mir heute eine Spielzeit von "30 Stunden oder mehr" angezeigt wurde, wollte ich mal zwei Zeilen zu diesem Spiel schreiben.

Es macht so tierisch Bock, das geht gar nicht. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass jemand, der mit Controller oder - Gott bewahre - Joy-cons spielt, genauso viel Spaß damit haben wird wie jemand, der sich den Tatacon, also den Trommel-Controller, dazu gekauft hat. Meine Geschichte der Plastikperipherierhythmusspiele beschränkt sich auf drei bis fünf Stunden Guitar Hero 2. Das hier war für mich eine vollkommen neue Welt, aber da ich bei Musik schon immer mit den Fingern mitgetrommelt habe, konnte ich mir vorstellen, dass mir das hier ganz gut gefallen könnte. Als ich dann meinen ersten Song, selbstsicher, wie ich eben bin, auf Normal versucht habe, ist mir ganz schnell klargeworden, dass ich nicht mal wusste, wie ich diese Stöcke überhaupt halten soll. Die roten und blauen Noten flogen massenhaft in einem Affenzahn über den Bildschirm, wo ich mir dann nur noch gedacht hab: "Das soll NORMAL sein? Ich sehe 80% von dem Scheiß ja nicht mal!"

Das Spiel macht das mit dem Anlernen aber extrem clever, wie ich finde. Ich kann nur empfehlen, dass man einfach mal alle Lieder auf Easy spielt. Man wird nicht jedes sofort mit Goldkrönchen schaffen, aber das Spiel versteckt bestimmte Notenfolgen, die auf den höheren Leveln oft verlangt werden, vereinfacht in ein paar Liedern, sodass man gar nicht merkt, wie man sich das Wissen, diese Abfolgen zu spielen, aneignet. Ehe man sich versieht, kann man schon auf Normal spielen und denkt sich irgendwann: "Wie habe ich das denn jetzt gemacht? Voll geil! Versuche ich mal das andere Lied, was so heftig war, vielleicht geht das ja jetzt auch."

Ein großer Pluspunkt ist die Tracklist vom Spiel. Klar sind da auch einige sehr fragwürdige Songs mit dabei (Tonde Mite, Assault BGM, what the fuck.), aber der Großteil ist super eingängig und das Spiel bietet einiges an Genres. Wir haben unter anderem JPOP, Klassik, Videospielmusik, Marsch-ähnliche Melodien, die einfach FLUPPEN, wenn man sie trommelt und japanisch angehauchte Musik, die halt so unglaublich passend für dieses Spiel ist. Meiner Freundin geht seit Tagen schon der Titelsong von Chibi Maruko-Chan nicht mehr aus dem Kopf, und seit ich gestern 鳳凰天舞無限崩れ (Houou Tenbu Mugen Kuzure) auf Hard angehe, geht mir das auch nicht mehr aus dem Ohr.



Bis auf ganz wenige Ausnahmen fühlt sich das, was man spielen muss, einfach natürlich an. "Ja. Im Lied selber hat man es nicht gehört, aber diese Abfolge von Trommelschlägen gehört einfach an diese Stelle!" Schwer zu beschreiben, aber es funktioniert ganz wunderbar. Zumindest ist das so, bis man einige Songs auf Extreme versucht. Ja, ne. Nie im Leben. Der Sprung von Hard zu Extreme ist wie der von Schneeballschlacht zu Kriegsgebiet. Ein paar einfache Marsch-Songs wie SANPO oder Doraemon waren noch machbar, aber wenn ich mir Unfug wie Silent Jealousy auf Stufe 10 angucke, würde ich die Verantwortlichen gerne mal nach dem Verstand fragen.

Alles in allem kann ich das Spiel nur empfehlen, wenn man die Ausgabe für den passenenden Controller tätigen will und einigermaßen lärmresistente Nachbarn hat. Mit normalem Controller oder Joy-cons würde ich mir den Kauf vielleicht zweimal überlegen, denn ich glaube, dass damit mehr als eine Handvoll Songs auf Normal nicht drin sein kann.