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Deus
Gestern auf Amazon The Huntsman and the Ice Queen geschaut. Hatte nach den vernichtenden Kritiken schlimmeres befürchtet. Gut war der Film nicht, doch als Fantasy-Fan fand ich, dass es als passable Durchschnitts-Unterhaltung funktioniert hat und durch seine weitgehende Linearität und Losgelöstheit von der Schneewittchen-Story wesentlich zugänglicher war als der style-over-substance Vorgänger mit seinen unpassenden und/oder geklauten Szenen, seinem chaotisch-schlechten Drehbuch und einer schwachen Hauptdarstellerin. Der Nachfolger dagegen ist zwar nichts besonderes, aber erreicht wenigstens die Minimal-Anforderungen.
Es handelt sich sowohl um ein Prequel, als auch um ein Sequel. Nach der langen Anfangssequenz, welche die Eiskönigin und die Hintergrundgeschichte von HANS MAN beleuchtet, gibts einfach einen zeitlichen Schnitt und die Geschichte des Vorgängers wird übersprungen. Wobei der Erzähler aus dem Off am Anfang recht blöd war. Größte Stärke des Films ist vermutlich die Star Power: Mit gleich drei talentierten und schönen Frauen in wichtigen Rollen - Charlize Theron, Jessica Chastain und Emily Blunt - sowie Chris Hemsworth als Titelfigur Eric der Jäger oder besser gesagt HANS MAN und Nick Frost in einer Nebenrolle, wurde da einiges aufgefahren. Außerdem gelungen waren die meisten der stylishen Kulissen und Effekte und nicht zu vergessen der Soundtrack, der wieder von James Newton Howard komponiert wurde.
Obwohl die Struktur in Ordnung geht, hat auch dieser Film einige Skript-Mängel. Da wären unter anderem die schwachen Dialoge, die zwischenzeitlich auch vor stumpfen Beleidigungen nicht Halt machen und natürlich kaum zu einem Märchen passen. Oder die uralten Klischees, die im Laufe der Handlung und in übertriebener Darstellung mal wieder aneinandergereiht werden. Ferner ist die Verbindung zum ersten Teil nicht immer gelungen: Einerseits schön, dass die Verantwortlichen die Geschichte frei weiterspinnen, andererseits fällt auf, dass sie die immer wieder erwähnte aber eben (außer in einer kurzen Rückblende-Einstellung von hinten) nicht gezeigte Schneewittchen vermutlich gerne richtig und besser integriert hätten. Schätze, dazu ließ sich Kristen Stewart nicht erweichen.
Was mich wie schon in "Snow White and the Huntsman" abermals tierisch genervt hat, war die grauenvolle deutsche Übersetzung. Ich bin normalerweise der erste, der sagt, dass man nicht unbedingt jeden Begriff und Namen eindeutschen muss und das nicht immer gut klingt. Aber dieser Film zeigt erneut, wie peinlich es werden kann, wenn man das Gegenteil tut und Namen mit traditionell verwurzelter Entsprechung in einer deutschen Synchronisation einfach englisch belässt! Ein Märchenfilm ist einfach kein Platz für sowas. Warum nicht Schneewittchen anstatt Snow White? Warum nicht Eiskönigin anstatt Ice Queen? Warum nicht Jägersmann anstatt HANS MAN? Sollte das irgendwie cool wirken? Wenn man so einen Sprachen-Mix andauernd hört, stört das gehörig die Immersion. Zumindest geht es mir so.
Unterm Strich ein überraschend und erfrischend geradliniger, simpler und anspruchsloser Fantasyfilm mit ein paar guten Darstellern, Szenen und Production Values in einer wieder relativ oberflächlich bleibenden Geschichte (die wenigen Wendungen ahnt man übrigens immer schon ne Stunde im Voraus) mit dummen Dialogen und vielen Genre-Klischees. Eigentlich ganz nette Unterhaltung für Zwischendurch und dem Vorgänger eben gerade dadurch leicht überlegen, dass hier etwas kleinere Brötchen gebacken werden, was besser zu dem Stil passt. Erwartet aber nicht zu viel Action oder Spannung, es sind einige Längen vorhanden. Dringende Empfehlung, anstatt auf deutsch die englische Originalfassung zu gucken, falls verfügbar. Es gibt eine Extended-Fassung, die wenige Minuten länger läuft. Dazu kann ich nix sagen, habe nur die Kinoversion gesehen. Vermute aber, dass der Unterschied nicht gravierend ist. 6/10
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