Ich habe jetzt fast alle Folgen von Black Mirror gesehen (Staffel 1 bis 4) und muss sagen, dass ich nach dem schier grenzenlosen Hype von allen Seiten doch etwas enttäuscht bin. Wusste vorher nur, dass es eine düstere Anthologie-Serie ist, die mit Sci-Fi-Elementen spielt. Versteht mich nicht falsch, ich finde Black Mirror nicht schlecht, aber mehr als okay ist nicht drin. Die Folgen sind von sehr unterschiedlicher Qualität, und wenn einige meiner Kritikpunkte generell immer wieder auftauchen und mich nur ca. jede dritte Episode wirklich überzeugt, dann ist das ein ziemlich mittelmäßiger Schnitt.
Ein großes Plus, das schnell ins Auge springt, ist das ganze Drumherum. Die Verantwortlichen können sehr oft richtige berühmte Filmstars für die Folgen engagieren, die selbst schwächere Geschichten ganz einfach durch ihr schauspielerisches Talent aufwerten. Auch Aspekte wie Kamera, Ausstattung, Musik usw. sind auf hohem Niveau.
Grundsätzlich finde ich den thematischen Ansatz dieser Serie allerdings schwierig, weil viel zu eingeschränkt. Es sind nicht einfach nur düster-kritische Sci-Fi-Geschichten; die komplette Serie dreht sich ausschließlich um die unmittelbar nahe Zukunft und darum, wie die Gesellschaft mit der Technologie von morgen (bzw. heute) umgeht. Das hat zur Folge, dass sich bestimmte Aspekte und Ideen ständig wiederholen, es wird nicht genug auf Abwechslung geachtet. Zum Beispiel ist selten mal eine Folge dabei, in der wir kein Tablet- und Smartphone-Getippe oder Verweise auf Social Media sehen. Und andauernd taucht der Sci-Fi-Ansatz auf, dass die menschliche Wahrnehmung durch Implantate in den Augen verändert wird. Was genau damit gemacht wird ist zwar minimal unterschiedlich, aber als Einfall in einer Serie, die laut Werbetrailer vorgibt, in jeder Folge neue mögliche Zukunfts-Welten /-Realitäten zu zeigen, erscheint mir das sehr unoriginell und phantasielos. Das Gleiche gilt für die Möglichkeit, digitale Kopien von menschlichem Bewusstsein zu erstellen. Dass da im Raum mit den Drehbuchautoren niemand Veto eingelegt und gesagt hat "Hey, sowas ähnliches hatten wir doch letztens schonmal. Lasst uns das irgendwie anders machen." wundert mich dann doch ein bisschen.
Durch das ständig urbane Setting entsteht ebenfalls ein Mangel an Variation. Futuristische Konzepte, die mal ein paar Schritte weiter denken (fernere Zukunft, andere Wesen, andere Welten, und wie wir jeweils als Menschen darauf reagieren), sucht man vergeblich. Da waren vergleichbare Shows wie Twilight Zone oder Outer Limits (damit meine ich jeweils sowohl die klassischen Originale als auch die späteren Revivals) weitaus breiter gefächert und aufgestellt. Solche Erzählungen sind doch meist als Warnung zu verstehen, die zum Nachdenken anregen soll. In Black Mirror bekommt man aber nur wenig Input, weil sich immer alles um das selbe Thema dreht und im Kern immer die selben Aussagen getroffen werden.
Ein weiterer, damit zusammenhängender Unterschied besonders zu Outer Limits besteht darin, dass Black Mirror bis jetzt praktisch ohne Ausnahme fies und deprimierend ist. Jede Story endet mehr oder weniger schlecht und fast immer frei von Hoffnung. Die gezeigten Welten sind alle irgendwie im Arsch. Das macht die Message für mich wesentlich schwächer, weil sie schließlich niemals irgendwelche Verbesserungsvorschläge macht, sondern bloß wie ein erhobener Zeigefinger wirkt. Als ernsthafte Diskussion um die heutige Technologie und was daraus in naher Zukunft werden könnte, eignet sich das meiner Ansicht nach wenig, weil dazu immer zwei Seiten gehören. In Black Mirror werden niemals die Chancen und Vorteile angesprochen, nur die Versuchungen und Sackgassen. Und das finde ich schade, denn wenn sie beides gleichzeitig machen würden, ist die Wirkung der Geschichten, die dann trotzdem daneben gehen, umso härter.
