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Thema: Now Watching - Post Apocalypse Edition in 48fps

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Wishlist (Stande S02E06) hat sich riiichtig coole Schurken aufgebaut. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so sehr over the top gehen, im besten Sinne. Insgesamt gefällt mir Staffel 2 gerade sehr viel besser als die erste. Bleibt aber eine deutsche Serie, was weiterhin manchmal sehr erfrischend und manchmal etwas anstrengend ist. ^^

  2. #2
    Dafür, dass Dunkirk so hart abgefeiert und mit Preisen überhäuft wurde, fand ich den gar nicht mal so gut :-/ Im Gegenteil! Zugegeben, ich bin ohnehin kein großer Fan von Kriegsfilmen. Und die Intention hinter diesem ist mir durchaus klar: Es ging ausschließlich um die rohe, intensive Erfahrung, hinter der alle individuellen Aspekte in den Hintergrund treten. Aber das funktioniert für mich nicht.

    Der Film hat praktisch keine Handlung, keine Charaktere und kaum Dialoge. Wenn mich dann auch noch das Thema nicht wirklich anspricht, ist das quasi das Todesurteil für ein jedes Kinoprojekt. Ganz ehrlich, Dunkirk empfand ich als extrem ermüdend und oft geradezu langweilig - obwohl die Spielzeit netterweise überschaubar bleibt (glaube es war Nolans kürzester Film bisher). Vor allem kam absolut NULL Spannung auf! Ja, richtig gelesen. Sorry, aber wie ich an anderer Stelle schonmal schrieb, müssen mich die Charaktere in irgendeiner Weise kümmern, um mich in das Geschehen hineinzuziehen. In Dunkirk erfährt man über die handelnden Personen so gut wie gar nichts, nichtmal die Namen... viele wirkten völlig austauschbar und waren mir daher komplett egal. Da kann die Situation noch so dramatisch aufgebaut sein.

    Tom Hardy zum Beispiel hatte eine merkwürdige Rolle. Minimale Screentime und musste die ganze Zeit bloß in einem Cockpit sitzen, wo man durch die Maske nicht einmal sein Gesicht sehen konnte. Frage mich, wie viele Millionen er für den lauen Job kassiert hat. Das hätte jeder Amateur ebensogut hingekriegt. Dabei waren die Dogfights in der Luft mit Abstand das Highlight des Films - so betrachtet also die Spezialeffekte. Davon bekommt man allerdings auch nicht allzu viel zu sehen.

    Natürlich wollte der Film möglichst realistisch sein, doch an manchen Stellen trägt dieser Ansatz ironischerweise dazu bei, dass die schwierige Lage, um die es schließlich geht, für mich als Zuschauer nicht greifbar wird. So ist etwa nicht ein einziges Mal ein Deutscher zu sehen (okay, bis auf zwei verschwommene Sekunden ganz am Ende), auch dann nicht, wenn das eigentlich gut hätte eingebaut werden können (wie in dem auf Grund gelaufenen Boot und den Schießübungen, oder ganz am Anfang in der Stadt) - der Feind bleibt absolut gesichtslos. Das mag ein netter dramaturgischer Kniff sein, aber kam mir zu gekünstelt rüber und hat das Gesamtwerk noch minimalistischer gemacht als ohnehin schon. In einem anderen Kontext käme ich damit gut klar oder fände das interessant, aber nun mangelt es in Dunkirk nicht nur an Handlung, Charakteren und Dialogen, sondern auch noch an einer klar definierten und beleuchteten Bedrohung. Es wirkt fast so, als seien nicht die Nazis der Gegner, sondern Kugeln und Explosionen aus dem unsichtbaren Reich, irgendwo im Hintergrund. Bliebe das die meiste Zeit so aber würde dann irgendwann gewaltsam hervorbrechen, das hielte ich für effektiv. So wie es hier dargestellt wird, fühlt es sich hingegen mehr an wie ein Monsterfilm, ohne darin je das Ungeheuer zu Gesicht zu bekommen. Wie Der Weiße Hai ohne Hai. Man wartet auf eine Konfrontation, aber alles bleibt indirekt.

    Eine weibliche Rolle hätte ich übrigens auch nicht schlecht gefunden. Meine ich ernst, das hat mir gefehlt. Abgesehen von ein paar Krankenschwestern im Hintergrund ist der Film eine reine Sausage Party. Auf den ersten Blick mag das historisch nachvollziehbar sein, aber auf den zweiten... Warum nicht auch mal die Perspektive von einer dieser besagten Krankenschwestern auf dem Schiff behandeln? Die haben schließlich auch versucht, zu helfen, zu überleben, von dort wegzukommen. Wäre imho ein faszinierender untypischer Blickpunkt gewesen, der das Ganze viel abwechslungsreicher gestaltet hätte. Naja.

