Hab mir Avatar angesehen, sogar in IMAX High Frame Rate 3D, einfach weil ich mich auch technisch sehr für Filme interessiere und mich gerade beeindruckende visuelle Einflüsse sehr inspirieren. Ich bin nicht für die Story rein gegangen, für das Universum auch nicht, einfach um ein paar schöne Bilder zu sehen. Um ehrlich zu sein war ich sehr enttäuscht, es folgt eine Liste mit negativen Sachen, die für mich einfach nicht so funktioniert haben:
- Das gesamte Kriegsintro war mir viel zu lang. Generell hat der gesamte Film sehr viele Kriegs-Actionszenen und ich muss sagen, dass die nicht mal gut aussahen, zumindest empfand ich es so, was schade ist, da sie einen Großteil der Zeit des Films ausmachen. Ich fand einige Szenen in Modern Warfare 2 und selbst Battlefield deutlich beeindruckender und habe mich generell die ganze Zeit an Videospiele erinnert gefühlt. Da hat IMAX deutlich besser funktioniert in Dune sowie in Batman, beide Filme konnten in meinen Augen deutlich überzeugendere und besser aussehende Actionsequenzen hinlegen, bei denen ich nicht die gesamte Zeit dachte "Das hätte ich Zuhause auch in einem Shooter Game bekommen."
- Jede Szene in welcher Menschen und Na'vi nebeneinander zu sehen waren, waren extrem uncanny und für mich zu unschön anzusehen. Im ersten Film hat das noch gut funktioniert, da es einfach eine Botschafter-Geschichte war, eine neue Spezies wird entdeckt, die vergleichsweise wenigen Szenen mit Menschen und Na'vi sollten komisch wirken. Hier gab es aber so viele Szenen in dem Film, sodass ich wirklich den ganzen Film durchgehend unangenehme visuelle Eindrücke erlebt habe.
- Dem Universum wird sehr viel an fantastischen Elementen genommen, da alle Na'vi zum Großteil Englisch sprechen. Ja, das macht Sinn, niemand will einen 3+ Stunden Film schauen, welcher in einer konstruierten Sprache stattfindet. Allerdings bricht das dem Universum des Films, zumindest für mich, schon sehr viel ab. Generell fühlt sich der gesamte Planet und die Spezies nicht mehr wirklich wie etwas besonders Tolles zum Ansehen anfühlt, wie ein Stück Eskapismus Fiktion, es funktioniert einfach nicht gut.
- In der ersten Stunde werden einem viele neuen Informationen entgegengeschleudert, ohne dass groß elaboriert wird. Viele davon bekommen nur einen Nebensatz spendiert, sodass ich beispielsweise erst nach der Hälfte des Films durch eine Szene wusste, was es beispielsweise mit Kiri's Herkunft auf sich hat. Oder was genau jetzt mit dem Colonel abgeht. Oder auch generell mit gewissen Menschengruppen. Ich weiß nicht, das hat sich sehr komisch angefühlt. Um fair zu sein: Es gibt wohl Comicbücher, die zwischen den Filmen spielen, die nochmal einiges elaborieren. Allerdings kannst du in so einem Blockbuster nicht davon ausgehen, dass deine Zuschauer diese lesen. Und gerade in so einem langen Film hätte einiges ruhig 3-4 Minuten mehr Zeit bekommen können, um nochmal Details zu erklären. Der Zuschauer setzt sich schon für mehr als 3 Stunden in den Film, 15 Minuten mehr machen da auch nicht mehr viel aus.
- Generell hatte der Plan der Protagonisten in meinen Augen einige Plotholes und Logiklöcher und das hat mich sehr gestört. Wieso sollte es den Colonel und seine Truppe kümmern, dass Sully + Familie den einen Stamm verlassen hat? Sie haben keinen Anlass zu glauben Sully sei geflüchtet, wieso suchen sie den ersten Stamm nicht weiter und töten dort alle? Wieso glaubt Sully, der erste Stamm sei dadurch sicher? Aber aus irgendeinem Grund suchen sie am ersten Standpunkt tatsächlich nicht wirklich weiter und versuchen Na'vi zu finden, die ihnen weiterhelfen können.
- Einige Szenen funktionieren exakt so wie ihre Pendants aus dem ersten Teil. Natürlich kann das einfach eine clevere Symmetrie sein, um zu zeigen, wie ähnlich sich die Figuren und Systeme auf dem Pandora sind. Ich empfand es eher als langweilig, da sehr viel im Mittelteil des Films sehr predictable war. Die Zähmungsszenen im Meer, gewisse Charakterdynamiken, alles ähnelte schon sehr vielem was man im ersten Teil sah.
- Spider ist sehr nervig, der Schauspieler hat absolut null Präsenz in den Szenen und war einfach insgesamt absolut furchtbar.
Nun folgen einige Sachen, die ich gut fand, auch wenn es insgesamt nicht sehr viel ist und ich schon aktiv danach suchen musste, was mir gefiel.
- Kiri's Charakter, ihre Entwicklung, die gesamte Handlung um sie empfand ich als sehr gut und hat mir sehr viel Spaß gemacht.
- Die letzte Actionszene, also das gesamte Ende, die letzten 20 Minuten, haben mir von der Inszenierung sehr gefallen. Es war sehr cineastisch, spannend, ich hab mitgefiebert und auch visuell empfand ich es als stärksten Teil des Films. Leider wirklich die einzige Sequenz, die wirklich gute Gefühle in mir ausgelöst hat.
- Fast alle Unterwasserszenen waren ziemlich cool gemacht und sahen schon schön aus. Nicht so beeindruckend, wie ich es erhofft hatte. Da finde ich jede Naturdoku als majestätischer, aber auch definitiv nicht schlecht und die Szenen haben schone etwas Spaß gemacht.
- Insgesamt war es natürlich toll, dass die Welt um einiges an Lore erweitert wurde. Das Worldbuilding insgesamt hat Spaß gemacht, einfach mehr von dieser Welt zu sehen, wie sie sich verhält, auch einige Motivationen der Menschen zu sehen, insgesamt wurde das Universum gut erweitert. Ich wünschte mir zwar sie hätten sich noch mehr Zeit dafür genommen und uns mehr Neues gezeigt, denn die Erweiterung der Welt beinhaltet leider nicht wirklich viel. Aber die paar Momente waren gut.
Mein Fazit ist insgesamt dennoch eher negativ. Ich werde nicht nochmal so viel Zeit mit der Welt der Na'vi verbringen für vergleichsweise wenig Pay Off. The Northman, Batman, Dune waren alles Filme, bei denen ich immernoch der Meinung bin, dass sie visuell beeindruckender waren und während dieser Filme habe ich mich keine Minute gelangweilt, obwohl Batman ähnlich lang war. Leider kann ich das für Avatar nicht behaupten und werde mir die nächsten wohl wirklich nicht ansehen. Ich hatte sehr hohe Hoffnungen für zumindest visuell beeindruckenden Input, nachdem so viele Kritiker laut getönt haben "Dafür wurde Kino gemacht.", auch solche, denen ich eigentlich vertraue. Aber ich sehe es leider nicht, nicht mal ein wenig. Insgesamt empfand ich zu viele Dinge als störend und kann den Film leider guten Gewissens niemanden empfehlen.