Die Serie ist oft übertrieben zynisch und zeigt manchmal das reinste Ethik/Moral-Vakuum. Einige Folgen scheren sich nichtmal um logische Exposition, welche die gezeigte neue Technologie erklären und nachvollziehbar machen könnte (egal wie unglaubwürdig), so lange sie dazu taugt, das Leben der Figuren zur Hölle zu machen. Das ist mir zu simpel und einseitig gedacht und keine gute Sci-Fi, sondern wirkt bisweilen sehr konstruiert. Mir fehlt da der Aha-Effekt, die überraschende Wendung. Ich erwarte auch keine süßen Happy Ends, aber selbst in solchen Crapsack Worlds ab und zu mal den Figuren ihre persönlichen Triumphe zu lassen macht schon eine ganze Menge aus (irgendwie ist mir sowas wie das hier über die Jahre gut in Erinnerung geblieben ^^).
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Laufzeit der Folgen. Von den Kreativen hört man stets positive Rückmeldungen über die Freiheiten, die Netflix den Filmemachern einräumt und die es bei herkömmlichen Sendern nicht gibt. Dazu zählt auch die extrem variable Episodenlänge. Ich hab nichts gegen mal fünf bis zehn Minuten mehr oder weniger, aber den Leuten ist nicht klar, dass so etwas auch Nachteile haben kann und das gilt umso mehr für eine Anthologie, die mit jedem Teil eine neue Geschichte erzählt. In Black Mirror reichen die Folgen von 40 Minuten bis hin zu anderthalb Stunden. Letztere sind regelrechte Spielfilme, kann man nicht anders sagen. Eine zeitliche Beschränkung hat oft aber eine ordnende Funktion die dafür sorgt, dass überflüssiger Filler rausfliegt und dass die Erzählungen zugänglicher und konziser sind. Schneller auf den Punkt kommen.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei mehreren Episoden zwar das Konzept mochte, aber mich trotzdem zwischendrin gelangweilt habe, weil so viel um den heißen Brei herumgeredet oder für inhaltlose, gemächliche Establishing Shots auf die Bremse getreten wurde, ohne dass viel von Bedeutung passierte. "Ausufernd" ist hier das passende Wort. Würde sich jeder Teil auf das Wesentliche konzentrieren, wäre es wesentlich angenehmer. Für größere Geschichten (Weiße Weihnachten, Von allen gehasst, USS Callister) könnte man immer noch Doppelfolgen draus machen. Die möchte ich anhand der Länge dann halt auch als Spielfilme werten, und da schneiden sie im Vergleich zur Konkurrenz selten gut ab. Hätte man lieber als vollwertige Filme ausbauen und ins Kino bringen sollen. Doch selbst die Einstünder hätten imho oft von 15 Minuten weniger stark profitiert!
Letztlich kommt es aber auch darauf an, was man sich von so einer Show erwartet. Ich mag zwar in Maßen Herausforderungen für meine Sehgewohnheiten, aber eine Serie die den Zuschauer nur permanent deprimiert und dabei eine Techno-Paranoia anheizt, die voll von widerlichen Charakteren ist und bloß immer und immer wieder das Schlechte im Menschen hervorhebt, das habe ich noch nie als gute Unterhaltung empfunden. Erinnert sich noch irgendjemand an die Community-Folge "App Development and Condiments", in der Menschen über eine neue App mit MeowMeowBeenz bewertet wurden xD ? Es will schon was heißen, wenn eine Comedyserie dieses Thema mit Humor tausendmal besser und erinnerungswürdiger in schlappen 22 Minuten rüberbringen kann, als zweieinhalb Jahre später die Black-Mirror-Episode "Abgestürzt", die mit identischem (man möchte fast sagen: geklautem) Inhalt über eine Stunde zugebracht hat aber sich selbst super ernst nahm und dazu noch auf die Starpower von Bryce Dallas Howard und Alice Eve zählen durfte.
Würde Black Mirror derzeit vielleicht 6/10 Punkten geben. Ein paar Folgen waren ziemlich spannend und gut, die meisten aber nicht. Als Alternative möchte ich dringend Philip K. Dick's Electric Dreams auf Amazon empfehlen. Die Serie ist Black Mirror zumindest meiner persönlichen Meinung nach in jeder Hinsicht weit überlegen und vor allem viel kreativer und abwechslungsreicher. Die Geschichten basieren auf den Werken von Philip K. Dick (vor allem seinen Kurzgeschichten) und regen einerseits zum Nachdenken an, machen aber auch mal schauerlichen Spaß oder sind angenehm seltsam. Die Wendungen hier sind viel prägnanter und oft doppelbödig, die ganze Realität wird dekonstruiert und nicht bloß bezüglich aktueller Entwicklungen der Teufel an die Wand gemalt.





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