    Ebenfalls kritisch sehe ich die Darstellung der Franzosen. Die kommen rüber wie inkompetente, feige und vor allem unwichtige Hunde. Es sind Alliierte, die dort zusammen mit den Briten gekämpft haben, also wäre es schön gewesen, wenn man davon etwas mehr mitbekommen hätte, beispielsweise mit einem Handlungsstrang am Verteidigungsring um die /in der Stadt - auch ein Ansatz, der mehr Dynamik hätte reinbringen können. Ohne die Franzosen wären die Briten am Strand wahrscheinlich draufgegangen und die Evakuierung gescheitert. Mir war nicht klar, dass es in den Ereignissen um Dunkirk nur um Briten ging und nicht mindestens auch um Franzosen und deren Heimat - wenn das eine Message des Films sein soll, halte ich das für höchst problematisch.

    Der Soundtrack von Zimmer besteht nur aus einer Tonkulisse, die einem Uhrenticken gleich Spannung erzeugen soll. Dieser Versuch verpuffte bei mir jedoch wie gesagt ob der schwammigen Bedrohung im Hintergrund und den blassen Pseudo-Charakteren. Melodien oder erkennbar wiederkehrende Themen sucht man vergebens. Schade.

    Es gibt zwei oder drei Dinge, die ich sehr gelungen fand. Das waren erstens die Production Values und damit in Verbindung stehend die Liebe zur Authentizität. Es wurde viel Wert darauf gelegt, Kulissen, Kostüme, Waffen und Boote entsprechend der historischen Vorbilder zu zeigen und selbst einzelne Situationen sind Augenzeugenberichten nachempfunden. Überhaupt ist der Film wie immer bei diesem Regisseur souverän gemacht und technisch einwandfrei. Darüber hinaus war die Komprimierung der Zeit meisterhaft. Drei Ebenen - eine Woche, ein Tag, eine Stunde - verschmelzen in dem Film ineinandergeschnitten zu einem kohärenten Ganzen.

    Insgesamt für mich mit Abstand Nolans schwächste Arbeit bisher. Zumal er ja auch für das Drehbuch verantwortlich war. Konnte mich diesmal überhaupt nicht mitreißen. Seinen Filmen wurde ja schon oft vorgeworfen, dass sie zu kalt und gefühllos-berechnend-distanziert seien. Bei den meisten seiner Projekte würde ich dem nicht unbedingt zustimmen, auch wenn ich weiß, was die Leute damit meinen, und schiebe das eher auf stilistische Präferenzen. Aber auf Dunkirk trifft dieser Mangel sowas von zu, es tut beinahe weh! Style over Substance wird groß geschrieben. Der Film ist mehr eine leidenschaftslose Dokumentation und Meditation als ein Spielfilm. Kann mir lebhaft Historiker-Kommentare als alternative Audiospur dazu vorstellen, und das Traurige daran ist: Es wäre dadurch garantiert ein besserer und gehaltvollerer Film.

  3. #3
    Ich kann deinen Bericht 1:1 zu unterschreiben Enkidu. Für mich, der ein sehr großer Nolan-Fan ist, war der Film eine große Enttäuschung. Ich dachte sogar mit Dunkirik versucht sich Nolan mal einem "normalen" Film, und lässt seine Mindfuck-Ideen im Keller liegen. Letzteres hat er auch getan (auch wenn er wieder drei Zeitebenen eingebaut hat), aber ein gewöhnlicher Film ist Dunkirk trotzdem nicht geworden. Ich bezweifle das Nolan solch einen Film überhaupt kann. Heraus kam, wie du schon geschrieben hast, ein Film ohne Charaktere, ohne Spannung und ohne Handlung. Selbst der Ton hat mich nur genervt, vielleicht funktioniert dieses Uhr-Ticken im Kino besser, aber daheim nur störend. Gegen das Genre habe ich nichts, bin ein Fan von Filmen wie Hacksaw Ridge oder Prisoners of War, aber vom Krieg hat man hier sowieso kaum etwas gesehen. Ich hoffe, dass Dunkirk bei der diesjährigen Oscar-Verleihung keinen einzigen Award gewinnt - das hat er nämlich in meinen Augen nicht verdient. Nolan, bleib bei deinen Leisten.

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